Ökonomisierung durch Kalkularisierung - Pascal Geißler - E-Book

Ökonomisierung durch Kalkularisierung E-Book

Pascal Geißler

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Beschreibung

Obwohl mittlerweile seit mindestens 30 Jahren über eine vermeintliche Ökonomisierung debattiert wird, bleibt der Begriff weiterhin diffus und wird für eine ganze Vielzahl unterschiedlicher Phänomene herangezogen. In seiner Studie unterscheidet Pascal Geißler verschiedene Verständnisse dessen, was gemeinhin als Ökonomisierung firmiert und schafft so eine begriffliche Ordnung der Debatte. Dabei interessiert ihn insbesondere die Frage, ob die identifizierten Phänomene zwingend der Logik der modernen Ökonomie, d.h. einer kapitalistischen Logik, folgen oder ob sie auch im Dienst anderer Handlungslogiken stehen können. Konkret betrachtet Geißler das Phänomen der Kalkularisierung, für das er mit Bibliometrie, Hochschulrankings und indikatorbasierter Mittelvergabe im Feld der Wissenschaft sehr prägnante Beispiele findet. Als konzeptioneller Rahmen der AuseinanderSetzung mit einer populären Gesellschaftsdiagnose dient ihm die Theorie sozialer Felder. Er rekonstruiert das wissenschaftliche Feld in diesem Kontext und arbeitet heraus, wie das autonome Feld der Wissenschaft mit vielfältigen externen Ansprüchen, z.B. im Spannungsfeld von anwendungsorientierter und Grundlagenforschung, umgeht und welche Konsequenzen die Versuche heteronomer Einflussnahme für die Feldautonomie haben. Er zeigt, dass Kalkularisierung zwar im Sinne heteronomer Eingriffe in ein autonomes Feld erfolgen, gleichzeitig aber der autonomen Logik des wissenschaftlichen Feldes dienlich sein kann.

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Inhalt

Danksagung

Einleitung

1.1 Die Diagnose der Ökonomisierung

1.2 Die Kalkularisierung der Gesellschaft

1.3 Wissenschaft in der Theorie sozialer Felder

1.3.1 Symbolische Ökonomie

1.3.2 Autonomie und Heteronomie

1.4 New Public Management, Kalkularisierung und Wissenschaft

1.5 Kalkularisierung zwischen Autonomie und Heteronomie

1.6 Ökonomisierung?

Die Debatte um eine Ökonomisierung der Gesellschaft

2.1 Ökonomisierung als Grenzverletzung

2.2 Die empirischen Gegenstände der Ökonomisierungsdebatte

2.2.1 Rationalisierung

2.2.2 Kommerzialisierung

2.2.3 Privatisierung

2.2.4 Vermarktlichung

2.2.5 Monetarisierung

2.2.6 Kommodifizierung

2.2.7 Kalkularisierung

2.3 Zwischenfazit: Ökonomisierung?

Gesellschaftsdiagnose Kalkularisierung

3.1 Kalkularisierung und Moderne

3.2 Kalkularisierung als Technik

3.3 Die Kalkularisierung der Gesellschaft

3.3.1 Herrschaft der Zahlen

3.3.2 Audit Society

3.4 Die Kalkularisierung der modernen Ökonomie

3.4.1 Doppelte Buchführung und moderner Kapitalismus

3.4.2 Management Accounting und Industrialisierung

3.4.3 Performance Accounting und Finanzmarkt- und Wissenskapitalismus

3.5 Muster ökonomischer Kalkularisierung

3.5.1 Reduktion von Komplexität

3.5.2 Sichtbarmachung

Das Feld der Wissenschaft

4.1 Konzeptioneller Rahmen

4.2 Soziale Felder

4.3 Wissenschaft als soziales Feld

4.3.1 Die Arbeit der Objektivierung

4.3.2 Umgekehrte Ökonomie und symbolisches Kapital

4.3.3 Wettbewerb um Anerkennung

4.3.4 Wahrheit und Reputation

4.4 Die Autonomie der Wissenschaft

4.4.1 Heteronomer und autonomer Pol: konzeptionell

4.4.2 Heteronomer und autonomer Pol: empirisch

4.4.3 Die Figur der Pole als analytisches Instrument

Die Kalkularisierung der Wissenschaft

5.1 Kalkularisierung und New Public Management

5.2 New Public Management und leistungsbasierte Mittelverteilung

5.3 Das Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft

5.4 Kalkularisierung und Leistungsmessung durch Bibliometrie

5.4.1 Science Citation Index und Web of Science

5.4.2 (Journal) Impact Factor

5.4.3 Hirsch-Index (h-index)

5.5 Kalkularisierung und Leistungsmessung durch Rankings und Ratings

5.6 Kalkularisierung und Leistungsmessung durch Drittmittel

Kalkularisierung am autonomen und am heteronomen Pol

6.1 Kalkularisierung am heteronomen Pol

6.1.1 Externe Hierarchisierung von Wissenschaft

6.1.2 Anpassung an heteronome Kriterien

6.2 Kalkularisierung am autonomen Pol

6.2.1 Impact-Faktoren als Qualitätsnachweis

6.2.2 Bedingungen der Kalkularisierung am autonomen Pol

6.3 Wissenschaftliche Organisationen zwischen Autonomie und Heteronomie

Fazit

7.1 Ökonomisierung und Kalkularisierung

7.2 Parallele Muster der Kalkularisierung in den Feldern der Ökonomie und der Wissenschaft

7.3 Parallele Entwicklungen in Organisationen der Ökonomie und der Wissenschaft

Literatur

Danksagung

Es ist gute Sitte und mir ein wichtiges Anliegen, Menschen zu danken, die mich auf dem Weg bis zur Einreichung der vorliegenden Arbeit als Dissertationsschrift an der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen begleitet und unterstützt haben.

Dieser Dank gilt zuvorderst dem Betreuer meiner Promotion, Ingo Schulz-Schaeffer, der mir ihm Rahmen der Tätigkeit an seiner Professur einerseits die notwendigen Freiräume gegeben hat, die Arbeit an der Dissertation über Jahre neben meinen weiteren Verpflichtungen zu verfolgen und der andererseits immer auch ein eigenes Interesse an ihrem Gelingen und ihren Inhalten hatte. Ebenso gilt mein Dank Gregor Bongaerts, der bereits früh immer wieder hilfreiche Hinweise zum Umgang mit forschungspraktischen Fragen gegeben hat und schließlich die Arbeit auch offiziell als Zweitgutachter betreut hat. Ihre Unterstützung, eine Arbeit zu verfassen, die sich dem Thema der Ökonomisierung widmet und dabei keine der üblichen Pro- oder Contra-Positionen einnimmt, hat dieses Buch erst ermöglicht. Zudem bot das von beiden gemeinsam angebotene Doktoranden-Kolloquium einen Ort, an dem Argumente und Überlegungen ausprobiert, verworfen und gemeinsam weiterentwickelt werden konnten. Mein Dank gilt daher auch allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieser Runde, aus der ich gelegentlich mit (produktiver) Enttäuschung und ebenso häufig mit neuen Ideen herausging.

Matthias Bottel, Dennis Kirschsieper, Nils Kubischok, Anne-Kristin Kuhnt, Martin Meister, Thorsten Peetz, Tanja Tästensen und Christine Wimbauer haben unterschiedliche Versionen der Arbeit aus ihren je eigenen Perspektiven kommentiert und so zur Konsistenz der Argumentation beigetragen. Jutta Wergen hat mich über mehrere Jahre mit ihren Workshops und Coachings begleitet und mir einiges an Handwerkszeug und Methoden vermittelt, die das Arbeiten an der Promotion erleichtert und bereichert haben. Die Teilnehmer, Kommentatoren und Veranstalter – namentlich Sighard Neckel – der ersten Marie Jahoda Summer School an der Universität Wien im Sommer 2011 haben einen Diskussionszusammenhang geschaffen, der zum Teil bis heute anhält und wichtige thematische Impulse gegeben hat, die an vielen Stellen in der Arbeit zu finden sind. Maike Lübbers hat es schließlich durch ihr Lektorat und mit unkomplizierten Hinweisen geschafft, die Textqualität noch einmal zu steigern.

Sandra Kaiser hat diese Arbeit aus nächster Nähe begleitet, unzählige Entwürfe gelesen, kommentiert und immer wieder mit mir diskutiert. Darüber hinaus gilt ihr mein besonderer Dank, weil sie in den letzten Jahren eigene Wünsche hintenan gestellt hat, um mir die Arbeit an der Dissertation zu ermöglichen.

Der größte Dank gilt aber meinen Eltern, die mich immer bedingungslos unterstützt haben und mir in vielen Fragen fernab der Promotion wichtige Ratgeber waren und sind. Ohne ihre Hilfe und ihren Zuspruch hätte ich meinen eigenen Weg nie gehen können und diese Promotion wäre nicht einmal begonnen worden.

