Tore, Milo & Lars - Das Wunder vom Blauen Turm - Marco Banholzer - E-Book

Tore, Milo & Lars - Das Wunder vom Blauen Turm E-Book

Marco Banholzer

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Beschreibung

Lars erhält von seinem besten Freund Peter eine Nachricht, die ihn schockiert. Peter leidet unter einer schweren Krankheit und nur eine bestimmte Operation kann ihm helfen. Beide beschließen auf dem blauen Turm in Bad Wimpfen zu reden. Genau dort macht Lars eine entscheidende Entdeckung. Lars will Peter helfen und braucht dafür die Unterstützung von Tore und Milo. Doch die beiden können ausgerechnet in diesen Ferien nicht kommen. Bald ist Lars einem Geheimnis auf der Spur, das Peter retten könnte. Doch die Zeit drängt und nur ein Wunder kann ihm helfen - das Wunder vom Blauen Turm...

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Inhaltsverzeichnis

Schlechte Nachrichten

Beste Freunde

Aufregung in der Nacht

Die große Überraschung

Im blauen Turm

Auf Spurensuche

Es wird ernst

Unverhofft kommt oft

Ende gut, alles gut

Schlechte Nachrichten

Die Nachricht, die Lars an diesem Tag von seinem besten Freund erhielt, ließ ihn innehalten. Immer wieder las er die Worte und konnte es nicht fassen, was Peter ihm geschrieben hatte. Es war ein Schock aus heiterem Himmel.

Peter war der beste Freund von Lars und seit sie auf das Gymnasium gingen, waren sie unzertrennlich geworden. Jede freie Minute verbrachten sie gemeinsam, jede der unendlich vielen Arbeiten bereiteten sie zusammen vor. Mal über einen Messenger auf dem Handy, ein andermal nutzten sie die Videokonferenz auf dem Computer, aber am allerliebsten trafen sie sich bei Lars auf Schloss Neuburg in Obrigheim, bei Peters Oma in Neckarelz oder bei Peter zuhause in Bad Wimpfen. Obwohl zwischen ihnen rund zwanzig Kilometer lagen, gingen sie auf das gleiche Gymnasium in Neckarelz. Peters Eltern waren viel beruflich unterwegs und so verbrachte Peter viel Zeit bei seiner Oma. So viel Zeit, dass der Schulwechsel nach Neckarelz sinnvoll erschien.

Lars schaukelte sein Handy gedankenverloren in seiner linken Hand und blickte immer wieder auf die Nachricht von Peter. Tränen in seinen Augen ließen das Bild verschwimmen.

In letzter Zeit fehlte Peter immer wieder in der Schule. Er fühlte sich schlapp und müde, manchmal musste er während der Stunde abgeholt werden. Zahlreiche Arztbesuche brachten kein Ergebnis. Und doch waren sich alle sicher, dass mit Peter etwas nicht stimmte. Lars machte sich schon länger Sorgen um seinen besten Freund.

In dem Moment, als Lars sich die Träne, die langsam an seiner Nase vorbeirollte, von der Wange wischte, kam seine Mutter zur Tür rein.

„Lars, Tante Gabi hat gerade angerufen“, erklärte sie, „Tore und Milo… - ist alles in Ordnung?“

Lars reichte seiner Mutter das Handy und diese begann hastig zu lesen.

„Ach du meine Güte“, erschrak sie und gab Lars das Handy zurück.

„Muss Peter jetzt sterben?“, schluchzte Lars.

Frau Lehmann setzte sich zu ihrem Sohn und nahm ihn in den Arm.

„Nein, mein Junge“, tröstete sie Lars, „Peter wird nicht sterben. Du wirst sehen, es wird alles gut.“

„Aber diese Nachricht“, schluckte Lars, „er schreibt, dass er eine schwere Krankheit hat.“

„Das muss noch gar nichts heißen“, meinte Frau Lehmann, „du solltest einmal mit ihm reden und dir genau erklären lassen, was Peter hat.“

„Ich muss sofort zu ihm“, erklärte Lars.

Traurig stand er auf, tippte eine kurze Nachricht in sein Handy und steckte es anschließend in die Hosentasche.

„Kannst du mich zu Peter fahren?“, fragte Lars, „ich habe ihm geschrieben, dass ich sofort komme.“

„Aber klar, mein Junge“, nickte seine Mutter.

Lars wischte sich die letzten Tränen aus den Augen und schlüpfte in seine Turnschuhe.

