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Alfred Bekker Kommisar X #3: Kinder des Satans Kriminalroman Alfred Bekker schrieb als Neal Chadwick Jo Walker alias Kommissar X ist der beste Privatdetektiv von New York. Er knackt die härtesten Fälle und stellt sich dem Verbrechen. Da, wo die Polizei längst aufgegeben hat, nimmt Walker die Ermittlungen auf. Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
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Seitenzahl: 152
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Alfred Bekker Kommissar X #3: Kinder des Satans
Alfred Bekker
Published by Alfred Bekker, 2017.
Title Page
Also By Alfred Bekker
Dedication
Alfred Bekker Kommisar X #3: Kinder des Satans | Kriminalroman | Alfred Bekker schrieb als Neal Chadwick | Jo Walker alias Kommissar X ist der beste Privatdetektiv von New York. Er knackt die härtesten Fälle und stellt sich dem Verbrechen. Da, wo die Polizei längst aufgegeben hat, nimmt Walker die Ermittlungen auf.
Copyright
Kommissar X - Kinder des Satans | Neal | Chadwick
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Also By Alfred Bekker
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Frage: Wie würden Sie persönlich die Figur des Jo Walker bezeichnen? Ist er der typische Krimi Held oder doch eher eine Figur mit Ecken und Kanten, die sich von den üblichen Helden abhebt?
Alfred Bekker: Angefangen hat die Serie als James Bond-Verschnitt auf Deutsch - aber die Serie ist mit der Zeit gegangen. Ich persönlich habe meinen Kommissar X z. B. etwas weniger Sunny boy-mäßig und realistischer angelegt und die dusseligen Macho-Sprüche rausgelassen. Der Redakteur Horst Hoffmann hat mich durchaus ermutigt, diesen Weg weiterzugehen. Andere Autoren hatten da eine andere Vorstellung und haben auch Anfang der Neunziger noch so geschrieben, als hätten die Sechziger niemals aufgehört. Ich habe nicht nur die Figur des Kommissar X, sondern vor allem die Krimihandlungen damals versucht, sehr modern anzulegen und für ihre Zeit waren sie das wohl auch. Diesem Umstand schreibe ich es auch zu, dass die Romane heute noch lesbar sind und Leser finden.
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Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
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© by Author, Titelbild Firuz Askin
Die Benutzung des Seriennamens „Kommissar X“ erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Verlagsunion Pabel-Moewig.
Der Roman erschien erstmalig zu Beginn der 1990er Jahre und spiegelt die damaligen Zeitverhältnisse wider. Der Text wurde in alter Rechtschreibung belassen.
© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
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"Wir müssen tanken, sonst bleibt uns der Wagen gleich stehen!"
"Morris! Glaubst du, daß sie uns noch folgen?"
Morris wandte sich zu der jungen Frau um, die neben ihm auf dem Beifahrer-Sitz des klapprigen Kastenwagens saß. Dann lachte er kurz und heiser. Verzweifelung klang in seiner Stimme mit.
"Was glaubst du denn!"
"Oh, mein Gott, wo sind wir da nur hineingeraten!" In ihren Augen glitzerten Tränen. Sie schluchzte.
Morris schlug mit dem Handballen wütend gegen das Lenkrad.
"Verliere jetzt nicht die Nerven, Kimberley!" In Wahrheit war er fast genau so nahe daran, wie sie.
"Was sollen wir denn tun, Morris?"
Er schluckte und wirkte ziemlich ratlos.
"Ich weiß es nicht!" gestand er ein. "Ich habe noch die Pistole, die ich einem der Kerle abnehmen konnte. Ganz wehrlos sind wir also nicht!"
Sie blickte sich um und sah den Highway hinunter, den sie entlanggerast waren, so schnell wie die alte Kutsche es schaffen konnte. Bis zu den Bergen ein paar Meilen südlich war nichts zu sehen. Der Highway war ein gerader Strich in der öden Landschaft. Die Luft flimmerte. Es war heiß.
"Kein Wagen zu sehen!" meinte sie.
"Ein gutes Zeichen!" gab er zurück. Aber natürlich wußte er, daß der Vorsprung, den sie hatten, minimal war und sehr schnell wieder auf Null zusammenschrumpfen konnte.
Morris drückte auf das Gas.
Dann deutete er mit der Hand nach vorne.
"Dort hinten! Das sieht aus wie eine Tankstelle!" rief er und schöpfte ein wenig Hoffnung.
"Hast du Geld?" fragte Kimberley.
Er atmete tief durch
"Keinen Cent. Genau wie du, nehme ich an!"
