Nachsaison - Doris Gercke - E-Book
SONDERANGEBOT

Nachsaison E-Book

Doris Gercke

0,0
5,99 €
1,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der zweite Fall der Kultermittlerin Bella Block jetzt neu im eBook! Ein idyllisches Küstendorf im Würgegriff der Camorra … Bella Block, Ex-Kripo-Beamtin, hat sich aus der Tretmühle des Polizeidienstes verabschiedet und finanziert ihr Leben mit privaten Ermittlungen. Als sie ein Blankeneser Geschäftsmann engagiert, um seine Frau in Italien beschatten zu lassen, lässt sich Bella nicht lange bitten – ein Routinefall mit ein paar bezahlten Tagen unter südlicher Sonne ist ganz nach ihrem Geschmack. Doch schon bald muss die Ermittlerin erkennen, dass hinter der Fassade eines neapolitanischen Küstendorfs die Mafia ihre Fäden zieht: Immer mehr junge Frauen verschwinden aus der Region, und die Bevölkerung schweigt, aus Angst, selbst von den Männern in Schwarz abgeholt zu werden. Doch diese haben ihren Plan ohne die unerschrockene Privatermittlerin gemacht … »Doris Gercke ist die Grande Dame des politischen Krimis.« NDR Der zweite Fall der legendären Kommissarin Bella Block, der unabhängig gelesen werden kann – ein bitterböser Kriminalroman für die Fans von Andrea Camilleri. In Band 3 reist Bella nach Moskau – und versucht eine Serie von Giftanschlägen auf Prostituierte zu vereiteln …

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 153

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über dieses Buch:

Bella Block, Ex-Kripo-Beamtin, hat sich aus der Tretmühle des Polizeidienstes verabschiedet und finanziert ihr Leben mit privaten Ermittlungen. Als sie ein Blankeneser Geschäftsmann engagiert, um seine Frau in Italien beschatten zu lassen, lässt sich Bella nicht lange bitten – ein Routinefall mit ein paar bezahlten Tagen unter südlicher Sonne ist ganz nach ihrem Geschmack. Doch schon bald muss die Ermittlerin erkennen, dass hinter der Fassade eines neapolitanischen Küstendorfs die Mafia ihre Fäden zieht: Immer mehr junge Frauen verschwinden aus der Region, und die Bevölkerung schweigt, aus Angst, selbst von den Männern in Schwarz abgeholt zu werden. Doch diese haben ihren Plan ohne die unerschrockene Privatermittlerin gemacht …

Über die Autorin:

Doris Gercke, 1937 in Greifswald geboren, ist eine der bekanntesten Krimi-Autorinnen Deutschlands. Berühmt wurde sie durch ihre Reihe um die Kultermittlerin Bella Block, im ZDF verfilmt mit Hannelore Hoger in der Titelrolle. Auf der Criminale 2000 erhielt sie den »Ehrenglauser« für ihr Gesamtwerk. Doris Gercke lebt in Hamburg.

Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre 17-teilige Reihe »Ein Fall für Bella Block«. Folgende Fälle sind als Hörbücher bei Saga Egmont erschienen: »Du musst hängen«, »Das lange Schweigen«, »Schlaf, Kindchen, schlaf« und »Das zweite Gesicht«.

***

eBook-Neuausgabe Januar 2025

Copyright © der Originalausgabe 1988 by Doris Gercke

Copyright © der Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von Shutterstock/schankz, Galan Lysenko und AdobeStock/2rogan

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (mm)

ISBN 978-3-98952-639-6

***

dotbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, einem Unternehmen der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13, 4 Millionen Euro unterstützt: www.egmont.com/egmont-foundation. Danke, dass Sie mit dem Kauf dieses eBooks dazu beitragen!

