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Penn Navarro ist der Star der Liga - auf dem Eis eine unaufhaltsame Macht, abseits davon ein Mann aus Eis und Schweigen. Doch sobald das Stadionlicht erlischt, verstummen auch die Jubelrufe. Kein Tor, kein Triumph ist stark genug, um die Dämonen in seinem Inneren zum Schweigen zu bringen. Eishockey ist mein Herzschlag. Dafür wurde ich geboren. Ich habe alles gegeben, um an die Spitze zu kommen. Jahre voller Disziplin, Schmerz und Kampf haben mich dorthin gebracht, wo ich heute stehe. Aber kein Talent der Welt kann meine Fehler ungeschehen machen. Kein Sieg kann überdecken, welchen Schaden ich angerichtet habe. Deshalb halte ich alle auf Abstand - denn wer niemanden an sich heranlässt, kann auch niemanden verlieren. Das ist zumindest die Lüge, an die ich mich festklammere. Mila Brennan verkörpert das dunkelste Kapitel meiner Vergangenheit. Die Erinnerung an sie habe ich verzweifelt zu begraben versucht. Als sie plötzlich in Pittsburgh auftaucht und nach mir sucht, weiß ich, dass meine sorgfältig errichtete Welt ins Wanken geraten wird. Denn Sünden verschwinden nicht. Sie bleiben - tief, brennend, lauernd. Und Milas Rückkehr bedeutet, dass meine Zeit abgelaufen ist. Die Vergangenheit klopft nicht an meine Tür, sie tritt sie ein. Und mit ihr stürzen die Mauern, die mich schützen sollten, in sich zusammen. Als die Gefahr Mila und mich erreicht, bleibt mir keine Wahl: Ich muss das tun, wovor ich mein ganzes Leben lang davongelaufen bin. Ich lasse Mila in mein Herz - und riskiere damit alles. Ein intensiver, spannungsgeladener Second Chance-Romance von New York Times-Bestsellerautorin Sawyer Bennett.
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Seitenzahl: 374
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Sawyer Bennett
Pittsburgh Titans Teil 17: Penn
Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von Oliver Hoffmann
© 2025 by Sawyer Bennett unter dem Originaltitel „Penn: A Pittsburgh Titans Novel“
© 2025 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, Im Großfeld 18, D-64678 Lindenfels
www.plaisirdamour.de
© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg
(www.art-for-your-book.de)
ISBN Print: 978-3-86495-807-6
ISBN eBook: 978-3-86495-808-3
Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Darsteller, Orte und Handlung entspringen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv eingesetzt. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, Schauplätzen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.
Dieses Buch darf ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin weder in seiner Gesamtheit noch in Auszügen auf keinerlei Art mithilfe elektronischer oder mechanischer Mittel vervielfältigt oder weitergegeben werden. Ausgenommen hiervon sind kurze Zitate in Buchrezensionen.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Autorin
Penn
Als ich in meine Wohngegend einbiege, ist das Gebrüll der Titans-Fans nur noch eine ferne Erinnerung. Das leise Summen meines Sportwagens unterscheidet sich deutlich vom donnernden Lärm der Arena, aus der ich gerade komme. Ein weiterer Heimsieg, ein weiterer Erfolg. Das sollte sich schön anfühlen, und für eine Weile hat es das auch. Ich habe die kurze Feier auf dem Eis nach dem Abpfiff genossen – so ziemlich der einzige Moment, in dem ich mich wirklich mit meinen Teamkollegen verbunden fühlte.
Doch dann war es vorbei, und ich habe einfach weitergemacht, um einen weiteren Tag zu überstehen.
Während der Fahrt rolle ich die Schultern, um die Anspannung des Spiels abzubauen. Ich habe heute Abend eine hervorragende Leistung abgeliefert, was zugegebenermaßen schwieriger war als sonst. In letzter Zeit fällt es mir schwer, mich auf das Spiel zu konzentrieren und mit der Gelassenheit zu spielen, für die ich bekannt bin. Ich hasse es, dass mich die Dinge aus der Vergangenheit aus der Ruhe bringen: Erinnerungen, die ich zu begraben versucht habe.
Angefangen hat es mit diesem verdammten Teddybären letzte Woche und der Karte dazu, auf der stand: Ich erinnere mich. Du auch?
Natürlich tue ich das. Es vergeht kein Tag, an dem diese schrecklichen Erinnerungen nicht in mein Gehirn sickern, sich dort breitmachen und Chaos stiften. Manchmal denke ich, ich werde verrückt, aber dann wieder – vor allem, wenn ich auf dem Eis bin – kann ich alles loslassen. Wenn ich rund um die Uhr Eishockey spielen könnte, würde mich das alles vermutlich weniger quälen, aber das ist natürlich unmöglich.
Ich erreiche meine Auffahrt, flankiert von zwei massiven Steinsäulen und gewölbten Stahltoren, die aus Sicherheitsgründen fest verschlossen sind. Mit einer bewussten Willensanstrengung lockere ich den Griff um mein Lenkrad, als ich neben dem elektronischen Schließpad zum Stehen komme. In der Ferne ragt mein Haus empor, angestrahlt von einer Vielzahl von Lichtern, die strategisch um das Fundament und in den Büschen platziert sind. Das dient zwar ästhetischen Zwecken, ist aber auch eine Sicherheitsmaßnahme.
Seit ich nach Pittsburgh gezogen bin, habe ich keinen meiner Teamkollegen zu mir eingeladen, und ich frage mich, ob sie es schön fänden oder ob sie mich für übertrieben paranoid hielten. Eine Vorstadtfestung – hohe Mauern, ein verschlossenes Tor, eine Alarmanlage, auf die jeder Milliardär stolz wäre.
Letztlich ist das alles irrelevant, da ich kein Verlangen habe, einen meiner Mannschaftskameraden an mich heranzulassen.
Ich kurbele mein Fenster herunter und gebe den Code in die elektronische Tastatur ein, während die Überwachungskameras still Wache stehen. Das Tor schwingt auf, und ich fahre die geschwungene Auffahrt entlang. Die Reifen rollen leise über den makellosen Asphalt. Mein Anwesen ist riesig, fast 1000 Quadratmeter. Das Haus ist mehrstöckig und mit jedem erdenklichen Luxus ausgestattet. Es ist das, was sich wohl jeder Profisportler wünscht, doch für mich ist es nichts weiter als ein Ort zum Leben. Der einzige Mensch, mit dem ich es jemals teilen wollte, ist nicht mehr da: mein Vater. Er hat den Höhepunkt meines Erfolgs nicht mehr erlebt, was tragisch ist, denn ich bin nur so gut, um ihn stolz zu machen.
Der linke Flügel des Hauses verfügt über eine Garage für fünf Autos. Ich fahre in die ganz rechte Parklücke, die dem Innenbereich am nächsten liegt. In der zweiten steht mein MercedesG-Klasse, aber die anderen drei sind leer. Obwohl ich jede Parklücke mit einem Luxusauto füllen könnte, sind zwei mehr als genug. Manche würden sogar sagen, dass ich ein Auto mehr habe als ich tatsächlich brauche.