"Sie werden uns nichts geben, wenn wir nicht bezahlen können!"
Morris machte eine wegwerfende Geste. "Wir können die Polizei anrufen!"
"Oh, Morris! Bis die her draußen ist, sind wir längst tot!"
Morris bremste den Wagen merklich ab und bog dann zu der Tankstelle ein. Der Drugstore daneben war nicht besonders groß, was auch kaum verwundern konnte. Mit vielen Gästen konnte man an diesem einsamen Ort nicht rechnen. Ein paar Trucker vielleicht, die hier halt machten, um einen starken Kaffee und ein paar Hamburger zu sich zu nehmen.
Im Augenblick war kaum Betrieb.
Um so besser! dachte Morris und ließ den Blick über das Gelände schweifen. Ein alter Buick stand an den Zapfsäulen. Eine Frau in den mittleren Jahren saß auf dem Beifahrersitz und schien darauf zu warten, daß ihr Mann vom Bezahlen zurückkam.
Fünf Sekunden später tauchte er auf, den Kopf gesenkt und den Blick ins offene Portemonnaie gerichtet, wo er umständlich das Wechselgeld einsortierte.
Morris wartete, bis er eingestiegen und davongefahren war. Dann stellte er sich selbst neben die Zapfsäule.
"Was hast du vor?"
"Wart's ab, Kimberley! Ich weiß schon, was ich tue!"
Vor dem Drugstore stand ein Kleinlaster mit Verdeck, auf dem das Markenzeichen eines Limonade-Herstellers zu sehen war. Vielleicht jemand, der eine Kleinigkeit essen wollte, möglicherweise auch ein Lieferant.
Ein Geschenk des Himmels! dachte Morris. Wer immer hier den Laden schmiß - er würde wohl erst einmal beschäftigt sein.
Morris schraubte den Tank auf und ließ das Benzin aus der Zapfpistole laufen.
"Morris, was tust du!" hörte er Kimberleys Stimme, die inzwischen begriffen hatte, welches Spiel ihr Gefährte zu spielen beabsichtigte.
"Bis das jemand merkt, sind wir längst weg!" Morris zuckte mit den Schultern. "Haben wir eine andere Wahl?"
"Komm, laß uns fahren!" forderte Kimberley.
"Augenblick noch! Jeder Liter, der im Tank ist, ist drin!"
Kimberley deutete in Richtung Drugstore.
"Morris!"
Aber es war schon so gut wie zu spät. Ein stämmiger Mann in den mittleren Jahren kam schnellen Schrittes heran. Seine Glatze war braungebrannt, seine Augen funkelten giftig.
"Hey, was soll das!"
"Ich dachte hier wäre Selbstbedienung!" meinte Morris schlagfertig.
"Steht doch extra dran: 'Keine Selbstbedienung'!"
"Habe ich nicht gesehen."
Morris nahm die Zapfpistole aus dem Wagen heraus. Der braungebrannte Glatzkopf riß sie ihm aus der Hand und hängte sie an die Säule.
"Sie sehen, was auf dem Zähler steht, Mister!"
Morris sah etwas ganz anderes - etwas, das ihn erbleichen ließ.
Er mußte unwillkürlich schlucken, als er den staubigen Landrover bemerkte, der jetzt vom Highway herunterkam.
Es war, als ob sich ihm eine kalte Hand auf die Schulter legte. Todesangst hatte ihn ergriffen und einen ganzen Augenblick lang war er unfähig, irgendetwas zu tun.
Er stand einfach nur bewegungslos da.
"Ist Ihnen nicht gut, Mister?"
Das weckte Morris aus seiner Lethargie.
Blitzartig zog er seine Pistole hervor und hielt sie dem Glatzkopf unter die Nase. Und nun verlor auch der seine frische Gesichtsfarbe.
"Machen Sie keine Dummheiten, Mister! Für die paar Dollar lohnt sich das doch nicht!"
"Gehen Sie weg!"
"Ist ja schon gut!"
Er wich scheu und mit erhobenen Händen zurück und schüttelte dabei stumm den Kopf. Morris' Gesicht war zu einer Maske verzerrt. Jetzt ging es ums Ganze. Um Leben oder Tod.
Morris schnellte um den Wagen herum, stieg ein und ließ ihn an.
"Es ist vorbei!" hörte er seine Begleiterin flüstern. Sie war starr vor Angst. "Es ist vorbei, Morris, wir haben keine Chance!"
"Red' keinen Unfug!"
