Nakkita - Udo Meeßen - E-Book

Nakkita E-Book

Udo Meeßen

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Beschreibung

Tanja Sorg besitzt einen Opel Nakkita GTC, ein schickes Mädchen-Coupé, ab Werk getunt und mit seiner Lackierung ein absolutes Unikat. Hans Burgmeister, ein mäßig erfolgreicher Handelsreisender, fährt zu schnell in ein dicht besiedeltes Wohngebiet in Porta Westfalica, verliert die Kontrolle über seinen SUV und rammt Tanjas geliebte Nakky. Zwei Tage später ist er tot, überfahren auf einem Acker und alle Indizien weisen auf Nakky als die Tatwaffe. Und damit beginnt eine absurde Mord-Serie an welcher Kriminalkommissarin Charlotte Bauer ordentlich zu knabbern hat. Absurd, weil man Jemanden mit einem Nakkita durchaus umbringen, aber sicher nicht überrollen kann, denn dafür liegen die Coupés der GTC-Reihe mit ihrem Sportfahrwerk viel zu tief über der Straße. Die Opfer der Morde indes haben Reifenspuren im Gesicht und im Hof der Werkstatt von Nadja Pfeifer stapeln sich förmlich beschädigte Autos und Wracks dieses Typs, welche nach den jeweiligen Unfällen unbeschädigt von Zeugen bei den Morden beobachtet werden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 284

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Nakkita

Beulen sind tödlich

Impressum

Nakkita

Beulen sind tödlich

von Udo Meeßen (me: sən)

+18 Mystery

Copyright © 2022 by Udo Meeßen

ISBN

Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Covergestaltung: Udo Meeßen

Hinweis: Diverse Passagen dieses Buches sind definitiv nicht für Kinder, heranwachsende Jugendliche oder übersensibel / orthodox, beziehungsweise puritanisch, denkende Personen geeignet.

Vorwort

Kriminalkommissarin Charlotte Bauer von der Mordkommission in Porta Westfalica sieht sich mit einer brutalen Mordserie konfrontiert.

Die Opfer werden an den unmöglichsten Tatorten mit Fahrzeugen getötet und in allen Fällen stellt sich heraus, dass die Tatwaffe ein Mittelklasse-Coupe vom Typ Opel Nakkita ist.

Darüber hinaus haben die Opfer eine weitere Gemeinsamkeit: Sie haben kurz vor ihrem Tod mit ihrem eigenen Fahrzeug ein anderes, einen Opel Nakkita, beschädigt und die Lackierung des als Tatwaffe verwendeten Autos entspricht dem des beschädigten.

Tanjas geliebte Nakky

11. Mai 2047, 14:25 Uhr, Porta Westfalica / Minden-Lübbecke: Hans Burgmeister fuhr von Süd-West kommend mit seinem schweren SUV viel zu schnell über die Mindener Straße, bog mit quietschenden Reifen nach links in den Postillionweg ein, verlor für einen Moment die Kontrolle über seinen Wagen und rammte auf Höhe der Hausnummer 2 ein dort abgestelltes Auto am Heck.

Der Wagen, welchen er rammte, war ein schnittiges Coupe vom Typ Opel Nakkita GTC, welches vor allen bei jungen Frauen sehr beliebt war und fiel durch seine ungewöhnliche Lackierung auf, weil er in Türkis mit Perlmutt-Effekt lackiert war.

„Scheiße!“

Burgmeister überlegte einen Moment, einfach weiter zu fahren, dann dachte er, dass mit Sicherheit irgendein Anwohner den Knall gehört haben könnte. Wenn der dann den Besitzer des Nakkita kannte und diesen verständigte, könnte es laut werden, denn auf der schwarzen Heckscheibe des Wagens klebte in gelber Schrift eine deutliche Warnung:

Halt Abstand!

Verbeulst Du meine Nakkita,

verbeule ich Dein Gesicht!

Der Wagen war zweifelsohne getunt, mit teuren Alufelgen, großem Heckspoiler, verbreiterten Kotflügeln und passte in seiner Erscheinung zu einem hitzköpfigen, jugendlichen Autonarr, welcher an den Wochenenden in den Bars und Clubs auf Beutefang ging. Solche Leute hatten den Ruf erst zuzuschlagen und darauf wollte Burgmeister es nicht ankommen lassen.

Vor allen, weil er das bereits erlebt hatte. Ein paar Jahre zuvor war er ebenfalls mit viel zu hoher Geschwindigkeit in ein dicht besiedeltes Wohngebiet gefahren, weil Zeit ja schließlich Geld war. Er musste in die Siedlungen, weil er biometrische Schließanlagen für Häuser und Wohnungen an Privatleute verkaufte und dabei stand er ständig unter Zeitdruck, weil er nur mäßig erfolgreich war, also die Masse es bringen musste.

Kaum hatte es damals gescheppert, flog schon eine Haustür auf und im nächsten Augenblick zerrte ihn ein durchtrainierte Kerl Anfang Zwanzig aus dem Auto. Der schlug erst zu, verpasste Burgmeister einige harte Faustschläge und gestaltete sein Gesicht um. Burgmeister war sich sicher, dass der Kerl ihn tot geprügelt hätte, wäre nicht die von einem Anlieger gerufene Polizei dazwischen gegangen.

Also überlegte er, dass es besser wäre dem vermuteten Zeugen zuvor zu kommen und rief die Polizei, um den Unfall ordentlich aufnehmen zu lassen. In Gegenwart der Polizisten würde auch der Geschädigte sich im Zaum halten und ihm nicht aufs Ohr hauen.

