Neues Glück für Annina - Marietta Brem - E-Book

Neues Glück für Annina E-Book

Marietta Brem

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Beschreibung

Der Sophienlust Bestseller darf als ein Höhepunkt dieser Erfolgsserie angesehen werden. Denise von Schoenecker ist eine Heldinnenfigur, die in diesen schönen Romanen so richtig zum Leben erwacht. Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird. » Wenn es nur endlich aufhören würde zu regnen«, murmelte Johanna Gade und starrte aus dem Fenster. »Ich weiß, ich weiß, dann könntest du endlich deine Fenster wieder putzen.« Ulf, ihr Mann, grinste. »Ich habe gar nicht gewußt, daß ich. einen kleinen Putzteufel geheiratet habe.« »Pfui, schäm dich, Ulf«, tadelte Johanna und schlenderte auf ihren Mann zu. Dabei machte sie ein beleidigtes Gesicht, wobei ein schelmisches Lachen bereits in ihren Mundwinkeln zuckte. »Ich? Aber, Liebes, weshalb denn gerade ich? Weil ich dich liebe?« Er faßte die hübsche Frau mit den halblangen rotblonden Locken an ihrem Rock. »Komm zu mir und sag, daß du mich ebenfalls lieb hast«, bat er mit schmeichelnder Stimme. Rasch bückte sich die Frau zu dem blonden Mann hinunter, der sie mit seinen tiefbraunen Augen zärtlich ansah, und hauchte ihm einen Kuß auf die Wange. »Das muß genügen.« Sie lachte und entwand sich seinem Griff. »Außerdem ist es bald Zeit. Du mußt gehen.

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Seitenzahl: 114

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Sophienlust Bestseller – 31 –Neues Glück für Annina

Ein kleines Herz wird wieder froh

Marietta Brem

» Wenn es nur endlich aufhören würde zu regnen«, murmelte Johanna Gade und starrte aus dem Fenster.

»Ich weiß, ich weiß, dann könntest du endlich deine Fenster wieder putzen.« Ulf, ihr Mann, grinste. »Ich habe gar nicht gewußt, daß ich. einen kleinen Putzteufel geheiratet habe.«

»Pfui, schäm dich, Ulf«, tadelte Johanna und schlenderte auf ihren Mann zu. Dabei machte sie ein beleidigtes Gesicht, wobei ein schelmisches Lachen bereits in ihren Mundwinkeln zuckte.

»Ich? Aber, Liebes, weshalb denn gerade ich? Weil ich dich liebe?« Er faßte die hübsche Frau mit den halblangen rotblonden Locken an ihrem Rock. »Komm zu mir und sag, daß du mich ebenfalls lieb hast«, bat er mit schmeichelnder Stimme.

Rasch bückte sich die Frau zu dem blonden Mann hinunter, der sie mit seinen tiefbraunen Augen zärtlich ansah, und hauchte ihm einen Kuß auf die Wange. »Das muß genügen.« Sie lachte und entwand sich seinem Griff. »Außerdem ist es bald Zeit. Du mußt gehen. Das Vesper habe ich dir schon gerichtet.« Ihr Gesicht verdüsterte sich, wie immer, wenn er gehen mußte. Stets hatte sie dann das Gefühl, daß sie ihn nimmer wiedersehen würde.

»Immer wirfst du mich hinaus, wenn ich ein bißchen lieb zu dir sein möchte. Na ja, das ist eben mein Los. Damit muß ich mich abfinden.« Er drohte spielerisch mit dem Finger. »Von unserer Prinzessin muß ich mich noch verabschieden. Das kannst du mir nicht verbieten.«

Johanna lachte. »Oh, du Dummer, du«, sagte sie. »Aber sei leise, damit du sie nicht aufweckst.«

Annina, das gerade zweijährige Töchterchen, schlief selig in seinem Bettchen. Die Wangen waren vom Schlaf zart gerötet, und die blonden Löckchen ringelten sich an den Schläfen.

»Ist sie nicht ein süßer Fratz, unsere Kleine«, flüsterte Johanna, die leise hinter ihren Mann getreten war.

Der Mann nickte und strich sich seine mittelblonden Haare zurück.

