Ostküste USA - VISTA POINT Reiseführer Reisen Tag für Tag - Horst Schmidt-Brümmer - E-Book

Ostküste USA - VISTA POINT Reiseführer Reisen Tag für Tag E-Book

Horst Schmidt-Brümmer

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Beschreibung

Unser Konzept: Reisen Tag für Tag heißt: Wir legen einen roten Faden aus, eine perfekte Route, die dabei hilft, das Reiseziel zu entdecken. Der Reiseführer kennt für jeden Tag die Hits und die leisen Geheimnisse, er verführt zum Anhalten, wo andere vorbeifahren. Er hat die besten Tipps für Restaurants, Cafés, Museen und Hotels auf Lager. Kurzum, er bringt seine Leser an aufregende und auch an abgelegene Orte – überall dorthin, wo sich das Wesen des Landes offenbart. Die Reiseroute: Die zweiwöchige Tour startet in Philadelphia, führt durch das Land der Amish nach Baltimore, folgt der Chesapeake Bay nach Annapolis und Washington DC. Von dort geht es durch den Shenandoah National Park nach Staunton und mit Stopp in Richmond weiter Richtung Atlantik zu den historischen Plantagen und Siedlungen am James River. Nach einem Tag in Virginia Beach führt die Route über Ocean City, Cape May und Atlantic City zurück nach Philadelphia. Infos und Lesespaß: Jeder Reisetag wird mit einer Reportage vorgestellt, als Einstimmung und Appetizer für das eigene Erleben. Nebenbei lässt sich ausloten, wo die persönlichen Schwerpunkte und Interessen liegen und wo man vielleicht rechtzeitig vorab ein Zimmer, einen Tisch oder einen Platz im Theater reservieren möchte. Lesespaß ist dabei garantiert. Die jeweilige Streckenkarte und das detaillierte Routenprotokoll samt Fahrzeit und Entfernung helfen bei der Planung.

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Seitenzahl: 508

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MAGIC MOMENTS

Die »Magischen Augenblicke« stellen als Tipps der Autoren besondere Orte und Erlebnisse vor. Sie führen hautnah an das Reiseziel heran, an seine Kultur und Natur, sie zeigen seine typischen und überraschenden Seiten und verführen dazu, diese Augenblicke gezielt zu genießen. Das kann das Gespräch im Wohnzimmer einer Amish-Familie sein oder das Mittwochsrennen der Segler in Annapolis, ein Cocktail mit Blick aufs Weiße Haus oder eine Bärenbegegnung auf dem Appalachian Trail, die Kajaktour zum Dinner in Virginia Beach oder das Parasail-Erlebnis auf Cape May. Es sind die MAGIC MOMENTS, die am Ende in Erinnerung bleiben und die Reise einzigartig machen.

Die MAGIC MOMENTS der Capital Region im Detail:

Rocky Steps –Freitreppe vor dem Eingang des Philadelphia Museum of Art Philadelphia, Pennsylvania, S. 76.

Amish Paradise – Reality Check Bird-in-Hand, Pennsylvania, S. 97.

The Star-Sprangled Banner –Fort McHenry National Monument and Historic Shrine Baltimore, Maryland, S. 109.

Wednesday Night Fever –130 Segelboote treten gegeneinander an, Annapolis, Maryland, S. 121.

Here’s to You –POV Rooftop Terrace Bar des W Hotel Washington DC, S. 136.

Secret Garden –US Botanic Garden & Bartholdi Park Washington DC, S. 153.

Begegnung der dritten Art –Appalachian Trail Hike Shenandoah N.P., S. 177.

Lincoln im Autokino –Goochland Drive-in Theater Hadensville, Virginia, S. 190.

Liberty or Death! –St. John’s Church Richmond, Virginia, S. 199.

Schrecklicher Start –Jamestown Settlement Williamsburg, Virginia, S. 211.

Im Kajak zum Dinner –Mit Surf & Adventure Company zum Familienrestaurant Blue Pete’s Virginia Beach, Virginia, S. 222.

Wo die Zeit stillsteht –Atlantic Hotel Berlin, Maryland, S. 253.

Im Himmel über Cape May –East Coast Parasail Cape May, New Jersey, S. 263.

