Niklas Nielsen und die Schönberger Strandräuber - Marco Banholzer - E-Book

Niklas Nielsen und die Schönberger Strandräuber E-Book

Marco Banholzer

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Beschreibung

Niklas Nielsen wird beim Spielen am Strand von möglichen Strandräubern in eine Falle gelockt. Dadurch wird er unschuldig verdächtigt, Badegäste bestohlen zu haben. Ein seltsames Mädchen hilft ihm aus der Patsche und Niklas Nielsen will mit ihrer Hilfe die Schönberger Strandräuber stellen. Aber ausgerechnet den Jungen, der Niklas Nielsen in die Falle gelockt hat, scheint das Mädchen gut zu kennen. Stecken die beiden am Ende unter einer Decke? Für Niklas Nielsen beginnt ein wildes Verwirrspiel. Und nebenbei muss er sich auch noch auf den Fußballcup konzentrieren.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

1

»Kannst du nicht aufpassen?«, rief Niklas Nielsen noch, während er ungestüm auf einem bunten Strandlaken landete. Schnell rappelte er sich auf, um zu erkennen, wer ihn da gerade angerempelt hatte. Ein kräftiger Junge verschwand eben hinter einer Düne. Das muss er gewesen sein, dachte er. Aber alles, was Niklas Nielsen noch erkennen konnte, waren die nackten Beine des Jungen, die den weichen Sand zu einer breiten Fontäne aufstauben ließen. Niklas Nielsen stand zögerlich auf und wischte sich den Sand aus dem Gesicht, dann hielt er nach dem Ball Ausschau, mit dem er eben noch gespielt hatte. In dem tiefen Sand war er nicht weit gerollt und lag friedlich neben einem Strandkorb. Die zahlreichen Menschen, die sich im warmen Wasser der Ostsee tummelten oder am Strand ein Sonnenbad gönnten, hatten den Vorfall nicht bemerkt. Einzig ein älteres Ehepaar und ein kleineres Mädchen schienen auf Niklas Nielsen aufmerksam geworden zu sein. Das Mädchen nahm nur kurz Notiz von der Sache und verschwand anschließend in dem Labyrinth der Strandkörbe. Das Ehepaar hatte inzwischen das Wasser verlassen und kam mit ernstem Blick auf den Jungen zu. Verlegen zupfte Niklas Nielsen das Strandlaken zurecht.

»Was machst du an unserem Platz?«, rief schon der Mann, dessen Badehose wegen seines Schwabbelbauches kaum zu sehen war.

Auf dem Kopf trug er einen ausgefransten Strohhut und seine Augen waren durch eine übergroße Sonnenbrille verdeckt. Auf der Brust und auf seinem Bauch funkelte ein fürstlicher Sonnenbrand. Seine Frau folgte ihm sozusagen im Windschatten und beide waren bereits nicht mehr weit von Niklas Nielsen entfernt.

»Ich habe gar nichts gemacht«, versicherte Niklas Nielsen, »ein Junge hat mich angerempelt und da bin ich auf dieses Strandlaken hier gefallen. Es tut mir Leid. Entschuldigen sie bitte. Das ist wirklich keine Absicht gewesen.«

Damit gaben sich die beiden Herrschaften zufrieden und deuteten durch unmissverständliche Handbewegungen an, dass Niklas Nielsen nun verschwinden könne. Der Junge lächelte den beiden kurz entgegen, drehte sich um und angelte sich seinen Ball. Beim Bücken erkannte er, dass der Mann und die Frau hektisch ihr gesamtes Hab und Gut untersuchten. Niklas Nielsen schüttelte nur den Kopf, klemmte den Ball unter seinen linken Arm und stampfte durch den tiefen Sand davon. Doch weit war er nicht gekommen, als hinter ihm ein furchtbarer Tumult begann.

»Dieser Bengel hat uns beklaut!«, hörte er den Mann schreien.

