Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Das Oldenburger Land erlebt man mit allen Sinnen. Klettern Sie den Vareler Wasserturm oder das Leuchtfeuer Eckwarderhörne hinauf und blicken Sie in die Weite. Schauen Sie sich die riesigen Wandgemälde in Wilhelmshaven und Oldenburg ebenso an wie die zerbrechlichen Muschelkollektionen in Hooksiel. Lauschen Sie dem Knistern der Schlickkrebse im Langwarder Groden und dem Seemannsgarn im Spijöök-Museum. Und spitzen Sie natürlich in Oldenburg die Ohren, wenn Sie im Hörgarten unterwegs sind oder einem Hörgang folgen. Schnuppern Sie an den Produkten der Seifen-Villa und an den Blüten im Rosarium. Wie duftet es auf dem Schinkenboden in Apen? Lassen Sie es sich auf jeden Fall schmecken, wenn ein Bad Zwischenahner Räucheraal, ein Stück Dangaster Rhabarberkuchen oder ein kühles Ols Ihre Wege kreuzen. Wie fühlt sich eine Decke aus der Friesischen Wollweberei an, wie das Fell eines Lamas in Butjadingen, oder der Antrieb einer Draisine mit eigener Muskelkraft? Finden Sie es heraus und seien Sie uns herzlich willkommen!
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Maike Brünink
Oldenburger Land
50
MIKROABENTEUER
ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN
IMPRESSUM
Oldenburger Land
50 MIKROABENTEUER ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN
Maike Brünink
© 2025 360° medien
Nachtigallenweg 1 I 40822 Mettmann
[email protected] | 360grad-medien.de
Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.
Redaktion und Lektorat: 360° medien
Satz und Layout: Elke Gräfe
Gedruckt und gebunden:
Schleunungdruck GmbH I Eltertstraße 27 I 97828 Marktheidenfeldschleunung.com
Bildnachweis: siehe Seite 256
Sicherheitshinweis: siehe Seite 256
ISBN: 978-3-96855-704-5
Hergestellt in Deutschland
360grad-medien.de
Maike Brünink
Oldenburger Land
50
MIKROABENTEUER
ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN
Im Februar 2003 kam ich nach Oldenburg. Eigentlich wäre ich damals lieber zurück nach Osnabrück gezogen (dort hatte ich studiert), doch in Oldenburg gab es Arbeit, und die brauchte ich. Außerdem hatte ich das doch gewollt: eine Uni-Stadt, nah an der Küste, und „wenn Deutschland, dann Norddeutschland“. Also einmal tief geseufzt (Osnabrück war ja nicht weit) und bei der Nordwest Zeitung angerufen, um eine Annonce zur Wohnungssuche aufzugeben: „Moin!“ grüßte die Mitarbeiterin am Oldenburger Ende der Leitung. Es war fünf Uhr nachmittags und bereits dunkel. „Moin!“ also. Alles klar. Sie meinten es ernst.
Erst ein paar Tage war ich an meiner neuen Wirkungsstätte, verlief mich noch täglich im Gebäude und kannte mal gerade zwei Handvoll Namen, da ging das Kollegium auf Kohltour. Mit Boßeln, verstand sich. Mir waren die Regeln schleierhaft (ich warf einfach grob dem Straßenverlauf folgend, wenn man mir sagte, ich sei an der Reihe), doch ich begriff schnell, dass unser Schulleiter offenbar in der gegnerischen Mannschaft war: „Na, Frau Brünink … das wird doch so nichts …“ stand er jedes Mal grinsend schräg hinter mir, sobald ich Schwung holte. Humor und Herzlichkeit, mit voller Absicht höchst unzureichend getarnt – das gefiel mir. Und der Chef machte an jenem Nachmittag wahrscheinlich heimlich drei Kreuze, dass er mich nicht für den Sportunterricht eingestellt hatte.