„Du wirst sehen, es ist alles halb so wild“, sagte Frau Lehmann und drückte ihren Sohn fest an sich.

„Hoffentlich“, schnaufte Lars tief durch, „du hast vorhin etwas sagen wollen wegen Tore und Milo. Wann kommen sie denn? Ich denke, ich werde in den nächsten Tagen etwas Abwechslung brauchen können.“

„Da wirst du leider enttäuscht sein“, antwortete seine Mutter leise, „Tante Gabi hat sich ein Bein gebrochen und Tore und Milo müssen ihr jetzt viel abnehmen. Es wird leider nicht klappen, dass Tore und Milo in den Ferien kommen.“

„Was?“, schrie Lars, „das ist jetzt nicht dein Ernst.“

„Leider doch“, sagte Frau Lehmann, „aber du wirst jetzt auch viel Zeit für Peter brauchen. Glaube mir. Komm jetzt, wir fahren zu deinem Freund.“

Wütend darüber, dass seine Cousins Tore und Milo die Ferien nicht bei ihm verbringen, verließ Lars das Zimmer.

Bereits kurze Zeit später saßen Lars und Tante Thea im Wagen. Nach rund zwanzig Minuten Fahrt am Neckar entlang erreichten sie Bad Wimpfen. Schon von weitem konnten sie den berühmten blauen Turm erkennen. Hoch ragte die schmale Spitze des Turmes in den Himmel. An jeder Ecke waren kleinere Türmchen und es sah fast so aus, als würden sie an der Außenmauer kleben. Zwischen den Türmchen waren Fenster zu sehen, in denen Gardinen hingen. Lars wusste, dass hier tatsächlich noch eine echte Türmerin wohnte. Über den Dächern von Bad Wimpfen hatte sie im blauen Turm ihre Wohnung, in der sie ganz alleine wohnte. Oft hatte sich Lars vorgestellt, wie es wohl sein muss, ganz alleine in einem solch tollen Turm zu leben. Peter wohnte nicht weit vom blauen Turm entfernt. Schon mehrmals waren sie gemeinsam ganz oben und konnten die weite Aussicht über das Neckartal genießen. Vielleicht sollte er mit Peter ganz nach oben gehen, um mit ihm in aller Ruhe reden zu können.

Inzwischen hatte Tante Thea ihr Ziel erreicht.

„Du passt mir schön auf“, sagte sie zu Lars, „du wirst sehen, Peter wird es bald wieder besser gehen.“

Nachdenklich stieg Lars aus. Noch einmal blickte er zu seiner Mutter und winkte ihr leicht zu. Tante Thea winkte zurück und fuhr langsam davon.

Peter erwartete Lars bereits und freute sich, als er seinen Freund endlich begrüßen konnte. Er sah sehr traurig aus.

„Magst du mir alles erzählen?“, begrüßte Lars seinen besten Freund.

Peter nickte.

„Sind deine Eltern nicht zuhause?“, wollte Lars wissen.

„Sie sind noch einmal zu meinem Arzt gefahren“, erklärte Peter, „ein paar Unterlagen fehlen noch.“

„Sollen wir in dein Zimmer gehen?“, schlug Lars vor.

„Lieber nicht“, wehrte Peter ab, „lass uns irgendwo hingehen. Egal wo. Hauptsache raus.“

„Auf den blauen Turm?“, schlug Lars vor und zeigte in Richtung des Bauwerkes, „schaffst du das?“

„Ich denke schon, dass ich das schaffe“, nickte Peter nachdenklich, „zumindest kann ich es probieren.“

Peter schlüpfte in seine Schuhe und zog eine Jacke über. Hinter sich schloss er die Haustüre zu und schob sich den Schlüssel in eine der Hosentaschen. Anschließend marschierten die beiden Jungen wortlos zum blauen Turm, der wirklich nur wenige Meter entfernt war. Die offene Tür und ein Schild zeigten, dass der Turm noch geöffnet war. Peter ging voran. Langsam erklomm er Stufe für Stufe. Lars folgte ihm. Immer wieder blieb Peter stehen und holte Luft. Lars schlug vor, einen anderen Ort zum Reden aufzusuchen, aber Peter winkte ab und lief weiter. Die Jungen erreichten die Wohnung der Türmerin. In ihre Wohnungstür war eine kleine Öffnung mit einem Fenster eingebaut. Hier mussten Besucher den Eintritt für den Turm entrichten.

„Hallo Frau Behnert“, begrüßte Peter die nette Dame.

