Napoleons gefährlichster Verbündeter - Hans Philipp Offenhaus - E-Book

Napoleons gefährlichster Verbündeter E-Book

Hans Philipp Offenhaus

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Beschreibung

"Er ist doch der Gerissenste von allen!", meinte Napoleon lachend, als er von dem neuesten Streich seines ehemaligen Polizeiministers Joseph Fouché (1759 - 1820) erfuhr. Der war gerade erst durch eine Mischung aus Kaltschnäuzigkeit und Komödie seiner Verhaftung durch den neuen Polizeiminister des Königs entgangen. Wer war diese ominöse Fouché? Der geheime zweite Mann im französischen Kaiserreich - das war der oft vergessene Polizeiminister Joseph Fouché. Er agierte im Schatten und wollte nie ins Licht der Öffentlichkeit vorrücken. Ihm reichte es zu wissen, welche Macht er in Händen hielt. Offizielle, pompöse, gar triumphale Machtbekundungen waren ihm zuwider. So schaffte er es, all die Wirren der Französischen Revolution, des Kaiserreichs und der wiedererstarkten Bourbonen-Monarchie zu überstehen. Tatsächlich überlebte er diese aufregenden Zeiten nicht nur, sondern ging am Ende auch als mächtiger Strippenzieher, gemachter Mann und Millionär daraus hervor. Wie aus einem kränklichen Kaufmannssohn, der ein kärgliches Leben als Mathematiklehrer in der Provinz fristete, erst ein Senator der jungen französischen Republik, dann ein Minister des Kaiserreichs und schließlich ein unvorstellbar reicher Herzog werden konnte und welche ungeheure Macht dieses Chamäleon der Politik in seinen Händen zu bündeln vermochte, zeichnet diese prägnante Biografie eindrucksvoll und mit hoher erzählerischer Qualität nach.

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Hans Philipp Offenhaus

Napoleons gefährlichster Verbündeter

Das geheimnisvolle Leben des Joseph Fouché

Impressum

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN: 978-3-86408-160-6 (epub)

© Copyright: Vergangenheitsverlag, Berlin / 2013www.vergangenheitsverlag.de

Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen und digitalen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.

eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net

Inhaltsverzeichnis

Prolog: Frühjahr 1815

1. Einleitung

2. Ein kränklicher Lehrer aus der Provinz wird zum Vollblutpolitiker

3. Scharfrichter der Revolution

4. Der Unbestechliche und das Chamäleon

5. Steigbügelhalter Napoleons

6. Napoleon erobert und Fouché sammelt

7. Der Bogen ist überspannt und Fouché fliegt

8. Auf Abstand gehalten

9. Fouchés „Hundert Tage“

10. Der gelangweilte Herzog von Ortranto

11. Literaturauswahl

Prolog: Frühjahr 1815

„Er ist doch der Gerissenste von allen!“, meinte Napoleon lachend, als er von dem neuesten Streich seines ehemaligen Polizeiministers Joseph Fouché (1759 - 1820) erfuhr. Der war gerade erst durch eine Mischung aus Kaltschnäuzigkeit und Komödie seiner Verhaftung durch den neuen Polizeiminister des Königs entgangen.

Am 16. März 1815 gegen 11 Uhr vormittags umstellten Polizisten König Ludwigs XVIII.1 mitten auf einem belebten Boulevard die offene Kutsche Joseph Fouchés. Als der etwas unsichere Polizeibeamte, der die Aktion leitete, ihm den Haftbefehl aushändigen wollte, reagierte Fouché wie immer blitzschnell und unerwartet. Anstatt sich verhaften zu lassen, wies er den Haftbefehl prompt zurück und meinte nur, dass man einen ehemaligen Senator nicht wie einen gemeinen Dieb auf offener Straße verhaftet. Der verdutzte Beamte wich ein paar Schritte zurück, was Fouché den erhofften Freiraum gab. Er schrie seinem Kutscher entgegen, er solle sofort abfahren und schon preschte die Kutsche zwischen den erschrockenen Polizisten hindurch in Richtung Fouchés luxuriösen Stadtpalais.

Zuhause angekommen bereitete er, in Erwartung des baldigen Erscheinens der Polizei, alles für seinen nächsten Streich vor. Die Polizisten waren ihm gefolgt, standen nun vor seiner Tür und klopften höflich an. Fouché öffnete genauso höflich die Tür und ließ sich den Haftbefehl zeigen. Nachdem er ihn mit dem geschulten Auge eines ehemaligen Polizeiministers gemustert hatte, befand er ihn für offiziell gültig und bat die Polizisten herein. Dann entschuldigte er sich für den Zwischenfall auf dem Boulevard und führte sie in einen prunkvoll eingerichteten Raum im ersten Stock. Nachdem die Polizisten Platz genommen hatten, bat er sie noch um etwas Geduld, um sich für den Anlass entsprechend umziehen zu können. Anschließend verließ er die Polizisten und zog sich in sein Schlafzimmer zurück. Nach einer Weile wurden die Polizisten ungeduldig und als sich der Delinquent nach einer halben Stunde immer noch nicht zurückmeldete, machte sich der leitende Beamte Sorgen. Er entschied, der Verzögerung auf den Grund zu gehen, und öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Das Zimmer war leer und das Fenster stand weit offen. Joseph Fouché war verschwunden. Die kurze Zeit bis zum Eintreffen der Polizei hatte er dazu genutzt, um eine Leiter herbei schaffen zu lassen. Damit war er wieder einmal, wie schon so oft in den vergangenen 25 Jahren, seiner Bestrafung entgangen.