1 Einleitung

Die Diagnose der Ökonomisierung der Gesellschaft gehört zum Kernbestand gesellschaftlicher Debatten und Diagnosen und wird mit ganz unterschiedlichen Akzentuierungen und Stoßrichtungen sowohl in wissenschaftlichen Fachdiskussionen als auch auf Podien mit Politikerinnen1, im Feuilleton großer Tageszeitungen und an den sprichwörtlichen Stammtischen diskutiert. Die Diagnose der Ökonomisierung der Gesellschaft ist nicht bloß eine in wissenschaftlichen Diskussionen vorgetragene These oder ein Spezialdiskurs einiger Experten. Die Frage, ob eine steigende Bedeutung ökonomischer Kriterien in allen möglichen Bereichen des Lebens zu beobachten ist, ist bis in öffentliche Diskussionen vorgedrungen. Kulturschaffende fordern, ihr Metier müsse „immunisiert werden gegen die Diktatur der Skaleneffekte und Quartalszahlen“2, Bildungsexperten warnen, der „generelle Trend zur Ökonomisierung der Bildung verdränge das freie Spielen“3 und Wirtschaftsredakteure halten den kritischen Stimmen entgegen, „sie sollten noch einmal nachdenken“4 und nicht unnötig skandalisieren.

Der Begriff und die Diagnose der Ökonomisierung sind in der (deutschsprachigen) Soziologie seit Karl Marx etabliert und haben in der jüngeren Vergangenheit eine Konjunktur erfahren (vgl. Kaube 2012). Dennoch ist gerade in der aktuellen Debatte ungeklärt, welches Phänomen mit dieser Diagnose eigentlich genau gefasst werden soll und welche empirischen Belege jenseits eines subjektiven Eindrucks für deren Triftigkeit herangezogen werden können. Selbst für eine eher nicht wissenschaftliche Nutzung des Schlagworts und den Versuch, gesellschaftliche Entwicklungen überhaupt zu benennen, ist die empirische Unbestimmtheit nur vordergründig unproblematisch. Es lässt sich nicht eindeutig erkennen, welches Phänomen mit der Diagnose der Ökonomisierung konkret gefasst wird, was Belege für ihren empirischen Gehalt sind, welche Prozesse ihr zugeordnet werden und welche der ihr zugeschriebenen Konsequenzen tatsächlich auf sie zurückgeführt werden können.

Im Rahmen dieser Arbeit möchte ich, ausgehend von der Beobachtung, dass die Frage, worum es bei der Diagnose Ökonomisierung konkret geht, ungeklärt ist, zweierlei leisten. Erstens, die Gesellschaftsdiagnose Ökonomisierung im konkreten Kontext einer Theorie der Gesellschaft zu betrachten. Und zweitens, ein konkretes Phänomen innerhalb der Ökonomisierungsdiagnose in den Blick nehmen, statt die Diskussion auf einer abstrakten Ebene zu führen. Ziel dieser Arbeit ist es nicht, zu klären, ob es zu einer Ökonomisierung der Gesellschaft kommt oder nicht. Vielmehr geht es darum, zum einen Begriffsarbeit zu leisten und aufzuzeigen, welche empirischen Phänomene sich hinter dieser Gesellschaftsdiagnose verbergen, und zum anderen, eines der dabei identifizierten Phänomene anhand eines konkreten Beispiels näher zu betrachten.

Um dem Dilemma zu entgehen, auf der eher abstrakten Ebene einer Gesellschaftsdiagnose zu argumentieren und dabei empirische Sachverhalte miteinander zu vermischen, die möglicherweise keinen unmittelbaren Bezug zueinander aufweisen, schlage ich eine Umkehrung der Perspektive vor. Statt von der Gesellschaftsdiagnose her zu denken, werde ich in dieser Arbeit einen konkreten empirischen Gegenstand in einem abgrenzbaren Kontext diskutieren. Der Gegenstand meiner Auseinandersetzung ist das Phänomen der Kalkularisierung, der abgrenzbare Bereich das Feld der Wissenschaft und mein Zugang die Theorie sozialer Felder im Anschluss an Pierre Bourdieu, insbesondere die Unterscheidung von autonomem und heteronomem Pol. Angeleitet wird die Arbeit von der Frage, ob es sich bei der zu beobachtenden Entwicklung, der Kalkularisierung von Wissenschaft durch Bibliometrie und Rankings bzw. Ratings, um die Ausbreitung einer ökonomischen Logik handelt oder ob Kalkularisierung auch im Sinne einer autonomen wissenschaftlichen Logik erfolgen kann.

Die Arbeit gliedert sich in drei große inhaltliche Abschnitte. Der erste Abschnitt widmet sich der Gesellschaftsdiagnose Ökonomisierung (Kapitel 2) und der darin enthaltenen Diagnose einer Kalkularisierung (Kapitel 3). Im zweiten Abschnitt lege ich die notwendigen konzeptionellen Grundlagen, um Kalkularisierung an einem konkreten Fall – der Kalkularisierung der Wissenschaft – näher zu betrachten. Dafür rekonstruiere ich zum einen, wie sich das Feld der Wissenschaft in der Theorie sozialer Felder Pierre Bourdieus erfassen lässt, und zum anderen, woran die Unterscheidung von Autonomie und Heteronomie in diesem Feld festgemacht werden kann und wie aus ihr ein analytisches Instrument wird (Kapitel 4). Der dritte Abschnitt der Arbeit kombiniert dann gewissermaßen die ersten beiden Teile. Zunächst stelle ich anhand von Bibliometrie, Rankings und Ratings konkrete Fälle von Kalkularisierung und deren Hintergrund vor (Kapitel 5). Abschließend betrachte ich diese Fälle dann mithilfe der Unterscheidung von autonomem und heteronomem Pol des wissenschaftlichen Feldes (Kapitel 6). Ich greife dazu auf bereits vorliegende empirische Arbeiten zu diesen Phänomenen zurück und nutze ihre Ergebnisse, um evidenzbasierte Aussagen zu den zu beobachtenden Veränderungen treffen zu können.

Einleitend werde ich zunächst erläutern, welchen Status die einzelnen Abschnitte im Rahmen der Arbeit haben und was ihre zentralen Fragen, Thesen und Ergebnisse sind.

1.1 Die Diagnose der Ökonomisierung

Das Phänomen der Ökonomisierung wird häufig als ein Bündel von Prozessen beschrieben. Zu diesen Prozessen gehören die „Ausrichtung an marktwirtschaftlichen Prinzipien, wie Profitmaximierung“ (Küsters 2008: 3859), der „Einsatz von Kosten-Leistungs-Rechnung und anderen betriebswirtschaftlichen Management-Methoden, Maßnahmen zur Effizienz- und Effektivitätssteigerung und die Definition von und Beschränkungen auf so genannte Kernaufgaben“ (ebd.). Je nach Stoßrichtung und Fokus der einzelnen Arbeiten zur Ökonomisierungsdiagnose wird der Begriff der Ökonomisierung zum Teil mit erheblichen Bedeutungsunterschieden genutzt und es ist keinesfalls immer eindeutig benannt oder zu identifizieren, welcher konkrete empirische Sachverhalt jeweils damit gefasst wird. Neben der unklaren Begrifflichkeit wird auch die Frage danach, auf welcher Ebene das Phänomen anzusiedeln ist, in verschiedenen Arbeiten unterschiedlich beantwortet. Während einzelne Arbeiten das Phänomen klar der Makroebene zuordnen, indem sie darunter einen Übergriff eines gesellschaftlichen Bereichs auf einen anderen verstehen (vgl. z. B. Hartung 2003; Röhl 2009), wird es in anderen Arbeiten klar in der Mikroebene verortet, wenn es um die Veränderung der Orientierungsmuster von Akteuren geht (vgl. z. B. Heinrich 2001).

Gemein ist allen Beiträgen zu dieser Frage nur ein sehr zentraler Punkt: Ökonomisierung wird als „Grenzverletzung“ (Peetz 2014: 21) beschrieben. Es komme zu einer Verletzung der Grenzen autonomer gesellschaftlicher Bereiche, z. B. der Medizin oder der Wissenschaft, weil sich die Ökonomie und die ihr zugehörigen Verfahren, Perspektiven und Mechanismen gesamtgesellschaftlich ausbreiteten. Als Folge würden auch zuvor nicht ökonomisch strukturierte Bereiche ökonomischen Prinzipien unterworfen, d. h., es wird von außen in ihre inneren Strukturen eingegriffen. Kapitel 2 hat die Aufgabe, näher zu beschreiben, welche unterschiedlichen Phänomene und Effekte in der Ökonomisierungsdiagnose zusammengefasst sind, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen und ob hinter der Ausbreitung eines bestimmten, als Ökonomisierung bezeichneten Phänomens zwingend eine ökonomische Logik stehen muss.

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Ökonomisierung ist sehr stark fragmentiert und produziert vor allem Einzelfallanalysen und Fallstudien. Diese werden nicht oder nur sehr allgemein in eine generalisierende Perspektive eingebunden. Zudem werden empirische und konzeptionelle Arbeiten nicht systematisch miteinander verknüpft (vgl. Richter 2009: 14). Als Folge dieser Fragmentierung ist nicht eindeutig zu bestimmen, was der konkrete empirische Gehalt und der Gegenstand der Diagnose sind. Um den gewählten Zugang zu realisieren, einen abgrenzbaren Gegenstand in einem bestimmten Kontext zu betrachten, muss zunächst dieser Gegenstand empirisch bestimmt und eindeutig identifiziert werden. Ich greife daher die Ökonomisierungsdebatte auf und trenne die in unterschiedlichen Beiträgen jeweils thematisierten Phänomene analytisch voneinander. Ich identifiziere dabei sieben Prozesse, die häufig in Kombination miteinander behandelt, aber auch einzeln jeweils als Beleg für die Diagnose der Ökonomisierung herangezogen werden: Rationalisierung, Kommerzialisierung, Privatisierung, Vermarktlichung, Monetarisierung, Kommodifizierung und die von mir im weiteren Verlauf der Arbeit dann näher betrachtete Kalkularisierung.

