Ohne Rückgrat geht´s auch - Ernst Macher - E-Book

Ohne Rückgrat geht´s auch E-Book

Ernst Macher

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Beschreibung

Dass Ausbildung, Wissen und Faktentreue keine erfolgreiche Karriere garantieren, ist nichts Neues. Insofern ist es erstaunlich, dass sich die meisten Berufsratgeber noch immer an altbackenen Erfolgsrezepten orientieren. Ernst Macher geht diesbezüglich völlig neue Wege. "Ohne Rückgrat geht´s auch" kommt von der ersten Seite an zur Sache und stattet Sie mit praxiserprobten Tipps für eine erfolgreiche Turbokarriere aus. Moralische Prinzipien wie "Aufrichtigkeit", "Charakterstärke" oder "Faktentreue" spielen dabei freilich eine homöopathisch kleine Rolle. In 33 kompakten Kapiteln zeigt Ihnen Macher anschaulich, wie man sich mit leeren Versprechen, schönem Schein und inhaltslosen Phrasen an die Spitze katapultiert und es sich dort gemütlich einrichtet. Neugierig geworden? Sehr gut! Dann führen Sie sich den letzten Teil der Erfolgstrilogie so rasch wie möglich zu Gemüte und verpassen Sie Ihrer Karriere einen Extra-Boost. Noch ist nicht aller Tage Abend! Anmerkung: "Ohne Rückgrat geht's auch" ist als satirischer Karriereratgeber konzipiert. Viele Leser meinen jedoch, dass der Inhalt äußerst realistisch ist und eine ernsthafte Anwendung äußerst erfolgsversprechend ist. In diesem Sinn: Worauf warten Sie noch?

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Seitenzahl: 233

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Zum Autor:

Ernst Macher studierte Wirtschaftswissenschaften in Wien und war zweieinhalb Jahrzehnte in internationalen Großunternehmen in den Bereichen Vertrieb & Marketing tätig. Seine beruflichen Erfahrungen und gesellschaftlichen Beobachtungen sind die Grundlage für diesen satirischen „Karriereratgeber“.

Inhalt

Ernst Machers 33 Karriereregeln

1. Definieren Sie Ihr Karriereziel

2. Das Sein kommt aus dem Schein allein

3. Minimieren Sie Fakten und Inhalte

4. Feilen Sie an Ihrem Vokabular

5. Wirken Sie geschäftig

6. Bleiben Sie intellektuell unauffällig

7. Posten Sie rund um die Uhr

8. Geben Sie Ihrem Gegenüber stets recht

9. Exponieren Sie sich erst am Ende

10. Abheben und Kurs vorgeben!

11. Geben Sie der Dummheit eine Chance

12. Errichten Sie Ihren eigenen Hofstaat

13. Ein Hoch auf die Selbstoptimierung

14. Appellieren Sie an die Ehrlichkeit

15. Begrenzen Sie akzeptable Meinungen

16. Ein wenig Kultur kann nie schaden

17. Wahrheit ist relativ

18. Bleiben Sie ein selbstsicherer Ignorant

19. Verweisen Sie auf externe Berater

20. Setzen Sie auf Kitsch und Klischees

21. Halten Sie sich einen Mann fürs Grobe

22. Ein wenig Sentimentalität darf sein!

23. Setzen Sie ausschließlich auf Gewinner

24. Sie sind niemals schuld!!

25. Erweitern Sie Ihren Einflussbereich

26. Setzen Sie auf nobles Understatement

27. Spielen Sie den Unberechenbaren

28. Streben Sie eine Guru-Existenz an

29. Neue Säue braucht das Dorf

30. Errichten Sie Potemkinsche Dörfer

31. Setzen Sie auf Humor und Ironie

32. Die hohe Kunst des Abschieds

33. Zocken Sie sich reich

Ein kurzes Nachwort

Ernst Machers 33 Karriereregeln

Herzliche Gratulation! Sie halten mit dem vorliegenden Ratgeber den krönenden Abschluss der „Ernst Macher Erfolgstrilogie“ in Ihren Händen. Nach „Einmal raus aus der Komfortzone und wieder zurück“ sowie „Weit außerhalb der Komfortzone und trotzdem nie am Ziel“ habe ich mich bemüht, den inhaltlichen Anspruch nochmals zu senken, und meine Lektorin meint, dass mir das auch wunderbar gelungen ist. Zugegebenermaßen hat diese Selbstbeschränkung aber auch neurologische Ursachen. Nach zwei Jahrzehnten Social-Media-Nutzung liegt die Aufmerksamkeitsspanne der meisten Menschen endgültig unter der eines Goldfischs, und dieser Umstand zwingt Kreativschaffende dazu, ihr Handwerk grundlegend zu überdenken. Komplizierte Handlungsstränge haben ausgedient, und es ist notwendig, sofort zur Sache zu kommen, ohne das Publikum zu überfordern. Eine sprichwörtliche „Quadratur des Kreises“! So müssen Zuschauer eines typischen Hollywood-Actionfilms heute noch immer neunzig Minuten warten, bis der tollkühne Held den Superschurken zur Strecke gebracht hat und sein Baby in die Arme schließen darf. Für das dopaminverwöhnte TikTok-Hirn ist das selbstverständlich Schwerstarbeit!

