Natürlich frisch und rein - Manfred Neuhold - E-Book

Natürlich frisch und rein E-Book

Manfred Neuhold

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  • Herausgeber: LV Buch
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2017
Beschreibung

Vom Allzweckreiniger übers Spülmittel bis hin zu Waschpulver, Teppichreiniger, Desinfektionsspray und Möbelpolitur: Manfred Neuhold liefert rund 160 Rezepte für ökologische Putzmittel mit ausführlichen Schritt für Schritt Anleitungen und wertvollen Tipps. Er erklärt, wie man am besten welchen Fleck entfernt – einfach, natürlich und wirkungsvoll. So wird Ihre Wohnung ökologisch blitzblank und Sie können endlich auf die teuren Chemiekeulen aus dem Supermarkt verzichten. 160 rezepte für • Allzweckreiniger • Küchen- und BadReiniger • Frisch duftende Wäsche • Fenster mit Durchblick • Böden und teppiche • Autowäsche

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Seitenzahl: 192

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BILDNACHWEISE

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ILLUSTRATIONEN

Darumo/iStock/thinkstock

 

Hinweis: Obwohl alle Daten und Angaben sorgfältig geprüft wurden, ist jede Haftung in rechtlicher Hinsicht ausgeschlossen.

IMPRESSUM

Herausgegeben 2016 von Edition Kleine Zeitung, Gadollaplatz 1, 8010 Graz

 

Originaltitel Ökologisch Blitz Blank

 

© Manfred Neuhold 2016

 

© Deutsche Ausgabe LV.Buch im Landwirtschaftsverlag GmbH, 48084 Münster, 2017

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Informationen in diesem Buch wurden nach bestem Wissen zusammengestellt. Alle Empfehlungen sind ohne Gewähr seitens des Autors oder des Verlegers, der für die Verwertung dieser Informationen jede Verantwortung ablehnt.

 

Gestaltung: Monika Wagenhäuser

ISBN 978 - 3 - 7843 - 5513 - 9eISBN 978 - 3 - 7843 - 9195 - 3

Inhalt

1Die kleine Philosophie des Putzens

2Putzen kann Ihre Gesundheit gefähren

3Haushaltsreiniger selbst gemacht

4Grundstoffe und Utensilien

5Allzweckreiniger

Flüssiger Allzweckreiniger

Reiniger auf Seifenbasis

Wischtücher

6Küche

Spülmittel

Geschirrspülpulver und Klarspüler

Scheuerpulver und Scheuermilch

Backofenreiniger

Kühlschrank- und Mikrowellenreiniger

7Badezimmer

Desinfektionsmittel

Schimmelentferner

Universalreiniger

Spiegelreiniger

Scheuerpulver, -mittel und -paste

Toilettenreiniger

8Fenster

Fensterreiniger

9Wäsche

Fleckenlöser

Kleines Fleckenverzeichnis

Waschmittel

Waschpulver

Bleichmittel

Weichspüler

Wäscheparfum

Wolle und Seide

Trocknen

Bügeln

Motten

Schuhe

10Möbel und Holzböden

Möbelreiniger

Holzerfrischer

Ölpflege

Holzbodenreiniger

Feuchttücher zur Bodenreinigung

Holzpolituren und Wachse

11Teppiche

Fleckentferner für Teppiche

Anti-Floh-Pulver für Teppiche

Antibakterielles Teppichspray

12Lufterfrischer und Raumsprays

Potpourris

Raumsprays

13Reinigungsmittel für Metalle

14Autopflege

Autowäsche

Scheibenreiniger

Autowachs

Polster- und Lederpolsterreinigung

Armaturenpflege

Teppichboden- und Mattenreiniger

Lufterfrischer

15Seife selber sieden

Grundstoffe und Utensilien zur Seifensiederei

Blütenseifen selber machen

Seife aus Seifenflockenteig

KAPITEL

1

Die kleine Philosophiedes Putzens

SEIN UMFELD SAUBER ZU HALTEN UND AUF WELCHE ART UND WEISE MAN DAS TUT, IST EIN KULTURGUT.