Entscheidend sind dabei die Fragen, was konkret Ausdruck des Ökonomischen ist bzw. sein soll und wie das jeweilige Phänomen in einem nicht ökonomischen Kontext zum Einsatz kommt und sich gesamtgesellschaftlich ausbreitet. Erst bei der Beschäftigung mit der zweiten Frage lässt sich entscheiden, ob sich damit eine ökonomische Logik in anderen gesellschaftlichen Bereichen durchsetzt oder ob die betrachteten Phänomene nicht auch Ausdruck einer anderen, nicht ökonomischen Logik sein können. Zur Beantwortung der ersten Frage ist ein Kriterium dafür notwendig, was als ökonomisch gelten soll. Wie dieses Kriterium aussieht, hängt aber immer von der eingenommenen Perspektive, d. h. vom jeweils spezifischen Ökonomiebegriff ab. Problematisch dabei ist, dass mit einer solchen Definition immer auch vorab bereits fixiert ist, welche Phänomene Ausdruck von Ökonomisierung sind. Mit einer solchen Festlegung ist keine offene Betrachtung mehr möglich, die sich zunächst darauf konzentriert, eine möglichst exakte Beschreibung des empirischen Sachverhalts zu liefern.

Um mich nicht auf eine bestimmte Lesart von Ökonomie festlegen (und damit die Perspektive einschränken) zu müssen, wähle ich einen anderen Weg. Ich überprüfe, ob das beschriebene Phänomen exklusiv und ausschließlich im Kontext ökonomischen Tausches auftritt oder ob es auch in anderen Zusammenhängen auftreten und im Sinne dieser zum Einsatz kommen kann. Das Kriterium verschiebt sich damit von der Ebene der Instrumente auf den dahinterstehenden Sinn bzw. Einsatzzweck und kann die Logik der Ökonomie erfassen. Ich frage danach, ob ein Phänomen ausschließlich der „subjektive[n] und primäre[n] wirtschaftliche[n] Orientierung“ (Weber 1980 [1921]: 32) dient und unterscheide diese Orientierung von „wirtschaftlich orientierte[m] Handeln“ (Weber 1980 [1921]: 31). Letzteres kann auch einem anderen Zweck dienlich sein und dabei trotzdem „die subjektiv anerkannte Notwendigkeit der wirtschaftlichen Vorsorge“ (Weber 1980 [1921]: 31) mitberücksichtigen. In einem solchen Falle können auch Mittel und Techniken eingesetzt werden, die auch für das Erwerbshandeln eingesetzt werden, obwohl Erwerb nicht der primäre Zweck des Handelns ist. Als ökonomisch gilt im Sinne dieser Unterscheidung ein Handeln, das als Zweck den Erwerb verfolgt und nicht bloß auf Bedarfsdeckung gerichtet ist (vgl. zu dieser Unterscheidung Weber 2006 [1920]: 78).

Zur Verdeutlichung ein kurzes Beispiel: In einigen Arbeiten wird die Form des Wettbewerbs und der Konkurrenz unter Anbietern oder Nachfragerinnen als Ausdruck einer ökonomischen Logik begriffen (so z. B. bei Münch und Pechmann 2009; Süß 2006). Bei sportlichen Wettkämpfen ebenso wie bei der Notengebung bei Klausuren oder anderen Prüfungen lassen sich diese Prinzipien ebenfalls erkennen, obwohl dahinter keine ökonomische Logik steht. Wettbewerb und Konkurrenz können somit nicht ausschließlich einem ökonomischen Kontext zugeordnet, sondern auch in anderen Bereichen in deren jeweiliger Logik eingesetzt werden.5

Nicht bei allen in der Debatte anzutreffenden Phänomenen ist eine exklusive Zuordnung zum Prinzip ökonomischen Tauschens möglich und sinnvoll. Eindeutig zu klären ist diese Zuordnung nur bei den Phänomenen Kommerzialisierung, Privatisierung, Monetarisierung und Kommodifizierung. Als Kommerzialisierung bezeichne ich z. B. Entwicklungen und Bestrebungen, die dezidiert auf die Erzielung oder Vermehrung eines Gewinns (häufig gemessen in der Einheit Geld) abzielen. Eine derartige Entwicklung gibt es z. B. im Bestattungswesen. Bei dieser primär durch moralische Kriterien wie Pietät geprägten Tätigkeit lässt sich eine Kommerzialisierung in der Form beobachten, dass z. B. gesetzliche Regelungen geschaffen wurden, die den Zugang für wirtschaftlich tätige Akteure ermöglichen und die Entstehung einer regelrechten Bestattungsindustrie zur Folge haben (vgl. Akyel und Beckert 2014: 437; Akyel 2013).

Gegenteilig fällt die Analyse hingegen bei den Phänomenen Rationalisierung, Vermarktlichung und eben Kalkularisierung aus. Auch hierzu nur eine kurze Erläuterung: Weil Märkte als der „Governance-Mechanismus der kapitalistischen Wirtschaft“ (Schimank 2009b: 338) gelten, wird ihr Auftreten in anderen Kontexten als Ökonomisierung begriffen. Wenn man den Einsatz von Märkten zur Interessenkoordinierung als genuin ökonomisch versteht, dann wird auch ein Marktprinzip in nicht ökonomischen Kontexten, z. B. die Vergabe von im Umfang beschränkten Drittmitteln oder Stipendien, als Ausbreitung eines ökonomischen Prinzips begriffen. Es kommt im Rahmen von Verwaltungsreformen nach dem Modell des New Public Management auch in kommunalen Verwaltungen oder Hochschulen zur Einrichtung interner Märkte. Diese sind aber in erster Linie Ausdruck des Versuchs, eine Alternative zu hierarchischer Steuerung zu entwickeln und zielen nicht darauf ab, echte Angebots-Nachfrage-Beziehungen zu erzeugen. Faktisch muss man daher von „Quasi-Märkten“ (Le Grand 1991) sprechen. Werden Märkte als Steuerungsinstrument eingeführt, erfolgt ihr Einsatz im Sinne der Logik des betroffenen Bereichs und nicht als Ausdruck einer Erwerbsorientierung.

Diese beiden kurzen Beispiele sollen genügen, um die Notwendigkeit einer phänomenbezogenen Betrachtung der Ökonomisierungsdiagnose zu begründen. Die nähere Darstellung aller sieben identifizierten Phänomene erfolgt im weiteren Verlauf des zweiten Kapitels. Sie ist jeweils daran orientiert zu erläutern, wie sich das Phänomen beschreiben lässt, inwiefern es einen Bezug zur Sphäre der Ökonomie hat und in welcher Art und Weise es in anderen, nicht ökonomischen Zusammenhängen auftritt. Mit dem Phänomen der Kalkularisierung greife ich anschließend einen empirischen Gegenstand konkret heraus und betrachte ihn näher.

1.2 Die Kalkularisierung der Gesellschaft

Als Kalkularisierung bezeichne ich den Prozess der Verbreitung und des zunehmenden Einsatzes von Kalkulationen, Zahlen und auf ihnen basierenden Darstellungen. Fälle von Kalkularisierung haben in der jüngeren Vergangenheit einige Aufmerksamkeit erfahren und zunehmend befassen sich Forschungen mit diesen Gegenständen (vgl. ganz grundlegend Vollmer 2003b). Dabei lassen sich zwei Stränge unterscheiden: zum einen Forschung, die sich für die Wirkung von Zahlen und ihre Bedeutung für Vergleiche und/oder Vergesellschaftung interessiert (z. B. Heintz 2010; Heintz und Werron 2011; Werron 2012) und zum anderen Beiträge, die aus der Verbreitung von Zahlen eine Gesellschaftsdiagnose machen und die Kalkularisierung als Ausdruck der kapitalistischen Wirtschaftsweise begreifen (v. a. Kalthoff 2004; Vormbusch 2007a, 2007b). Ich knüpfe in meiner Arbeit vor allem an den zweiten Strang an, lasse den ersten aber nicht völlig unberücksichtigt. Da mich vor allem die Auseinandersetzung mit Kalkularisierung als Gesellschaftsdiagnose interessiert, ziehe ich den ersten Strang primär als empirisches Material heran.

Im dritten Kapitel dieser Arbeit stelle ich dar, wie Kalkularisierung als Gesellschaftsdiagnose diskutiert wird und was ihr empirischer Gehalt ist. Darüberhinaus wird erläutert, welchen Stellenwert Kalkularisierung für die moderne Ökonomie und ihre Entwicklung hat. Dies zu erläutern ist notwendig, um Kalkularisierung überhaupt als Fall von Ökonomisierung begreifen zu können.