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit gemäß § 31 des Urheberrechtsgesetzes ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

Sind Sie auf der Suche nach attraktiven Preisschnäppchen, spannenden Neuerscheinungen und Gewinnspielen, bei denen Sie sich auf kostenlose eBooks freuen können? Dann melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an: www.dotbooks.de/newsletter (Unkomplizierte Kündigung-per-Klick jederzeit möglich.)

***

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Nachsaison«an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

***

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

www.instagram.com/dotbooks

blog.dotbooks.de/

Doris Gercke

Nachsaison

Ein Fall für Bella Block 2

dotbooks.

Kapitel 1

Sie nahmen ihn einfach mit. Entgegen ihrer Gewohnheit suchten sie den Laden seiner Eltern zuletzt auf. Einige ahnten deshalb, dass etwas Unangenehmes bevorstand, und blieben von der Straße weg.

Sie betraten die Küche, in der der Fernseher lief. Tu was, sagte die Frau.

Sie sah den Mann an. Der Mann wandte sich um und warf einen Blick auf die Burschen an der Tür. Dann sah er wieder auf den Bildschirm.

Sie hatten die Tochter gehabt, und sie würden den Sohn mitnehmen. Man musste etwas tun.

Tu was, sagte sie noch einmal.

Der Mann verließ die Küche, ohne ein Wort zu sagen. Im Licht des Fernsehers sah sein braunes Gesicht bläulich aus.

Sie ließen dem Jungen den Vortritt. Im Hinausgehen schlug der Dunkle die Frau, die versucht hatte, ihnen zu folgen.

Als sie zusammen mit dem Jungen aus dem Laden kamen, war die Straße verlassen. Auch später kam an diesem Abend niemand mehr vor die Tür.

Sie gingen mit dem Jungen die Straße bis zum Ende und an den Strand. Er sah sich nicht um, wozu, es würde ihm niemand helfen. Zwischen ihnen wurde nichts besprochen. Nur einmal sagte der Blonde:

Mach das Maul auf.

Der Junge fiel in den Sand. Sie suchten ein Brett und schoben es ihm unter die Schulter. Die Plastiktüte mit dem Arm legten sie seinen Eltern vor den Laden. Dann fuhren sie weiter. Es war etwa 22.00 Uhr. Das Dorf war leer.

Die Frau schrie den ganzen Tag und noch die folgende Nacht. Dann hörte sie auf. Sie hatten die Tochter zerstört, den Sohn getötet und sie dazu gebracht, ihren Mann zu verachten.

Angemessenes Schreien wäre sowieso nicht möglich gewesen.

Kapitel 2

Ich möchte, dass du heute um vier fertig bist, Carlos. Bella stand mit dem Rücken zum Zimmer und sah aus dem Fenster auf den toten Hafen. Elbaufwärts kam langsam ein mit Containern beladener Frachter heran. Die langsame Fahrt, die glatten Schiffswände und die hoch aufgetürmten Container verstärkten den leblosen Eindruck der Hafenlandschaft.

Es ist gleich vier.

Seine Stimme klang enttäuscht. Er hatte eine weiche, dunkle Stimme und sprach ein wunderbares Spanisch.

Ich weiß, Carlos. Stell das Tablett auf den Schreibtisch und nimm zwei Gläser, bitte.

Bellas Spanisch war schnell besser geworden. Sie beglückwünschte sich noch immer zu der Idee, Carlos angestellt zu haben.

Vor ein paar Monaten hatte sie das Haus gefunden; eine winzige »Villa«, in Wirklichkeit eine Bruchbude am Elbhang. Sie hatte das Haus möbliert gemietet. Niemals, so hatte sie sich geschworen, würde sie wieder eigene Möbel oder ein eigenes Haus besitzen.

Es war ihr schwergefallen, das schöne, alte Haus in Roosbach aufzugeben. Als der Makler, dem sie den Verkauf des Hauses samt Inventar übergeben hatte, zu einer ausführlichen Beschreibung der Käufer ansetzte, hatte sie ihn unterbrochen. Sie wollte sich niemand anders dort vorstellen. Es war ganz deutlich, dass sie eine Wunde davongetragen hatte – eine überflüssige, wie sie fand –, die sie sich freiwillig nie wieder zufügen lassen wollte.