Wohlfühlfaktor „Putzen“

Beim Anspruch an die Sauberkeit gehen die Meinungen weit auseinander.

Er dürfte eine Folge des Sündenfalls im Paradies sein, von dem nichts in der Bibel steht: der Schmutz. Es findet sich kein einziger Hinweis darauf, dass Eva im Paradies geputzt hätte. Adam natürlich auch nicht. Jedenfalls ist der Schmutz ein ständiger Begleiter des Menschen. Schmutz ist in keiner Weise nützlich, seine ästhetische Funktion beschränkt sich auf die Staubschicht auf alten Weinflaschen. Und wie oft man ihn auch entfernt, er kommt immer wieder.

Vielleicht ist das einer der Gründe, warum Putzen oft als ungeliebte Tätigkeit empfunden wird. Man putzt eben, weil es nötig ist. Freude am Putzen findet man selten und wenn, dann wird sie ungern eingestanden. Es gilt nicht als besonders schick, als passionierter Putzteufel zu gelten. Wer gerne putzt und das auch zugibt, wird als pingelig angesehen.

Dabei ist Putzen nicht bloß ein Kulturgut an sich, es ist sogar eine der Bastionen kultureller Identität. Die Praxis des Putzens ist ein Abbild der kulturellen Vielfalt. Ein Hersteller von Wischtüchern und Schrubbern, der seine Produkte weltweit verkauft, ließ diesen Umstand wissenschaftlich erforschen. Die Erwartungen an Putzlappen und Wischtücher sind nämlich von Land zu Land verschieden. Im globalen Dorf kehrt zwar jeder vor seiner eigenen Tür, aber jeder auf seine von Tradition und Kultur bestimmte Weise.

In Zentraleuropa und Nordamerika sind neben dem Staubsauger Putzeimer und Wischmopp die tragenden Säulen der häuslichen Sauberkeit. Aber sogar hier gibt es Unterschiede: Während Europäer vorwiegend einen Eimer verwenden, spülen Amerikaner den Mopp überwiegend direkt im Waschbecken aus. Ausgenommen Amerikaner mit hispanischen Wurzeln: Sie putzen wie Europäer, mit Eimer und viel Wasser. Gemeinsam ist beiden der Gebrauch von chemischen Reinigungsmitteln, oft genug auch der exzessive Gebrauch derselben. Was sauber ist, muss auch so riechen. Vielleicht einer der Gründe, weshalb gerade in diesen beiden Putzkulturen Allergien so stark verbreitet sind und immer noch zunehmen. Ein Immunsystem, das nicht auf natürliche Weise gefordert wird, sucht sich offensichtlich alternative Betätigungsfelder.

Die Untersuchungen des Wischtücherherstellers ergaben natürlich noch weitere Einsichten in das Putzverhalten. In südlichen Ländern wird zumeist mit viel Wasser und viel Chemie geputzt. Skandinavier putzen dagegen eher trocken und legen überwiegend großen Wert auf die Umweltverträglichkeit der Putzmittel. Belgier und Holländer klemmen Wischtücher in Schrubber und ziehen diese über Kachelböden und Laminat – eine Methode, die auch in Italien und Spanien bevorzugt wird. Der uns vertraute klassische Wischmopp ist dort nahezu unbekannt.

Gründe für die unterschiedlichen Praktiken und Gewohnheiten beim Wohnungsputz finden sich im Klima der Landschaft und in der Beschaffenheit der Böden in den Wohnräumen. Hohe Luftfeuchtigkeit und Steinböden verlangen nach einer anderen Putzpraxis als geringe Luftfeuchtigkeit und Holzfußböden.

Den größten Einfluss auf das Putzverhalten hat aber die Tradition in Person der Mutter. Wie Mama putzt, so putzen auch die Kinder. Und weil etwa zwei Drittel der putzenden Kinder weiblich sind, wird diese Tradition kontinuierlich weitergegeben. Mit der zunehmenden Zahl an Singlehaushalten verändert sich das Bild nur geringfügig.

Putzen ist etwas, das fast jeder und jede mehr oder weniger regelmäßig tut. Es ist wichtig für das Wohlbefinden, denn niemand suhlt sich gerne im Schmutz. Eine saubere Wohnung ist eine Wohnung, in der man sich wohlfühlt, in der man sich im wahrsten Wortsinn daheim fühlen kann.

