Oskar und die Zauberfeder - Ines Köster - E-Book

Oskar und die Zauberfeder E-Book

Ines Köster

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Beschreibung

Oskar erfährt nach seiner Rückkehr aus dem Winterurlaub, dass seine Klassenkameradin Lea vermisst wird. Der Zauberer Tarabassini redet ihm ein, dass nur er Lea finden kann. Eines Tages landet der Zehnjährige unfreiwillig mit dem Jeep seines Vaters in dem Land Hokuspokus. Dort verwandelt eine Hexe Oskar in ein Schaf. Zum Glück macht er die Bekanntschaft mit einem Einhorn, das ihm bei der Suche nach Lea hilft. Die weiß gemusterte Feder aus Tarabassinis Umhang, die der Viertklässler besitzt, hat Zauberkräfte. Aber Oskar verliert sie auf der Reise durch Hokuspokus. Gelingt es ihm trotzdem, Lea in dem unbekannten Land zu finden?

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Für meine liebe Tochter Sandra und für die liebe Hilde

Inhalt

Die Vermisstenanzeige

Wo ist Prinz?

Ein verrückter Sonntag

Zauberei in der Schule

Die Hexe Indra

Die Reise nach Hokuspokus

Oskars Verwandlung

Lea in Gefahr

Oskars Idee

Die Hilfe der Hexe

Leas Befreiung

Wieder zu Hause

Die Vermisstenanzeige

„Hey, Oskar, hast du schon gehört, was passiert ist?“ Ben war außer Puste als er am Einfamilienhaus seines besten Freundes eintraf.

Oskar, der gerade seinen großen Rucksack aus dem Auto hievte, schaute Ben erwartungsvoll an. Er war mit seinen Eltern und seiner Schwester eine Woche im Winterurlaub gewesen.

„Na, raus mit der Sprache. Ich habe nämlich keine Zeit. Ich muss Prinz noch aus der Hundepension abholen“, sagte Oskar und stellte stöhnend seinen Rucksack ab.

Ben griff in seine Anoraktasche und holte ein zerknittertes Blatt hervor. Er strich es glatt und reichte es seinem Freund.

Genervt griff Oskar nach dem Blatt. Ihm passte es gar nicht, dass Ben gleich nach seiner Heimkehr aus dem Urlaub bei ihm aufkreuzte. Welches Unglück konnte schon passiert sein? Als er dann aber einen Blick auf das Blatt warf, riss er seine Augen weit auf und fragte verständnislos: „Lea wird vermisst? Ist das ein Willkommensscherz?“

„Nein, die Vermisstenanzeige ist echt“, antwortete Ben aufgeregt. „Lea verschwand an dem Tag, an dem du in die Berge gefahren bist. Die Polizei hat die Vermisstenanzeige in die Zeitung gesetzt. Und Leas Mutter hat in der ganzen Stadt Flugblätter mit Leas Bild verteilt.“

Oskar holte tief Luft. Lea ging wie Ben mit ihm in die vierte Klasse. Für Lea schwärmte Oskar schon lange. Sein Pech war aber, dass Lea Moritz, den Klassenbesten, viel cooler fand als ihn.

„Wenn nun etwas ganz Schlimmes passiert ist“, sagte Oskar ängstlich. „Es gibt doch solche Verbrecher, die Kinder mit irgendwelchen Tricks zu sich ins Auto locken.“

„Lea wird doch nicht so blöd gewesen sein und zu so einem Schurken ins Auto gestiegen sein“, meinte Ben kopfschüttelnd. „Mein Papa denkt, dass Lea von zu Hause weggelaufen ist, weil ihr neuer Stiefvater ein merkwürdiger Typ ist.“

„Woher will dein Papa denn das wissen?“, fragte Oskar verwundert.

„Na, mein Papa arbeitet doch bei der Polizei und…“ Weiter kam Ben nicht, denn Oskars Mutter kam aus dem Haus heraus und rief: „Junge, wo bleibst du denn mit deinem Rucksack? Ich will die Waschmaschine anschmeißen.“

„Tag!“, rief Ben.

„Hallo, Ben!“, rief Oskars Mutter. „Leider muss ich dich jetzt nach Hause schicken. Oskar hat noch ein paar Sachen zu erledigen.“

Oskar verdrehte die Augen. Zum Glück sah das seine Mutter nicht, weil sie den schweren Rucksack ins Haus schleppte.