Inside Lucy –Lucy the Elephant Margate City, New Jersey, S. 271.

Ostküste USA

Capital Region

Eine Übersichtskarte mit den eingezeichneten Routenvorschlägen finden Sie in der vorderen Umschlagklappe.

Inhalt

Region mit vielen GesichternCapital RegionDetails zur Route – und ein paar TippsEin Tag auf der ÜberholspurNew YorkCrossing the DelawareAnreise von New YorkDie Ostküste erleben und genießen

Übernachten: Schlafen wie auf Wolken

Essen und Trinken: Crab Cakes & more

Mit Kindern unterwegs: Überall willkommen

Sport und Outdoor: Abtauchen vor den Outer Banks

ChronikGeschichte der Mittleren AtlantikstaatenRUNDREISE OSTKÜSTE USAAm roten Faden durch die Capital RegionHeimatkundePhiladelphiaWilkum im »Garten Gottes«Pennsylvania Dutch CountryUrbaner Neubeginn am HafenBaltimoreSegel setzen in CrabtownAnnapolisIns Zentrum der MachtWashington DCKlassisch und GrünEin Tag in Washington DCExtratag: Koloniale Idylle am FlussAlexandria, Mount Vernon und Gunston HallWaldeinsamkeit und ein deutscher BauernhofManassas Battlefield, Shenandoah Skyline Drive und StauntonThomas Jefferson, Präsident, Architekt und MultitalentStaunton, Charlottesville, RichmondHauptstadt mit NebenschauplätzenRichmondWelcome Home, AmericaAn den Ufern des Lower James RiverBeach Boys und ZypressensümpfeVirginia BeachExtratage:Rustikale SommerfrischeAuf die Outer BanksLiebenswert und malerisch verrottetNags Head, Cape Hatteras, OcracokeDas erste Kapitol von North CarolinaTryon Palace in New BernMit Dan zu den wilden PonysChincoteague IslandWo 600 bunte Pfefferkuchenhäuser wartenCape MayMonopoly am MeerAtlantic City und zum Flughafen Philly

Service von A bis Z

Sprachführer

Orts- und Sachregister

Namenregister

Bildnachweis

Impressum

Zeichenerklärung

Region mit vielen GesichternCapital Region

Im Städte-Korridor von New York, Philadelphia, Baltimore und Washington lebt mehr als ein Drittel der amerikanischen Bevölkerung, hier konzentrieren sich nicht nur die wirtschaftliche und politische Macht, sondern auch Kunst und Kultur. Südlich davon am James River gingen einst die ersten Siedler an Land – für die Amerikaner heiliger, historischer Boden. Auf den Outer Banks schließlich, den schmalen Inseln vor North Carolina herrscht die Natur, und die Zeit scheint stehengeblieben. All das umfasst unsere Reiseroute – von imponierenden Städten über die Stätten der Geschichte bis zum Sommerglück am Atlantik.

Weil die meisten Urlauber über New York anreisen, beginnt unsere Reise auch dort. Dann übernehmen die Highways die Regie und der erste Turnpike führt gleich durch den bevölkerungsreichsten Staat der USA, New Jersey. Er nennt sich »The Garden State« und bringt ungezählte Blaubeeren hervor, doch die raumfressende Industrialisierung vertreibt die Felder. Und überall wird zur Kasse gebeten. Straßengebühren sind Usus in diesem Landesteil, und das heißt: Toll-Töpfe, Münzcontainer, die an Brücken und Parkways die Hand aufhalten – am liebsten für Abgezähltes, EXACT CHANGE, wie man schon von weitem lesen kann.

Über Princeton, jenes akademische Arkadien, im dem einst Albert Einstein, Thomas Mann, Hermann Broch und Robert Oppenheimer lehrten, geht die Reise über den Delaware River nach Philadelphia. Die Freiheitsglocke läutet zwar nicht mehr, aber ringsumher wurde alles so historisch aufgehübscht, als wolle Benjamin Franklin jedem Besucher heute noch persönlich die Hand schütteln. Doch Philadelphia ist nicht nur eine Historienidylle, sondern eine lebendige Großstadt, längst befreit von jener Verschlafenheit, über die W.C. Fields einst witzelte: »Das Beste an Philadelphia ist der 5-Uhr-Zug nach New York«.