Die Ausbreitung systematischen Zahlengebrauchs wird in den sich dafür interessierenden Gesellschaftsdiagnosen darauf zurückgeführt, dass in modernen Gesellschaften ein Interesse daran besteht, den Einsatz jeglicher Mittel und Ressourcen möglichst systematisch und zielgerichtet zu organisieren. Kalkularisierung bzw. ihre Effekte werden als Fortführung der Rationalisierung der Lebensführung im Sinne Webers begriffen. Damit schließt die Debatte an Webers Rationalisierungsthese an, in der ein Zusammenhang zwischen der Form der Lebensführung und der Form der Wirtschaftsweise hergestellt wird. Pointiert ist dies in der These der „Audit Society“ (Power 1997) zusammengefasst, die davon ausgeht, dass zum Zweck der Steuerung zunächst vor allem umfangreiche Verfahren der Rechenschaftslegung etabliert werden müssen. Gerade diese Verfahren beruhen auf kalkulativen Ausdrücken wie z. B. Erfolgsquoten, Steigerungsfaktoren oder Kosten-Nutzen-Relationen. Erst auf der Basis der so gewonnenen Informationen lassen sich eine systematische Steuerung z. B. wohlfahrtsstaatlicher Maßnahmen und ihre Zweckkontrolle erreichen. Im Zuge meiner Darstellung wird vor allem deutlich, dass sich Kalkularisierung in erster Linie als eine Technik beschreiben lässt, d. h. als ein Mittel, mit dem eine bestimmte Wirkung erreicht werden kann.

Bei der Auseinandersetzung mit der Gesellschaftsdiagnose Kalkularisierung fällt auf, dass ihr Ursprung meist in der Ökonomie verortet wird. Ich rekonstruiere daher zunächst die Entstehung und Entwicklung kalkulativer Praktiken in der Ökonomie. Nur wenn Kalkularisierung überhaupt ökonomisch relevant ist, kann die These, dass deren Einsatz in nicht ökonomischen Kontexten Ausdruck von Ökonomisierung ist, tragen. Die Annahme setzt voraus, dass Kalkularisierung, d. h. ein Prozess, bei dem Formen der Kalkulation, z. B. quantifizierende Messungen, Statistiken und Formeln, eingeführt werden, ein spezifisch ökonomisches Merkmal bzw. Ausdruck der Ökonomie ist.

Der systematische Einsatz von Kalkulation in der Ökonomie erfolgt in einer dreistufigen Entwicklung. Erstens, die Entstehung dessen, was als moderne Ökonomie gilt, d. h. einer Wirtschaftsweise, die kapitalistisch6 organisiert ist und den Erwerb in den Mittelpunkt stellt, durch die Einführung der doppelten Buchführung. Zweitens, die in der Industrialisierung notwendig gewordene Weiterentwicklung des Verfahrens der doppelten Buchführung zum Management Accounting, mit dem Massenproduktion und die Steuerung industrieller Großunternehmen erst möglich werden. Und drittens, die Veränderung hin zum Performance Accounting im Finanzmarkt- und Wissenskapitalismus, mit dem Ziel, auch immaterielle Ressourcen wie Wissen und Qualität im Rahmen einer systematischen Buchführung handhabbar zu machen.

Die Bedeutung der doppelten Buchführung für die Entstehung des modernen Kapitalismus ist bei Max Weber und Werner Sombart prominent herausgearbeitet. Diese moderne Wirtschaftsform ist dadurch gekennzeichnet, dass es eine Umstellung von der Bedarfs- zur Erwerbsorientierung gibt. Das Erwerben wird für den Menschen zum „Zweck seines Lebens“ (Weber 2006 [1920]: 78) und dient nicht mehr bloß der „Befriedigung seiner materiellen Lebensbedürfnisse“ (ebd.). Als Folge steht im Mittelpunkt der ökonomischen Aktivitäten nun ein Streben nach der Vermehrung von Ressourcen, d. h. in erster Linie Geld, das dann nur noch mittelbar zur Befriedigung materieller Bedürfnisse dient: das „Erwerbsprinzip“ (Sombart 1919a: 320). Die doppelte Buchführung ist für diese Entwicklung in zweifacher Weise entscheidend. Zum einen kann mit ihrer Hilfe ein systematischer Überblick über alle Transaktionen einer Unternehmung gewonnen und so die Planung von ökonomischem Erfolg ermöglicht werden. Zum anderen entsteht durch diese Technik der Buchführung erst die Einheit der Unternehmung, zu der objektiv nur das gehört, was in den Büchern auftaucht. Das Wirtschaften in Form von Unternehmen und Betrieben wird so erst möglich und sorgt für die Trennung von Haushalt und Betrieb.

Weil im Zuge der Industrialisierung die Unternehmen wachsen, sich ihre Produktpalette verbreitert und Massenproduktion verteilt auf verschiedene Standorte geschieht, reichen die Möglichkeiten der doppelten Buchführung zur Steuerung und Kontrolle dieser Prozesse nicht mehr aus. Die Verfahren werden daher zum Management Accounting weiterentwickelt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Einrichtung eines regelmäßigen Berichtswesens, die permanente Erfassung von Kosten-Nutzen-Relationen im Sinne des Return on Investment (ROI) und die Entstehung einer professionellen, nicht mehr an der Produktion beteiligten Management-Ebene (vgl. Chatfield 1977: 92; Hines 1973: 320; Vormbusch 2002: 48 ff.).

Das Performance Accounting ist die dritte Stufe der Kalkularisierung der Ökonomie. Es rückt nicht so sehr die Produktion, sondern vielmehr das Gesamtunternehmen und dessen ökonomische Leistungsfähigkeit in den Blick. Dies geschieht, um gegenüber potenziellen und aktuellen Investoren und Anteilseignern den Einsatz ihrer finanziellen Mittel zu rechtfertigen. Neu bei dieser Form des Accountings ist, dass nicht bloß die Produkte und materiellen Ressourcen abgebildet und bewertet werden. Zusätzlich müssen auch Qualitätsindikatoren, z. B. Umtauschquoten, oder Mitarbeiterkompetenzen in den Bilanzen erfasst werden. Verfahren, die bisher vor allem zur internen Steuerung und Kontrolle eingesetzt wurden, spielen jetzt auch im Außenverhältnis der Unternehmen eine Rolle. Das Unternehmensziel besteht vor allem in der Steigerung des Shareholder-Values, d. h. einer Steigerung des Wertes der von Dritten gehaltenen Unternehmensanteile, zumeist Aktien (vgl. u. a. Dörre 2012a: 126).

In der Gesamtbetrachtung der Kalkularisierung der Ökonomie fallen zwei Muster auf, die in allen drei Buchführungs- bzw. Accounting-Varianten zentral sind: Es geht um die Reduktion von Komplexität und um Sichtbarmachung. Komplexitätsreduktion ist relevant, weil die vorhandenen Informationen so zusammengefasst werden müssen, dass auf ihrer Basis Entscheidungen getroffen werden können, die im Sinne des unternehmerischen Erfolgs sind. Dazu ist auch Sichtbarmachung notwendig, wenn es darum geht, aus einer entfernten Position des Managements oder der Anteilseigner Aussagen über unternehmensinterne Prozesse zu treffen, die sonst nur den Personen zugänglich sind, die unmittelbar an ihnen beteiligt sind.

1.3 Wissenschaft in der Theorie sozialer Felder

Gerade das Feld der Wissenschaft wird in der Ökonomisierungsdebatte immer wieder herangezogen, um eine Veränderung der ursprünglichen Logik zu belegen. Die in diesem Feld beobachteten Entwicklungen werden auch als „akademischer Kapitalismus“ (u. a. bei Slaughter und Leslie 1999; Münch 2011) bezeichnet und geradezu als Paradebeispiel für den dominanten Einfluss der Ökonomie auf ursprünglich nicht ökonomische Bereiche begriffen. Die Entscheidung, dieses Feld im Rahmen dieser Arbeit besonders in den Blick zu nehmen, wird noch bestärkt durch die Beobachtung, dass gerade Kalkularisierung häufig an Beispielen aus der Wissenschaft erläutert wird (z. B. bei Bornmann 2011; Hornbostel 1999, 2001; Marx 2011; Salais 2008; Seglen 1991; Taubert 2013). Bibliometrische Indikatoren, Hochschulrankings und Drittmittelvergleiche sind in nahezu allen Arbeiten zur Ökonomisierung der Wissenschaft als Beispiele zu finden.

Die beschriebenen Grenzverletzungen können besonders gut mithilfe von Pierre Bourdieus Theorie sozialer Felder konzeptionell erfasst und gerahmt werden. Aus der Perspektive der Feldtheorie differenzieren sich einerseits relativ autonome soziale Felder in der Gesellschaft aus, gleichzeitig nimmt Pierre Bourdieu aber andererseits auch ein gesellschaftliches Primat der Ökonomie und die stetige Aufwertung ökonomischen Kapitals gegenüber anderen Kapitalformen an (vgl. Kuchler 2006: 9). In seinen eher politisch gelagerten Arbeiten bezeichnet er diesen Prozess als „neoliberale Invasion“ (Bourdieu 1998b) und fordert dazu auf, dagegen anzukämpfen und den Einfluss der Ökonomie mittels politischer Maßnahmen zurückzudrängen. Das Konzept der Grenzverletzung ist in der Theorie sozialer Felder systematisch angelegt, weil die Dominanz eines Feldes dazu führt, dass sich die übrigen Felder an seinen Kriterien orientieren müssen und sich – innerhalb ihrer Feldgrenzen – trotz aller Autonomie mit externen Kriterien und Anforderungen auseinandersetzen müssen. Der Begriff Invasion greift die Verletzung von Feldgrenzen auch sprachlich auf. In den Feldern herrscht ein dauernder Kampf um die Kriterien, nach denen sie operieren, und darum, welche Gegenstände oder Verfahren überhaupt Teil des Feldes sein können. Der permanente Wandel der Feldstrukturen und die Möglichkeit, auch externe Kriterien aufzugreifen oder sie zu brechen, sodass sie eben keine feldinterne Wirkung erzielen können, ist eine der Grundannahmen der Theorie sozialer Felder und anders als in vielen anderen Vorstellungen von Gesellschaft keine Ausnahme, sondern der Normalfall (vgl. Bourdieu und Wacquant 1996: 134).