Missmutig stellte er den Motor seines Wagens ab, stieg aus und besah sich die Bescherung, machte dabei Fotos mit seinem Smartphone für die Versicherung. Sein Wagen war vorne rechts am Kotflügel eingedrückt und der rechte Scheinwerfer hatte sich in seine Einzelteile aufgelöst. Der Nakkita indes war schwer beschädigt. Die Heckschürze war abgerissen und – weil der Kunststoff schon einige Jahre auf dem Buckel hatte, der Weichmacher daraus verschwunden war – in zahlreiche Teile zersplittert. Darüber hinaus war der linke Kotflügel zerdrückt, die Verbreiterung lag auf dem Asphalt und die 17-Zoll-Felge zeigte einen frischen, breiten Riss. Aber damit nicht genug… die Rückleuchte war gleichfalls zerstört und in der Heckscheibe zeigte sich ein großer Sprung.

‚Panzer gegen Seifenkiste,‘ dachte Burgmeister und versuchte den Schaden einzuschätzen, als ein Streifenwagen in die Straße einbog und sich langsam näherte.

„Guten Tag,“ sprach ihn der Fahrer des Streifenwagens an, „dumm gelaufen, hm? Was ist passiert?“

„Ich kam von der Mindener-Straße, musste niesen und verlor für einen Moment die Kontrolle,“ antwortete Burgmeister und machte eine hilflose Geste, um seine Unschuld zu betonen.

„Aha. Dann darf ich mal um Führerschein, Fahrzeugschein und Versicherten-Karte bitten.“

Die Kollegin des Polizisten, Roswitha Schleimer, betrachtete indes die Unfallstelle, machte Fotos für den Unfallbericht und ermittelte anhand des Kennzeichens mittels eines kurzen Telefonats den Halter des Nakkita.

Während Polizeiobermeister Wulfrad sich mit dem Papierkram beschäftigte, eine Unfallskizze anfertigte und die Personalien Burgmeisters aufnahm, sah Schleimer sich kurz um und ging dann zu Haus Nummer 4.

„Guten Tag. Schleimer von der Polizei. Ist Frau Tanja Sorg im Haus?“ fragte sie die angegraute Mittfünfzigerin, welche die Tür öffnete.

„Tanja? Hat sie was angestellt? Einen Moment bitte. Tanja arbeitet Nachtschicht und schläft.“

„Danke. Und angestellt hat sie nichts. Aber ihr Wagen wurde beschädigt.“

„Was?! Meine Nakky ist kaputt?“ rief eine brünette, zierliche Mittdreißigerin, welche in diesem Augenblick aus einem der Zimmer kam, weil das Klingeln an der Tür sie geweckt hatte.

„Sie sind Tanja Sorg?“

„Ja, die bin ich. Was ist passiert?“

„Ich denke, Sie ziehen sich etwas an und kommen bitte mal raus zu Ihrem Wagen.“

„Oh, ja,“ sagte Tanja und blickte an sich herab. Sie trug lediglich ein verspieltes Negligee aus halbtransparentem Stoff in Türkis und ein dazu passendes Höschen. Insgesamt war sie in Schleimers Augen sehr appetitlich und diese konnte sich angenehmeres vorstellen, als das niedliche Ding mit ihrem beschädigten Auto konfrontieren zu müssen.

-*-

„Was? Wegen diesem Püppchen…“ entfuhr es Burgmeister schnaubend und dann schluckte er den Rest dessen, was er auf der Zunge hatte, runter.

„Wie bitte?“ fragte Wulfrad.

„Nichts. Ich hab nur laut gedacht.“

„Ah. O.k. So wie das aussieht, Herr Burgmeister, waren Sie zu schnell unterwegs. Hätten Sie sich an die vorgeschriebenen 30 km/h gehalten, hätten Sie keinen Totalschaden produziert und diesbezüglich werden Sie noch von uns hören.“

„Totalschaden? Was soll das denn heißen?“

„Na. Vorsichtig geschätzt, werden die Reparaturen mit rund 3.000 Euro zu Buche schlagen. Aber der Nakkita ist laut Zulassung schon 14 Jahre alt und sein Zeitwert entsprechend niedrig. Für die Versicherung ist das ein wirtschaftlicher Totalschaden und in Ihrem Fall schwere Sachbeschädigung.“

„Sachbeschädigung? Das war ein Unfall. Ich musste niesen.“

„Sicher. Wenn Sie gestatten, lese ich mal eben das Geotracking Ihres Wagens aus. Sie haben doch sicher nichts dagegen, oder? Ich meine… Muss ich Ihren Wagen zwecks Spurensicherung konfiszieren, oder kooperieren Sie?“

Burgmeister wurde bewusst, dass der Polizist ihn am Haken hatte und die ganze Angelegenheit ein Nachspiel haben würde, weil das System seines Wagens natürlich jeden Meter seines Weges samt Geschwindigkeitsangaben protokollierte und man ihm daraus einen Strick drehen würde. Deshalb beschloss er zu kooperieren und dem Polizisten nicht noch mehr Anlass zu geben, ihm in den Hintern zu treten.

„Was haben Sie gemacht?!“ fuhr Tanja ihn mit Tränen in den Augen an, „Meine Nakky, Sie haben meine Nakky kaputt gemacht! Warum? Waren Sie zu schnell, oder sind Sie besoffen?“

„Ihre Nakky? Alte aufgemotzte Karre, eher,“ raunzte Burgmeister absolut nicht empathisch für die Gefühle der Frau.

„Meine schöne Nakky,“ sagte Tanja immer wieder und Tränen kullerten über ihre Wangen. Schleimer hätte sie in diesem Augenblick am liebsten in die Arme genommen, um sie zu trösten und lieb zu haben, so leid tat ihr das Püppchen.

