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Familie Franek hat es geschafft. Nach jahrelangem zähem Kampf, durch Anbiederung bis zur Selbstverleugnung, ist dem Fabrikarbeiter Hans und seiner Frau Helene der ersehnte gesellschaftliche Aufstieg gelungen, gekrönt durch die Heirat der Tochter Kathi mit dem Sohn des Chefs. Nun lebt diese in einem noblen Villenviertel, wo man sich hinter penetrant Reichtum und Sorgenfreiheit ausstrahlenden Fassaden versteckt und nie verwirklichte Träume hegt.
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Seitenzahl: 171
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Irene Prugger
Erzählung
© 1993HAYMON verlagInnsbruckwww.haymonverlag.at
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ISBN 978-3-7099-7104-8
Satz: Edition Tau & Tau Type, Bad SauerbrunnDruck und Bindearbeit: Wiener Verlag, HimbergCover: Chryseldis Hofer
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Inhalt
Oben, im Villenviertel, da erhaschen die Katzen nur noch Gummimäuse. Sie liegen auf fetten Dosenfutterbäuchen und starren alles Lebendige an, bis es ihrem Gesichtskreis entschlüpft. Die Trauerweiden in den großen Gärten haben ihre Spitzen in die Böden getrieben und wachsen nun nicht mehr. Von dort, wo der Hügelkuppe eine Krone aus fünf Prachthäusern gebaut wurde, hat man den besten Blick auf die Stadt, sagen die Leute, die am Fuße des Hügels wohnen, und sie breiten ihre Arme aus, als wollten sie all das Gezeigte in ihren Besitz nehmen.
Es ist Sommer. Der Weg nach oben windet sich steil durch eine duftende Phalanx aus Rosenhecken. Aus allen Mauerritzen brechen die sattroten Blüten hervor, aber hinter den Gittertoren knurren die Hunde. Nach der letzten Wegbiegung steht das Haus der Familie Maier, der auch die Armaturenfabrik in der Stadt gehört.
Die Hausfrau dort ist Kathi Franek aus der Steingrubensiedlung. Sie könnte viel erzählen über die blühenden Drähte und die wohlriechenden Gifte dieser Gegend, aber steht man ihrem ewig lächelnden Gesicht gegenüber, so bekommt man doch nur zu hören, nach welchen Kriterien man im Frühjahr die Rosen schneidet, damit im Sommer die gelben und roten Sonnen so üppig aus dem Dornengeflecht leuchten.
Rosen, Rosen! Eh’ man sich’s versieht, bleiben einzelne von schnell gesprochenen Wörtern in den Hecken hängen, und die Sätze bekommen unansehnliche Löcher. Wer lange Zeit über die falschen Dinge schweigt, dem wird die Zunge lahm, pflegt Kathi zu sagen. Nämlich dann, wenn ihr wieder keiner zuhört. Und so legt sie manchmal die Hände auf die heißen Steinmauern, dorthin, wo die Blumen Platz gelassen haben, und denkt an Flucht wie an eine Reise zu einer verschollenen Welt.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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