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Gedichtband des Berliner Künstlers Tuncay Gary---Ein ungewöhnlicher Gedichtband, der durch eine klare, ungleich intensive Sprache besticht. Jedes Gedicht projiziert die Leidenschaft der Bilder, der emotionalen Dichte und der temporeichen und pointierten Dynamik jeder einzelnen Strophe.
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Seitenzahl: 32
Veröffentlichungsjahr: 2014
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NICHT
ICH
BIN
DER
FREMDE
von
Tuncay Gary
Impressum:
Cover: Karsten Sturm, Chichili Agency
© 110th / Chichili Agency 2014
EPUB ISBN 978-3-95865-388-7
MOBI ISBN 978-3-95865-389-4
Urheberrechtshinweis:
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Wenn im Gewühl
der Strasse
zwei sich treffen
und die sturmtobende
Stille brechen
einander lieben
und lieben und lieben
Dann weht der Wind
aus einer anderen
Richtung
und beruhigt sich
zu einem
donnerstillen Ozean
3.5.1992
Kein Wind
der weht
kann
das Gefühl
der Stille
mehrmals brechen
als
es die atmenden
Münder
immer wieder
und immer noch
tun
und das Herz
schlägt
lauter
und singt auch
lauter
zur windenden
Melodie
4.5.1992
Stille im Weinen
Tropfendes Rauschen der Blätter
Sterne funkeln nah
Kein Auge das glänzt
und doch die Lippen gepreßt
Herzschlagen
Immer wieder
und immer noch
stillende Ruhe
6.5.1992
Gewühl der Strassen
Opium und Feuer laden ein
Herzblatt entrückt -
Schmerz zerdrückt
Allein in der Masse.
Tot.
6.5.1992
Gläser im Lichtschein
sternumwunden
klären das Gemüt
in weinenden Zügen.
Tragischer Tag der Geschichte
Kontinuität.
Und das Herz
atmet leiser
wird ruhiger
und sieht
und hört
und fühlt
was geschieht
Kummer vor so vielen
verschlossenen Augen
7.5.1992
Traumgesänge
fühle ich purpurn
im nächtlichen Reigen,
erblasse
träume weitere male
wache auf
und springe aus dem Fenster
welches sich mir traumartig
öffnet
zu einem weiteren Traum
11.5.1992
Traumgesichte schwimmen
in einem gnadenlosen Meer
aus Irrsinn
Haß
und Kampf
Traumverloren
treibt der Stein
auf dem Grund
des aufgepeitschten Meeres
Irgendwo
nicht oben und nicht unten
nicht schwimmend und
nicht treibend
ist ein Mensch
aus Fleisch und Blut
und Gedanken und
Gefühlen
zieht in den Weiten
des umrissenen Meeres
und hat keinen Ausgang
den er sich denkt.
14.5.1992
Wenn ich immer wieder
in der Nacht singe
mich ins Bett lege
und weiter täume
Dann schaut der Mond
zu mir hrab
glänzt auf meinem
Gesicht
und nennt mir einen
Ort
wo ich hinsoll
Wo, aber wo ist
dieser Ort?
14.5.1992
Wartende Ufer
am uferlosen Meer
hoffen auf Landung
ins tiefbewegte Leben
Aber kein Fleisch
das blutet
atmet weitere Male
die Luft
der Seen
So bleibt das Ufer
entwurzelt und gelöst
in weinenden Tagen
und singt
15.5.1992
Das Wasser glänzt
purpurn
in der Weite
lockigen Haares
wellt es sich
im Wind
und sucht
nach Ufern
die es
wahrscheinlich
niemals finden
wird
15.5.1996
Komm zrück
warte nicht auf den Regen
der sowieso
niemals kommen wird
Nimm meine Hand
halte sie fest
und gehe mit mir
an einen Ort
wo kein Regen der Welt
uns stören kann
16.5.1992
In Augenblicken
die den Alltag bestimmen
geschieht es auf einmal
daß über das Dasein
nachgedacht wird
ganz plötzlich
kommt der Gedanke
vielleicht beim Kaffeetrinken
oder beim U - Bahn fahren
und fängt mich
Und die Personen
die um mich herum sind
werden mit einem anderen
Auge betrachtet
Sie sitzen auch hier
um Kaffee zu trinken -
sie sind auch hier
um U - Bahn zu fahren
16.5.1992
Wieder allein
sitze ich auf einem Stuhl
an einem Tisch
und trinke
ein Glas Wein
Nicht mehr allein
sitze ich an einem Tisch
auf einen Stuhl
und trinke Wein
Längst nicht mehr allein
trinke ich ein Glas Wein
auf einem Stuhl sitzend
an einem Tisch
Wein trinkend
bin ich nicht mehr
allein
18.5.1992
Die Gläser leeren sich
von selbst
an meinem dürstenden Mund
Mein Mund dürstet
von selbst
an dem leeren Glas
Von selbst
dürsten die Gläser
an meinem leeren Mund
Mein Durst
leert sich von selbst
an dem gläsernen Mund
Ich bin durstig
und betrunken
von so vielen
leeren Gläsern
Ich habe Sehnsucht
nach Duerst
18.5.1992
Vogelgesang
in stiller Nacht
Wolken träumen blau
ein Gedanke im Gefühl
das vorhandene Nichts
im Überall
Das Auge glänzt
im Mondenlicht