Olymp der Leidenschaft - Catherine Spencer - E-Book

Olymp der Leidenschaft E-Book

Catherine Spencer

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Beschreibung

Die Leidenschaft lodert zwischen ihnen genau wie früher, als das Topmodel Brianna und der Millionär Dimitrios Giannakis ein Paar waren. Doch Brianna hat sich geschworen: Diesmal wird sie stark bleiben! Schließlich ist sie nicht seinetwegen an die blaue Ägäis gereist, sondern weil sie die Einzige ist, die seiner kleinen kranken Tochter helfen könnte! Aber erst will der glutäugige Grieche von ihr wissen, woran ihre Beziehung damals gescheitert ist. Und dann verraten seine heißen Küsse: Er wird nicht eher ruhen, bis er Brianna erneut auf den Olymp der Liebe entführt hat …

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Seitenzahl: 197

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Catherine Spencer

Olymp der Leidenschaft

IMPRESSUM

JULIA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Telefon: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Cheflektorat:Ilse BröhlProduktion:Christel Borges, Bettina SchultGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)Vertrieb:asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

© 2008 by Spencer Books Limited Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 1864 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Gudrun Bothe

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format im 12/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-86295-404-9

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

1. KAPITEL

Die erste Morgensonne tauchte den Himmel über Athen in apricotfarbenes Licht. Es war sieben Uhr früh, an einem Donnerstag, im Mai. Doch Dimitrios Giannakis, der schon lange auf den Beinen war, hatte keinen Blick für die Schönheit des erwachenden Tages.

Das Ärzteteam hätte ihm das Ergebnis der Frühvisite gar nicht mitzuteilen brauchen. Ein Blick in ihre Gesichter sagte ihm, was er wissen musste.

Jetzt saß er in seinem Büro und starrte voller Abscheu auf das Telefon, als erwarte er jede Sekunde, ein giftiges Reptil dahinter hervorkriechen zu sehen, das darauf aus war, es sich in seinem Schoß bequem zu machen …

Was würde er dafür geben, diesen Anruf vermeiden zu können! Doch ihm blieb keine Wahl. Brianna Connely war seine letzte Hoffnung – besser gesagt, Poppys letzte Hoffnung. Und wenn es um seine Tochter ging, dann erlaubte es Dimitrios niemandem – auch nicht seinem Stolz – sich zwischen seine kleine Tochter und das, was sie so verzweifelt benötigte, zu stellen.

Natürlich wusste er, dass es mehr als unwahrscheinlich war, Brianna dazu bewegen zu können, seine Bitte zu erfüllen. Inzwischen war es vier Jahre her, dass sie ihm eindeutig klargemacht hatte, wo ihre Prioritäten lagen: in der schillernden Welt der Mode, zu der nur die Jungen und Schönen Zugang hatten.

Trotzdem musste er es wenigstens versuchen.

Dimitrios war sogar bereit, auf die Knie zu gehen und zu betteln, um Poppy diese letzte Chance zu geben.

Er schaute auf seine Uhr. An Kanadas Westküste musste es etwa neun Uhr abends sein. Eine ebenso passende oder unpassende Zeit wie jede andere für das, was er tun musste. Mit zusammengepresstem Kiefer nahm er das Telefon von der Station und tippte die Nummer von Briannas Penthouse-Apartment ein, wo er sie hoffentlich auch erreichen würde. Zumindest hatte er diese Information aus einer zuverlässigen Quelle erhalten.

Zeit war ein wichtiger Faktor, wollte man Kontakt zu Brianna Connely aufnehmen. Schon morgen konnte sie irgendwo in der Sahara herumschwirren, in Island oder im australischen Outback. Immerhin war sie eines der gefragtesten Models weltweit und galt als extrem ehrgeizig und ambitioniert.

