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Nicht nur wir Menschen finden in einem Naturgarten Ruhe und Kraft. Auch für die heimische Tierwelt gibt es verschiedenste Lebensräume, die der Natur abgeschaut sind. Laden Sie die Natur ein, in Ihrem Garten heimisch zu werden! In diesem Buch erfahren Sie, wie sich Rasen, Blumenbeete, Wege, Mauern, Hecken und Nutzgärten ganz einfach naturnah gestalten lassen. Es zeigt, wie Sie Schmetterlinge, Kernbeißer & Co anlocken, Biodiversität fördern und gleichzeitig den Boden pflegen, Ressourcen schonen und auf künstlichen Dünger verzichten. Mit kleinen Projekten wie dem Meisenknödel de luxe oder einem Fledermaus-Quartier können Sie schon bald die ersten tierischen Mitbewohner begrüßen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 208
Erst kommt die Praxis, dann das Beobachten, Lauschen, Kosten … Hier geht’s auf direktem Weg zum Naturgarten mit all seinen Facetten. Tiere und Menschen wird’s freuen!
Das Naturgarten-Plus
Lebensräume schaffen und verbinden
Permakultur zum Anfassen
Heimisch oder nicht-heimisch?
Nachhaltige Materialien
Lernen Sie Ihren Garten kennen
Was kann Ihr Gartenboden?
Zeigerpflanzen
Den Boden verbessern
Mit dem Klima arbeiten
Auf Beobachtungsposten: Sitzplätze einrichten
Mit allen Sinnen
Blumenwiesen
Auf den Standort kommt es an
Das Saatgut
Wiesen anlegen
Wiesen mähen
Rasen im Naturgarten?
→ Aurorafalter, Schachbrett & Co.
Duftender Kräuterrasen
Staudenrabatten
Wer die Wahl hat …
Präriebeete für nährstoffreiche Böden
Helle Farben in dunklen Ecken
Kiesbeete für nährstoffarme Böden
Blackbox-Gardening: Wenn die Natur gärtnert
→ Hummel, Heupferd & Co.
Trockensteinmauern
Wärmeinseln
Trockensteinmauern einbinden
Mauerblümchen
Mauertierchen
Eine Trockensteinmauer bauen
→ Eidechse, Spitzmaus & Co.
Hecken
Freiwachsende Hecken
Fruchthecken
Blütenreiche Hecken
Schnitthecken
Solitär statt Hecke
Eine Hecke pflanzen
Pflegeeinheiten für Hecken
→ Igel, Erdkröte & Co.
Wasser im Naturgarten
Der Teich lebt
Den Teich einbinden
Teichzonen für mehr Natürlichkeit
Pflanzen für den Teich
Kräuter am Teich
So groß wie möglich
Einen Teich bauen
Ein wenig Pflege
Badevergnügen
→ Teichfrosch, Libelle & Co.
Am Haus
Gebäudebrüter
Fassadenbegrünung
Grüne Dächer
Wege durch den Naturgarten
Begrünte Wege
Passende Wegmaterialien
Nutzgärten
Mitesser unerwünscht?
Ein Perspektivwechsel
Im Gemüsegarten
Wildes Blattgemüse
Im Kräutergarten
Heilende Kräuter
Wildkräuter-Frühling
→ Gänseblümchen, Giersch & Co.
Im Obstgarten
Nisthilfen für Vögel, Fledermäuse und Insekten
Praxis im Naturgarten
Pflanzen & Co. einkaufen
Easy Gardening mit Mulch
Wassersparend gießen
Bodenvorbereitung
Kompost: Alchemie im Garten
Düngen im Naturgarten
→ Sauzahn, Sense & Co.
Gesunde Pflanzen
Schädlinge austricksen
Bio-Pflanzenschutz
Im Wandel der Jahreszeiten
Im Rhythmus der Natur
Frühlingsgefühle
Sommerlaune
Herbstfeuer
Winterruhe
→ Amsel, Blaumeise & Co.
Service
Der phänologische Kalender
Empfehlenswerte Pflanzen
Bezugsquellen
Zubehör
Internet-Tipps
Zum Weiterlesen
Aller Anfang ist leicht!
Beim Gartenanlegen macht eigentlich alles Freude. Von der sorgfältigen Planung dessen, was entstehen soll, über die handfeste Buddelei bis zum fertigen Stück Garten. Und noch mehr Spaß macht es, wenn man weiß, wie man es richtig anpackt. Denn so sehr man aus Fehlern lernt, ein paar davon kann man sich wirklich sparen.