„Na, dann mach`s mal gut“, sagte Ben und rannte los. Oskar stand jetzt allein da. In seiner Hand brannte die Vermisstenanzeige. Nun riss der Vater die Haustür auf und rief ungehalten: „Oskar, jetzt setz dich in Gang und hole Prinz von der Hundepension ab! Die Betreuerin hat schon hier angerufen. Sie will Feierabend machen.“

Oskar steckte schnell die Vermisstenanzeige in seine Hosentasche und rief: „Wird sofort erledigt, Vati!“

Um zur Hundepension zu kommen, musste Oskar an Leas Haus vorbeilaufen. Und wenn ich einfach mal klingele, dachte er. Kaum hatte er den Gedanken gefasst, stand er schon vor Leas Haus. Er drückte auf den Klingelknopf. Es rauschte in der Sprechanlage.

„Ja?“, fragte Leas Mutter.

„Ich bin es, Oskar. Ist Lea da?“

„Weißt du denn nicht, was passiert ist?“, rief Leas Mutter schrill. „Lea ist…“ Weiter kam sie nicht, denn ein Mann schrie wütend in die Sprechanlage: „Verschwinde, du Lausebengel, sonst kannst du was erleben!“

Oskar lief erschrocken weiter. Nach ein paar Minuten hatte er die Hundepension erreicht. Im Infokasten neben der Eingangstür hing die Vermisstenanzeige von Lea. Oskar seufzte.

Die Hundebetreuerin stand schon mit Prinz, einem jungen mittelgroßen Mischlingsrüden mit langem braunem Fell, hinter dem Eingangstor. Sie hatte ihre Müh und Not, den wild bellenden Rüden zu halten.

„Endlich bist du da!“, rief die Betreuerin unfreundlich. „Prinz will nach Hause, genau wie ich. Ich hatte schon vor einer Stunde Feierabend.“

„Oh, bitte entschuldigen Sie“, sagte Oskar und öffnete das Tor. „Ich wurde von meinem Freund aufgehalten. Wissen Sie etwas über...“ Weiter kam er nicht.

Prinz hatte sich losgerissen und sprang sein Herrchen stürmisch an. Oskar drehte sich schnell weg. Aber der Rüde war nicht zu halten. Immer wieder sprang er an dem Viertklässler hoch und bellte ohrenbetäubend. Oskar war genervt und schrie: „Prinz, Sitz!“

Jedoch war Prinz so aufgedreht, dass er Oskar mit voller Wucht ansprang. Da konnte sich der Viertklässler nicht mehr halten und fiel in den Dreck.

Die Betreuerin stöhnte und sagte gereizt: „Das nächste Mal komm bitte mit deinem Vater. So einen Aufruhr brauche ich nicht noch einmal.“

Oskar staubte sich ab und sagte kleinlaut: „Entschuldigung. Was ich noch fragen wollte: Wissen Sie etwas …“

„Ich weiß nur, dass ich Feierabend habe“, unterbrach ihn die Frau ungehalten, „mach`s gut. Die Rechnung schicke ich euch per Mail zu.“

Oskar verdrehte die Augen und sagte: „Komm, Prinz, wir gehen nach Hause.“

Prinz wedelte treuherzig mit dem Schwanz. Er wollte losrennen, aber Oskar bremste ihn mit der Leine ab. Der Viertklässler starrte auf die Vermisstenanzeige im Schaukasten. Leas blaue Augen strahlten ihn an.

„Mensch, Lea, wo bist du nur?“, sagte Oskar traurig. „Ich habe Angst um dich.“

Plötzlich umwehte ihn ein kalter Luftzug und eine Stimme flüsterte ihm ins Ohr: „Du kannst Lea finden.“

Oskar erstarrte zur Salzsäule. Die Stimme kam ihm irgendwie bekannt vor. Tarabassini, schoss es ihm durch den Kopf. Den sonderbaren Zauberer hatte er vor ein paar Monaten kennengelernt. Der Zehnjährige hatte den Zauberer durch eine gute Tat von seinem Fluch befreit. Die weiß gemusterte Feder von seinem Umhang, die Oskar zu Hause aufbewahrte, erinnerte ihn oft an Tarabassini. Der hatte Oskar erzählt, dass eine Hexe vor zehn Jahren seine Frau getötet und sein Baby entführt hatte. Nach seiner Befreiung wollte sich der Zauberer auf die Suche nach seiner Tochter machen.

