Nordfriesland - unser Ankerplatz - Claudia Kerpa - E-Book

Nordfriesland - unser Ankerplatz E-Book

Claudia Kerpa

0,0

Beschreibung

Als Urlaubsland ist Nordfriesland vielen geläufig und besonders beliebt sind die Inseln und Halligen. Diese einmalige Landschaft, die unbändige Weite, die Nordsee und die Kraft der Gezeiten ziehen viele in ihren Bann. Nordfriesland hat noch so viel mehr zu bieten, denn auch das Festland steckt voller Überraschungen. Was wir an Nordfriesland lieben gelernt haben ist, einfach an den Deich zu gehen und kleine Auszeiten vom Alltag zu genießen. Der Deich ist nicht nur einfach grün und von Schafen beweidet, sondern sehr vielfältig. Selbst der Blick auf die Nordsee verändert sich ständig und bietet neue und spannende Blickwinkel, die zu jeder Tages- und Jahreszeit variieren. Manchmal sogar minütlich. Da wir Gegenden gerne zu Fuß erkunden, haben wir in Nordfriesland etliche Deichkilometer abgelaufen. Deshalb nehmen wir euch in diesem Buch ganz bewusst mit auf eine Reise am Deich entlang, und zwar von der Eider im Süden bis zur deutsch-dänischen Grenze im Norden. Freut euch auf schöne Landschaften, schnuckelige, kleine Dörfer und Städte mit spannenden Geschichten über eine Region, die wie keine zweite so vom Meer geprägt ist. Das Buch ist nicht nur eine Liebeserklärung an unsere neue Heimat, sondern soll auch inspirieren, Nordfriesland mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 79

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

In Nordfriesland haben wir unseren Ankerplatz gefunden

Nordfriesland kurz im Überblick

Die Halbinsel Eiderstedt

Die kleine Hafenstadt Tönning

St. Peter-Ording: Ein Seebad mit vier Gesichtern

Der Tümlauer Koog

Westerhever – ein Ort mit Magie

Uelvesbüll – ein Dorf mit Wehlen

Simonsberg – irgendwo im Nirgendwo

Friedrichstadt – Die Holländerstadt

Husum – Die graue Stadt am Meer

Schobüll – ein Ort voller Überraschungen

Nordstrand – Das grüne Herz im Wattenmeer

Das Naturschutzgebiet Beltringharder Koog

Die Badestelle Lüttmoorsiel

Der Sönke-Nissen-Koog

Die Hamburger Hallig

Das Herzstück von Nordfriesland

Zwischen Ockholm und Schlüttsiel

Der Fährhafen von Schlüttsiel

Der Hauke-Haien-Koog

Langenhorn: Ein Dorf, das zur Heimat wurde

Bargum: Landidylle zwischen Geest und Marsch

Dagebüll-Hafen – das Tor zu den nordfriesischen Inseln

Einfach nur Nordfriesland und sonst nichts

Die Badestelle Südwesthörn

Der Rickelsbüller Koog

Süderlügumer Binnendüne

Das Kreativ-Duo hinter MeerART

MeerART för to Huus // Das Atelier

In Nordfriesland haben wir unseren Ankerplatz gefunden

Als Nordlichter lieben wir das Meer und sind glücklich im Land zwischen den Meeren leben und arbeiten zu dürfen. Dennoch sehnten wir uns lange nach einem Ort, der uns inspiriert und an dem wir uns kreativ entfalten können. In Nordfriesland haben wir diesen Platz gefunden. Deshalb haben wir uns auf dieses Buchprojekt schon sehr gefreut, denn es ist nicht nur unser drittes gemeinsames Werk, sondern wir möchten unsere Heimat vorstellen, die uns so in den Bann gezogen hat.

Als Urlaubsland ist Nordfriesland vielen geläufig und besonders die Inseln und Halligen sind sehr beliebt. Diese einmalige Landschaft, die unbändige Weite, die Nordsee und die Kraft der Gezeiten ziehen viele in ihren Bann. Nordfriesland hat noch so viel mehr zu bieten, denn auch das Festland steckt voller Überraschungen.

Vor vielen Jahren habe ich mal den Spruch gebracht, dass die Ostsee unser Herz im Sturm erobert hat und die Nordsee unsere Seele. Daran hat sich bis heute nichts geändert, denn das, was wir hier fühlen und erleben dürfen, ist manchmal kaum in Worte zu fassen. Wir sind nicht nur begeistert von den Lichtstimmungen, der unendlichen Weite, dem Wind und den Wellen, sondern auch von der Artenvielfalt, ob im Wattenmeer oder in den Salzwiesen. Wir lieben den Wechsel der Gezeiten, das Raue und Ruhige, das Wilde und die Stille. Uns berührt, dass hier noch die Natur den Ton angibt und nicht der Mensch.