Noch schlimmer ist es um das Genre Lebens- und Karriereratgeber bestellt. So erdreisten sich typische Vertreter dieser Zunft noch immer, Themen wie „Vollzeitarbeit – Quo Vadis?“ oder „Künstliche Intelligenz – Jobmaschine oder Jobkiller?“ auf hunderten Buchseiten sowie Symposien und Berufsmessen abzuhandeln. Der pure Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass es die meisten Menschen gerade einmal durch einen 45-Sekunden-SocialMedia-Reel schaffen, aber schon bei einem zehnminütigen YouTube-Tutorial das Handtuch werfen! Arbeitspsychologen und andere verkopfte Spaßbremsen geben diesbezüglich zu bedenken, dass diese Entwicklung zu Lasten der Tiefe geht und es schlichtweg nicht möglich ist, die wichtigsten karrieretechnischen Fragestellungen in einem Kurzvideo unterzubringen. Ich bin diesbezüglich jedoch völlig anderer Meinung. Wen interessiert schon das moralische Gesülze weltfremder Philosophen, Psychologen und Soziologen, wenn es in Wahrheit doch nur um eine Frage geht:

Sicherlich werden einige von Ihnen an dieser Stelle einwenden: „Macher, das ist doch eine völlig vereinfachte Sichtweise! Wo bleibt außerdem die Moral?“

Nun, lassen Sie mich diesbezüglich Folgendes klarstellen: Fleiß, Verantwortungsbewusstsein und Ehrlichkeit sind im 21. Jahrhundert denkbar schlechte Ingredienzen für eine erfolgreiche Karriere! Folglich verzichtet der vorliegende Ratgeber auf derart rückständige Rezepte völlig.

„Ohne Rückgrat geht’s auch!“ kommt von der ersten Seite an zur Sache, verzichtet auf literarischen Schmafu und stattet Sie mit praxiserprobten Tipps für eine erfolgreiche Karriere aus. Moralischer Ballast wie „Aufrichtigkeit“, „Charakterstärke“ oder „Faktentreue“ spielt dabei eine verschwindend kleine Rolle. In 33 kompakten Kapiteln zeige ich Ihnen anschaulich, wie Sie sich mit leeren Versprechen, schönem Schein und inhaltslosen Phrasen an die Spitze katapultieren und es sich dort gemütlich einrichten. Möglicherweise werden Sie sich auf Ihrem Weg nicht nur Freunde machen. Letztendlich ist das aber auch egal. Nach den ersten Erfolgen können Sie sich vor neuen Geschäftsfreunden ohnehin nicht retten!

Inhaltlich habe ich mich bei „Ohne Rückgrat geht’s auch“ um einen strukturierten und so weit wie möglich chronologischen Aufbau bemüht. So wende ich mich in den ersten Kapiteln primär an kleine Angestellte, die noch am Anfang ihrer Turbokarriere stehen. Ab Kapitel 10 liegt mein Augenmerk vorwiegend auf Neo-Vorgesetzten, die sich ihre ersten Sporen bereits verdient haben und ihre Pfründe nun verteidigen beziehungsweise ausbauen müssen. Die Zartbesaiteten unter Ihnen werden einige Regeln vielleicht als verwerflich empfinden. Ich möchte jedoch betonen, dass sämtliche Empfehlungen völlig legal sind. Insofern verweise ich bei etwaigen Beschwerden an das Salzamt!

Anmerkung: Auf eine gendergerechte Sprache habe ich in diesem Ratgeber selbstverständlich verzichtet. Der Inhalt ist politisch dermaßen inkorrekt, dass es auf solche Lappalien auch nicht mehr ankommt. Aus rechtlichen Gründen — die letzten fünf Verleumdungsklagen haben mich eine schöne Stange Geld gekostet! — möchte ich allerdings ausdrücklich darauf hinweisen, dass etwaige Ähnlichkeiten der Protagonisten mit lebenden Personen rein zufällig und in keinster Weise beabsichtigt sind.

Zu guter Letzt noch ein wenig Werbung in eigener Sache: Sollten Sie nach der Lektüre dieses Ratgebers an einer praktischen Vertiefung des Gelernten interessiert sein, empfehle ich Ihnen meine allseits beliebten „Ohne Rückgrat geht’s auch“-Seminare. Diese sind weltweit buchbar und bringen Ihnen bei, wie Sie aus Ihrer Karriere ein Maximum an Reichtum, Erfolg und Spaß herausholen, ohne dass Ihnen Ihr Gewissen ständig in die Suppe spuckt. Darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort — erwarten Sie sich also nicht zu viel!

Ihr Ernst Macher

Anspieltipp:

The Heavy Entertainment Show

(2016)

Robbie Williams

1. Definieren Sie Ihr Karriereziel

Fragen Sie sich manchmal, warum manche Menschen von einem Erfolg zum nächsten eilen, während andere kein Bein vor das andere bekommen? Nun, die Antwort ist ganz einfach. Die einen verfolgen ein Ziel, die anderen stolpern planlos durchs Leben. Was sollten Sie daher gleich zu Beginn Ihres Berufslebens tun? Richtig: Definieren Sie Ihr Ziel und steuern Sie es konsequent an!