»Sie ist ein bezauberndes Mädchen. Ich wünsche mir, daß ich sie auch heranwachsen sehen kann. Der Mann, der unsere Annina einmal bekommt, wird vorher genau begutachtet, bevor ich meinen Segen gebe.«

Johanna lachte leise und zog ihn mit sich aus dem Zimmer. »Wen hast denn du gefragt, damals, als wir heirateten?« In ihren graublauen Augen blitzte es schelmisch. »Du wirst dich sicher noch daran erinnern, daß mein Vater auch nicht gerade begeistert war, daß ich mein Herz ausgerechnet an einen Bergmann verloren habe.«

Ulf gab seiner Frau einen zärtlichen Nasenstüber. »Aber inzwischen hat er sich davon überzeugen lassen müssen, daß er mit seiner Meinung im Unrecht war.«

Ein Schatten glitt über Johannas Gesicht. »Ja, er war überzeugt davon, als er starb. Er hat sogar noch gesagt, daß ich keinen besseren Mann hätte bekommen können als dich.«

»Nicht traurig sein, Liebes«, tröstete Ulf. »Es ist besser für ihn, daß er so schnell gestorben ist. Viel schlimmer wäre es gewesen, wenn er noch monatelang hätte leiden müssen. Das gibt es bei dieser Krankheit nämlich auch.«

Die Frau nickte. In einem plötzlich aufwallenden Überschwang warf sie ihre Arme um den Hals ihres Mannes und drängte sich an ihn.

»Du darfst mich niemals verlassen, Ulf. Bitte, versprich mir das«, bettelte sie und bedeckte sein Gesicht mit Küssen.

»Aber, Hanni«, murmelte Ulf verblüfft. »Natürlich verspreche ich dir das. Ich werde dich niemals verlassen, zumindest nicht freiwillig«, fügte er noch leise hinzu.

Dann machte er sich sanft los. »Es ist Zeit. Jetzt muß ich mein Versprechen, das ich dir gerade gegeben habe, brechen. Ich muß dich verlassen.«

Ein zärtliches Lächeln glitt über seine Lippen. Er holte seine Tasche, packte das Vesper hinein und verabschiedete sich dann.

»Bis heute nachmittag, Hanni. Dann fahren wir drei in die Stadt zum Einkaufen, und du bekommst endlich den warmen Wintermantel, den du dir schon so lange gewünscht hast. Einverstanden?«

Johanna nahm ihren Mann bei der Hand. »Ich begleite dich noch ein Stückchen nach draußen.«

Naßkalte Novemberluft schlug ihnen entgegen.

Schnuppernd hob Ulf Gade die Nase in die Luft. »Man kann es nicht leugnen. Der Winter ist nicht mehr weit. Ich rieche bereits Pfefferkuchen und Weihnachtsplätzchen.«

»Ich nicht. Bei mir riecht es nur nach Nebel und nach Kohlenstaub«, antwortete Johanna lakonisch. Sie machte keinen Hehl daraus, daß ihr das Ruhrgebiet nicht gefiel. Sie stammte aus einer landschaftlich viel reizvolleren Gegend, nämlich aus Waiblingen in der Nähe von Stuttgart.

Für den letzten Urlaub in Württemberg hatten sie zwei Jahre gespart. Damals war Annina gerade vier Monate alt gewesen. Und gerade in dem Urlaub war ihr geliebter Vater an einer heimtückischen Krankheit gestorben.

Das was nun auch schon wieder beinahe zwei Jahre her. Ihr Sparbuch hatte sich inzwischen wieder soweit gefüllt, daß sie für den nächsten Jahresurlaub wieder vier Wochen Heimat einplanen konnte.

»Meine kleine Frau ist mit ihren Gedanken wieder einmal ganz weit fort«, stellte Ulf mit einem leisen Lachen fest. Er verstand Johanna sehr gut. Es tat ihm leid, daß er ihr kein anderes Leben bieten konnte. Aber dieser Beruf lag nun schon seit Generationen in seiner Familie, und er hatte auch nichts anderes lernen dürfen als sein Großvater, sein Vater und sein Bruder, die alle bei einem Grubenunglück ums Leben gekommen waren. Damals war er, der jüngste von allen, noch zur Schule gegangen.

Wenn er jetzt, mit zweiunddreißig Jahren, Bilanz zog, dann mußte er sich sagen, daß er bereits die Hälfte seines Lebens in der Grube verbracht hatte.

Es war kein Leben wie im Schlaraffenland, aber er verdiente ganz gut, wenn er fleißig war. Viele seiner Kumpel hatten bereits eine Staublunge, aber das war eben das Schicksal, daran konnte man nichts ändern.

Wenn er in den Schacht hinabglitt, dann fuhr jedesmal die Gefahr mit. Er wußte nie, ob er wieder ans Tageslicht kam.

Ulf Gade straffte die Schultern. »Es wird Zeit, Hanni, sonst komme ich zu spät.«

Aus den anderen Häusern kamen jetzt Männer.

»Kannst dich wieder nicht trennen von deiner kleinen Frau«, witzelte einer, ein etwas untersetzter Mann. »Na ja, ich kann’s ja verstehen, wenn ich Sie so ansehe, Frau Gade.« Seine blauen Augen funkelten gutmütig.

