Panikstörung und Phobie - Claudia Subic-Wrana - E-Book

Panikstörung und Phobie E-Book

Claudia Subic-Wrana

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Beschreibung

Anhand der zu den Angststörungen zählenden Krankheitsbilder Phobie und Panikstörung lässt sich die psychodynamische Vorstellung, dass psychische Symptome sich als Lösung für nicht mehr anders zu bewältigende innerpsychische Konflikte verstehen lassen und damit Sinn und Zweck haben, geradezu idealtypisch zeigen. Die Autoren schlagen einen Bogen von ersten, von Freud entwickelten klinischen Theorien zu Angststörungen hin zu neuen psychodynamischen Kurzzeittherapien. Diese sind empirisch auf ihre Wirksamkeit geprüft und tragen so dazu bei, den wegen fehlender Wirksamkeitsnachweise seit längerem gefährdeten Platz der psychodynamischen Psychotherapie in der Krankenversorgung zu sichern. Diese neuen manualisierten Ansätze werden in der psychoanalytischen Szene mitunter recht kritisch aufgenommen, manchmal mit der Frage, ob dies noch aus der Psychoanalyse abgeleitete Psychotherapie sei. Die Leserinnen und Leser können sich durch die Lektüre dieses Bandes selbst ein Bild machen, was sich seit Freuds Zeiten in der Behandlung der Angststörungen geändert hat.

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Herausgegeben von

Franz Resch und Inge Seiffge-Krenke

Claudia Subic-Wrana/Jörg Wiltink/Manfred E. Beutel

Panikstörung und Phobie

Mit einer Abbildung

Vandenhoeck & Ruprecht

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar.

© 2018, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG,

Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.

Umschlagabbildung: Paul Klee, Ghosts, 1923/INTERFOTO/SuperStock/Peter Willi

Satz: SchwabScantechnik, GöttingenEPUB-Produktion: Lumina Datamatics, Griesheim

Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com

ISSN 2566-6401

ISBN 978-3-647-90113-8

Inhalt

Vorwort zur Reihe

Vorwort zum Band

Vorbemerkungen

1Unterschiede zwischen deskriptiver und psychodynamischer Diagnostik

1.1Fallbeispiel

1.2Psychodynamische Diagnose

2Angst aus psychodynamischer Sicht

2.1Angst als Symptom und Angst als Signal

2.2Phobie: Das phobische Symptom als gelungene Angstvermeidung

2.2.1Krankengeschichte Hans, fünf Jahre alt

2.2.2Konsequenzen der phobischen Symptombildung für die Behandlung

2.3Panikstörung: Der Angstanfall als Scheitern neurotischer Strategien zur Angstvermeidung

2.4Unterschiede zwischen psychodynamischen Mechanismen bei phobischer Symptombildung und Angstanfällen

2.5Soziale Phobie als verinnerlichte Beziehungsangst

2.6Generalisierte Angststörungen als Versagen des phobischen Mechanismus

3Psychodynamische Psychotherapie der Angststörungen heute

3.1PFPP: Panikfokussierte psychodynamische Psychotherapie der Panikstörung

3.1.1Das psychodynamische Modell der PFPP

3.1.2Behandlungstechnik der PFPP

3.1.3Behandlungsphasen der PFPP

3.1.4Wirksamkeitsnachweise für die PFPP

3.2SET: Supportiv-expressive Therapie der sozialen Phobie

3.2.1Exkurs: Zentrales Beziehungs-Konflikt-Thema (ZBKT)

3.2.2Das psychodynamische Modell der sozialen Phobie

3.2.3SET der sozialen Phobie: Übersicht über den Behandlungsverlauf

3.2.4SET der sozialen Phobie: Phase 1 – Vertiefung des ZBKT (Stunde 1–8, eine Sitzung/Woche)

3.2.5SET der sozialen Phobie: Phase 2 – Selbstexposition (Stunde 9–16, zwei Sitzungen/Woche)

3.2.6SET der sozialen Phobie: Phase 3 – Abschluss und Booster-Sitzung (Stunde 17–24, eine Sitzung/Woche)

