Pauls Bücher / Pauls Bücher Bd. 5: Pauls Handbuch für Meister - Paul - E-Book

Pauls Bücher / Pauls Bücher Bd. 5: Pauls Handbuch für Meister E-Book

Paul

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Beschreibung

In der SM-Beziehung übernimmt er die Verantwortung für seinen Sklaven, er ist Vorbild, Lehrer, Freund und strenger Erzieher in einer Person. Seine Aufgabe ist es, Situationen zu schaffen, in denen der Sklave sich fallen lassen, seine eigene Persönlichkeit aufgeben und sich an neue Grenzen führen lassen kann. Der Autor beschreibt die verschiedenen Rollen des Meisters, erklärt die Grundlage seiner Autorität und gibt Tipps für fantasievolle Inszenierungen. Mit diesem Band präsentieren wir das Gegenstück zum "Handbuch für Sklaven", das im Herbst 2002 erschienen ist. "Pauls" Ratgeber richten sich gerade an solche Menschen, die sich über ihre erotischen Vorlieben klar werden oder ganz einfach mehr über ein Leben mit SM wissen wollen. Andrea Schneider bei Amazon.de schreibt über "Pauls Handbuch für Sklaven" (Herbst 2002): "Beachtlich finde ich die Fähigkeit des Autors, das Gefühl seines SM zu beschreiben. "Unverkopft", mit einfachen Worten und klaren Bildern, macht er nachvollziehbar, was das Glück seiner sadomasochistischen Lust darstellt. Dass diese schwul ist, sollte für die möglicherweise heterosexuellen Leser fast nebensächlich sein. Denn als konkretes Handbuch für submissiv fühlende Menschen (und deren Spielpartner) steckt viel drin an Ideen und Möglichkeiten." Pauls Bücher Bd. 1: Die Entwicklung. Tagebuch einer SM-Beziehung 17. 12. 1983 - 6. 9. 1984 Bd. 2: Die Wende. Tagebuch einer SM-Beziehung 7. 9. 1984 - 16. 12. 1989 Bd. 3: Der Vertrag. Tagebuch einer SM-Beziehung 7. 2. 1998 - 12. 7. 1998 Bd. 4: Pauls Handbuch für Sklaven Bd. 5: Pauls Handbuch für Meister Bd. 6: Die Unterwerfung. Pauls Traum von SM

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PAULS HANDBUCH FÜR MEISTER

VERLAGSINFORMATION

«Pauls Bücher. Tagebücher einer SM-Beziehung» erschienen erstmals 1998 bis 2000. Für Paul war «SM» nie nur eine Spielart seiner Sexualität, die er an Wochenende oder auf Ledertreffen genoss. SM bestimmt sein ganzes Leben: 7 Tage in der Woche, 24 Stunden.

«Männer aktuell» empfahl die Tagebücher: «Pauls Bücher liefern wohl den glaubhaftesten und intensivsten Einblick in die Gefühlswelt eines SMlers, zutiefst ehrlich und bar jeder konstruiert ordinären Sprache. SM erscheint hier nicht als abstrakte Idee einer geilen Nacht in Ketten, sondern als Lebenshaltung mit aller Konsequenz.»

«Marquis» meinte über die ungeschminkte Darstellung der Beziehung: «Das mag zunächst schockierend sein, doch die tiefe Liebe und der Respekt ihrer Freundschaft wird erst dadurch erkennbar.»

Im Anschluss an die Tagebücher folgten 2002 und 2003 «Pauls Handbuch für Sklaven» und «Pauls Handbuch für Meister», in er aus mittlerweile gut 20 Jahren gelebter SM-Erfahrung schöpft. Nachvollziehbar und praxisbezogen vermittelt er seine eigenen Lernprozesse, was es bedeutet, Sklave oder Meister zu sein, welchen Möglichkeiten die jeweiligen Rollen eröffnen, welche Verantwortung mit ihnen verbunden sind.