Beim Anspruch an die Sauberkeit gehen die Meinungen aber weit auseinander. Während sich die einen mit eher oberflächlicher Sauberkeit zufriedengeben und diese mit regelmäßigem Staubsaugen, Bodenwischen, Kloputzen und Wischen der Ablageflächen in der Küche erhalten, sind andere ständig auf der Jagd nach Staub und Schlieren. Letztere fühlen sich nur in einem hygienisch sauberen Umfeld wohl. Sie benutzen nicht nur Lappen und Putzmittel, sondern auch Desinfektionsspray. So könnte man grob zwei Putztypen unterscheiden: die pragmatischen und die passionierten Putzer. Die meisten von uns werden sich wohl irgendwo zwischen diesen beiden Polen finden.

Putzen kann aber mehr sein als das regelmäßige Entfernen von regelmäßig wiederkehrendem Schmutz. Putzen kann uns helfen, die Dinge in unserem allernächsten Lebensumfeld bewusst wahrzunehmen und dabei auch den Blick dafür zu schärfen, welche Dinge uns wichtig sind und welche sich im Laufe der Zeit bloß angesammelt haben. Das merkt man schon daran, dass man die wichtigen Dinge pfleglich behandelt, sie in einem guten Zustand erhält, also auch frei von Verschmutzung jeder Art. Und man merkt es auch daran, dass man diese Dinge gerne putzt, weil man sich gerne mit ihnen befasst. Es sind die Dinge, die man häufig oder ständig benutzt und die deshalb im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Ein Ding, das man seit zwei Jahren nicht geputzt hat, hat genauso lange kaum Aufmerksamkeit erregt und ist deshalb höchstwahrscheinlich unnötig. Bei der Entscheidung, sich von Überflüssigem in seinem Umfeld zu befreien, kann die Häufigkeit des Putzens dieses Gegenstands ein wichtiges Kriterium sein.

Diese Folge des Putzens – Ordnung in das eigene Umfeld zu bringen – muss sich nicht nur auf äußere Umstände beziehen. Die Japaner mit ihrer im Zen-Buddhismus wurzelnden Tradition der Konzentration auf das Wesentliche und das bewusst ausschließliche Ausführen einer bestimmten Tätigkeit kennen den „Weg des Putzens“ als spirituelle Übung. Diese spirituelle Tradition, genannt „Misogi“, sieht als Hauptziel der Meditation das Putzen in seinem eigenen Inneren. Man kann es als eine Form der Psychotherapie ansehen, nur eben mit anderen Methoden. Eine der Methoden ist, das „innere Putzen“ mit dem „äußeren Putzen“, eben dem der Wohnung, zu verbinden. Das Putzen wird so zu einer Art tätiger Meditation. Die Konzentration auf das Wischen mit dem feuchten Lappen über die verschiedenen Oberflächen befreit den Geist von dem Zwang, verschiedensten Gedanken nachzuhängen. Der Geist wird zu einem leeren – und natürlich sauberen – Gefäß, das bereit ist, neue Gedanken geordnet in sich aufzunehmen.

Wichtig ist bei diesem „Weg des Putzens“ das Putzen mit der bloßen Hand und mit einem feuchten Putzlappen. Wischt man mit genügend Druck, so erzeugt die Reibung des feuchten Lappens auf einer festen Oberfläche Wasserionen. Das ist bedeutend, weil das Leben großteils auf Wasserionen basiert. Eine gesunde Luft ist jene, die viele Wasserionen enthält. So führt der „Weg des Putzens“ ganz von selbst zu einer gesunden Umgebung. Fast unnötig zu sagen, dass nur reines Wasser ohne industrielle Reinigungsmittel verwendet wird.

Diese Art, an die Tätigkeit des Putzens heranzugehen, ist in Japan weit verbreitet. Vielleicht spielt auch mit, dass japanische Wohnungen sehr klein sind, sich das Leben in ihnen auf sehr wenig Raum abspielt und sich daher die Menge des anfallenden Schmutzes auf einen kleinen Raum konzentriert. Man muss also oft putzen, um die kleine Wohnung sauber zu halten.