Es klingelte drei Mal, ehe der Anrufbeantworter ansprang und ihn aufforderte, eine Nachricht zu hinterlassen. Nervös stand er vom Schreibtisch auf und trat ans Fenster. „Hier spricht Dimitrios Giannakis, Brianna. Es ist sehr wichtig, dass ich so bald wie möglich mit dir persönlich spreche und …“

„Dimitrios?“ Ihre dunkle, leicht heisere Stimme mit dem beunruhigend erotischen Timbre streichelte sein Ohr wie ein Kuss.

„Oh gut … du bist also da“, stellte er knapp fest und versuchte, der momentanen Verwirrung Herr zu werden. Wenn er sie nicht so gut kennen würde, hätte er den unterdrückten Laut am anderen Ende der Leitung vielleicht als Bestürzung interpretieren können. Doch selbst, wenn es tatsächlich so war, erholte Brianna sich schneller als er.

„Offensichtlich“, murmelte sie unterkühlt. „Was kann ich für dich tun?“

Vier Jahre lang war er stolz darauf gewesen, sich seine Welt zurückerobert zu haben und auf niemanden mehr angewiesen zu sein. Der Gedanke, vor irgendjemandem zu Kreuze kriechen zu müssen – und dann auch noch vor einer Frau, die er zutiefst verachtete – brachte Dimitrios fast um. Doch das Schicksal hatte ihn an seinem einzig wunden Punkt getroffen … seine Tochter.

Ihretwegen musste er die bittere Pille schlucken und durfte es sich nicht gleich mit dem einzigen Menschen verscherzen, der Poppy helfen konnte. Deshalb bemühte er sich um einen verbindlicheren Ton.

„Wie geht es dir … Brianna?“

Wie geht es dir, meine Schöne? … Ich bin glücklicher, als ich es je für möglich gehalten hätte …

Dimitrios schloss die Augen und schlug die Tür vor den aufkommenden Erinnerungen aus der Vergangenheit energisch zu. Nervös wartete er auf Antwort und hörte ein etwas unsicheres Lachen.

„Wenn man bedenkt, dass wir in den letzten Jahren keine zehn Worte miteinander gewechselt haben, kann ich mir kaum vorstellen, dass dich das aufrichtig interessiert, Dimitrios. Seit dem Tod meiner Schwester haben wir beide keine Berührungspunkte mehr. Also rück einfach raus mit der Sprache. Was willst du wirklich von mir? Ich habe für morgen einen frühen Flug gebucht und brauche meinen Nachtschlaf.“

Er hätte es wissen müssen! Manche Dinge änderten sich niemals.

Und doch stimmte das nicht ganz. Dimitrios kehrte an seinen Schreibtisch zurück und griff nach dem gerahmten Bild seiner Tochter. Das Foto war sechs Monate alt. Da hatte die Krankheit ihr süßes Gesicht noch nicht so blass und verhärmt aussehen lassen wie jetzt.

„Gut“, sagte er mit schwerer Stimme. „Ich habe tatsächlich eine Bitte an dich. Eine sehr große sogar.“

Vor vier Jahren hatte Brianna sich geschworen, nie wieder nach Griechenland zurückzukehren. Und sie hatte diesen Schwur gehalten, bis auf eine Ausnahme … als sie zu Cecilys Beerdigung nach Athen geflogen war und am gleichen Tag wieder zurück.

Und jetzt, keine achtundvierzig Stunden nach Dimitrios Giannakis’ Anruf, stand sie nicht nur auf griechischem Boden, sondern sogar vor seiner Tür, neben seinem Chauffeur, der sie am internationalen Flughafen Eleftherios Venizelos in Sparta erwartet hatte.

Ihren ursprünglichen Plan aufzugeben und umzudisponieren, war kein Problem gewesen. Die Koffer standen seit Tagen gepackt bereit. Und die sommerliche Kleidung, die sie für eine lang ersehnte mehrmonatige Auszeit auf den Bermudas ausgewählt hatte, war genauso passend für ihren Aufenthalt in Athen.