Ich stelle den Motor ab, lasse um mich herum Stille einkehren und steige aus. Die glatte Motorhaube meines Autos reflektiert die Deckenbeleuchtung, alles hier wirft lange Schatten. Ein McLaren, warum auch nicht? Die G-Klasse habe ich bar bezahlt. Mein Vertrag mit den Titans ist lukrativ, und ich habe nichts anderes, wofür ich das Geld ausgeben könnte. Keine Familie, kein Privatleben, keine extravaganten Hobbys – nur ein riesiges Haus, lächerliche Autos und eine Karriere, die mich bei Verstand hält.
Ich gehe hinein, durchquere die Diele und betrete die riesige Küche. Edelstahlgeräte, Marmorarbeitsplatten, bodentiefe Fenster, durch die zu dieser Stunde nichts als Dunkelheit zu sehen ist. Ich hole mir ein Bier aus dem Kühlschrank, öffne es und nehme einen langen Schluck.
Glückwunsch zu einem guten Spiel, Penn.
Das Wohnzimmer ist mein Rückzugsort, dunkel und minimalistisch. Der große Flachbildfernseher über dem Kamin ist bereits auf ESPN eingestellt. Ich sinke auf die Couch, mein Bier in der Hand, und schalte zu den Highlights nach dem Spiel. Der Moderator von ESPN schwadroniert über unseren Sieg, unseren Offensivdruck und unsere wasserdichte Verteidigung, aber ich höre nicht wirklich zu – bis ich mich selbst auf dem Bildschirm sehe.
Während der Fernsehkommentator weiterredet, versinke ich in der Erinnerung an das fast perfekte Spiel heute Abend.
Da bin ich, fliege über das Eis, meine Beine brennen, aber das Adrenalin treibt mich bei jedem Schritt an. Die Verteidiger der Demons versuchen verzweifelt, ihre Positionen zu finden, aber ich sehe die Lücke, ehe sie es tun. Stone stürmt über den linken Flügel, Boone sprintet über den rechten. Bain und King halten die blaue Linie, bereit, bei Bedarf einzugreifen, aber das ist meine Chance.
Den Puck flüsterleise mit dem Schläger führend schlängele ich mich geschmeidig und kontrolliert zwischen zwei Verteidigern hindurch. Einer streckt die Hand aus und versucht, den Puck wegzuschlagen, aber ich weiche aus, schneide scharf nach links und tunnele ihn. Der zweite Verteidiger stürzt sich auf mich, aber er ist zu langsam – ich bin schon an ihm vorbei und breche in den freien Bereich der Eisfläche ein.
Ich denke an diesen Augenblick zurück. Der Ton im Fernsehen gibt den Jubel der Menge, der sich zu einer Welle von Lärm steigerte, als ich mich dem Tor näherte, nur unzureichend wieder. Der Torwart lässt sich fallen, reißt den Handschuh hoch – er erwartet einen Schuss auf die andere Seite.
Aber ich schieße nicht ins lange Eck.
Nein, ich sehe die Lücke – obere Ecke, Stockseite.
Aus dem Handgelenk lasse ich den Puck von meiner Kelle abprallen. Es ist ein Atemzug, ein Herzschlag, ein Wimpernschlag, dann hallt das scharfe Ping von Gummi auf Eisen durch die Arena, als der Puck die Latte trifft und hinter dem Torwart ins Netz fällt.
Das rote Licht blinkt. Die Hupe erklingt.
Die Arena explodiert.
Boone ist der Erste, der mich erreicht. Er umarmt mich stürmisch, sein Schläger klappert auf dem Eis. Ich erinnere mich, dass er mir ins Ohr geschrien hat: „Verdammt gut, Navarro!“
Als Nächstes packt Stone mein Trikot mit der Faust und rüttelt an mir, als wolle er Münzen aus meinen Taschen schütteln. „Das war der Hammer, Baby!“, sagt er.
Bain und King kommen näher. Beide grinsen breit, während sie mir auf den Helm klopfen und mein Hirn auf die beste Art und Weise durchrütteln.
Der Jubel der Fans ist ohrenbetäubend und brandet wie eine Welle über uns hinweg. Ich sehe sie auf den Tribünen aufspringen, die Fäuste in die Luft recken und zur Feier des Tages ihr Bier verschütten. Die Energie ist ansteckend und summt in meinen Knochen, in meinem Blut, in jedem Körperteil.
Ich werfe den Kopf zurück und lasse den Augenblick auf mich wirken. Es ist einer der wenigen Momente, in denen ich sie spüre – echte, ungetrübte Freude. Keine Geister der Vergangenheit. Keine Last auf den Schultern. Nur der pure, simple Rausch des Spiels.
Eines Tors.
Eines Sieges.
Die Höhepunkte gehen mit Ausschnitten aus dem Spiel Nashville gegen Ottawa weiter, aber ich klammere mich an die Erinnerung an diesen letzten Spielzug. Für ein paar perfekte Augenblicke war nichts anderes wichtig.
Nur auf dem Eis habe ich eine echte Verbindung zu meinen Teamkollegen, und obwohl ich zugeben muss, dass es sich verdammt gut anfühlte, die gemeinsame Euphorie zu genießen, wusste ich, dass dieses Gefühl schnell verfliegen würde.
So ist es immer.
Mein Handy vibriert auf dem Couchtisch, und ich schaue träge darauf. Nicht viele Leute haben meine Handynummer, und ich bin überrascht, dass North anruft. Natürlich habe ich alle Mannschaftsmitglieder gespeichert, ebenso wie die Trainer, den Manager und sogar Brienne Norcross, die Besitzerin des Teams. Diese Kontakte hat man mir gegeben, als ich zum Team kam, und ich habe sie pflichtbewusst gespeichert, obwohl ich nie vorhatte, einen davon zu benutzen.
Ich starre es einen Augenblick lang an und überlege, ob ich rangehen soll. Eigentlich möchte ich nicht gestört werden, und mir fällt kein einziger Grund ein, warum ich jetzt einen Anruf entgegennehmen sollte.
Trotzdem lehne ich mich vor, schnappe mir das Handy und nehme den Anruf beim vierten Klingeln an, kurz bevor er auf der Mailbox landet. Mein Tonfall ist nicht eben euphorisch, aber das lässt sich nicht ändern. „Ja?“
„North hier.“ Ach was, Dick Tracy. „Wir sind im Mario’s, und hier ist jemand, der dich sucht. Eine Freundin, sagt sie.“
Ich runzle die Stirn. Das kann nicht sein – ich habe keine Freundinnen. Keine einzige.
Dann höre ich trotz des ESPN-Reporters, der aus meinem Fernseher dröhnt, und dem Lärm der Feiernden im Hintergrund im Mario’s eine Frauenstimme, die die Hintergrundgeräusche durchdringt und mir eine Gänsehaut bereitet. „Sag ihm, hier ist Mila.“
Mein Magen krampft sich zusammen, und ich umklammere das Handy so fest, dass ich fürchte, es könnte zerbrechen.