„Eine erfolgreiche Karriere und eine gelungene Ozeanüberquerung haben viel gemeinsam!“, predige ich jedenfalls seit vielen Jahren in meinen „Ohne Rückgrat geht’s auch“-Seminaren. Ein schmuckes Schiffchen — in Form von Ausbildung und Wissen — mag ein Anfang sein. Die meisten Hobbykapitäne verlassen allerdings mit halbleerem Tank, SchönwetterSegeln und mickrigem Proviant den Hafen und werden unmittelbar nach dem Auslaufen von Seepiraten in die Mangel genommen, als Rudersklaven eingespannt und irgendwann an die Fische verfüttert. Dabei liegt es in den seltensten Fällen am mangelnden Grips der MöchtegernSeefahrer, sondern an ihrer Naivität, ihrem Wunschdenken und ihrer Gutgläubigkeit. Eine Ozeanüberquerung ist nun mal keine Tretbootfahrt auf der alten Donau — so wie eine Turbokarriere kein Kindergeburtstag ist! Folglich sollten Sie sich mit den 33 Regeln dieses Ratgebers unbedingt im Detail vertraut machen. Arbeiten Sie mit positiven Affirmationen und geloben Sie bereits vor Beginn der Lektüre feierlich: „Meine Tage als Rudersklave und Fischfutter sind gezählt. Schon bald werde ich den Spieß umdrehen und selbst als Seepirat durchstarten!“

„Macher, Sie übertreiben maßlos. Jeden zweiten Freitag gehe ich mit meinen Kollegen auf ein Bierchen, und noch nie wurde ein Enterhaken ausgepackt!“, werden nun gewiss manche von Ihnen einwenden.

Nun, im wörtlichen Sinn mögen Sie damit recht haben. Im metaphorischen kann ich Ihnen aber versichern, dass das Gesetz des Stärkeren auch im modernen Berufsleben gilt! Moderne Büro-Piraten tragen vielleicht keine schwarzen Augenbinden mehr. Trotzdem lauern sie an allen Ecken und Enden und es ist wichtig, sie frühzeitig zu erkennen und unschädlich zu machen. Als Orientierungshilfe möchte ich Ihnen dazu die berühmte „Ernst Macher-Erfolgsmatrix“ vorstellen. Diese konzentriert sich auf das mit Abstand wichtigste Ziel einer erfolgreichen Karriere: Wohlstand bei gleichzeitiger Risikominimierung. Prägen Sie sich diese gut ein! Sie ist die Grundlage für alle weiteren Ratschläge in diesem Karriereratgeber.

1) Die „Allesdulder“:

Starten wir mit dem gewiss unspektakulärsten und monetär undankbarsten Karrierequadranten: den sogenannten „Allesduldern“. Ihnen ist gemeinsam, dass sie ein Leben lang davon träumen, ihr berufliches Jammertal hinter sich zu lassen. Selbstverständlich kommt es aber nie dazu. Die unbezahlten Überstunden werden jährlich mehr, die Entlohnung bleibt schlecht, am ärgerlichsten ist aber, dass die Betroffenen links und rechts von Karrieristen überholt werden. Seltsamerweise führt diese Tatsache jedoch zu keiner Strategieänderung. Ganz im Gegenteil! Allesdulder reagieren in der Regel mit moralischer Entrüstung und halten stur an ihrem Wunschdenken fest. Gehen Sie mit den Vertretern dieser Kaste dennoch nicht zu hart ins Gericht. Sie sind die mit Abstand wichtigste und für Sie lukrativste Zielgruppe Ihrer Karriereplanung! Kollegen, die niemals aufbegehren und jedes „Könntest du mir ausnahmsweise helfen?“ freundlich abnicken, sind Ihr Ticket in ein sorgenfreies Leben! Klopfen Sie ihnen daher regelmäßig auf die Schulter und versichern Sie ihnen „Du bist der Beste!“. Das zaubert ein Lächeln auf ihr Gesicht, hält sie auf Trab, erspart Ihnen aber vor allem finanzielle Zugeständnisse.

Anmerkung: Sollten Sie an dieser Stelle einen roten Kopf bekommen und denken „Dieser Trottel bin ja ich!“, darf ich Sie beglückwünschen. Sie haben soeben Selbstreflexion gezeigt und daher eine reelle Chance, ihre Allesdulder-Existenz hinter sich zu lassen.

2) Die „Ganoven“

Ich habe bereits im Vorwort geschrieben, dass dieser Ratgeber ausschließlich legale Karrieretipps bereithält. Zu diesem Versprechen stehe ich und rate Ihnen daher ausdrücklich, um den „Ganoven“-Quadranten einen großen Bogen zu machen! Typische Repräsentanten desselben treffen sich mit Vorliebe in schummrigen Bars, treiben den Bitcoin-Kurs mit zwielichtigen Darknet-Geschäften in die Höhe und haben ein lockeres Verhältnis zu bewusstseinserweiternden Substanzen, bezahlter Kurzzeitliebe und schlagkräftigen Argumenten. Der „Ganoven“-Quadrant ist zwar lukrativ, sein Prestige-Faktor allerdings unterirdisch und sein Risikofaktor intergalaktisch! Ein weiterer Nachteil: Im Ganoven-Quadranten bleibt Ihnen üblicherweise der Zugang zu höheren Gesellschaftsschichten verwehrt. Bleiben Sie ihm daher unbedingt fern! Im „Ernstmacher“-Quadranten ist Ihre Weste zwar auch nicht immer blütenweiß, rechtlich sind Sie aber auf der sicheren Seite.

