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Alfred Bekker Kommisar X #8: Duell am East River Kriminalroman Alfred Bekker schrieb als Neal Chadwick Jo Walker alias Kommissar X ist der beste Privatdetektiv von New York. Er knackt die härtesten Fälle und stellt sich dem Verbrechen. Da, wo die Polizei längst aufgegeben hat, nimmt Walker die Ermittlungen auf. Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
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Seitenzahl: 162
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Alfred Bekker Kommissar X #8: Duell am East River
Alfred Bekker
Published by Alfred Bekker, 2017.
Title Page
Alfred Bekker Kommisar X #8: Duell am East River
Copyright
Kommissar X - Duell am East River
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Further Reading: Alfred Bekker Kommissar X #2: Der Killer-Cop
Also By Alfred Bekker
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Kriminalroman
Alfred Bekker schrieb als Neal Chadwick
Jo Walker alias Kommissar X ist der beste Privatdetektiv von New York. Er knackt die härtesten Fälle und stellt sich dem Verbrechen. Da, wo die Polizei längst aufgegeben hat, nimmt Walker die Ermittlungen auf.
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ALFRED BEKKER IST EIN bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
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© BY AUTHOR, TITELBILD Firuz Askin
Die Benutzung des Seriennamens „Kommissar X“ erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Verlagsunion Pabel-Moewig.
Der Roman erschien erstmalig zu Beginn der 1990er Jahre und spiegelt die damaligen Zeitverhältnisse wider. Der Text wurde in alter Rechtschreibung belassen.
© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
Neal Chadwick
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TED HUGHES HATTE TODESANGST. Er saß stumm und nachdenklich vor dem Computerschirm, dessen Licht sein Gesicht noch grauer erscheinen ließ, als es im Augenblick ohnehin schon war. Seine Finger gingen wie mechanisch über die Tastatur, aber das, was sich da auf dem Schirm tat, interessierte ihn jetzt nicht mehr wirklich. Er hatte andere Sorgen. Er stand auf und fingerte nervös nach einer Schachtel Zigaretten. Dann ging er zum Fenster, griff nach dem Feuerzeug in seiner Hosentasche und zündete sich eine an. Er bemerkte das Zittern seiner Hände und erschrak.
Nur ruhig bleiben! dachte er. Ruhig bleiben und kühlen Kopf bewahren! Er blickte aus dem Fenster. Draußen war es Nacht, aber auf der Straße herrschte noch immer reger Betrieb. Ted wußte, daß die Sache, auf die er sich da eingelassen hatte, zu groß für ihn war. Aber jetzt war es zu spät.
Ich hätte es vorher wissen müssen! dachte er. Aber vielleicht hatte er es insgeheim sogar gewußt und die Wahrheit nur mehr oder weniger erfolgreich verdrängt. Er zog an seiner Zigarette und ließ sie in dem Halbdunkel, daß in dem Zimmer herrschte, aufglimmen.
Ein Geräusch ließ ihn zusammenzucken und herumfahren. Beinahe wäre ihm dabei der Glimmstengel auf den Teppichboden gesegelt. Er schluckte. Mein Gott! dachte er. Ich bin schon völlig hysterisch! Er ging wieder zum Bildschirm. Da er keinen Aschenbecher fand, wandte er sich erneut herum und erstarrte dann zur Salzsäule.
Eine dunkle Gestalt stand da in der Tür. Ted konnte das Gesicht nicht sehen. Es befand sich im Schatten.
Dafür sah Ted etwas anderes, etwas, das ihm den Puls bis zum Hals trieb. Er wich zurück und stieß dabei gegen den Tisch, auf dem sein Computer-Equipment aufgebaut und verkabelt war.
Alles ging sehr schnell. Zwei Sekunden dauerte es. Kaum länger.
Die Gestalt im Schatten winkelte den rechten Arm an. Dann blitzte es. Ein trockenes 'Plop!' war zu hören. Ted bekam die Kugel aus der Schalldämpferpistole mitten in die Stirn.