Philadelphia: Die Brunnenfiguren symbolisieren Delaware, Schuylkill und den Wissahickon Creek

Historie als Entertainment

Lancaster County liegt vor der Haustür und mit ihm auch die Amish, die frommen Nachfahren der deutsch-schweizerischen Glaubensgemeinschaften aus dem 16. Jahrhundert, die ohne Autos und Computer, Jeans oder Reißverschlüsse leben – eine entrückte Welt für sich. Unter den Metropolen des Ostens wartet Baltimore mit dem wohl spektakulärsten städtischen Sanierungserfolg auf, mit seinem Inner Harbor, einem Mix aus Restaurants, Geschäften und Museen rund um das zentrale Hafenbecken.

Annapolis, eines der beliebtesten Seglerparadiese des Ostens und vielleicht die attraktivste Provinzstadt auf unserer Route, fasziniert mit einem lebensfrohen, mediterran anmutenden Hafenviertel. Hier kommen (wie überall rund um die Cheasepeake Bay) die köstlichen Maryland blue crabs auf den Tisch.

Mächtig stolz feiert sich Washington DC, als Regierungssitz auf sumpfigem Terrain am Reißbrett geplant, mit monumentalen Bauten und Alleen. In kaum einer anderen amerikanischen Großstadt liegt das Sehenswerte räumlich so beieinander wie hier – die Museen, die Kongressbibliothek, der hinreißende Bahnhof, das spektakuläre neue Newseum. Stadtteile und Vororte setzen farbige Kontrapunkte zu dem auf Wirkung gebauten Zentrum: das ethnisch gemischte Adams-Morgan, das feine, flotte Georgetown und der alte Tabakhafen Alexandria.

Georgetown in Washington DC: Häuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert

Farmer, Soldat und Staatsmann, das alles vereinte Landesvater George Washington in einer Person. Sein Landhaus auf Mount Vernon oberhalb des Potomac River zählt zu den schönsten Villen in Virginia. Wie die Independence Hall in Philadelphia oder das Lincoln Memorial in Washington ist Mount Vernon eine von vielen nationalen Pilgerstätten, mit denen die Mittleren Atlantikstaaten gepflastert sind. Dabei blüht der amerikanische Ahnenkult noch im kleinsten Detail.

Mount Vernont, der letzte Wohnsitz von George Washington, der hier auch begraben ist

Original und Fälschung liegen nahe beieinander

Kein Nagel, Federkiel oder Stuhl, keine Apotheke oder Kneipe im Leben der Gründerväter, die nicht unter historische Quarantäne geraten wären. Die meisten Museen und nationalen Besinnungsorte ziehen alle Register moderner Unterhaltungstechnik, um aus der historischen Geschichte Entertainment zu zaubern – mit interaktiven Ausstellungen, Videos, Dioramen und Shows. Da wimmelt es von historischen Souvenirs, von plantation homes als Stickvorlage bis zur Spielzeugkanone für den Nachttisch. Die alten Schlachten werden beim reenactment mit viel kostümiertem Personal und Geballer nachgespielt und in den rekonstruierten historischen Siedlungen erfreuen am Wochenende koloniale Laienspieler die Besucher. Original und Fälschung, Restauration und kreative Ergänzung, Dichtung und Wahrheit sind da oft schwer zu unterscheiden.

Aber so ist das überall in den USA. Der einst wahrlich wilde Westen lebt, dank Hollywood, längst als Mythos weiter, der tiefe Süden dank Werken und Filmen wie »Vom Winde verweht«. Der Osten hingegen, von Romanschriftstellern und Regisseuren eher vernachlässigt, dramatisiert seine Vergangenheit durch Denkmalpflege – mit patriotischem Glanz und Gloria, mal heroisch, mal nostalgisch.

Von Washington nimmt die Route Kurs nach Westen und führt durch Virginia, jenen Staat, in dem die Wurzeln des Tabaks ebenso wie die der amerikanischen Nation und insbesondere die des Südens am tiefsten reichen. Der ersten Abnabelung von England folgten die Geburt der Verfassung und Religionsfreiheit und die Schlachten des Bürgerkriegs. Hier fasste die Neue Welt zuerst Fuß, hier warfen die britischen Rotröcke das Handtuch und hier wurden acht Präsidenten geboren.