„Ich bin durchaus in der Lage, allein vom Flughafen zum Hotel zu finden“, hatte sie Dimitrios erklärt, als sie ihm telefonisch Ankunftstag und – zeit mitteilte. Davon hatte er allerdings nichts hören wollen. „Du wirst abgeholt“, teilte er ihr nüchtern mit. „Und zu meinem Haus chauffiert, wo du für die Zeit deines Aufenthalts umsorgt und verwöhnt wirst. Das ist das wenigste, was ich für dich tun kann. Immerhin bin ich tief in deiner Schuld.“

Sein Haus!

Ein gelindes Understatement, dachte Brianna ironisch, während sie überwältigt vor der strahlend weißen Fassade des riesigen, prunkvollen Gebäudes stand, das inmitten eines weitläufigen Gartens auf einer Klippe hoch über dem Ägäischen Meer thronte. Und das Innere dieses Palastes hatte sie noch nicht einmal gesehen!

Dabei war sie durchaus an Luxus gewöhnt. Aber was hatte sie denn auch sonst erwartet. Dimitrios Giannakis machte eben keine halben Sachen. Das wusste sie aus eigener Erfahrung.

Bestimmt hätte sie einen hysterischen Lachanfall bekommen, wenn sie nicht so schrecklich angespannt gewesen wäre. Allein die Vorstellung, ihn wiederzusehen und dann auch noch mit ihm unter einem Dach zu wohnen, jagte ihr allerdings eine Heidenangst ein.

Dimitrios Giannakis hatte ihr einst das Herz gebrochen, und sie brauchte fast vier Jahre, um sich von diesem Schlag zu erholen. War es ein Wunder, wenn sie keine Lust verspürte, etwas Ähnliches noch einmal zu erleben? Und die erzwungene Nähe zwischen ihnen war auf jeden Fall ein gefährlicher Boden, was das betraf – besonders unter den gegenwärtigen Umständen.

„Du hättest Nein sagen können“, hatte ihr langjähriger Agent und guter Freund Carter Maguire zu bedenken gegeben, als Brianna ihm erzählte, warum sie alle Angebote für die nächste Zeit von vornherein ablehnte.

Nein sagen? Zu Dimitrios …? Keine Frage!

Aber welche Frau hätte einer schwerkranken Dreijährigen den Rücken kehren können?

Dimitrios’ Luxusbesitz lag ein paar Kilometer südlich von Rafina. Sein Chauffeur, ein schweigsamer Mann, hatte während der dreißigminütigen Fahrt vom Flughafen hierher kein einziges Wort mit ihr gesprochen. Jetzt stellte er Briannas Koffer auf der Schwelle ab, betätigte die Türglocke, wandte sich um, stieg wieder in die schwere Limousine und fuhr davon. Während das Motorengeräusch immer schwächer wurde, hörte Brianna im Innern des Hauses Fußtritte, die sich der Tür näherten, und atmete noch einmal tief durch.

Die Stunde der Wahrheit war gekommen. Gelang es ihr, diesen ersten Moment der Begegnung mit Dimitrios einigermaßen würdevoll und gelassen zu überstehen, dann war das Schlimmste bereits geschafft!

Doch der Mann, der ihr öffnete, war zu klein, zu kahl und mindestens zwanzig Jahre zu alt, um als ihr Schwager durchzugehen. Er neigte leicht den Kopf und begrüßte sie mit einem breiten Lächeln. „Kalispera, Despinis Connelly. Kai kherete! Guten Abend und herzlich willkommen! Wir haben Sie bereits erwartet und freuen uns sehr, dass Sie hier sind.“

Wir? Automatisch ließ Brianna ihren Blick durch die riesige, mit einem Marmorboden ausgestattete Eingangshalle wandern, als erwarte sie, Dimitrios jeden Moment hinter einer der üppigen Grünpflanzen in massiven Granittöpfen hervortreten zu sehen.