Niklas Nielsen erschrak. Was sollte er? Beklaut soll er die beiden haben? Noch ehe er begreifen konnte, dass er des Diebstahls beschuldigt worden war, war Niklas Nielsen von hunderten Augenpaaren gefangen. Der Mann hatte laut genug geschrien, so dass auch der letzte Strandbesucher auf Niklas Nielsen aufmerksam geworden war. Am liebsten wäre er davongelaufen, aber damit hätte er unweigerlich zugegeben, dass er etwas geklaut hätte. Aber das hatte er nicht, also blieb ihm nur übrig, seine Unschuld zu beteuern. Inzwischen hatten das ältere Ehepaar und ein paar Schaulustige Niklas Nielsen erreicht und ihn umzingelt.

»Was hat der Junge ihnen gestohlen?«, fragte einer der Männer .

»Wir müssen sofort die Polizei rufen«, schimpfte der Geschädigte, »der Junge ist ein Dieb!«

»Ich bin kein Dieb!«, schimpfte Niklas Nielsen zurück, »ich weiß ja noch nicht einmal, was ich gestohlen haben soll.«

»Genau«, fragte der andere Mann erneut nach, »was soll ihnen der Junge überhaupt gestohlen haben?«

Der Mann mit dem fransigen Strohhut hielt für alle gut sichtbar seine geöffnete Geldbörse hin. Sie war leer.

»Hier waren über einhundert Euro drin«, schimpfte er laut und seine Frau nickte zustimmend, »die sind weg!«

»Sind Sie da sicher?«, wagte eine Frau zu fragen.

»Natürlich bin ich mir sicher«, erwiderte der Mann zornig, »oder meinen Sie, ich habe es nötig zu lügen? Der Junge ist ein Dieb! Rufen Sie die Polizei!«

»Ich habe das Geld nicht gestohlen«, meldete sich Niklas Nielsen zu Wort, »sehen Sie nach. Ich habe nichts.«

Niklas Nielsen streckte die Arme aus und ließ den Ball fallen. Außer einer Badehose und seiner blauen Baseball-Mütze trug er keine Kleidung. Seine Mütze nahm er ebenfalls vom Kopf, schüttelte sein blondes Haar und die Mütze kräftig aus, um zu beweisen, dass er auch hier kein Geld versteckt hatte.

»Ein Junge hat mich angerempelt und ich bin ausgerechnet auf das Strandlaken dieser Herrschaften gefallen«, erklärte Niklas Nielsen, »ich habe nichts gestohlen. Ich bekomme von meinen Eltern genügend Taschengeld, ich habe es nicht nötig zu stehlen.«

»Dann hat er das Geld irgendwo versteckt«, ließ der Mann mit dem Strohhut nicht locker, »er hat sich doch da drüben an dem Strandkorb zu schaffen gemacht. Nicht wahr, Hilde?«

Seine Frau nickte zustimmend. Sofort machten sich zwei Männer auf den Weg, die von dem Geschädigten gezeigte Stelle genau zu untersuchen. Aber so sehr sie auch im Sand buddelten, das Geld blieb spurlos verschwunden.

»Ich habe nur meinen Ball wieder geholt«, erklärte Niklas Nielsen, »den habe ich verloren, als ich gefallen bin.«

»Du rückst jetzt sofort das Geld heraus, aber dalli«, brüllte der Mann und kam bedrohlich auf Niklas Nielsen zu.

Ein anderer Mann konnte ihn gerade noch am Arm zurückziehen, ehe er Niklas Nielsen erreichte.