Ob dieser japanische „Weg des Putzens“ eine Anregung für die eigene Putzpraxis bieten kann, ist eine Einstellungssache. Wer eine an sich mit wenig Begeisterung ausgeführte Tätigkeit zur Basis einer geistigen Entspannungsübung machen will, hat sicher seinen Nutzen davon. Jedenfalls ist der Weg zu einer bedeutsamen, konkreten Erfahrung geebnet. Jener nämlich, wie aus einer gewöhnlichen, ja geradezu banalen Handlung wie dem Putzen die Sache und der Mensch gleichermaßen verändert hervorgehen können, sofern die Handlung achtsam ausgeführt wird.

Wenn die bloße Tätigkeit des Putzens auch banal erscheinen mag, so ist es die Bedeutung des Putzens ganz und gar nicht. Putzen ist ein wesentlicher Beitrag zu Wohlbefinden und Gesundheit. Und damit sind wir bei den Themen, um die es in diesem Buch vorwiegend gehen soll: die Putzmittel, die Reinigungsmittel, die das Putzen erleichtern, dabei aber der Gesundheit nicht schaden. Weder unserer eigenen Gesundheit noch jener der Umwelt. Jeder hat das Recht dazu, Schmutz zu machen. Aber jeder hat auch die Verantwortung dafür, seinen Schmutz auf eine Weise zu entfernen, die niemandem Schaden zufügt.

KAPITEL

2

Putzen kann Ihre Gesundheit gefährden

INDUSTRIELL HERGESTELLTE REINIGUNGSMITTEL ENTHALTEN OFT STOFFE, DIE MAN GAR NICHT GERN IN SEINER WOHNUMGEBUNG HABEN WILL.

Reinigen heißt nicht desinfizieren

Allein in der Europäischen Union sind rund 70.000 Produkte im Bereich der Wasch-, Reinigungs- und Desinfektionsmittel für den Haushaltsgebrauch zugelassen.

Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland liegt bei rund elf Kilogramm. Das meiste davon findet sich nach Gebrauch im Abwasser, der Rest verteilt sich über unsere Wohnungen, unsere Kleidung und unsere Körper. Das könnte zu dem Schluss führen, dass wir besonders reinlich sind. Weil industriell hergestellte Reinigungsmittel aber meist eine ganze Palette von Stoffen enthalten, die zwar hygienische Sauberkeit garantieren, zugleich aber Nebenwirkungen auf unsere Gesundheit haben, stellt sich vor allem die Frage: Ist unser strahlend sauberes und nach synthetischen Aromastoffen duftendes Wohnumfeld wirklich eine gesunde Umgebung für uns? Chemiker der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen untersuchen regelmäßig die auf dem Markt befindliche Reinigungschemie. In vielen Produkten finden sich dabei Stoffkombinationen, für welche die Bezeichnung „Giftcocktail“ nicht ganz unangemessen sein dürfte.

Besonders in jenen Produkten, die stark duften, lauern Giftstoffe. In nur sehr wenigen Produkten kommt der Duft von natürlichen Zusätzen wie beispielsweise Zitronenöl vor. Die überwiegende Mehrzahl gaukelt uns die natürliche Frische nur vor – mithilfe von synthetisch zusammengebauten Molekülen, die in erster Linie auf unsere Nasen wirken und, falls es sich um ein gutes Produkt handelt, nur in zweiter Linie einen Beitrag zur Putzleistung des Produkts erbringen. Das ist nämlich einer der Unterschiede zwischen natürlichen Aromastoffen und synthetischen Düften: Während die Letzteren im besten Fall nur duften und im schlechtesten Fall zu Reizungen der Haut, der Augen und der Atemwege führen, hat ein gebräuchlicher Vertreter der Ersteren, das ätherische Zitronenöl, eine immense Fettlösekraft.

