Obstgehölzschnitt - Martin Stangl - E-Book

Obstgehölzschnitt E-Book

Martin Stangl

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Beschreibung

Alle wichtigen Informationen zu Werkzeug, den Grundregeln des Baumschnitts und zu den verschiedenen Triebformen. Für jede Obstart, auch für Spalierobst: der richtige Schnitt – in allen Phasen, Schritt für Schritt. Vom Pflanzschnitt über den Aufbau- und Erziehungsschnitt bis zum Instandhaltungsschnitt.

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Seitenzahl: 132

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Impressum

© 2019 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Film, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeglicher Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Lektorat: Rita Meixner

Umschlagkonzeption und -gestaltung: BLV-Verlag

Fachliche Bearbeitung: Hubert Siegler

Herstellung: Angelika Tröger

Layout/DTP: Uhl + Massopust GmbH, Aalen

ISBN 978-3-8354-6230-4

2. Auflage 2019

Bildnachweis: Umschlagfoto: Dorothea Baumjohann

Syndication: www.seasons.agency

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Hinweis

Das vorliegende ebook wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im ebook vorgestellten Informationen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Rund um den Obstbaumschnitt

Warum schneiden wir Obstbäume?

Kann man Obstbäume nicht wachsen lassen, so wie andere Gehölze in der freien Natur? Sicher, man kann. Bäume, die nicht geschnitten werden, tragen meist sogar früher, manchmal schon im Jahr nach der Pflanzung.

Doch die Kehrseite der Medaille macht sich rasch bemerkbar: Solche Bäume erschöpfen sich bald unter der Last der Früchte, die Zweige hängen nach unten, der Neutrieb bleibt schwach, es entsteht eine zu dichte Krone, Blätter und Früchte werden stark von Pilzkrankheiten befallen.

∎ Aus dem Buch allein und theoretisch lässt sich der Obstbaumschnitt nicht erlernen. Praktische Kurse gehören dazu.

Durch richtigen Schnitt von der Pflanzung an bleibt der Baum dagegen zeitlebens licht. In einer gut aufgebauten Krone entwickelt sich das Fruchtholz entlang des Stammes und der Äste bis unten hin und nicht nur weit oben wie bei einem ungeschnittenen Obstbaum. Nicht geschnittene Bäume tragen meist recht unregelmäßig. In dem einen Jahr gibt es eine Massenernte, man weiß nicht mehr, wohin mit dem vielen Obst, in dem darauf folgenden Jahr ernten wir vielfach überhaupt nichts.

Hinzu kommt, dass in nicht geschnittenen Bäumen die Früchte klein bleiben; sie bekommen wegen des Schattens wenig Farbe, schmecken säuerlich und sind ärmer an Fruchtzucker, Vitaminen, sortentypischen Aromen und anderen wertvollen Inhaltstoffen als solche, die sich in vollem Sonnenlicht entwickeln konnten.

Bäume ohne Schnitt wachsen vielfach zu sehr in die Höhe. Alle Pflegemaßnahmen werden dadurch erschwert, vor allem die Ernte. Wir brauchen dazu eine hohe Leiter, die Arbeit wird gefährlich. Sollte eine Pflanzenschutzmaßnahme nötig werden, so ist diese bei einer hohen Krone im Haus- und Kleingarten kaum durchführbar, zumal solch ein Baum auch meist so dicht ist, dass Blätter und Früchte nicht gleichmäßig benetzt werden können.

Bessere Qualität

Und damit kommen wir zu einem wichtigen Punkt, der ebenfalls für den Obstbaumschnitt spricht. Richtig geschnittene Bäume bleiben sichtbar gesünder als unbehandelte, oder anders gesagt: Zu dichte Baumkronen mit einer folglich längeren Blattnässedauer werden stärker von Pilzkrankheiten befallen als licht gehaltene. Da können Minuten entscheidend sein!

Der Grund ist folgender: Die Blätter bleiben nach Regenfällen länger feucht, und nachdem die mikroskopisch kleinen Pilzsporen (ähnlich wie die Waldpilze) zu ihrer Entwicklung Wärme und Feuchtigkeit benötigen, kommt es in dichten Kronen zu verstärktem Befall durch Pilzkrankheiten (Schorf u. a.). Obstbaumschnitt fördert also die Fruchtqualität und gesundes Blattwerk, er ist vorbeugender Pflanzenschutz. Neben Sortenwahl, ausreichenden Pflanzabständen und einigen Pflegearbeiten trägt der richtige Schnitt entscheidend dazu bei, dass unsere Obstbäume auch ohne bzw. mit nur wenigen Spritzungen weitgehend gesund bleiben.