Der Landrover kam heran und hielt direkt auf den Kastenwagen zu, in dem Morris und Kimberley saßen. Es gab keine Möglichkeit, an ihm vorbeizukommen.
Also setzte Morris zurück und versuchte zu drehen. Dabei eckte er an eine der hinteren Zapfsäulen an, aber das spielte jetzt keine Rolle. Drei Männer saßen in dem Landrover. Einer hatte ein Gewehr im Arm und die anderen beiden waren wahrscheinlich auch nicht unbewaffnet.
Morris wollte den Kastenwagen durchstarten, aber da hatte der Landrover längst nachgesetzt und ehe sie sich versahen, saßen sie vor dessen Stoßstange.
Es gab ein häßliches Geräusch.
Der Kerl, der den Landrover steuerte, verzog das Gesicht zu einem häßlichen Grinsen.
"Raus!" rief Morris seiner Gefährtin zu.
Indessen kletterte der erste von den Kerlen bereits aus dem Landrover heraus. Es war der mit dem Gewehr.
Morris und Kimberley ließen die Türen des Kastenwagens auffliegen.
"Lauf, Kimberley! Zum Drugstore!"
Der Mann mit dem Gewehr hob seine Waffe, aber noch bevor er irgendetwas tun konnte, hatte Morris bereits einen Schuß aus seiner Pistole abgegeben.
Sein Gegenüber taumelte rückwärts. Ein ungezielter Schuß löste sich aus dem Gewehr und ging irgendwo ins Nichts.
Morris hatte ihn im Bauch erwischt. Der Mann klappte zusammen wie ein Taschenmesser.
Unterdessen waren die beiden anderen aus dem Landrover gesprungen. Sie waren mit Pistolen bewaffnet. Morris hörte Kimberleys Stimme und wirbelte herum. Sie hatte davonlaufen wollen, aber jetzt hatte einer der Kerle sie gepackt und hielt sie wie einen Schild vor sich, während der andere seine Waffe hob und losballerte.
Morris warf sich instinktiv zu Boden, während die Kugeln über ihn hinweg fegte. Er rollte sich herum und hechtete sich dann hinter einen Haufen alter Reifen.
Er hörte Kimberley seinen Namen rufen.
"Morris! M..." Dann wurde sie abgewürgt.
Es schnitt ihm wie ein scharfes Messer in die Seele, aber was sollte er tun?
Kimberley war in ihrer Hand. Er konnte nicht einfach seine Waffe nehmen und drauflos ballern, ohne die Frau zu gefährden, die er liebte - und das wollte er um keinen Preis!
Morris tauchte hinter den Reifen hervor und schoß ein paarmal - aber nicht gezielt, sondern weit über seine Gegner hinweg.
Immerhin zogen sie erst einmal die Köpfe ein. Ein paar Augenblicke gewann er dadurch und so startete Morris zu einem Spurt in Richtung Drugstore.
Er hörte die Schüsse, die auf ihn abgegeben wurden, als er rannte und dachte: Jetzt hilft nur noch Beten!
Zum Glück waren seine Gegner ebenso lausige Schützen wie er selbst. Es war fast ein Wunder, aber er bekam nichts ab und konnte sich bis zu dem Kleinlaster retten.
Er dachte an Kimberley und daran, was ihr jetzt bevorstand.
Aber er konnte nichts tun, ohne sie zu gefährden.
Morris verschanzte sich hinter dem Lastwagen. An der Tür des Drugstores standen der Tankwart und noch ein Mann - wahrscheinlich der Getränkefahrer - und gafften mit weit aufgerissenen Augen. Eine Schießerei, daß war hier draußen, wo fast gar nichts passierte, schon etwas, wo es sich lohnte hinzusehen.
Selbst dann, wenn es nicht ganz ungefährlich war.
Morris öffnete die Tür des Lastwagens. Zum Glück steckte der Schlüssel.
"Hey!" rief der Getränkefahrer. Er wollte einschreiten, ohne darauf zu achten, daß von den Zapfsäulen vielleicht eine Kugel in seine Richtung geschickt wurde.
Morris ließ die Pistole herumwirbeln.
"Zurück!"
Der Fahrer erstarrte. Morris brannte eine Kugel dicht vor ihm in den Erdboden und das brachte endlich Bewegung in seine Beine.
Als er dann hinter dem Lenkrad saß und startete, sah er einen Jeep vom Highway herankommen. Fünf Männer drängelten sich darauf, manche mit Gewehren.
Auch sie gehörten zu den Verfolgern, Morris erkannte sie sofort.