3) Die „Sinnsucher“

Mittellose Künstler, esoterische Moralapostel, woke Klimaaktivisten und idealistische Weltverbesserer sind typische Vertreter dieser obskuren Kaste. Die meisten „Sinnsucher“ tragen ihr Herz auf der Zunge und sind der festen Überzeugung, dass die nächste Erleuchtung nur ein Kunstwerk, ein Esoterikseminar oder eine Weltrevolution entfernt ist. Engagiert setzen sie das um, was Allesdulder ein Leben lang nur ankündigen. Bedauerlicherweise sind ihre Interessen allerdings kurzlebiger Natur, und rein monetär gesehen ist ihr Streben nach Sinn ein nicht enden wollendes Trauerspiel. Die meisten haben weniger Geld in der Tasche als Klangschalenberater in Frühpension. Verbrüdern Sie sich mit ihnen daher äußerst selektiv. Ihr weltfremder Idealismus ist bisweilen erfrischend. Übertreiben Sie es jedoch nicht! Sie verspielen sonst Ihre Glaubwürdigkeit als ernsthafter Macher.

Anmerkung: Ich gebe zu, dass der Herz-Schmerz-Faktor dieses Ratgebers nicht sonderlich hoch ist. Dennoch gehe ich in Kapitel 22 („Ein wenig Sentimentalität darf sein“) auf den professionellen Umgang mit diesen gefühlsbetonten Zeitgenossen ein.

4) Die „Ernstmacher“

Am Ende dieses Kapitels darf ich Ihnen endlich den berühmten „Ernstmacher“-Erfolgsquadranten präsentieren. Typische Vertreter wissen in der Regel genau, wie man andere für sich arbeiten lässt, werden zu den coolsten Partys eingeladen und führen ein Leben in Saus und Braus. Für manche Menschen ist der Weg dorthin steinig und mit Gewissensbissen gepflastert. Andere schwören hingegen hoch und heilig, dass es einer einzigen moralischen Bankrotterklärung bedarf, um danach den Karrieregipfel direttissimo hochzuklettern.

Sollten Sie an dieser Stelle nicken und sagen „Genau das will ich!“, darf ich Ihnen zu Ihrem Erweckungserlebnis gratulieren! Die folgenden 32 Kapitel vermitteln Ihnen das nötige Rüstzeug, um als Ernstmacher voll durchzustarten, einflussreiche Freunde zu gewinnen und aus Ihrem Leben eine nie enden wollende Party zu machen. Sind Sie mit von der Partie? Gut, dann legen wir los!

Anspieltipp

: Pirate Song (2024) Ashes & Arrows

2. Das Sein kommt aus dem Schein allein

Elvis Presley galt in der Steinzeit des Rock ’n’ Roll (~1954– 1956) als der personifizierte Bürgerschreck. In den 1960ern avancierte er zum B-Movie-König und am Ende seiner Karriere nannte man ihn nur noch den „King“. Dieser Ruf kam nicht von ungefähr. Zwischen 1969 und 1977 gab er in Las Vegas etwa 1.100 Konzerte und machte bei jedem seiner Auftritte von Beginn an klar: Hier kommt der Größte aller Großen! Elvis betrat nicht einfach die Bühne — er erschien! Und selbst die Tatsache, dass er sich in den letzten fünf Jahren seines Lebens in einen Schnulzen singenden, Catsuit tragenden Wackelpudding mit Stützkorsett verwandelte, änderte daran nichts.

Sollten Sie Elvis-Fan sein, werden Sie mich nun wahrscheinlich der Majestätsbeleidigung bezichtigen. Nun, sei’s drum! Ich wollte Ihnen anhand dieses Beispiels einfach veranschaulichen, dass die ersten Sekunden Ihres Auftritts darüber entscheiden, ob Sie von Ihrem Umfeld in die Schublade „Champ“ oder „Niete“ gesteckt werden. Sie glauben mir nicht? Gut, dann möchte ich Ihnen im Folgenden handfeste, wissenschaftlich begründete Argumente dafür präsentieren:

Das menschliche Gehirn benötigt nur wenige Millisekunden, um sich vom Gegenüber einen ersten Eindruck zu verschaffen. So sendet uns der sogenannte „präfrontale Kortex“ Signale, ob der uns unbekannte Typ etwas taugt oder nicht. Eine ausgewogene, faktenbasierte Beurteilung entfällt in dieser kurzen Zeit vollständig. Ein erster unbewusster Reflex à la „Der bekommt von mir eine auf die Mütze!“ oder „Der könnte mir eine auf die Mütze hauen!“, findet allerdings statt.

