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Fischfang und Prosecco, Zikadengesang und Coccobello. Lagune, vergessene Borghi und Pampa am Übergang von Wasser zum Land. Von Triest bis Chioggia warten Natur und Kultur zwischen Alpen und Meer. Bei Bootsfahrten und Radausflügen entlang der Flüsse und in die Lagunen wirken Landstriche und Städtchen, als sei die Zeit stehen geblieben. Verstohlen schielen wir auf Spuren der Landflucht, auf der Zunge der Geschmack eines Frizzante. Und dann noch die versteckten Schätze aus der reichen venezianischen Vergangenheit: Kirchen, Villen, die Planstädte Palmanova und Torviscosa, archäologische Stätten wie Aquileia, Concordia Saggitaria und Oderzo sowie Osterias mit Charakter. Und die Menschen dahinter, mit ihren Geschichten. Sie laden ein, in dieser unterschätzten Gegend zu verweilen.
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Seitenzahl: 119
Veröffentlichungsjahr: 2025
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© Manuela Tessaro
Anita Rossi, geboren 1969, aufgewachsen in Südtirol in einer Familie mit Wurzeln im Veneto. Ihre Liebe zur bedrohten Mittelmeer-Lagune hat sie (wie so manches andere) spät entdeckt, erst Jahre nach ihrem Studium mit Schwerpunkt Mediensprache in Innsbruck.Heute lebt sie als freischaffende Journalistin, Podcasterin und Filmemacherin in Brixen und in der Lagune von Caorle.
Anita Rossi
Italiens Obere Adria
„Chi vol star ben, toga le robe come le vien.“
(Gut lebt, wer die Dinge nimmt, wie sie kommen.)Venezianisches Sprichwort
„Immer will ich etwas, das gerade dabei ist zu verschwinden, ins Gedächtnis retten.“
Karl-Markus Gauß
Wie die Adria zu mir kam
1 · Birdwatching mit Muscheln
2 · Lust auf Schlammparty?
3 · Immobilienbesichtigung mal anders
4 · Plopp, aus der Zeit gefallen
5 · Chillen wie die Leinwandstars
6 · Die ewig Untergehende
7 · Bewegt und befestigt
8 · Im schwimmenden Kinosessel
9 · Basta, Schattendasein!
10 · Hier wohnt der Radicchio
11 · Nur Mut, ihr Waden
12 · Ein Thron für drei
KULTURERBE MIT BLÄSCHEN
13 · Kann denn Siegen Segen sein?
14 · Durch Hemingway-Land
15 · Dem Meer entrissen
16 · Auch Büffel mögen Reis
EIN GLÄSCHEN AUF PLINIUS
17 · Nah am Wasser gebaut
18 · Die Welt in Formen gießen
19 · Die Wandlungsfähige
20 · Dem Helden der Unsittlichkeit
21 · Sind’s Rosen, werden sie blühn
22 · Unprovinzielle Provinz
23 · Fischers Fritz am Lungomare
24 · Wo die Seeräuber nicht hinkommen
25 · Wo Rehe sich am Strand sonnen
REINHEITSGEBOT ALL’ITALIANA
26 · Vom Glück beim Hinschauen
27 · Napoleonische Nächte
28 · Willkommen auf dem Schinkenhügel
29 · Frei fließt der Fluss
30 · Stunde Null, Mai 1976
31 · Streunende Seelen
32 · So verletzlich
33 · Die Antike zu Füßen
34 · Duineser Seligkeiten
Als Kind habe ich den Sand der Adria-Strände erst Wochen, nachdem wir wieder aus dem Urlaub zurück waren, aus den Sandalen gekriegt. Ein Souvenir an den Gesang der Zikaden, an flirrende Hitze und den Duft von Pinien und Meer.