Mit seinem Band «Die Unterwerfung. Pauls Traum von SM» schloss Paul 2007 die Edition ab. Hier beschreibt er, wie die Lust an Dominanz und Unterwerfung ausgelebt und in den Alltag integriert werden kann, was bei einer Session geschieht, was im Kopf von Sklaven und Meistern vorgeht, welche Rollen Fetische spüielen und vieles mehr.

Paul wurde 1949 in Hamburg geboren, lebte lange ans selbstständiger Kaufmann in Süddeutschland und kehrte nach Beendigung seines Berufslebens in seine Heimatstadt zurück.

PAULS BÜCHER HANDBUCH FÜR MEISTER

FÜR MEINE VERFLOSSENEN MASOS UND SKLAVEN STELLVERTRETEND FÜR ALLE ANDEREN NENNE ICH IKM (IHR KLEINER MASO), DER EIGENTLICH ANDREAS GERUFEN WIRD

Männerschwarm Verlag 2023

Pauls Bücher

Bd. 1: Die Entwicklung. Tagebuch einer SM-Beziehung

Bd. 2: Die Wende. Tagebuch einer SM-Beziehung

Bd. 3: Der Vertrag. Tagebuch einer SM-Beziehung

Bd. 4: Pauls Handbuch für Sklaven

Bd. 5: Pauls Handbuch für Meister

Bd. 6: Die Unterwerfung. Pauls Traum von SM

Pauls Handbuch für Meister

Ebook-Ausgabe

© 2023 Männerschwarm Verlag, Berlin

Salzgeber Buchverlage GmbH

Prinzessinnenstraße 29

10969 Berlin

Umschlaggestaltung: Carsten Kudlik, Bremen

ISBN 978-3-86300-369-2

Mehr über unsere Bücher und Autor:innen

www.maennerschwarm.de

INHALT

Ein Meister ist ein Meister ist ein Meister Vorwort von Leon

Der Meister, das unbekannte Wesen

Der Charakter

Die Ausbildung

Die Ziele

Das Auftreten

Der Zwang – ein notwendiges Werkzeug

Die Faszination Macht und deren Ausübung

Klare Eigentumsverhältnisse – Der Weg in die Abhängigkeit

Die Jagd nach Sklaven

Die Ansprüche

Die Ahnengalerie

Die Aufgaben des Meisters oder die Kunst des SM

Der Meister Als Forscher

Der Meister Als Lehrer

Der Meister Mit Verantwortung

Der Meister Als Freund

Der Meister Als ehrliche Haut

Der Meister Als harter oder weicher Herr

Der Meister Als Kunde

Der Meister Das sexuelle Wesen

Der Meister Als Stylist

Der Meister Als Kulturbeauftragter

Der Meister Als Arbeitgeber

Der Meister Als Verwalter

Der Meister Mit dem Nest

Der Meister Mit dem Werkzeug und dem Spielzimmer

Der Meister Als Künstler

Der Meister Als Träumer

Der Meister Als Erlöser

Der Meister Schafft eine neue Persönlichkeit

Die Erziehungsmethoden und Strafen

44 geile Ideen und Beispiele

Die 15 Stufen zur Verbesserung der devoten Haltung

Paul – Ein Meister aus Sicht seiner Sklaven

Der Meister (von ikm, Ihr kleiner maso)

Die Fernerziehung (vom kleinen slave)

Anhang: Die Ausstattung meines Spielzimmers

EIN MEISTER IST EIN MEISTER IST EIN MEISTERVON LEON

Einige der Leser werden mich – Leon – aus den beiden ersten von Pauls Büchern, «Die Entwicklung» und «Die Wende», kennen. Paul und ich leben seit 1983 zusammen, sieben Jahre davon in einer SM-Beziehung. So steht es mir an, das Vorwort gerade zu diesem «Meisterbuch» zu schreiben. Zum einen kenne ich Paul wie kein anderer, zum anderen sind wir mittlerweile beide Meister.

Also, wie kommt es zu so einer wunderbaren Verbindung zwischen Paul und mir? Um es vorweg zu sagen, es war und ist harte Arbeit!