Kein Wundermittel

Trotz all der genannten Vorzüge wäre es aber falsch, Wunder zu erwarten. Wir müssen den Schnitt als eine zwar sehr wichtige Arbeit im Obstgarten sehen, aber als eine unter anderen. Pflanzen wir z. B. eine sehr schorfempfindliche Sorte, so wird auch ein gekonnter Schnitt nicht ganz verhindern, dass Blätter und Früchte Schorfflecken bekommen.

∎ Ohne Pflanzschnitt trägt der Baum zu früh, die Entwicklung eines kräftigen Kronengerüstes unterbleibt.Rechts: Junge Baumkrone nach richtigem Pflanzschnitt.

∎ Ein vorbildlich aufgebauter Apfel-Buschbaum, mit wenigen Leit- und Seitenästen, an denen sich das gut belichtete Fruchtholz befindet; es reicht bis unten an den Stamm hin.

TIPP Besuchen Sie im Winter einen praktischen Kurs über Obstbaumschnitt! Sie werden dann die folgenden Seiten noch besser verstehen und sicherer werden im Umgang mit Obstbäumen. Solche Kurse werden von Volkshochschulen, Obst- und Gartenbauvereinen sowie Siedlerund Kleingärtnervereinen angeboten.

Das Gleiche gilt, wenn Obstbäume zu eng gepflanzt werden. Sie suchen dann nach Licht, wachsen trotz Schnitt in die Höhe und werden häufiger unter Pilzkrankheiten zu leiden haben.

∎ In zu dichten Kronen bleiben Blätter und Früchte nach Regen lange feucht; es kommt zu starkem Schorfbefall.

Auch der Ertrag wird durch den Schnitt nicht erhöht, wie manchmal angenommen wird. Das Gegenteil trifft zu. Was allerdings die Fruchtqualität betrifft – und auf diese kommt es uns ja schließlich in erster Linie an –, so wird diese ganz entscheidend verbessert.

Die Vermutung, zu eng gepflanzte, stark wachsende Bäume durch Einkürzen von Ästen und Trieben zu bremsen, führt zu einem stärkeren Neuaustrieb. Rückschnitt ist hier der falsche Weg. Eine dauerhafte Lösung gibt es oft nur, wenn jeder Zweite der zu eng geflanzten Bäume gerodet und die Kronen der verbleibenden kräftig auslichtet werden. Selbst in diesem Fall ist es nicht einfach, das Ziel jeder Schnittmaßnahme, den ruhigen Baum mit ausgewogenem Verhältnis zwischen Neuzuwachs und Blütenansatz zu erreichen. Dies erfordert grundlegende Kenntnisse über die Wirkung der verschiedenen Schnittmaßnahmen im Winter oder Sommer sowie die Beobachtung der Bäume und der von Unterlage und Sorte spezifischen Reaktion auf jeden Schnitteingriff.

∎ ‘Mantet’-früchte, alle vom gleichen Baum! Die grünen Äpfel stammen aus dem Kroneninneren.

Die Wuchskraft und damit der Platzbedarf des Baumes hängt von den Unterlagen am stärksten ab. Auf schwachwachsenden »Wurzeln« wie M9 kann unter »Hausgartenbedingungen« in 2–3 m Abstand gepflanzt werden (bei intensivem Schnitt auch geringer). Dieselbe Sorte auf mittelstarken Unterlagen wie M4, M7, MM106 benötigt bei Spindelerziehung etwa 4 m. Für stärkere Unterlagen (A2, M25, Sämling) als Halb- und Hochstamm beträgt der Pflanzabstand 8–10 m.

∎ Goldgelb leuchten die Früchte der ‘Ananasrenette’ in der Herbstsonne. Solche Qualität bekommen wir nur von licht gehaltenen Bäumen.

Zudem muss man die Wuchskraft von Standort, Obstart und Sorte berücksichtigen. Apfel und Süßkirschen wachsen stark, rundkronig. Birne und Zwetschge: stark, jedoch schmalkroniger. Sauerkirsche: schwach, rundlich.

Bei Apfel sind ‘Boskoop’, ‘Brettacher’, ‘Jonagold’, ‘Jakob Fischer’ sehr starkwüchsig; stark sind ‘Florina’, ‘Santana’, ‘Zabergäu’, ‘Rambour’-Sorten. Mittel: ‘Rebella’, ‘Topaz’, ‘Ontario’, ‘Goldparmäne’. Schwächer: ‘Resi’, ‘Pilot’, ‘Pinova’, ‘Idared’, ‘Ariwa’.