Für meine Eltern gehörte es zum Pflichtprogramm, uns Kindern die jährliche Jodration und Wasserspiele am „Adriameer“ zu ermöglichen, während sie selbst Sonnenschirm mit Halbpension buchten. Mit dem Wirtschaftswunder hat dieser Küstenstreifen touristisch und damit wirtschaftlich enorm aufgeholt. Zuvor war das Leben hier von harter körperlicher Arbeit auf dem Feld und im Boot bestimmt. Meine Verwandten väterlicherseits waren an der Oberen Adria daheim, und so tauchte ich als Kind ein in eine Welt von Fischern, streunenden Katzen und Feigenrausch. Vor zehn Jahren fanden mein Mann und ich unsere eigene Bleibe in der Nähe von Caorle. Seitdem gehen wir von dort aus auf Entdeckungstour in den unterschätzten Landstrichen zwischen dem Podelta und Triest. Genau dorthin möchte ich Sie mitnehmen – in das von Wasser geprägte Zwischenreich abseits der bekannten Kulturstädte sowie ins Hinterland, an Orte maximal 80 Kilometer von der Küste entfernt. Die Tourismushochburgen lassen wir getrost links liegen.
Lassen Sie sich nicht davon verunsichern, dass Sie mitunter gesichtslose Industriehallen und Monokulturen passieren, denn ganz unerwartet tauchen Lagunenidyll und Naturoasen auf, wie aus der Zeit gefallene borghi, schnurgerade Landstraßen ins Nirgendwo, Platanen- und Pappelalleen neben Mais- und Weizenfeldern, Radwege entlang träge fließender Flüsse. Und befreiende Strandspaziergänge auf knirschendem Muschelsand sind tatsächlich noch möglich, in der Nebensaison oder früh am Morgen. Freuen Sie sich außerdem auf eine beglückende regionale Küche. Und ganze zwölf UNESCO-Stätten des Weltkultur- und Naturerbes (der insgesamt 59 italienischen)!
Eine sanfte Annäherung an die ökologisch hochsensible Gegend ist mir ein Anliegen: Überschwemmungen haben bereits gigantische Mengen an Adriasand weggespült, Dünenlandschaften verschwinden, und der Anstieg des Meeresspiegels infolge der Erderwärmung ist eine ernsthafte Bedrohung. Selbst das Abnehmen der Nebel-Tage im Winter – ein Nebel, der die Landschaft genauso verschluckt wie die nächste Straßenkurve – ist für Weinbauern Grund zur Klage, weil der Boden weniger Feuchtigkeit speichert. Überhaupt sind mir gewisse Orte und Phänomene ein Vorwand, um die Geschichten derer zu erzählen, die sie bewohnen. Gemeinsam mit Fuchs und Hase, die sich gute Nacht wünschen und Jägern ein Schnippchen schlagen.
Nicht immer werden Sie auf das Auto verzichten können, doch vertrauen Sie darauf: Öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad und Boot eröffnen ungeahnte Perspektiven auf Land, Wasser und deren Menschen. Auf einer Fernwanderung von den Alpen bis ins flache Land habe ich einige der hier beschriebenen Orte erwandert. Der Blick von den Bergen auf die Lagune verhieß mir grenzenlose Weite, jener zurück mutete mitunter surreal an: Die Venezianer bezeichnen die Aussicht von der Lagune auf die Voralpen als stravedamento und treffen damit voll ins Schwarze, weist der Begriff doch sowohl auf eine verzerrte Sichtweise als auf eine übergroße Bewunderung hin. Kitsch aufs Herz: Wer bliebe von dieser Kulisse auch unberührt? Oder vom Adria-Sonnenuntergang, wenn der Feuerball im Eiltempo hinter dem Horizont verschwindet.
Den Soundtrack mitgeliefert: Wenn wir uns auf ein Reiseziel einlassen, sind alle Sinne auf Empfang, nicht nur unsere Augen. Die Atmosphäre einer Landschaft kann die Musik am besten erfassen, und wer kann dieses Lebensgefühl besser konservieren als italienische Cantautori und Cantautrici? Daher empfehle ich Ihnen in jedem Kapitel einen passenden Song.
Von Schwemmland, nistenden Zugvögeln, Spuren kargen Menschenlebens, von den Gefahren der Globalisierung: Erfahrungen zwischen Wasser, Himmel und Erde.