Wir lieben es, einfach über den Deich zu hüpfen und in eine andere Welt einzutauchen. Selbst wenn wir täglich den gleichen Weg am Deich nehmen würden, wären das Licht und der Horizont immer anders. Deshalb nehmen wir euch in diesem Buch ganz bewusst mit auf eine Reise am Deich entlang, und zwar von der Eider im Süden bis zur deutsch-dänischen Grenze im Norden. Freut euch auf schnuckelige, kleine Dörfer und Städte mit spannenden Geschichten über eine Region, die wie keine zweite so vom Meer geprägt ist.

Nordfriesland kurz im Überblick

Nordfriesland ist der nördlichste Kreis auf der Deutschlandkarte und befindet sich dank der Nordsee im ständigen Wandel. Besiedelt wurde die Region durch zwei Einwanderungsschübe, und zwar um 800 und 1100 herum. Die friesischen Siedler waren damals schon sehr eigen und selbstbewusst, weshalb sie sich in Abgrenzung gegenüber den anderen Frieslanden direkt als Nordfriesen bezeichneten. Schon die meisten Ortsschilder lassen erahnen, dass hier nicht nur eine Sprache gesprochen wird, sondern neben Hochdeutsch auch Plattdeutsch und Friesisch. Letzteres unterscheidet sich auf den Inseln ebenfalls und in der Grenzregion kommen noch zahlreiche Dialekte hinzu. So verwundert es auch nicht, dass selbst bei Wikipedia für Nordfriesland bereits mehrere Bezeichnungen eingetragen sind (plattdeutsch Noord-freesland; dänisch Nordfrisland; nordfriesisch Nordfraschlönj, Nordfriislon, Nuurdfriisklun).

Nordfriesland besteht aus den Inseln und Halligen sowie dem Küstenstreifen zwischen Eider und deutsch-dänischer Grenze. Aus historischer Sicht umfasst die Region die Uthlande, angrenzende Teile der Goesharden und der Karrharde. Auch die vom übrigen Nordfriesland weit entfernte Insel Helgoland soll zur Region Nordfriesland zählen.

Die Küstenlinie befindet sich in stetiger Bewegung und auch der jetzige Zustand ist nur ein Zwischenstand. Viel zu oft schon zerstörte die Nordsee Land und verwandelte es in Watt. Dies geschah mit katastrophalen Folgen für die Bewohner, weshalb Menschen schon damals versuchten ihr Land zu schützen. Seit dem 14. Jahrhundert wird gezielt Landgewinnung betrieben, die sich stets weiter entwickelte. Heute sollen sogenannte Klimadeiche die Küstenregion schützen. Und trotz aller Landgewinnung unterliegt die nordfriesische Küste einer Transgression die aussagt, dass tendenziell immer mehr Küstenland ans Meer verloren geht. Wie stark die Region von der Nordsee geprägt ist, zeigt auch ein Blick in alte Karten. Ursprünglich waren die nordfriesischen Inseln und Halligen alle Teil des Festlands. Pellworm und Nordstrand sind die Reste der alten Insel Strand, die während zweier Sturmfluten 1325 und 1634 erst teilweise zerstört und dann in zwei Teile gerissen wurde. Sowohl Eiderstedt als auch Dagebüll und Klanxbüll waren bis in die frühe Neuzeit hinein Inseln und Halligen, die erst durch menschliche Einwirkungen zu Festland wurden. Derzeit besteht die Festlandküste aus rund 171 Kögen. Daher könnte der friesische Wahlspruch das Zusammenspiel von Mensch und Nordsee nicht passender beschreiben: „Gott schuf das Meer. Der Friese die Küste.“

Die Halbinsel Eiderstedt

Wir beginnen unsere Entdeckungsreise im Süden von Nordfriesland, und zwar auf der Halbinsel Eiderstedt. Aus heutiger Sicht mag man kaum noch glauben, dass Eiderstedt ursprünglich aus zwei Inseln und einer Halbinsel bestand. Die nun circa 30 Kilometer lange und 15 Kilometer breite Halbinsel entstand etwa ab 1200 durch Landgewinnung. Dies geschah durch Eindeichungen (Koog) und Zusammendeichungen der zwei Inseln und einer Halbinsel, und zwar Utholm (um Tating), Westerheversand und Everschop-Eiderstedt (um Tönning und Garding).

Aufgrund der ständigen Bedrohung durch das Meer bildete sich auf Eiderstedt schon früh eine besondere Form der Selbstverwaltung. Die Bedeichung des Landes konnte nämlich nur in übergreifender Zusammenarbeit gewährleistet werden. Über die Jahrhunderte veränderte sich die Landschaft und auch die Kultur.