Koketterie mit der Vergangenheit gehört deshalb in Virginia zum guten Ton und der elitären »Order of First Families of Virginia« darf nur angehören, wer in den ersten Jahren der Kolonialzeit mit dem Schiff gekommen ist. Selbstzweifel oder Zukunftsängste haben im virginischen Seelenhaushalt nichts zu suchen.

Über Manassas, dem ersten Schlachtfeld des Bürgerkriegs, geht die Reise weiter ins Appalachen-Gebirge, genauer zum Shenandoah National Park, einem Naturschutzgebiet, das sich wie ein schmales Tuch über die Blue Ridge Mountains legt. Die Bergwälder aus Hartholz, deren Blätter im Herbst in einen Farbenrausch verfallen, lassen immer noch ahnen, wie der gesamte Osten der USA früher einmal ausgesehen hat. Ein Eichhörnchen hätte damals, im 17. Jahrhundert, mühelos vom Atlantik bis zum Mississippi hüpfen können, ohne je den Boden zu berühren.

Im gleichnamigen Tal, dem Shenandoah Valley, verlief eine von Amerikas großen Passages West, wo der größte Pfadfinder aller Zeiten und frontier hero, Daniel Boone, die Grenzen zwischen Zivilisation und Wildnis verschob und Wege für neue Siedlungen im Westen auskundschaftete. Viele Siedler aber blieben auch wegen der fruchtbaren Böden, der reichlichen Wasservorräte, des angenehmen Klimas und der herrlichen Szenerie. Im Bürgerkrieg galt das Tal als »Brotkorb der Konföderation«, weil es einige Jahre die Armee von General Robert E. Lee versorgte. Heute nisten hier zierliche Kleinstädte.

Brennpunkte der amerikanischen Geschichte

Charlottesville, die heimliche Hauptstadt von Jefferson Country, gehörte zum engeren Wirkungskreis von Thomas Jefferson, dem großen Generator der amerikanischen Verfassung, der wie kein anderer das Ideal des Homo universale verkörperte. Hier hat der »Architekt der amerikanischen Demokratie« sein bauliches Erbe hinterlassen, das elegante Landhaus Monticello und die University of Virginia, ein geradezu erhabenes Bühnenbild für Forschung und Lehre. Der Ruhm dieses Alleskönners strahlt bis heute. Als John F. Kennedy 1962 die Nobelpreisträger des Jahres zu einem Essen ins Weiße Haus lud, sagte er: »Ich glaube, dies ist die ungewöhnlichste Ansammlung von Talent und Wissen, die je im Weißen Haus zusammengekommen ist – mit einer möglichen Ausnahme: wenn Thomas Jefferson hier allein zu Abend aß.«

Shenandoah National Park: Die Skyland Stables bieten geführte Ausritte zu den Wasserfällen

Kostümierte Bewohner von Williamsburg, einst Hauptstadt des kolonialen Virginia

Richmond, die Hauptstadt von Virginia, entpuppt sich mit etwas Geduld als eine kleine touristische Wundertüte. US-Geschichte en gros tut sich anschließend im Gebiet des Tidewater auf, in jener flachen und sandigen Küstenebene, die sich vom Atlantik ein paar hundert Meilen landeinwärts erstreckt. Dort, zwischen York und James River, wo sich heute Fischerei, Landwirtschaft und hübsche Häuschen auf Stelzen befinden, liegen die legendären Brennpunkte der amerikanischen Geschichte: Jamestown, Yorktown und Williamsburg.

Die amerikanische Besiedlung wurde und wird hier aufs Penibelste rekonstruiert, aus wenig echten Relikten, dafür mit viel patriotischem Willen zum Pathos und immer kompatibel mit der amerikanischen Freude am Entertainment. Das gilt für das historische Freilichtmuseum Jamestown Settlement ebenso wie für das Paradebeispiel amerikanisch-patriotischer Selbstbespiegelung, für Williamsburg, die einstige Hauptstadt des kolonialen Virginia.