3.2.7SET der sozialen Phobie: Wirksamkeitsnachweise

4Schlussbemerkungen

Literatur

Vorwort zur Reihe

Zielsetzung von PSYCHODYNAMIK KOMPAKT ist es, alle psychotherapeutisch Interessierten, die in verschiedenen Settings mit unterschiedlichen Klientengruppen arbeiten, zu aktuellen und wichtigen Fragestellungen anzusprechen. Die Reihe soll Diskussionsgrundlagen liefern, den Forschungsstand aufarbeiten, Therapieerfahrungen vermitteln und neue Konzepte vorstellen: theoretisch fundiert, kurz, bündig und praxistauglich.

Die Psychoanalyse hat nicht nur historisch beeindruckende Modellvorstellungen für das Verständnis und die psychotherapeutische Behandlung von Patienten hervorgebracht. In den letzten Jahren sind neue Entwicklungen hinzugekommen, die klassische Konzepte erweitern, ergänzen und für den therapeutischen Alltag fruchtbar machen. Psychodynamisch denken und handeln ist mehr und mehr in verschiedensten Berufsfeldern gefordert, nicht nur in den klassischen psychotherapeutischen Angeboten. Mit einer schlanken Handreichung von 70 bis 80 Seiten je Band kann sich die Leserin, der Leser schnell und kompetent zu den unterschiedlichen Themen auf den Stand bringen.

Themenschwerpunkte sind unter anderem:

–Kernbegriffe und Konzepte wie zum Beispiel therapeutische Haltung und therapeutische Beziehung, Widerstand und Abwehr, Interventionsformen, Arbeitsbündnis, Übertragung und Gegenübertragung, Trauma, Mitgefühl und Achtsamkeit, Autonomie und Selbstbestimmung, Bindung.

–Neuere und integrative Konzepte und Behandlungsansätze wie zum Beispiel Übertragungsfokussierte Psychotherapie, Schematherapie, Mentalisierungsbasierte Therapie, Traumatherapie, internetbasierte Therapie, Psychotherapie und Pharmakotherapie, Verhaltenstherapie und psychodynamische Ansätze.

–Störungsbezogene Behandlungsansätze wie zum Beispiel Dissoziation und Traumatisierung, Persönlichkeitsstörungen, Essstörungen, Borderline-Störungen bei Männern, autistische Störungen, ADHS bei Frauen.

–Lösungen für Problemsituationen in Behandlungen wie zum Beispiel bei Beginn und Ende der Therapie, suizidalen Gefährdungen, Schweigen, Verweigern, Agieren, Therapieabbrüchen; Kunst als therapeutisches Medium, Symbolisierung und Kreativität, Umgang mit Grenzen.

–Arbeitsfelder jenseits klassischer Settings wie zum Beispiel Supervision, psychodynamische Beratung, Soziale Arbeit, Arbeit mit Geflüchteten und Migranten, Psychotherapie im Alter, die Arbeit mit Angehörigen, Eltern, Familien, Gruppen, Eltern-Säuglings- Kleinkind-Psychotherapie.

–Berufsbild, Effektivität, Evaluation wie zum Beispiel zentrale Wirkprinzipien psychodynamischer Therapie, psychotherapeutische Identität, Psychotherapieforschung.

Alle Themen werden von ausgewiesenen Expertinnen und Experten bearbeitet. Die Bände enthalten Fallbeispiele und konkrete Umsetzungen für psychodynamisches Arbeiten. Ziel ist es, auch jenseits des therapeutischen Schulendenkens psychodynamische Konzepte verstehbar zu machen, deren Wirkprinzipien und Praxisfelder aufzuzeigen und damit für alle Therapeutinnen und Therapeuten eine gemeinsame Verständnisgrundlage zu schaffen, die den Dialog befördern kann.