Er taumelte zurück, rutschte am Tisch entlang zu Boden und räumte dabei den Bildschirm und eine Diskettenbox ab.
Indessen machte der Killer Licht. Er verlor nicht einen einzigen Augenblick, steckte die Waffe weg und begann zu suchen.
*
JO WALKER, DER BEKANNTE New Yorker Privatdetektiv, hatte Glück gehabt, gleich einen Parkplatz zu finden, auf dem er seinen champagnerfarbenen Mercedes 500 SL abstellen konnte. Es war zwar eine Frage von Zentimetern gewesen, aber Jo ging das Risiko ein.
Er stieg aus und schlug sich den Mantelkragen hoch. Ein verdammt frostiger Abend war das. Und der Wetterbericht behauptete, daß die Quecksilbersäule noch weiter in den Keller sacken würde.
Der Privatdetektiv sah noch einmal nach der Hausnummer und nickte stumm. Hier muß es sein! dachte er. Fast einen ganzen Monat lang war er hinter dem Kerl hergewesen. Und jetzt hatte er Name und Adresse.
Er hieß Ted Hughes und wohnte im fünften Stock.
Walker kam ins Treppenhaus und wollte den Aufzug nehmen. Aber der war defekt, wie ein Hinweisschild freundlicherweise verriet. So mußte er laufen, aber das war halb so schlimm. Schließlich hatte er eine gute Kondition. Viel ärgerlicher war etwas ganz anderes. Als er vor Ted Hughes' Wohnungstür stand, bemerkte, daß sie einen kleinen Spalt weit offen stand.
Das konnte alles Mögliche bedeuten, nur wahrscheinlich nichts Gutes und so ging Jo auf Nummer sicher. Er griff unter Mantel und Jackett nach der Automatic, die er im Schulterholster trug und lud die Waffe mit einer energischen Bewegung durch.
Von drinnen war ein Geräusch zu hören.
Jo schob die Tür ein Stück auf und kam in einen dunklen Flur. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er, daß im Nachbarraum Licht brannte. Aber das Licht ging aus und das konnte kein Zufall sein.
Jo sah einen Mündungsblitz aufleuchten, aber da war kein Schußgeräusch. Der Privatdetektiv warf sich flach auf den Boden, rollte sich herum und ließ die Automatic loskrachen. An der Tür, die von dem Flur aus vermutlich ins Wohnzimmer führte, war nichts mehr zu sehen. Nur Finsternis. Jo war blitzschnell wieder auf den Beinen und preßte sich gegen die Wand.
"Kommen Sie heraus!" rief Jo. "Sie sitzen in einer Mausefalle!"
Keine Antwort.
Jo tastete sich bis zum Türrahmen vor und riskierte schließlich einen Blick. Er sah, daß die Balkontür offen stand. Mit der Waffe im Anschlag stürmte Jo in den Raum, aber da war niemand mehr zu sehen. Er machte Licht und sah Ted Hughes' Leiche am Boden liegen. Jedenfalls nahm er an, daß es Hughes war, denn gesehen hatte er ihn bis dahin noch nicht. Aber er paßte einfach zu genau auf die Beschreibungen, die man ihm geliefert hatte. Ein junger Kerl, neunzehn oder zwanzig, lang, schlaksig, mageres Gesicht, unreine Haut und dicke Brille. Die Brille war ihm heruntergerutscht und hing nur noch an einem Ohr. Seine Augen blickten starr und kalt ins Nichts. Die Kugel hatte mitten auf der Stirn ein kleines, rundes Loch produziert, aus dem jetzt langsam Blut sickerte.
Ein Profi! dachte Jo. Oder jedenfalls ein sehr guter Schütze. Wenn im Flur mehr Licht gewesen wäre, hätte es mich wahrscheinlich erwischt!
Jo ging durch die Balkontür hinaus. Aber er hatte kaum seine Nase vorgestreckt, da pfiff ihm bereits wieder eine Kugel um die Ohren. Walker duckte sich. Das Projektil durchschlug eine Fensterscheibe und ließ sie in tausend Scherben zerspringen.