Als bekannt wurde, dass Williamsburg unter der Regie und mit dem Geld Rockefellers wieder aufgebaut werden sollte, brach ein regelrechtes Restaurationsfieber aus, gegen das kein Archiv und keine Bibliothek des Landes immun waren. Architektenbüros, Denkmalvereine und wissenschaftliche Gremien übertrafen sich gegenseitig bei der Forschung nach Vorlagen, historischen Details und archäologischen Daten. Resultat ist eine perfekt rekonstruierte Kleinstadt als Kulisse für unterhaltsamen Geschichtstourismus und doch zugleich auch Vision von suburbia der oberen Mittelklasse im 20. Jahrhundert.

Das Reich der Delfine, Pelikane und Silberreiher

Ab Virginia Beach sind wir endgültig am Atlantik, Wassersport und gepflegtes Nichtstun sind überall ein Thema, bei den wilden Ponys in den stillen Reservaten von Chincoteague und Assateague und erst recht im quirligen Ocean City, Maryland. Die meisten Strände sind als Spielplätze der großen Städte in der Hauptsaison entsprechend bevölkert, doch überall findet man meilenlange stille Paradiese, um die reiche Tierwelt zu beobachten, die ständig dem Prinzip des all you can eat hinterher ist. Die Delfine draußen vor der Küste; die Pelikane, die aus der Luft den catch of the day ausgucken; die Winzlinge auf fixen Beinchen, die hektisch im Sand des Flutsaums herumstochern; die weißen egrets (Silberreiher), die gelegentlich aus den Wattwiesen herüberkommen, um die Fischkarte der Seeseite auszuprobieren, oder die fossilen horseshoe crabs, die seit 600 Millionen Jahren in den Ozeanen leben und deren kupferhaltiges Blut sich bei Kontakt mit der Luft blau färbt.

Nach der viktorianisch verspielten Pfefferkuchenwelt von Cape May wirkt Atlantic City wie ein schriller Schocker. »Unser Begrüßungsteppich ist ein sieben Kilometer langes Stück reine Elektrizität«, tönt die Tourismuswerbung der Glücksspielmetropole und lockt zum Big Business mit Kugel und Karte, Stars und Shows. Zwischen Brandmauern und Brandung verlaufen die harten Verwerfungen, aus denen der soziale Zündstoff der amerikanischen Gesellschaft stammt. Arm und Reich, Hütte und Palast – selten sieht man sie so dicht Wand an Wand. Hier sucht niemand nach den Kolonialmythen oder dem Glück im Winkel. Die täglich per Bus anrollenden Besucher träumen vom plötzlichen Reichtum im Wallfahrtsort der Neuen Welt. Ob Cape May oder Atlantic City, niedliches Fin-de-siècle-Finale oder schräge Jackpot-Welt: Von beiden Orten kann man am nächsten Tag die Abendmaschine in New York erreichen.

In Virginia Beach am Atlantik beginnt die Extraroute. Sie führt auf die Outer Banks, diese weit ins Meer vorgeschobene Kette schmaler Inseln, die zu den schönsten und unbekanntesten Regionen der amerikanischen Ostküste gehören. Hier wird das Herz so weit wie der Horizont, hier gibt es seltene Pflanzen und Vögel und nur wenige Touristen. Wer rauen Wind und Salz auf der Haut nicht scheut, kann besonders auf den südlichen Inseln wie Ocracoke Island idyllische und naturnahe Tage verleben. Die Outer Banks, das sind kleine Paradiese für Naturfreunde weit draußen im Meer, pur und ohne jeden Schnickschnack, eine Therapie für Geist und Körper. Über Beaufort und New Bern geht es dann landeinwärts und zurück nach Virginia Beach.

Boardwalk in Atlantic City: Das Zockerparadies am Meer lockt mit Kasinos und Kirmes

Details zur Route – und ein paar Tipps

Unsere Route führt durch die US-Bundesstaaten Pennsylvania, Maryland, Virginia, North Carolina, Delaware und New Jersey und auf dem Weg entdecken wir Großstädte wie Philadelphia, Baltimore, Washington DC, Virginia Beach und Atlantic City. Nur selten sind wir dabei auf Rennstrecken unterwegs, sondern meist auf Nebenstraßen, die allerdings oft mehrspurig sind, denn die Ostküste ist verkehrsmäßig dicht vernetzt. Insgesamt addiert sich die Strecke auf 1728 Kilometer oder 1080 Meilen.