„So leid es mir tut, Frau Sorg… ich fürchte, das ist ein Totalschaden.“

„Vierzehn Jahre… vierzehn Jahre und nie auch nur ein Kratzer und jetzt… kaputt,“ Tanjas Stimme brach und sie begann herzzerreißend zu weinen, sodass Schleimer sie an der Hand nahm und zurück ins Haus führte.

„Kümmern Sie sich bitte um Ihre Tochter? Ihr geht es gerade nicht wirklich gut.“

„Ist es so schlimm? Sie liebt ihren Wagen.“

„Leider ja, Frau Sorg. So wie es aussieht, ist es ein Totalschaden und die Versicherung wird lediglich den Zeitwert erstatten.“

-*-

Wulfrad hatte Burgmeister schließlich fahren lassen. Zuvor hatte er das System des SUV ausgelesen, einen Unfallbericht ausgefüllt, von Burgmeister unterschreiben lassen, ihn dazu gedrängt in seiner Gegenwart seine Versicherung vom Schaden zu informieren und den Mann darüber informiert, dass er Strafantrag stellen würde.

Das Team saß bereits wieder im Streifenwagen, als Schleimer noch etwas einfiel und sie die Tür wieder öffnete.

„Ich muss nochmal kurz zu Frau Sorg. Rauch ne Zigarette und trink Deinen Kaffee. Es dauert einen Moment,“ sagte sie und ging zurück zum Haus.

„Mir ist da eben etwas eingefallen, Frau Sorg.“

„Was?“ fragte Tanja, welche mit verweinten Augen fürchterlich gequält aussah und sich offenbar kaum beruhigen konnte.

„Im Flurweg in Barkhausen ist eine Autowerkstatt, welche auf Opel spezialisiert ist. Die Besitzerin ist auch leidenschaftliche Nakkita-Fahrerin und ich bin sicher, sie wird Ihnen einen guten Preis machen.“

„Sie meinen für die Reparatur? Sie sagten doch, das ist ein Totalschaden.“

„Sicher. Wirtschaftlich… Wissen Sie, die Versicherung wird Ihnen den Zeitwert des Wagens, wohl höchstens 2.000 Euro erstatten und von Rechts wegen gehört das Auto dann denen. Aber die Versicherungen bestehen üblicherweise in dieser Preisklasse nicht darauf das Fahrzeug in Besitz zu nehmen, weil sie es teuer verschrotten müssten. Also können Sie das Geld verwenden, um den Schaden beheben zu lassen und können Ihre Nakky weiter fahren.“

„Aha? Und warum sollte diese Frau mir einen guten Preis machen?“

„Weil sie eine gute Freundin ist und ein großes Herz für Mädchen hat. Hier, nehmen Sie die Visitenkarte. Ich hab auf die Rückseite einen Gruß für sie geschrieben.“

Nadja die Schrauberin

„Wow, die ist ja lecker,“ entfuhr es dem Auszubildenden Thomas Kroll und er pfiff anerkennend durch die Schneidezähne, als die Brünette zögernd die Werkstatt betrat.

„Oups?“ fragte seine Chefin, Nadja Pfeifer und kam um dem VW-T9, an dessen Motor sie schraubte, herum, „Jou, die ist wirklich hübsch.“

„Genau Ihre Kragenweite, hm?“ frotzelte Kroll, weil es kein Geheimnis war, dass seine Chefin lesbisch war und auf zierliche, kleine Frauen stand.

„Ganz genau, Kleiner… Hallo. Was kann ich für Sie tun?“

„Hallo. Sind Sie Frau Pfeifer?“

„Die bin ich.“

„Ich bin hier weil… Also Ihre Freundin, die Polizistin…“

„Rosy?“

„Ja, Roswitha Schleimer. Sie sagte, Sie könnten meine Nakky reparieren.“

„Ihre Nakky? Sie meinen einen Nakkita?“

„Ja. Ein 33er GTC. Mir ist vorhin einer rein gefahren und hinten ist alles kaputt.“

„Na, dann sehen wir uns das mal an,“ meinte Pfeifer, säuberte ihre Hände und nahm Tanja an der Hand, um sich zu deren Wagen führen zu lassen.

„Ui, der ist ja schick. Das ist eine Sonderlackierung?“

„Ja, Hat mich damals 2.000 Euro Aufschlag gekostet.“

„Der ist ab Werk so lackiert?“

„Ja.“

„Gut, dann kann ich den Lack auch besorgen. Ansonsten würde es schwer und ich müsste ihn extra mischen lassen.“

„Schon klar.“

Nadja umrundete kopfschüttelnd den Wagen und kalkulierte im Geist den Aufwand für die Reparaturen.

„Wer macht so ein schönes Auto kaputt? Besoffen?“

„Nee. Ein arrogantes Arschloch in einem fetten SUV, welches viel zu schnell in ein Wohngebiet fährt. Dem war scheißegal, dass er meine Nakky kaputt gemacht hat.“

„Stellen Sie Strafantrag?“

„Auf jeden Fall und die Polizei auch.“

„O.k. Steckt der Schlüssel?“

„Hier, nehmen Sie.“

„Gut. Ich fahr den Wagen mal auf die Bühne, um ihn mir von unten anzusehen. Wenn der Rahmen etwas abbekommen hat, wirds schwer und richtig teuer.“

„Dann hoffe ich, dass da nicht auch was kaputt ist. Ich liebe meine Nakky.“

„Aus wievielter Hand haben Sie das Auto?“

„Ich bin die Erstbesitzerin. Das ist mein erstes Auto und ich hab’s damals von meinem Lehrgehalt bezahlt. Vier Jahre hab ich brav bezahlt und Nakky hat mich nie im Stich gelassen.“

„Dann hoffe ich für Sie, dass ich Nakky wieder flott bekomme,“ sagte Nadja mit leiser Stimme, weil wieder Tränen in Tanjas Augen standen und ihr das sehr nahe ging.

