Nachwachsender Rohstoff Mensch - Johanna Sameit - E-Book

Nachwachsender Rohstoff Mensch E-Book

Johanna Sameit

3,0

Beschreibung

Das gesellschaftliche Miteinander wird immer komplizierter und die Kluft zwischen Arm und Reich nimmt ständig zu. Die armen und die von Armut betroffenen Menschen müssen versorgt und verwaltet werden. Hierfür sind die Agentur für Arbeit und das Jobcenter zuständig. Mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und unterschiedliche Weiterbildungsmaßnahmen wird versucht, die Menschen wieder in Arbeit zu bringen. Die Ämter sind aber nicht mehr in der Lage, einen humanen Umgang mit den vielen bedürftigen Personen zu gewährleisten. Es herrscht Verwaltungschaos und die Mitarbeiter versuchen, mit computergesteuerten Standardprogrammen die ständig nachwachsende Ware Mensch in den Griff zu bekommen. Dies gelingt aber nicht. Nach dem Motto: "Fordern und Fördern" müssten alle hilfesuchenden arbeitsfähigen und arbeitsunfähigen Personen folgsam sein wie eine Herde Schafe. So funktioniert es aber nicht. Jeder Mensch ist ein einmaliges, einzigartiges Wesen und wünscht sich Erfolg und die Teilhabe am kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Miteinander. Individuelle Charaktereigenschaften, Gefühle und Emotionen sind nicht gewollt. Bei Fehlverhalten, ob bewusst oder unbewusst, werden unmenschliche Sanktionen erteilt. In dem Buch versuche ich, anhand von Beispielen den Missstand in Verwaltungen und anderen gesellschaftlichen Bereichen darzustellen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 72

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
3,0 (1 Bewertung)
0
0
1
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Die Gesellschaft

Die Bundesagentur für Arbeit

Das Jobcenter

Auflösung der Agentur für Arbeit

Grundeinkommen/Grundsicherung

Erziehung und Bildung

Zusammenfassung

Die Autorin

C.G. Jung

Die Gesellschaft

Jede Gesellschaft ist hierarchisch aufgebaut. Auf den einzelnen Hierarchieebenen begegnen sich Menschengruppen mit gleichen oder ähnlichen sozialen Bedingungen und Ausstattungen. Es ist jeweils eine durch unterschiedliche Merkmale zusammengefasste und abgegrenzte Anzahl von Personen, die als soziale Akteure miteinander verknüpft leben und direkt oder indirekt interagieren.

Der Aufbau ist zu vergleichen mit den unterschiedlichen Wellenlägen. Auf diesen Wellenlängen bewegen sich die Menschen je nach Stand und Herkunft, die nie zusammentreffen, auch nicht zusammentreffen wollen. Nach oben oder nach unten gibt es keine Kommunikation. In gleichgesinnten Gruppierungen, Kasten, Sekten, Parteien oder Vereinen treffen sich Menschen mit dem Ziel oder Wunsch, irgendwie dazu zu gehören, auf der gleichen Welle mitzuschwimmen.

Das gesellschaftliche Zusammenspiel, das Verhältnis zwischen Personen gleicht einem ewigen Chaos, einem Schauspiel, in dem jeder nur seine zugewiesene Rolle spielt, ganz gleich ob arm oder reich, Chef oder Arbeiter, Frau oder Mann, Rebell oder Ordnungshüter. Für jede Person kann dieses Schauspiel ein Trauerspiel oder Lustspiel werden.

Der Abstand zwischen den Armen und den Reichen wird immer größer. Die Prominenz, die Elite verlangt nach Geld, Macht, Ansehen und Glanz in der Öffentlichkeit. Das Leben der Prominenz ist sehr hoch angesiedelt. Leitbilder, starke Menschen mit Sozialkompetenz, bedürfen der Anerkennung in der Öffentlichkeit nicht, sie könnte ihnen sogar schaden, weil sie ihre Freiheit einschränken würden.

Zur Machterhaltung muss die Wirtschaftsproduktion ständig angefeuert werden. Für die Produktionssteigerung wird regelmäßig neue Ware benötigt, vor allem die Ware Mensch als ständig nachwachsender Rohstoff. Die scheinbare Wohlstandsgesellschaft ist eine traurige Konsumgesellschaft geworden, gekennzeichnet durch die darin lebenden Menschen, die nichts weitermachen sollen, als kaufen und nochmals kaufen, um den Warenfluss zu steigern. Eine mit Billigprodukten überschwemmte und vom Staat abgefütterte Menschenmasse, mit Suppenküchen und Tafeln, ist willig und genügsam. Die Intelligenz der Masse ist nicht derart hoch anzusehen, dass man von den Menschen die Erkenntnis der Zusammenhänge und den Durchblick bei der modernen Sklaverei erwarten kann.