Auf den nächsten Seiten erfahren Sie, welche Lebensräume Sie in Ihrem Naturgarten einrichten können. Und ein paar Fakten, Hintergründe, Geschichten und Tipps, an denen Sie auch Ihre Freude haben werden. Oder die vielleicht Inspiration für Neues sind!
Nicht nur wir Menschen finden in einem Naturgarten Ruhe und Kraft. Auch für die heimische Tierwelt gibt es verschiedenste Lebensräume, die der Natur abgeschaut sind. Laden Sie die Natur ein, in Ihrem Garten heimisch zu werden!
Naturgarten und Biogarten sind sich sehr ähnlich. In beiden verzichtet man auf künstliche Dünger und chemische Pflanzenschutzmittel, verwendet also nur natürliche Zutaten. Und in beiden siedeln sich im Lauf der Zeit Insekten, Vögel und andere Tiere an. Doch es gibt einen kleinen, aber feinen Unterschied. Der Naturgärtner verschiebt die Perspektive von den Pflanzen in Richtung Natur und Tiere. Er richtet Lebensräume nach dem Vorbild der Natur ein, um gezielt bestimmte Tiergruppen wie Wildbienen und Hummeln, Singvögel, Frösche und Kröten, Eidechsen oder Fledermäuse anzusiedeln. Er achtet darauf, was die Tiere brauchen, damit sie sich wohlfühlen, und passt seinen Garten dementsprechend an. Kurz: Ein Naturgärtner schwingt im Rhythmus der Natur, beobachtet viel und erkennt Zusammenhänge. Er lässt der Natur freien Lauf und greift nur dann ein, wenn es nötig ist.
Auch wenn man sich viel Mühe gibt, kann man die Natur nicht 1 : 1 im Garten nachbilden. Es gibt zu viele Verkettungen zwischen Tieren, Pflanzen und Umwelt, die wir nicht sehen und von denen wir vielleicht noch gar nichts ahnen. Darum wird auch ein Naturgarten immer ein Stück künstliche Natur bleiben. Wir können uns der Natur jedoch soweit annähern, wie es geht, und Tiere einladen, in unseren Gärten zu Gast zu sein. Auf den nächsten Seiten erfahren Sie mehr über die verschiedenen Lebensräume, die Sie in Ihrem Garten gestalten können. Einige davon werden Sie in der einen oder anderen Form schon haben, wie eine Hecke, einen Teich oder eine Staudenrabatte. Die können Sie naturnah aufpolieren.
Der heimische Weißdorn gehört für unsere Singvögel zu den Top 10 der beliebtesten Gehölze. Denn wenn die Bienen fleißig die Blüten im Frühjahr besuchen und bestäuben, gibt es im Herbst rote Früchtchen en masse.
Doch es reicht nicht, Lebensräume wie Perlen auf einer Kette im Garten aufzureihen. Sie sollten ineinander übergehen. Denn auch in der Natur sind Lebensräume oder Biotope immer miteinander verbunden, sodass die Tiere zwischen ihnen hin- und herwandern können. Es gibt sogenannte Brücken oder Trittsteine, die den Wanderern Schutz und Nahrung gewähren, etwa den Kröten, die Gewässer nur zum Ablaichen aufsuchen. Die restliche Zeit verbringen die Amphibien in Hecken oder in nicht so aufgeräumten Gartenecken. Wenn nun der Teich in der Nähe einer Hecke liegt, machen Sie es den Kröten einfacher, ihren Nachwuchs an den Start zu bringen, und sie werden sich bei Ihnen häuslich einrichten. Ebenso verhält es sich mit Nistkästen und Insektenhotels. Auch diese Elemente brauchen die Anbindung an einen vogel- bzw. wildbienenfreundlichen Garten. Denn wegen eines Insektenhotels allein werden nicht mehr Wildbienen bei Ihnen umherschwirren. Auch der Rest muss stimmen: Wildbienen brauchen Nahrung für sich, also Blüten, und sie brauchen Nahrung für den Nachwuchs in Form von Pollen und Nektar. Wenn es das nicht gibt, werden auch die Wildbienen ein noch so liebevoll gebautes Insektenhotel nicht annehmen.
Bienen, Wildbienen und Hummeln sei Dank können wir von unseren Obstbäumen viele schmackhafte Früchte ernten. Bieten Sie den Insekten aber auch im Sommer ausreichend Blütennahrung in Ihren Stauden- und Wildblumenbeeten.