Der Killer, der Ted Hughes offenbar auf dem Gewissen hatte, war von dessen Balkon auf den der Nachbarwohnung und von dort aus auf das Flachdach des niedrigeren Hauses nebenan gelangt. Jetzt stand er neben einem dicken Schornstein und schoß ein paar Mal in Jos Richtung, so daß dem Privatdetektiv nichts anderes übrig blieb, als den Kopf einzuziehen. Dann tauchte Walker hervor und feuerte mit der Automatic zurück. Aber er wußte nur zu gut, daß es fast unmöglich war, den Kerl in seiner Deckung zu erwischen.
Jo hörte er ein klackerndes Geräusch. Es verriet ihm, daß sein Gegenüber die Flucht über die Dächer fortsetzte. Jo folgte ihm. Er schwang auf den Nachbarbalkon und dann auf das Flachdach. Die Automatic hielt er dabei schußbereit in der Rechten, aber er brauchte sie nicht, denn es war niemand zu sehen.
Aber Jo war klug genug, vorsichtig zu bleiben.
Schließlich hatte er es vermutlich mit einem Mann zu tun, der Erfahrung in seinem Geschäft hatte und nicht die geringsten Skrupel kannte. Der Kerl würde vermutlich das Risiko scheuen, aber in dem Moment, in dem er die Chance hatte, sein Gegenüber zu töten, würde er nicht den Bruchteil einer Sekunde lang zögern, es auch zu tun.
Das Dach zog sich ziemlich lang hin. Jo kam bis zum Schornstein und sah den Flüchtenden am Schrägdach des angrenzenden Hauses empor krabbeln. Wenigstens konnte er sein Schießeisen nicht gleichzeitig benutzen, denn er brauchte beide Hände, um die Steigung zu bewältigen.
Jo setzte nach. Sein Spurt war gewaltig und er holte auf. Der Killer drehte sich herum. Jo sah sein Gesicht im Mondlicht. Es war hartgeschnitten und kantig - und jetzt zu einer Grimasse verzogen. Der Mann keuchte. Als er sah, daß er keine Chance hatte den First zu erreichen, bevor Jo ihn zu fassen kriegte, hielt er an und griff wieder nach der Waffe.
Das Dach war sehr steil und durch die Stellen mit gefrorener Nässe ziemlich tückisch für jemanden, der darauf herumzulaufen versuchte. Der Killer hatte also alles andere als einen sicheren Stand, als er den Schalldämpfer seiner Pistole auf Jo richtete.
Dennoch - sein Gesicht entspannte sich ein wenig. Er fühlte sich überlegen und glaubte, die Sache wäre gelaufen. Der Finger spannte sich um den Abzug. Eine Kugel mehr oder weniger in irgendeinem Schädel, welche Rolle spielte schon für einen wie ihn?
Der Schuß ging los, aber der Killer hatte sich verrechnet. Die Kugel ging in den klaren Nachthimmel.
Jo hatte sich hingeworfen und nach dem Fuß des Killers gelangt.
Wenn er ihn verpaßt hätte, wäre der Privatdetektiv ein toter Mann gewesen. Aber Jo verpaßte ihn nicht.
Als er den Fuß des Killers zu fassen bekam, verlor dieser das Gleichgewicht. Beide rollten sie die Steigung hinunter und bevor der Killer wieder auf den Beinen war, hatte Jo ihm die Waffe aus der Hand gekickt. Sie flog ein paar Meter über das Flachdach. Der Killer machte ein ziemlich grimmiges Gesicht, als Jo ihm die Automatic unter die Nase hielt.
"Schön ruhig!" warnte Jo. "Oder du bekommt eine Kugel in den Kopf!"
Der Killer atmete tief durch. Ein begehrlicher Blick ging zur Seite, in jene Richtung, in die seine Pistole geflogen war. Aber es war aussichtslos, sie zurückzubekommen.
Der Kerl war klug genug, es auch gar nicht erst zu versuchen.