Wenn die Menschen von der industriellen Massenproduktion von Lebensmitteln krank werden, geplagt von Allergien, Magen- und Darmbeschwerden, Fettsucht, Herz- und Kreislaufkrankheiten und vielem mehr, bedingt durch falsche Ernährung, ist ja schnell die Pharmaindustrie am Zuge mit allen möglichen und unmöglichen Mittel für und gegen die immer mehr werden Wehwehchen. Die Liste der Ursachen für Depressionen ist derart umfangreich und wird derart vielschichtig dargestellt, so dass sich jede Person ihre eigene Depression aussuchen kann.

Wenn die Körper von der Lebensmittel- und Pharmaindustrie so richtig krankgemacht wurden, beginnen die Seelen zu leiden. Depressionen, Lustlosigkeit, Kopfschmerzen, Magenverstimmung bis hin zu Rückenproblemen sind in der Regel auf psychische Probleme zurückzuführen.

Auch hier wird für Abhilfe gesorgt. Psychosomatische Reha-Kliniken und Kureinrichtungen wollen ja auch an dem Produkt Mensch verdienen. Wir haben kein Gesundheitssystem, sondern ein auf Gewinnmaximierung ausgelegtes Krankheitssystem. Die Vorsorge für Gesundheit und praktische, motivierte Lebensgestaltung wird vernachlässigt.

Unsere Gesellschaft ist vom Kopf her so krank, dass eine Förderung für die Basis, für das Fundament jeder Gesellschaft nicht mehr gegeben ist. Das Fundament, gesunde Kinder und Jugendliche, die zu glücklichen, selbstbewussten und selbstbestimmten Menschen erzogen werden und später verantwortungsvoll und charakterfest ihr Leben und das Leben der Gemeinschaft gestalten können. Diese Aufgabe an die zukünftigen Mitglieder der Gesellschaft wird grobfahrlässig vernachlässigt, in den Kindergärten, in den Schulen, in der kompletten Jugendbetreuung und vor allem auch in den Familien.

Helder Camara, geb. 1909, Erzbischof von Brasilien, hatte eine strenge Mutter, Lehrerin. Er sagte später:

„Wir wissen heute, wie viele Kinder an ihren Eltern zerbrechen. Die große Helle der tiefinnerlichen Selbstsicherheit kann dann nie mehr in ihnen wachsen“.

Was wird also aus diesen Kindern und Jugendlichen? Sie sind die zukünftige Gesellschaft! Wenn bei einem Menschen auf emotionaler Ebene Schädigungen oder Störungen vorliegen, wenn jegliches Mitgefühl und soziales Empfinden für andere Menschen verloren gegangen ist, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder die betroffenen Personen landen in den Führungsebenen von Wirtschaft, Verwaltung und Finanzwesen, oder sie füllen die Gefängnisse.

Schon die römischen Kaiser haben nach diesem System ihre Feldherren ausgesucht. Nur wer es schafft, über Leichen zu gehen, kann etwas werden.

Was geschieht aber mit der großen Masse der Menschen, Menschen zwischen Managern und Gefängnisinsassen? Sie müssen verwaltet werden, verwaltet als unselbstständig Beschäftigte in Industrie, Verwaltung, Handel und Dienstleistungsbetrieben. Zu diesen Dienstleitungsbetrieben gehören auch die Bundesagentur für Arbeit, das Jobcenter, Sozialämter etc. Ihre Aufgaben sind es, die arbeitslosen, aber arbeitsfähigen Menschen und die nicht mehr arbeitswilligen und arbeitsunfähigen Menschen zu verwalten.

Die unterste Schicht der Gesellschaft, die Massenware Mensch, kann sich nicht aus eigener Kraft organisieren und selbstbestimmt die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben angehen. Ganz gleich, ob die Menschen in die Armut hineingeboren wurden oder aufgrund unterschiedlicher Schicksalsschläge auf dem Boden des Trichters gelandet sind, aus dem es kein Entkommen gibt. Der Trichter ist nach oben hin zu eng und zu glatt und verhindert jeden Ausbruchversuch.

Diese Menschen müssen betreut und verwaltet werden, denn für die Großindustrie, die Supermärkte, Wohnheime und caritativen Einrichtungen sind sie unentbehrlich. Ohne reichlich Nachschub aus dem Warenlager „Mensch“ gibt es kein Geldfluss auf den oberen Ebenen. Hier kommen verschiedene Institutionen zum Tragen: Ämter, Ausbildungszentren, Wohnheime, caritative Einrichtungen usw.

Die erste Station, vor allem für arbeitslose Menschen, die während ihrer Beschäftigungszeit Arbeitslosenversicherung einbezahlt hatten, ist die Bundesagentur für Arbeit.

