NATO-Intelligence - Günter Weiße - E-Book

NATO-Intelligence E-Book

Günter Weiße

0,0
19,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

1985-1989, das sind die letzten Jahre des Kalten Krieges. Dass es nie zu einer echten militärischen Konfrontation zwischen den West-Alliierten und den Kräften des Warschauer Paktes und damit zu einem Dritten Weltkrieg gekommen ist, ist nicht zuletzt der erfolgreichen Arbeit der militärischen Aufklärung beider Seiten zuzuschreiben. Das Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE) spielte eine wichtige Rolle bei der Nachrichtenbearbeitung der NATO-Staaten. Günter K. Weiße beschreibt in seinem neuesten Buch kenntnisreich die militärische Lage Europas in den Jahren von 1985-1989. Aus eigener Erfahrung und unter Rückgriff auf bislang höchst geheime NATO-Dokumente berichtet er über Alltag und Aufgaben der SHAPE Intelligence Division sowie weiterer SHAPE-Gliederungen. Das Werk gibt nicht nur Einblick in die militärischen Übungen von NATO und Warschauer Pakt, Spionageabwehr und strategische Planungen für die Verteidigung Westeuropas, der Leser erfährt auch Näheres über die tägliche Arbeit bei SHAPE und den besonderen Korpsgeist, der die internationale Besetzung aus Soldaten und Zivilpersonen dieser Zeit prägte. Das Buch ist ein Muss für alle zeit- und militärgeschichtlich Interessierten – und für alle ehemaligen und aktiven "SHAPIANS".