1      Ludwig XVIII. (1755 - 1824) war der Bruder des am 21. Januar 1793 hingerichteten Königs Ludwig XVI. (1754 - 1793) Erst nach Napoleons Abdankung am 12. April 1814 konnte er seine Rolle als französischer König voll wahrnehmen und aus dem Exil nach Frankreich zurückkehren.

1. Einleitung

Napoleon prägte eine ganze Generation, vielleicht sogar ein ganzes Jahrhundert, doch war er wirklich das allein stehende Genie? Gab es nicht auch andere Menschen in seinem Umfeld, die zwar von seinem Glanz oberflächlich überstrahlt wurden, tatsächlich aber bald ebenso mächtig und genial waren. Der geheime zweite Mann im französischen Kaiserreich2 war der oft vergessene Polizeiminister Joseph Fouché. Er agierte im Schatten und wollte nie ins Licht der Öffentlichkeit vorrücken. Ihm reichte es zu wissen, welche Macht er in Händen hielt. Offizielle, pompöse, gar triumphale Machtbekundungen waren ihm zuwider.

So schaffte er es, all die Wirren der Französischen Revolution, des Kaiserreichs und der wiedererstarkten Bourbonen-Monarchie zu überstehen. Tatsächlich überlebte er diese aufregenden Zeiten nicht nur sondern ging am Ende auch als Millionär daraus hervor.

Wie aus einem kränklichen Kaufmannssohn, der ein kärgliches Leben als Mathematiklehrer in der Provinz fristete, erst ein Senator der jungen französischen Republik, dann ein Minister des Kaiserreichs und schließlich ein unvorstellbar reicher Herzog werden konnte und welche ungeheure Macht dieses Chamäleon der Politik in seinen Händen zu bündeln vermochte, zeichnet diese Biografie nach.

2      Am 2. Dezember 1804 krönte sich Napoleon selbst zum Kaiser der Franzosen und begründete so, das bis zu seiner Abdankung am 12. April 1814 bestehende erste französische Kaiserreich.

2. Ein kränklicher Lehrer aus der Provinz wird zum Vollblutpolitiker

Schon in jungen Jahren stellte sich Joseph Fouché für seine Eltern als Enttäuschung heraus. Als ältester noch lebender Sohn einer Familie von Kaufleuten und Seefahrern, ansässig in der Gegend um die Hafenstadt Nantes, sollte er, wie zu jener Zeit allgemein üblich, das elterliche Geschäft übernehmen. Doch dieser große, dünne und ausnehmend hässliche Junge war für keinerlei körperliche Arbeit geschaffen. Ganz besonders das Seefahrerhandwerk lag ihm überhaupt nicht. Kaum auf See litt er schon unter der Seekrankheit, was weite Handelsreisen ausschloss. Einem bürgerlichen Sohn standen in der Spätphase des Ancien Régime3 aber nur wenige Türen offen, wenn er nicht in die väterlichen Fußstapfen treten konnte oder wollte. Eine militärische Laufbahn schloss sich nicht nur aufgrund seiner körperlichen Konstitution sondern auch aufgrund der praktisch nicht vorhandenen Aufstiegsmöglichkeiten für Nichtadelige aus.

So blieb ihm nur die Kirche. Hier konnte man über Standesgrenzen hinweg Karriere machen, vorausgesetzt man war dazu bereit, sich ganz und gar der Mutterkirche zu verschreiben. Ein so intelligenter und vor allem arbeitsamer junger Mann wie Joseph Fouché hätte es weit bringen könne. Doch er konnte sich nicht dazu durchringen, den letzten Schritt zu gehen, das Gelübde abzulegen und sich weihen zu lassen. Grund dafür war aber keinesfalls eine ausgeprägte Libido, die ihn vor einem abstinenten Leben hätte zurück schrecken lassen. Er lebte auch ohne Weihe über zehn Jahre lang in mönchischer Askese zwischen engen Klostermauern und brachte seinen Schülern die Geheimnisse von Mathematik und Physik näher. Der Grund für seine Weigerung, den letzten Schritt zu gehen, lag tief in seinem inneren Naturell verborgen. Fouché konnte und wollte sich einfach niemals festlegen. Sein Leben lang ließ er sich immer auch andere Wege offen. Immer hatte er einen Fuß in der Tür seiner momentanen Gegner, um zu gegebener Zeit die Seiten zu wechseln.

Die langen, teils einsamen Jahre hinter Klostermauern, waren für Fouché aber keine verlorene Zeit, in der er weltfremd vor sich hin studierte. Vielmehr lernte er hier alles, was er für sein späteres Leben als Politiker brauchte. Im Kloster war er auf sich selbst zurückgeworfen und lernte, seine eigene Gesellschaft wertzuschätzen. Er brauchte niemanden um sich, wenn er nur Arbeit hatte, und arbeiten konnte er schnell, zielstrebig und effektiv. Viel wichtiger als seine Arbeitsethik war aber, dass er die anderen Menschen zu lesen lernte, während es ihm gleichzeitig gelang, die eigenen Gefühle vollkommen vor der Außenwelt zu verbergen. In den acht Jahren zwischen 1782 und 1790 wechselte er ganze fünf Mal die Lehrstätte und damit den Wohnort und auch das streng hierarchisch gegliederte soziale Umfeld. Vom Kolleg in Niort ging es nach Saumur, Vendôme, Juilly, Arras und schließlich zurück in die Heimat nach Nantes. Nach keinem dieser Wechsel hatte Fouché ein Problem damit, sich schnell wieder einzufügen. Vielmehr verstand er es, sich immer wieder beliebt zu machen. Besonders seine Lehrtätigkeit in Arras war für sein weiteres Leben von großer Bedeutung. Hier traf er einige der wichtigsten Protagonisten der kommenden Revolution, als diese noch nicht Todesurteile im Akkord sondern Liebesgedichte schrieben.