Franz Resch und Inge Seiffge-Krenke

Vorwort zum Band

Ängste und ihre Bewältigung stellen in der psychodynamischen Krankheitslehre eines der »großen Themen« dar. Angst als Signal für Ich-Aktivitäten – zur Verminderung der inneren Anspannung und Entschärfung interpersoneller Konflikte – steht einer perpetuierenden Angst als Symptom gegenüber, die auftritt, wenn Kompensationen und Abwehrmechanismen nicht mehr greifen und die Person sich auf einem niedrigeren Funktionslevel durch Symptombildung stabilisiert.

Auch wenn die Diagnostik psychischer Störungen sich auf die Klassifikationssysteme ICD und DSM bezieht – wodurch eine internationale Vergleichbarkeit von Störungsphänomenen und ein Aufschwung der empirischen Forschung möglich wurde –, so bleibt unter psychodynamischen Gesichtspunkten immer auch eine gewisse Skepsis gegenüber der »objektiv« beschreibenden Methode, spielen doch auch Symptomverschiebungen, subjektive Krankheitsmodelle, unterschiedliche intrapsychische Konflikte und strukturelle Defizite in die Symptomausgestaltung hinein. Das Symptom muss auch in seiner Anpassungsfunktion betrachtet werden. Es stabilisiert innere Spannungen und überbrückt unaushaltbare Konflikte. So wird die Panikstörung mit ihren Angstanfällen als Scheitern neurotischer Strategien zur Angstvermeidung fassbar. Die soziale Phobie kann als verinnerlichte Beziehungsangst erkannt werden.

Die Autoren stellen die PFPP vor – die panikfokussierte psychodynamische Psychotherapie der Panikstörung. Es handelt sich dabei um eine in Amerika entwickelte Kurzzeittherapie, die akute Paniksymptome zum Abklingen bringen kann. Das subjektive Erleben im Angstanfall wird – Bezug nehmend auf den italienischen Autor De Masi – eindrucksvoll beschrieben. Die äußeren und inneren Umstände der Situation der Panikattacke führen schließlich zur Erkenntnis der inneren Konfliktlage. Nach der sichernden ersten Phase zur Behandlung der akuten Panik folgt die Vertiefung des Verständnisses der Konfliktdynamik. Schließlich steht in der Durcharbeitungsphase die Stärkung der Autonomie im Vordergrund. Anschauliche Fallbeispiele bereichern die Darstellung des Behandlungsablaufs. Empirische Hinweise auf die Wirksamkeit werden gegeben.

Nach einer Darstellung des zentralen Beziehungskonflikt-Themas nach Luborsky wird das psychodynamische Modell der sozialen Phobie vertieft vorgestellt. Die supportiv-expressive Therapie (SET) wurde von Leichsenring und anderen entwickelt und greift im psychodynamischen Modell die Erkenntnisse von Luborsky auf. Auch die SET ist eine Kurzzeittherapie, in der der Therapeut oder die Therapeutin sowohl supportive wie expressive Techniken zur Anwendung bringt. Je mehr strukturelle Defizite die Patienten aufweisen, umso mehr supportive Elemente werden eingesetzt. Schmerzliche Beziehungserfahrungen werden in positive Beziehungserwartungen umgewandelt. Dieser Prozess geschieht allmählich und ist kein bewusst gesteuerter Prozess. Empirische Nachweise dieser Therapieformen sind vielversprechend.

Die eindrucksvollen Darstellungen in diesem Buch zeigen, dass es möglich ist, im Rahmen einer fokussierten Kurzzeittherapie die primäre Angstsymptomatik aufzulösen oder zu lindern. Daraus schöpft der Patient, die Patientin weitere Motivation, sich den eigenen Konflikten zu nähern, sich therapeutisch diesen lebensbestimmenden Themen und Konflikten zu widmen oder zumindest die Perspektive eines symptomfreien Lebens für sich anzunehmen.

Ein klar geschriebenes und informatives Buch zum Thema Therapie der Angst.