Schon der Anfang war unüblich. Zum ersten Mal traf und sah ich Paul in der Schwulengruppe und der Unterschied zwischen uns hätte nicht größer sein können. Er alternativ in seiner Erscheinung, mit Rauschebart und Latzhose – ich in modischem Outfit und mit onduliertem Haar. Unser erstes Aufeinandertreffen trug also ganz gewiss nicht zu unserer jetzigen Beziehung bei. Entscheidend war die Gerüchteküche in der Gruppe, genauer der Mythos um Pauls «Kiste». Obwohl ich vorher noch nie über SM, Bondage etc. nachgedacht hatte, faszinierte mich der Gedanke und ließ mich auch nach Wochen nicht los. Es wurde da über Fesseln, Masken, Handschellen geraunt, aber so richtig wollte (und konnte) mir niemand etwas darüber erzählen. Als ich in der Wohngemeinschaft, in der Paul lebte, zu Gast war und alle Mitglieder zufälligerweise außer Haus waren, packte ich die Gelegenheit beim Schopf und durchwühlte in Pauls Zimmer besagte Kiste. Auch wenn ich mit vielem nichts anfangen konnte, stand für mich fest: «Das willst du ausprobieren!» Doch an Paul kommt man nicht so einfach ran und die schwulen Regeln, sich irgendwo kennen zu lernen und danach im Bett zu landen, gelten für ihn nicht. Erst eine Einladung zum Essen (und etlichen Gläsern Wein) brachten ihn dazu, mich bei sich übernachten zu lassen. Die erste Nacht passierte gar nichts! Es dauerte, bis ich das erste Mal in Handschellen geschlafen habe. Die ganze Geschichte könnt ihr ja im ersten Buch, «Die Entwicklung», nachlesen. Im Nachhinein betrachtet hat uns also damals SM zusammengebracht, auch wenn ich von dieser Art Sexualität noch überhaupt nichts wusste.

Was ich eigentlich sagen will, ist, dass uns unsere Liebe, unsere Beziehung nicht zugeflogen ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass jede Partnerschaft, auch außerhalb von SM, ein Pflänzchen ist, das viel Pflege, Fürsorge und Zeit erfordert. Tag für Tag reiben sich die Charaktere und beide haben Angst davor, ein Stück ihrer selbst zu verlieren, nur noch als «ihr» und «euch» betrachtet zu werden, nicht mehr als Einzelperson. Wir beide existieren natürlich jeder für sich, doch es gibt da eine Schweißnaht, die uns untrennbar verbindet – Liebe! So ungern ich mir das als Einzelgänger (ich bin Skorpion) eingestehe, diese Verbindung ist ein Teil von mir geworden.

Ein Tagebuch zu führen war ein wichtiges Mittel, um unsere Beziehung zu entwickeln. Zum einen hatten wir beide dadurch die Möglichkeit, unseren Tag Revue passieren zu lassen, zum anderen konnten wir uns unsere Gedanken mitteilen. Dazu kommt mittlerweile das Wissen, dass man – jeden Tag – seinen Partner wirklich respektiert und seine Schwächen nicht ausnutzt. Auch seine Schwächen sind ein Teil von ihm, dessen Ganzes man liebt. Wenn ich meinem Partner zuhöre, auch der Kritik, und es schaffe, mein Verhalten dadurch zu ändern, macht mich das zu einem besseren Liebhaber, vielleicht sogar zu einem besseren Menschen. Irgendwann sind wir beide dann so weit gewesen, dass wir uns blind vertrauten. Nicht so wie Lemminge, eher so, als ob man sich mit verbundenen Augen über einen schmalen Balken führen lässt.

Wir leben jetzt zwar nicht mehr in einer klassischen Beziehung, haben getrennte Wohnungen und Sexpartner, doch alle großen und kleinen Dinge im täglichen Leben teilen wir miteinander. Wir genießen dieses Miteinander auch mit dem Wissen, dass es potenzielle andere Partner sehr schwer haben, sich in diese Beziehung einzufügen. Aber gefügig machen ist ja unser beider Leidenschaft!

Obwohl wir in unseren SM-Schwerpunkten nicht gleich sind, treibt uns – und alle anderen Meister – der gleiche Drang. Woher kommt er? Warum haben wir Lust am Unterdrücken, Quälen, Erziehen, Beengen, Züchtigen?

