Natur, Gesundheit, Glück und Philosophie - Rolf Friedrich Schuett - E-Book

Natur, Gesundheit, Glück und Philosophie E-Book

Rolf Friedrich Schuett

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Beschreibung

Wandelt euren Weg, doch die Welt nicht um! Neue Essays und Aphorismen ... Inhalt - 'Stadt der Zukunft' oder Zukunft statt Stadt - Glückliche Leute hatten nur Glück - Natur, Umwelt, Halbwelt oder Hinterwelt? - Philosophie ist Denken im Sonntagsstaat oder Liebe zu einer Dirne namens Sophie - Philosophen: Sokrates, Platon, Descartes, Leibniz, Kant, Hegel, Marx, Schopenhauer, Nietzsche, Wittgenstein, Heidegger, Sartre, Adorno - Gesundheit und Krankheit - Undankbare Gedanken, urgeteilte Urteile

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INHALT

„Stadt der Zukunft“ oder Zukunft statt Stadt

Glückliche Leute hatten nur Glück

Natur, Umwelt, Halbwelt oder Hinterwelt?

Philosophie ist Denken im Sonntagsstaat oder Liebe zu einer Dirne namens Sophie

Philosophen : Sokrates, Platon, Descartes, Leibniz, Kant, Hegel, Marx, Schopenhauer, Nietzsche, Wittgenstein, Heidegger, Sartre, Adorno

Gesundheit und Krankheit

Undankbare Gedanken, urgeteilte Urteile

Sekundärliteratur zum Aphorismus

Philosophen mussten in der Antike auch Sklavenhalter und wollen in der Neuzeit nur Staatsdiener sein. Philosoph : der erste Kultivierte im Dschungel und der letzte Wilde in Zivilisationen.

Für Elke

„Stadt der Zukunft“ oder Zukunft statt Stadt?

Die Frage nach der Stadt der Zukunft fragt wohl nach der Zukunft der Großstadt, der Metropole, die eigentlich „Mutterstadt“ statt Vaterstadt ist. (Aber eine Muttersprache gibt es, eine Vatersprache ist keine Fremdsprache nur in angefeindeten monotheistischen Patriarchaten.)

Die Stadt ist eine größere Ansiedlung mit eigenem Marktrecht und relativer Selbstverwaltung und Selbstversorgung im Schnittpunkt vieler Verkehrswege. Schon etymologisch ist sie eine „Stätte“, die stillsteht und ihren Standort nicht verändern kann, eine Art von perpetuum immobile. Doch je mehr sie auf der Stelle steht und tritt, desto hektischer rührt es sich in ihr. Sie ist gleichsam eine rasende Raststätte, ein ewig hektischer Stillstand voll von Wohnstätten, Arbeitsstätten, Raststätten und Vergnügungsstätten.

Aber ob der Bauer nun raffgierig verstädtern oder der Städter raus aufs Land und verbauern will, die Stadt der Zukunft hat gleich alles an Ort und Stelle. Die Weltstadt wird quirliger Stumpfsinn aus Stein, Glas und Krach, also globalisierte Provinzialität. Die Stadt als "Brutstätte des Lasters und der Lotterlust" hat ausgedient, seit sie Rennbahn der Lastwagen und Gewinnverluste wurde.

Es gibt verschiedene Szenarien der Stadtplaner, die unsere Metropolen nicht einfach naturwüchsig explodieren lassen wollen, wenn diese wild ins Umland hineinwuchern, ganz ohne Stadtgrenze und Stadtmauer. Aber alle mir bekannten Zukunftsszenarien machen aus Städten organisierte Stätten wüster Verwüstung, also Gegenteile von Wüsten, den irdischen Wohnorten Gottes.

Die beliebtesten Zukunftspläne für die Stadt sind technische Science-Fiction, wo etwa futuristische Verkehrsfahrzeuge mit exotischen Antrieben in verdorbene Stadtlüfte ausweichen, weil am Boden oder untertage kein Platz mehr ist, oder ähnlich kindische Gadgets, die man „Fortschritte“ nennt. Wohnstätte und Arbeitsstätte sollen innerhalb der Stadt mal getrennt bleiben, mal im Home-office und Home-scooling zusammenfallen. Jedes Städtchen will urban werden, also bis an den Stadtrand vollgepackt mit anregenden sozialen und kulturellen Begegnungsstätten für überviele Bewohner auf engstem Seuchenraum. Zugleich soll viel frisches Grün zwischen viel grauem Beton wachsen.

Die „Stadt der Zukunft“ hat keine Grenze zum Umland mehr, sondern das grüne Umland innerhalb des Stadtgebietes angesiedelt. Sie ist ein autonomer Stadtstaat im Staate mit integrierter Land(wirt)-schaft. Irgendwann werden Bauern innerhalb der Mega-Cities ihre Felder zwischen Wolkenkratzern pflügen und der tiefe Wald im Hochhäuserwald und Häusermeer blühen. Wird die Kluft zwischen Stadt, Land und Fluss eines Tages aufgehoben in einer digitalglobaldörflichen Weltstadtlandschaft?