Die Grenzen verschwimmen im Podelta – seit 30 Jahren Regionalpark in fragilem ökologischem Gleichgewicht. Soweit das Auge reicht Wasserarme, Fischerboote, aufgelassene Bauernhöfe, geflutete Ruinen ehemaliger Reisanlagen. Ein komplexes System von Schleusen, Be- und Entwässerungskanälen hat die Gegend Anfang des 20. Jahrhunderts zu großen Teilen urbar gemacht. Auch deshalb wurde das Mündungsdelta 2015 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt: 140.000 Hektar Dämme, Inseln, kleine Lagunen, Seen und Kanäle, durchwirkt von über 1.000 Pflanzenarten. Das Schilf dominiert, es filtert das Wasser, bindet angeschwemmte Sedimente ans Ufer und hilft so, neuen Humus zu bilden. Dass es Zuflucht und Nistplatz für über 300 Vogelarten ist, darunter seltene Zugvögel aus ganz Europa, erkenne sogar ich ohne ornithologisches Vorwissen am aufgeregten Geflatter im Schilfgrün. Überhaupt ist Biodiversität hier Thema jeder geführten Tour, ob radelnd oder auf dem Wasser: Welse, Aale, Störe, Goldbrassen und Wolfsbarsche, Muscheln, Krebse und Garnelen sind wie Vögel und Schmetterlinge auf der Isola della Donzella und in der Sacca degli Scardovari heimisch. In dieser Bucht befindet sich die größte Muschelzucht Italiens: Kassenschlager sind die cozza (Miesmuschel) di Scardovari DOP und die rosa Auster „Perla del Delta“, eigentlich französischen Ursprungs. Dank der Meeresströmungen, des Brackwassers und der Sanddünen haben Muscheln hier einen idealen Lebensraum. Die Miesmuscheln werden im Larvenzustand im seichten Wasser gesammelt und in Aquakultur-Becken zehn Monate lang in einer Art Strumpf an Holzpfählen gezüchtet. Die Venusmuscheln hingegen werden das ganze Jahr über mit eigenen Vorrichtungen an den Booten aus dem Sand gegraben und in den Holzhütten am Ufer geputzt, sortiert und verpackt – ein Hingucker. Zwei Drittel der italienischen vongole stammen von hier. Bis 2023 wurden täglich 35 Tonnen gefischt, was 1.500 Leuten Arbeit verschaffte. Letzthin kam es zu einem dramatischen Rückgang der Muschelernte von bis zu 90 Prozent: Ein Teil davon ist der invasiven Blaukrabbe geschuldet, die sich an Muscheln sattfrisst. Ekel und Faszination begleiten mich während des tierischen Festmahls am Ufer. Die Krabbe wurde nach dem Russland-Embargo durch Erdgastanker eingeschleust. Ade Spaghetti alle vongole, wenn das so weitergeht! Der Rest des Rückgangs ist der rentabilitätsorientierten Handelspolitik geschuldet.
DAS BUKETT DER DÜNE
Bei Pomposa wachsen besondere Rebsorten auf Sand. Diese Anbautradition in den Dünen des Podeltas wurde von Benediktinerpatres begründet.
