Nichts ist wahr und alles ist möglich - Peter Pomerantsev - E-Book
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Peter Pomerantsev

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Beschreibung

Eine rasante Achterbahnfahrt durch das neue Russland

In einer großartigen Mischung aus Reportage und Erinnerung schildert der britische Fernsehproduzent und Autor Peter Pomerantsev seine Erfahrungen aus neun Jahren Leben und Arbeiten in Moskau. Putins Russland erscheint als Realityshow, die völlig der Regie des Kremls gehorcht. Die Medien verbreiten glitzernden Unsinn oder Unwahrheiten im Dienste der Staatspropaganda, die Politik gründet auf Lügen, und das Justizsystem beugt sich den Vorgaben der Herrschenden. Pomerantsev zeichnet sein brennend scharfes Porträt Russlands nach dem Ende der Sowjetzeit mithilfe eindringlicher Anekdoten und Geschichten: von den jungen, Golddigger genannten Frauen auf der Suche nach dem Glück bei neureichen Männern, von Polittechnologen und zynischen TV-Moderatoren, von dem Gangster, der Filme dreht und sich als nächsten Steven Spielberg sieht, den russischen Hells Angels, die sich zu heiligen Kriegern stilisieren, von verlorenen jungen Leuten, die sich Sekten in den Arm werfen, dem Anwalt, der im Gefängnis zugrunde geht. Eine bittere Anklage erzählt als nachtschwarze Gesellschaftskomödie.

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Eine rasante Achterbahnfahrt durch das neue Russland

Die Realität lässt sich nach Belieben verbiegen, nichts ist wahr und alles ist möglich im autoritären Reich Wladimir Putins. Diese Erfahrung macht Peter Pomerantsev, als er Mitte der Nullerjahre als TV-Produzent nach Moskau geht – hinein ins Herz der Propagandamaschine. Aus nächster Nähe erlebt er die groteske Welt der Fernsehstudios und die absurde, korrupte Wirklichkeit draußen im Land. In seinem brillant geschriebenen Buch schildert er Begegnungen mit Gangstern und Models, Profiteuren und Strippenziehern und mit Menschen, die, schwankend zwischen Hoffnung und Wahn, irgendwie versuchen, dem Alltag einen Sinn abzutrotzen.

»Pomerantsev ist einer der scharfsinnigsten, einfallsreichsten und unterhaltsamsten Kommentatoren des heutigen Russlands.«

The Times

Der Autor

Peter Pomerantsev ist ein russischstämmiger britischer TV-Produzent und Autor. Er hat neun Jahre in Russland gearbeitet; inzwischen lebt er wieder in London. Er ist regelmäßiger Beiträger der London Review of Books, seine Artikel erscheinen außerdem in Atlantic, Financial Times, Newsweek und New Yorker.

PETER POMERANTSEV

Nichts ist wahr und alles ist möglich

Abenteuer in Putins Russland

Aus dem Englischenvon Klaus Timmermann und Ulrike Wasel

Deutsche Verlags-Anstalt

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Die Originalausgabe erschien 2015 unter dem Titel Nothing Is True and Everything Is Possible. Adventures in Modern Russia bei Faber & Faber, London