Augen zu und durch! schoß es ihm durch den Kopf und er trat das Gas durch und hielt direkt auf den Jeep zu. Der Motor heulte auf. So ein Kleinlaster war eben kein Porsche.
Der Jeep mußte zur Seite ausweichen und fuhr gegen einen Fahnenmast.
Die Männer sprangen heraus, aber Morris war jetzt durch.
Ein paar Schüsse wurden ihm hinterhergeschickt. Morris hörte die Flaschen scheppern. Aber die Reifen bekamen glücklicherweise nichts ab.
Er ließ den Wagen über den Highway jagen, aber seine Gedanken warn bei Kimberley. Tränen des Zorns traten ihm in die Augen und er mußte schlucken.
Was Kimberley erwartete, war vielleicht schlimmer als der Tod. Aber im Augenblick konnte er nichts weiter tun, als sein eigenes Leben zu retten. Er schämte sich nicht dafür, so zu denken. Er hatte einfach nur eine höllische Angst.
*
Das Haus des Industriellen Harry J. Morgan lag direkt an einem der malerischen Sandstrände auf der der Jamaica Bay vorgelagerten Rockaway-Nehrung. Das Gelände war eingezäunt. Ein bewaffneter Wachmann patrouillierte mit einem deutschen Schäferhund an der Leine auf und ab.
Jo Walker war mit seinem champagnerfarbenen Mercedes 500 SL hier herausgefahren, und kam jetzt an das Gittertor. Für gewöhnlich empfing der bekannte New Yorker Privatdetektiv Klienten in seinem Office, aber diesmal machte er eine Ausnahme.
Ein bißchen frischer Seewind - das konnte niemandem Schaden, der sonst vorzugsweise den Smog von Midtown Manhattan atmete.
Jo Walker ließ die Scheibe des 500 SL herunter und langte zu dem Knopf an der Sprechanlage hinaus.
"Ja bitte?" krächzte es.
"Jo Walker. Mister Morgan erwartet mich!"
Es folgte keine Antwort mehr. Stattdessen öffnete sich nach ein paar Sekunden selbsttätig das Gittertor.
Der Mann mit dem Schäferhund stand in der Nähe herum. Der Hund kläffte etwas. Vielleicht war ihm das Motorengeräusch von Jos Wagen unsympathisch.
Vor dem Haus stellte Jo den Wagen ab und stieg aus.
Ein Mann, der aussah, als wäre er der Majordomus kam ihm entgegen.
"Mister Walker?"
"Ja?"
"Mister Morgan erwartet Sie am Strand. Gehen Sie einfach geradeaus. Hinter den Dünen werden Sie ihn sehen."
Jo zuckte mit den Schultern.
Der edle Zwirn, den er trug, war sicherlich alles andere als die passende Kleidung für eine Strandwanderung.
Über die Dünenkette gelangte er auf einem Weg aus Holzplanken. Das Meeresrauschen war allgegenwärtig. Vom Atlantik her wehte ein kräftiger Wind.
Zum Baden war es um diese Jahrszeit noch entschieden zu kalt. Und so stand Harry J. Morgan, der Besitzer von Morgan Industries auch in sicherer Entfernung von den auslaufenden Wellen und blickte auf das Meer hinaus.
Wenig später hatte Jo ihn erreicht.
"Mister Morgan, nehme ich an!"
Morgan war ein untersetzter, stämmiger Mann um die sechzig, der vor Energie nur so zu strotzen schien.
Er drehte sich herum und musterte Jo kritisch von oben bis unten, so als wollte er abschätzen, ob dies der richtige Mann für ihn war.
Nachdenklich nickte er.
"Und Sie sind Walker, New Yorks bester Privatdetektiv."
"Danke."
"Bedanken Sie sich nicht Walker. Das sagen andere über Sie, nicht ich. Ich werde mit meinem Urteil warten, bis ich gesehen habe, was Sie drauf haben."
Jo lächelte dünn und zuckte mit den Schultern.
"Das ist Ihr gutes Recht. Ich schlage vor, wir kommen gleich zur Sache!"
Harry J. Morgan verengte ein wenig die Augen. Eine heftige Windböe zerzauste sein schütteres graues Haar, aber er achtete nicht darauf, sondern fixierte Jo unverwandt mit seinem Blick.
"Waren Sie früher bei der Polizei, Walker?"
"Ja. Sie haben sich erkundigt?"
"Ich habe einfach geraten. Jeder, der in New York eine Lizenz als Privat Eye haben will, muß drei Jahre bei der Polizei oder in der Army gewesen sein. Als nächstes hätte ich gefragt, ob Sie Soldat gewesen sind."
Jo grinste.