»Ich komme schon, Gerhard. Ich will nur noch einen Moment die frische Luft einatmen. Das muß dann wieder reichen bis heute nachmittag.«

»Frische Luft nennst du diesen zähen Novembernebel?« Gerhard klopfte Ulf auf die Schultern. »Komm nur, sonst wird es zu spät.«

Johanna blieb noch lange stehen und schaute den Gestalten nach. Wie sehr haßte sie den Abschied, und wie sehr fürchtete sie die langen grauen Tage, wenn die Angst um ihren Mann beinahe übermächtig wurde.

Aber sie durfte sich nichts anmerken lassen. Schließlich hatte sie von Anfang an gewußt, was für einen Beruf er ausübte. Aber damals hatte sie sich noch nicht so viele Gedanken gemacht und auf die Zukunft und ihr Glück vertraut.

Seit sie aber immer wieder von Unglücken in Kohlebergwerken hörte, wuchs ihre Angst um den geliebten Mann beinahe ins Unermeßliche.

So sparte sie jeden Cent und machte sich insgeheim Hoffnung, daß sie bald soviel beieinander haben würde, daß sie sich mit irgendeinem Laden selbständig machen konnten.

Wie erwachend strich sich Johanna über die Stirn. Sie wußte nicht, wie lange sie da auf der Straße gestanden hatte, um ihrem Mann nachzusehen.

Langsam ging die junge Frau in das kleine Häuschen, um nach Annina zu sehen.

Ständig lag in der Luft Kohlenstaub. Wenn Johanna einmal in der Woche die Fenster putzte, dann konnte sie darauf warten, daß sich wieder ein dünner Film über das Glas legte.

Annina lachte selig, als die Mutter zu ihr trat.

»Hast du Hunger, mein Liebling?« fragte sie zärtlich und hob das Mädchen aus dem Bett.

»Brot und Wurst«, bestimmte Annina. Dann drückte sie ihr einen feuchten Kuß auf die Wange.

»Papa?« fragte sie, als sie in der Küche auf ihrem Stühlchen saß und mit gesundem Appetit auf ihrem Brot herumkaute.

»Der ist schon bei der Arbeit, Schätzchen«, gab Johanna Auskunft und stellte das Geschirr in der Spüle zusammen.

Die Vormittagsstunden zogen träge dahin. Immer wieder schaute die junge Frau auf die Uhr. Sie wußte selbst nicht, weshalb sie heute so eine unbestimmte Unruhe verspürte, die sie zu keiner rechten Arbeit kommen ließ.

Und dann, am frühen Nachmittag, bekam Johanna die Erklärung für ihre sich steigernde Nervosität.

Durchdringend begann die Sirene zu heulen. Im Bergwerk mußte etwas geschehen sein.

Zuerst blieb Johanna wie erstarrt stehen.

»Ulf«, flüsterte sie schwach und hob beschwörend die Hände. »Ulf!« Dann stürzte sie aus dem Haus.

Plötzlich kam Leben in das kleine Dorf. Überall wurden die Haustüren aufgerissen. Frauen, zum Teil mit kleinen Kindern auf dem Arm, stürzten auf die Straße.

Niemand wußte, was geschehen war, aber alle spürten, daß es etwas Schreckliches sein mußte.

Am Stollen warteten bereits viele Frauen, und einige Krankenwagen standen auch schon bereit.

Alle warteten, hofften und beteten. Der Einsatzleiter gab hin und wieder den gegenwärtigen Stand der Dinge bekannt.

Johanna stand ebenfalls da, bis ihr einfiel, daß Annina ohne Aufsicht war. Nur schwer konnte sie sich überwinden, nach Hause zu gehen, aber dann sagte sie sich, daß ihr Kind sie jetzt mehr brauchte als ihr Mann, dem sie ohnehin nicht helfen konnte.

Die Nacht, die dann folgte, würde Johanna niemals in ihrem Leben vergessen. Ständig schwankte sie zwischen Hoffen und Verzweifeln. Sie wagte nicht, sich ins Bett zu legen, denn vielleicht brachte man Ulf, vielleicht verletzt, aber immerhin noch am Leben.

Man brachte ihn nicht in dieser Nacht, und am nächsten Tag auch nicht.

Erst vier Tage später fand man die letzten eingeschlossenen Bergleute, darunter auch Ulf Gade.

Sie waren tot.

*

Müde schleppte Paula Ebinger ihre schwere Einkaufstasche nach Hause. Der Wetterumschwung machte ihr arg zu schaffen.

Die Frau fühlte sich alt, obwohl sie gerade erst sechzig geworden war. Es waren die Sorgen und der Kummer, die sie vorzeitig hatten altern lassen.

Als vor über drei Jahren ihr geliebter Mann gestorben war, da hatte sie zuerst geglaubt, das Leben wäre auch für sie zu Ende. Aber dann hatte sie an ihre einzige Tochter Johanna gedacht, an ihr Enkelkind Annina und an Ulf, ihren Schwiegersohn, der ihr im Laufe der Zeit ebenfalls sehr ans Herz gewachsen war.