Gerade einmal zehn Sekunden nimmt sich das menschliche Gehirn Zeit, um dem Gegenüber dann ein imaginäres „Daumen hoch“ oder „Daumen runter“ zu verpassen. Vernunft und kritische Faktenreflexion spielen dabei erneut eine untergeordnete Rolle. Die einzig relevante Frage, an der sich übrigens seit Beginn der Menschheit nichts geändert hat, ist nämlich die: „Kann der Typ da vorne was?“ — beispielsweise ein Mammut erlegen — oder „Ist er eine Niete?“ Letzteres trifft zum Beispiel auf ein Weichei zu, das sentimentale Bildchen an die Höhlenwand malt und höchstens zum Feuermachen taugt.

Ja, ich weiß, das klingt ernüchternd. Möglicherweise wenden Sie auch ein, dass Ihre Bürokollegen weder auf Mammutjagd gehen noch idiotische Bildchen in die Wand des Meetingraums ritzen. Letztendlich ist diese Unterscheidung aber irrelevant. Am Spielchen „Taugt der Typ etwas oder nicht?“ hat sich seit der Steinzeit nichts verändert!

Ausgestattet mit diesem Detailwissen über neurologische Zusammenhänge kehren wir nun zum Anfang dieses Kapitels zurück und halten fest: Elvis galt bis zuletzt als der „King“, weil er von der ersten Sekunde seiner Karriere an als solcher auftrat! Wenn man zu den Klängen von „Also sprach Zarathustra“ die Bühne betritt und einen mit Edelsteinen verzierten Catsuit trägt, ist einem ein bestimmtes Maß an Aufmerksamkeit eben automatisch sicher! Ich gebe zu, dass ein solcher Auftritt im normalen Büroalltag über das Ziel hinausschießt, trotzdem gibt es hunderte Möglichkeiten, sich bereits in der Anfangszeit Ihrer Karriere von der grauen Masse abzuheben. Bunte Smiley-Socken, knallige Stecktücher und lässige Sneaker können Ihnen dabei wertvolle Dienste leisten. Sind Sie die ersten Stufen der Karriereleiter bereits hochgeklettert, finden Sie auch bei amerikanischen Politikern und CEOs Inspiration. Diese begeistern ihr Publikum regelmäßig mit „I Love You All!“- und „Let’s Make xyz Great Again!“-Bekundungen. Nehmen Sie sich an ihnen ein Beispiel! Brüllen Sie wie ein Löwe, röhren Sie wie ein Hirsch, machen Sie einen auf Donald Trump, Elon Musk oder Javier Milei. Stellen Sie jedenfalls sicher, dass Sie gehört und gesehen werden!

Alles soweit verstanden? Gut! Dann wenden wir uns nun der wohl wichtigsten Frage dieses Kapitels zu: Gibt es „Archetypen“ — also idealtypische Muster oder nachahmenswerte Personen — die im stinknormalen Businessalltag dazu taugen, einen perfekten Eindruck zu hinterlassen? Wenn ja, welcher Typus könnte zu Ihrer einzigartigen Persönlichkeit passen?

Anmerkung: Elvis steht in diesem Kapitel leider nicht zur Auswahl. Trotzdem sollten Ihnen die folgenden drei Archetypen ausreichend Inspiration bieten.

Archetyp 1: James Bond

Als Weltretter, Frauenheld und Hobbywissenschaftler ist James Bond der Inbegriff mondäner Eleganz. Nichts kann ihn erschüttern, und selbst im politisch korrekten 21. Jahrhundert findet er Mittel und Wege, sich an die heiße Empfangsassistentin heranzumachen. Er weiß sich zu benehmen, strahlt aber auch jenes Quäntchen Unangepasstheit aus, das notwendig ist, um nicht als Superstreber abgestempelt zu werden. James Bond ist das, was die Rolex Submariner unter den Luxusuhren ist — zeitlos elegant, allseits beliebt und daher vor allem in den Bereichen Verkauf, Marketing und Management ein echter Klassiker. Überlegen Sie daher, ob Ihnen die Rolle des coolen Geheimagenten nicht auch stünde. Doch Vorsicht: Sollte Ihr Äußeres tendenziell an Mr. Bean erinnern (dieser setzte James Bond übrigens als „Johnny English“ ein filmisches Denkmal), könnten Sie mit dieser Rolle Schiffbruch erleiden! Auf berühmte Bond-Zitate wie „Geschüttelt oder gerührt?“ oder „Ich bin bereit, wenn du es bist“ sollten Sie im Umgang mit Vorgesetzten ebenfalls verzichten. Diese reagieren in der Regel humorlos, wenn man ihre Anweisungen mit übertriebener Nonchalance quittiert.

Archetyp 2: John Rambo

Die Testosteronbolzen unter Ihnen könnten an einem muskelbepackten Action-Helden der Achtzigerjahre Gefallen finden: John Rambo. Als wortkarger Racheengel schoss er alles über den Haufen, was bei drei nicht auf den Bäumen war. Bezüglich Charme und Grazie James Bond hoffnungslos unterlegen, hinterlässt sein Auftreten dennoch einen nachhaltigen Eindruck. Rambos Message ist klar und simpel: „Komm zum Punkt. Ich bin kein Typ der leisen Zwischentöne!“. In Metiers wie Produktivitätsberatung, Krisenmanagement oder Krediteintreibung kann so viel Klarheit durchaus von Vorteil sein. Entscheiden Sie sich für diese Rolle jedoch nur dann, wenn Ihnen die Natur eine imposante Statur, eine tiefe Stimme und die Sensibilität eines Alligators mitgegeben hat. Wenn Sie hingegen über Woody Allens Körperbau und eine Stimme wie Bugs Bunny verfügen, sollten Sie sich fragen, ob für Sie die dritte zur Auswahl stehende Rolle nicht besser geeignet wäre. Diese definiert sich weder über smarte Coolness noch brachiale Durchschlagskraft. Sie setzt auf Seniorität, Gelassenheit und Weisheit.

