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PEKiP – bequem für zu Hause: Im ersten Lebensjahr wächst und lernt dein Kind so schnell wie nie zuvor. Mit PEKiP, dem Prager-Eltern-Kind-Programm, könnt ihr als Eltern diese besondere Zeit aktiv begleiten, die Entwicklung eures Babys fördern und eine enge, vertrauensvolle Bindung aufbauen. Weil das Programm nach wie vor so beliebt ist, sind die Kurse schnell voll und die Wartlisten immer länger. "PEKiP" bietet über 100 kreative Spielideen, die nach Altersstufen geordnet und mit Fotos anschaulich erklärt sind. So wird es kinderleicht, zu Hause spielerisch aktiv zu werden – ob begleitend zum Kurs oder ganz unabhängig. Zusätzlich gibt es tolle Ideen für selbstgemachtes, sinnvolles Spielzeug, das noch mehr Freude an gemeinsamen Entdeckungen bringt!
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Seitenzahl: 156
Veröffentlichungsjahr: 2025
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eBook: © 2025 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Grillparzerstraße 12, 81675 München
GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß § 44b UrhG (»Text und Data Mining«) zu gewinnen, ist untersagt.
www.gu.de/kontakt|[email protected]
ISBN 978-3-8338-9914-0
1. Auflage 2025
GuU 8-9914 08_2025_02
DIE BÜCHERMENSCHEN HINTER DEM PROJEKT
Verlagsleitung: Eva Dotterweich
Projektleitung: Johanna Müller, Ariane Hug
Lektorat: Margarethe Brunner
Korrektorat: Karla Seedorf
Bildredaktion: Petra Ender
Covergestaltung: ki36 Editorial Design
eBook-Herstellung: Liliana Hahn
BILDNACHWEIS
Coverabbildung: Stephanie Aumiller
Illustrationen: iStockphoto, Shutterstock, stock.adobe.com
Fotos: Stephanie Aumiller, Anne Pulkkinen, Sabine Bohlmann, Petra Ender, privat
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WARUM UNS DAS BUCH BEGEISTERT
Wir lieben unsere Klassiker im neuen Look – so macht PEKiP noch mehr Lust aufs gemeinsame Spielen und Wachsen.
Eva Dotterweich, Verlagsleitung
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,
wie wunderbar, dass du dich für ein Buch von GU entschieden hast! In unserem Verlag dreht sich alles darum, dir mit gutem Rat dein Leben schöner, erfüllter und einfacher zu machen. Unsere Autorinnen und Autoren sind echte Expertinnen und Experten auf ihren Gebieten, die ihr Wissen mit viel Leidenschaft mit dir teilen. Und unsere erfahrenen Redakteurinnen und Redakteure stecken viel Liebe und Sorgfalt in jedes Buch, um dir ein Leseerlebnis zu bieten, das wirklich besonders ist. Qualität steht bei uns schon seit jeher an erster Stelle – jedes Buch ist von Büchermenschen für Buchbegeisterte gemacht, mit dem Ziel, dein neues Lieblingsbuch zu werden.
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Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!
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Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung des Verfassers dar. Sie wurden vom Autor nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbstverantwortlich. Weder Autoren noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
Durch gezielte Bewegungs-, Sinnes- und Spielimpulse wird die Entwicklung deines Babys liebevoll unterstützt – gemeinsam wachsen wir.
Die Beziehung zwischen dir und deinem Baby wird gestärkt – Schritt für Schritt mehr Vertrauen und Bindung.
Du profitierst vom wertvollen Austausch mit anderen Eltern – zusammen sind wir stark.
Dein Baby begegnet anderen Babys im etwa gleichen Alter – eine wertvolle Gelegenheit, voneinander und miteinander zu lernen.
»PEKiP-Spiele bereiten Eltern und Babys viel Freude und beide lernen dabei von- und miteinander.«
ANNE PULKKINEN
begleitete 30 Jahre lang Kinder und ihre Eltern im ersten Lebensjahr – erst als PEKiP-Gruppenleiterin, später auch als Ausbilderin und Supervisorin.
Ihr Standardwerk PEKiP ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil in den Bücherregalen vieler Eltern. Auch die Entwicklung dieser Neuausgabe des Klassikers wurde von Anne eng begleitet: Sie hat die Texte, Griffe und Spiele sorgfältig geprüft, das Fotoshooting betreut – und ihre kleine Enkelin ist sogar auf einigen Bildern im Buch zu sehen.