Für Konsumenten ist es sehr schwierig, aus der Liste der Inhaltsstoffe den Anteil der gesundheitlich bedenklichen oder gar giftigen herauszulesen. Auch wenn auf der Verpackung in Riesenlettern „bio“ prangt, bekommt man keine Garantie für ein „gesundes“ Reinigungsmittel. Denn im Gegensatz zur Verwendung bei Nahrungsmitteln ist der Begriff „bio“ bei Reinigungsmitteln an keine besonderen Kriterien gebunden.

Bei der Frage, was ein Reinigungsmittel können soll, kann man die Antwort kurz halten: Es soll den Schmutz lösen und in der Lösung auf einfache Art entfernbar machen. Was ein Reinigungsmittel nicht können muss und im Interesse eines gesunden Wohnumfelds auch gar nicht können soll, ist die Desinfektion der Wohnung. Die Desinfektion eines Raumes ist in öffentlichen Toilettenanlagen und in Kliniken nötig, aber sicher nicht in einer normal genutzten Wohnung mit Bewohnern ohne ansteckende Krankheiten. Die Angst vor überall lauernden Bakterien fußt nicht auf wissenschaftlicher Erkenntnis, sondern auf der Beeinflussung durch die Werbung der Putzmittelindustrie.

Bakterien sind tatsächlich überall. Auch in unserem Körper tragen wir eine beachtliche Menge davon mit uns herum. Die wenigsten davon sind unserer Gesundheit abträglich, und mit diesen wird ein funktionierendes Immunsystem spielend fertig. Viele Arten von Bakterien fördern sogar unsere Gesundheit, manche sind für uns sogar lebenswichtig. Wer also alle Bakterien über einen Kamm schert und sie generell mit der chemischen Keule eliminiert, tut sich und seiner Gesundheit nichts Gutes. Ganz im Gegenteil: Man kann davon ausgehen, dass Kinder, die in einem keimfrei gehaltenen Haushalt aufwachsen, weitaus öfter unter einem schwächelnden Immunsystem und einer ganzen Palette von Allergien leiden als solche, deren Immunsystem sich auf naturgemäße Art mit Bakterien und Keimen auseinandersetzen darf. Nicht umsonst heißt es, Kinder, die mit Haustieren aufwachsen, seien die gesündesten Kinder. Das Immunsystem eines Kindes, das öfters mit einer Hundezunge in Berührung kommt, wird gefordert und gefördert. Es wird künftig auch mit anderen, höheren Anforderungen zurechtkommen. Dagegen häufen sich die wissenschaftlichen Belege dafür, dass Kinder in einer allzu sauberen Umgebung ihr Immunsystem nicht genügend ausbilden können.

Die negativen Auswirkungen eines nach klinischen Ansprüchen desinfizierten Haushalts beschränken sich natürlich nicht auf die Entwicklung des kindlichen Immunsystems. Die Haushaltsreiniger mit antibakteriellen Wirkstoffen, keimtötenden Zusätzen und integrierten Desinfektionsmitteln gehören nach Meinung vieler Experten nicht in den Putz-, sondern in den Giftschrank. Sie greifen nicht nur die nützlichen Bakterien auf und in unserer Haut an, sondern führen auch dazu, dass schädliche Bakterien Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln können.

Was Desinfektionsmittel in Haushaltsreinigern und deren Wirkung auf Keime betrifft, zeichnet eine kürzlich publizierte Studie der Universität Massachusetts ein klares Bild: Meist wird durch den desinfizierenden Reiniger nur ein Teil der Keime abgetötet. Die überlebenden Keime sind dann in der Lage, sich an die Wirkung des Reinigungsmittels anzupassen, also eine Resistenz zu entwickeln. Das heißt nichts anderes, als dass diese Keime künftig gegenüber diesem desinfizierenden Reinigungsmittel unempfindlich werden, dessen Einsatz also wirkungslos und damit völlig sinnlos wird.

Terpene und Ethylenglykol

Riecht ein Raum nach Putzmitteln, so nimmt man meistens an, dass dieser Raum sauber ist. Wird der Raum nicht ausreichend gelüftet, kann er noch Tage nach der Reinigung danach riechen.