"Wer bist du?" fragte Jo.
Um das Gesicht des Killers spielte ein zynischer Zug. Er hatte nicht die Absicht, irgend etwas zu sagen. "Na schön", meinte Jo. "Du bist nicht sehr gesprächig, was?"
"Wundert dich das?" brummte er.
Jo lächelte dünn.
"Die Polizei wird das Puzzle schon Stückchen für Stückchen zusammensetzen. Ich weiß nicht, wie viele Schädel du vorher schon durchlöchert hast, aber dieser Mord wird dir das Genick brechen."
Der Killer verzog das Gesicht.
"Abwarten!" knurrte er.
Jo zuckte mit den Schultern und machte eine eindeutige Bewegung mit der Automatic. "Zieh deinen Mantel aus!" sagte er.
Der Killer kniff die Augen ein wenig zusammen.
"Es ist kalt", brummte er.
"Du kannst den Mantel gleich wieder anziehen, ich will nur überprüfen, was du außer deinem Schießeisen vielleicht noch so an tödlichen Spielzeugen bei dir hast!"
Er zuckte mit den Schultern und begann damit, den Mantel aufzuknöpfen. Jo fixierte ihn dabei mit den Augen. Nicht eine Sekunde durfte er diesen Mann aus den Augen lassen, das wußte er.
"Bist du ein Bulle?" fragte der Killer.
"Die Fragen stelle ich! Das solltest du inzwischen gemerkt haben!"
"Nein", murmelte er. "Wenn du ein Bulle wärst, hättest du mir sicher schon deine Marke gezeigt und die Rechte vorgelesen - damit es am Ende nicht einen Verfahrensfehler gibt, den die Verteidigung ausnutzen kann!"
Jo winkte ab.
"Dein Fall ist so eindeutig, daß du damit auch nichts mehr herausholen würdest!"
"Warten wir's ab!"
Der Unterton, mit dem er das sagte, gefiel Jo nicht. Der Killer zog den Mantel aus. Es war ein dunkler Wollmantel, der ganz nach Schurwolle oder Cashmere, auf jeden Fall aber elegant und teuer aussah. Dieser Mann hatte also sein blutiges Auskommen...
Er nahm den Mantel hoch und warf ihn zu Boden. Aber gleichzeitig kam aus seinem Jackett-Ärmel blitzschnell ein Messer heraus, das er Jo entgegenschleuderte.
Es war ein gut gezielter Wurf.
Den Bruchteil einer Sekunde hatte Jo, um die Linke hochzureißen und die Klinge abzufangen. Das Messer zerschnitt dabei schmerzhaft seine Hand. Es blutete schrecklich.
Der Killer setzte sofort nach schnellte blitzartig nach vorne. Jo wollte ihm einen Schuß ins Bein verpassen, aber dazu kam er nicht mehr. Ein Karate-Tritt ließ seine Automatic über das Flachdach segeln, ein zweiter Fußtritt traf ihn mitten auf dem Solar Plexus.
Jo blieb einen Augenblick lang die Luft weg. Er war dem K.O. sehr nahe und taumelte rückwärts, konnte sich aber halten. Er verengte die Augen ein wenig und sah, wie der Killer zu dem am Boden liegenden Messer gesprungen war, das Jo abgewehrt hatte.
Der Killer hob es auf, wog es in der Rechten und kam dann langsam näher, Jo machte sich auf das Schlimmste gefaßt. Zu seiner Automatic zu rennen, war aussichtslos. Sobald Jo losspurtete, würde sein Gegner ihm das Messer einfach in den Rücken schleudern.
Es blieb dem Privatdetektiv also nichts anderes übrig, als den Messer-Mann ruhig zu erwarten und zu versuchen, seinen Angriff so gut es ging abzuwehren. Die Blicke der beiden Männer begegneten sich und es war beiden klar, daß dies ein Kampf auf Leben und Tod war - zumindest von Seiten Killers aus.