Bald begann ich, in Oldenburg und Umgebung erste HeimatMomente zu sammeln: den ersten Rhabarberkuchen in Dangast, den ersten Spaziergang durch den Rasteder Schlosspark, die erste Fähre nach Harriersand, das erste Fischbrötchen am Wilhelmshavener Südstrand. Mit Freunden machte ich Ausflüge nach Schillig, wo ich im Sommer 1981 den ersten Urlaub meines Lebens verbracht und die Nordsee entdeckt hatte. Mit Fünftklässlern fuhren Kollegen und ich zu Kennenlerntagen in die Jugendherberge nach Bad Zwischenahn – den Weg dorthin legen Oldenburger Kinder selbstverständlich mit dem Fahrrad zurück. Eine achte Klasse schlug sich auch dann noch tapfer, als wir ihnen eine Radtour ganz bis nach Dangast andienten: mit Lagerfeuer und Zelten am Strand (Familie Tapken hatte es erlaubt) und am nächsten Morgen Frühstück im Alten Kurhaus. Es könnte sein, dass ich an jenem Wochenende wahrhaft zur Oldenburgerin wurde.
Die Fahrradstadt Oldenburg lag mir, war ich es doch aus meiner Kindheit und Jugend an der holländischen Grenze gewohnt, jedes alltägliche Ziel per „Fietse“ anzusteuern. Hier an der Hunte wurde ich in meinem radlerischen Entwicklungspotenzial weiter gefördert: Im Laufe der Jahre schenkte man mir zwei wasserdichte Fahrradtaschen (eine für die Arbeit, eine für alles andere), eine Klingel in Form einer Teekanne und letztes Jahr auch endlich eine Profi-Regenhose, die das kaum noch funktionstüchtige Exemplar aus meiner Schulzeit ersetzte. Außerdem wohne ich mittlerweile an einer sogenannten Speiche: einer der Verbindungsstrecken zwischen der über 110 Kilometer langen Route um Oldenburg und der Innenstadt. Vielleicht sehen wir uns ja mal, während Sie auf einer Radtour den kleinen gelben Schildern mit den roten Kreisen folgen?
Maike Brünink
WILLKOMMEN IM OLDENBURGER LAND
TOP TEN DER SEHENSWÜRDIGKEITEN
KURIOSES UND BESONDERHEITEN
OLDENBURGER STADTGEBIET
1.Man höre und staune: Hörgarten des Hörzentrums Oldenburg
2.Erholung gleich hinterm Hörsaal: Naturschutzgebiet Haarenniederung
3.Botanischer Garten: eine Weltreise zu Fuß
4.Gertrudenkirchhof: Prominente und ganz viel Liebe
5.GleisPark Kulturzentrum: die alternative urbane Oase
6.Pacman lebt! im Oldenburger Computer-Museum
7.Regionale Bierkultur aus der Ols Brauerei
8.Ganz zentral und doch so grün: Schlossgarten und Mühlenhunte
9.Zwei Betriebe mit Herz: Hotel & Café Villa Stern und die Seifen-Villa
10.Streetart in Oldenburg: zwei Spaziergänge (oder Radtouren)
11.Augen auf, Ohren auf und Kopfkino ab: bei den Hörgängen Oldenburg
12.Koordinaten für das Klima: per Geocaching zu Oldenburgs Klimaschätzen
AMMERLAND
13.Schlosspark Rastede: flanieren wie die feinen Herrschaften
14.Finstere Kapitel in der Geschichte einer Klinik: Gedenkstätte Alte Pathologie
15.Jahreszeiten Nebensache im Rhododendronpark Gristede
16.Aalräucherei Bruns: Köstliches aus den Öfen
17.Kurpark Bad Zwischenahn: für jeden etwas dabei
18.Ammerländer Spielzeugmuseum: eine Reise in die Vergangenheit
19.Draisinenspaß Ammerland: unterwegs auf Schienen
20.Schinkenêum: kulinarisch auf Kurs
21.Aper Tief: Watt mal ganz anders
22.Eisenhütte Augustfehn: das Gestern trifft die Gegenwart