Was uns hygienische Sauberkeit suggeriert, bedeutet in Wahrheit etwas ganz anderes: Der Raum ist mit Chemikalien kontaminiert! Diese Folge der Reinlichkeit finden wir nicht nur bei den üblichen industriell hergestellten Putzmitteln. Auch sogenannte Bioreiniger nutzen Zitrus- und Pinienharzdüfte. Diese Duftstoffe sind zwar natürlich, also tatsächlich „bio“, aber trotzdem starke Allergie- und Asthmaauslöser und auch für jene, die nicht von diesen Leiden betroffen sind, ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko. Die Gefahr entsteht nämlich dann, wenn ätherische Öle, Harze oder Terpene – auch jene natürlichen Ursprungs und aus Bioreinigern – in Kontakt mit Ozon gelangen. Dadurch entstehen Abbauprodukte, Sekundärstoffe, die sich über längere Zeit in der Raumluft halten und den Aufenthalt in solcherart belasteten Wohnräumen zu einer ungesunden Sache machen.

Eine über vier Jahre angelegte Untersuchung der University of California zum Thema Reinigungsmittel, toxische Luftverschmutzung und Ozon zeigt in dem 2007 veröffentlichten 330-seitigen Bericht, dass die gesundheitlichen Gefahren nicht nur in primären Inhaltsstoffen von Putzmitteln lauern, sondern in einem hohen Maß auch in deren Abbauprodukten. Reinigungsmittel, die „natürlich“ nach Orangen oder Zitronen riechen, bekommen diesen Duft durch die enthaltenen Terpene. Auch jene Putzmittel, die im Raum einen Hauch frischer Waldluft hinterlassen, fallen in diese Kategorie. Ihr Duft kommt von Pinienharzen. Harze und Terpene gelten generell nicht als giftig. Sie haben allerdings ein hohes allergieauslösendes Potenzial und zudem die Eigenschaft, mit Ozon chemisch zu reagieren. Ozon ist in der Luft ständig vorhanden, in erhöhter Konzentration an heißen Sommertagen und in Räumen, in denen Kopierer, Drucker oder elektrische Lufterfrischer betrieben werden. Die biochemische Reaktion beim Kontakt von Terpenen und Harzen mit Ozon führt zu einer Reihe toxischer Verbindungen wie beispielsweise dem als krebsauslösend geltende Formaldehyd. Daneben entsteht auch toxischer Feinstaub, dessen Konzentration vom jeweiligen Ozonwert abhängt.

Bei konventionellen Reinigungsmitteln geht man heute allgemein davon aus, dass sie ungesunde oder sogar gefährliche Stoffe enthalten. Am häufigsten findet man verschiedene Glykoläther. Das sind alkoholische Verbindungen mit hoher Fettlösekraft und Desinfektionswirkung. Sie riechen angenehm frisch bis scharf oder sind geruchlos. Das am meisten verwendete Ethylenglykol hat allerdings die gefährliche Eigenschaft, dass es unser Körper über die Haut und die Atmung aufnimmt. Die Folgen reichen von Reizung der Augen, der Schleimhäute und der Atemwege bis hin zu Schwindel und andauernder unnatürlicher Müdigkeit. Bei länger dauernder Einwirkung von Ethylenglykol kann eine dauerhafte Schädigung von Blutkörperchen, des Knochenmarks und des Fortpflanzungssystems auftreten. Der zuvor erwähnte Bericht der University of California aus dem Jahr 2007 nennt Ethylenglykol auch deswegen als besonders gefährlichen Inhaltsstoff konventioneller Reinigungsmittel, weil wegen des meist unaufdringlichen Geruchs die Belastung nicht entsprechend wahrgenommen wird. Zusätzlich ist der Geruchssinn oft betäubt, wenn man Ethylenglykol eine Zeit lang eingeatmet hat.

Unsichtbar und geruchlos: Nanopartikel

Eine Gruppe bedenklicher Inhaltsstoffe in Reinigungsmitteln ist noch verhältnismäßig neu und in ihren gesundheitlichen Auswirkungen erst in Ansätzen erforscht: die Nanopartikel.