Der Kerl kam heran und ließ die Messerklinge giftig vorschnellen, so daß Jo ausweichen mußte. Ein paar Mal ging das so und Jo mußte immer weiter zurückweichen. Der Killer lächelte siegesgewiß.
"Mach's mir nicht so schwer!" zischte er. "Es hat doch sowieso keinen Zweck..."
Jo merkte, daß sein Gegner ihn immer mehr an den Rand des Daches drängte. Ein paar Meter noch, dann würde Jo nicht mehr zurückweichen können, aber der Killer trieb ihn unbarmherzig vor sich her.
Dann schnellte das Messer zum entscheidenden Stoß auf Jo zu. Der Privatdetektiv bog dem Kerl den Arm zur Seite, so daß der Stoß ins Leere ging. Der Killer fiel zu Boden und riß Jo dabei mit sich. Sie rollten übereinander und bewegten sich dabei gefährlich auf den Rand des Daches zu.
Unten brauste der Verkehr.
Jo gewann schließlich die Oberhand, packte den rechten Unterarm seines Gegenübers und schlug diesen roh gegen die Betonkante, die sie beide noch vom Abgrund trennte. Es fehlte nicht viel und der Arm wäre gebrochen gewesen, aber der Killer war eine harte Nuß. Zweimal mußte Jo die Übung wiederholen, dann erst löste sich der Griff um das Messer. Die Klinge segelte in die Tiefe, aber im selben Moment gelang es dem Killer, Jo auszuhebeln und wegzustoßen. Der Killer war derjenige, der schneller wieder auf den Beinen war. Er rannte davon und Jo setzte nach.
Der Killer lief den Weg zurück, den er gekommen war und Jo war ihm auf den Fersen und holte auf.
Dann hatte der Kerl den Balkon von Ted Hughes' Nachbarwohnung erreicht und sprang durch die gläserne Balkontür. Von drinnen waren Stimmen zu hören.
Augenblicke später hatte auch Jo den Balkon erreicht und wollte gerade durch die zerschlagene Tür treten, da bekam er einen furchtbaren Hieb, der ihn nach hinten taumeln und mit dem Hinterkopf gegen das gußeiserne Geländer schlagen ließ. Alles begann sich vor seinen Augen zu drehen. Ihm war schwindelig und hundeelend. Jo wollte sich wieder hochrappeln, aber der Versuch endete damit, daß er völlig zusammen- sackte.
*
"BLEIBEN SIE, WO SIE sind!"
Die helle Frauenstimme schnitt wie ein Messer durch die Finsternis und bewahrte Jo vielleicht davor, vollends in die Bewußtlosigkeit hinüberzugleiten. Für einen Moment war er ziemlich weggetreten gewesen, aber jetzt wurde es besser. Der Killer war über alle Berge, soviel dämmerte ihm.
Er blickte auf und sah eine junge Frau, die mit zitternden Händen einen Baseballschläger hielt.
"Haben Sie damit zugeschlagen, Miss? Wenn man danach geht, wie sehr mir meine Rippen im Moment wehtun, dann haben Sie mir ganz schön einen verpaßt!"
"Ja! Und ich werde ich noch einmal tun, wenn Sie sich rühren, bis die Polizei da ist!"
Jo befühlte seinen Hinterkopf, mit dem er gegen das Geländer geknallt war. Bohrende Kopfschmerzen ließen ihn das Gesicht etwas verziehen.
"Sie brauchen keine Angst zu haben", erklärte er.
"Ihr Freund hat mich über den Haufen gerannt. Ich wollte zum Fenster, um zu sehen, was da draußen auf dem Dach los ist! Sie haben sich die falsche Wohnung für einen Einbruch ausgesucht, Mister! Ich habe weder Geld noch Schmuck!"
"Erstens hätte ich mir sicher eine andere Gegend für einen Einbruch ausgesucht, eine, die in dieser Hinsicht vielversprechender ist..." Jo machte eine kurze Pause und rieb sich über das Gesicht. Er war noch nicht wieder hundertprozentig da.
Die junge Frau hob die Augenbrauen, aber der Baseballschläger in ihren schlanken, aber kräftigen Armen blieb eine latente Drohung.