Norths Stimme verkündet lauter: „Sie sagt, ihr Name ist Mila und ...“
„Ich möchte nicht mit ihr sprechen“, sage ich und lege ohne einen Moment zu zögern oder es zu bereuen auf.
Es ist aus. Ich habe das Telefonat ganz emotionslos beendet, und doch ist mein Magen immer noch wie zugeschnürt, scharf und schmerzhaft verkrampft.
Mila Brennan.
Ich habe diesen Namen seit Jahren nicht mehr gehört und hätte verdammt noch mal nie erwartet, ihm hier in Pittsburgh zu begegnen. Es stimmt, ich habe ein- oder zweimal an sie gedacht. Zuletzt vergangene Woche, als ich diesen blöden Teddybären bekommen habe. Ich habe mich gefragt, ob sie ihn mir vielleicht geschickt hat. Aber tief in meinem Inneren weiß ich, dass das nicht ihr Stil ist. So süß und flauschig er auch war, die Botschaft war zu unheimlich, und Mila Brennan hat nichts Unheimliches an sich.
Mein Puls pocht in meinen Ohren. Was zum Teufel macht sie in Pittsburgh, und warum sucht sie mich?
Erinnerungen, die ich tief in mir vergraben hatte, kommen wieder an die Oberfläche. Die Wraiths, wie sie trainieren. Gesichter blitzen vor meinen Augen auf. Nathan. Peter. Ryan. Jace. Colton.
Mila. Schwarzes Haar, strahlend blaue Augen, außerordentlich hübsch. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, war sie erst fünfzehn, und ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie schön sie in den vergangenen Jahren geworden sein muss. Sie ist zwei Jahre jünger als ich, also ist sie jetzt fünfundzwanzig.
Ob sie verheiratet ist? Kinder hat?
Noch einmal: Warum zum Teufel ist sie hier? Wir haben einander nichts zu sagen. Mehr noch, wir bedeuten einander nichts. Vor Jahren mag uns vielleicht ein winziger Faden verbunden haben, aber der existiert nicht mehr, und selbst wenn, hätte ich trotzdem aufgelegt.
Ich fahre mir mit der Hand übers Gesicht und seufze. Nein. Kommt nicht infrage. Ich habe verdammt hart daran gearbeitet, meine Vergangenheit zu begraben und nach vorn zu schauen, auch wenn ich das allein tun musste. Auf keinen Fall werde ich mich von ihr zurück in die Trümmer jener Nacht zerren lassen, und genau das würde passieren, wenn ich sie auch nur aus der Ferne sähe.
Denn dann würde ich an die anderen denken. An Nathan. An Peter. An Ryan. An Jace. An Colton. Ich schließe die Augen, lege den Kopf zurück auf das Kissen und lasse die Erinnerungen zu. Es hat keinen Sinn dagegen anzukämpfen. Milas Anwesenheit hat zu viel Unruhe in mir ausgelöst.
Der Geruch von Schweiß und Eis erfüllte die Trainingshalle der Wraiths. Das vertraute Geräusch von Schlittschuhen, die sich in die Oberfläche gruben, ein gleichmäßiger Rhythmus im Hintergrund. Das Training war vorbei, die Mannschaft noch auf dem Eis, scherzte, schubste einander und redete Unsinn wie immer. Wir waren eine Gruppe von fünfzehn- bis achtzehnjährigen Hockey-Phänomenen, alle mit riesigem Ego, aber auch den entsprechenden Fähigkeiten, sonst hätten wir nicht in einer solchen Elite-Liga gespielt.
Ich lief auf die Bande zu, wo sich ein paar Jungs versammelt hatten. Nathan Gentry lachte über etwas. Den Helm hatte er sich in den Nacken geschoben, sein verschwitztes Haar stand an den Seiten hervor. Er war erst fünfzehn und musste sich noch kaum rasieren.
Jacob McLendon stand neben ihm und lachte, mit seinem üblichen ausgelassenen Grinsen im Gesicht. Zu seiner Linken stand sein bester Freund, Ryan DeLuca, und links davon Jace Holloway. Sie waren wie ich siebzehn und die Idole der jüngeren Jungs.
Direkt hinter ihnen an der Scheibe stand Mila. Ihr schwarzes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und sie kaute Kaugummi. Ich roch immer noch den Pfefferminzduft.
Sie beobachtete ihn und tat, als würde sie Nathan nicht anstarren, aber es war offensichtlich. Die Art, wie ihre Blicke ihm folgten, wie ihre Finger den Saum ihres Hoodies zerknüllten. Sie war total in den neuesten Spieler unserer Mannschaft verknallt, und das war irgendwie niedlich. Natürlich hatte ich Nathan gesagt, er solle vorsichtig sein, denn unser Trainer war zufällig Milas Vater. Nicht nur das, auch Peter, ihr überfürsorglicher großer Bruder, war im Team.
Er hörte nicht auf meinen Rat, und es war offensichtlich, dass er sie auch mochte.
Ich feixte und klopfte Nathan auf die Schulter. Dann beugte ich mich zu ihm hinunter, damit niemand anderes mich hören konnte, und sagte: „Willst du sie um ein Date bitten oder wollt ihr euch weiterhin nur über die Eisbahn hinweg verliebte Blicke zuwerfen?“
Nathan errötete und warf mir einen bösen Blick zu. „Klappe, Navarro.“
Ryan lachte und rief Mila zu: „Was hältst du von den verliebten Blicken, die Nathan dir zuwirft?“ Ryan zog seinen Handschuh aus und tätschelte Nathans Gesicht. „Schau mal, Mila ... keine Bartstoppeln weit und breit.“
Nathan errötete noch stärker, und obwohl ich lachte, wusste ich tief in meinem Inneren, dass es nicht cool war, einen unserer Mannschaftskameraden so zu demütigen.
Mila schnaubte und verschränkte die Arme. „Vielleicht mag ich ja glattrasierte Männer.“
Um uns herum brandete Gelächter auf, und Ryan legte noch einen drauf: „Er hat noch nicht einmal die Pubertät erreicht, Mila. Der Junge trägt noch Windeln.“
Nathan stöhnte, schob sich an Ryan vorbei und brummte: „Mein Gott, ihr seid echt unerträglich.“
Jacob rief ihm nach: „Komm schon, Neuer. Zeig, was du draufhast.“
Nathan antwortete nicht, aber so peinlich das für ihn war, musste er das auch nicht. Er lief direkt zu Mila, die sich an die Bande lehnte und ihn mit strahlenden Augen ansah, als er näher kam.
„Ich weiß nicht, was sie in ihm sieht“, sagte Ryan nachdenklich. „Ich würde sie ja um ein Date bitten, aber ...“
„Aber Peter würde dir den Arsch aufreißen“, vollendete ich seinen Satz für ihn und wies ihn damit darauf hin, dass Milas großer Bruder so etwas niemals gutheißen würde.
Das Einzige, was Nathan vor einer Tracht Prügel bewahrte, war die Tatsache, dass er Mila nicht um ein Date gebeten hatte und es vermutlich auch nicht tun würde. Es war nur eine Jugendliebe, und es würde beim Anschmachten bleiben. Nathan war noch jung, aber er war nicht dumm.