»Nur mal langsam, mein Herr«, beruhigte der andere Mann, »so wie die Sachlage aussieht, hat der Junge Sie tatsächlich nicht bestohlen. Wo soll er denn das Geld haben?«

»Das ist mir egal«, schimpfte der Mann mit dem Strohhut unvermindert weiter, »Hilde, du rufst jetzt die Polizei.«

Die Frau kramte in ihrer Strandtasche, die sie sich schnell umgehängt hatte, nachdem die beiden den Diebstahl bemerkt hatten. Bald fischte sie ein Handy heraus. Niklas Nielsen wurde ganz warm. Logischerweise hatte er nichts zu befürchten, denn klauen – nein – das käme für ihn niemals in Frage. Aber dieser alte Kerl schien absolut davon überzeugt zu sein, wer der Dieb war. Wie sollte Niklas Nielsen seine Unschuld beweisen? Seine Eltern würden sich sicherlich mächtig freuen, wenn er im Urlaub von der Polizei nach Hause in die Ferienwohnung gebracht würde.

»Ich habe nicht geklaut!«, versuchte Niklas Nielsen erneut zu erklären, »Sie können gerne die Polizei rufen. Ich habe nichts zu verbergen. Und wenn Sie mir nicht glauben, können Sie mich gerne durchsuchen.«

Hatte er das eben wirklich gesagt? Niklas Nielsen konnte es selbst nicht glauben. Noch eben hatte er sich Gedanken gemacht, dass er komplett in der Klemme war und keine Lust darauf hatte – schuldig oder unschuldig – von der Polizei zu seinen Eltern gebracht zu werden und dann schlägt er selbst vor, die Polizei zu rufen? Niklas Nielsen war völlig durcheinander. Und wie bitteschön sollte man ihn durchsuchen? Seine Mütze hatte er schon abgenommen und mehr als eine Badehose hatte er nicht an. Nie im Leben würde er diese vor all den Menschen ausziehen. Nein, was hatte er da nur gesagt? Er muss verrückt gewesen sein.

Gerade als Niklas Nielsen das eben Gesagte zurücknehmen wollte, drängelte sich ein kleineres Mädchen durch die Menschentraube. Es stellte sich direkt neben Niklas Nielsen, schaute ihn kurz an und drehte sich dann zurück zur Menge.

»Der Junge hat das Geld nicht gestohlen«, sagte sie zum Erstaunen aller, »er ist unschuldig. Ich habe alles gesehen. Sie müssen mir glauben.«

Selbst dem Mann mit dem zotteligen Strohhut und dem Schwabbelbauch blieb die Sprache weg.

»Na sehen Sie«, reagierte Niklas Nielsen als Erster, »jetzt braucht mich auch niemand mehr durchsuchen.«

»Was sagst du da?«, fand der Geschädigte als nächster die Worte wieder.

»Ich habe alles beobachtet«, erklärte das Mädchen weiter, »der Junge, ich habe mich noch mit ihm, also er hat, er wollte wissen, ähm, er hat mich kurz davor nach der Uhrzeit gefragt. Ja, er hat mich nach der Uhrzeit gefragt. Als ich ihm die genaue Zeit gesagt hatte, ist er schnell weggerannt. Dabei muss er diesen Jungen aus Versehen umgestoßen haben. Ich habe ihm zuerst helfen wollen, aber ich habe mich nicht getraut.«

Die Menschen, die im Kreis um das Mädchen und Niklas Nielsen standen, fanden langsam ihr Lächeln wieder. Einzig der Mann mit dem Strohhut und seine Frau waren von dem, was das Mädchen erzählte, nicht wirklich überzeugt.

»Das glauben wir dir nicht«, wetterte der Mann erneut, »wenn es dieser Junge nicht gewesen ist, wer soll es sonst gewesen sein?«

»Das kann ich Ihnen leider nicht sagen«, zog das Mädchen die Schultern hoch, »aber ich bin absolut sicher, dass es dieser Junge hier nicht gewesen ist.«

»Also, ich glaube dem Mädchen«, sagte ein Frau.

Einige der Leute schlossen sich ihr an und nickten zustimmend, oder bestätigten ihre Zustimmung mit einem »Ja« oder »das glaube ich auch«.

»Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, sich bei dem Jungen zu entschuldigen«, schlug ein junger Mann vor, der dem Mädchen ebenfalls Glauben schenkte.

Wieder waren sich die vielen Menschen einig und der Mann mit der Strohhut und seine Frau schauten sich ernst an. Sie mussten einsehen, dass Niklas Nielsen wohl doch nicht der Täter war.

»Vielleicht bist du es ja wirklich nicht gewesen, mein Junge. Nichts für ungut«, lächelte der Mann gezwungen und klopfte Niklas Nielsen nahezu freundschaftlich auf die Schultern.

Niklas Nielsen reagierte kaum auf die Entschuldigung.

»Sie sollten tatsächlich zur Polizei gehen und den Vorfall melden«, schlug ein anderer Mann vor.

»Das werden wir auch tun«, nickte der Mann und drehte sich zu seiner Frau um, »komm, Hilde!«

Die Menschenmenge löste sich schnell auf und bald stand Niklas Nielsen alleine mit dem Mädchen da.

»Hast du das wirklich alles gesehen, oder hast du mir nur helfen wollen?«, fragte Niklas Nielsen vorsichtig.

»Beides ist richtig«, lächelte das Mädchen, »ich habe das zufällig mitbekommen. Der Junge, der ist mir schon gleich so komisch vorgekommen. Aber ob er das gewesen ist, weiß ich natürlich auch nicht.«

»Trotzdem muss ich mich bei dir bedanken. Das ist wirklich sehr mutig von dir gewesen«, lobte Niklas Nielsen und streckte dem Mädchen die Hand entgegen.

Das Mädchen erwiderte den Handschlag und lächelte Niklas Nielsen an. Kurze Zeit versank der Junge in Gedanken und musterte das Mädchen von oben bis unten. Sie war etwas kleiner als er, vielleicht ein bis zwei Jahre jünger. Ihre langen blonden Haare hatte sie mit einem Haargummi zu einem einfachen Zopf gebunden. Um ihren Hals trug sie eine dünne Kette mit einem seltsamen Zeichen. Niklas Nielsen konnte ein Segelschiff erkennen, das in den Buchstaben „C“ fuhr. Schließlich sah er in ihr Gesicht und staunte über ihre strahlend blauen Augen.

»Ich glaube sogar, ich habe dich vorhin dort hinten stehen sehen«, sagte Niklas Nielsen schnell, ehe das Mädchen seine Verlegenheit bemerkte, »ja, genau. Als das Ehepaar aus dem Wasser gekommen ist, bist du dort drüben gestanden. Ich erinnere mich. Trotzdem ist das sehr tapfer von dir gewesen. Dankeschön.«

»Bitteschön. Gerne«, antwortete das Mädchen.

Keiner der beiden bekam mit, dass das Ehepaar auf dem Weg zu ihnen war. In der Hand hatte der Mann zwei Tafeln Schokolade. Seine Frau folgte ihm erneut im Windschatten. Beide wirkten nun deutlich freundlicher als zuvor.

»Die Geldbörse meiner Frau hat der Dieb zum Glück nicht gefunden«, lächelte der Mann, »sonst hätten wir euch diese Schokolade gar nicht kaufen können. Noch einmal unsere Entschuldigung, mein Junge.«

»Ist schon in Ordnung«, erwiderte Niklas Nielsen freundlich und nahm die Schokolade entgegen.

»Hier, die ist für dich«, sagte der Mann und reichte die zweite Tafel Schokolade dem Mädchen, »das ist sehr anständig von dir gewesen, dass du dem Jungen geholfen hast.«

Das Mädchen bedankte sich artig und griff nach der Süßigkeit.

»Wir haben nur noch die Bitte, dass du uns vielleicht bei der Polizei helfen könntest«, erklärte der Mann, »da du mit dem anderen Jungen gesprochen hast, kannst du ihn vielleicht näher beschreiben. Wer weiß, vielleicht ist er der Täter gewesen.«