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In diesem zweiten Buch über Opa Gottfried (1922-2019) finden sich erneut 50 heitere Kurzgeschichten mit alltäglichen Anekdoten und Erinnerungen an das Leben eines Westerwälder Originals. Mundart-Kenntnisse erleichtern das Verständnis.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 58
Wenn Quarantäne wie ein Urlaub ist
Traditionelle Namen für Eingeweihte
Keine Angst vor Asbest
Zum Frühstück gibt es etwas Süßes
Zu alt für einen Kriegseinsatz
Ein Schnitzel aus dem Restaurant
Für eine Fortbildung aus der Ordnung
Butterweiche Weihnachtsplätzchen für die Katz
Urlaubsreise mit nervöser Blase
Von der Hyperinflation geprägt
Ein Bonusheft für alle Fälle
Haare aus grauer Vorzeit
Apfelmus mit Eiweiß-Beilage
Kein Platz für eine Schippe
Ein Hammer gegen die Industrialisierung
Süßes aus der Neuen Welt
Mit dem Drahtesel ins Büro
Selbstbestätigung in der Zeitung gefunden
Doppelgängerin ohne Sonderrechte
Die Jugend hat die Freck
Die Gabi aus Fernost
In Gefangenschaft ein paar Vokabeln gelernt
Glashäuser für reiche Schuster
Als der Weihnachtsbaum brannte
Für die plötzliche Pandemie gewappnet
Vergebliches Hoffen auf einen Lottogewinn
Ein Geschenk für jedes Alter
Eine praktisch neuwertige Lampe
Als Obst noch etwas Besonderes war
Ordnung ist das ganze Leben
Kein Interesse an Ausflügen in die Region
Wenn die Zeit immer schneller vergeht
Der lange Weg zum Einheimischen
Donnerschlag im Schlafzimmer
Mit dem Wasserweck die Pfanne geputzt
Auf dem Friedhof selbst Hand angelegt
Einmal quer über die Kuchentafel
Auf dem Juxplatz das große Los gezogen
Als Rentner noch ein Jungspund
Alte Tabletten aus der Nachbarschaft
Ein Kneipchen als Insektizid
Schulnoten für die Versorgungsehe
Schokoladenpudding zum Jubelfest
Wenn Symmetrie plötzlich zweitrangig ist
Bei nassem Frack hilft kein Computer
Staubiger Sekt zum Weihnachtsfest
Übers Einkaufen nicht viele Worte verloren
Kartoffeln ohne Zucker
Rustikaler Charme aus dem Westerwald
Ohne Schweiß kein Preis
Noch ein Buch über den Opa? Der ist doch schon 2019 gestorben. Da kann es doch eigentlich gar nichts Neues mehr geben!
Wahrscheinlich denken viele Menschen etwas Ähnliches, wenn sie diese Zeilen lesen. Tatsächlich habe ich selbst lange Zeit ebenfalls geglaubt, mit dem ersten Buch "Wäller Weisheiten" sei alles erzählt. Im Laufe des vergangenen Jahres tauchten dann bei unterschiedlichen Gelegenheiten aber immer wieder Erinnerungen an bislang unerwähnte Begebenheiten auf. An Feiertagen sprachen wir in der Familie darüber, wie es früher mit den Großeltern so war. In der Corona-Pandemie stellten wir uns häufiger vor, was Opa nun wohl sagen würde, und beim Blättern in alten Fotoalben fiel mir dann noch die eine oder andere Anekdote ein, an die ich viele Jahre nicht gedacht hatte. Über mehrere Monate entstanden schließlich so viele neue Geschichten, dass es letztlich zu diesem zweiten Buch gekommen ist. Leser meines ersten Buchs mögen an der ein oder anderen Stelle zwar einen Spruch wiederfinden, der ihnen bereits bekannt vorkommt. Das ließ sich nicht vermeiden, da Opa auf unterschiedliche Lebenslagen mit ähnlichen Ratschlägen und Weisheiten reagierte. Ich kann Ihnen aber dennoch versichern, dass alle Geschichten in diesem Buch erst 2020 entstanden sind. Abschließend noch eine Anmerkung für eher zartbesaitete Leser: Die Anekdoten und Sprüche in diesem Buch wirken teilweise vermutlich etwas rüde. Es war mir jedoch ein Anliegen, dass sie authentisch sind. Opa war - wie viele Westerwälder seiner Generation - mitunter direkt und etwas mürrisch. Wer ihn besser kannte, wusste aber, dass dies nicht böse gemeint war. Ein Wäller sagt eben, was er denkt! Net mieh un net winnischer!