FRIESLAND
23.Vareler Wasserturm: Geschichtsstunde mit Ausblick
24.Spijöök Museum: hier wird Seemannsgarn gesponnen
25.Die Seele Dangasts: Altes Kurhaus und „umzu“
26.Nationalpark-Haus Dangast: Watt und viel mehr
27.Neuenburger Urwald: vom Menschen in Ruhe gelassen
28.Friesische Wollweberei: der Stoff, aus dem die Zukunft ist
29.Im Garten von Schloss Gödens
30.Gut Altmarienhausen: unter Apfelbäumen
31.Blaudruckerei Jever: historisches Handwerk hautnah
32.Krimimuseum Jever: ein Stück Literaturgeschichte
33.Muschelmuseum Hooksiel: Blick in die Schatzkiste der Meere
34.Café Meerchenhaft und Kreativwerkstatt Luchs & Elster
WILHELMSHAVEN
35.Schiffsausflüge ab Helgolandkai: Einblicke von Seeseite
36.Von Banter See bis Bontekai: ein Spaziergang am Wasser
37.Havenspuren: Geschichte trifft hippe Technik
38.Gegen das Geschichtsvergessen: das Bunker-Museum
39.Blütenzauber im Rosarium Wilhelmshaven
40.Alles rund um den Containerhafen: im JadeWeserPort InfoCenter
WESERMARSCH
41.Bollenhagener Moorwald: auf Entdeckungstour
42.Gastlichkeit und Gartenfreuden: Café Sehnlichkeiten
43.Kleinod im Moor: die Fachwerkkirche St. Anna
44.„Harriersand entspannt“: mit der Fähre auf die Flussinsel
45.Mit allen Wassern gewaschen: Museum Kaskade und Infohaus Wasser
46.Schwimmendes Moor: „Ich habe es noch gesehen!“
47.Museum Moorseer Mühle: Müllerfamilien im Wandel der Zeit
48.Oberfeuer Preußeneck: Meerblick aus luftiger Höhe
49.Lama Ranch Narvanas: auf Tuchfühlung mit den Tieren
50.Langwarder Groden: ganz offiziell ein Wunder
DAS KLEINE WÖRTERBUCH
REGISTER
BILDNACHWEIS
GleisPark, Oldenburg
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.
IM OLDENBURGER LAND
Moin und herzlich willkommen im Nordwesten Niedersachsens! Zwischen dem Oldenburger Münsterland im Süden, der Weser im Osten, der Nordsee im Norden und Ostfriesland im Westen liegen die HeimatMomente dieses Bandes und warten darauf, von Ihnen entdeckt zu werden. Kommen Sie uns besuchen in den kreisfreien Städten Oldenburg und Wilhelmshaven und in den Landkreisen Ammerland, Friesland und Wesermarsch – oder kurz: im Oldenburger Land!
Abendstimmung im Ammerland
Das Ammerland ist der Teil der Region, dessen Name Ihnen am wenigsten geläufig ist? Sein Ursprung ist nicht mit Sicherheit geklärt, doch wahrscheinlich leitet er sich ab vom indogermanischen Begriff für Sumpfland, denn Moore dominierten von jeher das Gebiet. Nachdem man sie lange kultiviert und abgetorft hat, gilt das Bestreben heute ihrer Wiederverwässerung und somit Renaturierung. Touristische Unterrichtungstafeln entlang der Autobahn A28 indes weisen auf erstklassige von Menschen geplante und angelegte Naturräume hin: „Parklandschaft Ammerland“ steht darauf, und gemeint ist ein Paradies für Gartenfreunde. Der Landkreis um die Kreisstadt Westerstede (daher das Autokennzeichen WST) wartet mit Parks und Baumschulen in selten angetroffener Dichte auf und erfährt besondere Beachtung als größtes Rhododendren-Anbaugebiet der Welt. Mit dem Zwischenahner Meer und seiner Umgebung bietet das Ammerland zudem ein beliebtes Kur- und Naherholungsgebiet.