Ich gehe grundlegend nicht von irgendwelchen psychischen Defekten oder frühkindlichen Erlebnissen aus. Sie beeinflussen uns nicht mehr als die Nicht-SMler! Mich hat in meiner Kindheit niemand misshandelt noch habe ich dieses an Dritten erlebt. Trotzdem entwickelte sich mein Fetisch ausgeprägter als bei anderen. Was nicht heißen soll, dass nicht jeder Mensch einem Fetisch mehr oder weniger dient. Ich denke da nur an einen der häufigsten: den Schuhfetisch bei Frauen.

Den Masochismus zu erklären fiel mir immer leicht: ein Sich-fallen-Lassen, Verantwortung an den Meister abzugeben, sich durch Fesselung ganz auf sein Inneres zu konzentrieren, durch Strafe eine Absolution zu erhalten.

Der Meister ist schwieriger zu definieren. Zum einen ist jeder Meister in seinem Fetisch einzigartig und jede Definition seines Triebes eine ganz und gar eigene. Zum anderen sträubt sich die «Gesellschaft» gegen Sadismus und Gewalt. Bei vielen Lesungen und aus Briefen von Lesern erfahren wir immer eine Solidarisierung mit dem Maso, nie mit dem Meister.

Um mir selbst klar zu werden, warum ich so bin, wie ich bin, und nicht wie Paul oder ein anderer Meister, brauchte ich viele Jahre der Reife.

In den ersten Jahren tust du Dinge, weil sie dich einfach geil machen, du sie bei anderen mitbekommst oder durch Geschichten erfährst. Erst später definierst du dich selbst: Was will ICH eigentlich mit meinem Maso anfangen, was befriedigt MEINEN Fetisch (und letztlich den meines Masos).

Wir haben Sexualität demokratisiert und gleichberechtigt. Bei den Tieren geht es nicht sehr behutsam zu und bei uns Menschen war das auch nicht immer so. Sexualität ist beherrschend und erniedrigend, mit dem einfachen Ziel, die kräftigsten, dominantesten – kurzum, die besten Gene weiterzugeben.

Ich glaube, jeder gute Meister sollte seine Karriere als Maso anfangen, um selbst zu erfahren und zu lernen. Einige werden in der Lage sein, dann diese Erfahrungen als Meister weiterzugeben. Andere bleiben zeit ihres Lebens Lehrlinge. Das würde auch den notorischen Überhang an Masos in der Szene erklären. Es würde auch einige wirklich gute Meister erklären, die sich bei der richtigen Gelegenheit unterwerfen.

Meine innerste Triebfeder ist die Lust an Erziehung. Einen Teil von mir weiterzugeben. Meinem Maso etwas beizubringen, ihn zu einem besseren Menschen zu machen. Es ist mir eine nicht beschreibbare Befriedigung, wenn ich sehe, dass meine Fähigkeiten und Erkenntnisse von meinem Maso «ererbt» wer-den. Vielleicht bin ich da gar nicht so weit von den klassischen Vaterfreuden entfernt. Weit entfernt jedoch sind die Mittel (Spielzeuge und Werkzeuge), die ich/wir einsetzten, sowie die untrennbare Verbindung mit Sexualität. Es macht mich stolz, wenn Debütanten nach einigen Treffen ohne Aufforderung von mir als Meister sprechen. Stolz darauf, dass sie selbst zu dieser Kenntnis gekommen sind und «weitermachen wollen». Viele Lehrer in unseren Schulen hätten bestimmt die gleiche Genugtuung, wenn ihre Schüler freiwillig, gerne und mit einem Verlangen nach mehr Wissen zum Unterricht erscheinen würden. Vielleicht ist es der Versuch – im Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit –, Erfahrungen weiterzugeben und dadurch zu bewahren?