Der untersetzte Mann holte ihr Gepäck herein und stellte sich vor. „Ich bin Alexis. Zusammen mit meiner Frau stehen wir diesem Haushalt vor. Sofia erwartet Sie bereits im Garten, wo sie eine kleine Erfrischung bereithält. Später wird sie Ihnen Ihr Zimmer zeigen. In der Zwischenzeit kümmere ich mich um Ihr Gepäck.“

„Danke“, sagte Brianna. „Das ist sehr freundlich.“

„Parakalo …“ Wieder neigte er den Kopf. „Das Dinner wird gegen neun serviert, nach Dimitrios’ Rückkehr.“ „Er ist nicht hier?“ Alexis’ Lächeln verebbte. „Er ist in der Klinik bei der Kleinen“, erklärte er ruhig und geleitete Brianna zum anderen Ende der Halle, durch zwei hohe Glastüren, die weit offen standen, in einen geschlossenen Innenhof. „Für gewöhnlich bleibt er so lange bei ihr, bis sie eingeschlafen ist. Doch heute wird er sicher pünktlich zurück sein.“

Mit noch mehr Pflanzentöpfen auf dem sonnengewärmten Steinboden, bequem aussehenden Korbmöbeln, die mit dicken Kissen bestückt waren, und einem sprudelnden Brunnen an einer Wand, wirkte der Patio wie eine Oase mitten in der Wüste. Ein aufgespanntes Sonnensegel sorgte für wohltuenden Schatten.

Die Begrüßung durch Sofia, die Alexis ihr vorstellte, fiel wesentlich kühler aus als die ihres Mannes. Die rundliche Griechin reichte Brianna zwar höflich die Hand, doch in ihren Augen stand ein wachsamer Ausdruck, und ihre Körperhaltung war mehr als reserviert.

„Sicher werden Sie sich nach der Reise einen Moment entspannen und erfrischen wollen“, murmelte Sofia und wies auf eine Karaffe Eistee und eine Schale frischer Früchte, die auf einem Tisch standen. In Briannas Ohren hörte sich das mehr nach einem Befehl als nach einer Einladung an.

Doch momentan dachte sie nur an die kurze Gnadenfrist, die ihr Dimitrios’ vorübergehende Abwesenheit verschaffte, und verschwendete keinen weiteren Gedanken an die spürbare Ablehnung der Haushälterin. Wenn sie die Begegnung mit ihrem Schwager schon nicht vermeiden konnte, wollte sie wenigstens so frisch und souverän wie möglich aussehen.

„Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich habe in den letzten vierundzwanzig Stunden fast ausschließlich gesessen und sehne mich momentan nach nichts anderem als einem heißen Entspannungsbad.“

Sofia warf ihrem Mann einen schnellen Seitenblick zu und murmelte etwas Unverständliches auf Griechisch. Er spreizte die Hände in einer beschwichtigenden Geste und wandte sich dann an Brianna. „Sofia bezweifelt, dass es ihr gelingt, rechtzeitig bis zum Dinner Ihre Koffer auszupacken und die Kleidung aufzufrischen, die Sie später tragen wollen“, erklärte er etwas verlegen.

„Oh, sie muss sich meinetwegen überhaupt keine Umstände machen“, versicherte Brianna rasch und bemühte sich, die fühlbare Spannung, die in der Luft lag, zu ignorieren. „Ich reise sehr viel und bin es gewohnt, mich alleine um meine Garderobe zu kümmern.“

„Das wird Dimitrios nicht gefallen“, informierte Sofia sie brüsk. „Er hat uns aufgetragen, Sie wie eine königliche Hoheit zu behandeln.“

„Ich sorge dafür, dass er genau das denkt, wenn es Sie beruhigt“, versprach Brianna. „Wenn Sie mir jetzt mein Zimmer zeigen könnten …?“