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 787

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



ibidem-Verlag, Stuttgart

Inhaltsverzeichnis

1. Einführung und Vorwort
1.1 Einführung
1.2 Vorwort
1.3 Das "Supreme Headquarters Allied Powers Europe – SHAPE" und seine Errichtung im Jahre 1951
2. Die militärische Lage in Europa von 1984 bis 1989
2.1 Die Streitkräfte der NATO in der Central Region
2.2 Die Landstreitkräfte der NATO in der Central Region
2.2.1 Der Bereich Ostseezugänge/Jütland - LANDJUT Rendsburg
2.2.2 Der Bereich Northern Army Group – NORTHAG Mönchengladbach
2.2.3 Der Bereich Central Army Group – CENTAG Heidelberg
2.3 Die Spezialeinsatzkräfte der West-Alliierten in der Central Region
2.3.1 Spezialeinsatzkräfte der United States Army Europe (USAREUR)
2.3.2 Die britischen Spezialeinsatzkräfte im Norden der Bundesrepublik
2.3.3 Die französischen Spezialeinsatzkräfte im Süden der Bundesrepublik
2.4 Spezialeinsatzkräfte anderer NATO-Partner auf deutschem Territorium seit 1990
2.5 Die Stay-Behind-Organisation – SBO (GLADIO) der NATO in Europa bis 1990
2.6 Die Anschläge in Luxemburg und die Tueurs du Barbant – Die Mörder von Brabant
2.7 Die Luftstreitkräfte der NATO in der Central Region
2.7.1 Das Supreme Headquarters Allied Powers Europe – SHAPE und seine Rolle in der Luftverteidigung
2.7.2 Allied Air Forces Central Europe – AAFCE
2.7.3 Die Second Tactical Air Force – TWOATAF
2.7.4 Die Fourth Tactical Air Force – FOURATAF
2.8 Das integrierte Luftverteidigungssystem "NATO Air Defense Ground Environment" – NADGE
3. Die Streitkräfte des Warschauer Paktes im Vorfeld der NATO und deren geplante strategische Kriegsschauplätze
3.1 Die Kräfteordnung des Warschauer Paktes gegenüber der NATO 1985-1989
3.1.1 Der TVD Nordwest
3.1.2 Der TVD West
3.1.3 Der TVD Südwest
3.1.4 Der TVD Süd
3.2 Die strategischen Reserven der sowjetischen Streitkräfte
3.2.1 Die sowjetischen strategische Raketenkräfte – PRO (Protivno Raketnaja Obrana) Voiska
3.2.2 Die strategischen Luftstreitkräfte der Sowjetunion – DA (Dalnaja Aviatsia)
3.2.3 Die sowjetischen Luftverteidigungskräfte – VVO (Voenno Vosduschnaja Oborona) Heimatluftverteidigung – PVO (Protiv Vosduschnaja Oborona Strany)
3.2.4 Die Front- und Armeefliegerkräfte – VVF (Voenno Vosduchnikh Flot)
3.2.5 Die Marineluftstreitkräfte – AWMF (Awiazija Wojenno-Morskogo Flota)
3.2.6 Die Lufttransportverbände – VTA (Vosduschniy Transport Aviatsia)
3.3 Die Bedrohung der NATO durch den Warschauer Pakt
3.3.1 Die Entwicklung der Bedrohungsszenarien von 1951-1989
3.3.2 Planungen im Rahmen von PINCHER/HALFMOON/OFF TACKLE/Forward Strategy der Westalliierten
3.3.3 Das Kirst-Szenario
3.3.4 Die Liddell-Hart-Studie
3.3.5 Die geplante Neutralisierung des US-amerikanischen Frühwarnsystems – der Spionagefall "Frucht"
3.3.6 Die de Maizière-Studie aus dem Jahre 1974
3.3.7 Der Plan "UDAR" des Warschauer Paktes
3.3.8 Die militärpolitische Analyse "Entscheidung in Deutschland"
3.3.9 Das Hackett-Szenario - Der Dritte Weltkrieg August 1985
3.3.10 Das François-Scénario 1980
3.3.11 Der Close-Bericht 1981
3.3.12 Der sowjetische Plan "POLJARKA"
3.3.13 Der Ebeling-Bericht 1986
3.4 Dokumente des Military Committee der NATO 1985-1989
3.5 Die Bedrohung der NATO zu Mitte der achtziger Jahre
3.6 Die Bedrohungssituation gegen Ende der achtziger Jahre
3.6.1 Die Fronten der ersten strategischen Staffel der WP- Landstreitkräfte in der DDR, Westpolen und der CSSR
3.6.2 Das Kommando der Westfront mit (Westgruppe der Truppen – WGT)
3.7 Die Fronten der zweiten strategischen Staffel der WP-Landstreitkräfte gegenüber der Central Region
3.7.1 TVD-Mittel-/Westeuropa
3.7.2 Führung 2. Strategische Staffel (Nord)
3.7.3 Führung 2. Strategische Staffel (West)
3.7.4 Führung 2. Strategische Staffel (Süd)
3.8 Die Fern-, Front- und Armeefliegerkräfte des Warschauer Paktes gegenüber der Central Army Group – CENTAG
3.9 Die Fliegerkräfte der Nordgruppe der Truppen – NGT in Polen
3.10 Die sowjetischen Frontfliegerkräfte der 16. Frontluftarmee in der DDR
3.11 Kampfhubschrauberregimenter der WGT in der DDR
3.12 Das Kommando Luftstreitkräfte/Luftverteidigung der Nationalen Volksarmee – NVA
3.13 Die Front- und Militärtransportfliegerkräfte (LSK) der Nationalen Volksarmee
3.14 Das Luftraumüberwachungs- und Jägerführungssystem auf dem Territorium der DDR
3.15 Die Führungsorganisation der Luftverteidigung im "Diensthabenden System – DHS"
3.16 Die Fliegerabwehrraketentruppen auf dem Territorium der DDR
3.17 Die Frontfliegerkräfte der Zentralen Gruppe der Truppen (ZGT) in der CSSR
3.18 Die Luftstreitkräfte und Luftverteidigung der CSSR
3.19 Die Frontfliegerkräfte der Südgruppe der Truppen (SGT) in Ungarn
3.20 Übungen des Warschauer Paktes und der NATO bis 1989
3.20 Synoptische Übersicht der wichtigsten Übungen des Warschauer Paktes und der NATO in der Central Region bis 1990
3.21 Die Warschauer-Pakt-Stabs- und Kommandoübung "MASZOWSZE" im Jahre 1963
3.22 Die Stabsübung "ASTRA" der Armeegruppe West im Jahre 1964
3.23 Die Warschauer-Pakt-Großübung SCHILD/TARCZA 88
3.23.1 Die Ausgangslage der Übung Schild/TARCZA
3.23.2 Operationelle Zusammenfassung Nummer 1 für die Periode vom 25. Mai 08:00 Uhr bis 02. Juni 08:00 Uhr
3.23.3 Feindlagezusammenfassung Nummer 1 vom 02. Juni 1988, 08:00 Uhr
3.23.4 Operationelle Zusammenfassung Nummer 2 für die Periode 02. Juni, 08:00 Uhr bis 06. Juni, 08:00 Uhr
3.23.5 Feindlagezusammenfassung Nummer 2 für die Periode vom 02. Juni, 08:00 Uhr bis 06. Juni, 19:00 Uhr
3.23.6 Politisches Hauptdirektorat der polnischen Armee – Informationszusammenfassung Nummer 1 vom 02. Juni 1988, 08:00 Uhr
3.23.7 Erkenntnisse der NATO zu möglichen militärischen Optionen des Warschauer Paktes in der Central Region
3.25 Erkenntnisse nach dem Ende der DDR über die tatsächlichen Kriegsplanungen des Warschauer Paktes für die Central Region
3.26 Planungen der DDR für die Besetzung West-Berlins
3.27 Der geplante nukleare Präventivschlag des Warschauer Paktes gegen Westeuropa für den Kriegsfall