Mit den Anregungen in diesem Buch kannst du dein Baby spielerisch begleiten, ohne es unter Leistungsdruck zu setzen. Gerade das erste Lebensjahr steckt jeden Tag voll neuer Überraschungen und bietet Eltern und Kindern viele verschiedene Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten, die viel Freude bereiten und neue Perspektiven für den Umgang miteinander eröffnen können. Wahrscheinlich bist du wie alle Eltern ab und zu besorgt und fragst dich, ob sich dein Baby gut entwickelt. In diesem Ratgeber findest du Informationen zur Entwicklung im ersten Lebensjahr und Hinweise, wie du Auffälligkeiten erkennst. Vor allem aber soll dir das Buch helfen, das individuelle Entwicklungstempo deines Babys besser zu verstehen – denn kein Kind gleicht dem anderen!
Seit über fünfzig Jahren bereiten die Spiele des Prager-Eltern-Kind-Programms (PEKiP) Eltern und ihren Babys Freude, und beide Seiten lernen dabei von- und miteinander. Dieses vor entwicklungspsychologischem Hintergrund entstandene Programm bietet schöne Spiel- und Bewegungsanregungen für das erste Lebensjahr, die du einfach zu Hause umsetzen kannst.
Alle Anregungen unterstützen die Aktivität deines Babys und vermitteln ihm das Gefühl: »Ich kann das schon allein!« So erfährt dein Baby, dass es viel zu lernen gibt, und sein Selbstwertgefühl wächst.
Viel Freude beim gemeinsamen Spielen wünscht dir
Mit der Geburt deines Kindes beginnt eine neue und aufregende Zeit. Genieße das erste gemeinsame Jahr aus vollem Herzen und hab Vertrauen in dich und dein Baby.
Endlich ist es so weit: Dein Kind ist geboren! Eines ist ganz sicher – dieser aufregende Moment wird dein gesamtes Leben total verändern. Ihr werdet in den nächsten Jahren viele schöne Erlebnisse miteinander teilen, aber auch anstrengende Zeiten gemeinsam durchstehen und daran wachsen.
Die Natur hat dir und deinem kleinen Neugeborenen erstaunliche Fähigkeiten mitgegeben, die dir den ersten Kontakt erleichtern und dir dabei helfen, eine tiefe und enge Bindung entstehen zu lassen. Vertraue also ruhig öfter auf deine innere Stimme! Dann wirst du meist das Richtige für dein Kind tun.
Eine spannende Zeit der Vorfreude und die unvergessliche Geburt liegen hinter dir. Schon während der Schwangerschaft erleben viele werdende Mütter rasante Stimmungsumschwünge: Nicht wenige sind oft überglücklich und können kaum den Moment abwarten, in dem sie das kleine Wesen endlich im Arm halten dürfen.
Einen kurzen Augenblick später wird dieses Hochgefühl jedoch von einer wahren Welle aus Angst und Unsicherheit weggespült: Wie werden wir das Leben mit Kind bewältigen? Werden wir gute Eltern sein und dabei auch selbst noch etwas vom Leben haben? Viele dieser wechselnden Stimmungen bekommt das Kind schon im Mutterleib mit.
Auch dein Partner erlebt beim Übergang in die Elternschaft häufig ambivalente Gefühle – denn mit dem Kind verändert sich nicht nur der Alltag, sondern auch die Dynamik eurer Partnerschaft.
Die Wehen setzen ein, das Baby kündigt sein Kommen an. Jede Geburt verläuft anders. Aber immer gilt: Wenn während der Geburt keine Komplikationen auftreten, die eine rasche medizinische Versorgung der Mutter oder des Babys nötig machen, solltest du die ersten Lebensstunden möglichst mit deinem Baby verbringen. Schon in diesen Augenblicken beginnt ihr, einander kennenzulernen, zu fühlen und zu beobachten. Der Name des kleinen Erdenbürgers steht vielleicht schon lange fest. Jetzt aber ist die kleine Sophia oder der winzige Felix endlich Realität geworden. Es gibt kein Zurück: Die gemeinsame, unbekannte Zukunft als Familie mit Kind hat bereits begonnen.
Schon im Mutterleib hat dein Baby mit seinen kleinen Händchen gespielt und am Daumen gelutscht. Im gesamten ersten Lebensjahr bleiben die Hände als Spielzeug interessant. Anfangs landen sie eher zufällig im Mund, aber schon mit einem Vierteljahr kann dein Baby die Hände bewusst zum Mund führen.