„Hier entlang … bitte.“

Wie Brianna es bereits erwartet hatte, erwies sich ihr Gästezimmer als eine Luxussuite, die mit jedem Fünf-Sterne-Hotel mithalten konnte. Hell, weitläufig, luftig und ganz bezaubernd eingerichtet. An einem Ende gab es eine Art Alkoven mit einer gemütlichen Sitzecke. Raumhohe Glastüren führten auf ein Sonnendeck, von dem aus man über den gepflegten Garten schaute, dessen Mittelpunkt ein üppiger Salzwasserpool bildete. Er war so angelegt, dass die Wasseroberfläche auf gleicher Höhe des Meeresspiegels unterhalb lag.

Das große Bett war mit feinstem blütenweißem Leinen bezogen. Zwischen Schlafzimmer und Luxusbad gab es noch einen kleinen Ankleideraum mit einem beleuchteten Spiegel. Alles in allem ein fantastischer Rückzugsort, sollte sich die Atmosphäre zwischen ihr und Dimitrios zu sehr erhitzen oder gar unerträglich werden.

„Soweit ich es beurteilen kann, müssten Sie alles haben, was Sie brauchen. Falls doch etwas fehlt, lassen Sie es mich wissen“, formulierte Sofia hölzern und machte Anstalten, ihrem Mann zu folgen, der die Koffer heraufgetragen hatte und abwartend an der Tür stand.

Brianna ließ ihren Blick über die üppigen Blumenarrangements zu einem Tablett wandern, auf dem gekühltes Mineralwasser und ein Kristallglas standen, und dachte an die fürsorglich bereitgestellten Toilettenartikel im Bad.

„Alles scheint perfekt zu sein, außer …“

„Ja?“

„Wird eine bestimmte Garderobe zum Dinner bevorzugt?“

„Sie sollte auf jeden Fall dezent sein“, erklärte Sofia mit schmalen Lippen. „Dem Stil dieses Hauses angemessen …“ Geschockt über das rüde Benehmen der Haushälterin,

starrte Brianna die Frau nur sprachlos an.

Wie der Blitz war Alexis an der Seite seiner Frau, umfasste ihren Arm und schob sie energisch aus dem Zimmer und trat noch einmal in den Raum zurück. „Ihr Englisch lässt sehr zu wünschen übrig“, entschuldigte er sich, offensichtlich tödlich verlegen. „Was sie sagen wollte, ist, dass es beim Dinner etwas förmlicher zugeht als beim Frühstück oder Lunch. Ein nettes Kleid ist absolut in Ordnung, allerdings … als Kyria Giannakis noch lebte …“ Er brach ab und hob unbehaglich die Schultern. „Ihre Auffassung darüber, was sich ziemt und was angemessen ist, deckte sich nicht immer mit der ihres Mannes“, formulierte er vorsichtig.

„Ich verstehe“, beruhigte Brianna ihn rasch. Und so war es auch. Cecily hatte sich zeit ihres Lebens nur an ihre eigenen Regeln gehalten. Wenn ihr Benehmen in der letzten Zeit ihres Zusammenlebens mit Brianna als Indikator gelten konnte, hatte sie wahrscheinlich ihr Bestes getan, ihren Ehemann mit ihren Extravaganzen in den Wahnsinn zu treiben.

Damit erklärte sich auch Sofias kaum verhohlene Feindseligkeit. Wahrscheinlich scherte sie Brianna mit ihrer verstorbenen Zwillingsschwester über einen Kamm. Konnte man ihr das verübeln? Immerhin glichen Cecily und sie sich wie ein Ei dem anderen – zumindest optisch –, sodass etliche Leute es nie lernten, sie auseinanderzuhalten.

Einer davon war Dimitrios gewesen.