4. Die Aufklärungsfähigkeiten von NATO und Warschauer Pakt in Mitteleuropa
4.1 Die Aufklärungsfähigkeiten der West-Alliierten in Mitteleuropa
4.2 Die Nachrichtengewinnung der NATO-Partner in der Bundesrepublik Deutschland
4.3 Die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung (Signals Intelligence) der West-Alliierten in Mitteleuropa
4.4 Die alliierten Militärverbindungsmissionen in Deutschland
4.5 Die nationale Nachrichtengewinnung durch die Bundeswehr und den Bundesnachrichtendienst – BND
4.6 Die Spezialeinsatzkräfte der West-Alliierten und der Bundeswehr in der Bundesrepublik
4.7 Erfolge der westlichen Nachrichtendienste bei der Gewinnung hochrangiger Quellen im ehemaligen Ostblock
4.8 Die Aufklärung des NATO-Potenzials durch die Nachrichtendienste des Warschauer Paktes
4.9 Die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des Ministeriums für Staatssicherheit – MfS
4.10 Der Bereich Aufklärung (BA) der Nationalen Volksarmee
4.11 Die funktechnische Aufklärung des Operationsgebietes durch die Hauptabteilung III (HA III – Spezialfunkdienste des SFD des MfS) und den Zentralen Funkdienst (ZFD) der Nationalen Volksarmee
4.12 Informationsquellen der HA III (SFD) des MfS
4.13 Der Zugriff auf westliche Datensysteme durch die HA III des MfS 1989 im Rahmen des Projekts "Wertigkeit"
4.14 Die Erfassung des Amateurfunk- und CB-Funkverkehrs durch die HA III des MfS
4.14.1 Die Funkabwehr und Vorbereitungen der HA III des MfS für den Spannungsfall
4.15 Die Aufklärung des NATO-Fernmeldesystems durch den Zentralen Funkdienst der Nationalen Volksarmee (ZFD/FuAR 2) und die HA III des MfS
4.16 Die Aufklärung der NATO-Übungen WINTEX/CIMEX und ABLE ARCHER durch den Zentralen Funkdienst (ZFD) der NVA
4.16.1 Die NATO-Übung ABLE ARCHER 1988: Erfassung im UKW-Bereich 20-80 MHz
4.16.2 NATO-Übung E IRON HAMMER 1988
4.16.3 NATO-Übung WINTEX/CIMEX 1989
4.17 Die Operation "РЯН - RYAN" des sowjetischen Nachrichtendienstes
4.18 Die Bewertung der Aufklärungsbemühungen der östlichen Nachrichtendienste bis 1990
5. Die politischen Gremien und die militärische Kommandostruktur der NATO zwischen 1985 und 1989
5.1 Der Nordatlantikrat – North Atlancic Council
5.2 Der Generalsekretär der NATO und sein nachgeordneter Bereich
5.3 Der NATO International Staff in Brüssel
5.4 Der "International Military Staff – IMS" der NATO in Brüssel
5.5 Die Befehlsbereiche der NATO in Europa
5.5.1 Der alliierte Kommandobereich Europa – Allied Command Europe – ACE
5.5.2 Allied Command Europe – ACE
5.5.3 Die Central Army Group – CENTAG
5.5.4 Das Northern European Command – NEC
5.5.5 Der Commander Alllied Air Forces Central Europe – COMAAFCE
5.5.6 Der Commander in Chief Allied Forces Southern Europe – CINCSOUTH
5.5.7 Das Allied Command Channel – ACCHAN
5.5.8 Die Verstärkungskräfte der Vereinigten Staaten für die Verteidigung Europas – Return for Germany – REFORGER
5.6 Auftrag und Gliederung des Supreme Headquarters Allied Powers Europe – SHAPE
5.6.1 Die Stabsabteilungen im Supreme Headquarters Allied Powers (SHAPE)
5.6.2 Die "Nationalen Militärischen Repräsentanten" und "Militärmissionen" bei SHAPE bis 1989
5.6.3 Die Zusammenarbeit im Stab und mit nachgeordneten Kommandobehörden in den Kommandobereichen Europa Nord, Mitte und Süd
5.6.4 Der Sonderstab "LIVE OAK" bei SHAPE und die "Berlin-Contingencies der West-Alliierten bis 1990
5.6.5 Das SHAPE-Kommunikationssystem
5.6.7 Die Nachrichtenbearbeitung in der SHAPE Intelligence Division – der Indication & Warning (I&W) Process der NATO bis 1990
5.7 Die Gliederung und Aufgaben der SHAPE Intelligence Division 1985 – 1989
5.7.1 Basic Branch: Oberst, UK
5.7.2 Combat Applications Branch: Oberst, US
5.7.3 CI & Security Branch: Oberst, Italien
5.7.4 Policy & Requirements Branch: Kpt. z. S. Deutschland
5.8 Die Informations-(Nachrichten)Quellen der SHAPE Intelligence Division
5.8.1 Die tägliche Nachrichtenbearbeitung in der SHAPE Intelligence Division
5.8.2 Der ACEREP Weekly Intsum der SHAPE Intelligence Division
5.8.3 Die Lageführung und Briefings der SHAPE Intelligence Division
5.8.4 Die Zusammenarbeit der Intelligence Division mit anderen Stabselementen bei SHAPE
5.9 Die Spionageabwehr – Allied Command Europe Counter Intelligence – ACE-CI
5.10 Die Allied Command Europe Counterintelligence Activity – ACE CI ACTIVITY der US-Army Europe – USAREUR
5.11 Das Sicherheitssystem des Allied Command Europe – ACE
5.11.1 Das SHAPE Security Supplement zur ACE-DIRECTIVE 70-1
5.12 Die personelle und materielle Ausstattung des SHAPE-Kriegshauptquartiers (SHAPE Primary War Headquarters)
5.13 Vorbereitung der Lagevorträge
5.13.1 Ablauf und Gliederung der Lagevorträge
5.14 Die Informationsverarbeitung bei NATO-Großübungen
5.15 Das "War Headquarters Information Dissemination and Display System – WHIDDS" bei SHAPE
5.16 Die Fernmeldesicherheit (Allied Command Europe Communications Security – ACE COMSEC) bei Übungen
5.17 Die Kommunikationsverfahren im Frieden und bei Übungen
6. Das NATO Airbone Early Warning Force Command Headquarters - NAEW-FC HQ, 1985 bis 1989
6.1 Das Social Life beim NAEW-Force Command
6.2 Die Intelligence & Security Section des NAEW-FC HQ
6.3 Die NATO E-3A-Component Geilenkirchen, Auftrag und Gliederung
6.4 Die Forward Operating Bases – FOB der NAEW-Force
7. NATO-Übungen 1983-1989
7.1 Die NATO-Großübung "CONFIDENT ENTERPRISE" der Übungsreihe "AUTUM FORGE" im Jahre 1983
7.2 Stabsrahmenübungen bei SHAPE: SHAPE EXCERCISE - SHAPEX/HILEX
7.3 Übung ABLE ARCHER 1985 bei SHAPE
7.3 Übung ABLE ARCHER 1987 bei SHAPE
7.4 Übung WINTEX CIMEX 1987 bei SHAPE
7.5 Die Übung WINTEX/CIMEX 1989 bei SHAPE:WINTEX – CIMEX 1989 Phase I (April 1989)
7.6 WINTEX/CIMEX 1989 Phase II
7.7 Die Taktischen Überprüfungen (Tactical Evaluations) bei assignierten Truppenteilen der NATO
7.8 Die Übung "ARDENT GAMBIT" des NATO Airbone Early Warning Force Headquarters im Jahre 1988
7.9 Der Ablauf der Übung "ARDENT GAMBIT 1988"
7.10 Die Übung NAEW-FC-HQ – EXERCISE ARDEN GAMBIT 1989
8. Resümee
Literaturverzeichnis [Auswahl]
Dokumentationen
Betrifft

