Nie wieder Angst - Dipl.-Psych. Norbert Preetz Dr. rer. nat. - E-Book

Beschreibung

In diesem Buch geht es um Aengste mit psychischen Ursachen, also Aengste, bei denen der Arzt sagt, er koenne keine Ursache feststellen. Aengste koennen bei fast jedem psychischen Krankheitsbild auftreten, insbesondere jedoch bei Angststoerungen, Depressionen und Zwangsstoerungen. Bei der Entstehung von psychisch bedingten Aengsten gibt es zwei zentrale Mechanismen. Im ersten Fall handelt es sich um Angst als erlernte Reaktion, sehr haeufig in Form der konditionierten Angst. Im zweiten Fall ist die Angst Ausdruck tiefer liegender emotionaler Probleme, wie zum Beispiel unbewusste emotionale Konflikte oder unbewaeltigte belastende Situationen. Entsprechend der verschiedenen Entstehungsmechanismen unterscheiden sich sowohl die Vorgehensweisen bei den Behandlungen als auch die Erfolgsaussichten, die Aengste in wenigen Minuten loesen zu koennen. Die Folgen von Angststoerungen betreffen alle Aspekte des Lebens. Sie umfassen psychische und koerperliche Symptome und koennen zu schwersten Beeintraechtigungen im persoenlichen und beruflichen Leben fuehren. Wussten Sie, dass manche Aengste in wenigen Minuten vollstaendig und dauerhaft geloest werden koennen, selbst wenn sie stark ausgepraegt sind und schon seit vielen Jahren bestehen? In diesem Buch lernen Sie Methoden kennen, die es ermoeglichen, solche Aengste in wenigen Minuten zu ueberwinden. Um zu verstehen, wieso das moeglich ist, werden wir uns zunaechst mit der Entstehung von Angst beschaeftigen. Rascher als alles andere entsteht Angst. (Leonardo da Vinci)

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Seitenzahl: 191

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Nie wieder Angst

So lösen Sie Ängste in Minuten

Dr. Norbert Preetz

zertifizierter Patientenratgeber

Imprint

Nie wieder Angst – So lösen Sie Ängste in Minuten

Dr. Norbert Preetz

Erschienen im Verlag Erfolg und Gesundheit

4. Auflage, Februar 2015

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: (c) 2012 Dr. Norbert Preetz

ISBN: 978-3-8442-2468-9

Weitere Angaben

Coverfoto: iStockphoto.com

Titelfoto (Dr. Preetz): Ralf Hebauf

Fotos: Foto-Atelier Schröder, Magdeburg

Satz (E-Book): Johann-Christian Hanke

Hinweis: Die Begleit-CD zum Kapitel »Selbsthypnose« ist im Lieferumfang des Papier-Buches enthalten, nicht aber im Lieferumfang des E-Books.

Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Kapitel 1: Angst weg in fünf Minuten
Entstehung der Angst
Konditionierte (erlernte) Ängste und solche mit tiefer liegenden Ursachen
Wie kann man erklären, dass selbst seit Jahren bestehende starke Ängste in wenigen Minuten aufgelöst werden können?
Kapitel 2: Selbstbehandlungsmethoden
Einleitung
2.1 Handflächen-Phobietechnik – Angst weg in fünf Minuten. So nehmen Sie Ihre Ängste in die eigenen Hände
Handlinien und Behandlungspunkte
Behandlungsschritte
Erfolgstest
Grenzen der Handflächen-Therapiemethode
Fallbeispiel 1: Spinnenphobie
Fallbeispiel 2: Hundephobie
2.2 Kino-Phobietechnik – Angst weg in zehn Minuten. So verändern Sie Ihren inneren Angstfilm
Warum Ihr Kopfkino Angst auslöst und wie die Kinotechnik helfen kann
Drei einfache Behandlungsschritte – so verändern Sie Ihren mentalen Angstfilm
Test
Fallbeispiel zur Kino-Phobietechnik: Angst beim Autofahren
2.3 Klopftechnik – so klopfen Sie auch hartnäckigen Ängsten auf die Finger
Was ist Klopfbehandlung und wie wirkt sie?
So einfach war Klopfen noch nie – eine »schlanke« Methode, die jeder erlernen und erfolgreich anwenden kann
Grundannahmen der Klopfbehandlung
Lokalisation der Behandlungspunkte
Drei einfache Behandlungsschritte
Erneute Behandlungsrunde
Der Erfolgstest – drei Gründe, warum er unbedingt erforderlich ist
Die drei Ebenen der Klopfbehandlung: Ohne dieses Wissen bleiben viele Therapien erfolglos
Der Trittbrettfahrereffekt – so werden Sie Ihre Ängste »nebenbei« los
Behandlungsbeispiel Höhenangst
Die Behandlung von komplexen Ängsten und solchen mit vielen zugrunde liegenden Erlebnissen
Noch bessere Wirkung durch Einflechten positiver Aspekte
Fallbeispiel: berufliche Ängste und Angst, ständig auf die Toilette gehen zu müssen
2.4 Selbsthypnose – so programmieren Sie sich auf Angstfreiheit
Was ist Selbsthypnose?
Wie kann Selbsthypnose gegen Ängste helfen?
Längerfristige Anwendung
Beispiel Errötungsangst
Beispiel Prüfungsangst
Suggestionen zur Programmierung des Unterbewusstseins
Das Geheimnis erfolgreicher Suggestionen
Gedächtnisverbesserung mit Selbsthypnose
Die erfolgsentscheidenden zwei Unterschiede zwischen Affirmationen und Suggestionen
Ein wichtiger Hinweis, der über Erfolg und Misserfolg entscheiden kann
Die beiden größten Saboteure der Selbsthypnose
Das wirkliche Kriterium für den Erfolg
Sie waren schon Tausende Male in Hypnose
Die optimale Geisteshaltung beim Erlernen der Selbsthypnose
Anleitung zur Selbsthypnose
Text der Begleit-CD zur Einleitung der Selbsthypnose (Begleit-CD, Titel 2)
Selbsthypnose auf Knopfdruck – der einfachste Weg in die Selbsthypnose
Ein Powerpaket – Selbsthypnose und angewandte Hirnforschung reichen sich die Hand
Hinweise zur Selbsthypnose mittels der Begleit-CD
Anwendung der Selbsthypnose-CD zur Angstbehandlung
2.5 Die Symboltechnik – Power-Programmierung der Meisterklasse (Begleit-CD, Titel 3)
Einführung
Schritte zur Anwendung der Symboltechnik
2.6 Mantratechnik zur längerfristigen Angstbehandlung (Begleit-CD, Titel 4)
Wie oft die Selbsthypnose durchgeführt werden sollte
2.7 Aufdeckende Selbsthypnose – die Notwendigkeit, die Wurzeln der Angst zu finden
Allgemeines
So erkennen Sie die Ursachen Ihrer Ängste während der Selbsthypnose
Was Sie sonst noch tun können, um Ihre Ängste doch noch zu besiegen
Vertiefung der Selbsthypnose
Die drei wichtigsten Geheimnisse für den Erfolg der Selbsthypnose
Kapitel 3: Wichtige Dinge, die Sie wissen sollten
3.1 Warum zuverlässige Heilmethoden manchmal nicht wirken – die wichtigsten inneren und äußeren Saboteure des Therapieerfolges
Chronifizierung
Sekundärer Krankheitsgewinn
Krankheitserhaltende Beziehungen und Lebensumstände
3.2 Wie Sie Gesundheit und Angstfreiheit dauerhaft in Ihrem Leben verankern
3.3 Was Sie tun, wenn Sie noch nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt haben
Es gibt noch weitere unbearbeitete Ursachen der Angst
Die Behandlung wurde noch nicht intensiv und lange genug durchgeführt
Warum Angstfreiheit manchmal als Durchbruch eintritt und manchmal als Entwicklung
3.4 Kontraindikationen – wann die Selbsthilfemethoden nicht angewandt werden sollten
Formale Denkstörungen
Inhaltliche Denkstörungen
Halluzinationen
Kapitel 4: Hypnosetherapie der Angst
Zunächst ein paar Worte zu Hypnose und Hypnosetherapie
Fallbeispiel: Patientin mit Platzangst und Panikattacken
Anhang
Anhang 1: Training der körperlichen Entspannung
Ablauf der Entspannungsübung
Anhang 2: Angst, was ist das überhaupt?
2.1 Allgemeines zum Thema Angst
Angst – eine natürliche Schutzreaktion des Körpers
Die Schwelle zwischen gesunder und krankhafter Angst
Was passiert bei Angststörungen im Körper?
Die Folgen krankhafter Ängste
Erscheinungsformen der Angst
2.2 Formen der Angst
2.2.1 Agoraphobie – die Angst vor der Öffentlichkeit
2.2.2 Soziale Phobie – die Angst vor Menschen
2.2.3 Spezifische Phobien
2.2.4 Panikstörung
2.2.5 Generalisierte Angststörung
Anhang 3: Grad der Hypnotisierbarkeit
Anhang 4: Hirnwellenstimulation
Was sind Gehirnwellen?
Erzeugung gewünschter Hirnwellen (Hirnwellenstimulation)
Über den Autor
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Vorwort