Das Podelta eignet sich, im Frühling und Herbst erradelt zu werden, selbst im Winter an nebelfreien Tagen (Rundtouren zu 64 oder 75 Kilometern, Start in Ca’ Tiepolo). Meinen Entdeckergeist hat eine Bootstour mit einem ortskundigen Fischer geweckt, im schönsten Licht am frühen Abend. Solche mehrstündigen Ausflüge mit Aperitif an Bord und Feinkost fürs Hirn bietet der Birdwatcher Niky Penini an. Lässig schiebt er seine Boxen vom Steg ins wackelige Boot und hilft mir an Bord. Er ist hier aufgewachsen, kennt das Podelta wie seine Westentasche und leidet unter den jüngsten Entwicklungen, die einem Wirtschaftskrimi ziemlich nahekommen: „Wir Muschelfischer im Podelta sind seit 1936 in Genossenschaften organisiert. Meine Familie hat sie damals mitgegründet. Die Fischereirechte hält in Italien der Staat und vergibt sie über Konzessionen. Bisher hat unsere Genossenschaft den Verkaufspreis bestimmt und drauf geachtet, dass wir zu fairen Bedingungen arbeiten können. Die europäischen Fördergelder, die auch ins Podelta fließen, sind an eine Privatisierung geknüpft. Das zwingt uns, innerhalb 2030 unser System aufzugeben. Dann werden die Fischereirechte im Podelta europaweit an den Bestbietenden vergeben.“
https://www.youtube.com/watch?v=E__b0zpBgBg
IM OHR
Mi fa male il mondo, Giorgio Gaber (1994)
INFOS
Bootstouren Niky Penini: Südlich der malerischen Bootsbrücke von Santa Giulia, escursionineldeltadelpo.it
Ittiturismo La Pineta: Inmitten der Pampa, Fangfrisches vom Fischer-Koch serviert. Via C. Battisti 11, Porto Tolle, Do.–So., Tel. 379 1457349
Parco Naturale Regionale Veneto del Delta del Po: Besucherzentren, Touren, Veranstaltungen, www.parcodeltapo.org
Weinkellerei Corte Madonnina:www.cortemadonnina.it
Während Outdoor-Freaks durch verwilderte Kastanien- und Eichenwäldchen, stupsendes Robiniengebüsch und eine duftende mediterrane Pseudomacchia stapfen oder reiten, gönnen sich Arthrose-Geplagte am Rande der Hügel Fango-Packungen. Nicht nur in Abano und Montegrotto Terme.
Die Liste der Thermalanlagen und -schwimmbäder ist lang, noch länger jene der Hotels im anonym-grauen Stil, dafür barrierefrei: Über 13.000 Betten warten auf internationale Kurgäste, viele von ihnen 60 plus. Wer noch rüstig ist, erkundet zwischen Reha-Einheit und Schlammschlacht die Gegend. Archäologische Funde aus der Römerzeit belegen, dass die heilkräftigen mineralhaltigen Thermalquellen schon früh angezapft wurden. Wenn hier das Wasser aus 3.000 Metern Tiefe an die Oberfläche kommt, ist es bis zu 85 °C heiß, leicht radioaktiv und enthält Chlor, Natrium, Kalium, Magnesium, Schwefel, Brom, Jod und Silicium. War es doch zuvor als Regenwasser durch die Voralpen gesickert. Jedenfalls wird das Thermalwasser aus der Gegend um Abano schon jahrhundertelang für Badekuren verwendet und ermöglicht die Herstellung von schmerzlindernden und entzündungshemmenden Algen- und Schlammpackungen.
Weniger bekannt sind die Naturressourcen der Gegend: die 81 Hügel inmitten der Ebene mit ihren Trampelpfaden, Besucherzentren, Einkehrmöglichkeiten und Aussichtsplätzen. Die Naturparkverwaltung Colli Euganei listet 31 Wanderungen auf, plus Themenwege und Fahrradstrecken: ab einer Stunde Marsch ohne nennenswerte Höhenunterschiede bis hin zu anspruchsvollen Tagestouren, Hügel rauf und runter. Ja, zu Fuß und schwitzend kommt man diesen Meditationshügeln anders nahe, hört, sieht, riecht die Landschaft, stellt sich Trolle im Dickicht vor, entdeckt Wühlspuren von Wildschweinen – was meinen Adrenalinspiegel empfindlich gestört und mein Schritttempo um einiges beschleunigt hat. Auch kommt man wandernd mit Förstern ins Gespräch, die von eben dieser Wildschwein-Plage erzählen. Die menschenscheuen Allesfresser haben hier keine Feinde, finden dafür genug Nahrungs- und noch mehr Wasserquellen: 2.000 bis 3.000 Wildschweine werden jährlich auf einer Fläche von nur 180 Quadratkilometern geschossen. Doch das reicht nicht, um das Gleichgewicht zwischen den Interessen der Landwirtschaft und jenen der Wildpflege wiederherzustellen.
IMPULSGEBER
Das Inklusionsprojekt „Il Brolo“ produziert Weine aus alten heimischen und neuen pilzresistenten Rebsorten und engagiert sich mit seiner Maulbeerplantage für eine Seidenproduktion nach ethischen Maßstäben.