Die konzeptionelle Grundlage der Theorie sozialer Felder ist für die Auseinandersetzung mit der Frage gesellschaftlicher Ökonomisierung demnach besonders geeignet. Allerdings fehlt bei Bourdieu eine systematische Beschreibung des Feldes der Wissenschaft (wie auch vieler anderer Felder), weil er vor allem möglichst allgemeine Kriterien von Feldern identifizieren will und sich weniger für feldspezifische Eigenheiten interessiert (vgl. Barlösius 2012: 125 f.). Aus diesem Grund rekonstruiere ich in Kapitel 4 das wissenschaftliche Feld aus verschiedenen Arbeiten Bourdieus und ergänze diese Darstellung mit empirischen Ergebnissen der Wissenschaftssoziologie. Entscheidend sind dabei vor allem die Herausarbeitung der feldspezifischen Logik, d. h. des inhaltlichen Kerns von Wissenschaft, und die Klärung der Frage, was eigentlich als wissenschaftliche Autonomie gilt.

1.3.1 Symbolische Ökonomie

Das wissenschaftliche Feld ist geprägt von dem Leitmotiv, „Wissenschaft um der Wissenschaft Willen“ (Bongaerts 2008: 175) zu betreiben. Dieser sogenannte nomos des Feldes ist das Ergebnis der Geschichte seiner Ausdifferenzierung, für die vor allem die Zurückweisung religiöser Autorität bei der Begründung von Ergebnissen und Aussagen prägend war. Die Autonomie des Feldes der Wissenschaft beruht auf der Fähigkeit, eine „Alleinzuständigkeit“ (Bongaerts 2008: 113) für eine bestimmte Perspektive auf die Welt durchzusetzen, aus der heraus Zusammenhänge nicht bloß mit Autorität, sondern vor allem auf der Basis von Erkenntnis erklärt werden. Welche Kriterien für Erklärungen gelten und in welcher Form Erkenntnis als wahr anerkannt wird, bleibt dabei feldinternen Debatten überlassen und orientiert sich nicht an externen Kriterien. Im Zuge dieser Abgrenzung von externen Einflüssen entwickelte sich im Feld der Wissenschaft eine Ordnung, die eine Orientierung an materiellen Interessen bei der Forschung ablehnt und zur Herausbildung einer „symbolischen Ökonomie“ (Bourdieu 1998a: 27) führt.

Bourdieu nutzt den Begriff der Ökonomie, um anzudeuten, dass diese Ordnung einerseits auf Besitz beruht und damit andererseits Machtverhältnisse bestimmt werden. Symbolisch ist diese Ökonomie, weil sie sich nicht an Geld oder anderen materiellen Ressourcen orientiert, sondern am Besitz von symbolischem Kapital, d. h. wissenschaftlicher Reputation. Diese Reputation ist der Antrieb der wissenschaftlichen Arbeit, der „Arbeit der Objektivierung“ (Bourdieu 1998a: 29), die intrinsisch motiviert ist. Sie folgt einerseits einem „interessenlosen Interesse“ (Bourdieu 1998a: 27), d. h. einem ausschließlichen Interesse an Gegenständen und Inhalten der Forschung und nicht an materiellem Gewinn, und andererseits dem Ziel, mit dieser Arbeit Anerkennung v. a. innerhalb des Feldes zu erlangen (vgl. Bourdieu 1998a: 27). Die Befriedigung materieller Ressourcen erfolgt mittelbar darüber, dass wissenschaftliche Arbeit berufsmäßig ausgeübt wird. Weil sich wissenschaftlicher Erfolg aber nicht in der Summe ökonomischen Kapitals, sondern durch die Reputation der eigenen Arbeit im Feld bestimmt, dient Geld nicht als Motivation für und Kriterium von Forschung (vgl. Bourdieu 2004: 52).

Aus dem Umfang der Reputation folgt die Position eines Wissenschaftlers im Vergleich zu anderen Wissenschaftlern im Feld (vgl. Bourdieu 1975: 27). Das im Rahmen wissenschaftlicher Arbeit erworbene symbolische Kapital ist damit zugleich die Machtressource des Feldes. Wer über viel symbolisches Kapital verfügt, hat im Feld eine herrschende Position inne und kann z. B. an der Formulierung von Kriterien für den Feldzugang oder an der Überprüfung von Erkenntnissen mitwirken. Daher drehen sich die Auseinandersetzungen im Feld nicht bloß um wissenschaftliche Gegenstände und die Frage der Erkenntnis, sondern auch immer darum, wie mit ihrer Hilfe symbolisches Kapital generiert und darüber Einfluss auf die das Feld begründenden Kriterien genommen werden kann (vgl. Bourdieu 1976: 108).

Eine besondere Bedeutung für die Frage nach der Feldautonomie kommt dem symbolischen Kapital zu, weil es nur feldintern, d. h. wechselseitig unter Experten vergeben werden kann. Eine weltliche Anerkennung, z. B. durch Verkaufserfolge bei wissenschaftlichen Fachbüchern, führt zur Ansammlung ökonomischen Kapitals, bedingt aber keine gesteigerte wissenschaftliche Anerkennung. Diese ist unabhängig vom weltlichen Erfolg und kann nur ansteigen, wenn das entsprechende Fachbuch auch wissenschaftlich als herausragend oder bedeutend eingeschätzt wird. Dennoch gibt es im Feld Gruppen, die sich bei ihrer Arbeit gezielt an weltlichem Erfolg orientieren. Diese Orientierung an der Logik der ökonomischen Ökonomie ordnet Bourdieu dem heteronomen Pol des Feldes der Wissenschaft zu, dem der autonome Pol mit seiner strikten Innenorientierung und dem Prinzip der symbolischen Ökonomie gegenübersteht.

1.3.2 Autonomie und Heteronomie

Mithilfe der Unterscheidung zwischen dem autonomen und dem heteronomen Pol lässt sich im Rahmen der Theorie sozialer Felder die Frage der Übernahme einer externen, z. B. ökonomischen, Logik oder der steigende Einfluss einer solchen in einem nicht ökonomischen Feld, konzeptionell fassen. Felder sind in unterschiedlichem Maß autonom, abhängig davon, wie gut sie in der Lage sind, sich externen Ansprüchen zu widersetzen und externe Anforderungen nach eigenen Maßgaben in die Logik des Feldes zu integrieren, d. h. sie nicht einfach so zu übernehmen (vgl. Bourdieu 1998a: 18 f.). Aus feldinterner Perspektive übersetzen sich diese unterschiedlichen Autonomiegrade in die Frage, wie sich der autonome und der heteronome Pol zueinander verhalten und welcher der beiden Pole dominant ist. Sucht man nach einer Möglichkeit, die Kalkularisierung der Wissenschaft als Grenzverletzung und als Eindringen feldfremder Logiken im Sinne der Ökonomisierungsdiagnose zu konzeptualisieren, bietet sich die Figur der Pole daher an.

Heteronomie ist das Gegenteil von Autonomie, „eine Fremdbestimmung, die anderen als dem Feld eigenen Regeln folgt“ (Jurich 2006: 56). Heteronomie in Feldern zeigt sich immer dort, wo andere, d. h. nicht feldspezifische Einflüsse „halbwegs ungebrochen zum Ausdruck kommen“ (Bourdieu 1998a: 19). Für die Feldtheorie bedeutet dies, dass am heteronomen Pol externe Anforderungen ungebrochen in das Feld eindringen können und sich die Akteure dort gezielt an diesen Kriterien orientieren und nicht mehr dem autonomen Prinzip folgen. Ein Beispiel für eine solche heteronome Orientierung ist die Auftragsforschung, die sich an den Erfordernissen der Auftraggeberin orientiert und die in einigen Fällen auch gar nicht zum Erwerb wissenschaftlichen Kapitals genutzt werden kann, weil ihre Ergebnisse nicht veröffentlicht werden dürfen und nur dem beauftragenden Unternehmen zugänglich sind. Jenseits des wissenschaftlichen Feldes lassen sich solche Strukturen z. B. im Feld der Kunst beobachten. Dort identifiziert Bourdieu am heteronomen Pol Künstler, die den Massenmarkt bedienen und bei ihren Werken auf Wünsche und auf die Nachfrage von Kundinnen reagieren, statt sich dem autonomen Prinzip der reinen Kunst zu unterwerfen und zu versuchen, im Feld für ihre Werke Anerkennung unter ihresgleichen zu finden (vgl. Bourdieu 1999: 344).

Die beiden Pole unterscheiden sich vor allem durch die an ihnen jeweils gültigen Anerkennungskriterien und dadurch, auf welche Zielgruppe ihre Produktion7 ausgerichtet ist. Am autonomen Pol erfolgt die Anerkennung unter Kollegen, die gleichzeitig Konkurrenten um und Abnehmer von Ergebnissen in der Forschung sind. Am heteronomen Pol erfolgt die Anerkennung in erster Linie durch feldexterne Dritte, die im ökonomischen Sinne Kunden sind. Wichtig ist, dass sich die beiden Pole und die an ihnen wirkenden Kapitalformen (symbolisch vs. ökonomisch) nicht wechselseitig ausschließen. Auch am heteronomen Pol der Wissenschaft muss sich daran orientiert werden, dass das Feld „offiziell auf Wissensproduktion und Wissensreproduktion ausgerichtet ist“ (Bourdieu 1988: 106), weil auch die feldexterne Anerkennung als Wissenschaftlerin erfolgen soll. Andersherum können Wissenschaftler sich am autonomen Pol nicht „ganz frei von äußeren Zwängen der Reproduktion“ (Bourdieu 1988: 106) machen, weil Forschung Geld kostet. Zwischen den beiden Polen besteht aber ein Wettstreit um die Deutungshoheit im Feld und damit um die Frage, welche der beiden Orientierungen dominant sein sollte (vgl. Bourdieu 1988: 191).