Gesetzmäßigkeiten für den Obstbaumschnitt

Obwohl sich jeder Obstbaum anders entwickelt, also einmalig ist, gibt es doch Gesetzmäßigkeiten, die für alle Obstarten und Baumformen zutreffen. Wir sollten sie kennen, bevor wir mit der Arbeit beginnen, denn der Schnitt ist nur dann richtig, wenn er diesen Wachstumsgesetzen nicht zuwiderläuft. Bekannt ist das Streben jeder Pflanze nach Licht. Triebe, die zu wenig Licht bekommen, verkümmern einschließlich der daran befindlichen Blätter und Früchte.

Spitzenförderung

Immer treibt diejenige Knospe am stärksten und steilsten aus, die sich an der höchsten Stelle eines Triebes befindet. Die Neutriebbildung ist deshalb im oberen Teil eines aufrecht stehenden Triebes am stärksten. Tiefer stehende Triebe, besonders im unteren Teil der Krone, bekommen weniger Licht und Nährstoffe; sie verkümmern allmählich und bringen Früchte von minderer Qualität.

Oberseitenförderung

Bei einem waagrechten Trieb sind die Knospen auf dessen Oberseite begünstigt. Auf der ganzen Länge des Triebes bilden sich nach oben gerichtete schwache, kurze Triebe, die oft bald zu Fruchtholz werden und Blütenknospen ansetzen.

Diese Gesetzmäßigkeit nützen wir aus und binden in jungen Kronen die zum Kronenaufbau nicht benötigten Triebe waagrecht, sofern sie genügend Platz haben. So gibt es rasch die ersten Früchte. An der Spitze, also aus der Endoder Terminalknospe, wächst ein in waagrechter Stellung befindlicher Trieb dagegen nur geringfügig weiter.

Scheitelpunktförderung

Unter der Last eines reichen Fruchtbehangs biegen sich die Triebe oder Äste meist stark nach unten. Am höchsten Punkt des Astes, also an dessen Scheitel, bilden sich dann in der Folge Jungtriebe, sogenannte Reiter oder Ständertriebe. Der stärkste dieser Triebe, der sich oben auf dem Zweigbogen entwickelt, hemmt die anderen Zweige in ihrer Entwicklung und kann zur Verjüngung des Fruchtastes verwendet werden. Das heißt, wir setzen den abgetragenen Ast auf diesen oder eventuell einen der nebenstehenden Ständertriebe ab.

∎ Weitgehend senkrechte Triebe neigen zu Triebbildung (Spitzenförderung), waagrechte zur Fruchtbarkeit (Oberseitenförderung).

Reaktion des Baumes auf den Schnitt

Durch einen starken Rückschnitt von Trieben und Ästen bleibt nur eine verhältnismäßig geringe Zahl von Knospen übrig; es entstehen dann wenige, aber kräftige neue Triebe. Diese Gesetzmäßigkeit machen wir uns beim Pflanzschnitt sowie beim Verjüngen älterer Obstbäume zunutze.

∎ Links: Jungbaum vor dem Pflanzschnitt. Mitte: Schwacher Rückschnitt hat schwachen Austrieb zur Folge. Rechts: ein kräftiger Rückschnitt führt zu wenigen, dafür stärkeren Neutrieben. Wir bekommen dadurch von Anfang an ein Kronengerüst mit stabilen Ästen.

Auf einen schwachen Rückschnitt reagiert der Baum dagegen mit vielen, dafür aber verhältnismäßig schwachen neuen Trieben.

Mit anderen Worten: Schwacher Rückschnitt fördert eher die Bildung von Fruchtholz und reduziert die Entwicklung starker Holztriebe.

Eine Umkehrung dieser Gesetzmäßigkeit tritt ein, wenn wir einen Teil der Krone stark, den anderen Teil dagegen schwach also ungleich zurückschneiden. In diesem Fall überwiegt die Spitzenförderung: Die Triebe des schwach zurückgeschnittenen Kronenteils werden – da höher stehend – im Wuchs gefördert. Die stärker zurückgenommenen Kronenteile bleiben in diesem Fall unterdrückt: sie treiben schwach aus.

Die Schnittgesetze in der Praxis

Welche Bedeutung diese Gesetzmäßigkeiten für die praktische Arbeit haben, davon mehr in den folgenden Abschnitten.