Die Natur zu beobachten, Zusammenhänge wahrzunehmen und in einen Lebensraum umzusetzen, das ist ein Stück Permakultur. Es geht unter anderem darum, mit den gegebenen Rahmenbedingungen zu arbeiten und den Garten nicht komplett umzukrempeln. Es ist eine sanfte, natürliche Art zu gärtnern. Der Begriff Permakultur ist noch gar nicht so alt. Er wurde Ende der 1970er-Jahre von den Australiern Bill Mollison und David Holmgren aus den beiden englischen Wörtern „permanent“ und „agriculture“ zusammengesetzt. Dahinter stand und steht die Vision, Lebensräume für Menschen, Pflanzen und Tiere so stabil und ökologisch zu gestalten, dass ein sich selbst regulierendes System entsteht, das dauerhaft funktioniert und mit minimalen Eingriffen durch den Menschen auskommt. Dieses Konzept an sich ist nicht neu, die beiden Australier gaben ihm nur einen griffigen Namen. So oder so ähnlich wird es schon seit Jahrtausenden angewendet. In einem Naturgarten findet schon sehr viel Permakultur statt, ohne dass Sie es ahnen. Nun können Sie es auch bewusst angehen, indem Sie zum Beispiel den Boden mulchen oder die Pflanzen durch den Garten wandern und sich dort ansiedeln lassen, wo sie die besten Standortbedingungen finden. Vertrauen Sie darauf, dass sich ein natürliches Gleichgewicht einstellt und Schädlinge wie Blattläuse und Schnecken von ihren Gegenspielern in Schach gehalten werden. Fördern Sie Vielfalt, indem Sie beispielsweise Unkräuter als wichtige Wildpflanzen anerkennen und dort tolerieren, wo sie nicht stören.
Eine Handvoll Erde verrät Ihnen schon so einiges über Ihren Gartenboden. Dessen Eigenschaften sind zwar vorgegeben, lassen sich jedoch mit Kompost und anderen Mitteln verbessern.
Versuchen Sie mit Materialien aus Ihrer Region oder sogar aus Ihrem Garten zu arbeiten. Denn wenn die Transportwege für Steine und Co. nicht so elend weit sind, schont das die Umwelt. Und eine Trockensteinmauer aus regionalen Steinen fügt sich auch besser in Ihren Naturgarten ein.
So lautet für viele Bio- und Naturgärtner die Frage. Der Definition nach ist heimisch, was in unseren Breiten schon vor dem Jahr 1492 wuchs, also bevor Christoph Kolumbus Amerika entdeckte. Darüber hinaus gibt es die eingebürgerten Pflanzen, die nach 1492 zu uns kamen und sich bei uns so sehr etabliert haben, dass sie in der Natur ohne Hilfe überleben würden. Die heimischen Arten haben immer einen Heimvorteil: Sie sind nicht nur an die regionalen Standortbedingungen besser angepasst, sie haben auch eine engere Beziehung zu Insekten und Tieren, die die Blüten bestäuben und die Samen verteilen. In Gärtnereien und Baumschulen finden Sie aber auch viele Arten aus Nordamerika und Asien, die unter unseren Klimabedingungen gut zurechtkommen und auch der Tierwelt Gutes bieten, wie etwa die Mahonien.
Wie streng Sie die Frage heimisch oder nichtheimisch in Ihrem Naturgarten handhaben, bleibt Ihnen überlassen.
ACHTUNG, INVASIVE NEOPHYTEN!
Manche der nicht-heimischen Arten kommen bei uns so gut klar, dass sie sich ungehindert ausbreiten, wenn sie den Sprung über die Gartengrenze in die Natur schaffen. Mit ihrem raschen Wachstum und nur wenigen natürlichen Feinden verdrängen sie heimische Arten. Zu diesen invasiven Neophyten gehören unter anderem Robinie, Kanadische Goldrute und Drüsiges Springkraut. Achten Sie bei diesen Arten darauf, dass Sie die Blütenstände kappen, bevor Samen gebildet werden.
Nachhaltig bedeutet, dass wir darauf achten, wo unsere Produkte herkommen, wie sie produziert und transportiert wurden. Darum sind regionale Produkte auch nachhaltiger als solche, die lange Transportwege hinter sich haben. Ich möchte Sie dazu ermuntern, genau hinzuschauen, was man Ihnen da in Gärtnereien und Baumärkten, Gartenmöbelmärkten und Discountern verkaufen will.