Er wartete auf sie im Wohnzimmer, wobei der Ausdruck „Grand Salon“ dem prächtigen Raum mit den üppigen Ausmaßen und den eleganten Stilmöbeln wohl eher gerecht wurde.

Als Alexis Brianna eine gute Stunde später nach unten führte und die Tür für sie öffnete, stand Dimitrios außerhalb der hohen Terrassentüren. Er wandte ihr sein markantes Profil zu, das dunkle Haar war noch feucht vom Duschen, und in der Hand hielt er ein Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Briannas erster Gedanke bei seinem Anblick … Na bestens! Ich bin absolut overdressed.

Er trug ein langärmeliges weißes Hemd, aber keine Krawatte. Dazu eine fantastisch geschnittene, leichte graue Hose und weiche italienische Lederslipper.

Und sie hatte sich richtig in Schale geworfen! Mit dem einzigen Abendoutfit, das sie für ihren geplanten Urlaub eingepackt hatte: Ein federleichtes schwarzes Seidenkleid, das wenig Platz im Koffer einnahm und angenehm zu tragen war. Es war diagonal geschnitten, ließ eine Schulter frei und fiel schmal bis zu den Knöcheln hinab.

An Briannas zierlichen Ohren baumelten extravagante Platinringe, mit winzigen Diamantsplittern besetzt, und das üppige Haar hatte sie zu einem eleganten Knoten aufgesteckt. Dazu die schwarzen hochhackigen Riemchensandalen, die sie noch größer wirken ließen, als sie ohnehin schon war.

Doch als Dimitrios den Raum durchquerte, um sie zu begrüßen, musste sie trotzdem den Kopf heben, um ihm ins angespannte Gesicht schauen zu können.

Brianna hatte geglaubt, sie sei genügend vorbereitet. Dass nichts, was er sagte oder tat, sie aus der Fassung bringen würde und jede mögliche Anfeindung und Beleidigung an der harten Schale ihrer Gleichgültigkeit abprallen und ihn nur selbst treffen konnte.

Doch ein Blick aus diesen zwingenden dunklen Augen, und die letzten Jahre schmolzen zusammen wie Schnee in der prallen Sonne. Zurück blieb allein das sehnsüchtige Begehren, von dem sie geglaubt hatte, es endlich überwunden zu haben.

Er war immer noch so schlank, kraftvoll und sexy, dass ihr Mund allein bei seinem Anblick ganz trocken wurde. Sie hatte ganz vergessen, wie groß er war, und wie widerspenstig sich sein Haar lockte, egal, wie sehr er versucht hatte, es zu zähmen. Und wie unglaublich attraktiv er war … besonders mit diesem angedeuteten Lächeln um den gut geschnittenen Mund, wenn er sich über etwas amüsierte, es aber nicht zeigen wollte. Und sie hatte vergessen, wie es sich anfühlte, die Frau zu sein, der sein Interesse und seine Aufmerksamkeit galt …

„Hallo, Brianna. Ich hätte nie gedacht, dass so viel Zeit verstreichen würde, bis wir uns wiedersehen. Und erst recht nicht, dass es unter solch traurigen Umständen geschehen würde“, sagte er leise und gab ihr die Hand.

Brianna schluckte. Als sie sich das letzte Mal sahen – abgesehen von dem flüchtigen Moment anlässlich Cecilys Beerdigung – hatte sie in seinen Armen gelegen, und er hatte sie gebeten, die Nacht über bei ihm zu bleiben. Dabei war er nackt gewesen, und sie hatte seine pulsierende Männlichkeit auf ihrer erhitzten Haut gespürt, obwohl ihr wilder Liebesakt kaum eine Viertelstunde zurücklag. Sie hatte damals ihre ganze Willenskraft aufbringen müssen, ihn zu verlassen.

Und es kostete sie nicht weniger, jetzt seine warmen Finger so unpersönlich um ihre gelegt zu spüren und nicht laut aufzustöhnen.