Leider findet sich ein Erziehungswilliger nicht so einfach. Auch die Erziehung selbst erfordert mehr Zeit, Kontinuität, Selbstdisziplin und Erfolgswillen als eine gleichberechtigte, auf Partnerschaft aufbauende Beziehung – und das alles gegen den sexuellen Grundkonsens der Gesellschaft und gegen die Normalitäten des Alltags. Auch scheidet dieser Erziehungswille grundsätzlich eine SM-Beziehung von einem SM-Spiel für eine Nacht.

Paul hat sich für eine konsequente Ausrichtung seiner Sexualität entschieden (was ich von mir nicht sagen kann, mir ist ein «SM-Quickie» für eine Nacht auch recht), er fordert eine faktische SM-Beziehung ein. Ob ich mich auch in diese Richtung entwickle, bleibt für mich und meine Sexualpartner spannend, so spannend, wie ich unsere Art von Sex und Beziehung empfinde. Den Meistern und angehenden Meistern wünsche ich, dass sie sich durch dieses Buch auf ihrem Weg bestärkt fühlen und die eine oder andere Anregung aufgreifen.

Von nicht involvierten Lesern erhoffe ich mir nicht nur Toleranz, sondern ein Akzeptieren unserer Lebenseinstellung. Wir praktizieren SM mit Überzeugung, aber auch in vollem Einverständnis aller Beteiligten.

DER MEISTER, DAS UNBEKANNTE WESEN

Die Wurzel aller Vorurteile ist immer das Unbekannte, das Ungewöhnliche, das Bizarre. In Hamburg haben wir ein volkstümliches Sprichwort: Wat de Buur nich kennt, dat freet he nich. (Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht). Frei übersetzt auf das Thema dieses Buches macht es deutlich, dass SM und hier speziell der Meister nicht jedermanns Geschmack ist. Aber um beim Volkstümlichen zu bleiben: Der Geschmack kommt beim Essen.

Ein Meister des SM ist erst einmal ein ganz normaler Mensch, der Geld verdient, Steuern zahlt und nach dem morgendlichen Kaffee die Toilette aufsuchen muss. Genauso wie bei allen übrigen Menschen gibt es auch bei Meistern die unterschiedlichsten Grundlagen ihres Denkens und ihrer Handlungsweisen. Alle haben eine andere Vergangenheit, andere Erfahrungen und eine unterschiedliche Moralausbildung in ihrer Erziehung genossen. Darum werde ich zum größten Teil von mir ausgehen und alles ziemlich subjektiv beschreiben. Jeder möge seine eigenen Schlussfolgerungen daraus ziehen beziehungsweise nur einen Einblick in ebendieses Unbekannte, Ungewöhnliche und Bizarre genießen.

Natürlich gibt es nun zwischen den normalen Menschen und den Meistern einen ganz entscheidenden Unterschied. Das ist ihre Leidenschaft für SM und die Erziehung, Ausbildung und Abrichtung von Sklaven. Also erst einmal eine Begierde, die sich im Kopf abspielt. Dort und zuallererst dort fängt es an zu rumoren. Im Kopf beginnen bestimmte Vorstellungen und Fantasien, die danach drängen, umgesetzt zu werden. Man merkt, wie diese Vorstellungen in direktem Zusammenhang stehen mit seiner eigenen Sexualität, mit seiner eigenen Geilheit. Die natürliche Reaktion ist deshalb der Wunsch nach dem Ausleben dieser Fantasien. Der Einstieg in den SM als Meister ist vorprogrammiert.

Neben den unterschiedlichen Aspekten des SM gibt es natürlich genauso viele Gründe, weshalb oder wodurch man als Meister zu dieser Art von Sexualität oder, bei Fortgeschrittenen, zu dieser Art des Lebens gekommen ist. In dem «Handbuch für Sklaven» habe ich versucht einige Hintergründe aufzuzeigen, aber im Grunde meines Gehirns ist es letztendlich nicht genau erklärbar. Sicherlich haben einige Ereignisse in den jeweiligen Leben eine Bedeutung für die Entwicklung zum SM. Das mögen Ereignisse und Erfahrungen in der Kindheit und der Jugend sein, aber auch bestimmte Menschen, die man kennen gelernt hat und die wiederum aus ihren SM-Erfahrungen berichtet haben.