HOLZ
Bei Gartenmöbeln und Terrassen aus Holz vertraute man früher vor allem auf Tropenhölzer wie Teak, Bangkirai und Eukalyptus. Heute sind europäische Holzarten wie Lärche, Robinie und Eiche gefragt, denn dank neuer Verfahren sind diese genauso langlebig und robust. Achten Sie beim Holzkauf auf die Gütesiegel von „Forest Stewardship Councel“ (FSC), „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“ (PEFC) und Naturland. Sie stehen dafür, dass wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltig produziert wird. Eine Holzalternative sind neue Werkverbundstoffe aus Holzmehl und Kunststoff (WPC), die witterungsbeständig und pflegeleicht sind.
NATURSTEINE
Steine aus regionalen und europäischen Räumen sind sehr teuer. Darum werden wegen der großen Nachfrage immer mehr Steine aus dem Fernen Osten, meist China oder Indien, importiert, meist auf Kosten von Sklaverei und Kinderarbeit. Zudem sind die Transportwege sehr weit.
Fragen Sie Ihren Steinhändler nach diesen Gütesiegeln: „Win=Win Fair Stone“, „XertifiX“ und „TFT Responsible Stone Program“. Dann werden die Steine unter fairen Arbeitsbedingungen abgebaut und verarbeitet. Preiswerter wird es, wenn Sie Natursteine und Mauerziegel aus dem Abriss wiederverwenden. Und sehen Sie sich auch mal die Betonsteine an: Sie werden meist vor Ort in Betonwerken hergestellt, haben daher keine langen Transportwege, und sie sehen dank eingestreutem Natursteinmehl den echten Natursteinen sehr ähnlich.
Klima und Boden gehören zur Grundausstattung Ihres Gartens und können nur bedingt geändert werden. Lernen Sie darum diese Eigenschaften Ihres Standorts besser kennen, bevor Sie mit der Gestaltung der einzelnen Lebensräume beginnen. Mit diesem Wissen können Sie den Pflanzen die besten Start- und Wachstumsbedingungen bieten. Und wenn es den Pflanzen gut geht, finden sich auch bald Tiere ein und nehmen Ihren Garten als Wohnraum an.
Der ideale Gartenboden ist lehmig, denn er hat eine ausgewogene Mischung aus Sand, Schluff und Ton. Deshalb kann er gut Wasser speichern, ist gut durchlüftet, nährstoffreich, gut bearbeitbar und durchwurzelbar. Je sandiger ein Boden ist, desto weniger Wasser und Nährstoffe kann er speichern. Böden mit einem hohen Tonanteil haben meist einen hohen Nährstoffgehalt und können sehr gut Wasser speichern. Das ist jedoch nur bedingt für die Pflanzen verfügbar. Zudem sind sie schwer bearbeitbar.
Die Eigenschaften Ihres Gartenbodens sind zwar gesetzt, mit Bodenverbesserungsmaßnahmen können Sie daran jedoch noch ein wenig drehen. Die meisten Gartenböden sind durch langjähriges Gärtnern und regelmäßige Kompostgaben humusreich und meist auch nährstoffreich.
NEHMEN SIE DEN BODEN IN DIE HAND
Welche Bodenart in Ihrem Garten vorherrscht, können Sie selbst ganz einfach mit einer Boden-Fingerprobe bestimmen. Versuchen Sie, eine etwa walnussgroße Probe von feuchtem Boden zwischen den Handflächen zu einer Kugel zu formen. Je gröber die Körnchen sind, desto sandiger ist der Boden und desto schlechter lässt sich eine Kugel formen. Können Sie zwar eine Kugel, aber keine Walze formen, ist es lehmiger Sand. Lässt sich eine Walze formen, ist der Anteil feiner Teilchen hoch und Sie haben Lehm- oder Tonboden. Das können Sie noch näher bestimmen, wenn Sie die Probe nun zwischen Daumen und Zeigefinger verreiben: Ist sie schmierig ohne körnig-rauen Anteil, ist es Ton. Ist sie deutlich körnig, handelt es sich um Lehm. Viele schwarze Teilchen im Boden deuten auf einen hohen Humusgehalt hin.
SAUER ODER BASISCH
Egal ob sie sandig, lehmig oder tonig sind, können Böden eine basische, neutrale oder saure Bodenreaktion haben. Den pH-Wert können Sie mit einem Bodentestset messen, den es im Gartenfachhandel oder in Apotheken gibt. Je höher der pH-Wert ist, desto basischer ist die Bodenreaktion. Für die meisten Pflanzen ist ein pH-Wert im schwach sauren bis neutralen Bereich zwischen 5,5 und 7 optimal. Rhododendron, Azalee, Heidelbeere, Preiselbeere und andere Moorbeetpflanzen brauchen es deutlich saurer zwischen 4 und 5.