Blinzelnd kehre ich in die Gegenwart zurück. Nathan war nicht dumm – er war tot.
Ich trinke einen weiteren Schluck Bier und verziehe das Gesicht. Es schmeckt bitter, wie die meisten Dinge in meinem Leben. Seufzend schalte ich den Fernseher aus und lasse die halb leere Bierflasche auf dem Tisch stehen. Ich werde sie morgen wegräumen, denn plötzlich bin ich erschöpft. Mein Schlafzimmer scheint so weit weg zu sein, und es fühlt sich fast wie eine zu große Anstrengung an, mich auszuziehen, ehe ich ins Bett falle.
Trotzdem weiß ich, dass ich Einschlafschwierigkeiten haben werde, sobald ich mich hinlege. Weil ihr Geist plötzlich hier ist und an meine Tür klopft.
Verflucht.
Mila Brennan ist hier in Pittsburgh.
Ich habe keine Ahnung, was das für mich heißt.
Mila
Ich schließe die Tür des Hotelzimmers ab, lege die Sicherheitskette vor und atme tief durch. Während hinter dem Fenster die Stadt Pittsburgh in Neonlicht und Scheinwerfern leuchtet, befinde ich mich hier drinnen in der Mittelmäßigkeit von beigefarbenen Wänden und massenproduzierten Einrichtungsgegenständen. Aber das macht nichts. Ich habe dieses Hotel nicht wegen seiner luxuriösen Ausstattung, sondern wegen seines bezahlbaren Preises gewählt. Mein Job als Grafikdesignerin ist zwar angemessen bezahlt, aber für Luxushotels reicht es nicht.
Ich lege meine Handtasche auf den kleinen Schreibtisch in der Ecke, lasse mich in den Sessel sinken und atme tief aus, um die Anspannung loszuwerden, die ich seit meinem Aufbruch aus dem Mario‘s verspüre.
Das ist schlechter gelaufen als erwartet.
Penn hat mir nicht einmal eine Chance gegeben, als North ihm sagte, dass ich in dem Lokal bin und ihn suche. Eine schnelle, brüske Ablehnung durch seinen Teamkollegen. Als wäre ich nicht mehr wert. Oder als hätte ich ihn nie gekannt – dabei habe ich ihm den Rücken gestärkt, als es darauf ankam.
Ich reibe mir die Schläfen, um die Spannungskopfschmerzen ein wenig zu lindern. Zumindest waren meine Bemühungen kein völliger Reinfall. Ich bin immer noch verwirrt, warum North sein Handy entsperrt auf dem Tisch liegen gelassen hat, sodass mir Penns Kontaktdaten regelrecht ins Auge sprangen. Inklusive Adresse. Das war Absicht. Er wollte, dass ich sie bekomme. Die Frage ist: Warum?
Warum um alles in der Welt sollte er annehmen, dass ich keine verrückte Stalkerin bin, die in den Büschen vor Penns Haus auf ihn lauern und ihn erstechen will? Wie auch immer, ich bin dankbar dafür, denn ich werde Penn nicht aufgeben. Doch ich brauche einen neuen Plan. Ein Plan B muss her.
Ich verdränge diese Gedanken und schalte meinen Laptop ein, dessen blaues Licht auf meine Finger fällt, während ich zu meinen E-Mails navigiere. Ich muss mich auf etwas Normales konzentrieren, das mir nicht das Gefühl gibt, dass meine ganze Welt aus den Fugen gerät.
In meinem Posteingang befindet sich eine neue Mail mit dem Betreff „Erste Überprüfung – Cover-Entwurf“. Als ich sie öffne und die Antwort des Indie-Autors überfliege, der mich für das Design seines Buchcovers engagiert hat, macht sich Erleichterung breit.
Mila, das ist super. Ich liebe sowohl die Typografie als auch die Gesamtkomposition. Könnten wir die Augen etwas lebendiger gestalten? Vielleicht geht noch etwas mehr Kontrast beim Titel?
Ich seufze leise. Das bekomme ich hin. Was er möchte, sind einfache Änderungen. Zwar war ich in letzter Zeit nicht besonders kreativ, aber ich weiß immer noch, wie man etwas Schönes gestaltet.
Meine Finger fliegen über die Tastatur, während ich eine kurze Antwortmail tippe:
Schön, dass es Ihnen gefällt! Ich werde die Augen und den Kontrast des Titels anpassen und schicke Ihnen morgen eine überarbeitete Version. Vielen Dank für das Feedback!
Ich drücke auf „Senden“ und öffne dann meinen persönlichen Posteingang. Eine weitere neue Nachricht.
Von: Tante Dorene
Betreff: Ich musste an dich denken, als ich das gesehen habe
Ein Lächeln huscht über meine Lippen. Ich klicke die Nachricht an und sehe einen Link zu einem Artikel: Die 20 lustigsten Grafikdesign-Pannen, die einen alles infrage stellen lassen.
Tante Dorene macht das immer – sie findet kleine Dinge, die sie an mich erinnern, und schickt sie mir, ohne etwas zu erwarten, einfach als stille, beständige Präsenz.
Ihre E-Mail geht noch weiter:
Mila-Käferchen, ich hoffe, du hast Spaß in Pennsylvania beim Besuch bei deinen Freunden. Ruf mich doch mal an, wenn du Zeit hast! Ich habe dich lieb.
Ich spüre einen Stich in der Brust, den ich nicht benennen möchte, weil er mit Worten wie Unehrlichkeit, Betrug und Verrat verbunden wäre. Besuch bei Freunden. Das habe ich ihr erzählt. Eine Notlüge. Tante Dorene muss die Wahrheit nicht wissen.
Sie muss nicht wissen, dass ich allein hierhergekommen bin und keine Freunde in Pittsburgh habe. Vor allem aber muss sie ganz sicher nicht wissen, dass ich glaube, mein Leben sei in Gefahr, und dass einer der Gründe, warum ich sie und Florida verlassen habe, darin bestand, sie zu schützen.
Ich antworte schnell:
Die sind ja witzig! Ich melde mich bald mal. Habe dich auch lieb!
Ich schließe den Laptop und seufze erneut, weil mich die Last der Unsicherheit, Angst und Hilflosigkeit so sehr bedrückt, dass ich kaum atmen kann.
Dann lasse ich mich auf das Bett fallen. Eine Hand umklammert mein Handy, die andere ist zur Faust geballt und reibt über meine Brust, da, wo dieses Gefühl der Enge zu sitzen scheint. Ich will es nicht tun, aber ich zwinge mich dazu.
Irgendwann öffne ich meine SMS, scrolle zu denen von einer unbekannten Nummer und zwinge mich, die Nachrichten zu lesen. Ich überfliege die neuesten, die letzte kam vor einer Stunde.
1:23 Uhr: Du glaubst, du bist davongekommen, aber das bist du nicht.
7:04 Uhr: Verräterinnen bekommen kein Happy End, Mila. Du wirst bezahlen.