Mich musste allerdings keiner auf SM aufmerksam machen, denn ich habe schon als Kind und Jugendlicher gern mit Fesseln, Ketten und Einsperren meine spannenden Erfahrungen gemacht. Ich wusste bloß damals nicht, dass dies eine geile Art von Sexualität ist, und ich brauchte Hilfe, um zu erkennen, dass man SM auch ausleben kann und darf. Es war für mich ein langer Weg bis zu dem Selbstbewusstsein, mit dem ich heute meinen SM vertrete, und es wird sicherlich für jeden einzelnen Meister und für die, die es werden wollen, ein langer Weg. Die Erfahrungen, die hier mitgeteilt werden, sollen den Weg einfacher machen.

DER CHARAKTER

Wenn man es so sehen will, braucht ein Meister des SM einen «anständigen» Charakter. SM hat nichts mit Brutalität und Gewalt zu tun, also kann der Chef dieser Action auch kein sinnloser Schläger sein, kein hirnloser Brutalo. SM erfordert sehr viel Einfühlungsvermögen, sehr viel Menschenkenntnis und sehr viel Verantwortung. «Anständig» in diesem Sinne bedeutet, dass der Meister berechenbar sein muss und ehrlich argumentiert, auch und gerade gegenüber einem Sklaven. Er trägt große Verantwortung für den Sklaven, schließlich soll es ja für beide eine Session oder eine langfristige Beziehung werden, die Spaß bringen soll und nicht mit ungewollten Überraschungen endet. Der Charakter entscheidet darüber.

Sicherlich ist ein Charakter über Jahre bei jedem Menschen durch unsere Gesellschaft und deren Moral geprägt worden, aber auch durch unsere Erziehung, die jeder einmal gehabt hat. Im Verhalten des Meisters wären kleine Unehrlichkeiten im Freundeskreis und bei seiner Arbeit noch zu übersehen. Bei der Erziehung und Ausbildung eines Sklaven allerdings geht es um einen Menschen, der sich unter Umständen völlig ausliefert, hingibt und seine Entscheidungen inklusive seiner Verantwortung für sich selbst abgibt. Der Meister hat also bei allen seinen Handlungen die Verantwortlichkeit für seinen Sklaven zu übernehmen. Und genau dafür braucht er einen sauberen Charakter.

Aber leider merkt man schon in der Anfangsphase, zum Beispiel bei der Suche nach einem Sklaven im Internet in den verschiedenen Chats, dass es mit einem verlässlichen Charakter oft nicht weit her ist. Es wird gelogen, was das Zeug hält, es werden fremde Bilder verschickt und für eigene ausgegeben, geile Vorstellungen werden beschrieben, nur um sich kurzfristig einen Orgasmus zu verschaffen. Es ist größtenteils ein Chaos ohne jeden Zug von sauberem Charakter. Darum rate ich jedem Meister (aber auch jedem Sklaven), nur ehrlich zu sein, und das schon im Chat, immer zu halten, was man verspricht, und Verabredungen einzuhalten.

Es gibt unter SMlern, die wirklich dazugehören, eine Kultur, verantwortungsbewusst mit ihrem Sex beziehungsweise mit ihren Sklaven umzugehen. Denn ein guter Sklave ist selten und für einen Meister wertvoll. Auch hier gilt: Ein Meister ist nichts ohne einen Sklaven. Diese Kultur oder diesen Stil unter Meistern habe ich mehrfach erfahren dürfen und als sehr beruhigend und angenehm empfunden. Glücklicherweise merkt ein erfahrener SMler sehr schnell, ob solch eine Kultur die Grundlage für gemeinsame Sessions ist oder nicht. Nur mit diesem Stil wird SM auch in Zukunft unseren Sex geiler gestalten können.

Neben der Ehrlichkeit und der Verlässlichkeit eines Meisters ist auch sein konsequentes Verhalten von großer Bedeutung. Er sollte seine Versprechungen, die er gegenüber einem Sklaven gegeben hat, auch genauso durchführen. Der Sklave muss sicher sein können, sich hier einem Menschen auszuliefern, der zu seinen Worten steht. In vielen Fällen scheidet sich hier bereits die Spreu vom Weizen, denn manche Meister stellen sich schon nach kurzer Zeit als Klopfer von wilden Sprüchen heraus, weil sie in der Praxis in keiner Weise das halten können, was sie in ihrer Geilheit versprochen hatten.