Auch deine Hände oder die deines Partners sind für dein Baby ein wunderbares Spielzeug, das du deinem Kind ruhig oft »leihen« darfst, etwa um eine kalte Babyhand warm zu streicheln.
Deine warmen Hände zu spüren, gibt deinem Baby Sicherheit und Vertrauen. Halte es mit sicherem Griff im Arm, auch das gibt Halt und beruhigt. Und wenn es weint, kann eine sanfte Massage helfen: Sie lindert Bauchschmerzen und streichelt gleichzeitig die kleine Seele.
Wie auch immer du dir als werdender Elternteil das Leben mit deinem Baby ausgemalt hast: In der Realität wird vieles ganz anders sein, als du es erwartet hast. Manches von dem, was du dir einfach ausgemalt hattest, wird dir schwerfallen. Und umgekehrt werden Dinge, vor denen du insgeheim Angst hattest, völlig unproblematisch laufen. Das ist völlig normal. Das erste Lebensjahr bringt so viele Ereignisse und Veränderungen mit sich wie kaum eine andere Zeit im Leben. Viele alltägliche Dinge erscheinen plötzlich in einem völlig neuen Licht und scheinen dein Leben zumindest in den ersten Monaten ganz zu bestimmen. Alles dreht sich nur noch um Stillen, Wickeln, Schlafen, um die Auszeit aus dem Beruf, Veränderungen in der Partnerschaft und immer wieder um einen nicht enden wollenden Berg schmutziger Wäsche. Es wird einige Zeit dauern, bis du neue Routinen entwickelt hast und der Alltag wieder leichter von der Hand geht.
Eine PEKiP-Gruppe ist eine gute Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch (siehe Seite 45). Oft geht es der erschöpften Mutter eines Babys schon besser, wenn sie sich bei einer anderen Mutter oder in einer Gruppe von Eltern aussprechen kann. Hier wissen alle, was eine schlaflose Nacht bedeutet. Nach einem solchen Gespräch fällt es vielen leichter, wieder die Sonnenseiten im Zusammenleben mit ihrem Baby wahrzunehmen, und davon gibt es unendlich viele!
Der erste Blickkontakt, das erste Lächeln, die Babyhand in deiner Hand, Babys Duft, seine ersten Laute, ein liebevolles Umarmen, die ersten Schritte, ein vertrauensvoll geplappertes »Mama« oder »Papa«, das sind die Sonnenseiten im Leben mit einem Kind, die im Alltagstrubel oft übersehen werden.
Versuche, diese schönen Momente mit deinem Kind ganz bewusst und intensiv zu genießen: Sie geben dir Kraft für das manchmal anstrengende gemeinsame Leben und vertiefen die Beziehung zwischen dir und deinem Baby. Lege auch immer wieder ruhige und gemütliche Kuschelstündchen ein, etwa nach dem Wickeln. Dabei kommst du auch selbst zur Ruhe.
Für viele Wissenschaftler gilt es heute als unstrittig, dass sowohl Babys als auch ihre Eltern viele angeborene Fähigkeiten besitzen, die ihnen das Ankommen und Zueinanderfinden auf dieser Welt und in der Familie erleichtern (siehe Seite 18). Studien zu diesem Thema zeigen immer wieder eindrucksvoll: Schon Neugeborene und wenige Monate alte Babys sind weit aktiver und kompetenter, als lange Zeit angenommen – und werden auch heute noch häufig unterschätzt.
Die Vorstellung vom unselbstständigen und passiven Baby hat eine lange Tradition – und lässt sich dementsprechend nicht von heute auf morgen ausräumen. Es wird wohl noch etwas dauern, bis sich neuere wissenschaftliche Erkenntnisse auch im allgemeinen Bewusstsein durchsetzen. Noch immer hält sich das Klischee vom »dummen ersten Vierteljahr« hartnäckig. Ein zentrales Anliegen dieses Buches ist es deshalb, dieses überholte Bild zu korrigieren.
Scheinbar ist es völlig hilflos, doch in Wirklichkeit verfügt ein Neugeborenes schon über erstaunliche Fähigkeiten. Einige davon sichern sein Überleben. Neben diesen biologischen verfügt dein Baby aber auch schon über soziale Kompetenzen: Es kann durch Blicke, Gesten und Laute Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen. Das bedeutet unter anderem, dass du vom ersten Tag an mit deinem Kind spielen kannst und nicht zu warten brauchst, bis es läuft und spricht.
Interaktion ist von Anfang an möglich. Genieße den Austausch vor allem auch an stressigen Tagen: Das Lächeln deines Babys ist unwiderstehlich und in allen Lebenslagen ein zuverlässiger Trost.