Die Bundesagentur für Arbeit

Die Bundesagentur für Arbeit erbringt Leistungen für den Arbeitsmarkt, wie z.B. Arbeitsvermittlung, Arbeitsförderung und Entgeltersatzleistungen (Arbeitslosengeld, Kurzarbeitergeld und Insolvenzgeld). Finanziert werden diese Leistungen vor allem aus der Arbeitslosenversicherung. Betroffene Personen, die in den einzelnen Kommunen von der Agentur betreut werden, sind vor allem Menschen, die aus irgendwelchen persönlichen oder betriebsbedingten Vorkommnissen und Schicksalsschlägen ihre nichtselbstständige Arbeit verloren haben. Krankheiten, Unfälle und tragische Belastungen im persönlichen und familiären Bereich erfordern den Gang zur Agentur für Arbeit. Außerdem werden von der Agentur verwaltet und betreut: Schul- und Studienabgänger und benachteiligte Jugendliche, die den Einstieg in das Berufsleben noch nicht geschafft haben.

Die Agentur berät und betreut also arbeitsfähige und arbeitswillige Menschen und vermittelt sie in Betriebe, unterschiedliche Maßnahmenträger für Fortbildung und außerbetriebliche Berufsausbildungs-Einrichtungen (BaE), die als Bindeglied von Agentur und Betrieb tätig sind und von der Agentur gut bezahlt werden.

In diesen BaE’s werden vor allem betreuungsbedürftige Menschen untergebracht und beschäftigt, die in irgendeiner Weise gehandicapt sind und vorübergehend oder auf Dauer die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nicht mehr selbstbestimmt gestalten können.

Die Bundesagentur für Arbeit ist der größte Arbeitgeber in Deutschland. Die übergeordnete Behörde ist das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Rechtsaufsicht).

Gegliedert sind die Aufgaben und Leistungen der Agentur in folgende Bereiche:

Zahlung von Entgeltersatzleistungen:

Arbeitslosengeld, auch bei Weiterbildung

Kurzarbeitergeld

Insolvenzgeld

Sonstige Zahlungen

Leistungen der aktiven Arbeitsförderung:

Eignungsfeststellungen

Eingliederungszuschuss

Förderung der beruflichen Weiterbildung

Gründungszuschuss

Sonstige Leistungen

Förderung der Berufsausbildung:

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB)

Ausbildungsbegleitende Hilfe (abH)

Ausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen (BaE)

Berufsausbildungsbeihilfen

usw.

Sonstige Aufgaben unter anderem:

Rehabilitationsleistungen

Schwerbehindertenrecht, Sozialleistungen für die Unterstützung von kranken, behinderten und von Behinderung betroffenen Personen für die Wiedereingliederung in das berufliche und gesellschaftliche Leben.

Der Leistungs- und Aufgabenkatalog der Bundesanstalt für Arbeit ist umfangreich und hört sich gut an. Betreuung und Unterstützung kann jede in Not geratene arbeitsfähige und arbeitswillige Person für die unterschiedlichen Lebensbereiche in Anspruch nehmen. Qualifizierte Ausbildung und Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz sollte doch wirklich für gute Stimmung sorgen und zufriedene und glückliche Menschen hervorbringen!

Es ist aber im Leben nichts so, wie es sein könnte. Ein tiefer Abgrund klafft immer zwischen dem täglich gelebten Leben und seinen Möglichkeiten. Theorie und Praxis ist nur schwer, oder oft gar nicht unter einen Hut zu bringen.

Welcher Weg in die Zukunft beginnt für einen Betroffenen, wenn er sich entscheidet, zur Agentur zu gehen um Unterstützung zu beantragen? Mit bisher guter Beschäftigung, abgeschlossener Lehre und jahrelanger Beschäftigung als qualifizierter Facharbeiter kam plötzlich der Crash, betriebsbedingte Kündigung wegen Umsatzeinbruch. Die Arbeitslosenversicherung wurde regelmäßig vom Lohn oder Gehalt einbehalten und abgeführt.

Beim ersten Besuch in der Agentur werden die Menschen zunächst einmal mit den persönlichen Daten numerisch erfasst. Jede Person bekommt eine Artikelnummer und wird als Ware Mensch einer bedürftigen Gruppe zugeordnet. In Schubladen abgelegt als Produkte für den schnellen Einsatz, der nicht so geläufigen Verwendbarkeit oder gekennzeichnet als mangelhaft und unbrauchbar. Dies geschieht auch mit Studienabgängern vieler Berufszweige und Schülern von Fach- und Wirtschaftsschulen.

Also, die Nummer ist jetzt vergeben. Jede betroffene Person darf jetzt ihren Namen vergessen, denn bei allen Kontakten, telefonisch, schriftlich oder persönlich wird zunächst gefragt: „Bitte ihre BA-Nummer!“ Ein Verbesserungsvorschlag wäre vielleicht, die BA-Nummer allen Arbeitslosen auf den Unterarm zu stempeln, so, wie es bei den Artikelnummern und Artikelgruppen ja auch erforderlich ist.