Bodenaktivisten
Regenwürmer siedeln sich mit Vorliebe in lockeren, feuchten Böden mit einer Mulchauflage an. Darin finden sie genügend Futter, dass sie mithilfe von Pilzen und Bakterien in wertvollen, düngenden Humus umwandeln. Die Röhren, die die Regenwürmer in den Boden graben, machen ihn lockerer, belüften ihn und verbessern die Speicherfähigkeit von Wasser und Nährstoffen. Im Frühjahr und Herbst sind die Regenwürmer besonders aktiv, bei feuchtem Wetter erkennbar an Regenwurmhäufchen.
Möchten Sie genauer wissen, welche Bodenart bei Ihnen vorherrscht, welchen pH-Wert und welchen Nährstoffmix sie zu bieten hat, können Sie Ihren Boden in einem Bodenuntersuchungslabor genauer bestimmen lassen. Mit der Nährstoffanalyse bekommen Sie auch eine Düngeempfehlung für die kommenden Jahre. Wenn Sie vermuten, dass Ihr Boden mit Schwermetallen belastet ist, können Sie auch das testen lassen.
Auch die natürlich vorkommende Vegetation lässt Rückschlüsse auf die Eigenschaften der jeweiligen Böden zu. Zeigerpflanzen sind vor allem Wildkräuter, aber auch Wildgräser, die nur auf Böden mit bestimmten Eigenschaften vorkommen, etwa auf trockenen, feuchten oder wechselfeuchten Böden, auf Böden mit hohem oder niedrigem Kalkgehalt, auf gut gedüngten oder nährstoffarmen Böden. Kann man die Zeigerpflanzen richtig deuten, erfährt man auch ohne Bodenanalyse schon einiges über seinen Boden und kann sogar unterschiedliche Zonen in seinem Garten entdecken.
Pflanzen, die sich von allein ansiedeln, erzählen einiges über die vorherrschenden Bodeneigenschaften.
ZEIGERPFLANZEBODENEIGENSCHAFTGEEIGNET FÜRBrennnessel, Vogelmiere, Gänsefuß, Knopfkraut, Schöllkraut, Schwarzer Nachtschatten nährstoffreich, vor allem an Stickstoff, und humusreich Gemüsegarten, Staudenbeet, Fettwiese Löwenzahn, Acker-Winde, Kriechender Hahnenfuß nährstoffreich, vor allem an Stickstoff, schwer bearbeitbar; lockerer wird der Boden durch regelmäßige Kompost- und Mulchgaben Gemüsegarten, Staudenbeet Wilde Möhre, Acker-Fuchsschwanz, Wiesen-Salbei magerer, nährstoffarmer, meist auch trockener Boden Magerwiese, Steingarten Sauerklee, Sauerampfer niedriger pH-Wert Rhododendron, Azalee, Heidelbeere, Preiselbeere Acker-Stiefmütterchen, Wiesen-Storchschnabel, Gewöhnliches Leinkraut, Vogelmiere kalkreich (hoher pH-Wert) Prärie- oder Kiesbeet Mädesüß, Blut-Weiderich, Sumpf-Vergissmeinnicht, Binsen nass oder feucht Teich, Sumpf Kriechender Hahnenfuß, Wiesen-Schaumkraut wechselfeucht FeuchtwiesenBetrachten Sie nicht die Einzelpflanzen, sondern die Gesellschaft. Denn eine Brennnessel macht noch kein nährstoffreiches Beet.
Brennnesseln sind nicht nur Stickstoffanzeiger. Vielen Schmetterlingsarten dienen sie als erstklassiges Raupenfutter.
So wachsen Brennnesseln gern in Kompostnähe, Vogelmiere und Knopfkraut im Gemüsebeet: Beides sind gut gedüngte Standorte. Große Ansammlungen dieser drei Wildkräuter in einem unbearbeiteten Gartenbereich deuten demnach auf einen stickstoffreichen Boden hin. Wächst vor allem Löwenzahn, ist der Boden nicht nur nährstoffreich, sondern auch lehmig, schwer und neigt zur Verdichtung. Weitere Lehmbodenanzeiger sind Acker-Hahnenfuß, Gewöhnliche Braunelle und Wegwarte. Wachsen Acker-Krummhals und Großblütige Königskerze, ist der Boden sandig. Acker-Schachtelhalm-Felder verraten Ihnen, dass der Boden an dieser Stelle verdichtet ist und zu Staunässe neigt.