Angst ist eine Massenkrankheit. Millionen Menschen werden durch Ängste gelähmt und so an einem erfüllten, glücklichen, erfolgreichen und selbstbestimmten Leben gehindert. Sie fühlen sich ohnmächtig und dem »Schicksal« ausgeliefert. Schlimmer noch als die Angst ist das Gefühl, hilflos zu sein. Probleme existieren jedoch nicht, um uns das Leben schwer zu machen. Aus einer höheren Sichtweise sind sie Geschenke in einer unattraktiven Verpackung: Sie sind die Chance, zu lernen, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Auch Ängste sind Herausforderungen, an denen Sie verzweifeln oder wachsen können. Wenn Sie bereit sind, den Käfig der Angst zu verlassen, Ihre Ängste und Ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen, dann finden Sie in diesem Buch die Hilfe, die Sie gesucht haben.

Sie lernen bewährte Methoden kennen, um sich selbst einfach, schnell und nachhaltig von Ängsten und Stresssymptomen zu befreien. Diese kraftvollen Werkzeuge kann jeder erlernen. Sie sind so einfach wie Malen nach Zahlen und ermöglichen es, auch hartnäckige Ängste zu überwinden.

Wichtiger Hinweis: Die Methoden des Buches sind jedoch kein Ersatz für die Behandlung durch qualifizierte Ärzte und Psychologen – vielmehr sollte man sie als Ergänzung der medizinischen und psychologischen Behandlung verstehen. Sie sind besonders als Hilfe für leichte Ängste geeignet. Bei starken Ängsten sollten Sie in jedem Fall auch einen Therapeuten konsultieren. Aufgrund ihrer Einfachheit eignen sich diese Methoden jedoch besonders gut zur Selbstanwendung und zur zusätzlichen Unterstützung einer Psychotherapie. Sie helfen Ihnen, die Verantwortung für Ihr persönliches Wohlbefinden im wahrsten Sinne des Wortes in die eigenen Hände zu nehmen. Wenn Sie sie regelmäßig anwenden, werden Sie feststellen, dass schon wenige Minuten am Tag ausreichen, um langfristig eine überaus positive Wirkung für Ihr Leben zu erzielen.

Wo in Ihrem Leben gibt es Ängste, die Sie daran hindern, gesünder, erfolgreicher oder glücklicher zu sein? Welche Chancen haben Sie in Ihrem Leben aufgrund Ihrer Ängste verpasst? Wie würde sich Ihr privates und berufliches Leben verbessern, Ihre finanzielle Situation, Ihre Lebensqualität und Ihre Zukunft, wenn Sie selbst langjährige Ängste lösen könnten? Was, wenn diese Methoden nichts kosteten und Ihnen als Selbsthilfemethoden jederzeit zur Verfügung stünden?

Schließen Sie bitte für zehn Sekunden die Augen und malen Sie sich aus, wie Ihre Zukunft ohne Ängste aussehen würde. Es ist wichtig, bitte tun Sie es JETZT!

Wenn Sie Ihre Ängste überwunden haben, sind Sie nicht nur gesünder, zufriedener und erfolgreicher. Sie sind auch stärker und selbstbewusster, haben mehr Selbstvertrauen und sind besser als je zuvor in der Lage, auch weitere Herausforderungen des Lebens zu meistern. Sie sind zu einem Leuchtturm geworden, an dem sich andere Menschen orientieren können. Sie haben die Opferrolle verlassen, Ihr »Schicksal« in die eigenen Hände genommen und sind auf dem Weg zu einem zufriedenen, glücklichen, erfolgreichen und selbstbestimmten Leben.