11:56 Uhr: Pass besser auf dich auf, Mila! Schließ nachts lieber die Tür ab.
22:15 Uhr: Es ist fast so weit.
Ein Schauer durchläuft mich, kalt und unkontrollierbar. Begleitet wird er von einer Woge der Angst, die so stark ist, dass mir ein leiser Schrei über die Lippen kommt. Ich springe aus dem Bett, durchquere mit drei langen Schritten das Hotelzimmer und überprüfe erneut Schloss und Riegel an der Zimmertür. Der Riegel ist eingerastet. Die Sicherheitskette ist vorgelegt. Ich schaue durch den Türspion, sehe aber nur, dass niemand direkt vor der Tür steht.
Meine Finger zittern, als ich die Fenster noch einmal überprüfe, obwohl ich im 5. Obergeschoss bin. Das ist lächerlich. Spider-Man wird nicht kommen, um mich zu holen.
Ich atme mehrmals tief durch und versichere mir selbst, dass ich im Moment in Sicherheit bin. Hinter verschlossenen Türen. Ich habe die Möglichkeit, Hilfe zu rufen, fest in der Hand, und besitze eine Dose Pfefferspray, die ich ohne zu zögern einsetzen würde. Erst sprühen, dann fragen.
„Es ist alles gut, Mila. Alles ist gut.“ Ich sage mir das immer wieder laut vor, damit meine Psyche weiß, dass ich es ernst meine.
Wie schon häufiger kann ich mich schließlich selbst davon überzeugen, und mein Herzschlag beruhigt sich. Dennoch bleibt dieses Gefühl bestehen – ein nagendes Unbehagen, eine Paranoia, die sich in meine Knochen einschleicht.
Warum hielt ich es für eine gute Idee, hierherzukommen?
Wie bin ich auf die Idee gekommen, ausgerechnet Penn könnte mir helfen?
Vielleicht lag es daran, dass er damals, als alles auseinander fiel, auf seine Weise versucht hat, auf mich aufzupassen.
Er hat damals versucht, mich zu warnen. „Tu das nicht, Mila. Es wird dich nur in etwas hineinziehen, aus dem du nicht mehr herauskommst.“
Vielleicht lag es auch daran, dass ich tief in meinem Inneren dachte, er würde verstehen, wie es sich anfühlt, von etwas gezeichnet zu sein, dem man nicht entkommen kann. Vor all den Jahren ist er genau wie ich ins Visier geraten.
Oder vielleicht lag es daran, dass ich ihn warnen musste, weil auch er in Gefahr sein könnte. Wenn sie es auf mich abgesehen hatten, dann sicher auch auf ihn.
So oder so, er hat mich abgewürgt, bevor ich auch nur ein Wort herausbringen konnte. Vielleicht war das meine Antwort.
Penn wird mir nicht helfen.
Damit blieb mir nur eine Option, denn ich muss mich selbst schützen. Droh-SMS und E-Mails reichen nicht aus, um die Polizei tätig werden zu lassen. Das weiß ich, denn ich habe es ausprobiert.
Ich wische zu meinen Kontakten, und zögere eine halbe Sekunde, ehe ich mit dem Daumen auf den Namen drücke.
Es klingelt.
Einmal.
Zweimal.
Eine Frau meldet sich. „Jillian Towne.“
Ich starre auf den Boden, mein Puls hämmert in meinen Ohren. Noch kann ich auflegen. Ich kann immer noch so tun, als würde all das nicht passieren.
Aber dann denke ich an die SMS. An all die Drohungen. An die Angst, die mich seit Monaten wie ein steter Schatten verfolgt. An Penn Navarros Weigerung, mit mir zu sprechen.
Plötzlich weiß ich, was ich zu tun habe.
Ich halte inne, um Mut zu fassen. Dann sagte ich: „Hier ist Mila Brennan. Ich bin bereit für den nächsten Schritt.“
Es folgt eine Pause, ehe sie antwortet: „Sind Sie sicher? Wenn ich das veröffentliche, könnte es für Sie noch schlimmer kommen.“
Es wäre dumm, darüber nicht noch einmal nachzudenken. Sie hat nicht unrecht. Ich habe dieser Journalistin fast alles erzählt, weil ich dachte, es wäre meine letzte Chance, mich zu schützen. Wenn ich an die Öffentlichkeit gehe, kann sich mein Stalker keine weiteren Schritte leisten. Doch wenn ich diese Büchse der Pandora öffne, wird das wie eine Bombe einschlagen. Viele Menschen werden davon betroffen sein – meine Eltern, mein Bruder.
Möglicherweise auch Penn.
„Ich habe heute Abend eine weitere SMS bekommen“, flüstere ich ins Handy.
„Was stand darin?“
Ich höre aufrichtige Besorgnis in ihrer Stimme. Bisher habe ich mich einmal persönlich mit Jillian getroffen, und wir haben oft telefoniert. Sie war von meiner Geschichte fasziniert, hatte aber vorher nichts davon geahnt. Als die Drohungen vor ein paar Wochen begannen, habe ich mich an sie gewandt. Sie hat bisher noch nichts veröffentlicht, weil sie sich nicht sicher war, ob es mich schützen oder mir noch mehr Schaden zufügen würde. Aber sie hat nur darauf gewartet, dass ich ihr grünes Licht gebe.
„Sie lautete: Es ist fast so weit, antworte ich, und ein Schauer der Angst durchläuft mich.
Jillian denkt darüber nach und kommt zu dem gleichen Schluss wie ich. „Seine Haft endet nächste Woche.“
„Ja, ich weiß.“ Ich mache eine Pause, nicht um der dramatischen Wirkung willen, sondern weil mein Mund trocken ist. „Es ist fast so weit.“
„Mila ... ich weiß nicht, ob ich es bis dahin veröffentlichen kann. Ich muss noch ein paar Dinge mit Ihnen besprechen, dann muss ich noch an dem Artikel feilen, bevor ich ihn meinem Redakteur vorlegen kann. Von daher weiß ich nicht, ob wir genug Zeit haben, um ihn zu veröffentlichen, damit Sie ausreichend im Rampenlicht stehen, dass es Ihnen Schutz bietet.“
Das sind schlechte Nachrichten. Ich dachte, sie hätte genügend Material. Bisher war ich davon ausgegangen, sie wäre bereit, denn jetzt, da Penn nicht mit mir redet, habe ich keine andere Wahl, als grünes Licht für die Veröffentlichung zu geben. „Geben Sie einfach Ihr Bestes, um die Veröffentlichung voranzutreiben.“
„Sie gehen nicht noch einmal zur Polizei?“, fragt sie zögerlich. Ich weiß nicht, ob sie diese Information aus journalistischen Gründen haben will oder ob sie sich Sorgen um mich macht.