Berichten die Pflanzen, dass es bei Ihnen trocken und sandig zugeht, wäre eine Magerwiese genau die richtige Bepflanzung für diesen Standort. In Senken, in denen sich das Wasser sammelt, ist der nahezu perfekte Ort für einen Teich. Welche Standorte sich für welche Lebensräume optimal eignen, können Sie in der Tabelle nachlesen.
Holen Sie das Beste aus Ihrem Boden heraus, indem Sie leichte Verbesserungsmaßnahmen einleiten und die Pflanzen ansiedeln, die bestens mit sandigen oder lehmigen, fetten oder mageren, trockenen oder nassen, basischen oder sauren Standorten zurechtkommen. Kompost ist DAS Bodenverbesserungsmittel für alle Böden, denn er erhöht den Humusgehalt und bringt Luft in schwere Böden. Geben Sie jährlich 2 –3 l / m2. Kalk macht den Boden krümeliger, indem er Tonteilchen zu größeren Einheiten bindet. Das verbessert die Speicherfähigkeit von Wasser und Nährstoffen. Alle drei Jahre wird kohlensaurer Kalk oder Kalksteinmehl ausgebracht, jedoch nicht auf bereits kalkhaltige Böden. Testen Sie vor dem Kalken immer den pH-Wert. Bentonit und andere Tonmehle verbessern die Wasserspeicherfähigkeit sandiger Böden, wenn sie spatentief eingearbeitet werden. Urgesteinsmehl eignet sich besonders für schwere Lehm- und Tonböden.
Arbeiten Sie nicht gegen die Gegebenheiten in Ihrem Garten, sondern mit ihnen. Starke Eingriffe sind immer aufwendig und erfordern auch in den kommenden Jahren Ihre Aufmerksamkeit. So ist es durchaus möglich, nährstoffreichen Boden abzubaggern und mit Kies und Sand abzumagern, um hier eine Magerwiese entstehen zu lassen. Und Rhododendren wachsen auch auf neutralen bis kalkreichen Böden, wenn die Pflanzgrube großzügig ausgehoben und der Boden gegen sauren Boden ausgetauscht wird. Doch müssen Sie auch regelmäßig saures Substrat nachlegen, damit der Rhododendron gesund bleibt. Und selbst nach Jahrzehnten kann er noch zum Sorgenkind werden, wenn seine Wurzeln die Grenzen seiner Pflanzgrube überschritten haben und in den ursprünglichen Gartenboden gelangen.
Ob das Klima in Ihrer Region eher mild oder eher rau ist, können Sie im langjährigen Klimamittel herausfinden, das der Deutsche Wetterdienst ermittelt hat. Durch besondere Geländeformen und Landnutzung gibt es regionale Wettererscheinungen, die sich vom gemäßigten Klima, das in Deutschland vorherrscht, unterscheiden – wenn auch nur leicht. In einigen Regionen fällt viel und zuverlässig Regen, in anderen Regionen ist es dagegen im Sommer staubtrocken. Noch kleinräumiger gestaltet sich das Mikroklima in Ihrem Garten. Hier kann es Zonen geben, in denen sich Temperatur, Feuchtigkeit und Sonnenscheindauer deutlich voneinander unterscheiden. Richten Sie Ihre Pflanzenauswahl nach dem in Ihrer Region vorherrschenden Klima- und Witterungsbedingungen.
DEN MIKROKLIMAZONEN AUF DER SPUR
Diese winzigen Klimagebiete finden Sie zum Beispiel in der Nähe von Mauern, Hecken und Teichen und unter Bäumen. Thermometer, Niederschlagsmesser und andere Messgeräte helfen Ihnen dabei, die Mikroklimazonen in Ihrem Garten zu entdecken. So ist es auf der windabgewandten Seite von Hecken und Mauern meist trockener als auf der windzugewandten Seite. Unter belaubten Bäumen, wo weniger Niederschlag ankommt, ist es nicht nur schattig, sondern auch trocken. Achten Sie auf windgeschützte und zugige Bereiche, diedurch Häuser oder Mauern entstanden sind.
Das meist runde Kraterbeet mit der muldenförmigen Vertiefung und dem aufgeschütteten Wall am Rand ist vor allem in trockenen Regionen von Vorteil. Denn im Zentrum wird die Feuchtigkeit gespeichert, sodass auch solche Gemüsearten angebaut werden können, die von zusätzlicher Bewässerung abhängig sind. Durch den Wall entsteht ein windgeschützter Raum für wärmeliebende Kulturen. Ein paar größere Steine im Zentrum verstärken den wärmespeichernden Effekt. So ein Kraterbeet ist innerhalb einer Stunde angelegt. Es sollte mindestens 2 m im Durchmesser sein.