Bei uns im Norden lassen sich nämlich nicht nur zahlreiche Spuren der Wikinger nachweisen, sondern vor allem auch die der Niederländer. Mit dem Leben am Wasser und der Landgewinnung kennen sich die Niederländer bestens aus. Kein Wunder also, dass man schon damals versuchte, viel von ihnen zu lernen beziehungsweise sie auch zur Hilfe holte. Unser Landschaftsbild ist sowohl von Deichen und Wassergräben geprägt, als auch von Holländerwindmühlen und insbesondere auf Eiderstedt von den ebenfalls aus den Niederlanden stammenden Bauernhäusern (Haubarge). In zahlreichen Seefahrer- und Bauernhäusern ist man noch heute stolz auf die typischen Delfter Wandfliesen. Darüber hinaus brachten die Niederländer auch einen Umschwung in der Landwirtschaft. Statt der früher üblichen Ochsenmast dominierten Milchwirtschaft und Käseproduktion.

Heute ist die Halbinsel Eiderstedt hauptsächlich vom Tourismus geprägt. Zu den beliebtesten und wohl bekanntesten Orten gehören St. Peter-Ording mit seinem kilometerlangen Sandstrand und Westerhever mit seinem Leuchtturm. Der Strand von St. Peter-Ording ist an der Festlandküste einzigartig. Strände gibt es nämlich sonst nur auf den nordfriesischen Inseln.

Was macht Haubarge so besonders?

Auf den ersten Blick wohl erstmal die imposante Größe. Allein die Dachfläche eines Haubargs beträgt nicht selten um die 1.000 m2. Meistens sind oder waren die Dächer mit Reet gedeckt. Haubarge haben einen rechteckigen bzw. beim vierständrigen Haubarg einen quadratischen Grundriss. Dabei handelt es sich um Ständerbauten, bei denen das Haus hauptsächlich von vier, sechs, acht (in seltenen, nicht mehr erhaltenen Fällen) oder zehn Ständern getragen wird. Die Ständer sind mit Längs- und Querbalken (Pfetten) verbunden. Diese Bauweise macht Haubarge besonders widerstandsfähig gegen Naturgewalten. Insbesondere Stürme und Sturmfluten konnten den Häusern nur selten etwas anhaben. Selbst wenn eine Sturmflut die Mauern eindrückte, hielten die Ständer noch das Dach. So blieb die Grundstruktur des Hauses unbeschädigt. Des Weiteren erleichterte diese Bauweise auch die Erneuerung des Mauerwerks, denn dies begann nach etwa 100 Jahren auszusalzen und musste ersetzt werden.

Das Wort „Haubarg“ kommt von „Heu bergen“. Damals war es keine Seltenheit, dass Mensch und Tier unter einem Dach lebten. Darum wurde auch viel Platz benötigt, um Heu und Korn einzulagern. Beides wurde in der Mitte des Haubargs hochgestapelt. Um diese herum befand sich die Tenne (Lohdiele), auf der im Winter das Korn gedroschen wurde. Hinzu kamen die Stallungen für Pferde (Peerboos), Rinder (Boos) und das Kleinvieh. Außerdem gab es einen Wohnteil mit den Wohnräumen (Döns), Schlafverschlägen (Alkoven) und natürlich dem Pesel (die sogenannte „goode Stuuv“). Diese wurde, wie das früher so üblich war, nur zu besonderen Anlässen genutzt. Der Großbauer hatte mit seiner Familie sein Schlafgemach in Wandbetten (Alkoven) nahe dem „Pesel“, der sogar beheizbar war, während das Hofgesinde nur durch das Vieh und das gelagerte Stroh und Heu in ihren Verschlägen gewärmt wurde.

Bekannte Haubarge auf Eiderstedt

Der Rote Haubarg mit seinen 99 Fenstern in der Nähe von Witzwort ist wohl der bekannteste. Er heißt zwar roter Haubarg, ist in Wahrheit aber weiß. Neben einer Gastronomie in den historischen Räumen beinhaltet er ein Museum, das einen Einblick in die Lebens- und Arbeitswelt der ehemaligen Bewohner gibt. Der Tofthof in Westerhever ist einer der wenigen Haubarge, die bis 2005 noch landwirtschaftlich genutzt wurden. In dem Haubarg Die Riep bei Oldenswort wurde der Soziologe Ferdinand Tönnies geboren. Ein weiterer gut erhaltener und der Öffentlichkeit zugänglicher Haubarg ist der Mars-Skipper-Hof in Kotzenbüll.

Außerhalb von Eiderstedt

Im Freilichtmuseum Molfsee bei Kiel befindet sich ein wiederaufgebauter Haubarg aus Witzwort. Einer der ältesten Haubarge (Gården Rothelau) aus der Nähe Tönnings wurde 1956 vom Dänischen Nationalmuseum erworben und ist seit 1960 im Freilichtmuseum im dänischen Lyngby zu besichtigen.

Roter Haubarg

Haubarg auf Eiderstedt

Haubarg Marienhof auf Eiderstedt

Die kleine Hafenstadt Tönning