„Hallo ihr beiden“, grüßte die Frau zurück, „ihr könnt einfach durchgehen. Viel Spaß oben.“

Peter und Lars hatten Frau Behnert schon oft geholfen, damit sie die unzähligen Treppenstufen zu ihrer Wohnung nicht gehen musste. Seither hatten die beiden freien Eintritt – auf Lebenszeit – wie die Türmerin immer sagte.

Das letzte Stück fiel Peter richtig schwer. Lars musste seinen Freund immer wieder stützen. Die schwere Tür nach draußen öffnete Lars alleine. Die frische Luft tat Peter gut. Von hier oben konnten sie weit über die Dächer von Bad Wimpfen blicken. Peter lief links herum bis zum ersten der vier Türmchen. Dort setzte er sich auf ein Mauerstück. Lars stellte sich vor ihn und blickte ihn erwartungsvoll an.

„Alles klar?“, fragte er misstrauisch.

„Geht schon“, lächelte Peter gequält.

„Magst du erzählen?“, wollte Lars wissen.

„Gerne“, nickte Peter, „du weißt ja, dass ich immer wieder diese Schwächeanfälle habe. In letzter Zeit ist das immer schlimmer geworden. Meine Eltern sind mit mir zum Arzt gegangen. Er hat mich zwar untersucht, aber er hat nichts finden können, was wirklich die Ursache sein könnte. Alles Mögliche könnte das sein, hat er gemeint. Er hat uns geraten, weitere Untersuchungen zu machen und einen Spezialisten hinzuzuziehen. Also sind wir zu einem anderen Arzt. Es ist alles nicht wirklich einfach gewesen. Kannst du dir vorstellen, was ich durchgemacht habe in den letzten Tagen? Es ist die Hölle gewesen. Ich habe kaum eine Nacht geschlafen. Meine Eltern haben mich immer beruhigt und gemeint, dass alles wieder gut werden würde. Wir haben trotzdem alle viel geweint. Mir geht es in den letzten Tagen mal besser, mal schlechter. Tja, und heute Morgen ist dann doch das Ergebnis gekommen?“

„Und was ist das gewesen?“, fragte Lars neugierig.

„Das kann ich dir gar nicht wirklich sagen“, erklärte Peter, „ich habe es nicht richtig verstanden, also wie die Krankheit genau heißt, aber ich weiß genau, was…“

In diesem Moment begann Peter zu weinen. Lars versuchte ihn sofort zu trösten.

„Was weißt du genau?“, fragte Lars nach.

„…was passiert, wenn ich diese Operation nicht bekomme“, schluchzte Peter.

„Operation?“, wunderte sich Lars, „was für eine Operation?“

„Der Arzt hat gemeint, dass mir nur ein ganz bestimmter Eingriff helfen kann“, sagte Peter leise, „ich habe eine sehr seltene Krankheit und mit dieser Operation habe ich sogar ganz gute Chancen wieder ganz gesund zu werden. Aber ohne diese Operation…“

„Ja?“, wollte Lars schnell wissen und ahnte bereits, was Peter sagen würde.

„Ohne diese Operation werde ich einen sehr schweren Kampf haben“, wusste Peter, „und ob ich den gewinne, weiß niemand.“

Lars war geschockt. Kurze Zeit fehlten ihm die Worte. An Peters Gesicht konnte er erkennen, was das zu bedeuten hatte.

„Aber dann mach doch diese blöde Operation“, forderte Lars fast wütend, „was hindert dich daran?“

„Das ist sehr, sehr teuer und kann nur in Amerika durchgeführt werden. Aber so viel Geld haben meine Eltern nicht“, antwortete Peter leise.

„Wieso gibt es hier in Deutschland nicht eine Möglichkeit?“, wollte Lars wissen, dem inzwischen auch Tränen in den Augen standen.

„Nur in Amerika gibt es Spezialisten, die sich mit dieser blöden Krankheit auskennen“, schluchzte Peter.

Lars blieb für kurze Zeit die Sprache weg. In ihm herrschte ein schweres Gewitter an Gefühlen. Wenn es irgendwie möglich wäre, würde er seinem besten Freund auf der Stelle helfen. Aber dies schien in diesem Moment unmöglich und das machte Lars fast wahnsinnig.