Kurzum : Landpomeranzen sind nicht mehr langweilig, schwerfällig und zurückgeblieben, sondern so spritzig, fortschrittlich, kess, vive, kreativ und auf Draht (oder an Drähten) wie die Hauptstadt-Fuzzis, und diese werden schollennah urverwurzelt wie die kerngesunden Kuhstallreiniger. Viel Stallgeruch soll in die stickige Stadtluft, die bekanntlich frei macht, egal wovon, und sei es dumpfer Hosenstallgeruch.

Das Schönste am Stadtleben der Zukunft wird die anonymisierte Einsamkeit innerhalb aller aufgedrehten Gemeinsamkeiten sein. Das ganze Sozialklimbim voller Plingpling enthielte die Chance für unbe(ob)achtete Inseln dezentralisiert weltlicher Mönchszellen voller Grabesstille im Tumult aller Ballungszentren. Das Stadt der Zukunft wird die „verwaltete Welt“ (Max Horkheimer) in höchster miniaturisierter Konzentration sein, aber wird es gerade in ihr diese freien Monasterien noch geben und das herrische Bedürfnis danach? Oder nur noch arbeitshausspiegelnde Entspannungs- und Erholungsstätten, Wellness- und Fitnesscenter? Anders ausgedrückt : Von der Stadt der Zukunft ist wenig Gutes zu erwarten und alles Schreckliche zu befürchten.

Die Zukunft der Stadt ist nicht die Stadt der Zukunft, sondern hoffentlich ihr winselnder Zusammenbruch an den eigenen sprengenden Widersprüchen. Dazu wären kein Atomkrieg und keine Horror-Pandemie nötig. Die schönsten Stadtutopien sind Naturdystopien. Zugepflasterter Meeresstrand? Die Wildnis wird einst die Autostraßen zurückerobern, und ein Geistesnomade wie ich wird das Ende aller sesshaften Hochkulturen und stadtbürgerlichen Burgfestungen bejubeln, die uns längst über den Kopf gewachsen sind. Von den Städten wird bleiben der Wind, der durch sie hindurchging, prophezeite Brecht. Alle städtischen Veranstaltungen sind geistige Verunstaltungen. Chesterton schrieb, dass jede Familie der Welt ein eigenes Häuschen und eine einzige Kuh brauche, mehr nicht. Das Mittelalter hätte diesen Wunsch verstanden, die heutige Citykultur versteht nur Bahnhof und gibt ihr dafür alles, was sie gar nicht will.

Die weltmeisterlichen Höhepunkte der Geistesgeschichte hierzulande fanden nicht in einem durchdigitalisierten Megapolis statt, sondern in damals winzigen Provinzkaffs wie Weimar, Göttingen und Jena. Die automatisierte Frontstadt 7.0 mit Barmherzinfarkt findet wohl nur noch virtuell auf der Webseite der Hölle statt oder stadt.

Glückliche Leute hatten nur Glück

Jemandem Glück wünschen heißt in unserer Welt, anderen den Tod zu wünschen.

Leben heißt heute Glück, fremdem Unglück beiwohnen zu dürfen, im Unglück, fremdes Glück mitansehen zu müssen.

Man kann nicht handeln, um glücklich zu werden, man muss schon so glücklich sein, handeln zu wollen.

Mancher wird um sein Glück beneidet, ist aber nur glücklich, weil er beneidet wird.

Das Beglückendste am Glück ist sein Mangel an Trivialität.

Aufklärung heißt, daß die Kirchen unsere Sinne beglücken und Atheisten unserem Unglück einen Sinn geben wollen.

Glücklich sind nur die, die kein Bedürfnis haben — nach mehr, als sie ohnehin dürfen.

Sex und Yoga, TV und Sport, Reisen und Basteln — wie viele Wege es doch gibt, an Künsten und Wissenschaften glücklich vorbeizukommen!

Wer wissen will, was glücklich macht, müßte wissen, was der Teufel will. Wird er deshalb heute geleugnet?

Künstler sind selbstlose Egoisten, die ihren Narzissmus zum Glück nur befriedigen können über Umwege, den Narzissmus ihrer Kunden zu befriedigen.

Paranoiker sind nicht geheilt, wenn sie plötzlich vom Glück verfolgt werden.

Tyrannen haben früher mehr glückliche Ausnahmen produziert, als ihre Gegner heute zur demokratischen Regel machen wollen.

Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Bei vielen kommt nicht mehr heraus als ein Hufeisen.

Dass die Menschen nicht glücklich werden mit dem, was sie haben, beweist nicht ihre Unersättlichkeit, sondern daß sie eigentlich etwas ganz anderes wollen.

Vergeht die Zeit auch noch so schnell, es glückt uns doch, sie totzuschlagen.

Die ungenießbarsten Giftpilze sind die Glückspilze.

Glück ist die Verschnaufpause, die das Schicksal dir zwischen zwei Schlägen lässt zur Regeneration deiner Schmerzempfindlichkeit.