Hier nur so viel: Beim Aufbau einer jungen Baumkrone schneiden wir nur die Stammverlängerung sowie die Verlängerungen von Leitund Seitenästen zurück. Alle übrigen Triebe werden entweder an der Ansatzstelle ganz entfernt oder unbehandelt belassen. Durch den Rückschnitt der oben genannten Triebe wird die Neutriebbildung angeregt. Somit erreichen wir eine kräftige Fortsetzung der Stammverlängerung, der Leit- und Seitenäste sowie einen schwächeren Austrieb (Fruchtholz) der übrigen Knospen.

Reaktion auf Rückschnitt

1 Durch das Einkürzen des Mitteltriebs wird die Verzweigung der Seitentriebe angeregt, dadurch wird die Krone dichter, der Baum wächst jedoch zunächst unruhiger.

2 Ein Verzicht auf den Rückschnitt des Mitteltriebes kann das Wachstum bei sich stark verzweigenden Sorten vorübergehend beruhigen.

Durch den ab der Pflanzung beginnenden Rückschnitt entsteht ein kräftiges Kronengerüst, das in der Lage ist, später einmal den Fruchtbehang zu tragen. Außerdem wird erreicht, dass der Baum nicht zu sehr in die Höhe, sondern auch in die Breite wächst.

Die verschiedenen Ast- und Triebformen

Damit die Fachausdrücke auf den folgenden Seiten verständlich sind, sollen sie hier kurz erklärt werden. Auch ist es wichtig, den Unterschied zwischen Fruchtholz und Holztrieben zu kennen, da sonst beim Schnitt allzu leicht das Falsche entfernt wird und wir vergeblich auf eine Ernte warten.

Der junge Obstbaum, so wie wir ihn in der Baumschule kaufen, besteht aus einem Stamm und mehreren Trieben. Die Stammhöhe (siehe >) wird bereits in der Baumschule festgelegt, wir können wählen zwischen Hochstamm, Halbstamm, Busch oder Spindel. Nach der Pflanzung im Garten beginnt der zweckmäßige Aufbau der jungen Krone, wobei wir bei fast allen Obstarten und Baumformen die pyramidale Rundkrone bevorzugen. Sie ist naturgemäß und sieht hübscher aus als etwa eine Hohlkrone.

∎ Verschiedene Knospenarten: spitz, anliegende Blattknospen an einjährigen Trieben; Blütenknospen sind rundlich, etwas abgespreizt im 2-jährigen Bereich. Ältere Blütenknospen bilden Fruchtkuchen.

Kronengerüst der Rundkrone

Beginnend mit dem Pflanzschnitt bauen wir ein kräftiges Kronengerüst auf. Es besteht aus der Mitte, also Stamm bzw. Stammverlängerung, 3–4 Leitästen und einigen untergeordneten Seitenästen, die wir locker gestreut an den Leitästen entstehen lassen. Entlang dieser kräftigen Teile kommt es bei richtigem Schnitt zur Bildung von Fruchtästen und kurzem Fruchtholz.

Fruchtholz beim Kernobst

∎ In lichten Baumkronen bleiben die Früchte weitgehend gesund, Farbe und Aroma werden verbessert.

Am meist kurzen Fruchtholz befinden sich Blütenknospen. Dies gilt für Apfel und Birne, während bei vielen Steinobstarten Blatt- und Blütenknospen gemeinsam auch auf längeren einjährigen Trieben sitzen. Auch bei einigen Apfelsorten wie ‘Jonagold’, ‘James Grieve’, ‘Prinz Albrecht von Preußen’ u.a. können wir dies beobachten.

Beim Fruchtholz unterscheiden wir:

∎ Äpfel und Birnen blühen vorwiegend entlang zweijähriger Triebe. Der letztjährige Trieb bringt nur Blätter.

∎Fruchtruten: schwache, etwa 10–30 cm lange Triebe, die beim Kernobst zunächst nur an den Spitzen Blüten und Früchte bilden. Darauf sollte z. B. beim Formbaumschnitt Rücksicht genommen werden.

∎Fruchtspieße: nur etwa 5–10 cm lange Kurztriebe, an deren Ende sich meist eine Blütenknospe befindet. Eine eventuell vorhandene Blattknospe verwandelt sich früher oder später in eine Blütenknospe.

∎Ringelspieße: sehr kurze, meist weniger als 5 cm lange Triebe, die jedes Jahr nur geringfügig wachsen und deshalb geringelt erscheinen. Im Sommer befindet sich am Ende eines solchen Spießes eine Blattrosette, bestehend aus 3–8 Blättern. Die Endknospe entwickelt sich wie beim Fruchtspieß bei günstigen Ernährungsverhältnissen schon im ersten Jahr zu einer Blütenknospe. Zu dicht stehendes Fruchtholz an älteren Bäumen auslichten oder verjüngen! Das fördert Neutrieb und sorgt für bessere Fruchtqualität.