Auch der Landkreis Friesland sorgt regelmäßig für einen gewissen Aufklärungsbedarf – denn nein, Friesland ist nicht gleich Ostfriesland, und es ist auch nicht eins Teil des anderen. Während man heute vor allem in touristischer Hinsicht großzügig über Grenzen hinwegsieht und entlang der Nordseeküste sowie im Hinterland oft friesische und ostfriesische Ziele gemeinschaftlich ausweist, war in früheren Jahrhunderten klar: Das stolze Jeverland (der nördliche Teil des heutigen Landkreises Friesland) wollte sich tunlichst von den Nachbarn im Westen nicht vereinnahmen lassen. Im Turmaufgang des Schlossmuseums Jever wird heute darauf hingewiesen, dass dieser Gebäudeteil im Spätmittelalter Wehrfunktion hatte und der Sicherung gegenüber Ostfriesland diente. Maria von Jever, Tochter des letzten friesischen Häuptlings Edo Wiemken des Jüngeren, festigte als Landesherrin ab 1530 den Bestand des Jeverlands insbesondere gegenüber den ostfriesischen Grafen. Sie legte testamentarisch fest, dass ihr Territorium nach ihrem Tod an das Oldenburger Grafenhaus fallen solle – und explizit keinesfalls an Ostfriesland. Die Zugehörigkeit Frieslands zum Oldenburger Land ist somit historisch unzweifelhaft. Apropos seiner Kreisstadt Jever: Ihr Name wird in der Mitte mit einem „f“-Laut ausgesprochen – mitnichten also sagt man „Jewer“, auch wenn das hiesige Bier in der Fernsehwerbung so genannt und die Republik entsprechend in die Irre geleitet wird.
Friesische Fehnlandschaft
Sprache des Nordens, Getränk des Nordens
Mural On the Ship von Zabou in Wilhelmshaven
Als eine der jüngsten Städte Europas wurde Wilhelmshaven erst zur Kaiserzeit gegründet und verdankt seine Existenz der Tatsache, dass Preußen einen Marinestützpunkt errichten wollte. Ein geschützter Küstenstrich kurz vor Ausgang des Jadebusens schien wie gemacht dafür, und am Reißbrett entstand eine Stadt – inklusive amerikanisch anmutender Straßenverläufe im Schachbrettmuster. In den beiden Weltkriegen musste Wilhelmshaven massive Zerstörungen verkraften, verschreibt sich jedoch unverdrossen immer wieder der Schaffung des Schönen, zum Beispiel Projekten zum Wohnen am Wasser oder dem Internationalen StreetArt Festival. Als größter Stützpunkt der Deutschen Marine ist die Stadt bis heute eng mit ihrer Gründungsgeschichte verwoben.
Vor Anker gehen in Wilhelmshaven
Erstmals urkundlich erwähnt wurde „Aldenburg“ im Jahr 1108. Grafen waren auf dieser „Alten Burg“ zu Hause, und bis heute zeugt unter anderem das Schloss im Stadtzentrum von Herzögen und Großherzögen, die ihnen nachfolgten und die Geschicke des Oldenburger Landes lenkten. Das moderne Oldenburg zählt über 175.000 Einwohner, darunter Studierende einer Universität und dreier Fachhochschulen. Eine Zeitlang gern als provinzielle Beamtenstadt abgetan, ist Oldenburg inzwischen ein bunter und umtriebiger Magnet für das weitere Umland, wächst stetig und avancierte unlängst zur drittgrößten Stadt Niedersachsens nach Hannover und Braunschweig. Ob Kinder- und Jugendbuchmesse KiBuM, Internationales Filmfest, PLATTart Festival für Neue Niederdeutsche Kultur, die Heimspiele des Bundesligisten EWE Baskets oder zur Adventszeit der Lamberti-Markt: Oldenburgs Veranstaltungskalender ist reich gefüllt und lädt zum Entdecken und Erleben ein.
Blick nach oben in der Oldenburger Innenstadt
Wesermarsch
Die Wesermarsch trägt zwei ihrer charakteristischen Merkmale im Namen. Zum einen wird sie im Osten begrenzt von der Unterweser, die kurz zuvor die Hansestadt Bremen durchquert und nördlich von Nordenham bei Bremerhaven in die Nordsee fließt – und zum anderen ist sie geprägt vom Marschland, auch Schwemmland genannt: flachen Feuchtgebieten in Gewässernähe, die durch Sedimentation entstanden sind. Das Autokennzeichen BRA leitet sich von der Kreisstadt Brake ab, die einen der beiden Seehäfen der Wesermarsch beheimatet. Während Brake und Nordenham heute Umschlagplätze für weltweiten Handel sind, legten hier im 19. Jahrhundert zeitweise Auswandererschiffe ab und brachten Tausende von Menschen in die Neue Welt.