„Ich hoffe, ich bin noch rechtzeitig gekommen“, sagte sie rau.

„Zum Dinner? Auf jeden Fall.“

„Das war es nicht, was ich meinte, Dimitrios. Ich rede von der Kleinen. Wie geht es ihr?“

„Poppys Zustand ist unverändert.“ Er wandte sich ab und ging zu einem eleganten Sideboard hinüber, auf dem ein silberner Eiskühler mit einer Flasche Champagner bereitstand. „Kann ich dir einen Drink anbieten?“

Brianna zögerte. „Ich weiß nicht. Darf ich denn überhaupt Alkohol zu mir nehmen?“ Sie hoffte es inständig, obwohl sie außer einem Glas Wein dann und wann gar keinen Alkohol trank. Doch momentan war ihr alles recht, was sie irgendwie entspannen und ihr Selbstbewusstsein wieder auffrischen konnte.

„Fragen wir doch am besten direkt die Expertin“, schlug Dimitrios vor und warf einen Blick über die Schulter in Richtung der offenen Terrassentür. „Was denkst du über einen kleinen Schluck Champagner, Frau Doktor?“

Brianna hörte leichte Fußtritte, wie von einer Tänzerin, und im nächsten Augenblick trat eine gertenschlanke Frau Ende zwanzig oder Anfang dreißig aus dem Dunkel der Nacht in den erleuchteten Raum.

„Ich wüsste nicht, was das schaden könnte. Ein, zwei Gläser Wein oder Champagner sind völlig unproblematisch.“

Sie sprach zwar griechisch, doch der englische Akzent in der klaren, kultivierten Stimme war nicht zu überhören. Mit einem auffordernden Lächeln hielt sie Dimitrios ihr eigenes leeres Champagnerglas entgegen.

„Ich hätte mir auch allein nachgefüllt, aber da du dich so freundlich anbietest, nehme ich die Gelegenheit wahr und nutze meinen freien Abend einfach mal aus. Das passiert ohnehin viel zu selten.“

Platinblond, klein, extrem zierlich und elegant im engen schwarzen Rock zur pinkfarbenen Seidenbluse, reichte sie Dimitrios kaum bis zur Schulter. Neben ihr fühlte sich Brianna wie eine Amazone.

Dimitrios legte eine Hand unter den Ellenbogen der Ärztin und bedachte sie mit einem so warmen Lächeln, dass Brianna sich wunderte, dass Frau Doktor nicht auf der Stelle vor ihren Augen zerschmolz.

„Meine Liebe, ich fülle dein Glas auf, so oft du willst“, murmelte Dimitrios. Dann riss er sich wenigstens so lange von den zarten Gesichtszügen los, um seiner Schwägerin die schöne Fremde vorzustellen. „Das ist Doktor Noelle Manning. Sozusagen der Kopf des Transplantationsteams, das sich um meine Tochter kümmert. Ich dachte, es sei eine gute Idee, wenn ihr beide euch so schnell wie möglich kennenlernt, weil sie deine Fragen in jedem Fall besser und kompetenter beantworten kann als ich. Und dies …“, fuhr er fort und wandte sich der zierlichen Ärztin zu, „… ist die Zwillingsschwester meiner verstorbenen Frau, Brianna Connely. Du hast ja bereits von ihr gehört.“

Wie er es sagte, bekam Brianna den Eindruck, der Tophit auf der FBI-Liste „Most Wanted People“ zu sein, doch die Ärztin schien nicht irritiert.

„Gehört und gesehen“, sagte sie lächelnd und streckte Brianna ihre schmale Hand entgegen. „Vor allem in meinen Lieblings-Modezeitschriften. Sie haben ein Gesicht, das man nicht so leicht vergisst. Bestimmt brauche ich Ihnen nicht zu versichern, wie sehr ich mich freue, Sie persönlich kennenzulernen, und wie glücklich ich über Ihre Entscheidung bin, hierherzukommen.“

Im Verlauf ihrer Karriere hatte Brianna schon mehr als einen Herzog, regierenden Monarchen oder weltweit bekannte Persönlichkeiten getroffen, doch niemals hatte sie sich so unbeholfen und schwerzüngig gefühlt, wie in der Gegenwart dieser selbstbewussten, winzigen Lady.