"Vigilia Pretium Libertatis"[1]

1.Einführung und Vorwort

1.1Einführung

Die vorliegende Arbeit soll die völkerverbindende Bedeutung[2]der militärischen Zusammenarbeit auf allen Ebenen in einem großen internationalen militärischen Stab und die internen Arbeitsabläufe innerhalb eines NATO-Hauptquartiers beschreiben. Insbesondere die im Bereich des"Militärischen Nachrichtenwesens–Intelligence"beim Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE)im Zeitraum von 1985 bis 1989gemachten Beobachtungen sollen aus persönlichem Erleben geschildert werden. Damit soll aber auch das Verständnis für die heute noch wesentlich komplizierter gewordenen militärischen Abläufe vertieft werden. Das Werk basiert vorwiegend auf eigenen Erfahrungen des Autors vor Ort zur damaligen Zeit, frei zugänglichen Quellen[3]sowie Informationen damals Beteiligter. Es ist nicht die Absicht des Autors, ein Werk mit quellenkritischem,wissenschaftlichenAnspruchodereine militärpolitische Analyse vorzulegen. Aufdie politischen Hintergründe und Zusammenhänge wird nur dort Bezug genommen, wo dies zum Verständnis der Entwicklung erforderlich erscheint. Aus naheliegenden Gründen wird auf die Nennung der Namen Beteiligter verzichtet, außer es handelt sich um Personen der Zeitgeschichte. Noch immer schutzwürdige Vorgänge und Sachverhalte können naturgemäß nicht offengelegt werden. Allein der Autor ist für den Inhalt des vorgelegten Werkes verantwortlich. Die im Werk vertretenen Ansichten und Bewertungen reflektieren ausschließlich die Auffassungen des Autors, für die er auch die Verantwortung übernimmt. Sicherlich hat sich auch beiSHAPEseither viel geändert, nachdem Staaten aus demehemaligenWarschauer Paktder NATO beigetreten sind. So möge der Leser das Werk als historische Reminiszenz eines überaus interessanten Zeitabschnittsbetrachten.