Nanopartikel sind Teilchen mit weniger als 100 Nanometern (Millionstel Millimeter) Durchmesser, die ihre Wirkung vor allem durch ihre minimale Größe entfalten. Zerkleinert man nämlich ein Material in immer winzigere Teilchen, so vergrößert sich dessen Oberfläche immer mehr. Ein Pulver aus Nanoteilchen hat deshalb eine riesige Oberfläche. Es bietet seiner Umgebung weitaus mehr Kontaktfläche und kann damit seine Wirkung besser entfalten. Das liegt auch daran, dass die an der Oberfläche eines Stoffpartikels liegenden Moleküle andere physikalische Eigenschaften haben als jene im Inneren des Partikels. Sie sind nicht zur Gänze von Nachbarmolekülen der gleichen Art umgeben, sondern grenzen an die Moleküle des sie umgebenden Stoffes. Es sind diese Oberflächenmoleküle, welche die Eigenschaften eines Nanopartikels bestimmen. Wegen der unvorstellbaren Winzigkeit eines Nanopartikels gibt es wesentlich mehr Oberflächenmoleküle als solche im Inneren des Teilchens. Nanopartikel aus Zinkoxid beispielsweise absorbieren UV-Strahlung, größere Partikel desselben Stoffes tun das dagegen nicht.

In Reinigungsmitteln findet man vorwiegend Nanopartikel aus Silber. Sie haben die Fähigkeit, Bakterien und Keime abzutöten, und werden deshalb in Hygienereinigern für Küche, Bad und Toilette verwendet. Der Vorteil der Nanopartikel aus Silber scheint auf den ersten Blick immens: Keine schädlichen Desinfektionsmittel, keine chemische Kontaminierung der Raumluft und dass die Bakterien und Keime gegen die Wirkung des Nanosilbers Resistenzen bilden können, gilt auch als unwahrscheinlich.

Genauso überzeugend wirken Nanopartikel in Bodenwischmitteln, speziell für Laminat- und Parkettböden. Sobald das Putzmittel auf dem Boden zerfließt, setzen sich Nanopartikel auch in den winzigsten Fugen und Ritzen fest und lassen kein Tröpfchen Wischwasser an das empfindliche Holz. Quellende Parkettböden sind damit ein Bild der Vergangenheit. Oder, als weiteres Beispiel: Ein Glasreiniger für streifenfrei blitzende Fensterscheiben und Spiegel, der einen Schutzfilm aus Nanopartikeln über die Glasscheibe legt und so die neuerliche Verschmutzung verringert.

Die Chemieindustrie entwickelt am laufenden Band neue Produkte für die Haushaltsreinigung, die mit Nanopartikeln aufgepeppt sind. In der Liste der Inhaltsstoffe sucht man sie meist vergebens. Man kann aber oft aus den Produktnamen auf deren Verwendung schließen. Für manche Hersteller gilt die immense Wirkkraft der Nanopartikel als überzeugendes Verkaufsargument.

Wissenschaftler warnen allerdings vor den Teilchen, die noch tausendmal kleiner sind als der viel gescholtene Feinstaub. Es braucht noch einiges an Forschungsarbeit, um mit Sicherheit sagen zu können, ob die winzigen Partikel durch Einatmen, über die Haut oder durch Rückstände auf Geschirr und Essbesteck in den menschlichen Körper eindringen und welchen Schaden sie dort anrichten können.

Erste Ergebnisse aus verschiedenen Versuchen sollten allerdings die Alarmglocken läuten lassen. So gilt bereits als sicher, dass unser körpereigenes Abwehrsystem eindringende Nanopartikel nicht erkennt, weil es auf größere Fremdkörper ausgerichtet ist. Nanopartikel kommen in dieser Art in der Natur nicht vor, also konnte sich auch keine natürliche Abwehrstrategie entwickeln.

Eingeatmete Nanopartikel können in die kleinsten Lungenbläschen gelangen. Normalerweise werden Fremdkörper dort von den sogenannten Makrophagen, speziellen Abwehrzellen, eingeschlossen und unschädlich gemacht. Nanopartikel hingegen sind zu klein, um von den Makrophagen erkannt zu werden.