Archetyp 3: Meister Yoda

Eines vorweg: Es ist nicht jedermanns Sache, einem etwa 66 Zentimeter großen, grünhäutigen Jedi-Meister, der im Film „Star Wars“ den weisen Lehrer und Mentor verkörpert, nachzueifern. Und das liegt nicht nur an der geringen Körpergröße. Die wahre Herausforderung liegt im Umstand, dass Sie als Meister Yoda über tatsächliches Wissen verfügen sollten und daher zu chronischer Einsamkeit verdammt sind. Der Coolnessfaktor eines JediMentors ist inferior und der Mitleidsfaktor hält sich ebenfalls in Grenzen. Wenn Ihnen die ersten beiden Rollen partout nicht liegen, könnte diese Rolle dennoch Ihre letzte Rettung sein. „Data Science“, „Stochastik“ oder „Quantenphysik“ sind typische Yoda-Berufe. Deren Vorteil: Sie können als hochgradiger Spezialist schalten und walten, wie es Ihnen gefällt, da Kollegen von dem, was Sie tun, ohnehin nur Bahnhof verstehen. Überlegen Sie sich dennoch gut, ob Ihnen diese Rolle wirklich liegt. Sprüche wie „Tu es oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen“ oder „Möge die Macht mit euch sein“ sorgen anfangs sicherlich für Heiterkeit. Den Großteil Ihrer Arbeitszeit müssen Sie sich aber auf komplizierte Inhalte konzentrieren. Die meisten Leser dieses Ratgebers werden mit dieser Rolle daher nicht glücklich werden.

Was Sie aus diesem Kapitel mitnehmen sollten:

Einen ersten Eindruck kann man nur einmal machen!

Wählen Sie Ihre Rolle mit Bedacht!

Das Sein kommt aus dem Schein allein!

Geeignete Phrasen und Gesten, um einen perfekten ersten Eindruck zu hinterlassen:

Bond-Stil: „Nichts ist unmöglich, wenn man wirklich will!“ (= Irgendjemand in diesem Raum wird schon wollen)

Rambo-Stil: „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht!“ (= Ich habe auf das Herumgesülze keine Lust mehr)

Yoda-Stil: Imitieren der „Merkel-Raute“ (= Ihr versteht von dem, was ich mache, ohnehin kein Wort. Insofern setze ich auf mein souveränes Auftreten)

Anspieltipp:

Time To Pretend (2007)

MGMT

3. Minimieren Sie Fakten und Inhalte

Haben Sie im Laufe Ihrer Karriere schon einmal ein Rhetorikseminar besucht? Wenn ja, kennen Sie gewiss die sogenannte „7-38-55“-Regel. Diese geht auf einen gewissen Albert Mehrabian zurück, der im Jahr 1971 einen Schmöker namens „Silent Messages“ veröffentlichte. In diesem hielt er fest, dass nur 7 Prozent der menschlichen Kommunikation aus verbalen, 38 Prozent hingegen aus paraverbalen (Tonfall und Stimme) und 55 Prozent aus nonverbalen Inhalten (Körperhaltung und Gestik) bestehen. Anders ausgedrückt: Das, was Sie sagen, ist schnurzpiepegal. Sie müssen das, was Sie behaupten, lediglich überzeugend rüberbringen!

Sie glauben mir nicht? Gut, dann rufen Sie sich kurz den derzeit amtierenden US-Präsidenten ins Gedächtnis. Ganze viertausendmal hatte man diesen während seiner ersten Amtszeit (2017–2021) beim Flunkern ertappt. Trotzdem durfte er nach vierjähriger schöpferischer Pause 2025 erneut ins Weiße Haus einziehen. Wie schaffte das der Teufelskerl nur? Nun, ganz einfach: Der Mann ist ein Unterhaltungsgenie! Während sich seine farblosen Kontrahenten („Sleepy Joe“, „Crooked Hillary“ und „Laughing Kamala“) mit langweiligen Inhalten ins politische Aus schossen, schob der gute Donald eine Wuchtel nach der anderen! Meine Güte, wie viele amüsante Stunden hat uns der Mann nicht schon geschenkt! Frostschutzmittel und „Beautiful Medicine“ gegen Covid-19 schlug er in seiner ersten ruhmreichen Amtsperiode vor, das Kapitol ließ er stürmen und kreierte sogar einen eigenen Dance-Move, als er 2025 erneut im Weißen Haus Platz nahm. Ganz großes Kino!