Als sie in den Wagen stieg, sah sie die Abschrift des Unfallberichts auf dem Beifahrersitz und beschloss Tanja zu bitten, davon eine Kopie machen zu dürfen, weil sie dann direkt mit der Versicherung abrechnen könne.

Zehn Minuten später stand fest, dass der Rahmen des Nakkita keinen Schaden genommen hatte und es lediglich Blech, sowie Kunststoff war, was repariert oder erneuert werden musste.

„Mit der Felge haben wir Glück, Tan… äh, Frau Sorg. Borbet hat das Modell noch im Katalog.“

„Toll. Dann kann ich weiter mit den Allus fahren. Ich meine, ich muss mich nicht an Neue gewöhnen.“

„Genau.“

„Und den Rest bekommen Sie hin? Also auch den Lack?“

„Sicher. Wenn ich mit Nakky fertig bin, ist sie wieder so hübsch wie vorher.“

„Und was kostet das? Ihre Freundin meinte, die Versicherung zahlt nur den Zeitwert des Autos.“

„Schon. Allerdings richtet sich die Versicherung nach dem Gutachten. Ich bin Werkstattpartner von Opel und wenn ich die Angelegenheit direkt mit der Versicherung abwickle, kommt der Gutachter zu mir. Der beurteilt den Zeitwert nicht einfach am Alter, sondern auch am Zustand des Wagens und Dein Auto ist quasi neuwertig und top in Schuss. Da kommen locker 4.500 Euro als Wertangabe raus und ich kann das alles dafür machen.“

„Also ist das eigentlich kein Totalschaden?“

„Nee. Für die Versicherung geht das rechnerisch null auf null und die werden zahlen. Ich hab denen gerade den Unfallbericht gefaxt.“

„Und Sie kommen mit 4.500 aus?“

„Sicher. Sie dürfen den Mädchen-Rabatt nicht vergessen.“

„Den Mä… oh, verstehe. Sie ticken auch so.“

„Sie auch?“

„Ich auch.“

„Fein. Also… ich gestalte meine Preise natürlich nach wirtschaftlichen Aspekten, aber bei einem Nakkita GTC spricht mein Herz ein Wörtchen mit. Und wenn die Besitzerin dann auch noch so ausgesprochen hübsch ist und ihr Auto so sehr liebt, spricht mein Herz ein bisschen lauter.“

„Du findest mich hübsch?“

„Ja, unbedingt. Du passt perfekt in mein Beuteschema und wären wir uns irgendwo in einer Bar begegnet, hätte ich den großen Bagger raus geholt.“

„Und machst Du Deine Kalkulation von etwas abhängig?“

„Huch? Du meinst… Nee. Diesbezüglich erwarte ich sicher nichts von Dir. Du bekommst den Mädchen-Rabatt und gut ist es.“

„O.k. Dann würde ich… wobei… Du trägst nen Ehering. Also lass ich das besser.“

„Oh? Also der Ring… den trag ich nur noch aus Gewohnheit. Ich bin seit einigen Jahren geschieden.“

„Also wäre da Platz für mich? Ich meine, ich finde Dich auch sehr hübsch. Sogar richtig lecker und ich mag Dich.“

Nadja musterte die 161 Zentimeter Tanjas aufmerksam, suchte in deren Gesicht nach Anzeichen von Kalkül, aber diese sah sie offen und ehrlich an, sprach offenbar aus dem Herzen.

„Du findest mich wirklich hübsch? Bin ich Dir nicht zu groß und zu.. na ja… zu viel Frau?“

„Nee, Du bist genau richtig. Wie sagtest Du? Du passt perfekt in mein Beuteschema. Ich mag wenn sie etwas größer und kräftiger ist. Ich mag, wenn da etwas ist an das ich mich kuscheln kann und Du bist sicher nicht zu viel Frau, sondern gerade richtig.“

Tanja sah Nadja offen an und setzte dann spontan hinzu:

„Und ich hätte gerne selber so eine schöne Oberweite, aber bei mir sähe das wohl doof aus. Ich meine, Körbchengröße D an mir sähe nicht wirklich toll aus, oder?“

„D sind die nicht. Die sind C,“ amüsierte Nadja sich, „und Deine sind A, oder? Genau das, was ich mag.“

„Irgendwo zwischen A und B. Himmel, wir quatschen über unsere Titten.“

„Tjo… Unter Deinem Kleidchen zeichnet sich kein BH ab. Also sind die schön fest und handlich.“

„Bevor ich jetzt durchdrehe. Lass uns den Papierkram erledigen und… Shit… ich brauch doch ein Auto.“

„Und? Du hast Anspruch auf einen Mietwagen. Du bekommst einen schicken Astra von mir für die Dauer der Reparatur. Ich klär das mit der Versicherung… Die hat übrigens gerade eine Mail geschickt. Der Gutachter kommt morgen und die vorläufige Zusage liegt schon vor.“

Nadja nahm das Telefon, wählte eine Nummer und sprach kurz, nannte dabei die von der Versicherung genannte Vorgangsnummer und bat um grünes Licht für den Mietwagen. Nach zwei Minuten beendete sie das Gespräch und sah Tanja lächelnd an.