Wenn Sie die Methoden aus diesem Buch langfristig anwenden, ist es Ihnen möglich, Ihren inneren Autopiloten auf Gesundheit, Glück und Erfolg zu programmieren und Ziele zu erreichen, die Ihnen aus heutiger Sicht unerreichbar erscheinen. Denn wenn der Horizont Ihrer Ziele Realität geworden ist, eröffnet sich Ihnen ein neuer Horizont und danach wieder ein neuer.

Ich bin glücklich und dankbar, Sie ein Stück dieses Weges begleiten zu dürfen, und wünsche Ihnen viel Erfolg.

Ihr Dr. Norbert Preetz

Kapitel 1: Angst weg in fünf Minuten

Es wird geschätzt, dass allein in Deutschland acht Millionen Menschen unter behandlungsbedürftigen Angststörungen leiden. Etwa 15 Prozent der Bevölkerung entwickeln mindestens einmal im Leben eine schwere Angststörung - Tendenz steigend. Ängste können das Leben ebenso stark beeinträchtigen wie körperliche Behinderungen. Die Folgen von Angststörungen betreffen alle Aspekte des Lebens. Sie umfassen psychische und körperliche Symptome und können zu schwersten Beeinträchtigungen im persönlichen und beruflichen Leben führen.

Vermutlich haben auch Sie gehört oder vielleicht sogar selbst erlebt, dass Ängste sich Behandlungsversuchen hartnäckig widersetzen können. Therapien dauern viele Jahre.

Viele Menschen mit therapiebedürftigen Ängsten werden nicht behandelt. Dabei kann so manch einem von ihnen mit relativ einfachen Mitteln geholfen werden. Wussten Sie, dass manche Ängste in wenigen Minuten vollständig und dauerhaft gelöst werden können, selbst wenn sie stark ausgeprägt sind und schon seit vielen Jahren bestehen? In diesem Buch lernen Sie Methoden kennen, die es ermöglichen, solche Ängste in wenigen Minuten zu überwinden. Um zu verstehen, wieso das möglich ist, werden wir uns zunächst mit der Entstehung von Angst beschäftigen.

Entstehung der Angst

Rascher als alles andere entsteht Angst. (Leonardo da Vinci)

Ängste können verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel eine psychische Erkrankung, eine Erkrankung des Nervensystems oder eine körperliche Erkrankung. Beispiele für Erkrankungen des Nervensystems, die Ängste verursachen können, sind Erkrankungen, die mit Schmerz- oder Schwindelattacken einhergehen, oder auch Verletzungen mit Gehirnblutungen sowie Entzündungen und Abbauprozesse im Gehirn, etwa Demenzerkrankungen oder Parkinson.

Bei den körperlichen Erkrankungen, die Ängste auslösen können, stehen Herzkrankheiten, Atemwegserkrankungen und Schilddrüsenüberfunktion im Vordergrund. Ängste können auch Folge von Missbrauch oder Entzug von Alkohol, Medikamenten oder Drogen sein. Studien mit eineiigen Zwillingen legen nahe, dass genetische Einflüsse eine eher geringe Rolle spielen.

In diesem Buch geht es um Ängste mit psychischen Ursachen, also Ängste, bei denen der Arzt sagt, er könne keine Ursache feststellen. Ängste können bei fast jedem psychischen Krankheitsbild auftreten, insbesondere jedoch bei Angststörungen, Depressionen und Zwangsstörungen.

Bei der Entstehung von psychisch bedingten Ängsten gibt es zwei zentrale Mechanismen. Im ersten Fall handelt es sich um Angst als erlernte Reaktion, sehr häufig in Form der konditionierten Angst. Im zweiten Fall ist die Angst Ausdruck tiefer liegender emotionaler Probleme, wie zum Beispiel unbewusste emotionale Konflikte oder unbewältigte belastende Situationen. Entsprechend der verschiedenen Entstehungsmechanismen unterscheiden sich sowohl die Vorgehensweisen bei der Behandlung als auch die Erfolgsaussichten, die Ängste in wenigen Minuten lösen zu können.