1.2Vorwort

Die North Atlantic Treaty Organization – NATOkonnte im Jahre 2009 auf eine über sechzigjährige, wechselvolle Geschichte zurückblicken. In dieser Zeitmit krisenhaften Entwicklungen und ernsthaften Krisen zeigte sich die NATO als Garantfreiheitlicher Werte und hat wohl, auch auf Grund ihrer Existenz und militärischer Präsenz und Fähigkeiten, wesentlich zur politischen und militärischen Stabilität in Europa beigetragen. Gleichwohlunterschiedliche Interessenlagen einzelner NATO-Mitgliedstaatenin der Vergangenheit gelegentlich zu Irritationen im Bündnis führten, hat sich das Bündnis insgesamt bewährt. Unbestritten haben die Politik und der militärische Einflussder Vereinigten Staaten von Amerika die Entwicklung der NATO entscheidend mitgeprägt. Der Austritt Frankreichs aus der militärischen Allianz im Jahre 1966hat die weitere Entwicklung innerhalb der NATO für die folgenden Jahre wesentlich beeinflusst. Im Jahre 2009 zeichnete sich allerdings eine Rückkehr Frankreichs in die militärische Kommandostruktur der nun erweiterten NATO ab, die ihren vorläufigen Abschluss in der Übertragung eines hohen NATO-Dienstpostens an einen französischen Admiral gefunden hat. Dies wird die künftige Entwicklung der Allianz, insbesondere auch unter dem Einfluss der neuen Mitglieder in Ost-und Südosteuropa neuerlich entscheidend prägen. Mitden asymmetrischen Bedrohungen, denen sich die Allianz seit 2001 ausgesetzt sieht, ist auch eineNeuorientierung der NATO verbunden, die sich bereits in Organisationsänderungen der politischen und militärischen Struktur der NATO manifestiert hatund noch längst nicht abgeschlossen[4]ist. Inwieweit die umfassenden Bemühungen um Unabhängigkeit der Europäischen Union von den Entscheidungsgängen der NATOund letztendlich der USA im Rahmen der"Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik – GASP"[5]von Erfolg gekrönt werden,erscheintfraglich, dahier parallele Strukturen zur NATO aufgebaut werden sollen, die sich auf die NATO-Allianz kontraproduktiv auswirken und zu unnötiger Belastung wichtiger nationaler militärischerund wirtschaftlicher Ressourcen führen werden, die besser in die bereits bestehende Struktur der NATO eingebracht werden sollten. Da die geplanten europäischen Kräfte[6]für ihre Auftragsdurchführung auch in Zukunft auf die Strukturen und Unterstützung der NATO, hier insbesondere im Bereich des Fernmelde- und des Nachrichtenwesens[7],angewiesen bleiben, stellt sich die grundsätzliche Frage, ob und in welchem Umfang derartige zusätzliche Strukturen überhaupt erforderlich sind und nicht auf bereits bestehende Strukturen der NATOzurückgegriffen werden sollte. Mit der Reorganisation der Streitkräfte Russlands ab 2009 und ihrer angekündigtenModernisierung,insbesondere im Bereich der taktischen, operativen und strategischen Nuklearwaffenerwächst dem Bündnis ein wieder ernstzunehmendes, mögliches Gegenüber. Auch hat die durch die russische Führung angekündigte künftige zeitweiligePräsenz der russischen strategischen Luftwaffein der westlichen Hemisphäre noch nicht absehbare Konsequenzenfür die Strategie der Allianz in dieser Region.Zudemist die Modernisierung der russischen Seestreitkräfte noch nicht endgültig abgeschlossen, so dass künftig wieder mit deren Präsenzin strategisch bedeutsamen Seegebieten[8]gerechnet werden kann. Durch die Aufnahme der drei baltischen Staaten in das Bündnis könnteesin einer krisenhaften Entwicklung an der Ostgrenze der NATOzur direkten Konfrontation zwischen NATO-Streitkräften und russischen Truppenkommen, deren Folgen in einer Krise auch nicht annähernd abgeschätzt werden können. Die gegenwärtige stabile politische Führung Russlands könnte durchaus in ferner Zukunft durch eine weniger berechenbare Führung ersetzt werden, derenAspirationen in Bezug auf Westeuropa und Anrainerstaaten in Zentralasien gegenwärtig noch nicht endgültig abgeschätzt werden können. Dies kann künftige, mögliche Konflikte um wichtige Rohstoffe an der Peripherie der NATO einschließen. In Regionen an den Flanken der NATO können in absehbarer Zeit Konflikte um den lebenswichtigen Rohstoff Wasserund andere Rohstoffe erwartet werden, die einen nicht unbeträchtlichen Einfluss aufpolitische und militärische Entscheidungen der Allianz haben werden. Die bereits bestehenden Konfliktherde im Irak, im Nahen Osten, in Westafrikaund in Afghanistanbinden militärische Kräfte der Allianz und verursachen Kosten in nicht unbeträchtlicher Höhe. Einekurzfristige Lösung dieser Konflikte kann jedoch nicht erwartet werden. Die asymmetrische Bedrohung der Staaten der Allianz durchden weltweiten Terrorismus, Schurkenstaatenund Gruppierungen der internationalen organisierten Kriminalität wird eher zunehmen. Zu einem weiteren Problem für Westeuropa können ungehemmte Migrationsbewegungen, insbesondere aus wirtschaftlich unterentwickelten Staaten Afrikas,werden. Daneben verfügen mittlerweile auch Schwellenstaaten über Technologien zur Herstellung von biologischen, chemischen und Nuklearwaffen,mit deren Einsatz in einem künftigen, sich ausweitenden lokalen Konflikt gerechnet werden kann. Nicht zuletzt die"Kritischen Infrastrukturen"hochentwickelter westlicher Industriestaaten können zu Zielen terroristischer Gruppierungen oder staatlichen/halbstaatlichen Organisationen werden, wie dies in jüngsten Konflikten (Baltikum und Georgien) erkennbar wurde. Die russische Führungverstärkt offen undverdeckt ihre hegemonialen Ansprüche, insbesondere in unmittelbaren Anrainerstaaten Russlands, so dass hier auch künftig mit politisch motivierten Konflikten gerechnet werden muss.Die anwachsenden Anstrengungen Chinas um die Modernisierung seiner Streitkräfte[9], einschließlich der umfassenden Fähigkeiten des Informationskrieges, werden in Zukunft eine bedeutende Rolle imasiatisch-pazifischen Raum spielen, der auch für Westeuropa von eminenter wirtschaftlicher Bedeutungist. Der steigende chinesische Einfluss im pazifischen Raum und in Afrika ist unübersehbarund könnte in der Folge entsprechende Auswirkungen auch auf Westeuropa gewinnen. Die Vereinigten Staaten befinden sich derzeit in einer Phase der Re-Orientierung[10]und ziehen bedeutende militärische Kräfte aus Europa ab. Künftig werden die US-Streitkräfte vorwiegend auf US-Territorium stationiert sein. Ob und inwieweit die Vereinigten Staaten künftig ihre Präsenz im pazifischen Raum verstärken werden, ist noch nicht endgültig abzusehen. Gleichwohl wird auch erkennbar, dass die Vereinigten Staaten zunehmend Interesse an der Entwicklungin Afrikazeigen.Daher sollte die Allianz alle Möglichkeiten sowohl auf politischem als auch militärischem Gebiet nutzen, um ihren Einfluss als friedenserhaltendes Bündnis zu festigen und als militärischer Machtfaktor, zumindest an der Peripherie Europas,zu wirken und damit zum Erhalt des Friedens in dieser Region beitragen. Ob das Bündnis künftig über Fähigkeiten zu weltweiten Interventionsoperationen verfügen sollte, ist besonders kritisch zu hinterfragen. Damit einhergehend sollten die europäischen Bündnispartner ihren Einfluss auf politische und militärische Entscheidungen in der NATO verstärken, um so auch Europa im Bündnis ein stärkeres Mitspracherecht bei politischen und militärischen Entscheidungen der NATO zu garantieren. Denn nur so kannauf der politischen Ebene eine Identifikation mit den Werten und Zielen der NATO im Bündnis langfristig gesichert werden. Nationale Partikularinteressen sollten in einem derartigen Bündnis auch in Zukunft keinen Platzfinden. Auch ist die Rolle der europäischen Militärorganisation für die Zukunft besonders kritisch zu prüfen, da mit ihr Strukturen in Konkurrenz zu den seit Jahren in mancherlei krisenhaften Situation bewährten NATO-Strukturen geschaffen werden sollen, welche die ohnehin schon belasteten Verteidigungsbudgets der EU-Staaten noch zusätzlich belasten.Auch zeigt sich, dass die gegenwärtige EU-Militärorganisation mitdemMilitary Staff (EUMS) den Ansprüchen in asymmetrischen Konflikten aller Art möglicherweise nicht gewachsen sein wird.