MIKROKLIMAZONEN EINRICHTEN
Das Mikroklima können wir – im Gegensatz zum Makroklima – beeinflussen und damit das Wachstum unserer Gartenpflanzen fördern. Meist geht es um den Schutz vor Wind und Kälte. So sind Hecken zum Beispiel hervorragende Windbrecher, hinter denen empfindliche Pflanzen Schutz finden. Trockensteinmauern und Findlinge speichern tagsüber die Sonnenwärme und geben sie nachts wieder ab. Das bringt vor allem in kühlen Regionen Vorteile. Richten Sie sich in der Nähe einer Mauer einen gemütlichen Abendsitzplatz ein oder setzen Sie wärmeliebende Pflanzen wie Weinreben und Feigen hier hin. Mit einem Anlehngewächshaus oder Wintergarten an der Südseite Ihres Hauses können Sie diese kostenlose Wärmeenergie ebenfalls nutzen. Im Zentrum von Senkgärten, deren Seitenwände mit Steinmauern abgefangen werden, entsteht ein warmer, windgeschützter Raum. An der tiefsten Stelle, wo sich das Wasser natürlich sammeln würde, ist der optimale Standort für einen Teich oder ein Wasserbecken. Beide sind zusätzliche Wärmespeicher. Mediterrane und kälteempfindliche Stauden gedeihen hier besser als im ebenen oder erhöhten Gelände.
Besondere Lebensräume, die gleichzeitig Mikroklimazonen sind, finden Sie auch näher beleuchtet in den Kapiteln Wasser, Hecken und Trockensteinmauern.
MIT DEM WETTER GÄRTNERN
Vor allem im Frühjahr hält es uns Gärtner kaum noch im Haus. Wir wollen raus in den Garten und etwas tun. Aber was ist mit den Spätfrösten, die erste Aussaaten oder zu früh ins Freie gestellte Kübelpflanzen arg zurichten können? Gärtner und Landwirte beobachten schon seit vielen Jahrhunderten das Wetter und den Verlauf der Jahreszeiten und können anhand bestimmter Phänomene vorhersagen, wie das Wetter werden wird. Im phänologischen Kalendermehr dazu auf Seite 133 nutzt man Pflanzen als Indikatoren für die aktuelle Witterung, unabhängig davon, welchen Kalendertag wir haben. Vor allem im Frühling kann man anhand bestimmter Blütenpflanzen abschätzen, ob noch lang andauernde Fröste oder Spätfröste drohen. Ersteres ist meist mit der Forsythienblüte, Letzteres mit der Rosskastanienblüte vorbei. Haben Sie vor Aussaaten und Pflanzungen den aktuellen Wetterbericht und die Vorschau auf die kommenden Tage im Blick. Bei ausgiebigem Regen werden Aussaaten besser aufgehen als bei einer Durststrecke. Auch Dünger löst sich besser und wird schneller von den Pflanzen aufgenommen. Und ein weiteres Plus: Sie sparen Wasser, weil Sie Rasen und Aussaaten nicht künstlich feucht halten müssen.
Rund um den Teich herrscht ein besonderes Mikroklima, denn Wasser ist ein guter Wärmespeicher. Die Benjeshecke dahinter verstärkt diesen Effekt noch.
Ein Naturgarten lässt Ihnen Zeit, den Garten zu genießen. Ob Sie nach getaner (Garten-) Arbeit einfach nur die Beine hochlegen oder aktiv sein wollen, planen Sie viele verschiedene Sitzgelegenheiten im Garten ein. Die können sowohl auf festem Grund stehen, wie Terrassen, als auch mobil sein und Ihnen zu den Attraktionsorten des Gartens folgen. Geben Sie Ihrem Sitzplatz, so klein er auch sei, Geborgenheit und Schutz. Gestalten Sie kleine Räume, die durch Hecken, halbhohe Mauern oder sogar hohes Gras vor neugierigen Blicken geschützt sind. Denn dann können Sie abschalten und entspannen. Sonnensegel, Markisen und Sonnenschirme mildern die pralle Sommersonne ab.
DIE SEELE BAUMELN LASSEN
Machen Sie es sich in einer Hängematte gemütlich und schaukeln Sie sanft hin und her. Bringen Sie den Seelenbaumler mit Manschetten und Karabinerhaken oder mit dicken Seilen an starken, bruchsicheren Ästen an, damit nichts an der Rinde scheuert. Lange Freude haben Sie mit wetterfestem, wasserabweisendem und UV-stabilem Stoff. Und wenn Ihre Bäume nicht im idealen Hängemattenabstand stehen, gibt es mittlerweile auch Hängegerüste. Schön schaukelt es sich auch in Hängesesseln, die ähnlich wie Schaukeln angebracht werden Seite 139, oder in Hollywoodschaukeln.