Eine konsequente Ausbildung ist das A und O einer SM-Beziehung. Erst wenn der Sklave erkannt hat, dass mit diesem Ausbilder nicht zu spaßen ist, wird es ihm gelingen, sich unterzuordnen und diesen Menschen als zukünftigen Beherrscher seiner Person anzuerkennen.

Ein erfahrener und in der Praxis erprobter Sklave wird ebenfalls schnell erkennen, ob er sich bei diesem Menschen seine ersehnte «Befriedigung» holen kann. Er sucht einen Meister, der sich von dem Konzept einer konsequenten Erziehung leiten lässt, in einem vorher in etwa verabredeten Rahmen, der die jeweiligen Tabus berücksichtigt. Aber für die Umsetzung dieser Sehnsüchte wird ein Erzieher gesucht, der es versteht, über die Phase der Geilheit hinaus einen eingeschlagenen Kurs durchzuhalten. Gerade außerhalb der «feuchten» Geilheit, im Alltag, im Verhalten in der Öffentlichkeit zeigt sich ein konsequenter Kurs eines erfahrenen Meisters.

SM ist eine Sexualität, die sich eigentlich auf alle Lebenssituationen erstrecken sollte. Der Meister sollte nicht nur in einer geilen Session anerkannt werden, sondern muss sich Respekt verschaffen, wo immer er seinem Sklaven begegnet.

Dies erreicht er nicht mit einem Befehl, mit einem mackerhaften Gehabe, sondern nur durch ein konsequentes Auftreten. Es muss für Außenstehende erkennbar sein, dass dies ein außergewöhnliches Paar ist. Nicht nur durch die Kleidung, sondern auch durch das Auftreten und die Kommunikation untereinander sollten Nichteingeweihte erkennen können, dass einer den Ton angibt und der andere sich unterordnet.

Es gehört eine lange Ausdauer dazu, viel Zähigkeit und ein Sklave, der es wert ist, von einem Meister behandelt zu werden, um eine abhängige SM-Beziehung zu verwirklichen. Es ist daher immer noch etwas Besonderes, selbst in der heutigen, aufgeklärten Zeit, eine funktionierende Beziehung zu erleben, in der SM in allen Bereichen des Lebens eine entscheidende Rolle spielt. Zumindest für einige Jahre.

DIE AUSBILDUNG

Benötigt ein Meister überhaupt eine Ausbildung zu seiner Rolle? Er ist doch nun ein unanfechtbarer «Beherrscher» des Sklaven, er bestimmt alles und der Sklave hat zu folgen. Dafür braucht man doch keine Extra-Ausbildung, schließlich richtet sich das Leben des Sklaven nach den Bedürfnissen, Wünschen und Launen des Meisters und nicht umgekehrt. Eigentlich braucht ein Meister nur einfach sein bisheriges Leben weiterzuleben, nur eben mit einem Sklaven zusammen, der alles für ihn macht und sogar noch für seine sexuelle Befriedigung sorgt. Ein bequemer Selbstbedienungsladen also, der zusätzlich verbunden ist mit der Gewissheit, nicht allein zu sein. Oder?

Nein, dies wäre ein sehr schlechtes und im Sinne von SM unpassendes Bild von einem Meister. Es würde bestenfalls etwas mit Ausnützung, Ausbeutung oder einem Dienstverhältnis zu tun haben, aber nicht mit SM in meinem Sinn. Ich suche keine Dienstmagd und keinen Butler, obwohl in einem Rollenspiel so etwas auch reizvoll sein kann. Ich schreibe hier über eine Sexualität mit vielen verschiedenen Facetten, über geile Sessions und nicht über die Bequemlichkeit eines Meisters. Die Bequemlichkeit, die ein Sklave auch mit sich bringt, muss allerdings durch einen Meister sehr hart erarbeitet werden, denn ein Sklave muss erst einmal ausgebildet und erzogen werden, um zu erfahren, wie er seinen Meister zu behandeln und zu bedienen hat. Und genau dies erfordert von der Seite des Meisters eine gewisse Erfahrung und/oder eine Ausbildung. Ohne diese Kenntnisse würde keine SM-Beziehung, aber auch keine Session gelingen. Es gilt nicht nur die verschiedenen Spielzeuge und Foltergeräte zu kennen und vor allem die Wirkung auf den Sklaven einschätzen zu können, auch Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen sind dringend notwendig, um die Reaktionen des Sklaven deuten und berücksichtigen zu können.