Im Grundsatz werden Felder von Bourdieu immer als zumindest minimal autonom konstruiert. Ihre relative Autonomie kann allerdings bedeuten, dass sie sehr deutlich unter dem Einfluss der Ökonomie stehen und kaum in der Lage sind, eigene Feldvorgaben zu formulieren und Kriterien durchzusetzen. Es kann trotzdem von einem autonomen Feld gesprochen werden, weil auch am heteronomen Pol zumindest ein Kernbestandteil der autonomen Prinzipien reproduziert werden muss. Wissenschaftler z. B. versuchen, wenn sie sich an den heteronomen Kriterien der Ökonomie orientieren, auch jenseits des eigentlichen Feldes als Wissenschaftler anerkannt zu werden. Es geht ihnen zwar um die Akkumulation ökonomischen Kapitals, jedoch generieren sie dieses aus ihrer Position als Mitglied des wissenschaftlichen Feldes heraus und sie wollen nicht z. B. bloß als Buchautor oder Publizistin gelten.

Die Figur der Pole dient dazu, einen besseren Blick auf den Einfluss von Kalkularisierung im wissenschaftlichen Feld zu bekommen. Während der autonome Pol des Feldes eindeutig gefasst werden kann, zeigen sich am heteronomen Pol vielfältige und unterschiedliche externe Anforderungen, die an das Feld und seine Akteure herangetragen werden. Ich erläutere, welche Beschreibungen zu diesen externen Anforderungen bei Bourdieu selbst zu finden sind, um aus deren Heterogenität zu begründen, welche Lesart von Heteronomie ich für die Frage der Kalkularisierung heranziehe. Das Konzept der Pole ist ein sehr gut geeignetes analytisches Modell, um externe Anforderungen an Felder und interne Reaktionen darauf zu erfassen. Worin sich Autonomie und Heteronomie eines Feldes jeweils zeigen, kann aber nicht generell beantwortet, sondern muss jeweils spezifisch am Gegenstand entwickelt werden.

Ich reduziere die Perspektive dabei nicht auf die Frage der Ökonomisierung. Hinter Kalkularisierung steht nicht zwingend eine ökonomische Orientierung. Sie als Verbreitung einer Technik der Kalkulation zu begreifen, bedeutet, zuzugestehen, dass sie unterschiedlichen Zwecken dienen kann. Merkmal einer Technik ist, dass mit ihr bestimmte Wirkungen erzielt werden können. Welcher Art diese Wirkungen sind, ist aber nicht durch die Technik vorherbestimmt, sondern kommt auf den Kontext an, in dem ihr Einsatz erfolgt, und auf den Zweck, der damit verbunden wird. Im Laufe der Arbeit werde ich Kalkularisierung daher gleichermaßen am autonomen wie am heteronomen Pol des Feldes beobachten und einerseits danach fragen, inwiefern sich dabei nun die Orientierung an einer externen oder eben auch internen Logik der Wissenschaft zeigt, und andererseits, was die Bedingungen sind, unter denen die eine oder andere Variante möglich ist.

1.4 New Public Management, Kalkularisierung und Wissenschaft

Nach der Darstellung des Kontextes, in dem ich Kalkularisierung näher betrachten will, dient Kapitel 5 der näheren Darstellung der Phänomene, die ich als Beispiele für Kalkularisierung heranziehe. Ich greife dazu auf zumeist empirische Arbeiten zurück, deren Ergebnisse ich nutze, um evidenzbasiert zu argumentieren. Die Kalkularisierung von Wissenschaft zeigt sich in erster Linie an dem sich immer weiter ausbreitenden Einsatz von Bibliometrie sowie Rankings und Ratings. Diese Verfahren werden eingesetzt, um eine Leistungsbewertung von Wissenschaft bzw. Wissenschaftlern zu ermöglichen. Hintergrund dieses Ziels und der Ausgangspunkt einer Bestimmung wissenschaftlicher Leistungen auf Basis kalkulativer Indikatoren und Verfahren ist die Einführung des New Public Management (NPM).

New Public Management ist ein aus den Verwaltungswissenschaften stammendes Modell zur Steuerung und Kontrolle von Organisationen. Sein Ursprung geht auf Reformen der staatlichen, insbesondere der kommunalen, Verwaltung zurück. Insgesamt wird es aber mittlerweile in allen Arten von Organisationen des öffentlichen Sektors eingesetzt. Im Mittelpunkt des NPM steht der Versuch, hierarchische Formen der Steuerung durch weniger hierarchische Prinzipien, sogenannte Governance, zu ersetzen und insgesamt die Leistungsfähigkeit von Organisationen zu erhöhen (vgl. u. a. Hood 1995: 94; Bogumil 2003). Dazu werden eine ganze Reihe von in Beiträgen zur Ökonomisierungsdiagnose immer wieder thematisierten Instrumenten genutzt, neben der Kalkularisierung u. a. auch die Einrichtung organisationsinterner Märkte oder die Privatisierung bestimmter Aufgaben. Die Erhöhung der Leistungsfähigkeit von Organisationen richtet sich darauf, ihren Output zu steigern. Da dieser Output mithilfe „quantifizierbarer […] Größen“ (Bogumil 2003: 217) ermittelt und überprüft wird, kommt es zur Kalkularisierung.

Im Bereich wissenschaftlicher Organisationen führt New Public Management zu Veränderungen, die sich alle an einem u. a. von der OECD formulierten idealtypischen Modell von Organisationen und ihrer Governance orientieren. Die damit einhergehenden Veränderungen unterscheiden sich in ihrem Umfang von Land zu Land, je nachdem, wie die Struktur der Hochschulsteuerung sich dort darstellt und historisch entwickelt hat (vgl. Schimank 2009a: 132 ff.). Ihnen allen gemein ist die stärkere Außensteuerung, d. h. eine externe Zielformulierung, die in Konkurrenz zum interessenlosen Interesse der Wissenschaft tritt und bei der gesellschaftliche Ansprüche stärker berücksichtigt werden. Mithilfe externer Zielvorgaben und ihrer Überprüfung auf Basis kalkulativer Verfahren erfolgt eine Kontextsteuerung. Dabei wird nicht gezielt in interne Prozesse von Forschung und Wissenschaft eingegriffen, sondern über Rahmenbedingungen, d. h. die Ausstattung mit und die Bereitstellung von notwendigen (finanziellen) Ressourcen versucht, bestimmte Entwicklungen anzustoßen (vgl. Minssen et al. 2003: 39).

Rankings und Ratings werden z. B. im Rahmen von leistungsorientierter Mittelvergabe (LOM) eingesetzt. In diesem Zusammenhang dienen sie dazu, die den Hochschulen oder Instituten zugewiesenen Mittel auf der Basis von deren wissenschaftlichen Leistungen in der (für das Ranking oder Rating jeweils relevanten) Vergangenheit zu verteilen. Es kommt zu einer sogenannten „Zweckprogrammierung“ (Heintz 2008: 114) der Organisationen. Die Erreichung der im Rahmen der LOM formulierten Kriterien wird zum Zweck, den die Hochschulen verfolgen müssen. Ihre Mittelzuweisung erfolgt abhängig davon, wie gut oder schlecht sie diesen Zweck erfüllt haben bzw. wie sich diese Zielerfüllung im Vergleich mit anderen Universitäten darstellt. Während Verfahren wie die deutsche LOM oder das britische Research Assessment Exercise gezielt zur Mittelverteilung eingesetzt werden, haben andere Rankings wie das Academic Ranking of World Universities (ARWU) oder das Times Higher Education (THE) offiziell nur das Ziel, Universitäten miteinander zu vergleichen, um so der Öffentlichkeit einen Eindruck von ihren Leistungen zu vermitteln. Dennoch haben auch diese Rankings mittelbare Folgen für die Zuweisung von Mitteln, insbesondere Drittmitteln zur Forschungsfinanzierung, weil sich die Organisationen, die diese Mittel bereitstellen, ebenfalls an den Rankingergebnissen orientieren (vgl. Butler 2010: 157).

Bestandteil von Rankings sind häufig auch bibliometrische Indikatoren, die aber genauso jenseits von leistungsorientierter Mittelvergabe oder vergleichbaren Ranglisten eingesetzt werden, um Aussagen über die Qualität und Leistungsfähigkeit von Wissenschaftlerinnen zu treffen. Im Rahmen dieser Arbeit erfolgt insbesondere eine Auseinandersetzung mit dem (Journal) Impact Factor und dem h-index. Die Verwendung dieser Indikatoren geht darauf zurück, dass Zitate von wissenschaftlichen Beiträgen als Maßeinheit für die Anerkennung von Wissenschaftlern im Feld herangezogen werden. Je häufiger ein Artikel zitiert wird, desto mehr sogenannten Impact hat er bzw. desto höher ist die Anerkennung, die seiner Autorin zugeschrieben wird.