Weil es dabei jede Menge zu sehen gibt, sind die beschriebenen 14 Tage randvoll mit Programm – da ist jeder zusätzliche Tag ein Gewinn. Wer nur exakt zwei Wochen zur Verfügung hat, sollte die Rundreise deshalb ab und bis Philadelphia planen. Mit drei Wochen Zeit kann man schon großzügiger wirtschaften, beispielsweise in New York starten (da sind die Flugpreise meist günstiger) oder nach Philadelphia fliegen und sich unterwegs auf der Strecke mehr Zeit lassen. Zum Bleiben gibt es überall beste Gründe: Im Lancaster County empfiehlt sich ein Extratag für eine Visit-In-Person-Tour zu den Amish (siehe Magic Moment 2. Tag, hier), im Shenandoah National Park lohnt sich ein Zusatztag für einen Ausritt, für Wanderungen oder die hervorragenden Rangertouren (7. Tag) und Colonial Virginia, die Kernzone der ersten Besiedlung des amerikanischen Kontinents durch die Briten, bietet mit Jamestown, Williamsburg und Yorktown ohnehin Stoff für mehrere Tage (10. Tag). Ideal wäre zwischendurch auch mal programmfreies Faulenzen, beispielsweise am Strand von Virginia Beach (11. Tag).

Inner Harbor in Baltimore: Die historischen Schiffe sorgen für nautisches Flair

Wer noch vier Tage (oder besser noch eine Woche) drauflegen kann, nimmt auch die Extratour mit, die ab/bis Virginia Beach auf die Outer Banks (insgesamt 774 km/483 mi) führt. Die langen, schmalen Inseln liegen zwar nur 50 Kilometer vor der Festlandsküste, aber wer mit der Fähre übersetzt, landet in einer anderen Welt. Je weiter man nach Süden fährt, desto beschaulicher wird die Reise, vom bonbonbunten, rummeligen Nags Head bis zum charmant verschlafenen Ocracoke an der südlichen Spitze des Cape Hatteras National Seashore.

Unterwegs warten Naturschutzgebiete und endlose Strände ganz ohne Party und Remmidemmi, eben Natur pur. Das idyllische Ocracoke selbst ist so verschlafen als hätte man das Dörfchen aus den Subtropen des vorletzten Jahrhunderts hergebeamt. Zwar haben die Amerikaner mittlerweile auch die Outer Banks entdeckt, Ferienhäuschen wachsen auf hochwassersicheren Stelzen aus dem Boden, genauso wie Fast-Food-Hütten, Motels und Tankstellen, aber es gibt immer noch jede Menge paradiesische, menschenleere Flecken. Wer den Baderummel liebt mit allen Wassersportarten und regem Kneipenleben, der ist allerdings in Virginia Beach besser aufgehoben.

Die Straßen sind auf der gesamten Route ziemlich perfekt, viele Strecken werden allerdings derzeit ausgebaut, dann steht da ein Construction-Schild, mit dem das eigene GPS-Gerät nicht viel anfangen kann. Deshalb schadet es nichts, wenn man ganz analog die Straßenkarte griffbereit hat, weil einen das Navi erstmal wieder auf die gesperrte Route lotsen will. Wichtig und für unsereinen immer wieder irritierend ist die Tatsache, dass man auf den Schnellstraßen und Highways der Ostküste auch rechts überholen darf.

Wilde Ponys: Celebrities der Outer Banks

Abenteuerlich, aber problemlos zu fahren ist das Straßen-Spaghetti rund um Virginia Beach und geradezu aberwitzig erweist sich die Streckenführung von Virginia Beach nach Norden durch das Chesapeake Bay Bridge-Tunnel-System, wo man gefühlt ins offene Meer hinausfährt, um dann zu erleben, wie die Schnellstraße quasi mitten auf dem Wasser in einen Tunnel abtaucht.

Dieser Chesapeake Bay Bridge-Tunnel ist mit 37 Kilometern Länge einer der größten Brücken-Tunnel-Bauten der Welt und verbindet den Bereich Hampton Roads, Virginia mit der Delmarva-Halbinsel über die US 13, die Konstruktion besteht aus drei Brückenteilen und zwei Tunneln – die Fahrt ist alternativlos, weil es keine Umgehungsstraße gibt, kostet Gebühren ($ 15) und ist ein einmaliges Erlebnis.