DER SEHENSWÜRDIGKEITEN IM OLDENBURGER LAND
1Oldenburger Innenstadt: Vom Schloss über Lambertikirche, Pulverturm, Rathaus, Degodehaus und das „Rentnerbänkchen“ im Nikolaigang zum Lappan (in dem sich zugleich das Tourismusbüro „Oldenburg-Info“ befindet) – so könnte ein Spaziergang aussehen, der die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Oldenburger Innenstadt verbindet. Man kann sich auf eigene Faust beim Bummeln nach ihnen umschauen, dem digitalen Stadtspaziergang unter oldenburg-tourismus.de/angebote/digitaler-stadtspaziergang folgen oder Letzteren nach persönlichem Geschmack abändern. Oldenburger Gästeführer präsentieren hier in kurzen Videos ihre Lieblingsorte – und falls man irgendwann nicht mehr laufen mag, kann man die restlichen „Must-sees“ einfach filmisch vom nächsten Cafétisch aus besuchen. oldenburg.de
2Stadtmuseum Oldenburg: Im Jahr 1345 wurde Oldenburg das Stadtrecht verliehen – reichlich Zeit von damals bis heute, jede Menge interessanter, wegweisender oder schlicht kurioser Geschichte anzuhäufen. Das Stadtmuseum Oldenburg lädt ein zur unterhaltsamen Zeitreise, und das ab September 2025 sogar im deutlich erweiterten Neubau. Bis zu dessen Eröffnung läuft ein kreatives Schließprogramm an wechselnden Orten der Stadt und über verschiedene Medien, denn auch die drei historischen Stadtvillen im Herzen des Museumsensembles werden im Zuge der Bauphase restauriert. Danach kann wieder nach Herzenslust vor Ort gestöbert werden – vielleicht finden Sie die Amtslade der Oldenburger Buchbinder aus dem Jahr 1696, den weit gereisten Glasblock aus der 1983 geschlossenen Oldenburger Glashütte oder die „Horten-Kacheln“? stadtmuseum-oldenburg.de
3Horst-Janssen-Museum: Horst Janssen (1929–1995) war von eigenwilliger und durchaus problematischer Persönlichkeit, hatte jedoch vielfältige künstlerische Talente. Das Zeichnen spielte dabei eine zentrale Rolle, doch auch Holzschnitte oder Radierungen gehörten zu seinem Repertoire. Janssen wuchs in Oldenburg auf, verließ die Stadt allerdings bereits im Alter von 16 Jahren und zog zu seiner Tante nach Hamburg. Bis zu seinem Tod lebte und wirkte er in der Hansestadt, doch diese wollte ihm posthum kein Museum widmen. Das tat stattdessen im Jahr 2000 Oldenburg, der Ort seiner glücklichen Jugend. Das Horst-Janssen-Museum macht Person und Werk seines Namensgebers in einer interaktiven Dauerausstellung erfahrbar, während wechselnde Sonderausstellungen sich weiteren Künstlern und ihrem Schaffen auf Papier widmen. horst-janssen-museum.de
4Park der Gärten: An diesem Schmuckstück der Parklandschaft Ammerland kommt kein Gartenfreund vorbei. Auf 140 Hektar Gesamtfläche präsentiert sich Deutschlands größte Mustergärtenanlage und lädt ein, Gartenkunst sowie den freien Lauf der Natur mit allen Sinnen zu erleben. Erwachsen aus der Landesgartenschau 2002, liefert der Park heute Inspiration satt für jeden Geschmack – egal, ob man auf Ideensuche für den eigenen Garten herkommt oder entspannt bummelnd das Füllhorn an Farben und Formen genießen will. Von Ende April bis Anfang Oktober grünt und blüht es hier an jeder Ecke – und zahlreiche Extras wie der begehbare Bienenstand, der Blindenbrunnen oder die Klanginseln versprechen Unterhaltung sowie manch lehrreiche Erkenntnis. park-der-gaerten.de
5Fährfahrt auf dem Zwischenahner Meer: Seit 1987 kreuzen die Schiffe der Reederei Ekkenga das Zwischenahner Meer und gehören als „Weisse Flotte“ fest zu Niedersachsens drittgrößtem Binnengewässer. Ihr Hauptanleger befindet sich im Kurpark Bad Zwischenahn und ist Ausgangspunkt für gut einstündige Rundfahrten, auf denen man gemütlich über das Wasser gleiten und allem geschäftigen Treiben an Land entkommen kann. Auf Wunsch sorgt die Bordgastronomie für das leibliche Wohl, und im Sommer sind Ein- und Ausstiege auch an zwei weiteren Anlegestellen in Rostrup und Dreibergen möglich. Für einen geringen Aufpreis können auf allen Schiffen Fahrräder mitgenommen werden. weisseflottezwischenahn.de
6Erlebniswelten an der Maritimen Meile Wilhelmshaven: Entlang der Maritimen Meile reihen sich die Attraktionen perlenkettenartig auf: Angefangen beim Küstenmuseum am Bontekai über die historische Kaiser-Wilhelm-Brücke gelangt man zum Wattenmeer Besucherzentrum, danach zum Deutschen Marinemuseum und schließlich zum Aquarium Wilhelmshaven. Doch bei allem, was es an diesen Highlights zu sehen und zu erleben gibt: Richtig ist an der Maritimen Meile auch, wem der Sinn einfach nur nach Wind um die Nase, einem Tee und einem Fischbrötchen oder dem Blick aufs Wasser steht.