„Aber wir können doch Spenden sammeln“, platzte es aus Lars heraus, „für alles Mögliche werden Spenden gesammelt. Wir kriegen das Geld zusammen. Ich frage meine Eltern, von mir aus gehe ich von Haustür zu Haustür. Das ist mir völlig egal. Peter, ich werde dir helfen.“

Mit den Tränen in den Augen sah Peters Lächeln sehr gequält aus.

„Wir werden einen Weg finden“, versicherte Lars, „ich lasse dich nicht im Stich. Du wirst diese Operation bekommen. Das verspreche ich dir. Ich werde alles tun, um dir zu helfen.“

„Du bist echt ein richtiger Freund“, lächelte Peter, „und ich verspreche dir, dass ich kämpfen werde. Ich darf mich jetzt nicht aufgeben, sagen meine Eltern. Niemals aufgeben, sagen sie.“

„Du wirst nicht aufgeben, Peter“, sagte Lars ernst.

„Lars?“, schluchzte Peter und sah seinen Freund verbittert an, „ich habe solche Angst.“

Lars legte seinem Freund die Hand auf dessen Schulter. In seinem Hals bildete sich ein riesiger Kloß, der Lars am Sprechen hinderte.

„Ich will nicht sterben“, weinte Peter verzweifelt.

„Das wirst du nicht“, versicherte Lars stotternd, „du wirst sehen, du schaffst das schon. Wir schaffen das.“

Lars konnte Peter nicht wirklich trösten. Im Moment war er mit der Situation selbst überfordert. Peter stand auf und lief langsam zurück zu der Türe, die in den Turm führte. Lars folgte ihm. Wortlos kletterten die beiden Jungen bis zu der Türmerin hinunter. Diese erwartete sie an ihrer Wohnungstür mit dem kleinen Thekenfenster.

„Alles klar bei euch beiden?“, fragte sie misstrauisch, „kann ich euch irgendwie helfen?“

„Nein, nein“, versuchte Lars so normal wie nur irgendwie möglich zu antworten, „alles in Ordnung. Peter geht es nicht gut. Er will nach Hause.“

„Kann ich wirklich nichts für euch tun?“, fragte Frau Behnert noch einmal.

„Nein, wirklich nicht“, versicherte Lars, „vielen Dank.“

Peter war inzwischen ein paar Meter weiter nach unten gestiegen. Lars sah ihm an, dass es ihm tatsächlich nicht sonderlich gut ging. Vorsichtig nahm Peter Stufe für Stufe und stütze sich an der Wand des Turmes ab.

„Soll ich dir helfen?“, fragte Lars und packte Peter vorsichtig am Arm.

„Geht schon, danke“, antwortete Peter.

Stufe für Stufe stiegen die beiden Jungen nach unten. Peter schien es schlechter zu gehen. Seine Schritte wurden immer langsamer. Ohne viele Worte stützte Lars seinen Freund ein wenig ab. Bis zum Ausgang waren noch einige Stufen zu bewältigen. Lars bereute in diesem Moment, dass er mit Peter auf den Turm gestiegen war. Aber Peter war sich sicher gewesen, dass er es schaffen würde. Lars hatte ihn extra gefragt. Jetzt wurde ihm dennoch klar, dass es keine gute Idee gewesen war. Auf jeder Zwischenebene machte Peter eine kurze Pause. Er setzte sich auf einen Stuhl, der in einer der Ecken stand. Lars kümmerte sich fürsorglich um seinen Freund.

„Wir haben noch nicht einmal etwas zu trinken dabei“, fiel Lars ein, „soll ich bei der Türmerin etwas Wasser holen?“

„Nein“, schüttelte Peter den Kopf, „ich muss nur ein wenig ausruhen. Das geht gleich wieder.“

„Ist wohl keine gute Idee gewesen, auf den Turm zu steigen“, ergänzte Lars.

„Vorhin ist es mir noch gut gegangen“, wusste Peter, „das ist bestimmt die Aufregung gewesen. Wir sind ja gleich unten.“

Ein paar Augenblicke später rappelte sich Peter wieder auf und die beiden Jungen bewältigten die nächsten Stufen bis zu der folgenden Zwischenebene. Auch dort stand ein Stuhl, auf dem sich Peter kurz ausruhte. Lars ließ Peter keine Sekunde aus den Augen. Doch plötzlich machte ihn ein Geräusch misstrauisch.

„Was ist das?“, wollte Lars wissen, „hörst du das? Irgendwo klopft es.“

„Keine Ahnung“, antwortete Peter kurz.

„Schaffst du es für einen Augenblick alleine? Dann schaue ich geschwind nach“, fragte Lars.