„Das mit dem Astra ist geritzt, Süße. Der ist zwar ein wenig kleiner als der Nakkita, aber das dürfte bei Deinen 160 Zentimetern kein Problem sein.“

„161, bitte. Mach mich nicht kleiner als ich bin, Süße.“

„Oups. Dann 161. Ein Zentimeter mehr Tanja für mich. Hier… Unterschreib bitte dort und dort. Dann sind wir mit dem Papierkram durch.“

Tanja unterschrieb mit zitternden Fingern und war froh, als Nadja die Unterlagen in eine Ablage legte, der geschäftliche Teil also erledigt war, weil sich in ihrem Kopf die Gedanken überschlugen. Schon als sie die Werkstatt betrat und sie Nadja sah, wurde ihr warm, weil sich ihre Libido regte. Sie war seit vier Jahren ohne Partnerin und da sie Schichtführerin auf Nachtschicht war, hatte sie kaum Gelegenheit mal auszugehen, um Kontakte zu knüpfen.

Wenn Andere sich in den Bars herumtrieben, arbeitete sie und wenn Andere ihrem Tagwerk nachgingen, schlief sie allein in ihrem Bett. Das passte hinten und vorne nicht und da kam ihr Nadja gerade recht.

„Ich will ehrlich sein, Nadja.“

„Was?“

„Ich geb zu, dass ich geil auf Dich bin. Aber das ist es nicht nur. Ich will kein Snack für Dich sein. Verstehst Du das?“

„Du meinst bumsen und Tschüss? Nee, nee. So eine bin ich nicht. Ich suche nach Einer die mehr als nur bumsen will. Und ich würde Dich nicht nur deswegen anbaggern.“

„Dann würd ich Dich gerne zum Essen einladen. Ich müsste zwar eigentlich ratzen… nee heut ist ja Samstag.“

„Du müsstest jetzt schlafen? Also, wenn es nicht Samstag wäre?“ fragte Nadja, erhob sich von ihrem Platz und umrundete ihren Schreibtisch. Dann nahm sie Tanja an der Hand, führte sie zu einem Sofa in einer Ecke ihres Büros und zog sie dort auf ihren Schoß.

„Ja. Ich bin Schichtführerin der Qualitätskontrolle bei Schildmann-Motoren und mache seit Jahren Nachtschicht.“

„Ui? Du kennst Dich mit Motoren aus?“

„Ich hab bei Schildmann Mechatronikerin gelernt, wurde nach der Lehre übernommen und die haben mir auf dem zweiten Bildungsweg das Studium zu Ingenieurin finanziert.“

„Also könntest Du, wenn Deine Nacky was am Motor hat, selber Hand anlegen?“

„Sicher. Am Motor, der ganzen Elektronik und Elektrik mache ich schon immer alles selber.“

„Cool. Meine Süße ist sich nicht zu schade, sich die Finger schmutzig zu machen.“

„Ganz bestimmt nicht. Öl an den Händen ist für mich wie Hautlotion.“

„Wir beide passen zusammen, hm?“

„Ich glaub ja. Und wie sieht das aus… gehen wir was essen, oder musst Du noch hier bleiben?“

„Nö. Heut ist Samstag. Thomas, mein Azubi, ist nur hier, weil er an seinem Corsa schraubt und ich knabber an diesem blöden Diesel. Der lässt mir keine Ruhe.“

„Was hat der Diesel denn?“

„Keine Ahnung. Laut Fehlerprotokoll war ein Injektor im Eimer. Den hab ich ausgetauscht, aber der Bock will noch immer nicht anspringen und jetzt steht da eine Fehlermeldung, welche nirgends beschrieben ist.“

„Soll ich mal gucken?“

„Hm… Du kennst Dich mit Motoren besser aus als ich. Mach mal, bitte. Ich stehe mit den VW-Motoren eh auf Kriegsfuß. Die sind total überzüchtet und so gebaut, dass man grundsätzlich teures Spezialwerkzeug braucht.“

„Öh… Das ist aber bei Opel nicht anders, oder?“

„Schon… Nur übertreibt Volkswagen es da ein wenig. Ist zumindest meine Meinung. Komm, ich zeig Dir die Karre.“

Tanja nahm die Maschine des T9 kurz in Augenschein, sah, dass Nadja sauber gearbeitet hatte und der Motor überall dicht war, es also eigentlich keine Probleme geben dürfte. Also ließ sie sich das Fehlerprotokoll geben und studierte es einen Moment. Dann sah sie sich suchend in der Werkstatt um.

„Was suchst Du?“

„Ein Multimeter, Süße.“

„Da drüben, oberste Schublade links in der Werkbank.“

Tanja nahm das Gerät, bat Nadja, die Zündung des Wagens anzuschalten, aber nicht zu starten und setzte die Prüfspitzen nacheinander an verschiedene Punkte im Motorraum.

„Hast Du eine Crimp-Zange hier?“

„Klar doch. Hier nimm.“

„Danke, Schatz.“

Tanja nahm die Zange, zog einen Stecker aus einem der Module am Motorblock und presste diesen mit dem Werkzeug zusammen, bis es vernehmlich knackte. Dann steckte sie ihn zurück an seinen Platz und nahm erneut das Multimeter zur Hand.

„Na, dann. Starte mal.“

„Wow! Der brummt wie ein Bärchen. Klasse! Was hast Du gemacht?“

„Der Fehlercode ‚EF007A‘ ist ähnlich der Fehlercodes bei den Flugzeugmotoren, welche wir bauen. Bei uns heißt EF, dass etwas in der Elektronik nicht stimmt, aber nicht richtig lokalisiert werden kann. Also kommt irgendwo ein Signal nicht an.“

„Okay? EF steht also für ein nicht spezifiziertes Problem in der Elektrik. Das merke ich mir.“

„Der Rest war dann einfach. Ich hab mir einfach die Kabel und Stecker angesehen und Durchgänge gemessen. Der Stecker hier saß nicht richtig in der Buchse, also hab ich mal nachgesehen und festgestellt, dass einige Kontakte nicht richtig griffen, weil die Halbschalen nicht korrekt zusammen saßen. Stecker richtig zusammen gepresst, wieder rein und Motor läuft.“