Die Lunge ist nicht nur ein durch Nanopartikel gefährdetes Organ, sondern nach Ansicht von Experten auch ein weit offenes Einfallstor für Nanopartikel in den Blutkreislauf. Denn nur eine Wand von einem tausendstel Millimeter Dicke trennt die Bläschen von den Blutgefäßen. Nanopartikel haben kein Problem damit, diese Wand zu durchdringen. Der Mengenanteil der Nanopartikel, die in das Blut übergehen, hängt vom Material, von der Größe und von den Oberflächeneigenschaften der Partikel ab. Auch durch die Darmwand können Nanoteilchen in das Blut eindringen. Die gesunde Haut hingegen gilt als undurchlässig für Nanopartikel.

Was Nanopartikel anrichten können, wenn wir sie erst einmal im Blut haben, ergründet die Wissenschaft erst allmählich. Ein Team um Professor Anna von Mikecz am Institut für umweltmedizinische Forschung der Universität Düsseldorf konnte nachweisen, dass bestimmte Arten von Nanopartikeln in ausreichend hoher Konzentration die Funktionen des Zellkerns stören (Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für umweltmedizinische Forschung vom 21. Januar 2014). Andere mögliche Auswirkungen sind Kreislaufschäden und sogar Schädigungen des Gehirns. Einig sind sich die Experten in der Ansicht, dass Nanopartikel in Haushaltsreinigern ein Risikopotenzial bergen, dessen Ausmaß in seinem ganzen Umfang noch gar nicht abschätzbar ist.

Nicht so klein wie Nanopartikel ist ein weiterer Zusatzstoff in konventionellen Reinigungsmitteln, der in letzter Zeit von sich reden gemacht hat: das Mikroplastik. Mikroskopisch kleine Plastikkügelchen werden genutzt, um die Reibung beim Schrubben zu erhöhen – in Zahnpasten genauso wie in Scheuermilch und Toilettenreinigern. Dieses Mikroplastik gelangt, nachdem es seine Aufgabe erfüllt hat, zum größten Teil ins Abwasser. Die meisten Kläranlagen sind jedoch nicht in der Lage, Mikroplastik aus dem Abwasser zu eliminieren, sodass es ungehindert in die Flüsse gelangen kann. Fische mit Plastikkügelchen in den Organen sind eine der Folgen.

Seit dieses Problem erkannt wurde, gibt es auch Maßnahmen dagegen, und so ist angesichts der bereits angerichteten Schäden durch Mikroplastik dessen Verwendung bereits eingeschränkt. Ob es sich bei dieser Einschränkung um eine bloße Absichtserklärung handelt oder ob sie tatsächlich in ausreichendem Ausmaß praktiziert wird, wird die Zukunft zeigen.

KAPITEL

3

Haushaltsreiniger selbst gemacht

WER SEINE GESUNDHEIT UND UMWELT NICHT BELASTEN WILL, HAT EINE ALTERNATIVE ZU INDUSTRIELL HERGESTELLTEN REINIGUNGSMITTELN. DENN ES GEHT AUCH ANDERS.

Industriell hergestellte Haushaltsreiniger gibt es erst seit etwa einem Jahrhundert. Die erste Babyseife wurde 1912 angeboten, das erste synthetische Reinigungsmittel gab es im Jahr 1930. Geschirrspülmittel kamen ab 1948 auf den Markt, und das erste synthetische Waschmittel, das ganz ohne Seife auskam, gab es erst im Jahr 1952. Die Geschichte der industriellen Putzmittelchemie ist also verhältnismäßig jung.

Bevor sich die Chemieindustrie an die Herstellung aller nur erdenklichen Reinigungsmittel für den Haushalt machte, wurden Putzmittel entweder in kleinen Manufakturen und meist auf Seifenbasis oder überhaupt im Haushalt selbst hergestellt. Diese Reinigungsmittel hatten einen unübersehbaren Vorteil: Sie belasteten weder die Gesundheit der Hausbewohner noch die Umwelt. Um an diese Tradition des „gesunden Putzens“ anzuknüpfen, brauchen wir zuerst einige Grundbegriffe aus der Chemie. Ohne Chemie geht es nicht, denn alles Stoffliche ist Chemie, und das Lösen von Schmutz ist ein chemischer Vorgang.