∎Fruchtkuchen: mehr oder weniger stark ausgeprägte Verdickungen. Sie entstehen dort, wo die Fruchtstiele am Fruchtholz gehangen haben, sind also keine krankhafte Erscheinung. Auf den Fruchtkuchen bilden sich bevorzugt wieder neue Blütenknospen.

Fruchtholz beim Steinobst

Beim Steinobst können Blütenknospen bereits an einjährigen Trieben entstehen, die Endknospe ist jedoch stets eine Holzknospe. Bei Sauerkirschen, Aprikosen und Pfirsichen sitzen die wertvollsten Fruchtknospen zusammen mit Blattknospen an einjährigen Langtrieben. Beim Pfirsich unterscheiden wir zwischen »wahren« und »falschen« Fruchttrieben. Bei Ersteren sitzen drei Knospen zusammen, zwei Blütenknospen und in der Mitte eine Blattknospe. An den »wahren« Fruchttrieben hängen bevorzugt die Pfirsiche. »Falsche« Fruchttriebe sind dagegen fast ausschließlich mit Blütenknospen besetzt; an ihrer Spitze befindet sich eine Holzknospe.

∎ Ideal aufgebaute Rundkrone (Apfel-Halbstamm) mit drei kräftigen Leitästen, an denen sich locker verteilt Seitenäste befinden. Das gesamte Astgerüst ist mit reichlich Fruchtholz garniert. Licht und Sonne können ins Kroneninnere dringen und sorgen für gute Fruchtqualitäten.

TIPP Beim Erziehungsschnitt kürzen wir lediglich die Verlängerungen von Stamm, Leit- und Seitenästen ein. Alle übrigen Triebe werden entweder ganz entfernt bzw. bleiben ohne Schnitt, wenn sie weitgehend waagrecht wachsen oder bereits zu Fruchtholz geworden sind.

Triebformen

Apfel

Apfel:

Oben Holztrieb mit Blattknospen. Darunter Trieb mit Fruchtknospen im zweijährigen Bereich.

Birne

Birne: Oben zweijähriger Triebteil, links Kurztrieb mit Blütenknospe, rechts davon einjähriger Holztrieb.

Kleines Bild: Fruchtkuchen.

Unten: Trieb mit Blütenknospen an Ringelspießen und Fruchtrute.

Zwetsche

Zwetsche, Pflaume usw.:

Oben einjähriger Langtrieb mit Holz- bzw. Blattknospen. Darunter ein mit Blütenknospen und Kurztrieben besetzter Trieb.

Kirsche

Sauer- und Süßkirsche: Die beiden oberen Triebe von ‘Schattenmorelle’ (Sauerkirsche) sind mit Blatt- und Blütenknospen besetzt. Vielfach befinden sich im vorderen Drittel vorwiegend Blütenknospen, dahinter solche, aus denen Blätter und Neutriebe entstehen. Jedoch sind auch vielfach Kahlstellen, v. a. bei ‘Schattenmorelle’ möglich, so dass lange »Peitschentriebe« entstehen.

Unten: Süßkirsche mit Bukettknospen, die den Ringelspießen beim Kernobst ähneln.

Bukettzweige bilden sich nur an den 2–3 Jahre alten Trieben. In den Folgejahren beginnen die Zweige zu verkahlen. Ältere Triebe sollten deshalb regelmäßig verjüngt werden.

∎Bukettknospen sind bei Zwetsche/Pflaume, v. a. Süßkirsche und Aprikose die wichtigsten Organe für Blüten- und Fruchtbildung. Sie ähneln den Ringelspießen beim Kernobst, doch stehen bei ihnen an der Spitze drei oder mehrere Knospen in einem dichten Büschel zusammen. Alle r undlichen Knospen sind Blütenknospen, die in der Mitte des Büschels befindliche ist dagegen immer eine Holzknospe.

Den Konkurrenztrieb entfernen

1 Der Konkurrenztrieb wird sowohl beim Pfl anzschnitt als auch bei der folgenden Kronenerziehung vorrangig entfernt. Mehr dazu im Text.

2 Nachdem dieser kräftig und steil nach innen wachsende Trieb weggeschnitten ist, kann reichlich Licht in das Kroneninnere dringen.

Holztriebe beim Kern- und Steinobst