5,49 €
Die Schleiereule, die im Schuppen der Großmutter brütet, ist bedroht. Die neunjährige Enkelin Luise und ihre Freundin Helga erleben allerhand nächtliche Abenteuer. Luise ist wild entschlossen, ihrem Tier gegen alle Widerstände zu helfen. Dieses Buch ist geeignet für Kinder ab 9 Jahren. Es ist spannend und spricht besonders Kinder an, die denen der Schutz der Natur am Herzen liegt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 48
Veröffentlichungsjahr: 2018
ICH WIDME DAS BUCH EMIL UND ANNE
April 2018
Kapitel: „Sie hatte Flügel, so groß wie zwei Betttücher!“
Kapitel: Kannst Du mir ein Heilkraut besorgen?
Kapitel: Lass die SChleiereule leben!
Kapitel: Du hast die ganze Nacht im Schuppen gesessen?
Kapitel: Dann sieht sie eben die Eule nicht!
Kapitel: „Mir hinterher!“, rief die Eulenretterin
Kapitel: Mach doch alles selber, du Neunmalschlaue!
Kapitel: Sepp stiehlt nie!
Kapitel: Du hast ihn zu Unrecht verdächtigt!
Kapitel: Es züngelte eine gar nicht so kleine Flamme empor
Kapitel: Keine Lügen, nichts als die reine Wahrheit!
Kapitel: Wer anderen eine Grube gräbt fällt selbst hinein!
Jetzt durfte die neunjährige Luise endlich mal ohne ihre drei Geschwister vier Wochen alleine bei ihrer geliebten Großmutter und Tante Maritta sein.
Sie lebten in dem riesigen Holzhaus, direkt in der Nähe des wilden Kaisergebirges in Bayern. Wie liebte Luise diese Gegend, die saftig grünen Wiesen ums Haus der Großmutter, das heisere Geschrei der Krähen. Sie liebte das hügelige Hinterland mit seinen Hecken, den mächtigen alten Eichenbäumen und den Wiesen, die vom Blöken der Schafe belebt wurden. Dahinter erhob sich das Kalkgebirge in den Himmel. Und nun, gerade jetzt, wo Luise vier Wochen genießen wollte, war die Großmutter gefährlich erkrankt. Der Arzt verschwand gerade mit sorgenvoller Miene in ihrem Schlafzimmer und kam mit noch sorgenvollerem Gesicht wieder heraus. Tante Maritta wich ihrer Schwester nicht von der Seite. Luise fühlte sich entsetzlich verloren ohne die Fürsorge der beiden alten Damen. Außerdem war ihre Sorge um das Wohl der Großmutter so groß, dass sie es kaum aushalten konnte.
Da beschloss sie, den beiden eine Freude zu machen. Sie wollte Holzscheite aus dem Schuppen vis a` vis des Holzhauses holen, damit Tante Maritta beim Anmachen des Kachelofens am Morgen weniger Arbeit hatte. Leichtfüßig, aber mit schwerem Herzen, schritt das Kind in Richtung des Holzvorrates. Luise stellte den Korb ab und öffnete mit beiden Händen das Schuppentor. Just in diesem Moment erblickte sie über sich zwei riesige weiße Schwingen, so dass sie erschrocken zur Seite wich, dabei den Arm schützend über ihr Gesicht hielt und dem lautlosen Tier nachschaute. Es verschwand in einem nahen Eichenbaum und sie konnte es nicht mehr erkennen. Angstvoll und zugleich voller Bewunderung schaute sie diesem mächtigen Tier nach. Sie hielt die Luft so lange an bis sie es nicht mehr zu erkennen vermochte. Mit zitternden Händen räumte sie ein paar Holzscheite in den Korb, rannte zurück zum Hauseingang, wohlweislich ließ sie das Schuppentor offen, damit das Tier auch wieder hinausfinden würde. Sie lief die hölzerne knarrende Treppe empor und klopfte aufgeregt an der Tür die Großmutter an. Sie wurde freundlich hereingebeten und rief mit erhitztem Gesichtchen: „Großmutti, Tante Maritta, ich habe im Schuppen eine weiße Eule gesehen, die hatte Flügel, die waren so groß wie dein Betttuch!“ Sie streckte die Arme weit auseinander, um ihre Beschreibung zu verstärken. Der Großmutter, die zuvor kraftlos in ihrem Bett gelegen hatte, huschte ein Lächeln über das Gesicht und sie antwortete:„ Liebes Kind! Was hast du für eine lebhafte Fantasie! Du solltest Schriftstellerin werden!“ Das Mädchen wurde rot bis hinter beide Ohren und rief: „Und es war eine Eule. Ich hab sie genau gesehen!“ Tante Maritta mischte sich ein und sagte: „Herr Schmorantzer vom Haus nebenan hat mir kürzlich gesagt, dass eine Schleiereule in unserem Schuppen gesichtet worden wäre. Vielleicht hat Luischen ja Recht!“ Luise nickte mit dem ganzen Körper: „Ja, es war bestimmt die Schleiereule und ich habe sie gesehen!“ Dann sagte sie mit dem Schwung, den Kinder haben: „Ich geh mal runter und schau, ob sie zurückgekommen ist!“ Flugs war sie aus der Tür hinaus und sprang, zwei bis drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinab. Tante Maritta rief ihr nach:„ Aber wenn es dunkel wird, musst du raufkommen!“ „Ja, mach’ ich!“, schrie Luise. Die Tür fiel ins Schloss und schon war sie am Eingang des Schuppens.
In dem nach Holz duftenden riesigen Raum nahm sie auf dem Hauklotz Platz, den Herr Schmorantzer immer benutzte, um das Holz zu hacken. Daneben lagen noch einige Holzscheite auf dem Boden und warteten darauf, ordentlich an der Schuppenwand aufgeschichtet zu werden.
Man hätte diesem lebhaften Kind gar nicht zugetraut, dass es so lange ruhig auf einer Stelle ausharren könnte. Aber Luise konnte das. Sie saß hingebungsvoll, ihre Eule erwartend, auf dem Hauklotz und hampelte noch nicht einmal mit den Beinen, die sonst immer in Bewegung waren. Still und voller Erwartung saß sie auf derselben Stelle und harrte gespannt auf das Wiederkehren des großen geflügelten Tieres. Die Dämmerung fiel ins Land und Luise hatte schon Angst, sie würde gleich von Tante Maritta hereingerufen. Die herabfliegende Eule würde erschrecken und all ihr Warten wäre umsonst gewesen. Aber, tröstete sie sich, es war noch nicht dunkel. Tante Maritta hatte nicht gesagt, sie müsse vor der Dämmerung nach Hause kommen.
Ihre Geduld wurde belohnt. Der Eingang verdunkelte sich, sie bemerkte ein leises Vorbeistreichen von großen Flügeln und sie erblickte die Schleiereule. Sodann schwebte sie vorbei an einem großen Sparren und landete hinter einer Holzwand, hinter der in früheren Zeiten Heu gelagert worden war. Luise hörte ein leises Zischen und heiseres Stöhnen oder war es ein Piepen? Bald danach verschwand die weiße Eule wieder draußen in der Dunkelheit. Oh je, es war dunkel! Sie hatte die Zeit vergessen. Luise sprang auf, die Schuppentüre wohlweislich offenlassend und sprang die Treppe hoch zur großmütterlichen Wohnung. Auf der Treppe kam ihr schon Tante Maritta mit sorgenvoller Miene entgegen.