MAL DIE PERSPEKTIVE WECHSELN
Die verschiedenen Lebensräume in Ihrem Garten geben Ihnen die einmalige Möglichkeit, Tiere hautnah zu beobachten, ihnen beim Jagen zuzuschauen oder wie sie ihren Nachwuchs großziehen. Blaumeise und Kohlmeise, Rotkehlchen und Amsel begleiten uns das ganze Jahr über und können mit Winterfutter angelockt werden. Mit einem Klappstuhl oder Anglerhocker können Sie im Garten umherwandern und sich dort hinsetzen, wo gerade viel los ist: an den Teich, vor die Staudenrabatte oder an die Trockensteinmauer. Mähen Sie einen schmalen Weg in die Blumenwiese, gerade mal rasenmäherbreit. So kommen Sie näher ans Geschehen heran, ohne dass Sie die empfindlichen Wiesenblumen platt treten. Mir reicht oft ein einfaches Kniekissen, mit dem ich mich vor ein Beet knie und mich in den Anblick vertiefe, die Blüten aus der Nähe betrachte oder die sirrenden Insekten beobachte.
Was für eine Aussicht dieser Sitzplatz bietet: In der Abendsonne können Sie den Schmetterlingen, Bienen, Hummeln und Schwebfliegen beim Tanz über den Wiesenblumen zuschauen.
Auch ein Perspektivwechsel bringt neue Erfahrungen. Warum sich immer nur normal aufrecht hinsetzen. Legen Sie sich doch mal unter einem Baum auf den Rücken und betrachten Sie das feine Spiel von Licht und Schatten, das Sonnenstrahlen und Blätter miteinander spielen. Oder drehen Sie sich auf den Bauch und schauen Sie aus Froschhöhe, wie dicht der Gräserwald vor Ihren Augen ist und wie zart die Blütenkelche der Glockenblumen wippen.
Wir sind nicht nur Beobachter, sondern auch Streichler und Schnuppernasen. Pflanzen Sie Arten mit weichen oder pelzigen Blättern oder Blütenständen in die Nähe Ihres Sitzplatzes oder als Wegeinfassung: Weicher Frauenmantel, Woll-Ziest, Schleier-Gipskraut, Königskerzen (besonders Verbascum alpinum und V. austriacum), Schmalblättriges Wollgras, Lampenputzergras und Reiher-Federgras. Die können Sie beim Vorbeigehen kurz streicheln und sich rundum wohlfühlen. Den Kräuterblättchen im Kräuterbeet oder auf der Trockensteinmauer entlocken Sie mit einem sanften Streicheln würzigen Duft. Oder berauschen Sie sich an den duftenden Blüten von Rosen, Phlox, Wunderblume oder Geißblatt.
EIN GARTEN FÜR NACHTSCHWÄRMER
Platzieren Sie in Sitzplatznähe Pflanzen mit silbrigem Laub oder weißen Blüten, denn die sind auch nachts gut zu sehen, etwa Wermut, Eberraute, Weiße Taubnessel und weiß blühende Sorten von Phlox, Glockenblumen und Kleinem Immergrün. Es gibt sogar Pflanzen, die erst abends und nachts ihre Blüten öffnen und damit dämmerungs- und nachtaktive Insekten wie die Nachtschwärmer, eine Gruppe von Schmetterlingen, anlocken. Und die wiederum sind die Nahrung für Fledermäuse, die Sie dann vielleicht sogar in Ihrem Garten bei der Insektenjagd beobachten können. Zu den Nachtblühern gehören unter anderem Duft-Resede und Silberling, weitere finden Sie in der Tabelle Seite 36.
Lauschen Sie dem Abendgesang von Amsel, Nachtigall, Singdrossel, Heuschrecke und Grille. Oder schauen Sie bei Dämmerung in Richtung Westen. Dann können Sie vielleicht die nachtaktiven Fledermäuse und Käuze ausmachen, die sich gut gegen den noch hellen Himmel abheben.
Die fluoreszierenden Leuchtkäfer bekommen Sie dagegen nur in warmen Sommernächten Ende Juni und Juli zu Gesicht, wenn sich Männchen und Weibchen bei der Paarungssuche zublinken. Das immer seltenere Lichtspektakel lässt sich gut in sehr dunklen Gebüschen beobachten.
LICHT AUS – DER INSEKTENWELT ZULIEBE