Die Natur hat Babys mit einigen grundlegenden biologischen Kompetenzen ausgerüstet. Sie ermöglichen dem Neugeborenen zum Beispiel das Atmen und die Nahrungsaufnahme. Nach der Geburt werden hohe Ansprüche an den kleinen Körper gestellt: Im Mutterleib wurde das Ungeborene über die Nabelschnur von der Mutter mit Sauerstoff versorgt. Sofort nach der Geburt kann das Baby mit seinem ersten Atemzug selbstständig Sauerstoff aufnehmen. Ähnliches gilt für den Umgang mit der Schwerkraft: Dein Baby kann von Anfang an gut mit der Erdanziehungskraft umgehen und sich sofort entsprechend geschickt bewegen. Nach dem langen Zustand der Schwerelosigkeit im Fruchtwasser ist das keineswegs eine leicht zu meisternde Aufgabe!
Auch seine Ernährung muss das Neugeborene nun entscheidend umstellen. Die Nabelschnur versorgt es nicht länger, von nun an muss es sich selbst anstrengen, um an seine Nahrung zu kommen: Es muss saugen und dabei auch noch das Schlucken und Atmen koordinieren. Und auch die Körpertemperatur ist nicht länger automatisch optimal: In den vergangenen Monaten befand das Baby sich im wohltemperierten, immer gleichmäßig warmen Fruchtwasser, jetzt muss es seine Temperatur selbst halten und regulieren. Dazu ist der Babykörper dank seines inneren »Thermostats« in der Lage.
Lernen ist niemals ein reines Nachahmen. Es beruht auf Erfahrungen, die uns dabei helfen, uns auf die Gegebenheiten des Lebens und die Anforderungen der Umwelt einzustellen. Die Anlage zum Lernen und Forschen bringt ein Neugeborenes bereits mit.
Neben diesen biologischen Fähigkeiten verfügt dein Baby von Anfang an auch schon über soziale Kompetenzen. Es kann also den sozialen Kontakt zu anderen aufbauen, aufrechterhalten und beenden.
Als Mittel der Wahl dient dazu im ersten Lebensjahr das Schreien. Es ist für dein Baby eine der ersten Möglichkeiten, sich bemerkbar zu machen, seine Bedürfnisse und Gefühle zu äußern und Kontakt zu dir aufzunehmen. Erstaunlich schnell lernt dein Kind, dass es durch verschiedene Arten zu schreien unterschiedliche Dinge erreichen kann: Es bekommt Nahrung, findet Nähe oder erhält trockene Windeln. Und auch du als Elternteil lernst bald, die verschiedenen Signale deines Babys richtig zu deuten.
Habe keine Angst, wenn du in den ersten Wochen noch nicht bei jedem Pieps genau weißt, was dein Baby braucht – du wirst mit der Zeit immer sicherer im Umgang mit deinem Kind. In jedem Fall solltest du gründlich nach der Ursache forschen.
Schreit dein Kind sehr viel und scheint auch auf deinem Arm, in einer Tragehilfe oder trotz häufigen Anlegens untröstlich, ohne dass du einen Grund dafür herausfinden kannst, solltest du Hilfe bei einem Experten suchen, siehe Seite 16.
Es gibt viele Gründe, aus denen ein gesundes Baby schreit. Meistens steckt eine der folgenden Ursachen dahinter:
Es ist hungrig.
Ihm ist zu warm oder zu kalt.
Es hat Blähungen oder Schmerzen.
Seine Windel ist voll und nass.
Ihm ist langweilig.
»Mir reicht es!« Es ist überreizt.
Seine Kleidung drückt.
Es möchte kuscheln und braucht Nähe.
Mama oder Papa sind gestresst.
Es hat sich erschreckt.
Es durchläuft gerade einen neuen Entwicklungsschritt.
Tiefe Bindungen zu anderen aufzubauen, ist ein angeborenes Grundbedürfnis und sichert das Überleben eines Menschen (siehe Seite 20). Ein neugeborenes Baby verfügt neben dem Schreien über weitere Fähigkeiten, um Kontakt aufzunehmen: Die meisten Eltern sind überrascht, wie aufmerksam ihr Kind sie gleich nach der Geburt ansieht.
Dieser wache Bewusstseinszustand ist eine der ersten Fähigkeiten des Babys. Er hilft ihm, Kontakt zu Mutter und Vater aufzunehmen und die Bindung zu vertiefen.
