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Komik und Tragik der Beziehungen zwischen den Geschlechtern bilden den Reiz in den Erzählungen von Irene Prugger, die in "Nackte Helden und andere Geschichten von Frauen" versammelt sind; aber damit ist das Reservoir bei weitem nicht ausgeschöpft: Hier paaren sich nicht bloß Geschlechter, sondern Ironie und Gefühl, Witz und Aberwitz, Alltag mit ganz und gar nicht Alltäglichem, hier prallen Fantasie und Wirklichkeit aufeinander. Cornelia, Helga, Bea, Margret, Rosa, Martha und Hilde, Penelope, Anna, Luise und Susanne, Klara, Lisa, Ines: Sie tragen Namen, die Frauen in Irene Pruggers Geschichten; nur eine Namenlose wird mit "liebe gnädige Frau" angesprochen, und natürlich von einem Mann. Wie im Leben eben, möchte man sagen. Richtig, auch im wirklichen Leben tragen Frauen Namen, oder werden mit "liebe gnädige Frau" angesprochen. Aber nur in wirklicher Literatur liest man, so wie hier, von ihren Schicksalen, zugespitzt auf wenigen Seiten. Spannungsreiche Dramaturgie und raffinierter Perspektivenwechsel in fesselnder Prosa. >> Cornelias Gedanken strudelten durcheinander. >> Ihm gefielen vor allem die apfelgroßen, straffen, vermutete Helga. >> In großen Töpfen rührend hatte ihr die Mutter neben dem Kochen auch die Männer erklärt. >> Nichts Individuelles. Ihr spielt einfach Frauen. >> Ich glaube, ich muss zum Arzt, dachte Martha. Aber wie einem Arzt absonderliche Schweineträume erklären? >> Eines Morgens, beim Blick in den Spiegel, erschrak Anne darüber, wie viel Zeit vergangen war seit dem vorigen Tag. >> Ich stand auf und fasste Bad ohne Umschweife an. >>
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Seitenzahl: 209
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Irene Prugger
Nackte Helden
und andere Geschichten von Frauen
Erzählungen | Haymon
Niemandsland
Als der bewaffnete, maskierte Mann an ihr vorbeistürmte und die Menschen in der Schalterhalle anherrschte, sich auf den Boden zu legen, kam Cornelia als erstes in den Sinn, dass für eine Frau Mitte dreißig eine statistisch höhere Wahrscheinlichkeit besteht, Opfer eines Banküberfalls zu werden als einen Lebenspartner zu finden.
Oder bezog sich die Wahrscheinlichkeit darauf, Opfer eines Flugzeugunglücks zu werden? Oder eines Mordes? Oder auf die Chance eines Lottogewinns?
Cornelias Gedanken strudelten durcheinander. Sie lag auf dem Bauch, das Gesicht zu Boden gedrückt, die Hände schützend über dem Kopf gefaltet. Mit der einen Hand hielt sie die Bügel ihrer Handtasche umklammert. Nie zuvor in ihrem Leben war sie in eine derartige Schräglage geraten, die ihr jetzt eine leichte Atemnot verursachte. Sie versuchte sich zu konzentrieren, konnte aber nur ahnen, was um sie herum vorging. Erst waren die erstickten Schreie von Menschen zu hören gewesen und kurz darauf zwei Schüsse und das Geklirre von Glas, dann war es plötzlich still bis auf das leise Stöhnen des alten Mannes, der neben ihr auf dem Boden lag. Energisch seinen Gehstock schwingend hatte er sich vorhin am Schalter vorgedrängt, und sie hatte es sich gefallen lassen, weil er alt war und sie um so vieles jünger. Aber sie hätte auch weniger heftige Argumente akzeptiert. Im Grunde genügte es, dass jemand bloß Anzeichen machte, sich vordrängen zu wollen, damit sie bereitwillig einen Schritt zurücktrat.
In Cornelias Leben hatte es bis dahin kaum jemals wirklichen Grund zur Eile gegeben. Sie musste zugeben, dass dies nicht unbedingt ein Beweis für ihre Bedachtsamkeit war, sondern mehr für die Ereignislosigkeit ihres Daseins sprach. Und jetzt plötzlich ein Banküberfall! Ihr Leben beschleunigte seinen Puls zum Beweis, dass alles genauso gut auch anders sein könnte. Aber im Grunde war das unglaubwürdig und lächerlich. Sie war, so kam es ihr vor, in eine wenig überzeugende Hypothese des Schicksals hineingeraten.
Cornelia zog das rechte Bein ein wenig an, um die verkrampfte Stellung zu lockern und das Gewicht von der Stelle zu nehmen, wo der Schlüsselbund in der Tasche ihres hellen Sommermantels gegen ihre Hüfte drückte. Den Mantel würde sie anschließend in die Reinigung bringen müssen. Anschließend. Das Wort trommelte in ihrem Kopf wie eine Salve von Schüssen. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie sich in einer gefährlichen Lage befand. Sie versuchte sich an Angst zu erinnern, an eine Art von Angst, die ihr vertraut war; aber dazu musste sie erst einmal die Augen aufmachen. Sie hob den Kopf, blinzelte in die verschattete Schalterhalle und blickte dem flüchtenden Bankräuber geradewegs ins Gesicht.
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