„Aua. Der Stecker kommt vom Steuerrelais für die Injektoren. Denn musste ich raus holen, um an die Injektoren zu kommen und dabei mit einer Zange arbeiten, weil ich ihn nicht raus bekam.“

„Und dabei hast Du ihn versehentlich aufgehebelt.“

„Da hätte ich mir noch Wochen lang einen Wolf gesucht, Süße. Danke, danke.“

„Bitte, bitte. Dann können wir jetzt essen gehen, oder?“

„Ja. Los komm. Ich zieh mich nur schnell um und mach mich straßentauglich. Im ölverschmierten Overall geh ich nicht in ein Restaurant.“

„O.k. Ich warte hier.“

„Huch? Warum? Ich schäme mich nicht, mich vor Dir auszuziehen.“

„Das glaube ich Dir. Aber ich möchte nachher ein hübsches Überraschungspaket auspacken können. Wenn ich Dich jetzt schon in Unterwäsche sehe, ist die Überraschung doch futsch.“

„Öh… Da hast Du wohl recht und ich werd den Feinripp gegen was Hübsches tauschen. Feinripp ist zwar praktisch unterm Overall, aber sicher nicht hübsch. Gib mir ein paar Minuten.“

-*-

Als Nadja ein paar Minuten später das Zimmer hinter ihrem Büro verließ, blieb Tanja für einen Moment die Spucke weg. Nadja hatte sich in einem leichten Sommerkleid, welches ihre Taille betonte und im knielangen Rockteil weit schwang, sowie weißen Nylons und – um nicht noch größer gegenüber Tanja zu sein – flachen, weißen Pumps verpackt.

„Wow. Du bist schön, Schatz. Einfach zum knutschen schön.“

„Danke, Süße. Freut mich, dass ich Dir gefalle. Für Dich möchte ich richtig hübsch sein.“

„Und Du verzichtest auf High-Heels, obwohl die Dir noch besser stehen würden.“

„Für Dich. Sonst musst Du Dir doch den Hals verrenken, wenn ich Dich küssen will.“

„Apropos küssen… Wird Zeit für den ersten Kuss, oder?“

„Jaa. Komm mal her, Schatz.“

‚Shit. Die Kleine wär genau meine Kragenweite und jetzt knutscht sie mit der Chefin. Gibt‘s denn keine normalen Frauen mehr? Müssen die alle lesbisch sein?‘

Raus aus der Nachtschicht

„Dein Azubi sah als wir gingen arg bedrückt aus, oder?“

„Tjo. Der war scharf auf Dich und dann hast Du mich geküsst. Er hatte sich wohl ausgerechnet, auf Kollisionskurs mit Dir gehen zu können.“

„Autsch. Noch so einer der mich für ein junges Küken hält und dann an die Wand gelaufen wäre.“

„Na ja. Wie 32 siehst Du ja auch nicht wirklich aus, Süße. Ich hab Dich auch auf Anfang zwanzig geschätzt.“

„Oh, danke. Aber Dir sieht man die 30 auch nicht an.“

„Schön wäre es. Ich bin schon 42 und meine Tochter ist neunzehn Jahre alt.“

„Ui. Du bist ne richtige MILF?1“

„Öh… Stimmt. Ich bin Dir nicht zu alt?“

„Blödsinn. Du bist weder zu groß, noch zu viel, oder zu alt. Du bist perfekt und ich will keine Andere haben. Du hast mich voll am Haken.“

„Dann lass uns zahlen und heim gehen. Ich will endlich auspacken.“

„Ich zahle. Ich hab Dich eingeladen.“

„O.k. Aber das nächste Mal zahle ich.“

Tanja zahlte die Rechnung und sie verließen die gemütliche Pizzeria Händchen haltend. Draußen legte Nadja dann ihre linke Hand auf Tanjas Po und diese seufzte wohlig, als sie die Berührung durch den dünnen Stoff ihres Kleides spürte.

‚Hast Du kein Höschen an, Süße?‘

Zwanzig Minuten später sollte sich in Nadjas Wohnung erweisen, dass sie mit ihrer Annahme recht hatte. Sie hatte unterm Stoff des Kleides nichts ertastet, was sich unter ihren Fingerspitzen wie ein Slip angefühlt hätte und darauf geschlossen, dass Tanja kein Höschen trug. Damit lag sie richtig, denn Tanja hatte es auf der Toilette der Pizzeria ausgezogen, weil sie ihrer neuen Freundin nicht in profanem weißen Feinripp gegenüber treten wollte.

„Himmel, bist Du schön,“ flüsterte Nadja als sie Tanja aus dem Kleidchen geschält hatte und diese nur noch mit Söckchen und flachen Leder-Sandaletten bekleidet vor ihr stand, „soo schön. Du bist perfekt, Schatz.“

Tanja kicherte, drehte sich spielerisch um die eigene Achse und wackelte mit dem kleinen, runden Po.