Die Idee, einen Spanier einzustellen, der ihr die unangenehme Hausarbeit abnahm, war ihr während des Einzugs in das neue Haus gekommen. Sie hatte mit zwei Schrankkoffern, die ihre gesamte Habe enthielten und auf dem gebrauchten Polizeiporsche festgemacht waren, ziemlich lange an der Kreuzung warten müssen. Ein Demonstrationszug blockierte den Verkehr. Die fröhliche Gruppe spanischer Arbeiter, die ihr aus dem Zug zugewinkt hatten, war ihr wieder eingefallen, als sie dann in dem neuen Haus zwischen den verstaubten Möbeln gesessen hatte.

Gleich am nächsten Tag hatte sie im örtlichen Anzeigenblatt eine kleine Annonce aufgegeben: Spanier für Hausarbeiten gesucht. Vier Männer hatten sich in den folgenden Tagen bei ihr vorgestellt. Sie hatte Carlos genommen, weil er am wenigsten Deutsch sprach. Jetzt kam er schon seit fünf Monaten. Das Haus war inzwischen sauber, die alten, schwarz-braunen Möbel glänzten, das bunte Glas der kleinen Lampen leuchtete, die Fensterscheiben waren durchsichtig und Bellas Spanisch wieder ganz passabel.

Jedenfalls, dachte sie, reicht es, um das Schild an der Haustür ein weiteres Mal zu rechtfertigen. Sie hatte es anfertigen lassen, noch bevor sie eingezogen war. Carlos’ erste Aufgabe war es gewesen, das Ding anzubringen.

B. BLOCK. Nationale und internationale Ermittlungen stand in schwarzer Schrift auf weißer Emaille. Sie hatte Carlos gebeten, das Schild nicht zu putzen. Inzwischen sah es aus, als sei es beim Bau des Hauses vor etwa achtzig Jahren dort angebracht worden.

Hinter ihr stellte Carlos das Tablett mit den zwei Gläsern und der Wodkaflasche auf den Schreibtisch. Bella lächelte ihm freundlich zu.

Auch das Eis, bitte, Carlos.

Sie gab sich große Mühe, ihm die Arbeit so angenehm wie möglich zu machen, denn sie hatte schnell gemerkt, dass er sich mit der Rolle des Aufwartemannes zu viel zugemutet hatte. Seine unglückselige Erziehung zur »Männlichkeit« stand ihm dauernd im Wege. Er ging noch einmal hinaus.

Der Frachter war inzwischen elbaufwärts verschwunden. Eine kleine, weiße Barkasse überquerte die Elbe in Richtung Finkenwerder. Unter dem offenen Dach stand ein einzelnes Pärchen an der Reling. Der Schal des Mannes flatterte im Wind.

Carlos klirrte mit den Eiswürfeln. Sie wandte sich um. Er hatte sich inzwischen umgezogen. In der eleganten, weiten Hose und dem schwarzen Leinenjackett hätte er in jede bessere Modeanzeige gepasst. Bella hatte ihn im Verdacht, dass er sein sauer verdientes Geld ausschließlich zu den Herrenausstattern im Hanse-Viertel trug.

Auf Wiedersehen, Carlos.

Er lächelte freundlich, und sie bewunderte nicht nur seine Erscheinung, sondern auch dieses Lächeln. Es musste ihn eine Menge Kraft kosten.

Wir sehen uns in einer Woche?

Ja, natürlich.