"Wie es scheint, sind Sie selbst kein schlechter Detektiv. Warum brauchen Sie dann einen wie mich?"
"Nehmen Sie's mir nicht übel, Mister Walker. Ich weiß immer ganz gerne über die Leute bescheid, mit denen ich umgehe."
"Das verstehe ich."
Sie gingen ein Stück den Strand entlang und Morgan erklärte: "Es geht um Kimberley, meine Tochter."
"Was ist mit ihr?"
"Sie ist verschwunden. Wir hatten in der Vergangenheit unsere Probleme miteinander und sie lebt auch schon lange nicht mehr bei mir im Haus, aber..."
Jo kratzte sich am Hinterkopf und meinte: "Sehen Sie, Mister Morgan, ich bin Privatdetektiv, kein Kindermädchen. Wenn Sie Probleme mit Ihrer Tochter haben, bin ich wahrscheinlich die falsche Adresse!" Eine verwöhnte Millionärstochter zur Räson zu bringen, das war einfach nicht Jos Ding.
Aber Morgan schüttelte energisch den Kopf.
"Nein, das glaube ich nicht!" Er atmete tief durch und machte dann eine Geste mit den Händen, die seine ganze Hilflosigkeit ausdrückte. "Ich fürchte, daß ihr etwas zugestoßen ist, Mister Walker!" Sein Gesicht war ganz grau geworden. Trotz der frischen Luft, die vom Atlantik herüberwehte.
Jo nickte.
"Na, gut. Erzählen Sie mir etwas über Ihre Tochter."
"Kimberley ist 25. Vor einigen Jahren haben wir uns zerstritten. Sehen Sie, ich bin ein vielbeschäftigter Mann. Ich habe eine Firma in Newark, eine Niederlassung in Cleveland und eine drüben in Montreal. Und wenn man will, daß die Dinge so laufen, wie man es für richtig hält, dann muß man sich doch am Ende selbst darum kümmern."
"Verstehe..."
Morgan sog die Meeresluft ein, als gäbe es nur eine begrenzte Menge davon, von der man sich besser etwas sicherte, solange der Vorrat reichte. Mit der Rechten deutete er auf die Umgebung.
"Dies ist ein wunderbarer Ort, nicht wahr, Mister Walker?"
"Ja."
Wer hätte das auch ernsthaft leugnen wollen?
"Aber ich habe kaum Gelegenheit dazu, mich hier zu erholen. Ich komme einfach nicht dazu!" Er zuckte mit den Schultern, blieb stehen und blickte in sich gekehrt hinaus auf den Atlantik. "Und genau so war es mit meiner Familie. Meine Frau hat die Konsequenzen gezogen. Sie ist gegangen und ich habe nicht die geringste Ahnung, wo sie steckt. Und Kimberley... Ich habe sie auch verloren. Ich hätte mich mehr, um sie kümmern sollen. Aber zum Jammern ist es jetzt zu spät."
"Wahrscheinlich haben Sie recht."
Jo wartete mit wachsender Ungeduld darauf, daß sein Gegenüber endlich zum Punkt kam und versuchte indessen, sich eine Zigarette anzuzünden.
Bei dem Wind war das allerdings eine Kunst für sich war. Schließlich gelang es ihm jedoch, während Harry Morgan fortfuhr: "Kimberley hat sich herumgetrieben, seit sie von zu Hause ausgezogen ist. Erst wollte sie studieren, aber das war ihr dann wohl zu anstrengend. Sie ist nicht zu den Vorlesungen gegangen. Zwischendurch wurde sie von der Polizei wegen irgendeiner Drogensache aufgegriffen, bei der meine Anwälte sie heraushauen mußten. Vor zwei Jahren hatte sie sich dann etwas gefangen. Seit der Zeit lebte sie in einer Künstlerkolonie in SoHo. Sie hat es mit Malerei versucht. Große Leinwände hat sie vollgeschmiert."
"Konnte sie davon leben?" fragte Jo.
Harry J. Morgan lachte heiser und freudlos. Er schüttelte dabei energisch den Kopf.
"Wie kommen Sie nur auf den Gedanken!"
"Es gibt Leute, die ein Vermögen für Kunst ausgeben!"
"Ja, bei Malern, die Talent haben!"
Jo hob die Augenbrauen.
"Und Kimberley hatte keines?"
Morgan zuckte mit den Schultern.
"Das kann ich nicht beurteilen. Ich kenne mich mit Kunst nicht aus, aber großartige Verkauferfolge kann sie nicht gehabt haben."
"Wovon lebte sie?"