„Die kann mir nicht helfen. Zumindest hat mir das mehr als ein Beamter gesagt.“ Ich denke an Penn und bin noch nicht bereit, diese Option aufzugeben. Nein, ich werde zu ihm nach Hause gehen und ihn zwingen, mit mir zu reden. Aber ich kann darauf nicht bauen. „Ich glaube, wenn der Artikel bald erscheint, ist das meine beste Chance auf Sicherheit.“
„Gut, ich werde meinen Redakteur dazu drängen. Haben Sie jetzt etwas Zeit zum Reden? Ich hätte da noch ein paar Fragen.“
„Ich habe die ganze Nacht Zeit“, sage ich und lehne mich auf dem Bett zurück, um es mir bequem zu machen.
Wir unterhalten uns fast fünfundvierzig Minuten lang, und danach verspricht sie mir, heute Nacht weiter daran zu arbeiten. Ich danke ihr und lege auf. Es ist nach Mitternacht, und ich überlege, Penn noch einmal anzurufen. Dank seines Mannschaftskameraden habe ich nicht nur seine Adresse, sondern auch seine Handynummer. Vielleicht, wenn er meine Stimme hört ...
Nein, das bringt nichts. Penn wird einfach auflegen.
Ich muss ihn persönlich aufsuchen. Wenn ich vor seiner Haustür auftauche, wird er gezwungen sein, mit mir zu reden. Ich weiß, dass sie morgen Abend ein Heim- und am Sonntag ein Auswärtsspiel haben. Also Samstagabend.
Ich werde Penn zur Rede stellen und ihn dazu bringen, mir zuzuhören, denn unser beider Leben ist in Gefahr.
Penn
Als ich das private Terminal des Flughafens betrete, bin ich stinksauer. Dass ich letzte Nacht kein Auge zugetan habe, verstärkt meine Wut noch. Ich sollte auf Mila wütend sein, weil sie vor meinem Tor aufgetaucht ist und versucht hat, mich dazu zu bringen, mit ihr zu reden, aber meine Wut gilt demjenigen, der ihr meine Adresse gegeben hat.
In der Lobby herrscht reges Treiben, vor allem durch die Titans, die das Mannschaftsflugzeug besteigen. Hier stehen nur Privatjets, und Menschen in Business-Kleidung tummeln sich ebenfalls in diesem Terminal und telefonieren, um die neuesten Börsenkurse zu checken, während sie darauf warten, dass ihre 75 Millionen Dollar teuren Gulfstreams sie Gott weiß wohin bringen.
Die Titans sind auf dem Weg nach Detroit, und normalerweise wäre ich in Gedanken ganz bei meiner bevorstehenden Zeit auf dem Eis. Stattdessen bin ich bis oben hin voller Wut.
Ich bahne mir einen Weg durch die Menge, meine Reisetasche über die Schulter geworfen, die Zähne so fest zusammengebissen, dass ich das Gefühl habe, meine Backenzähne könnten brechen.
Dann sehe ich ihn.
Diesen Mistkerl von North Paquette.
Ich gehe direkt auf ihn zu und lasse meine Reisetasche von der Schulter gleiten. Sie knallt dumpf auf den Fliesenboden. Ich lasse sie ohne zu zögern einfach da liegen, zehn Schritte, fünf, drei, zwei, einer ...
North dreht sich zu mir um, kurz bevor ich ihm einen heftigen Stoß gegen die Brust versetze. „Du Arschloch“, brülle ich.
North taumelt zwei Schritte zurück, aber das reicht mir nicht. Ich will, dass der Dreckskerl auf dem Boden landet. Ehe ich weiter auf ihn zugehen kann, steht Rafferty mit ausgestreckten Händen zwischen uns. Er legt eine Hand auf meine Brust, und ich bin versucht, ihm das Handgelenk zu brechen, aber seine Worte beruhigen mich ein wenig. „Wenn du ihn noch einmal anfasst, mache ich dich fertig.“
Das macht mir nicht im Geringsten Angst, aber ich habe keine Zeit, meine Energie auf Rafferty zu verschwenden, weil es mir um North geht. Ich ignoriere den Hünen vor mir und schaue an ihm vorbei zu Paquette. Atlas, King und Foster haben sich um ihn geschart. Ich müsste gegen sie alle kämpfen, um dem Mann eine zu verpassen, der seit neuestem mein Feind ist.
„Du hast ihr meine Adresse gegeben“, werfe ich ihm vor und beobachte ihn aufmerksam, um seine Reaktion zu sehen.
Sie bleibt aus. Er weiß verdammt gut, wen ich meine – Mila –, und er leugnet es nicht.
Norths Tonfall ist abweisend und distanziert. „Sie hat deine Adresse möglicherweise in meinen Kontakten gesehen, als ich mein Handy ungesperrt auf dem Tisch liegen gelassen habe. Aber ich habe sie ihr nicht gegeben.“
Ich unterdrücke ein genervtes Augenrollen. „Erwartest du, dass ich dir das abkaufe?“
Das scheint North zu provozieren, und er drängt sich an Rafferty vorbei, um an mich heranzukommen. Sein Blick verfinstert sich, und ich höre die extreme Frustration in seinen Worten. „Warum bist du so sauer? Was bedeutet dir diese Mila? Warum willst du sie so verzweifelt von dir fernhalten? Warum zum Teufel bist du so?“
Ich bin stinksauer, weil ich diesen Teil meines Lebens hinter mir gelassen habe.
Mila bedeutet mir nichts. Jedenfalls nicht mehr.
Ich will sie unbedingt von mir fernhalten, weil sie mir nur schlechte Erinnerungen beschert.
Warum ich so bin? Keine Ahnung, aber das alles begann vor langer Zeit, und Mila Brennan war ein Teil davon.
Ich sage nichts davon, sondern schlage lediglich Raffertys Hand von meiner Brust. „Das geht dich verdammt noch mal nichts an, North. Halt dich da raus.“
„Das werde ich verdammt noch mal nicht tun“, zischt North und zeigt mit dem Finger auf mich. „Du benimmst dich seit Monaten seltsam, und jetzt taucht eine Frau aus deiner Vergangenheit auf, und du flippst aus? Das ist nicht normal, Penn, das ist ...“
„North“, warnt Rafferty, aber keiner von uns beiden würdigt ihn auch nur eines Blickes.
„Lass uns offen über alles reden“, sagt North etwas bissig zu mir, und ich frage mich, warum er so wild darauf ist. Das sollte ihm eigentlich egal sein, aber etwas macht ihn wütend. „Dieser Fan, der dich einen Verräter genannt hat. McLendon, der dich in diesem Spiel attackiert hat. Der Teddybär – und jetzt das? McLendon hat mit dir in der Juniorenmannschaft gespielt, oder? Geht es um den Vorfall, bei dem ein Teamkollege ums Leben gekommen ist?“
Ich zittere vor Wut am ganzen Körper. „Was zum Teufel hast du da gerade gesagt?“
Verdammter Mist. Er erkennt die Zusammenhänge. Egal, wie sehr ich versuche, unter dem Radar zu fliegen, North ist wie ein verfluchter Sherlock Holmes, und er spricht alles offen an, sodass es jeder hören kann. Ich werfe King einen Blick zu. Er ist der Einzige in diesem Team, der die Wahrheit über das weiß, was vor all den Jahren vorgefallen ist. Jetzt schaut er schockiert, als er Norths Anschuldigungen hört. Ich kann nur vermuten, dass er mein Geheimnis bewahrt hat und North einfach im Trüben fischt.