Bella lächelte freundlich zurück. Carlos hob leicht die Hand, wandte sich um, und kurz darauf hörte sie ihn die Haustür sorgfältig und leise hinter sich ins Schloss ziehen. Sie ging an den Schreibtisch, goss ein wenig Wodka in eins der Gläser, tat drei Eiswürfel dazu und stellte sich wieder ans Fenster. Auch die Barkasse war jetzt verschwunden. Der Himmel war grau, das Wasser des Flusses war grau, die Blätter der alten Kastanie, die am Hang über ihrem Haus stand, segelten gelb am Fenster vorbei. Bella hob das Glas und trank ihnen zu. Sie konnte sich nicht erinnern, dass es ihr jemals so gut gegangen war wie in den Monaten, seit sie den Polizeidienst aufgegeben hatte.

Als es an der Haustür klingelte, stellte sie das Glas auf die Fensterbank und ging, um zu öffnen.

Es war nicht Beyer.

Vor ihr stand eine sehr junge, sehr elegante Frau, die sofort an ihr vorbei durch den Hausflur ging und sich neben den Schreibtisch setzte. Bella blieb nichts anderes übrig, als der Frau zu folgen. Sie ging zurück ans Fenster, nahm ihr Glas wieder in die Hand und lehnte sich mit dem Rücken an die Fensterbank. Niemand sagte etwas.

Die Frau sah mit interessiertem Blick auf das zweite Glas auf dem Tablett, und als Bella ihr zunickte, stand sie auf und goss sich einen kräftigen Schluck Wodka ein. Sie tat das weder hastig noch zögernd, sondern so normal, als säße sie unbeobachtet bei sich zu Hause vor dem Fernseher und wäre dabei, sich ihre abendliche Dröhnung zu besorgen. Überhaupt ging von ihr eine unerhörte Selbstsicherheit aus. Und wenn man davon absah, dass es vielleicht etwas ungewöhnlich war, dass eine kaum Zwanzigjährige nachmittags um vier mit der größten Selbstverständlichkeit Wodka aus einem Wasserglas trank, war eigentlich alles an ihr in Ordnung. Bella lächelte ihr zu, sie lächelte zurück.

Wir ...

Das Wort hing eine Weile im Raum. Anscheinend wollte sie warten, dass es wieder verschwand, denn es war offenbar nicht das Richtige gewesen. Bella hatte die Vorstellung von einem hellblauen Wortwölkchen, das sich langsam in Luft auflöste, und wartete geduldig, bis nichts mehr davon zu sehen war.

Ich habe Ihre Anzeige gelesen. Bevor ich Ihnen nähere Einzelheiten erzähle, wäre eine Grundsatzfrage zu klären. Wie viel nehmen Sie, um jemanden beiseite zu schaffen?

Bella dachte nach. Über ihren Kontostand, die beiden Aufträge, die sie seit Mai gehabt hatte, und ihren Lebensunterhalt. Um ein Jahr angenehm leben zu können, wären sechzigtausend nicht schlecht gewesen.

Ich bringe keine Leute um, sagte sie, ging an das Tablett, goss sich noch einen Wodka ein und setzte sich hinter den Schreibtisch.

Ich verstehe das, sagte die Kleine verständig. Wenn es so einfach wäre, würde ich es selbst machen. Sie müssen nur wissen, ich habe überhaupt keine Erfahrung in solchen Sachen. Mir wäre schon lieber, wenn Sie die Geschichte erledigen würden.

Muss es denn unbedingt Mord sein?

Bella gefiel die Frau noch immer. Sie sprach von Mord wie andere Frauen vom Wäschewaschen. Das war sehr unwirklich und gleichzeitig sehr real.

Ich denke schon, sagte das Mädchen, und sah dabei sehr jung und unschuldig aus und nur ein ganz kleines bisschen durchtrieben.

Wissen Sie, ich könnte ihn verlassen. Aber der Nächsten würde es ebenso gehen wie mir, und damit wäre niemandem gedient. Und, ich will ganz offen sein, gewisse geschäftliche Interessen meinerseits scheinen mir bei dieser Lösung auch am besten gewahrt.