Inge Seiffge-Krenke und Franz Resch

Vorbemerkungen

Dieser Band beschäftigt sich mit der Panikstörung und den Phobien, großen Untergruppen der Angststörungen. An der Phobie und der Panikstörung lässt sich die psychodynamische Vorstellung, dass psychische Symptome sich als Lösung nicht mehr anders zu bewältigender innerpsychischer Konflikte verstehen lassen und damit Sinn und Zweck haben, geradezu idealtypisch zeigen – damit eignet sich der Text auch als eine Einführung in die psychodynamische Krankheitslehre. Da sich die psychodynamische Krankheitslehre eher an der Unterscheidung zwischen zwei grundlegenden Krankheitsmodellen – neurotischer Konflikt versus ich-strukturelle Störung – als an einzelnen Störungsbildern orientiert, haben wir ein Kapitel zur Unterscheidung zwischen einer psychodynamischen und einer deskriptiven Diagnostik eingefügt. Zugleich wird versucht, in diesem Band den Bogen von ersten, von Freud entwickelten klinischen Theorien zur Angststörung zu neuen psychodynamischen Kurzzeittherapien schlagen, die empirisch auf ihre Wirksamkeit geprüft sind und so dazu beitragen, den wegen fehlender Wirksamkeitsnachweise seit Längerem gefährdeten Platz der psychodynamischen Psychotherapie in der Krankenversorgung zu sichern. Diese neuen, manualisierten Ansätze werden in der psychoanalytischen Szene mitunter recht kritisch aufgenommen, manchmal wird die Frage gestellt, ob dies noch aus der Psychoanalyse abgeleitete Psychotherapie sei. Die Leserinnen und Leser sind deshalb aufgefordert, sich durch die Lektüre selbst ein Bild zu machen, was sich seit Freuds Zeiten in der Behandlung der Angststörungen geändert hat!

1Unterschiede zwischen deskriptiver und psychodynamischer Diagnostik

1952 wurde von der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft (APA) erstmals das »Diagnostical and Statistical Manual of Mental Disorders«, abgekürzt DSM, herausgegeben, im Mai 2013 erschien mit dem DSM-5 die aktuell gültige Ausgabe (dt.: Falkei u. Wittchen, 2015). Etwas früher, nämlich 1948, publizierte die WHO die ICD-6, die die seit 1893 vom International Statistical Institute geführte »International List of Causes of Death« fortführte und um die Beschreibung von Krankheitsbildern ergänzte; im Kapitel F der momentan gebräuchlichen ICD-10 sind die psychischen Erkrankungen aufgeführt. Die Einführung von DSM und ICD war nicht nur für Krankheits- oder Todesstatistiken ein großer Fortschritt, sondern brachte auch die empirische Erforschung von Behandlungsmethoden deutlich voran. Beide Manuale basieren auf dem Konsens von Expertengruppen, die die wesentlichen deskriptiven, also beobachtbaren Merkmale definieren, durch die sich einzelne Krankheitsgruppen voneinander unterscheiden und die auch anhand beobachtbarer Merkmale innerhalb der Krankheitsgruppen einzelne Krankheitsbilder definieren. Zu diesen beobachtbaren Merkmalen zählen beispielsweise allgemeine, oft mehrere Krankheitsbilder einer Krankheitsgruppe charakterisierende und spezifische, nur für einzelne Krankheitsbilder typische Symptome, aber auch die Krankheitsdauer bzw. die Intensität der Symptomatik, oft definiert über eine festgelegte Mindestanzahl verschiedener beim spezifischen Krankheitsbild beobachtbarer Symptome. Auf Aussagen zur Krankheitsentstehung, das heißt zur Ätiologie, verzichten die beiden Manuale weitgehend.

Die auf im Hier und jetzt beobachtbare oder erfragbare Krankheitsmerkmale abhebende Diagnostik mit DSM und ICD hat wesentliche Vorteile – die Definition von Kriterien ist Grundlage für eine standardisierte Diagnostik, die Krankheitsstatistiken reliabler macht. Sie ermöglicht es, in der Forschung zur Behandlung und zu den Krankheitsursachen Patienten mit vergleichbaren Störungsbildern einzuschließen und – etwa in der Psychotherapieforschung – Therapieerfolg pragmatisch zu operationalisieren anhand der Verminderung der zum beforschten Krankheitsbild gehörenden Kernsymptomatik.