Warum ich Ihnen das erzähle? Ganz einfach! Um Ihnen klarzumachen, dass es in den seltensten Fällen komplizierte Inhalte und Fakten sind, die Sie weiterbringen! So ist der Level an vertretbarem Unsinn in der Regel direkt proportional zu den Faktoren Attraktivität, Ausdruckskraft der Stimme, Gestik und Körpergröße. Anders ausgedrückt: Wenn Sie Brad Pitts Aussehen, die Statur von Vin Diesel, die Stimme von Bruno Mars und die Körpermaße eines NBA-Basketballspielers haben, reicht bereits ein wohl intonierter Rülpser, um als Genie durchzugehen! Die wenigsten Zeitgenossen interessieren sich für komplexe Zusammenhänge, ausgewogene Argumente und Details. Menschen glauben, was sie glauben wollen und lassen sich von dem beeindrucken, was Sie als „Gesamtkunstwerk“ ausstrahlen. So können Sie bei Meetings, Vorträgen und öffentlichen Auftritten von folgender Daumen mal Pi-Regel ausgehen: 50 Prozent Ihrer Zuhörer verstehen nicht, wovon Sie sprechen und 40 Prozent interessiert Ihr Vortrag einen feuchten Kehricht. Die verbleibenden 10 Prozent ärgern sich möglicherweise über die eine oder andere Banalität. Hoffnungslos in der Minderheit wagen sie es aber nicht, aufzumucken, und somit kommt Ihnen am Ende Ihres „Fachvortrags“ auch von dieser Gruppe frenetischer Applaus entgegen. Was lernen wir daraus? Lassen Sie Fakten Fakten sein und setzen Sie stattdessen auf lupenreines Storytelling, Wiederholungen sowie vollmundige Zitate! Der angenehme Nebeneffekt: Ihre Vorbereitungszeit geht gegen null und Sie kommen nicht in Verlegenheit, unangenehme Fragen beantworten zu müssen. Alles klar? Gut, dann legen wir los!

Setzen Sie auf die Kraft des Storytelling

Storytelling (auf Deutsch „Geschichten erzählen“) bezeichnet die Kunst, Informationen, Ideen oder Botschaften durch narrative Strukturen zu vermitteln. Das klingt schrecklich kompliziert, ich weiß. De facto bedeutet es aber nichts anderes als „Märchen erzählen“. Egal, ob Sie im Management, im Verkauf oder in der Politik tätig sind: Ohne eine gute Story geht gar nichts! Wenn Ihnen beispielsweise eine namhafte österreichische Bank versichert, an Sie zu glauben, ein Burgerbrater schwört, seine Fast Food-Produkte zu lieben oder Ihnen ein Mineralölkonzern versichert, für das Gute einzustehen, kommt stets dieselbe Formel zur Anwendung: „Emotionen hui, Inhalte pfui“. Aber bleiben wir doch beim besagten Mineralölkonzern. Nehmen wir an, dass Sie bei diesem vor einiger Zeit als Marketingleiter angeheuert haben und Ihnen nun die undankbare Aufgabe zukommt, eine neue Image-Kampagne lancieren zu müssen. Das Problem dabei: Ihre Firma hat wenige Monate zuvor ein ehemaliges Naturschutzgebiet in eine stinkende Erdölwüste verwandelt und liegt in Sachen Popularität nun gleich auf mit Jack the Ripper und dem deutschen Bundeskanzler. Was könnte in einer so prekären Situation die Lösung sein? Richtig, Sie verzichten bei Ihrer Kampagne vollständig auf Inhalte, produzieren dafür aber umso schönere Bilder und ultrapositive Vibes! So könnte Ihr Werbevideo beispielsweise eine glückliche Familie zeigen, die über saftig grüne Wiesen läuft und vor Glück jauchzt. Vögel steigen auf, kristallklare Gebirgsbäche bahnen sich ihren Weg und auch die Bio-Erdölbohrer Ihres Konzerns fördern den wertvollen Rohstoff vor dieser imposanten Bergkulisse. Mutter Natur ist versöhnt, und die Zukunft präsentiert sich als nicht enden wollender Spaziergang über duftende Blumenwiesen. Dasselbe gilt selbstverständlich auch für Ihre Imagebroschüre. So können Sie Ihrem Topprodukt beispielsweise das Prädikat „schwarzes Gold“ verleihen und es als „100 Prozent naturbelassen“ oder „über Millionen Jahre zur Perfektion gereift“ rühmen. Auch bei der Farbgestaltung und dem Wording dürfen Sie nichts dem Zufall überlassen. So sollte Ihr Umweltmanifest in einem saftigen Grün gehalten sein und vor Begriffen wie „Sustainability“, „ZeroEmission“ oder „CO₂-neutral“ nur so strotzen. Legen Sie sich auch unbedingt eine Strategie zurecht, wie Sie diversen Umweltorganisationen — am besten schon im Vorfeld — den Wind aus den Segeln nehmen. Großzügige Spenden und öffentlichkeitswirksame Preise eignen sich dazu hervorragend. Verzichten Sie in jedem Fall auf deprimierende Fakten, Rechtfertigungen und Details zum jüngsten Umweltdesaster. Die meisten Menschen haben, wie bereits erwähnt, das Gedächtnis eines Goldfischs. Saftig grüne Wiesen und glückliche Familien fräsen sich jedoch nachhaltig in die Gehirnwindungen der Leute.