Bella betrachtete aufmerksam die Veränderung, die bei den letzten Worten auf dem Gesicht ihrer Gesprächspartnerin vor sich gegangen war. Trotz der gestelzten Sprache sah sie plötzlich ziemlich billig aus. Bella fand sie mit einem Mal zu stark geschminkt, und ihre Stimme hatte einen zynischen Unterton bekommen. Sie erinnerte Bella an bestimmte intelligente Bardamen in bestimmten Etablissements, die sie während ihrer Arbeit als Polizistin manchmal aufgesucht hatte, um verschwundene minderjährige Mädchen zu suchen. Diese Frauen waren nie um eine ausweichende Antwort verlegen. Und wenn man sie in die Enge trieb, erzählten sie eine rührselige Geschichte von einem Vater oder Onkel oder Bruder, der sie vergewaltigt hatte. Was sie offenbar nicht daran hinderte, andere Mädchen in den von ihnen verwalteten Etablissements vergewaltigen zu lassen und damit so viel Geld zu verdienen, dass sie sich in den gleichen teuren Boutiquen einkleiden konnten wie ausgehaltene Freundinnen gut verdienender Ehemänner.

Es klingelte zum zweiten Mal an der Haustür. Warten Sie bitte einen Augenblick, sagte Bella und ging, um Beyer die Tür zu öffnen. Sie hatte sich das Wiedersehen ein bisschen anders vorgestellt.

Bitte, geh einen Moment nach oben, sagte sie leise. Sie zeigte auf die schmale, steile Treppe.

Mein Besuch ist gleich verschwunden.

Die junge Frau saß noch immer neben dem Schreibtisch. Das Glas hatte sie abgestellt. Es war leer. Bella hatte keine Lust mehr, sich mit ihr zu unterhalten.

Es tut mir leid, sagte sie. Sie müssen jetzt gehen. Und wenn ich Ihnen raten darf, dann versuchen Sie es trotzdem mit Verlassen. Es ist auf jeden Fall billiger.

Das würde ich nun gerade nicht sagen.

Die Frau lächelte.

Sie trug sehr teure, leuchtend grüne Schuhe und das raffinierteste dunkelblaue Kostüm, das Bella je gesehen hatte. Ihren Hals zierte eine feine Platinkette, deren verschlungenes Muster sich auf dem Ring an ihrer linken Hand wiederholte.

Unser Geschäft wäre zu Ihrem Vorteil gewesen. Aber so ... Bitte, vergessen Sie meinen Besuch.

Ich sagte schon, antwortete Bella, ich bringe keine Leute um. Und Sie sollten ebenfalls die Finger davon lassen.

Ciao.

Die Kleine stand auf und ging. An der Tür drehte sie sich noch einmal um und sah auf Bellas Füße.

Sie haben wunderschöne Füße, sagte sie. Ich würde den Nagellack eine Idee heller wählen, das macht sie noch schöner.

Die Tür fiel ins Schloss, und zurück blieb ein zarter Duft nach Blankenese mit einer nicht ganz unbekannten Beimischung, die Bella nachdenklich stimmte.

Das Eis in der Schale war geschmolzen. Sie trug das Tablett in die Küche, stellte zwei saubere Gläser darauf und füllte die Schale mit neuen Eisstücken. Dann ging sie zurück ins Wohnzimmer und setzte sich in den alten, ledernen Sessel, in dem vor ihr wahrscheinlich ein Kapitän seinen Lebensabend verbracht hatte, auf die Elbe sehend, Kautabak kauend und allein; was sie aus dem Zustand schloss, in dem sie das Haus übernommen hatte. Auf dem Fluss mühte sich ein später Segler. Seine gelbe Öljacke leuchtete über dem Wasser. Es wurde früh Herbst in diesem Jahr. Bella meinte, den Geruch von Herbst durch das geschlossene Fenster wahrzunehmen. Aber vielleicht sollte sie nachsehen, weshalb Beyer nicht auftauchte. Er musste doch gehört haben, dass die Frau gegangen war.