Sie hatte weitergemacht, hatte sich bei einer Agentur gemeldet, die zeitweise Stellen vermittelte.

So bekam sie immer wieder neue Putzstellen.

Die Arbeit machte ihr nicht sonderlich Spaß, aber das Geld, das sie dafür bekam, war ein nicht zu verachtendes Zubrot zu ihrer kleinen Rente. Für Annina hatte sie sogar ein Sparbuch eingerichtet, auf das sie immer wieder etwas einzahlte.

Ein kleines Häuschen gehörte ihr, das die Eltern ihres verstorbenen Mannes um die Jahrhundertwende gebaut hatten. Zum Glück war es schuldenfrei, so daß die Frau wenigstens keine Abzahlungen mehr leisten mußte.

Endlich stand Paula Ebinger vor dem Gartentürchen. Sie konnte sich schon vorstellen, wie angenehm es sein würde, wenn sie endlich ihre Beine würde hochlegen können.

Rasch stellte sie ihre Taschen ab und öffnete das Fenster.

Schwer lastete die Einsamkeit auf der Frau. Manchmal war es sogar so schlimm, daß sie begann, Selbstgespräche zu führen.

Traurig schaute sie auf. Ihr Blick fiel auf eine Fotografie, die ihre einzigen Familienangehörigen zeigte.

Wie glücklich war die kleine Familie gewesen. Und heute? Alles war vorbei, zerstört von einem ungnädigen Schicksal.

Die Frau spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten. Es war schwer für sie gewesen, als ihr Mann nach langer Krankheit hatte sterben müssen. Aber als Ulf im letzten Winter nur noch tot aus dem Bergwerk hatte geborgen werden können, da hatte sie zum erstenmal am Sinn des Lebens gezweifelt.

Und wenn sie an der Stadtkirche vorbeigekommen war, dann hatten sich ihre Mundwinkel verächtlich nach unten gezogen. Schließlich hatte sie dann einen anderen Weg gewählt.

Erschrocken zuckte sie zusammen, als die Klingel anschlug.

»Guten Tag, Frau Ebinger.« Felizitas, die zehnjährige Tochter der Nachbarsleute, lächelte und reichte der Frau die Hand.

»Komm herein, Felizitas, oder hast du wieder keine Zeit?«

Das blonde Mädchen schüttelte den Kopf. »Danke, aber meine Mami hat gesagt, ich soll gleich wiederkommen und Sie mitbringen. Sie hat einen Kuchen gebacken und Kaffee gekocht. Vielleicht möchten Sie…«

Paula Ebinger nickte. »Das ist wirklich lieb von deiner Mami«, sagte sie gerührt. Krimmers sind wirklich nette Leute, dachte sie. Wenn ich die damals nicht gehabt hätte, als mein Mann…

Sie rang sich nun ebenfalls ein Lächeln ab.

»Das ist doch sicher nicht der Grund, weshalb dich deine Mami herübergeschickt hat, oder?«

Felizitas zog ihr Näschen kraus. Dann fiel es ihr wieder ein. »Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Die Agentur hat angerufen. Sie haben wieder einen Auftrag für Sie, aber diesmal etwas Längeres. Ein Kinderheim, oder so ähnlich, hat die Mami gesagt. Aber jetzt kommen Sie, sonst wird der Kaffee kalt.«

Frau Krimmer kam Paula Ebinger jetzt mit ausgestreckten Armen entgegen.

»Endlich«, sprudelte sie heraus. »Ihre Agentur hat angerufen, aber jetzt setzen Sie sich erst mal. Sie können nachher noch zurückrufen.«

Frau Krimmer war eine noch junge Frau, die erst vor etwa einem Jahr ihre Mutter verloren hatte. Sie vermißte sie sehr und sah jetzt in Frau Ebinger so eine Art Ersatz.

Paula Ebinger ahnte das, und sie war dankbar dafür, denn dann war sie doch nicht so ganz allein.

Trotzdem fand die Frau keine Ruhe beim Kaffeetrinken. Am liebsten hätte sie gleich dort angerufen. Aber das konnte sie nicht, schließlich war sie von Frau Krimmer zum Kaffee eingeladen worden.

Endlich hatte sie das hinter sich gebracht. »Darf ich jetzt?« fragte sie etwas verlegen.

»Selbstverständlich, Frau Ebinger. Da brauchen Sie doch gar nicht zu fragen«, antwortete Frau Krimmer.

»Gut, daß Sie anrufen, Frau Ebinger«, erklang die Stimme der Sachbearbeiterin. »Sie müssen morgen schon anfangen. Ist das möglich?«

Paula Ebinger strahlte. »Natürlich! Heute noch, wenn Sie es wünschen«, jubelte sie. »Und wo muß ich hin?«