Natürlich muss sich kein Reisender sklavisch an die vorgeschlagenen Programme halten, sie sind nur der rote Faden dieser Route, der helfen soll, nichts Wichtiges zu verpassen und das Reiseziel auch hinter den Kulissen zu entdecken. Alle genannten großen Hits und kleinen Tipps sind als Vorschläge zu verstehen, man kann sie spontan nutzen oder auslassen. Ein einziger Programmpunkt braucht allerdings Vorbereitung und ist ohne Vorbuchung nicht machbar: der Rundgang durch das Kapitol in Washington DC. Wer daran interessiert ist, muss sich möglichst früh vorab per Internet anmelden. Man muss also in der eigenen Reiseplanung festlegen, an welchem Tag man in Washington sein will und um welche Uhrzeit man am Rundgang, der etwa eine Stunde dauert, teilnehmen möchte. Und bitte mehr Zeit einplanen, denn wegen der Sicherheitsvorkehrungen muss man schon 45 Minuten vor dem Tourbeginn vor Ort sein (Details siehe 6. Tag, hier). Online zeigt ein Kalender, an welchen Tagen und zu welchen Uhrzeiten Plätze für geführte Touren frei sind: www.visitthecapitol.gov.

Manhattan: Wegen der günstigen Flugtarife kann die Tour auch in New York beginnen

Parken ist nicht nur vor dem U. S. Capitol ein Problem (deshalb wählt man öffentliche Verkehrsmittel), sondern ist in allen Großstädten auf der Strecke speziell über Nacht ein teurer Spaß und kann 35 bis 40 Dollar kosten. Alle großen Hotels bieten einen Valet Parking Service: Man steigt vor dem Hoteleingang aus und entlädt das Gepäck, der Bellboy kümmert sich darum, dass das Auto weggeparkt wird. Sobald man in ländlichere Gebiete und Kleinstädte wie Staunton kommt, ist es damit vorbei und man kann das Auto selbst abstellen, bei allen Motels liegen die Parkplätze ohnehin direkt vor den Zimmern und sind kostenlos.

Wer seine Route in Philadelphia begonnen hat und am Ende gerne eine Stippvisite oder einen Tagesausflug nach New York anhängen möchte – aber möglichst ohne den Stress mit dem Pkw, für den gibt es eine elegante Alternative. Von Atlantic City geht es eine Autostunde hinauf an die Küste, man quartiert sich beispielsweise im Holiday Inn Express in West Long Branch in New Jersey ein und fährt am nächsten Morgen von Atlantic Highlands mit dem superschnellen Katamaran von Seastreak über die Bucht nach Manhattan.

Mit dem Katamaran nach Manhattan

Das Schiff legt sowohl an der Pier 11 als auch an der East 35th Street an. Hin- und Rückfahrt kosten 45 Dollar (Kinder bis 12 Jahre sind frei) und die Fahrt ist ein Vergnügen für sich. Das Auto parkt an der Pier von Atlantic Highlands gratis (auch über Nacht). Der erste Katamaran geht morgens 7 Uhr, die letzte Rückfahrt ab East 35. Straße um 21.45 Uhr. Tickets und Fahrplan: www.seastreak.com.

Für alle, die an Zeit und Geld nicht sparen müssen: Von New York aus lässt sich an die Ostküsten-Rundreise jederzeit die Vista-Point-Tour durch Neuengland anschließen, 14 Tage durch jene Gründungsstaaten, in denen der Kampf um die Unabhängigkeit von der englischen Krone begann und wo Poeten wie Robert Frost, Mark Twain, Hermann Melville und Maler wie Edward Hopper amerikanische Kunst- und Literaturgeschichte schufen.