wilhelmshaven-touristik.de/maritimemeile
7Schlossmuseum Jever: Am Rande der historischen Altstadt von Jever befindet sich die Schatztruhe Frieslands. Auf vier Etagen wird hier im Schlossmuseum die Geschichte eines freiheitsliebenden, weltoffenen Volkes lebendig: Wer waren die frühen friesischen Häuptlinge, wie lebten Bauern und Bürger – und was spielte sich parallel zum Streben nach Unabhängigkeit dennoch an höfischem Leben in den Mauern des Schlosses ab? Im Dachgeschoss wird die jüngere Vergangenheit der Region beleuchtet, und der Schlosspark lädt zum Spazieren und Verweilen ein. schlossmuseum.de
8Tier- und Freizeitpark Jaderberg: Sie sind in Begleitung von Kindern unterwegs? Dann dürfte ein Besuch im Jaderpark für einen gelungenen Tag sorgen. Über Jahrhunderte hinweg hatte es an der Adresse des Geländes Gastwirtschaften gegeben, ehe 1950 dort ein Privatzoo seine Tore öffnete. Heute sind das Herz der Anlage noch immer Giraffe und Pinguin, Löwe und Erdmännchen – doch das Angebot umfasst inzwischen auch eine Reihe familientauglicher Fahrgeschäfte sowie zahlreiche Gelegenheiten, sich beim Spielen und Klettern auszutoben. Wer es ruhig mag, lässt sich im Rundboot durch afrikanische Landschaften treiben. jaderpark.de
9Schiffahrtsmuseum Unterweser: Die regionale oldenburgische Schifffahrtsgeschichte steht im Mittelpunkt dieser umfangreichen und thematisch vielfältigen Sammlung. Insgesamt drei Häuser in Brake und Elsfleth laden zur maritimen Abenteuerreise ein und bilden ganz nebenbei eines der ältesten Spezialmuseen Niedersachsens. Möchten Sie in die Geheimnisse des Holzschiffbaus eingeweiht werden? Interessieren Sie sich für seefahrende Frauen, für den beschwerlichen Job eines Walfängers im 19. Jahrhundert oder für exotische Seemannsmitbringsel aus aller Welt? Oder würden Sie sich am liebsten selbst einmal als Kapitän versuchen und dafür per Schiffsimulator hinaus auf hohe See? Dann gehen Sie unbedingt im Schiffahrtsmuseum vor Anker. schiffahrtsmuseum-unterweser.de
10Franz-Radziwill-Haus: Es waren die Landschaften rund um den friesischen Jadebusen, die den Maler Franz Radziwill (1895–1983) in besonderer Weise inspirierten. 1923 erstand der gelernte Maurer eine kleine Fischerkate in Dangast, baute sie aus und schuf bis in die Details der selbst entworfenen und bemalten Möbel eigenhändig den Ort, an dem er bis an sein Lebensende wohnen und arbeiten sollte. Heute ist das schmucke Backsteinhaus weltweit eines der wenigen Künstlerhäuser, die in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten sind. Im Atelier hängt der Malerkittel noch an der Wand, Pinsel und Palette liegen neben der Staffelei bereit. Das Haus ist fürwahr, so beschreibt es Radziwills Tochter Konstanze, eine „begehbare Künstlerbiografie“. radziwill.de
AUS DEM OLDENBURGER LAND