Das geschieht zum Beispiel auch über Nachahmung. Sicher hast du das Bild schon einmal gesehen: Eine Mutter streckt ihrem Kind die Zunge raus – und das Baby antwortet mit derselben Mimik.
Menschenbabys lernen vor allem durch Nachahmung. Schon Neugeborene strecken die Zunge heraus, wenn sie diese Geste bei Mama oder Papa sehen.
Unterhaltung im Flüsterton, auf Strümpfen durch die Wohnung schleichen, jedes überflüssige Geräusch vermeiden: Beim ersten Kind versuchen Eltern oft, in der Wohnung möglichst Stille zu wahren – bei Zweit- und Drittgeborenen ist das ohnehin nicht mehr möglich. Die Winzlinge können sich jedoch meist ganz gut selbst »abschotten«, wenn es ihnen zu viel wird: Sie beenden den Blickkontakt, wenden die Augen ab und schlafen ein, sobald sie müde sind (siehe Seite 56).
Dein Baby schreit oft ohne erkennbaren Grund und lässt sich nur schwer beruhigen? In manchen Fällen kann eine sogenannte Regulationsstörung die Ursache sein: Denn auch wenn es im Zimmer laut ist, kann ein müdes Baby in der Regel problemlos einschlafen. Es ist fähig zur Selbstregulation, das heißt zur Wiederherstellung seines eigenen Gleichgewichts. Aus mehreren Gründen kann ein Baby diese Fähigkeit verlernen oder gar nicht erst entwickeln. Rat und Hilfe findest du zum Beispiel in der Sprechstunde für Schreibabys im Kinderzentrum München (Adresse siehe Seite 154). Die Hilfsangebote, die es heute für Eltern von Schreibabys deutschlandweit in allen größeren Städten gibt, basieren maßgeblich auf der Arbeit der Fachärztin für Psychiatrie Mechthild Papoušek, einer Expertin auf dem Gebiet der frühkindlichen Regulationsstörungen.
Damit sich die natürlichen Kompetenzen des Babys und der Eltern optimal entfalten können, sollten die Ausgangsbedingungen möglichst günstig sein. Der Geburtsverlauf spielt dabei eine ebenso große Rolle wie das möglichst unmittelbare und ungestörte Kennenlernen direkt nach der Geburt. Das sogenannte Bonding legt den ersten Grundstein für eine liebevolle und tragfähige Eltern-Kind-Bindung. Auch ausschließliches Stillen, ausgedehnter Körperkontakt und häufiges Tragen sind wichtige Bausteine für eine stabile Bindung. Nach einer anstrengenden Geburt kann es sein, dass das Baby nicht gleich so wach und aufnahmefähig ist.
Auch die Mutter braucht oft Zeit und Ruhe, um sich ihrem Neugeborenen ganz zuwenden zu können. Eine besondere Situation ist es auch, wenn ein Baby mit einer Behinderung zur Welt kommt. Wichtig ist jedoch: Auch wenn der Start ins gemeinsame Leben nicht so sein konnte, wie du es dir erträumt hattest: Wie du die Beziehung zu deinem Kind gestaltest, liegt in deiner Hand.
Ebenso wie die Babys sind auch die Eltern von Anfang an kompetent auf ihrem »Gebiet«. Das ist das Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchungen. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Eltern in den meisten Fällen die Bedürfnisse ihres Neugeborenen erkennen, wenn sie sich auf ihre natürlichen Instinkte verlassen. Sie nehmen die Signale des Babys wahr – und antworten richtig darauf. Damit wiederum geben sie ihrem Kind das sichere Gefühl, etwas bewirken und sich selbst Trost, Zuspruch und Geborgenheit verschaffen zu können. Für dich heißt das: Du kannst ganz beruhigt sein, dass du dein Baby richtig versorgen kannst.
Sogar bei turbulentem Treiben der Geschwister können Kinder im gleichen Zimmer problemlos einschlafen. Es ist daher meist nicht nötig, die älteren Geschwister zu besonderer Ruhe zu ermahnen oder das Baby zum Schlafen in ein anderes Zimmer zu bringen.
Aber warum sind dann so viele Eltern im Umgang mit ihrem Kind verunsichert? Das liegt sicher nicht zuletzt daran, dass Eltern seit den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts mit den unterschiedlichsten Erziehungskonzepten und -stilen konfrontiert worden sind. Die jeweils vorgeschlagenen Methoden, die einander teilweise vollkommen widersprechen, lösen oft Unsicherheit und Orientierungslosigkeit aus. Deshalb gehen wir in diesem Buch einen anderen Weg.