Capitol in Washington DC: Wer hinein will, muss sich rechtzeitig im Internet anmelden

Ein Tag auf der ÜberholspurNew York

Auch wenn unsere eigentliche Ostküsten-Tour in Philadelphia beginnt, ist New York doch der Paukenschlag, der die Reise eröffnen könnte. Hier landen die meisten Airlines aus Europa und die Tickets nach New York sind wegen der großen Konkurrenz am günstigsten. Schon auf der Taxifahrt nach Manhattan, wenn die Skyline immer näher kommt und der Wagen endlich in die Straßenschluchten eintaucht, spürt man die Energie, die dieser Ort ausstrahlt. Neulinge sollten sich wenigstens einen Tag für ein intensives Einsteigerprogramm gönnen. Wiederholungstäter finden Extra-Tipps.

Ein Rundgang durch Manhattan

Ankunftsabend

Besuch des

Empire State Building

.

Vormittag

Mit dem Taxi nach Brooklyn – über den Fußweg

(Walkway)

der

Brooklyn Bridge

– City Hall – St. Paul’s Chapel –

One World Trade Center

und

9/11 Memorial

– Lunch im

Winter Garden

.

Nachmittag

Mit Subway oder Taxi zum

Grand Central Terminal,

von dort wahlweise auf die

Fifth Avenue,

zum Rockefeller Center mit

Top of the Rock

(vorab online bei der Ticket-Bestellung Tag und Uhrzeit reservieren!) und zum

Central Park

– oder direkt zum

Times Square

.

Abend

Broadway-Show

oder Relaxen im Drehrestaurant

The View

am Times Square.

Für NY-Neulinge ist die Silhouette des Empire State Building der zentrale optische Anker in der Skyline, und eigentlich sollte jeder Erstling hier seinen Antrittsbesuch machen. Gerade am Ankunftsabend ist das der beste Auftakt, der sich denken lässt. Wie ein stabiler Mast ragt es aus dem Häusermeer von Midtown empor und zum Sonnenuntergang gibt es kaum einen besseren Platz als die Freiterrasse im 86. Stock, auf der man wie im Mastkorb auf den steinernen Ozean hinabschaut.

Ringsherum blitzen Millionen Lichter auf und tief unten fließen die roten Rücklichter der Fahrzeuge wie Magma durch die Straßenschluchten. Bis 1973 war das Empire State Building der höchste Turm der Welt und seine Superlative beeindrucken immer noch: 60 000 Tonnen Stahl sind hier verbaut, 73 Aufzüge bringen täglich 16 000 Angestellte und 7000 Besucher in 102 Stockwerke, alle zwei Wochen müssen 6500 Fenster geputzt werden.

Mit einmal Umsteigen erreicht man das 102. Stockwerk mit der verglasten Aussichtsterrasse; aber am schönsten, weil mit Open-Air-Plattform ist der Blick von der vergitterten Freiterrasse im 86. Stock. Hier kommen zur Aussicht auch die Sensationen für die anderen Sinne: Der Wind reißt an den Haaren und zerlegt zuverlässig die Frisur, und vor allem hört man den ganz speziellen Sound der Megacity, einen Mix aus dem heiseren Gebrüll der Klimaanlagen, dem Tuten und Röhren der Schiffe, aus hupenden Taxis und jaulenden Polizeisirenen.

Main Deck in 86. Stock des Empire State Building: Hier röhrt der Sound der Stadt

Bis Mitternacht ist die Plattform geöffnet, Zeit genug, sich bei einer ersten Orientierung die Geografie Manhattans einzuprägen. Im Norden beherrscht das massive Rockefeller Center das Bild, neuer Blickfang sind die aberwitzig schlanken Türme wie 432 Park Avenue, der mit 426 Metern wie ein Zündholz in den Himmel ragt, der Neubau One57 mit 306 Metern und der Central Park Tower, der noch im Bau ist und mit 472 Metern alles überbieten soll. Dahinter dehnt sich der Central Park als großer, dunkler Teppich. Im Westen fließt der Hudson, an dessen Ufer fast auf gleicher Höhe die Türme des neuen Stadtteils Hudson Yards in den Himmel wachsen.

Auf der anderen Seite des Hudson River liegt New Jersey mit Piers und Hafenanlagen; im Osten lassen sich im Hochhausgewirr auf Anhieb zwei Bekannte ausmachen, die man schon tausendmal gesehen hat, auch wenn man noch nie hier war: das flache, schwarze Gebäude der am Ufer des East River und das elegante mit seinem siebenstufig geschwungenen Strahlenkranz.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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