1.3Das"Supreme Headquarters Allied Powers Europe –SHAPE"undseineErrichtung im Jahre 1951

Die Geschichte des Supreme Headquarters Allied Powers Europe von seiner Aufstellung im Jahre 1951 in Versailles beiParis bis heute nachvollziehen zu wollen würde den Rahmen dieses Werkes sprengen. Deshalbwird imweiterenVerlauf nur auf fürdas Hauptquartierentscheidende Ereignisse eingegangen werden. Für die Zeit von 1985 bis 1989 kann der Autor auf eigene Erfahrungen und Erlebnisse als Angehöriger des NATO Airborne Early Warning Force Command Headquarters, dasSHAPEangegliedert war und noch ist, zurückgreifen.Das NAEW-FC HQwar und ist in mannigfacher Weise mit dem Betrieb des Hauptquartiers verbunden. Das Schwergewicht der Schilderungen soll jedoch auf dem Gebiet der Bearbeitung des"Militärischen Nachrichtenwesens – Intelligence"im Hauptquartier liegen, da sich hier umfassende dienstliche Berührungspunkte des Autorsergaben. DasHauptquartier[11]wurde 1951 zwischen Versailles und St.Germain-en-Layebei Paris errichtet. Zum ersten Supreme Commander Allied Powers Europe – SACAEURwurde im Jahre 1950 der amerikanische General Dwight D. Eisenhower[12]bestimmt. Die Funktion des DeputySupreme Commander Allied Powers Europe übernahm der britische Field Marshal Viscount Montgomeryof Alamain[13], der sich durch seine Erfolge bei der Führung der 8.Britischen Armee[14]gegen die Achsenstreitkräfte in Nordafrika einen Namen gemacht hatte.Den Posten eines Stellvertretenden Obersten Befehlshabers Luftstreitkräfte übernahm der britische Air Chief Marshal Sir Hugh Sanders. Zum Stellvertretenden Obersten Befehlshaber Seestreitkräfte wurde der französische Admiral Lemmonier ernannt.Bereits im Mai 1952 übernahm der amerikanische General Mathew B. Ridgeway[15]die Funktion des SACEUR, ihm folgte bald darauf im Jahre 1953[16]der amerikanische General Alfred B. Gruenther. Am 9.Mai[17]1955 trat die Bundesrepublik Deutschland dem Nordatlantischen Bündnis[18]bei. Am gleichen Tage machten die"Deutschen Militärischen Bevollmächtigten"unter Führung von Generalmajor H. Speidelin Zivilkleidung beiSHAPEihren Antrittsbesuch und wurden von General Gruenther dem damaligen SACEUR und General Lehr, dem Vertreter des französischen Verteidigungsministeriums,empfangen. Wenig später, allerdings erst nach einer protokollarisch bedingten Verzögerung, wurde auch die deutscheNationalflagge[19]im Hauptquartier formell gehisst.Im November 1956 übernahmder amerikanische General LaurisNorstadden Posten des SACEUR, bis dieser im Januar 1963 durch General Lyman L. Lemnitzerersetzt wurde, der bis Juni 1969 amtieren sollte. Am7.März 1966 richtete der französische StaatspräsidentGeneral de Gaulleein Schreiben an Lyndon B. Johnson,demdamaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, in dem erden vollständigen Rückzug[20]der französischen Streitkräfte aus der Militärorganisation der NATO ankündigte. Am 29.März 1966 kündigte Frankreich an, dass die NATO-Unterstellung der französischenTruppen am 1.Juli 1966 enden werde unddie alliierten Einrichtungen der NATOin Frankreich bis zum 1.April 1967 geräumt werden müssten. Am 21.Juni 1966 stimmte das belgische Parlament der Verlegung vonSHAPEaus Frankreich nach Belgien zu. Am 13.September 1966 wurde die Errichtung des neuen Hauptquartiers bei Casteauin einem Außenbezirk vonMons, südwestlich von Brüssel,beschlossen. Am 26.Oktober 1966beschloss der Nordatlantikrat die Errichtung des neuen NATO-Hauptquartiers in Brüssel. Mit einer Entschließung des NATO Defense Planning Committees (DPC) wurde die Verlegung des bisher in Washington amtierenden Military Committees (MC)der NATOnach Brüssel in die Wege geleitet. Nach umfangreichen Bauarbeiten in Casteau nördlich vonMonskonnte das neue Hauptquartier fürSHAPEam 31.März 1967 in Dienst gestellt werden. Dessen Baukosten wurden damalsauf etwa 60 Millionen Deutsche Markgeschätzt. Es befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen belgischen Munitionsdepots[21]und verfügte am Anfang über 18 Gebäude. In der Anfangsphase war das Hauptquartier für die Aufnahme von etwa 1200 Militärpersonen[22]ausgelegt. Bald darauf wurden auch die Gebäudeder zum HauptquartiergehörendenWohnsiedlung"SHAPEVillage"bezugsfertig. Dass die Ansicht des Hauptquartiers[23]prägendeHauptgebäude mit 2 Stockwerken, das den Stab beherbergt, wird als"Main Building"bezeichnet und trägt die Nummer101.Esverfügt über die mit den BuchstabenA – K bezeichneten Flügel,die sich um zwei geschlossene Innenhöfe gruppieren. In dem Innenhof zwischen C-, D-und E-Flügel (Wing) befindet sich der K-Flügel (K-Wing), in dem ab 1984 das Hauptquartier derNATO-Frühwarnflotte[24]eingerichtet wurde. In demdurch die A-, B-, G-und F-Flügel (Wing) gebildeten Innenhof befand sichin den achtziger Jahrender "H-Wing",indemsich das"Supreme Headquarters OperationsCentre– SHOC"und die"Emergency Action Unit – EAU"befanden. Vorgelagert vor dem Gebäude 101 befindet sichdas Gebäude 102[25], in dem sich frei zugängliche Einrichtungen wie eine Cafeteria[26], die Bank, das Petrol Office, esdiente dem Verkauf der steuerbefreiten Benzinkupons, diebelgische Post, die Post der US-Army, die britische und kanadische Post sowie der Friseur, ein Zeitungs- und Andenkengeschäft und nicht zuletzt der große Saal (SHAPE-Auditorium) befand, in dem häufig Pressekonferenzen stattfanden und der auch zur Einweisung der Neuankömmlinge und ihrer Familien (Newcomer) diente. Auch befand sich im Gebäude 101 der BBL-Travel-Service, ein Reisebüro für die Buchung dienstlicher und privater Reisen. Im Eingangsbereich befand sich auf der rechten Seite dasSHAPEPolice Desk, das von der internationalenSHAPEPolice und der belgischen Gendarmerie besetzt war. Im Gebäude 102 befanden sich auch die Büros desSHAPEProvostMarshal, der für die Sicherheit des Hauptquartiers die Verantwortung trug. Der ZugangzurSHAPERestricted Area(Gebäude 101[27]) erfolgte über einen ebenerdigen Verbindungsgang zwischen Gebäude 102 und 101,an dessen Ende sich der international besetzte Sperrzonenposten derSHAPE-Police befand, der alle ein-und ausgehenden Stabsangehörigen kontrollierte. Zutritt wurde nur Personen gewährt, die im Besitz einesSHAPEEntry Passes waren oder als begleitete Besucher mit einem Visitors-Pass Zutritt erhielten. Gelegentlich wurden dort beim Betreten oder Verlassen auch mitgeführte Behälter und Taschen kontrolliert. Zum Zutritt zur"H-Wing",der innerhalb der Sperrzone nochmals gesondert durch einen internationalen Posten abgesichert war, war ein gesonderter Ausweis erforderlich. Nordwärts, hinter dem Main Building,befand sich ein geheimnisumwittertes Gebäude mit der Nummer 104, das den Sonderstab"LIVE OAK"beherbergte, der zwar im Hauptquartier untergebracht, dem SACEUR aberauf einem gesonderten Befehlsstrang direkt unterstellt war. Für einen Besucher vonSHAPEbesonders beeindruckend war, wenn dieser das Main Building durch den Haupteingang betrat, die rege Betriebsamkeit im Eingangsbereich, besonders durch die Vielzahl unterschiedlich uniformierter Militärpersonen unterschiedlicher Ränge und Dienstgrade und Zivilpersonen. Eine allgemeine militärische Grußpflicht innerhalb des Main Buildings bestand zwar nicht, gleichwohl es für einen militärischen Besucher außer Frage stand, einen vorbeieilenden General, der durchausunterschiedlicher Nationalität sein konnte, militärisch zu grüßen. Hatte sich der neu zuSHAPEversetzte Militärangehörige nach einiger Zeitin das Leben im Main Building eingelebtund erste Kontaktezu seinen"Fellow Shapians"geknüpft, verlor sich auch die anfängliche Scheu vor der ungewohnten internationalen Umgebung recht bald. Hier konnte es auch schon einmal vorkommen, das sich der Betreffende beim Warten im Friseursalon in Gesellschaft des SACEUR[28]befand,der auch