Aktuell bin ich gefährlich nah daran, die Beherrschung zu verlieren. Denn im Moment könnte ich es nicht verkraften, dass alle meine Vergangenheit kennen.
„Du hast mich gehört“, spottet North und tritt näher. „Geht es um diesen Jungen? Hasst McLendon dich deswegen? Verhältst du dich deshalb wie ein verfluchter Einsiedler?“
Für einen Moment wird mir schwarz vor Augen, und ich scheine jedes Gefühl für Zeit und Ort zu verlieren. Ich habe keine Kontrolle über meinen Körper und agiere völlig instinktiv: Ich springe so schnell auf North zu, dass weder er noch Rafferty reagieren können. Dabei ramme ich North, so fest ich kann, und er fliegt durch die Luft, wobei er mit den Armen rudert, um das Gleichgewicht wiederzufinden. Er wäre zu Boden gegangen, wenn Atlas nicht hinter ihm gestanden und ihn aufgefangen hätte.
„Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß, North!“, brülle ich so laut, dass sich alle nach mir umdrehen. Ich kann meine Worte nicht kontrollieren, aber es fühlt sich befreiend an, sie herauszulassen. „Oder ich schwöre bei Gott, ich mache dich kalt.“
Ich höre mehrere erschrockene Ausrufe, ungläubiges Schlucken, und jemand schreit: „Was zum Teufel redest du da, Mann?“
Die Drohung hätte eigentlich reichen müssen, um die Diskussion zu beenden, aber North scheint wütender zu sein denn je. Er beugt sich vor und schreit: „Glaubst du, das hätte ich nicht versucht? Du bist mein Mannschaftskamerad, Penn. Wir sorgen uns um dich, aber du machst es uns wirklich schwer, dir den Rücken zu stärken, wenn du uns immer wieder abblockst.“
Sie sorgen sich um mich? Unwillkürlich mache ich mich innerlich über diesen Gedanken lustig – er ist so lächerlich, dass ich mich umdrehe und mich in Richtung der Schlange bewege, die sich zum Einsteigen in das Flugzeug bildet.
„Penn, warte.“
Ich drehe mich um, immer noch bereit, diesen Wichsern eine zu verpassen, damit sie mich in Ruhe lassen. Stattdessen sehe ich Atlas, der meine Tasche aufgehoben hat. Er wirkt weder wütend noch aufgebracht, sondern mustert mich, als versuche er, ein Rätsel zu lösen.
„Was zum Teufel ist hier los?“, fragt er und hält mir meine Sporttasche hin.
Ich reiße sie ihm aus der Hand. „Gar nichts.“
Atlas sieht wenig überzeugt aus. „Unsinn. Du hast gerade einen deiner eigenen Mannschaftskameraden angegriffen. Das ist uncool.“
„Halt dich da raus, Atlas.“
Er hält meinem Blick unerschütterlich stand. „Das werde ich nicht tun. Ich weiß, dass dich etwas quält, seit du hier angekommen bist.“ Er spricht jetzt leiser. „Vielleicht ist es Zeit, jemanden einzuweihen.“
Ich lache trocken und humorlos. „Ach ja? Bietest du dich etwa freiwillig an?“
Seine Miene verändert sich nicht. „Ja.“
Etwas Hässliches, Zynisches breitet sich in meiner Brust aus. Ich habe weder Zeit noch Energie, ihm zu erklären, dass Teamgeist, Loyalität und Hingabe nichts als ein Haufen Mist sind. „Lass mich einfach in Ruhe, ja?“
Atlas schweigt. Er sieht zu, wie ich meine Tasche schultere und zum Flugsteig gehe. Der Typ kennt mich nicht. Keiner aus meiner Mannschaft kennt mich, und genau so will ich es auch.
Betont gelassen gehe ich zu meinem üblichen Platz im Mannschaftsflugzeug, schiebe meine Reisetasche ins Gepäckfach und lasse mich auf den Sitz am Fenster fallen. Niemand sitzt je neben mir, weil ich sehr gut darin bin, meine Mauern so hochzuhalten, dass keiner mehr versucht, höflich mit mir zu plaudern. Ich setze meine Kopfhörer auf, rufe meine Playlist auf und starte einen Heavy-Metal-Song mit harten Drums und aggressiven Riffs. Er passt zu meiner mürrischen Stimmung.
Ich muss ihn meine Gedanken übertönen lassen, also schließe ich die Augen und lehne den Kopf gegen das Polster, versuche, in eine Leere zu fallen, in der alles schwarz und öd ist, ohne jede Bedeutung.
Das funktioniert aber nicht, denn in dem Moment, in dem ich meine Augen schließe, sehe ich sie. Klein und mit gebeugten Schultern, steht sie vor dem verschlossenen Tor am Ende meiner Einfahrt.
Ich saß gestern Abend zu Hause, surfte im Internet und las Nachrichten, als mein Telefon vibrierte und die Benachrichtigung meinen Bildschirm erhellte. Torkamera – Bewegung erkannt.
Rasch tippte ich auf die Meldung und sah einen kleinen dunklen Crossover-SUV mit heruntergelassenen Fenstern dort stehen. Der grelle Schein der Torbeleuchtung hinderte mich daran, zu sehen, wer darin saß, aber dann öffnete sich die Tür, und sie stieg aus.
Mila.
Sie ging zum Sicherheitspad, betrachtete es. Es hat einen Rufknopf, aber den drückte sie nicht. Stattdessen hob sie den Kopf und schaute direkt in die Überwachungskamera, die oben auf der dreieinhalb Meter hohen Steinsäule angebracht ist, an der das linke Tor befestigt ist.
Ich hatte sie seit einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen, doch ich erkannte sie sofort. Sie ist keine fünfzehn mehr. Mila ist ... wunderschön. Ihre Augen huschten zurück zur Gegensprechanlage, während sie die Hände rang. Sie sah sich ängstlich um und war zweifellos nervös.
Ich atmete langsam aus. Ohne darauf zu warten, bis sie den Knopf drückte, aktivierte ich meinerseits den Lautsprecher der Gegensprechanlage mit einem Tippen auf meinen Bildschirm und sagte: „Hau ab.“
Sie erschrak und wandte sich blitzschnell zur Kamera um.
„Penn, bitte.“ Ihre Bitte war leise und eindringlich. „Ich muss mit dir reden.“
Ich antwortete nicht, sondern wandte meinen Blick von meinem Handy ab. Es schmerzte, sie zu sehen.
„Ich wäre nicht hier, wenn es nicht wichtig wäre“, flehte sie und zog damit meinen Blick wieder auf sich. Doch ich versuchte, die Gefühle zu ignorieren, die sich tief in meiner Brust regten, denn ich wollte nicht, dass es eine Rolle spielte, dass sie hier war.
Aber das tat es. Es war sogar verdammt wichtig.