Die Ausbreitung des Coronavirus veränderte im Frühjahr 2020 im Eiltempo das Leben. Zu der Angst, man könnte sich selbst irgendwo angesteckt haben und womöglich geliebte Mitmenschen infizieren, kamen die massiven Einschnitte ins Privatleben durch die vielen Vorsichtsmaßnahmen. Keine Reisen und Ausflüge mehr, keine Treffen mit Freunden und fast alle Geschäfte zu - man sollte einfach zu Hause bleiben und darauf warten, dass sich die Situation entspannt.
Bei nahezu jeder neuen Nachricht zu dem Thema musste ich daran denken, wie mein inzwischen verstorbener Opa wohl darauf reagiert hätte. Vermutlich hätte er die Situation relativ gelassen gesehen, obwohl er im fortgeschrittenen Alter ja selbst zur Risikogruppe gehörte. Opa machte sich nie besonders viel aus Urlaub und Reisen. Auch große Feste und Feierlichkeiten waren für ihn meist nur ein notwendiges Übel. "Doh wird iwisch nur iwwer Krankhaade geschwätzt", ärgerte er sich regelmäßig - und das wäre in Corona-Zeiten bestimmt nicht besser geworden. Wenn andere Menschen unerwarteten Stress auf Urlaubsreisen erlebten, durften sie jedenfalls nicht auf Opas Mitleid hoffen. "Isch kann se net douern", sagte er dann stets. "Wärrn se mem Arsch dahaam gebliwwe, brehschten se jetzt net ze jounern." Für Opa selbst galt ohnehin: "Isch senn om liebste dahaam." Nach einem Arbeitstag in seinem "Goarde" setzte er sich bei schönem Wetter noch eine Weile unter seinen "Quetschebahm in de Schatte" und sagte dann zufrieden: "Dot es fier misch schiener wie jeder Urlaub!"
In meiner Kindheit war es in meinem Heimatort Untershausen noch üblich, Familien mit einem Sippennamen anzusprechen. Mein Opa etwa war im Dorf unter dem Namen "Trains Gottfried" bekannt. Als sein Enkel wurde ich in den 80er-Jahren mitunter gefragt: "Von wem bes dau dah?" Und die korrekte Antwort lautete dann: "Von Trains!" Opa selbst erklärte mir mal, der Ursprung dieser Bezeichnung sei der Vorname seiner Mutter, die Katharina hieß und offenbar Train gerufen wurde. Mir selbst ist meine Urgroßmutter allerdings auch unter dem Namen "Trains Kat" bekannt, was auf einen älteren Ursprung der Sippenbezeichnung schließen lässt.
Ähnlich rätselhaft verhält es sich mit einigen Gemarkungsbezeichnungen. Wenn Opa beispielsweise von einem Stück Land im "Prester Nischel" sprach, setzte er wie selbstverständlich voraus, dass ich dieses Gebiet kenne. Ich hatte jedoch allenfalls eine grobe Ahnung, wo das sein könnte. Wenige Jahre vor seinem Tod erschien es Opa an der Zeit, dieses Defizit zu beheben. Wenn irgendwann der Erbfall eintrete, sollten seine Nachkommen schließlich wissen, wo er noch Grundstücke besitze, erklärte er mir. "Mir misste emohl zesamme off en Sonndaach in die Heck giehn speckeliere, damet ihr wosst, wu eisch noch Stegger hon", sagte er zu mir. Umgesetzt haben wir diesen Plan leider nie, sodass wir uns letztlich doch auf die Grundbücher beim Katasteramt verlassen mussten.
Der Immobilienmarkt im Westerwald boomt. Seit es auf Sparguthaben kaum noch Zinsen gibt, investieren viele Menschen ihr Geld lieber in Neubauten oder die Sanierung ihres Eigenheims. Auch das fast 50 Jahre alte Haus meines Opas hat mein jüngerer Bruder vor einiger Zeit auf Vordermann bringen lassen – und das war auch dringend notwendig. Schließlich hat sich seit Anfang der 70er-Jahre vor allem energetisch viel getan. In Opas Wohnung standen beispielsweise noch alte Nachtspeicheröfen, die damals offenbar besonders günstig waren. Inzwischen ist man schockiert, wie viel Stromenergie im Inneren der Heizkörper sinnlos verpufft.