Während der (Journal) Impact Factor von seinem Erfinder Eugene Garfield ursprünglich dazu entwickelt wurde, die wechselseitige Bezugnahme von Beiträgen aufeinander und die Verbreitung von Ideen besser nachverfolgen zu können, hat der h-index den klar formulierten Anspruch, die Leistungsfähigkeit und Bedeutung von Wissenschaftlerinnen zu ermitteln und in einer Maßeinheit auszudrücken (vgl. Hirsch 2005: 16569). Mittlerweile wird aber auch der (Journal) Impact Factor in diesem Sinne genutzt und vom Impact eines Journals auf die Leistungsfähigkeit der in ihm publizierenden Wissenschaftler geschlossen. Hinter beiden bibliometrischen Verfahren steht der Versuch, ein wissenschaftsinternes Prinzip, das wechselseitige Zitieren von Forschungsergebnissen in Publikationen, mithilfe eines technischen Verfahrens abzubilden und zu messen. Die Ergebnisse dieser Messung werden im Rahmen des New Public Management auch für andere Zwecke zu nutzen versucht und bilden z. B. die Basis für die leistungsorientierte Mittelverteilung.

Rankings und Ratings sowie Bibliometrie werden jenseits des wissenschaftlichen Feldes dazu genutzt, Aussagen über eben dieses Feld zu treffen. Mithilfe dieser Indikatoren werden z. B. die Kriterien für die Forschungsförderung formuliert, an denen sich bestimmte Akteure im Feld orientieren (sollen). Allerdings kommt es auch im Feld selbst zur Nutzung solcher Indikatoren, z. B. im Rahmen von Berufungsverfahren in einigen Disziplinen (vgl. Wissenschaftsrat 2011: 18). Die Kalkularisierung hat unübersehbare Effekte im Feld. Einerseits kommt es zur Entwicklung von Anpassungsstrategien, um in indikatorbasierten Qualitätsbewertungen gute Ergebnisse zu erzielen und Fördermittel zu erhalten. Der Versuch, Wissenschaft mit dem Ziel guter externer Bewertung durch Indikatoren zu betreiben, bedeutet eine Abkehr von der autonomen Logik und eine Hinwendung zum heteronomen Pol des Feldes. Andererseits kommt es aber auch am autonomen Pol zum Einsatz von Kalkularisierung, wenn entsprechende Leistungsindikatoren innerhalb des Feldes als Bewertungsmaßstab im Sinne der autonomen Logik akzeptiert werden. Eine einseitige Bewertung dieser Entwicklungen z. B. als Ökonomisierung oder die pauschale Zurückweisung als heteronomer Eingriff in ein autonomes Feld erscheint daher vorschnell.

1.5 Kalkularisierung zwischen Autonomie und Heteronomie

Zur Wirkung von kalkulativen Indikatoren und des Prinzips des NPM, in dessen Rahmen sie maßgeblich zum Einsatz kommen, gibt es nur wenig Forschung, die über „anekdotische Evidenz“ (Schimank 2014: 17) hinausgeht und empirische Aussagen über die Effekte macht. Gerade deshalb ist es sinnvoll, die Betrachtung analytisch anzulegen und mithilfe der Unterscheidung von autonomem und heteronomem Pol zunächst einmal Kalkularisierung im Feld überhaupt systematisch zu beschreiben. In Kapitel 6 verorte ich die Beispiele für eine Kalkularisierung daher an den beiden Polen des Feldes und kombiniere so den analytischen Rahmen der Feldtheorie mit dem empirischen Material. Dabei richte ich ein besonderes Augenmerk auf die an den Polen zu beobachtenden Veränderungen und ihren jeweiligen Umgang mit Kalkularisierung. Kalkularisierung lässt sich im wissenschaftlichen Feld an beiden Polen beobachten. Unterschiede gibt es vor allem darin, zu welchem Zweck sie zum Einsatz kommt und wie die Akteure im Feld damit umgehen. Zudem kann an den Organisationen des wissenschaftlichen Feldes beobachtet werden, wie diese innerhalb ihrer Struktur zwischen externen heteronomen Ansprüchen und autonomer Eigenlogik vermitteln.

Außerhalb des wissenschaftlichen Feldes kommt Kalkularisierung zum Einsatz, um Aussagen über das Feld zu treffen, die z. B. für die leistungsorientierte Mittelvergabe relevant sind. So wird mithilfe von Rankings oder auf Basis bibliometrischer Indikatoren versucht, eine externe Hierarchisierung des Feldes vorzunehmen. Diese beruht darauf zu überprüfen, wie sich die Struktur des Feldes unter Berücksichtigung von außerhalb des Feldes formulierten Kriterien darstellt. Auf Basis dieser Hierarchie und der relativen Position einzelner Wissenschaftlerinnen erfolgt dann u. a. die Zuweisung von Mitteln. Feldextern erfolgt der Versuch, das Prinzip der wechselseitigen Zuweisung von Reputation im Feld auch für andere Zwecke nutzbar zu machen. Während Reputation im Feld der Komplexitätsreduktion dient, z. B. um eine Auswahl bei der Lektüre von Texten treffen zu können, wird nun versucht, sie zu messen und für die Ressourcenverteilung nutzbar zu machen (vgl. Schimank 2010: 234). Kalkulative Indikatoren dienen dazu, einen Einblick in feldinterne Prozesse und Strukturen zu bekommen, die sonst nur den Mitgliedern des Feldes aufgrund ihrer Sozialisation im Feld und ihrer unmittelbaren Beteiligung an diesen Prozessen zugänglich sind. Die Entstehung von Forschungsergebnissen und aller mit ihnen verbundenen Entscheidungen sind für Laien in der Regel nicht nachzuvollziehen. Mithilfe von Rankings, Ratings und Bibliometrie allerdings soll nun die feldinterne Bewertung der Forschungsergebnisse und der für sie verantwortlichen Wissenschaftlerinnen sichtbar und zugänglich gemacht werden (vgl. Taubert 2013: 184).

Die Versuche, ein externes Hierarchisierungsprinzip zu etablieren, zielen darauf ab, im wissenschaftlichen Feld eine Orientierung an derartigen Kriterien zu erreichen. Die Orientierung an einem solchen Prinzip statt der Selbstverpflichtung des interessenlosen Interesses ist ein Merkmal des heteronomen Pols. An ihm lässt sich nun im Feld selbst die Anpassung an diese externen Kriterien beobachten. Dies geschieht, indem die Arbeit der Objektivierung so verändert wird, dass sie gleichzeitig ein gutes Abschneiden in vergleichenden Bewertungen mit sich bringt und die Verbesserung kalkulativer Leistungsindikatoren verfolgt. Im britischen Research Assessment Exercise (RAE) lassen sich z. B. eindeutige Anpassungen an die zu unterschiedlichen Zeitpunkten geltenden Kriterien beobachten, wodurch in der auf dem RAE aufbauenden Mittelverteilung bessere Ergebnisse erzielt werden sollen. Eine andere Möglichkeit der Anpassung ist die Konzentration auf drittmittelstarke, anwendungsorientierte Forschung und die Vernachlässigung von Grundlagenforschung, da das Einwerben von Drittmitteln bzw. Forschungskooperationen mit Unternehmen in vielen Rankings positiv bewertet werden. Vor allem aber sind es bibliometrische Indikatoren, die zu beeinflussen versucht werden. Die Zahl der Publikationen zu erhöhen kann z. B. gelingen, indem v. a. kleine und kurzfristige Forschungsprojekte betrieben werden, die schneller zu Ergebnissen führen und so den sichtbaren Forschungsoutput durch projektbezogene Publikationen vergrößern können. Dies wiederum erhöht die Chancen auf Zitationen und damit eine Verbesserung individueller Leistungsindikatoren.

Die Anpassung an externe Kriterien und die mit ihr verbundene Abkehr von den autonomen Prinzipien des Feldes wird deutlich kritisiert. Allerdings lässt sich auch am autonomen Pol Kalkularisierung beobachten, die dort dann auch im Sinne der autonomen Logik zum Einsatz kommt. In einigen Disziplinen werden bibliometrische Indikatoren z. B. im Rahmen von Promotions- und Habilitationsordnungen genutzt, um die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der Kandidaten zu überprüfen. Die in solchen Ordnungen festgelegten Rahmenbedingungen für den Feldzugang sind Ausdruck der am autonomen Pol geltenden Kriterien des Feldes. Sofern die kalkulativen Indikatoren in der Lage sind, die feldinternen Urteile fachlicher Expertinnen untereinander angemessen abzubilden, spricht nichts gegen ihren Einsatz. Dies geschieht vor allem in naturwissenschaftlichen Disziplinen und der Medizin, weil sich dort die interne Struktur von der in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften unterscheidet. Während Letztere noch ein sehr breites Spektrum von Publikationsformen zur Verbreitung ihrer Ergebnisse nutzen, greifen die Naturwissenschaften und die Medizin dafür maßgeblich auf Artikel in internationalen Zeitschriften zurück (vgl. Wissenschaftsrat 2008: 33 f.). Da diese Formate mit den einschlägigen Indikatoren gut erfasst und abgebildet werden, sind deren Ergebnisse deckungsgleich mit den sonst üblichen internen Qualitätsurteilen durch Peers. Dass dieser Einsatz von Kalkularisierung im Sinne einer autonomen Logik möglich ist und die dann quasi doppelte Nutzung intern im Feld und extern durch Dritte kein Problem darstellt, zeigt, dass ihr kein spezifischer Zweck inne wohnt. Stattdessen kann sie für sehr unterschiedliche Zwecke nutzbar gemacht werden.