Als Schnupper-Einstieg in diesen besonderen Lebensraum bietet sich der fünf Kilometer lange Rundweg auf den Monte Ricco: Start hinter dem Bahnhof von Monselice, Zwischenstopp beim Aussichtsplatz mit Herkulesstatue und, ganz oben, bei der ehemaligen Einsiedelei Santa Domenica. Rückweg Richtung Montecastello. Eine Alternative, am Stadtrand von Abano Terme, ist der ebenso kurze Rundweg auf den Monte Rosso. Er beginnt beim öffentlich zugänglichen Parco Bembiana, einem gepflegten Gelände der Fakultät für Agrarwissenschaften und Veterinärmedizin von Padua. Gegenüber liegt hinter einem Metalltor verborgen die gleichnamige venezianische Villa. Wieso ich das erzähle? Am 4. November 1918 wurden in dieser Villa das Ende der Kämpfe an der italienischen Front und der Sieg Italiens im Ersten Weltkrieg offiziell verkündet. Damit einher gingen die Kapitulation Österreich-Ungarns und der Verlust von unter anderem Südtirol, Istrien und Dalmatien. Unterzeichner des Kriegsbulletins war der italienische General Armando Diaz, und der war hier zu Gast, denn zu Kriegsende war die Villa Sitz des Militärkommandos. Anlass für dieses Pathos triefende Siegesschreiben aus den Euganeischen Hügeln hatte wiederum die Schlacht von Vittorio Veneto (S. 64) gegeben.
https://www.youtube.com/watch?v=TONJPM98AF0
IM OHR
Nomadi, Alice (1986)
INFOS
Regionalpark Colli Euganei: Tipps für Wanderungen (auch App) und Sehenswürdigkeiten, Infos auf Deutsch, www.parcocollieuganei.com
Casa Marina: Slow-Tourism-Herberge, geführte Wanderungen auf den höchsten Hügel, den Monte Venda, Galzignano Terme, www.parks.it/ost/casa.marina
Fattoria sociale Il Brolo: Hochwertige Bioweine. Degustationen und Führungen nach Vormerkung, www.fattoriailbrolo.it
Ein Tagesausflug auf dem Wasser gibt Einblicke in Wohnkultur, Kunst, Politik, Wirtschaft und Technik vergangener Tage. Wer die Republik Venedig in ihrem alten Glanz erfühlen will, tut es an Deck eines „Burchiello“.
„Riviera del Brenta“ wird sie genannt, die Flussstraße zwischen Padua und Venedig, mit ihren eleganten Sommerresidenzen des venezianischen Adels. Die Villen entstanden zwischen 1500 und 1800 entweder als landwirtschaftliche Betriebe für die Lebensmittelversorgung von Venedigs Aristokratie oder als deren Jagd-, Ball- und Gästehäuser. Alle waren mit gigantischen Parkanlagen und viel Ackerland ausgestattet. Erreichbar waren sie mittels reich verzierter venezianischer Boote (burcio bello) auf der ehemaligen Wasser-Schnellstraße, flussaufwärts von Pferden gezogen. Unglaubliche 70 Villen sind es auf gerade einmal 36 Kilometern, die meisten davon noch heute bewohnt.
Die Mini-Kreuzfahrt im alten Flussbett des Brenta beginnt frühmorgens in Padua am ehemaligen Stadthafen und wird erst am frühen Abend in Venedig enden, in der Nähe des Markusplatzes, was einen Sonnenuntergang in der Lagunenstadt in Aussicht stellt. Sie kann aber auch in Gegenrichtung gebucht werden. Nur nicht montags, denn das ist der Ruhetag der Brücken- und Schleusenarbeiter. Den Fluss säumen bis knapp vor seiner Mündung eine Abfolge von beweglichen Brücken mit Hebe-, Dreh- und Rollklapp-Technik sowie alte bis zu zwei Meter hohen Schleusen, die früher mithilfe von Winden, heute elektrisch betrieben werden. Um sie zu passieren, braucht es Geduld und kindliche Neugier an Deck sowie Muskelkraft und technisches Können am Ufer.