Konditionierte (erlernte) Ängste und solche mit tiefer liegenden Ursachen

Das Konzept der Konditionierung geht auf den russischen Nobelpreisträger Iwan Pawlow zurück. Bei seinen Studien an Hunden entdeckte er, dass es neben den unbedingten auch bedingte Reflexe gibt. Bei einem unbedingten Reflex folgt auf einen Auslösereiz eine biologisch vorgegebene Reaktion. So reagierten Pawlows Hunde mit Speichelsekretion, wenn ihnen das Futter gebracht wurde. Diese Reaktion ist genetisch programmiert und tritt in jedem Fall zwingend auf. Wenn etwa zeitgleich mit dem ersten Reiz ein anderer Reiz auftritt, kann dieser ebenfalls zum Auslöser werden. Pawlow ließ dazu unmittelbar vor der Futtergabe eine Lampe aufleuchten. Nachdem die Hunde dies mehrfach erlebt hatten, reichte es aus, die Lampe einzuschalten, um die Speichelreaktion auszulösen. Der zuvor neutrale Reiz »Lampe« war zum Auslöser für den Speichelfluss geworden.

Auf diese Weise können zufällig oder auch gezielt beliebige Reize zum Auslöser bedingter Reflexe werden. Das gilt auch für Angst. Wenn ein Mensch (oder Tier) eine angstbesetzte Situation erlebt, können Merkmale dieser Situation Auslösefunktion für die Angst erlangen. Stellen Sie sich vor, jemand fährt in der Dämmerung bei Schnee mit dem Auto. Während er die Kontrolle über seinen Wagen verliert und so einen schweren Unfall verursacht, der ihn fast das Leben kostet, ertönt in der Ferne zufällig das Nebelhorn eines Schiffs. Selbst Wochen oder Monate später kann der Fahrer in der Dämmerung, wenn er ein Nebelhorn hört oder beim Fahren auf Schnee, bewusst oder unbewusst an den Unfall erinnert werden und starke Angst bekommen. Jeder dieser Umgebungsreize, die der Fahrer während des Unfalls wahrnahm, kann zum Auslöser von Angst werden.

Jeder macht solche Erfahrungen, auch wenn sie nicht immer so dramatisch sind. Sie kennen das sicher auch. Wenn Sie im Radio ein Lied hören, das auf der Beerdigung eines geliebten Menschen gespielt wurde, macht es Sie traurig. Der Geruch von Zimtplätzchen, die Sie beim ersten Rendezvous mit Ihrer ersten großen Liebe gegessen haben, versetzt Sie in eine romantische Stimmung.

Damit ein Reiz zum Auslöser für Angst oder Panik werden kann, muss er hinreichend oft in zeitlichem Zusammenhang mit dem entsprechenden Gefühl auftreten. In einer emotional stark geladenen Situation kann jedoch eine einzige Konditionierung ausreichen, um diese Verknüpfung herzustellen. Genau dies ist beim Beispiel des Autounfalls geschehen. Ein zuvor neutraler Reiz (Nebelhorn) erlangt durch das zeitliche Zusammentreffen mit einer starken Emotion (Todesangst während des Unfalls) Auslösefunktion für diese Emotion. So, wie die Lampe bei Pawlows Hund den Speichelfluss auslöst, löst das Nebelhorn die Angst beim Autofahrer aus. Weil diese Konditionierung unbewusst erfolgt, kommt die Angst wie aus heiterem Himmel. Jedes Geräusch, jeder Anblick oder irgendein anderer Reiz kann zum Angstauslöser werden und Sie wissen nicht, wie Ihnen geschieht.

Konditionierung ist also die Verbindung eines Reizes mit einer körperlichen und/oder einer emotionalen Reaktion. Die Konditionierung kann gezielt erfolgen oder sie entsteht in der Situation quasi zufällig. Wir bemerken dabei nicht, dass eine Konditionierung erfolgt. Es kann sogar sein, dass wir den Reiz, der zum Auslösereiz wird, bewusst gar nicht wahrnehmen. Es kann auch sein, dass die Situation, in der die Konditionierung erfolgte, viele Jahre oder gar Jahrzehnte zurückliegt und vollkommen vergessen wurde.

Pawlow wies außerdem nach, dass man Neurosen und Ängste gezielt konditionieren und wieder heilen kann. So konditionierte er bei seinen Hunden gezielt eine Angstreaktion, die er anschließend wieder löschte.