„Ich gefalle Dir?“

„Jaa. Du bist der Himmel.“

„Und sind meine Tittchen das, was Du Dir erhofft hast?“

„Ja, unbedingt. Du bist perfekt und ich geb Dich nicht mehr her.“

„Das wird aber nicht einfach. Ich arbeite Nachtschicht.“

„Ich weiß, aber das ist mir egal. Und wenn’s mir zu bunt wird, werbe ich Dich ab. Dann hole ich Dich in meine Werkstatt.“

„Das würdest Du tun?“

„Klar doch. Dann hätte ich Dich bei mir und Du würdest nicht alleine im Bett liegen, während ich arbeite. Und außerdem… Ich hab im Moment nur Thomas als Mechatroniker und der ist erst im ersten Lehrjahr. Dann hab ich noch zwei Schlosser der alten Schule, aber keinen Mechatroniker mehr.“

„Wieso?“

„Die vier waren vor drei Monaten auf einer Fete, sind besoffen ins Auto gestiegen und Ramona hat die Karre bei Herne auf der Autobahn auf die Leitplanke gesetzt. Alle vier sind in dem Wrack verbrannt.“

„Shit. Das ist shit.“

„Ja, für’s Geschäft. Zwischenmenschlich war da nicht viel. Die drei Kerle waren einfach nur Angestellte und blieben immer auf Distanz zu mir, weil ich ja die Chefin bin. Und Ramona mochte ich zwar, aber sie war hetero und hat es mit den Dreien getrieben. Die hätte ich nicht mit Handschuhen im Schritt angefasst.“

„Und Du hast das ernst gemeint? Das mit der Anstellung.“

„Klar doch. Würdest Du das denn machen? Klappt’s in der alten Firma nicht mehr?“

„Na ja… Ich dachte eigentlich, dass ich mit meinem Diplom richtig in die Entwicklungsabteilung rein käme und so war das auch geplant. Aber Manuela Schiffer… die bekam ihr Diplom nur haarscharf hin, war die Schlechteste des Jahrgangs und hat wohl beim Abteilungsleiter die Beine breit gemacht. Plötzlich war sie Gruppenführerin in der Entwicklung und ich wurde Schichtführerin der Qualitätskontrolle. Ich checke nur das, was die zusammen schustern und wenn ich unterschreibe, geht es in die Produktion. Aber von wegen entwickeln, ist da nix mehr. Also würd ich zu Dir wechseln, wenn Du mich nimmst.“

„Sicher nehme ich Dich. Du bist Ingenieurin und ich würde Dich als Meisterin einstellen. Ich könnte Dir wahrscheinlich nicht so viel zahlen, wie Deine Firma, aber ich würd so viel wie möglich zahlen.“

„3.000 brutto?“

„Nur? Du wärest mir mehr wert.“

„Ich hab im Moment 4.000 brutto, aber 3.000 würden mir reichen. Ich meine, ich hätte nur noch fünfzehn Minuten Arbeitsweg und keine Nachtschicht mehr. Außerdem… wenn ich die Nachtzuschläge raus rechnete und nur das tarifliche Gehalt nehme, komme ich auf 2.925 Euro. Also verdiene ich bei Dir besser und mach keine Nachtschicht mehr. Weißt Du… wir hatten mal ein Loch im Personalbestand und drei Altmeister ließen sich vom Arzt bescheinigen, dass sie keine Nachtschicht mehr machen könnten. Also beackerten sie mich, bis ich zustimmte die Nachtschicht zu machen, bis geeignetes Personal verfügbar wäre. Pustekuchen, die Früh- und die Spätschicht haben immer noch keine Schichtführer. Sorry, das musste ich jetzt los werden, Süße.“

Nadja kicherte amüsiert und tätschelte Tanjas Brüste sanft.

„Ich geb Dir 3.200 unter einer Bedingung.“

„Und die wäre?“

„Dass wir jetzt aufhören zu quasseln und Du nachguckst, wie hübsch ich mich für Dich unterm Kleid gemacht hab. Ich muss doch hören, ob Du mich auch schön findest und haben willst.“

„Dann dreh Dich mal um und lass mich an den Reißverschluss, Süße… Shit ist das schön… Lila Spitze… was ein herrlicher Hintern… los, dreh Dich um.“

Nadja drehte sich, nahm die Hände von den Körbchen ihres BH, welchen Tanja zuvor im Rücken geöffnet hatte und ließ ihn fallen.

„Shit, die sind…“

„Zu groß? Doch zu groß?“

„Nee. Die sind herrlich, Schatz. Du hast die schönsten Möpse der Welt.“

Die schweren Brüste Nadjas mit Küssen bedeckend, schob Tanja das Höschen der anderen runter, bis es über deren Knie auf die Füße rutschte, trat einen Schritt zurück und betrachtete sie verliebt. Nadja trug nur noch einen Strapsgürtel aus lila Spitze und die weißen Nylons, drehte sich – vom Höschen auf den Füßen etwas behindert – wie eine Ballerina langsam vor Tanja und diese war hin und weg.

Mit Nadja war es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie sich gegenseitig auszogen und es war auch das erste Mal, dass sie eine andere Frau in Dessous sah. Vorher war es immer nur zweckmäßige Unterwäsche und sie und ihre Partnerin zogen sich selber aus, nahmen sich nicht die Zeit einander auszupacken, weil das Ziel bereits fixiert war. Ihre gescheiterte kurze Ehe betrachtete sie in der Retrospektive nicht als Beziehung, weil sie irgendwann erfuhr, dass sie zwei Jahre lang nur benutzt wurde. Danach hatte sie immer nur kurze Beziehungen und bei diesen ging es lediglich um Sex, nicht um Gefühle oder gar Ästhetik. Jetzt verstand sie, dass der Weg durchaus das Ziel sein konnte und der Gedanke gefiel ihr sehr.

‚Ich muss mir hübsche Dessous kaufen. Nadja soll auch Spaß beim Auspacken haben können.‘

„Und gefällt Dir Deine Nadja? Magst Du mich haben?“

„Du dumme Nuss. Ich mag Dich haben und ich lass Dich nicht mehr los. Die ganze Tanja gehört jetzt Dir.“

„Dann setz Dich in den Sessel und zeig’s mir endlich.“

„Nö. Das ist unromantisch.“

„Stimmt. Komm mal her, Schatz. Lass Dich umarmen.“

„Geht doch… mmhhh… so ist schön… mach weiter, bitte…“

1 Mother I’d Like to Fuck.

Reifenspuren im Gesicht

Montag 13. Mai 2047, 8:15 Uhr, Eisbergen im Südosten von Porta Westfalica auf einer Feldstraße namens Regensbruch zwischen Feldern im Norden der Siedlung:

Kriminalkommissarin Charlotte Bauer wies sich gegenüber der Polizistin an der Absperrung als Kripo-Beamtin aus und bewegte sich in Richtung der Leiche, an welcher sich Thomas Berger, ein Forensiker, zu schaffen machte.