Eine besondere Rolle in der Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Kalkularisierung kommt im Feld der Wissenschaft seinen Organisationen zu. Hochschulen und Forschungsinstitute bilden die Schnittstelle, an der gesellschaftliche Anforderungen an Wissenschaft auf die wissenschaftliche Eigenlogik treffen. Daher muss innerhalb dieser Organisationen zwischen beiden Ansprüchen vermittelt werden. Im Zuge der Verbreitung des New Public Management und der Kalkularisierung der Wissenschaft entwickelt sich dabei eine neue Gruppe von Hochschulprofessionellen, denen genau diese Aufgabe zukommt (vgl. die Beiträge in Schneijderberg 2013). Vergleichbar mit dem Auftreten professioneller Manager in ökonomischen Organisationen kommt es hier zur Herausbildung einer neuen „professionellen Managementebene“ (Heintz 2008: 113) in wissenschaftlichen Organisationen. Die Akteure dieser Ebene zeichnen sich dadurch aus, dass sie im wissenschaftlichen Feld sozialisiert sind und sich am autonomen Prinzip orientieren, aber Aufgaben übernehmen, die eine systematische Darstellung wissenschaftlicher Leistungen in einer auch extern nachvollziehbaren Form auf Basis von Kalkularisierung gewährleisten.

1.6 Ökonomisierung?

Die Frage, warum die durch Kalkularisierung im wissenschaftlichen Feld bedingten Veränderungen als Ökonomisierung beschrieben werden, soll (und kann) im Rahmen dieser Arbeit nicht beantwortet werden. Abschließend versuche ich im Fazit allerdings einige Hinweise zusammenzutragen, die diesen Zusammenhang begründen können, und verweise auf offene, in weiterer Forschung noch zu klärende Aspekte dieser Fragestellung.

In der Wissenschaft kommen zwar durchaus Verfahren zum Einsatz, die für die moderne Ökonomie konstitutiv sind und seit Jahrhunderten weiterentwickelt werden; sie werden z. B. (auch) bei der Verteilung ökonomischer Ressourcen für Forschung herangezogen. Allerdings erfolgt diese Verteilung zum einen über den Staat, der zudem die wissenschaftliche Autonomie absichert, und es kann zum anderen gezeigt werden, dass es sich bei Kalkulation um eine Technik handelt, die auch im Sinne einer nicht ökonomischen Logik eingesetzt werden kann. Auffällig sind vergleichbare Veränderungen in der Struktur ökonomischer und wissenschaftlicher Organisationen und die Tatsache, dass die Muster ökonomischer Kalkularisierung, Sichtbarmachung und Komplexitätsreduktion auch in der Wissenschaft verstärkt zum Einsatz kommen. Aus dieser strukturellen Parallelität oder Angleichung kann m. E. aber nicht pauschal auf eine grundsätzliche ökonomische(re) Orientierung in der Wissenschaft geschlossen werden.

1 Ich verwende das generische Maskulinum und das generische Femininum im losen Wechsel. Das jeweils andere Geschlecht ist selbstverständlich immer mitgemeint.

2 Wirtschaftswoche, 31.10.14, Die Ökonomisierung der Kultur (http://www.wiwo.de/politik/deutschland/tauchsieder-die-oekonomisierung-der-kultur/10630256.html; Zugriff am 20.03.15).

3heute.de, 12.10.15, Ausgespielt – Kinder als Opfer der Ökonomisierung (http://www.heute.de/experten-kritisieren-fehlende-freiraeume-fuer-kinder-36751496.html; Zugriff am 20.03.15).

4 FAS/Rainer Hank, Geld stinkt nicht Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 13.01.13, Nr. 2, S. 19.

5 Auch der Einwand, dass Profi- und Leistungssport durchaus aus ökonomischem Interesse und mit dem Ziel betrieben wird, finanziellen Gewinn zu erwirtschaften, ändert daran nichts. Denn selbst im Breiten- und Amateursport sind Wettkämpfe systematischer Teil der Aktivität, auch wenn sie dort lediglich Mittel zum Zweck (der körperlichen Ertüchtigung) sind.

6 Ich verwende den Begriff des Kapitalismus bzw. die Beschreibung einer Wirtschaftsform als kapitalistisch ausschließlich als analytische Kategorie und verbinde damit keinerlei normative Bewertung. Als kapitalistisch gilt eine Wirtschaftsweise, die auf Gewinnerzielung durch Warentausch abzielt. Die Entstehung dieser Wirtschaftsform und ihre Hintergründe werden in Kapital 3.4 näher erläutert.

7 Bourdieu entwickelt die Unterscheidung der beiden Pole am Feld der Kunst, daher rührt der Begriff der Produktion, d. h. der Erstellung von Kunstwerken. Für das Feld der Wissenschaft lässt sich mit Blick auf die dort erzeugten wissenschaftlichen Ergebnisse durchaus auch von Wissensproduktion sprechen, auch wenn der Begriff eher ungewöhnlich scheint.

2 Die Debatte um eine Ökonomisierung der Gesellschaft

Zur Frage nach der Ökonomisierung der Gesellschaft oder der Ökonomisierung einzelner gesellschaftlicher Bereiche ist (nicht nur in der Soziologie) mittlerweile eine beachtliche Zahl von Publikationen erschienen. Die Bandbreite der Arbeiten reicht dabei von explizit gesellschaftstheoretischen Varianten (Gabbard 1998; Diedrich und Heilemann 2011; Krönig 2007; Richter 2009) über Arbeiten zu einzelnen gesellschaftlichen Sphären (Bronwen 2003; Robertson 1992; Harms und Reichard 2003a; Löffler 2003b; Röhl 2009; Schlamelcher 2009; Peetz 2014) bis hin zu konkreten Fallstudien, die einzelne Organisationen oder Branchen in den Blick nehmen (Akyel 2013; Roth 2013; Miele 2013; Altmeppen 2009; Czerwick 2007; Dietz 2011; Gause 2004; Krauß et al. 2007; Küsters 2008; Spatschek et al. 2008). Es gibt in der Soziologie einen intensiven Diskurs über die Diagnose der Ökonomisierung. Die Intensität der Diskussion und die hohe Zahl an Publikationen täuschen aber darüber hinweg, dass es innerhalb der Debatte keine einheitliche Begriffsverwendung gibt und eine klare Bestimmung und Abgrenzung des thematisierten Phänomens fehlen. In den wenigsten Debattenbeiträgen finden sich eine Begriffsdefinition oder der Versuch einer Erläuterung, aus der ein empirischer Indikator abzuleiten oder die Möglichkeit des Operationalisierens zu erahnen wäre. Es scheint fast so, als würde die Diagnose Ökonomisierung in einer Selbstverständlichkeit gebraucht, die keiner weiteren Definition mehr Bedarf. Gleichzeitig werden eine ganze Reihe unterschiedlicher Phänomene als Ökonomisierung bzw. deren Ausdruck zusammengefasst, obwohl es möglich wäre, zwischen unterschiedlichen empirischen Phänomenen zu unterscheiden und sie einzeln in den Blick zu nehmen. „Ein verbindlicher Konsens darüber, welche empirischen Phänomene durch den Begriff ‚Ökonomisierung‘ abgedeckt werden, hat sich bislang nicht herausgebildet.“ (Akyel 2013: 32) Auch die Konsequenzen dieses Prozesses können nicht erfasst werden, da darüber „nicht auf der Grundlage eines einheitlichen Begriffsverständnisses befunden“ (Vogel 2007: 161) werden kann.

Ökonomisierung wird häufig als ein Bündel von Prozessen beschrieben, sodass auch einschlägige Handbuchdefinitionen eher weit gefasst sind. Uwe Schimank und Ute Volkmann begreifen Ökonomisierung z. B. als „einen Vorgang, durch den Strukturen, Prozesse, Orientierungen und Effekte, die man gemeinhin mit einer modernen kapitalistischen Wirtschaft verbindet, gesellschaftlich wirkmächtiger werden“ (Schimank und Volkmann 2008: 382). Dass es sich hierbei um eine Definition mit Handbuchstatus handelt, überrascht auf den ersten Blick. Mit dem Verweis auf „Strukturen, Prozesse, Orientierungen und Effekte“ wird auch ohne konkrete Benennung eines Phänomens deutlich, dass es sich hierbei um Dinge handelt, die soziologisch auf ganz unterschiedlichen Ebenen zu verorten sind. Bei näherer Betrachtung wird aber klar, dass eine engere Definition kaum möglich ist, weil eine solche die Bandbreite der diskutierten Themen und Phänomene nicht abdecken könnte. Es handelt sich bei der zitierten Definition demnach nicht um eine Nominaldefinition und die Bestimmung eines Phänomens, sondern vielmehr um eine Formulierung, die ein inhaltliches Spektrum abzudecken versucht und als programmatischer Aufschlag verstanden werden kann.

Auch andere Definitionen und Begriffsbestimmungen sind eher vage und helfen nicht dabei, für die konkrete Arbeit näher zu bestimmen, was nun unter Ökonomisierung zu verstehen ist. Üblich sind Definitionen, die verschiedene empirische Phänomene zusammenzubinden versuchen. Ökonomisierung wird dann z. B. definiert als