Setzen Sie auf die Kraft der Wiederholung

Einer alten Marketingformel zufolge („Rule of 7“) muss eine Botschaft mindestens siebenmal wiederholt werden, bis sie sich endgültig ins Gedächtnis eingebrannt hat. Anders ausgedrückt: Der Verzicht auf komplexe Inhalte ist eine gute Basis. Es ist allerdings auch notwendig, die verbleibenden Banalitäten mindestens siebenmal zu wiederholen! Jagen Sie daher die „Schwarze Gold“-Message so oft wie nur irgend möglich über den digitalen Äther und betonen Sie in Pressekonferenzen gebetsmühlenartig, dass Ihr Unternehmen in Sachen Naturschutz, Nachhaltigkeit und Innovation eine absolute Vorreiterrolle einnimmt. Das mag auf den ersten Blick widersinnig erscheinen. Der sogenannte „Mere Exposure“-Effekt besagt jedoch, dass Menschen auch zu zweifelhaften Themen eine positive Grundeinstellung entwickeln können, wenn man ihnen solche nur oft genug vorsetzt. Dieses Phänomen gilt selbstverständlich auch für die persönliche Kommunikation. Setzen Sie bei Gesprächen daher ebenfalls auf die Kraft der Wiederholung und machen Sie sich bewusst, dass jede Banalität das Zeug zu einer Offenbarung hat, wenn man sie nur oft genug wiederholt!

Setzen Sie auf Zitate und Kalendersprüche

Diejenigen unter Ihnen, die gelegentlich vor Publikum sprechen, wissen, dass Zitate jeder Sonntagsrede das gewisse Etwas verleihen. Sie lenken nicht nur von banalen Inhalten ab, sondern weisen den Redner auch als belesenen Überflieger aus. So weit, so gut! Bedenken Sie jedoch, dass ihre Sogwirkung weniger vom Inhalt als vom Berühmtheitsgrad der zitierten Person ausgeht. Mein Freund Joschi, der seit fünfzehn Jahren als Arbeitssicherheitsbeauftragter bei der Gemeinde Wien arbeitet, greift bei seinen öffentlichen Präsentationen zum Beispiel gerne auf Zitate von Albert Einstein, Marc Aurel oder Steve Jobs zurück. Vor allem dessen Zitat „Der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten, ist, zu lieben, was man tut“ hat es ihm angetan. Zwar kann sich Joschis Charisma-Faktor nicht mit dem des AppleGründers messen, trotzdem weiß er mit seinen vor Zitaten strotzenden Präsentationen zu begeistern. Warum? Ganz einfach! Er stellt mit diesen eindrucksvoll unter Beweis, dass er:

wie Steve Jobs denkt,

seine Arbeit liebt und

seinen nach Arbeitssicherheitswissen dürstenden Kollegen immer mit gutem Beispiel vorangehen möchte.

Nehmen Sie sich an Joschi daher ein Beispiel. ChatGPT spuckt auf Knopfdruck hunderte kluge Sprüche aus und Sie müssen diese nur mit der richtigen Stimme und Gestik (Sie erinnern sich an die „7-38-55‘-Regel“?) wiedergeben.

Was Sie aus diesem Kapitel also mitnehmen sollten:

Minimieren Sie Inhalte und Fakten!

Setzen Sie auf die Kraft der Wiederholung!

Legen Sie sich einen Grundvorrat wohlklingender Zitate zurecht!

Perfekte Phrasen, um komplexen Inhalten auszuweichen:

„Lassen Sie mich am Ende nochmals betonen, dass uns Nachhaltigkeit besonders am Herzen liegt.“ (= Mein heutiges Greenwashing war wirklich vom Feinsten)

„Leider haben wir nicht genug Zeit, um auf Details einzugehen.“ (= Ich will keine Fragen hören)

„Der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten, ist zu lieben, was man tut.“ (= Ich bin mindestens so innovativ wie Steve Jobs)

Anspieltipp:

Gossip (2023)

Maneskin

4. Feilen Sie an Ihrem Vokabular

Mein Freund Willi ist derzeit im Dauerstress. Als neu designierter „Head of Application Development“ muss er fünfmal pro Woche bei seinem Chef antanzen und ihm weismachen, dass die „Weltherrschaft“ mit der von ihm entwickelten Fitness-App in greifbarer Nähe liegt. Hinter den Kulissen sieht es aber düster aus. Seine App ist in Wahrheit nämlich ein einziger Rohrkrepierer. Ein Softwarebug jagt den nächsten, und seine Mannschaft umfasst zu allem Unglück gleich drei Entwickler der Generation Z.

„Ernst, was mach’ ich nur?“, heulte er mir gestern die Ohren voll. „Mein Chef spricht permanent von Extrameilen und Out-of-the-Box-Denken. Dabei weiß er nicht einmal, wie man sich das Ding runterlädt! Meine drei Juniors drohen wiederum im Wochentakt mit Sabbatical!“

Zutiefst deprimierend war das Ganze. Als Willi dann noch anfing, mit Fachbegriffen um sich zu werfen, wurde unsere Unterredung endgültig zur Horrorshow.

„Ich glaube, es liegt am Code“, jammerte er. „Die App ist nicht stabil und ein Real-Time-Datentransfer ist auch