Eine Patientin suchte mich in meiner Praxis auf, weil sie seit frühester Kindheit panische Angst vor Tauben hatte und in zunehmendem Maße auch Angst vor allen anderen Vögeln. Es stellte sich heraus, dass sie als wenige Monate altes Kind im Kinderwagen von einer Taube angeflogen worden war, die sich für einen kurzen Augenblick auf ihrem Gesicht niederließ, sodass sie glaubte, ersticken zu müssen. Die Todesangst und die Panik, die das Kind in dieser Situation erlebte, wurden mit dem Auslöser »Taube« fest verknüpft (konditioniert) und fortan immer wieder beim Anblick von Tauben wachgerufen. Die Erinnerung an das Ereignis wurde vergessen, die in dieser Situation entstandenen Gefühle von Angst und Panik jedoch nicht.

Eine vergessene oder verdrängte Erinnerung bedeutet also nicht, dass auch die mit ihr verknüpften Gefühle verschwunden sind, denn sie haben sich tief in das Gehirn eingebrannt und können später durch einen Erinnerungs- oder Ähnlichkeitsreiz wieder wachgerufen werden.

Wenn also jemand Angst bekommt, ohne zu wissen warum, kann dies daran liegen, dass die der Angst zugrunde liegende Situation vollständig vergessen wurde (wie im Beispiel mit der Taube). Es kann aber auch sein, dass der auslösende Reiz zwar bekannt ist, aber nicht bewusst wahrgenommen wurde (zum Beispiel das Nebelhorn in der Ferne). Ein weiterer Grund kann darin bestehen, dass die Angst nicht durch Konditionierung entstanden, sondern dass sie Ausdruck eines tiefer liegenden Problems ist. Im letztgenannten Fall ist die Angst ein Symptom, ein Signal, das anzeigt, dass es ein tiefer liegendes Problem gibt, das gelöst werden will.

Wie kann man erklären, dass selbst seit Jahren bestehende starke Ängste in wenigen Minuten aufgelöst werden können?

Das Gehirn kann Angstreaktionen unmittelbar ein- und ausschalten. Es gibt im Gehirn eine aus zwei Schaltkreisen bestehende Region, die Mandelkern genannt wird. Deren erster Schaltkreis ist für das Entstehen einer Angstreaktion zuständig. Der zweite Schaltkreis kann die Angstreaktion wieder aufheben. Eine Angstreaktion kann aber nicht nur kurzfristig ausgelöst und wieder abgeschaltet werden. Das Gehirn ist auch in der Lage, Ängste langfristig zu verankern und wieder zu löschen.

Eine sinnvolle Funktion des Gehirns besteht darin, dass Erinnerungen nicht fest verankert sind, sondern dass sie in einem dynamischen Prozess immer wieder neu abgespeichert werden. Es ist also möglich, den emotionalen Gehalt einer Erinnerung zu ändern und neu im Gehirn abzulegen. Weil bei der Erinnerung an eine Situation dieselben Hirnstrukturen aktiviert werden wie in der ursprünglichen Situation, ist es möglich, in einer therapeutischen Sitzung die unverarbeitete Situation wachzurufen und die mit dieser Situation verbundenen Gefühle zu ändern. Die Erinnerung wird nun vom Gehirn als neutral abgespeichert. Eine ehemals traumatische Situation ist jetzt eine neutrale Erinnerung und kann keine Angst oder Panik mehr auslösen.

Die moderne Forschung zeigt, dass das Gehirn über eine enorme Plastizität (Formbarkeit) und ein riesiges Heilungspotenzial verfügt. In traumatischen Situationen reagiert das Gehirn bereits unmittelbar nach dem Schockerlebnis mit nachweisbaren Veränderungen in Struktur und Funktion. Selbst in ganz alltäglichen, undramatischen Lernsituationen geschieht die Neuverdrahtung blitzschnell. Die neu entstehenden neuronalen Strukturen sind langfristig stabil. Die gleiche Hirnplastizität, die bei einer Traumatisierung oder bei der Konditionierung von Angstreaktionen zum Beispiel in einer Schrecksekunde zu Veränderungen im Gehirn führt, ist auch für die Überwindung eines Traumas und von Ängsten verfügbar.