Tarabassini streift also unsichtbar um mich herum, dachte Oskar entsetzt. Eine Gänsehaut überzog seinen Körper. Er stand noch eine ganze Weile unschlüssig da und starrte auf die Vermisstenanzeige. Prinz schielte ihn von der Seite an.

„Prinz, wir müssen jetzt los“, sagte Oskar unvermittelt und zog an der Leine.

Der Weg nach Hause führte ein ganzes Stück durch den Wald. Der junge Mischlingsrüde schnüffelte erfreut den Wegesrand ab und hinterließ überall seine Duftmarken.

Oskar war in seinen Gedanken versunken. Tarabassini kann doch nicht behaupten, dass ich Lea finden kann, dachte er wütend und wischte sich über die Stirn. Er hatte ja nicht einmal den kleinsten Anhaltspunkt, wo er mit der Suche beginnen könnte.

Mittlerweile war Oskar zu Hause angekommen. Prinz war so erfreut wieder in seinem Revier zu sein, dass er ein Bellkonzert anstimmte. Da wurde die Haustür aufgerissen. Oskars zwei Jahre ältere Schwester Lara rief: „Bruderherz, einen schönen Gruß von Vati! Prinz soll nicht so einen Radau machen, das nervt.“

Oskar holte ganz tief Luft. Dann schrie er: „Aus, Prinz, aus!“ Aber das stachelte den Rüden nur weiter an. Er bellte aus Leibeskräften. Mittlerweile hatten sich weiße Schaumflocken an seiner spitzen Schnauze gesammelt. Die schüttelte er nun ab. Oskar bekam gleich eine ganze Ladung des Sabbers ab.

„Oh man“, schrie Oskar, „das ist ja eklig!“ Angewidert wischte er sich den Sabber ab.

Jetzt jagte Prinz über das Grundstück. In der Zwischenzeit war die Mutter vom Einkaufen gekommen. Sie stellte ihre schweren Einkaufstüten ab und öffnete das Gartentor.

„Oskar, hilf mir bitte mal!“, rief die Mutter. Noch bevor Oskar am Gartentor war, stürmte Prinz an ihm vorbei. Der Mischlingsrüde rannte auch an der verdutzten Mutter vorbei, dann auf die Straße und weiter in den Wald.

„Prinz, komm zurück“, schrie Oskar, „sofort!“

Die Mutter war so überrascht, dass sie kein Wort über ihre Lippen brachte.

„Mama, ich muss Prinz hinterherrennen!“, rief Oskar weinerlich. Mittlerweile war er mit seinen Kräften am Ende. Seine Heimkehr nach dem Urlaub hatte er sich anders vorgestellt. Längst wollte er schon gemütlich auf seiner Couch sitzen und sein neues Computerspiel ausprobiert haben.

„Ja, ja“, sagte die Mutter verdattert, „renne schnell Prinz hinterher. Ich schaffe es schon allein, die Taschen ins Haus zu bringen.“

Oskar raste los. Die Tränen brannten ihm in den Augen.

Wo ist Prinz?

Keuchend blieb Oskar nach einer Weile stehen und rief verzweifelt: „Prinz, hierher!“

Aber kein freudiges Bellen war zu hören, nicht einmal ein Knacken im Unterholz, das Hoffnung gab, dass Prinz ganz in der Nähe war.

Oskar setzte sich erschöpft auf einen Baumstamm. Tränen liefen ihm über sein Gesicht.

Er fühlte sich gar nicht gut. Nach einer Weile streckte er jedoch seinen Oberkörper und lief weiter in den Wald hinein. Er blieb oft stehen und rief nach dem Mischlingsrüden. Aber von Prinz fehlte jede Spur. Schließlich hatte Oskar die alte Baumhöhle erreicht, in der er vor ein paar Monaten einen Zauberring gefunden und Tarabassini kennengelernt hatte. Gespannt spähte der Zehnjährige in die dunkle, verwitterte Baumhöhle.