Ohne die Fähigkeit, die Reaktionen des Sklaven aufzunehmen, wird ebenfalls keine langfristige Ausbildung und Erziehung eines Sklaven stattfinden können. Diese vier Säulen (Erfahrung, Menschenkenntnis, Einfühlungsvermögen und die Kenntnis der Spielzeuge) können entweder in der Praxis erlernt oder in einer Ausbildung vermittelt werden.

Der Weg durch die Praxis ist sicherlich der längere und beschwerlichere von beiden. Schließlich dauert es eine lange Zeit, um aus seinen eigenen Erfahrungen die richtigen Lehren zu ziehen und sie richtig zu deuten; für sich selbst und für seinen Sklaven. Nur die Gelüste und die Vorstellungen und Fantasien eines zukünftigen Meisters sind sicherlich nicht ausreichend, um einen Sklaven auszubilden und ihm die nötige Sicherheit und das nötige Vertrauen zu geben.

Ein Sklave kann sich nur in einem Klima von Vertrauen und Sicherheit fallen lassen, um die Erziehung und die Sessions genießen zu können. Ein testender Meister wird seine Unsicherheiten nicht verbergen können, zumal wenn er einen erfahrenen Menschen ausbilden will, der schon mehrere andere Ausbilder kennen gelernt hat. Da diese eigene Ausbildung des Meisters durchaus einige Monate dauern kann, ist es sehr schwierig in dieser Zeit des «Ausprobierens», eine richtig funktionierende SM-Beziehung zu verwirklichen. Der Meister kann die Reaktionen seines Sklaven nicht richtig einschätzen, weiß nicht, wie weit er bei Strafen gehen kann oder soll, wie er Schlaginstrumente einsetzen darf. Es ergibt sich ein Kreislauf, der von Unsicherheiten auf beiden Seiten geprägt ist und dadurch ein Sich-fallen-Lassen des Sklaven verhindert. Dies wiederum wird einer wirklichen Session im SM-Sinn im Weg stehen. Meiner Meinung nach die schlechteste Art des Lernens.

Die Ausbildung durch einen erfahrenen Meister ist natürlich viel einfacher und effektiver, da ein Fachmann sehr viel leichter die Fehler erkennt und mit seinem Rat die Konsequenzen verdeutlichen kann. Der Unerfahrene kann zunächst einmal beobachten, sich vortesten, braucht am Anfang nicht selbst aktiv zu werden und vor allem keine Verantwortung für den Sklaven zu übernehmen. Es ist unheimlich angenehm, eine SM-Session sozusagen als Voyeur einmal völlig entspannt miterleben zu können. Man kann eingreifen, mitmachen, aber man muss es nicht.

Wenn man das Glück hat, ein SM-Paar zu kennen und bei einer Session dabei sein zu dürfen, wird man sehr viel und sehr schnell lernen können. Es herrscht eine unheimliche Harmonie zwischen diesen beiden Menschen und es wird deutlich, wie genau sich zwei erfahrene SMler kennen und es genießen, diese Kenntnis für ihre Sexualität auszunützen. Es wird aber auch deutlich werden, wie ein ausgebildeter Meister einen Sklaven im Griff haben kann, um ihn zu immer neuen Grenzen zu bringen. Man wird auch beobachten können, wie viel Sympathie und Ergebenheit ein Sklave in völligem Vertrauen zu seinem Erzieher ausstrahlt, mit welcher Leichtigkeit eine solche Session abläuft.