Kapitel 2: Selbstbehandlungsmethoden

Einleitung

Beherzt ist nicht, wer keine Angst kennt, beherzt ist, wer die Angst kennt und sie überwindet. (Khalil Gibran)

In den nachfolgenden Kapiteln lernen Sie vier Methoden kennen, mit deren Hilfe es möglich ist, sowohl spezifische (einfache) Ängste und Phobien als auch komplexere und tiefer liegende Ängste aufzulösen. Die ersten beiden Methoden, die Handflächen-Phobietechnik und die Kinotechnik, sind insbesondere für die Behandlung von spezifischen Ängsten geeignet, die keinen verborgenen emotionalen Hintergrund haben. Bei komplexeren und hartnäckigen Ängsten empfiehlt es sich, sowohl die Klopfbehandlung als auch die Selbsthypnose anzuwenden.

Je nach Ursache können Angst und Angst zwei völlig verschiedene Dinge sein, ähnlich wie zwei gleich aussehende Wasserschäden in einem Haus. In dem einen Fall kann die »Behandlung« des Schadens lediglich erfordern, eine porös gewordene Dichtungsfuge am Fenster auszuwechseln oder eine undichte Stelle der Dachrinne abzudichten. In einem anderen Fall kann ein sehr viel ernsthafterer Schaden am Dach die Ursache sein, dessen Beseitigung viel aufwendiger ist.

Weil die Handflächen-Phobietechnik und die Kinotechnik einfach anzuwenden sind, nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, unmittelbar wirken und eine rasche emotionale Entlastung ermöglichen, macht es gerade bei spezifischen Ängsten Sinn, diese Methoden im Rahmen einer Selbstbehandlung als Erstes anzuwenden. Vielleicht reicht es in Ihrem Fall aus, die undichte Stelle der Dachrinne abzudichten, um eine vollständige Befreiung von der Angst zu erreichen.

Falls diese Methoden keine zufriedenstellende Wirkung zeigen, haben Sie nicht viel Zeit und Mühe investiert und können sich gleich der Klopfbehandlung oder der Selbsthypnose zuwenden. Durch dieses Vorgehen ist sichergestellt, dass Sie mit den am schnellsten wirkenden Methoden beginnen und in vielen Fällen bereits nach kurzer Zeit eine spürbare Besserung erfahren.

Wenn von vornherein abzusehen ist, dass es sich um einen größeren Feuchtigkeitsschaden handelt, der sich an verschiedenen Stellen des Hauses zeigt und vielleicht auch durch verschiedene Quellen gespeist wird, ist es jedoch ratsam, gleich eine gründliche Sanierung in Angriff zu nehmen. Wenn Sie also unter Ängsten leiden, die in vielen verschiedenen Situationen auftreten, und Ihr Gefühl Ihnen sagt, dass ein größerer Sanierungsaufwand erforderlich sein wird, empfiehlt es sich, gleich mit Klopfbehandlung und Selbsthypnose zu beginnen und beide Methoden gemeinsam anzuwenden, weil diese in Kombination miteinander die größte Durchschlagskraft haben.

Zur Anwendung der jeweiligen Selbsthilfemethode arbeiten Sie das entsprechende Kapitel durch und folgen der Schritt-für-Schritt-Anleitung.Bevor Sie jedoch mit der Selbstbehandlung beginnen, sollten Sie Ihren Hausarzt aufsuchen, um mögliche organische Ursachen auszuschließen. Dieser wird auch mit Ihnen besprechen, ob es über eine Selbstbehandlung hinaus sinnvoll ist, einen Therapeuten oder Facharzt zu konsultieren.

Wenn Sie sich in psychiatrischer oder psychotherapeutischer Behandlung befinden, sollten Sie unabhängig von einer Überweisung durch den Hausarzt vor Anwendung der Selbsthilfemethoden auch Ihren Psychiater oder Psychotherapeuten konsultieren. Dieser wird mit Ihnen besprechen, ob beispielsweise eine psychiatrische Erkrankung oder Komplexstörung vorliegt, die mit Ängsten einhergeht, aber nicht in Eigenregie mit autosuggestiven Methoden wie der Selbsthypnose behandelt werden sollte.