1. Auflage

Copyright © Peter Pomerantsev 2015

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe

2015 Deutsche Verlags-Anstalt, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Alle Rechte vorbehalten

Redaktion: Julia Kühn, Berlin

Typographie und Satz: Brigitte Müller/DVA

Gesetzt aus der Minion

Einrichtung der Grafik: Peter Palm, Berlin

ISBN 978-3-641-16573-4www.dva.de

Für meine Frau, meine Eltern, meine Kinder, für Tante Sascha und Paul

Inhalt

1. AktREALITYSHOW RUSSLAND

Eine Stadt auf der Überholspur

Ohne Komplexe

Ein Held unserer Zeit

Russia Today

Hello-Goodbye

Die Höhen der Schöpfung

2. AktRISSE IN DER KREML-MATRIX

Und dann wachst du auf – und bist eine Gefangene

Ein anderes Russland

Initiationen

Sommernachtsträume

3. AktFORMEN DES WAHNS

Die verlorenen Mädchen

Eine kurze Geschichte der Sekten im postsowjetischen Russland

Der Ruf der Leere

Offshore

Nichts ist wahr und alles ist möglich

Dank

1. AktREALITYSHOW RUSSLAND

Eine Stadt auf der Überholspur

Wer sich Moskau bei Dunkelheit mit dem Flugzeug nähert, erkennt, dass die Umrisse der Stadt von mehreren konzentrischen Ringstraßen gebildet werden, mit dem kleinsten Ring um den Kreml in der Mitte. Am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts leuchtete das Licht dieser Ringe in einem trüben, schmutzigen Gelb. Moskau war ein trauriger Satellit am Rande Europas und spie die letzten Funken der verglimmenden Glut des Sowjetreiches aus. Doch im einundzwanzigsten Jahrhundert geschah etwas Neues: Geld. Nie zuvor war so viel Geld in so kurzer Zeit in einen so kleinen Raum geflossen. Das Ringstraßensystem veränderte sich. Bis hoch über der Stadt der konzentrischen Kreise erstrahlten die Lichter von neuen Wolkenkratzern, Neonreklamen und schnittigen Maybachs auf den Straßen, versprühten schneller und schneller den schrillen, hypnotischen Glanz eines Rummelplatzes. Die Russen waren der neue Jetset: die Reichsten, die Dynamischsten, die Gefährlichsten. Sie hatten das meiste Öl, die schönsten Frauen, die besten Partys. Früher waren sie bereit gewesen, alles zu verkaufen, jetzt waren sie bereit, alles zu kaufen: Fußballvereine in London und Basketballklubs in New York, Kunstsammlungen, englische Zeitungen und europäische Energieunternehmen. Niemand verstand sie. Sie waren schamlos und kultiviert zugleich, gerissen und naiv. Nur in Moskau ergaben sie einen Sinn, einer Stadt auf der Überholspur, einer Stadt, die sich in einem geradezu irrealen Tempo veränderte, wo junge Burschen von jetzt auf gleich Milliardäre werden konnten.

»Leistung« lautete das Schlagwort der Stadt, einer Welt, wo Gangster zu Künstlern wurden, wo die sogenannten Golddigger (junge Frauen, die sich reiche Männer angeln wollen) Puschkin zitierten, wo Hells Angels sich zu Heiligen stilisierten. So viele Welten waren in so rasanter Geschwindigkeit durch Russland gefegt – vom Kommunismus zur Perestroika zur Schocktherapie zur Mangelwirtschaft zur Oligarchie zum Mafiastaat zum Megareichtum –, dass sich bei seinen neuen Helden das Gefühl einstellen musste, das Leben sei bloß ein glitzerndes Maskenspiel, in dem jede Rolle, jede Position, jede Überzeugung austauschbar ist. »Ich möchte alle Rollen ausprobieren, die die Welt je gekannt hat«, sagte Wladik Mamyschew-Monroe mal zu mir. Er war ein Performancekünstler und das Maskottchen der Stadt, ständiger Gast auf Partys, auf denen sich die unvermeidlichen Tycoons und Supermodels tummelten, verkleidete sich als Gorbatschow, als Fakir, als Tutenchamun, als der russische Präsident. Bei meinem ersten Moskaubesuch hielt ich diese unaufhörlichen Wandlungen für den Ausdruck eines befreiten Landes, das im Freiheitsrausch verschiedene Kostüme anprobiert, die Grenzen der Persönlichkeit so weit ausdehnt wie nur irgend möglich, bis hin zu »den Höhen der Schöpfung«, wie der Wesir des Präsidenten sich ausdrücken würde. Erst Jahre später erkannte ich diese endlosen Mutationen nicht als Freiheit, sondern als Formen eines Deliriums, in dem Horrorpuppen und Albtraummystiker zu der Überzeugung gelangen, dass sie beinahe real sind und sich in Richtung des, wie der Wesir des Präsidenten sagen würde, »fünften Weltkriegs, des ersten nicht linearen Krieges aller gegen alle« in Marsch setzen.

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