Bella stand auf und stieg die Treppe hinauf. Unter dem Dach befand sich ein einziger Raum, von dem das Bad abgeteilt war. In dem riesigen Bett, das fast so breit war wie die Giebelwand mit den kleinen Fenstern, lag Beyer und schlief. Er hatte seine Sachen sorgfältig über einen Sessel gehängt. Obenauf lag die Dienstpistole. Während sie sich leise auszog, betrachtete sie ihn. Er sah sehr jung aus und ein bisschen erschöpft. Als sie vorsichtig zu ihm ins Bett kroch, öffnete er die Augen, ohne sich zu bewegen, sah sie an und lächelte.

Deine Haare sind noch grauer geworden.

Für den Anfang werde ich erst mal deine Schultern küssen, sagte sie und legte sich auf ihn.

Er ging am Morgen gegen sechs, glücklich und unausgeschlafen. Bella schlief bis zum Mittag. Dann holte sie die Milchflasche, die beiden Brötchen und die Zeitungen herein. Sie deckte sorgfältig den Frühstückstisch auf einer Ecke des Schreibtisches und begann die Zeitung zu lesen.

Der israelische Staatspräsident hatte die Auffassung geäußert, die Idee, zwischen Palästinensern und Israelis bestehe ein Konflikt, sei eine Erfindung. Wenige Zeilen darunter wurde darüber informiert, dass bisher zweihundertfünfzig Palästinenser, zum größten Teil Kinder und Jugendliche, von israelischen Soldaten getötet worden waren. Im Wirtschaftsteil fanden sich einige Angaben über die Höhe der Umsätze in der Porno-Industrie und der Hinweis, dass ein Viertel der Stahlarbeiter, zur Zeit Titelseiten-Thema, sich inzwischen »heimlich« einen anderen Arbeitsplatz besorgt hätte.

Gesegnet sei das System, dachte sie, das jedem Arbeit bietet. Stahlarbeitern, jedenfalls einem Viertel, Porno-Produzenten – die produzieren für den Rest, damit der sich nicht langweilt – und Revolutionären, die haben wenigstens noch eine Perspektive. Irgendwann wird sie schon kommen, die Revolution.

Sie legte die Zeitung beiseite, weil sie keine Lust hatte, sich die gute Laune verderben zu lassen. Automatisch griff sie nach der neben der Kaffeetasse liegenden Lokalzeitung und blätterte darin herum. Tennisspielende Albinos und säulenbeinige Fußballspieler interessierten sie nicht. Aber diesmal war die Sportseite aus einem anderen Grund interessant. Unter der Rubrik »Lokalsport« prangte das Foto zweier Tennisspielerinnen. Die linke war eindeutig die junge Frau, die gestern versucht hatte, sie für einen Mord zu engagieren. Aufmerksam las Bella den Text unter dem Foto: »Karen Arnold (links) gewann am Wochenende in einem spannenden Spiel das Dameneinzel in der diesjährigen Meisterschaft des TuS Blankenese. Ihre Gegnerin ...« Bella betrachtete das Foto genau. Ein Irrtum war nicht möglich. Genauso selbstsicher und elegant, wie sie ihr gestern gegenübergesessen hatte, lächelte sie jetzt aus dem Bild.

Der Tennisclub galt als sehr zurückhaltend in der Aufnahme von Mitgliedern. Praktisch gab er seine Zurückhaltung erst bei einem Jahreseinkommen von 100 000 DM auf. Bella konnte sich nicht erinnern, einen Ehering an der Hand der Frau gesehen zu haben. Ihr Freund hatte offenbar Geld. Sie nahm das Telefonbuch zur Hand, suchte unter dem Namen Arnold und fand ihn mit der dazugehörigen feinen Adresse.

Eine merkwürdige Frau, dachte sie. Es fehlt ihr an nichts, und sie plant einen Mord.