"Und zweitens?" fragte sie.
"Zweitens ist der Kerl, der durch Ihre Wohnung gestürmt ist, nicht mein Freund. Noch nicht einmal mein Partner."
"Kann man leicht behaupten."
"Der Mann ist ein Mörder", sagte Jo ruhig. "Ihr Nachbar - Ted Hughes - ist von ihm erschossen worden. Ich kam leider zu spät, um ihn noch zu retten!"
Jo griff in die Innentasche, um seine Private Eye-Lizenz herauszufingern. Er warf sie ihr hin. "Hier, Sie können doch sicher lesen!"
Einen Augenblick lang sah sie Jo mißtrauisch an. Dann bückte sie sich, nahm den Ausweis und entspannte sich etwas.
"Jo Walker, Privatdetektiv", murmelte sie. Sie zuckte mit den Schultern. "Wie gesagt, ich habe die Polizei schon gerufen. Die wird dann alles klären!"
"Tun Sie mir einen Gefallen und rufen Sie auch gleich die Mordkommission." Jo versuchte ein Lächeln. "Ich verspreche Ihnen auch, daß ich mich nicht vom Fleck rühre."
Sie musterte Jo noch ein paar Sekunden lang prüfend, warf noch einen Blick auf die Lizenz und gab sie Jo zurück.
"Sie wissen, wie viel Gewalt es in den Straßen gibt. Und dies hier ist nicht gerade die beste Gegend!"
"Ich weiß."
"Einmal dem Falschen vertraut und schon ist man das Haushaltsgeld los oder tot."
"Ich will weder Ihr Leben, noch Ihr Geld. Nur ihr Telefon. Und wenn ich eine falsche Bewegung mache, dann können Sie mir ja immer noch auf die Finger hauen."
Sie atmete tief durch. "Na gut."
*
"DU SIEHST JA ZIEMLICH ramponiert aus, Jo!" dröhnte Tom Rowland, Captain des Morddezernats C/II von Manhattan, als er seinen alten Freund Jo Walker erblickte.
Jo lächelte schwach. Er hatte sich inzwischen notdürftig die Messerwunde an der Hand verbunden.
"Ließ sich leider nicht vermeiden", brummte er. "Und zu allem Überdruß ist mir der Kerl auch noch durch die Lappen gegangen!"
Rowlands Grinsen ging von einem Ohr zum anderen.
"Schon lange her, daß dir so etwas passiert ist, was?"
Jo deutete auf die junge Frau.
"Der Kerl hatte leider einen unschlagbaren Verbündeten!" meinte er.
Die Frau errötete. "Tut mir schrecklich leid", meinte sie. Ich konnte ja nicht wissen, daß..."
"Schon gut", erwiderte Jo. "Hätte ja auch noch schlimmer kommen können!" Er wandte sich an Rowland. "Sind die Leute von der Spurensicherung schon über die Nachbarwohnung hergefallen?"
"Sind noch unterwegs, Jo. Was wird hier eigentlich gespielt? Das hörte sich am Telefon ja ziemlich dramatisch an..."
"Laß uns rübergehen!"
Der ziemlich korpulente Polizei-Captain zuckte die breiten Schultern. "Wie du willst!"
Wenig später waren sie in der Wohnung von Ted Hughes. Es war kein schöner Anblick, den jungen Mann dort so liegen zu sehen.
"Das Werk eines Profis, nicht wahr?" schloß der dicke Rowland, wobei er es sichtlich vermied, allzu oft zu dem toten Hughes hinzusehen.
Jo nickte. "Das war auch mein erster Gedanke", meinte er. "Wie schon am Telefon erwähnt - ich bin dem Killer noch begegnet!"
"Hast du sein Gesicht gesehen?"
"Ich würde ihn wiedererkennen - wenn es das ist, worauf du hinaus willst, Tom!"
"Und was hast du hier zu suchen, Jo?"
"Ich war hinter Hughes her. Leider kam ich zu spät."