den Friseursalon aufsuchte, nur begleitet von einem meist grimmig blickenden Leibwächter des SACEUR Security Detachments, dessen rechte Jackenseite sich verdächtig ausbeulte, was auf eine mitgeführte Waffe zum Schutz des SACEUR schließen ließ. Es verstand sich von selbst, in diesem Falle dem SACEURden Vortritt zu lassen. Vom Vorgänger General Galvins war bekannt, dass dieser den Friseur ausschließlich in seine Amtsräume gebeten hatte. Ein beliebter Treffpunkt zum Meinungsaustausch war die der Cafeteria angeschlossene Bar, in der zwischen 11.00 Uhr und 13.00 Uhrmeist reger Verkehr und ein geradezu babylonisches Sprach- und Uniformgewirr herrschte. Gleichwohl die"Lingua Franca"innerhalb des Hauptquartiers englisch war, wurde natürlich von den frankophonen Stabsangehörigen französisch gesprochen. Soldaten und Familienangehörige anderer Nationalitäten verständigten sich, wenn sie unter sich waren, in ihrer jeweiligen Heimatsprache. Interessant war auch, dass sich insbesondere bei den Angehörigen der Stäbe der jeweiligen Nationalen Militärischen Repräsentanten um die Mittagszeitnationale Gruppierungen bei den Malzeiten bildeten. Andere Stabsangehörige nahmen das Mittagsmahl[29]meist mit ihren Kameraden unterschiedlicher Nationalität gemeinsam ein. Besonders elegant wirkte auch ein weiblicher Adjutant[30]des französischen Kontingents beiSHAPE. Dies galt auch für die weiblichen Angehörigen der Royal Navy, die den charakteristischen"Tricorne Hat"der WRENS[31]trugen. Auch wurde die Cafeteria häufig für Feiern, die aus unterschiedlichen Anlässen stattfinden konnten, genutzt. An Zahltagen verteilte auch dort ein Vertreter einer südeuropäischen Nationdie"Paychecks"an die beiSHAPE[32]eingesetzten Soldaten seines Landes. Häufig wurden hier auch"Welcome and Farewell-Parties"von den jeweiligen Abteilungen des Stabes ausgerichtet, andenendie Abteilungsangehörigen und,wenn vorgesehen, auch die Ehefrauenteilnahmen. Allerdings handelte es sich hier nicht um Veranstaltungen im"formellen"Sinn. Diese wurden meist imSHAPEOfficersClub, der sich auch auf demSHAPE-Gelände befand,oder imSHAPETop Graders Club für die höheren Ränge der Unteroffiziere veranstaltet. Mannschaftsdienstgradeverfügten über einen eigenen Club,der als"IC – International CommunityClub"bezeichnet wurde. Auch wurden in der Haupteingangshalle, der"Main Entrance"im Gebäude 101,häufig Zeremonien aus nationalen und internationalen Anlässen abgehalten. Waren formelle Anlässe zu erwarten, wurde vor dem Haupteingang des Gebäudes der rote Teppich zum Empfang ausgerollt,während sich dieSHAPEHonourGuard unter Führung eines italienischen Carabiniere-Hauptmannes in Paradeuniformmit Federbusch und Degen, assistiert von einem britischen Warrant-Officer mit zeremoniellen Stock (Swagger Stick, nicht zu verwechseln mit dem Pace Stick, der ausschließlich der Vorbereitung bei Paraden dient),formierte. War der Anlass wichtig genug, stand auch eine militärische Kapelle zur Begrüßung bereit. Bei protokollarisch weniger bedeutsamen Anlässen kam die"SHAPE-Band",ein Zusammenschluss musikliebender Stabsangehöriger in unterschiedlicher nationaler Uniformierung unter Stabführung eines amerikanischen Unteroffiziers,zumEinsatz.Bei gesellschaftlichen Veranstaltungen innerhalb des Hauptquartiers wurdeschon eine Trennung zwischen den Dienstgradgruppen erkennbar, die allerdings bei Veranstaltungen auf Abteilungsebene weniger streng gehandhabt wurde. Über das"Social Life"innerhalb des Hauptquartiers soll an anderer Stelle weiter berichtet werden. Eine nicht weniger wichtige Rolle spielten die Einrichtungen, die sich in anderen Bereichen vonSHAPEbefanden.So in der Industrial Area (100)dasSHAPEHousing Office mitdem"Supreme Headquarters In and Out Processing Service–SHIPS",dem ersten Anlaufpunkt eines Neuankömmlings beiSHAPE. Nicht zu vergessen die"Vehicles Registration"[33]und das"Security Pass Office"sowie das"Ration Card and TDY[34]– Pass Office",in dem die Rationskarten für die steuerfreie Abgabe von"Rationed Items"an dieSHAPE-Angehörigen und ihre Familien ausgegeben wurden. Wichtig war auch das"Belgian ID Cards und Weapons Registration Office"[35],indem die belgische Aufenthaltsbewilligung[36]für Familienangehörige ausgestellt wurde. In der Area 400 befanden sich Einkaufs- und sonstigeVersorgungseinrichtungen. In der Area 300 befanden sich die nationalen militärischen Dienststellen und Unterkünfte der jeweiligen Nationen sowie der Sender des"American Forces Network – AFN", der das Gebiet vonSHAPEmit einem Radio- und Fernsehprogramm[37]versorgte.Die Area 500 umfasste die Einkaufszentren einschließlich des"Rationed Items Store–RIS",in der hochsteuerbare Waren wie Alkohol, Tabak und Zigaretten gegen Vorlage der Rationskarte[38]abgegeben wurden.In der Area 700 befanden sich dieSHAPE-Schuleinrichtungen. Die Area 600 war das Wohngebiet der Unteroffiziere und Mannschaften, soweit es diese nicht vorzogen, sich außerhalbdes Hauptquartiers zivil in der engeren und weiteren Umgebung einzumieten. Daneben befand sich auch die Wohnsiedlung der belgischen beiSHAPEeingesetzten Gendarmen. Die Area 800 umfasste den Bereich des"Officer Family Housing".Die Bewohner waren meist in Doppelhaushälften untergebracht. Höhere Offiziere erhielten aber auch Einzelhäuser[39]. Die Area 900 beherbergte denSHAPEOfficers Club. Das gesamte Gelände vonSHAPEwar eingezäunt und konnte nur an bestimmten Stellen betreten oder befahren werden, die meist nicht kontrolliert wurden. Mit dem Anwachsen der terroristischen Bedrohung wurde der gesamte Verkehr nach und ausSHAPEsehr strengen Kontrollen, meist durch dieSHAPEPolice und die belgische Gendarmerie,unterworfen. Der Bereich des"Main Building"und die angrenzenden Parkplätze waren innerhalb desHauptquartiers nochmals durch einen Drahtzaun abgesichert. Der Zugang wurde durch einen Posten derSHAPEPolice kontrolliert.Innerhalbdes Hauptquartiers überwachte dieSHAPEPolice den fließenden und ruhenden Verkehr und führte auch Geschwindigkeitsmessungen durch, die meistzunächst zu einer mündlichen Verwarnung führten. In besonders schweren Fällen erhielt der Fahrer ein"Ticket"und wurde an den zuständigen"Nationalen Militärischen Repräsentanten–NMR"gemeldet, der seinerseits entsprechende Disziplinarsanktionen verhängen konnte. Den militärischen Ordnungsdienst innerhalbSHAPEversah der Provost Marshalmit seiner InternationalSHAPEPolice, die nationale Polizeihoheit verblieb bei der belgischen Gendarmerie. Diese verfügte auf demSHAPE-Areal auch über ein eigenes Dienstgebäude gegenüber dem Main Building. Der in der Nähe gelegene Flugplatz Chievreswurde dem Hauptquartier zugeordnet und beherbergt seither Einrichtungen der US-Streitkräfteund wird bis heute auch als Flugplatz für den SACEUR genutzt. Bei Übungen wurde das Gelände in der Vergangenheit auch für die Errichtungen eines Ausweichhauptquartiers(Alternate War Headquarters–AWHQ) mit der Bezeichnung"FASTBREAK"genutzt. Zwischen 1985 und 1988 wurde auf dem Gelände des Hauptquartiersin Casteau/Maizieresauch ein Tiefbunker errichtet, der später nach Fertigstellungdas"SHAPEWar Headquarters – Kriegshauptquartier"[40]beherbergen sollte. Mit der Errichtung vonSHAPEwurdedurch die belgische Regierung für den jeweils amtierendenSupreme Allied Commander Europe–SACEURim"Chateau Gendebien"[41]an einer der Ausfallstraßen von Mons eine Residenz errichtet. Es handelt sich hierbei um ein Gebäude im Stil des 17.Jahrhunderts, das nach Zerstörungenin den letzten Tagen des Krieges renoviert wurde. Dort befindet sich seither die offizielle Residenz des SACEUR. Das bis heute von den Angehörigen des Stabes vonSHAPEgetragene Abzeichenwurde am 5.Oktober 1951durch den ersten SACEUR, General Dwight D. Eisenhower,genehmigt und kann wie folgt beschrieben werden:

"Zwei goldfarbene gezogene Schwerter vor einem Schriftbandmit dem Spruch'Vigilia Pretium Libertatis–Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit'. Zwei Olivenzweige unterhalb des Schriftbandes verdeutlichen das Streben der alliierten Mächte nach Frieden, während die Schwerter die Notwendigkeitbewaffneter Stärke zur Erhaltung dieses Friedens symbolisieren. Die Stellung der Schwerterergibt ein'A',das für die Allianz steht. Innerhalb des Spruchs und hinter den Schwerternhebt sich ein zwölfzackiger Palmwedelvom olivfarbigen Grundab. Er steht für die ersten zwölfVertragsstaaten der Nordatlantischen Allianzund soll durch seine Anordnung Strahlen der Hoffnung darstellen. Die Symbole liegen auf einem dunkelgrünenWappen, dass als Schild die schützende Aufgabe vonSHAPEverdeutlicht. Seine Farbe stehtfür die friedfertige Natur Europas."[42]

Daneben trug das bei den unterschiedlichen nationalen Elementen beiSHAPEeingesetzte Personal eigeneBrustabzeichen[43].Für einenzuSHAPEversetzten Soldaten, gleichgültig welcher Nationalität,ergaben sich eine Reihe von Problemen, die vordringlich gelöst werden mussten. Zunächst bestand das größte Problem darin, eine angemessene Bleibe zu finden. Hier wirkte dasSHAPEHousing Office unterstützend und stand dem Neuankömmling beratend zur Seite. Aus einer Vielzahl von Angeboten, die im Housing Office verfügbar waren und die grundlegende Angaben zur Lage, Ausstattung und dem Mietpreis enthielten, konnte der"Newcomer"sich die für ihn passenden Angebote heraussuchen. Als hinderlich konnte sich die Sprachbarriere erweisen, da die meisten Vermieter nur französisch sprachen. Aber auch hier vermittelte das Housing Office die entsprechenden Kontakte und unterstützte die Verhandlungen. Bei der Unterkunftssuche konnte der Neuankömmling häufig Überraschungen erleben. In einem Fall befand sich die Heizungsanlage eines in Aussicht genommenen Hauses in einem Gartenhäuschen in einiger Entfernung vom Gebäude. Die nur mäßig isolierten Heizungsrohre verliefen in etwa 30 cm Tiefe durch den Garten in das Haus. Hier war anzunehmen, dassder Garten auch im Winter schneefrei blieb. In Anbetracht des zu erwartendenHeizölverbrauchs für dieHeizung des Hauses im Winter, wurde davon Abstand genommen, dieses Haus zu mieten. In einem anderen Falle erwies sich das angebotene Haus als ein Chateau aus dem 17.Jahrhundert.Die einzige Heizungsmöglichkeit bestand aus einem überdimensionierten Kamin mit der Ausdehnung 3 x 2 Meter. Auch hier musstewegen der zu erwartenden hohen Kosten für die Heizung von der Anmietung Abstand genommen werden. Diese Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen.Aber war endlich ein passendes Haus gefunden, musste auch darauf geachtet werden, ob das in Aussicht genommene Haus auch über eine alternative Heizungsmöglichkeit für den Winter verfügte, da das Stromversorgungssystem im unpassenden Moment ausfallen konnte.Aber hier war aber auch darauf zu achten, dass der Schornstein regelmäßig gereinigt wurde, da zu dieser Zeit eine Reihe von Kaminbränden zu beobachten war. Dies war meist auf nur sporadische Reinigung der Kamine durch die Bewohner zurückzuführen. Meist wurden Kaminbrände dadurch gelöscht, dass die örtliche Feuerwehr die Spritze durch die obere Schornsteinöffnung einführte. Dies war meist mit einerÜberschwemmungdes darunter liegenden Gebäudes verbunden. War auch dieses Problem geklärt, ergab sich die Frage nach der Warmwasserversorgung. Diesewurde meist durch eine Therme, die durchaußerhalb des Gebäudes befindliche Gasflaschenversorgt wurde, gelöst. Auch hier war auf Betriebssicherheit des Systems zu achten. Nicht zu vergessen die elektrischen Versorgungseinrichtungen des in Aussicht genommenen Hauses, die nicht immer der deutschen VdE-Norm entsprachen. Wichtig war auch, den Vermieter in angemessener Nähe zu finden, was sich bei kleineren Problemen häufig alsVorteil erwies. Stimmte die Chemie zwischen Vermieter und Mieter konnte eszum Vertragsabschluss kommen. Auch hier waren spezifische Bestimmungen des belgischen Rechts zu beachten, insbesonderedie Verpflichtungen des Mieters aus dem belgischen Nachbarschafts- und Schadensersatzrecht. Nicht zuletzt war auch die Lage des Hauses von Bedeutung, da es sich bald zeigte, dass Einbrüche bei SHAPIANERN häufig vorkamen. Insbesondere während der Weihnachts- und Urlaubszeit fanden häufig Einbrüche statt. In einem Fall fuhr vor dem Haus eines deutschen Offiziers ein Möbelwagen vor. Den Nachbarn teilten die"Spediteure"mit,siehätten den Auftrag, das Haus des Offiziers"umzuziehen".Die Nachbarn schöpften keinen Verdacht, die"Spediteure"konnten die EinrichtungdesHauses ungestörtverpacken und davonfahren. Als der Offizier aus dem Urlaub zurückkehrte, fand er sein Haus vollständig ausgeräumt vor. Auch konnte die Suche nach einer angemessenen Unterkunft für Gäste von privaten Anlässen durch die Gastgeber zu Missverständnissenbei der Auswahl einer geeigneten Lokalität führen. In einem Fall, der Suche nach einer angemessenen Umgebung für eine Hochzeitsfeier und Unterbringung der Gäste an der von Mons nach Tournai führenden Straße, die über eine Reihe von kleineren Hotels oder Pensionen zu verfügen schien, ergab sich im Gespräch mit der"Patronne",das dieses Haus anderen Zwecken diente und für eine Hochzeitsfeier wohl nicht der geeignete Rahmen zu sein schien. Dies galt auch für die übrigen Etablissements entlang dieser Straße. Glücklicherweise fand sich später in Stambrughes ein von zwei Schwestern geführteskleines Hotelin einer alten Villa mit dem Namen"Vert Gazon",dessen Küche und Ambiente überzeugten.

2.Die militärische Lage in Europavon 1984bis 1989

2.1Die Streitkräfte der NATO in der Central Region[44]

Den Aufbau der NATO-Streitkräfteund deren Kommandostruktur zw

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!