Grünkohl und Kohlfahrten: Oldenburg ist „Kohltourhauptstadt“ – und die umliegende Region nicht minder verrückt nach dem vitaminreichen Wintergemüse. An der Universität Oldenburg betreibt man Grünkohlforschung, jährlich wird Anfang November die neue Saison mit dem Fest „Hallo Grünkohl“ eröffnet, und seit 1956 lädt die Stadt auf politischer Bundesebene zum „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“ ein. Ein deftiges Grünkohlessen verdient man sich üblicherweise durch einen ausgiebigen Winterspaziergang, bei dem sich zwei Teams im Werfen der Boßelkugel messen. Zudem wird ein Königspaar gekrönt, das im folgenden Jahr die nächste Kohltour ausrichten möge. Die hochrangigen Gäste des Grünkohlschmauses in Berlin indes müssen sich weder vor dem Essen körperlich betätigen, noch haben die aus ihren Reihen erkorenen Kohlmajestäten andere als rein repräsentative Pflichten – letztere jedoch sind unbedingt ernst zu nehmen, wissen abgedankte Hoheiten wie Angela Merkel (2001), Frank-Walter Steinmeier (2008) oder Robert Habeck (2019).
Fahrräder: Das Terrain des Oldenburger Landes lädt zum Radeln ein. Hier ist kaum je der Hauch einer Steigung zu bewältigen, allerhöchstens hat man mal Gegenwind. Knotenpunktsysteme mit zahlreichen Routenoptionen sowie eine Fülle fertig ausgearbeiteter Tagestouren bieten Radlerfreuden für jeden Geschmack und Fitnessgrad. Doch abgesehen vom Vehikel für Ausflüge ist das Fahrrad ein selbstverständliches Verkehrsmittel in der Region, insbesondere in der Stadt Oldenburg. Die hiesigen Autofahrer zeichnen sich durch eine überdurchschnittlich aufmerksame Fahrweise aus – schließlich könnte an jeder Kreuzung noch von irgendwo her ein Radfahrer auftauchen …!
„Moin!“: Es könnte einfacher nicht sein, seine Mitmenschen im Oldenburger Land freundlich zu grüßen. Egal ob Tag oder Nacht, Freund oder Fremder – ein fröhliches „Moin!“ passt immer. In nur vier Buchstaben wünscht man damit einen schönen Tag, einen „moien Dag“, kurz „Moin“. Gäste der Region meinen es mitunter besonders gut und wünschen „Moin, Moin!“ – das ist jedoch unüblich und wird von Einheimischen schon mal augenzwinkernd als ortsuntypische Redseligkeit bezeichnet: „Wer Moin, Moin sagt, ist schon ein Schnacker …!“
„Duz-Platz“: Am Alten Markt von Westerstede im Ammerland befindet sich Deutschlands erster „Duz-Platz“. Hier darf, ja soll man „du“ sagen zu seinen Mitmenschen – auch zu denen, die man vielleicht gerade zum allerersten Mal trifft. In Norddeutschland wird gerne und schnell „geduzt“ – und im Herzen von Westerstede ist jeder eingeladen, diesen offenen Zugang zu neuen Bekannten auszuprobieren.
Oldenburger „Erfindungen“: Fußgängerzone und Ansichtskarte: Bereits 1869 bringt die österreichisch-ungarische Post eine umschlagfreie „Correspondenz-Karte“ auf den Markt: Die Postkarte ist erfunden. Zur Ansichtskarte wird sie, als der Oldenburger Buchhändler August Schwarz (1837–1904) am 16. Juli 1870 neben seinen handschriftlichen Zeilen ein Bildchen aufdruckt und dieses Werk den Schwiegereltern schickt. Ein knappes Jahrhundert später macht die Stadt Oldenburg erneut Schlagzeilen in Sachen Innovation: Am 1. August 1967 wird ihre Innenstadt zu Deutschlands erster flächendeckender Fußgängerzone. Andere Städte haben zu dieser Zeit zwar ebenfalls schon autofreie Zonen, jedoch nur in Form einzelner Straßen.