2.1  Handflächen-Phobietechnik – Angst weg in fünf Minuten. So nehmen Sie Ihre Ängste in die eigenen Hände

Unser Körper ist ein hochkomplexes System. Wie bei einem Hologramm scheint die gesamte Information des Körpers auch in seinen einzelnen Teilen vorhanden zu sein. Alle Organe sind beispielsweise in verschiedenen Bereichen der Haut, den sogenannten Head'schen Zonen, repräsentiert. Die Stimulation dieser Hautabschnitte bewirkt gleichzeitig eine Stimulation der dazugehörigen Organe. Ohr-Akupunkteure wiederum wissen, dass alle Organe und Bereiche des Körpers im Ohr abgebildet sind. So ist es möglich, mittels Akupunktur eines einzigen Ohres den gesamten Körper zu behandeln. Alternativ arbeitende Ärzte bedienen sich auch der Iris-Diagnostik, die davon ausgeht, dass ebenso wie im Ohr auch im Auge alle Organe und Organsysteme abgebildet sind. Ähnlich scheint es sich mit den Händen zu verhalten. Dies macht sich auch die Handflächen-Phobietechnik zunutze, die in Anlehnung an die Handflächen-Therapie entstand.

Begründer der Handflächen-Therapie (Palmtherapy) ist der bis zu seinem Tod in den USA lebende israelische Naturarzt Dr. Moshé Zwang. Er entwickelte eine Methode zur Behandlung emotionaler Probleme durch Stimulation von bestimmten Bereichen der Hand. Zwang geht davon aus, dass verschiedene Bereiche des Gehirns in den Händen repräsentiert sind. Mittels der Stimulation bestimmter Linien und Punkte der Hände kann man so gezielt auf Gehirn und Nervensystem einwirken und beispielsweise eine Verminderung von krankhafter Überaktivität im Angstzentrum des Gehirns und damit eine Harmonisierung erreichen, wodurch das emotionale Gleichgewicht wiederhergestellt wird. Durch die Handflächen-Therapie kommt es laut Zwang zu einer Verminderung belastender »negativer« und zur Verstärkung positiver Gedanken, Gefühle und Verhaltensmuster. Gestaute Lebensenergie kann wieder fließen und blockierte Regenerationsprozesse werden aktiviert.

Die Handflächen-Phobietechnik hat sich besonders bei der Behandlung von spezifischen Ängsten bewährt (Ängste vor bestimmten Tieren, Gegenständen oder Situationen), insbesondere, wenn sie konditioniert sind, also durch den zeitlichen Zusammenhang mit einem Auslösereiz erlernt wurden.

Wie bereits beschrieben, ist dieser Zusammenhang oft nicht bewusst, man erlebt die Angst als völlig grundlos oder wie aus heiterem Himmel kommend.

Woher wissen Sie aber, ob Ihre Angst konditioniert ist und ob sie mit dieser Methode geheilt werden kann? Die Antwort lautet: Sie müssen es nicht wissen. Sie wenden die Methode an und werden innerhalb weniger Minuten feststellen, ob sich Ihre Angst vermindert.

Ein Rentner berichtete, dass er sein ganzes Leben lang Angst davor hatte, ins Wasser zu gehen. Ausgelöst wurde diese Angst, als er beim Militärdienst ein Telefonkabel durch einen Kanal verlegen musste und ein anderer Soldat, der dies für einen Scherz hielt, das zu verlegende Kabel durch Drehen an der Kurbel des Feldtelefons unter Strom setzte. Durch den Stromschlag reagierte der junge Soldat, als ob er auf einen Zitteraal getreten wäre. Er war wie gelähmt und wäre fast ertrunken. Seit dieser Zeit war allein die Vorstellung, ins Wasser zu gehen, als lebensgefährliche Situation in seinem Gehirn abgespeichert. Aufgrund der Angst konnte er selbst bei größter Hitze nicht mehr als knöcheltief im Wasser stehen. Dies ist übrigens ein weiteres Beispiel dafür, dass eine einzige, stark emotional geladene Situation ausreichen kann, um eine lebenslange Angststörung auszulösen.

Mit der hier beschriebenen Handflächen-Technik ist es bei derartig konditionierten Ängsten möglich, diese innerhalb von wenigen Minuten zu löschen. Ein anderer großer Vorteil dieser Behandlungsmethode besteht darin, dass diese Technik leicht zu lernen und anzuwenden ist. Für die Behandlung von Phobien ist dabei lediglich das Drücken von zwei Punkten erforderlich. Moshé Zwang vergleicht die Wirkung der Handflächen-Phobietechnik mit dem Zerkratzen einer Schallplatte mittels eines Schraubenziehers: Hinterher könne die Platte nie mehr so abgespielt werden wie zuvor.

Handlinien und Behandlungspunkte