„Danke“, brachte sie mit einiger Anstrengung hervor. „Ich hoffe, ich kann wirklich helfen.“

„Das werden wir sehr bald herausfinden.“

„Wann sollen die Tests beginnen?“

„Ich möchte Ihnen ein paar Tage Zeit geben, sich von Ihrer Reise zu erholen, dann starten wir damit.“ Sie lotste Brianna zu einer Couch neben dem offenen Kamin, setzte sich neben sie und neigte den Kopf zur Seite. „Wie viel wissen Sie überhaupt über die Prozedur, Brianna?“

„Nicht mehr als allgemein über die Krankheit meiner Nichte. Und das ist so gut wie gar nichts.“

„Meine Schwägerin hat andere Prioritäten“, erklärte Dimitrios trocken, während er auch für sich ein Glas Champagner einfüllte. „Panmyelophthise und Knochenmarkstransplantation gehören nicht zu ihrem Interessenbereich.“

„Woher willst du das wissen?“, schoss Brianna, der seine kaum verhohlene Verachtung wie ein scharfes Messer ins Herz schnitt, gereizt zurück.

Dimitrios händigte beiden Frauen ihre Champagnerflöten aus und ließ sich dann mit dem dritten Glas in der Hand neben Noelle Manning auf der Couch nieder. Nahe genug, dass sich ihre Knie berührten. „Meine Tochter wird in einem Monat drei Jahre alt, und dies ist das erste Mal, dass du sie sehen wirst.“

„Und den Grund dafür habe ich dir hinreichend erklärt, als wir miteinander telefonierten“, gab Brianna zwischen zusammengebissenen Zähnen zurück.

„Ich weiß aber nur das, was du beschlossen hast mir zu erzählen.“

„Und ich denke, wir sollten nicht vergessen, dass Zeit ein ganz entscheidender Faktor für uns alle ist“, unterbrach Noelle gelassen. „Wichtig ist, dass Sie jetzt hier sind, Brianna. Und dafür ist Dimitrios Ihnen außerordentlich dankbar, nicht wahr?“ Dabei studierte sie sein finsteres Gesicht mit einem durchdringenden Blick, der ihm den Schweiß auf die Oberlippe trieb.

„Ja, natürlich“, versicherte er, leicht beschämt. „Du bist wirklich unsere letzte Hoffnung, Brianna.“

„Nun, das stimmt nicht ganz“, korrigierte Noelle ihn nüchtern. „Es gibt immer noch die Chance, einen anonymen Spender ausfindig zu machen, aber das könnte tatsächlich mehr Zeit erfordern, als …“

Sie brauchte nicht zu Ende zu sprechen. „Können wir nicht gleich morgen mit den Tests beginnen?“, fragte Brianna spontan. „Tatsächlich würde mir das sogar entgegenkommen. Und … je eher desto besser, ist es nicht so?“

Noelle schüttelte den Kopf. „Eine Knochenmarksspende ist kein Spaziergang. Es wäre höchst unprofessionell von mir, wenn nicht sogar kriminell, würde ich Ihnen erlauben, diesem Verfahren zuzustimmen, ohne Sie ausführlich über alle möglichen Umstände und Risiken aufzuklären.“

„Wenn Geld dabei eine Rolle spielen sollte …“

„Damit hat es nicht das Geringste zu tun!“, unterbrach Dimitrios sie schroff. „Deine Auslagen werden selbstverständlich erstattet.“

„Aber ich kann es mir leisten …“

„Das kann ich auch!“, fertigte er sie grob ab.