„Moin, Tom. Was haben wir hier?“

„Großen Mist, Charly. Fußgänger fanden vor einer halben Stunde diese Leiche auf dem Acker.“

„Der liegt noch da, wo er lag? Du sagtest auf dem Acker und jetzt liegt der Tote hier auf dem Asphalt.“

„Ja. Dumm gelaufen. Einer der Spaziergänger war der Meinung, den Toten bergen zu müssen und sie haben ihn hier her geschleift.“

„Hm… kannst Du sagen, wo die Leiche vorher lag?“

„Das ja. Da liegt das Toupet des Mannes auf dem Acker und die Spaziergänger schwören, dass er direkt daneben gelegen hat.“

„O.k. Ich nehme an, Du hast Dir das alles schon angesehen und eine Theorie.“

„Jou. Da sind eindeutig Reifenspuren im Acker und,“ Berger wies auf das Gesicht des Mittfünfzigers, „in seinem Gesicht auch. Der Mann ging wohl spazieren, wurde von einem PKW von der Straße gejagt, kam ins Straucheln und wurde dann mehrfach überrollt. So wie ich das sehe, ist das Mord und deshalb haben die Kollegen von der Bereitschaft Dich angerufen.“

„Einmal überfahren wäre ein Unfall. Aber die Reifenspuren sagen Dir, dass er mehrfach überrollt wurde und dann gebe ich Dir recht. Es war eine Hinrichtung, ein gezielter Mordanschlag. Was hast Du noch, Tom?“

Thomas führte Charlotte auf den Acker und wies auf eine Stelle in der aufgebrochenen Erdkruste.

„Siehst Du die Delle dort?“

„Ja.“

„Das ist eine Bodenwelle und der Wagen hat mit dem Endtopf seines Auspuffs aufgesetzt. Daher der ovale Abdruck im Boden. Das bedeutet, dass es ein tiefer gelegter PKW war. Ein Auto mit normalem Fahrwerk oder gar ein SUV hätte dort nicht aufgesetzt.“

„O.k. Hast Du noch Etwas für mich?“

„Nein, im Moment hab…“

„Aber ich hab hier etwas, Frau Kommissarin!“

„Aha? Wie heißen Sie, Frau Kollegin?“

„Roswitha Schleimer, Erste Polizeikommissarin Roswitha Schleimer, Frau Kommissarin.“

„O.k. Ich bin KK Bauer, oder lieber Charly. Also was haben Sie, Rosy?“

„Hier steckt ein Auspuffzierrohr im Boden, Charly.“

„Ein Auspuff-was?“

„Das Endrohr des Serien-Auspuffs wird gekürzt und darauf ein verchromtes Zierrohr gesteckt, um den Auspuff edler aussehen zu lassen,“ erklärte Schleimer, welche in ihrem Dienst als Polizistin auf Streife nahezu täglich mit oftmals unzulässigem optischen Tuning von Fahrzeugen konfrontiert wurde.

„Verstehe. Das dient nur der Optik und stammt wohl vom Tatfahrzeug.“

„Exakt. Und es ist speziell, Charly.“

„Aha? Inwieweit?“

„Zum einen ist da das E im Oval eingeprägt. Also ist es ein Anbauteil mit EU-Zulassung und allgemeiner Betriebserlaubnis. Und zu anderen… das eine Ende ist rund wie das Endrohr des Auspuffs und jetzt sieh Dir das andere Ende an.“

„Hm… das ist herzförmig? Das sieht irgendwie nach einem… Mädchen-Auto aus? Ist es das?“

„Genau. Welcher Kerl würde wohl ein verchromtes Endrohr in Herzform an seinem Auto haben wollen. Ich meine… wenn er nicht gerade schwul ist.“

„Da stimme ich zu. Tom, pack das bitte auch ein. Danke, Rosy.“

„Bitte, bitte, Charly. Das ist mein Job. Und… Moment…“

„Hast Du noch etwas?“

„Ich denke ja,“ sagte Schleimer und zog das Diensthandy aus ihrer Brusttasche, „ich habe am Samstag einen Verkehrsunfall im Postillionweg aufgenommen und Fotos vom geschädigten Fahrzeug gemacht… Moment… Ah ja… Guck.“

Schleimer hielt Charlotte das Diensthandy hin und diese sah auf dem Display das Foto von Tanjas beschädigtem Nakkita mit zwei verchromten, herzförmigen Endrohren.

„Shit. Die sehen aus, wie das hier?“

„Jou. Das ist ein 33er Opel Nakkita GTC in den ein Porsche Cheyenne rein geknallt ist.“

„Lass mich raten,“ mischte Berger sich ein, „der GTC ist türkis lackiert.“

„Öh, ja. Wie kommen Sie darauf, Herr Berger?“

„Tom, bitte.“

„O.k. Tom.“

„Weil ich hier Lacksplitter habe und diese sind türkis, Rosy.“

„Jetzt… Ich hab den Toten noch nicht gesehen… dürfte ich, Charly?“

„Sicher, Rosy. Sieh ihn Dir an. Kein schöner Anblick.“

„Keine Sorge. Ist nicht meine erste Leiche… Shit… Ich kenne den Mann.“

„Wie das?“

Schleimer nahm wieder ihr Handy, wählte ein weiteres Bild aus der Galerie und zeigte es Charlotte.