Tatsächlich war es so bedeutend, dass ich keine Wahl hatte, als zu sagen: „Du musst gehen.“
Ein frustrierter Seufzer entfuhr ihren Lippen, und sie scharrte mit den Füßen. „Ich stecke in Schwierigkeiten, Penn, und du vielleicht auch.“
Ich biss die Zähne zusammen, antwortete aber nicht. In Schwierigkeiten steckte ich seit Jahren. Ich hatte immer gewusst, dass der Tag der Abrechnung kommen würde. Das beschäftigte mich in jeder Sekunde, in der ich nicht auf dem Eis stand.
„Ich ...“ Sie klang beinahe mitleiderregend. „Ich kann nirgendwo anders hin.“
Sie schaute wieder in die Kamera, ihre blauen Augen waren glasig. Mila simulierte nicht. Sie hatte furchtbare Angst.
Der Teil von mir, der noch so etwas wie ein Gewissen hatte, wollte das Tor öffnen. Wollte Mila zuhören. Aber ich brachte es nicht über mich.
Als ich mich das letzte Mal eingemischt hatte, war ich nicht der Held.
Ich war der verdammte Bösewicht, und das wollte ich nie wieder erleben.
Also gewährte ich ihr ihre Bitte nicht. Ich verschloss mein Herz ihr gegenüber und schaltete mein Handy aus, wodurch ich die Verbindung zur Alarmanlage unterbrach. Sie würde nicht mitbekommen, dass ich die Verbindung getrennt hatte. Wahrscheinlich würde sie sogar noch weiter vor dem Haus warten, um mit mir zu sprechen, ohne zu wissen, dass ich sie nicht mehr sehen oder hören konnte.
Mila hatte keine Ahnung, dass ich sie ausgesperrt hatte, aber irgendwann würde sie es herausfinden. Sie würde aufgeben und abhauen.
Es war nur eine Frage der Zeit.
Ich schlurfte in die Küche. Dort räumte ich die Spülmaschine aus, ordnete meine Vorratskammer neu und warf einige abgelaufene Lebensmittel aus dem Kühlschrank weg. All das waren lästige Arbeiten, die ich hasste, aber sie zwangen mich, mein Handy für gut zehn Minuten zu ignorieren.
Als ich es schließlich einschaltete und meine Sicherheits-App öffnete, sah ich erleichtert, dass sie weg war. Das war definitiv gemein, aber mir fiel eine Last von den Schultern.
Etwas streift meinen Arm, und ich reiße die Augen auf, was mich mit einem Schlag in die Gegenwart zurückkatapultiert. Jemand sitzt neben mir, und ich bin nicht überrascht, King zu sehen.
Er war Zeuge der Auseinandersetzung zwischen mir und North, aber das ist nicht der Grund, warum er sich mir so aufdrängt. Er ist hier, weil North zwar langsam die Zusammenhänge versteht, ich aber nicht ihm, sondern Jack „King“ Kingston in einem Moment der Schwäche die Wahrheit erzählt habe.
Er ist der Einzige, der weiß, warum ich so bin, wie ich bin, und vor welchen Sünden ich fliehe. Er scheint sein Versprechen gehalten zu haben, niemandem etwas zu erzählen. Das habe ich im Terminal begriffen, als North basierend auf einigen Ereignissen seit Beginn der Saison und vielleicht auch ein wenig Herumschnüffeln in meiner Vergangenheit wilde Vermutungen anstellte. Das meiste davon ist öffentlich bekannt, aber North hat unmöglich die ganze Wahrheit herausfinden können.
Ich rutsche auf meinem Sitz hin und her und halte den Kopf nach vorn gerichtet, aber ich spüre, wie Kings Blick auf mir ruht. Abschätzend. Berechnend. Ich höre meine Musik und genieße es, dass ich nichts anderes mitbekomme.
King stößt mich mit dem Ellbogen an. Seufzend sehe ich ihn an. Er deutet auf meine Kopfhörer. Widerwillig nehme ich sie ab. „Was?“, frage ich schroff.
„Du musst das unter Kontrolle bekommen“, sagt er leise.
Ich seufze erneut tief. „Mann, ich habe alles im Griff.“
King mustert mich. „Was du mit North gemacht hast ... das ist inakzeptabel. Wenn du dich gegen deine Mannschaftskameraden wendest, reißt du das ganze Team mit dir in den Abgrund, und ich bin hier, um dir zu sagen, dass ich das nicht zulassen werde. Ich sehe die Meisterschaft schon vor mir. Diesmal will ich sie, und alle anderen auch. Aber du wirst diese Mannschaft auseinanderreißen, wegen allem, was dir in der Vergangenheit passiert ist. Dabei wirst du viele Träume zerstören.“
Verdammt ... das war ein Tiefschlag. Ich muss mich zwingen, ihn anzusehen, obwohl ich am liebsten den Kopf hängen lassen würde.
„Dieses Mädchen“, flüstert King. „Hat sie etwas mit all dem zu tun?“
Ich rege mich nicht. Zeige keine Reaktion. Aber meine Finger, die auf meinem Oberschenkel ruhen, verkrampfen sich leicht. Ich weiß nicht, was er über Mila gehört hat, außer dass ich North vor ein paar Minuten ihretwegen angeschrien habe. Keine Ahnung, ob er weiß, dass sie mich gesucht hat. Er weiß zwar, was mir passiert ist, als ich für die Wraiths gespielt habe, aber ich habe ihm nichts von Mila erzählt. Damals war sie irrelevant.
Er hat nie nach Details gefragt, nach Dingen, über die ich nicht sprechen wollte. Aber jetzt, da Mila aufgetaucht ist, versucht er, die ganze Geschichte zu erfahren.
Aus irgendeinem Grund lasse ich mich dazu hinreißen, ehrlich zu antworten.
„Sie war ein Teil all dessen.“ Aus dieser Aussage kann er jetzt seine eigenen Schlüsse ziehen.
King schweigt zunächst. Aber nach einer langen Pause rutscht er neben mir auf dem Sitz hin und her. „Dann musst du dich entscheiden, wie du mit ihr umgehen willst, und zwar schnell.“
Mila
Die unerbittliche Kälte, die sich durch kein noch so starkes Zittern vertreiben lässt, geht mir bis ins Mark. Ich komme aus Minnesota, aber seit ich vor zehn Jahren nach Florida gezogen bin, kann ich den Winter nicht mehr ertragen. Ich lebe nicht nur in Florida ... ich habe diesen Staat seither nicht verlassen. Kein einziges Mal bin ich nach Minnesota zurückgekehrt, um meine Eltern oder Freunde zu besuchen. Seit ich weggegangen bin, habe ich nie zurückgeschaut.
Mein Auto steht ein Stück die Straße entlang, schon teilweise eingeschneit, obwohl der Schneefall erst vor ganz kurzer Zeit begonnen hat, aber ich steige nicht ein. Ich bleibe vor dem schweren Eisentor von Penns festungsartigem Haus stehen. Als ich nach Pittsburgh kam, habe ich mir die notwendige Winterausrüstung gekauft, und meine behandschuhten Finger krallen sich in den Stoff meines Mantels, während mir der Wind schneidend ins Gesicht weht.
