Perry Rhodan 159: Gucky, der Großwildjäger - Kurt Brand - E-Book

Perry Rhodan 159: Gucky, der Großwildjäger E-Book

Kurt Brand

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Beschreibung

Gucky setzt alles auf eine Karte - und schlägt sich selbst k.o.! Auf der Erde schreibt man das Jahr 2326, und in dem von terranischen Astronauten durchforschten Teil der Milchstraße haben sich in den letzten zwei Jahrhunderten wesentliche Veränderungen vollzogen. Seit dem 1. Januar 2115, dem Datum von Atlans Verzicht auf die Position als Imperator von Arkon, gibt es kein Solares Imperium mehr und auch kein Arkonidenreich, sondern das Vereinte Imperium, dem Perry Rhodan als Großadministrator vorsteht, während der Arkonide Atlan als Chef der United Stars Organisation (USO) fungiert, deren Spezialisten die "galaktische Feuerwehr" bilden. Wie notwendig die Existenz einer solchen Ordnungsmacht ist, zeigte sich erstmals ganz deutlich bei der Jagd nach den Zellaktivatoren, die Freunde zu Feinden machte und fast alle Intelligenzen der Milchstraße in Aufruhr versetzte. Seit dem 4. August 2326 herrscht wieder Großalarm in der Galaxis! Mit den gefräßigen Hornschrecken ist eine Riesengefahr aufgetaucht. Die Katastrophenmeldungen überstürzen sich. Raumflotten sind pausenlos unterwegs, um zu retten, was zu retten ist, denn die Hornschrecken wälzen sich wie eine violette Flut über viele Planeten und vernichten mit ihrer Säure alles, was ihnen den Weg versperrt. Doch nicht genug damit! Schreckwürmer tauchen auf - riesige Ungeheuer -, die noch weniger verwundbar sind als die Hornschrecken und die noch schrecklichere Waffen parat haben. Gucky, der kleine Mausbiber, läßt sich von den Ungeheuern jedoch nicht abschrecken! GUCKY wird GROSSWILDJÄGER!

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 159

Gucky, der Großwildjäger

Gucky setzt alles auf eine Karte – und schlägt sich selber k.o.!

von KURT BRAND

Auf der Erde schreibt man das Jahr 2326, und in dem von terranischen Astronauten durchforschten Teil der Milchstraße haben sich in den letzten zwei Jahrhunderten wesentliche Veränderungen vollzogen.

Seit dem 1. Januar 2115, dem Datum von Atlans Verzicht auf die Position als Imperator von Arkon, gibt es kein Solares Imperium mehr und auch kein Arkonidenreich, sondern das Vereinte Imperium, dem Perry Rhodan als Großadministrator vorsteht, während der Arkonide Atlan als Chef der United Stars Organisation (USO) fungiert, deren Spezialisten die »galaktische Feuerwehr« bilden.

Wie notwendig die Existenz einer solchen Ordnungsmacht ist, zeigte sich erstmals ganz deutlich bei der Jagd nach den Zellaktivatoren, die Freunde zu Feinden machte und fast alle Intelligenzen der Milchstraße in Aufruhr versetzte.

Seit dem 4. August 2326 herrscht wieder Großalarm in der Galaxis! Mit den gefräßigen Hornschrecken ist eine Riesengefahr aufgetaucht. Die Katastrophenmeldungen überstürzen sich. Raumflotten sind pausenlos unterwegs, um zu retten, was zu retten ist, denn die Hornschrecken wälzen sich wie eine violette Flut über viele Planeten und vernichten mit ihrer Säure alles, was ihnen den Weg versperrt.

Doch nicht genug damit! Schreckwürmer tauchen auf – riesige Ungeheuer –, die noch weniger verwundbar sind als die Hornschrecken und die noch schrecklichere Waffen parat haben.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator ärgert sich darüber, dass die Galaktische Abwehr ihn überwacht.

Oberst Kay – Kommandant der TUDOR.

Allan Vernon – Chef eines Explorerschiffes.

Ras Tschubai, Tako Kakuta und Tama Yokida – Die Mutanten helfen Gucky beim Auslegen von Netzen.

Gucky – Der Mausbiber wird zum »galaktisch anerkannten« Großwildjäger.

Ga-Da

1.

Mister Manders hatte heute früh gegen jede Gewohnheit Nachrichten gehört. »Schalte ab!«, hatte er seiner Frau zugerufen, als die Meldungen von vier weiteren Planeten sprachen, auf denen sich die Hornschrecken rasend schnell verbreiteten. Manders konnte das Wort Hornschrecke nicht mehr hören. Diese Tiere verfolgten ihn sogar in seinen Träumen.

Manders verwaltete im großen Kartenarchiv in Terrania einen Abschnitt. Ihm unterstand die Abteilung Arkon-alt. Hinter dieser nichtssagenden Bezeichnung verbarg sich die größte Kartensammlung der Galaxis. In einem Zeitraum von mehr als hundert Jahren hatten wissenschaftliche Teams die Archive der ehemaligen Arkonwelten gesichtet und zum Teil die Originalunterlagen, zum Teil Kopien nach Terrania geschafft. Kein einziges Kartenwerk, und war es noch so alt oder unvollendet, war ihnen entgangen.

Je länger die wissenschaftlichen Spezialkommandos auf Arkons Welten arbeiteten, um so gewaltiger wurde der Komplex, der in Terrania zu bearbeiten war. Einige hundert Wissenschaftler waren nur mit der Sichtung und Auswertung des Materials beschäftigt. Sie erkannten schnell, welche Schätze aufgedeckt und vor der Vernichtung bewahrt worden waren.

Ein besonderer Bau wurde in Terrania errichtet. Nach zwanzig Jahren musste er um das Doppelte vergrößert werden. Als das fünfte Jahrzehnt zu Ende ging, zog das Archiv zum Stadtrand um, wo eines der größten Gebäude Terranias errichtet worden war.

In dem achtflügeligen Mammutblock beanspruchte die Abteilung Arkon-alt allein ein Drittel aller Räume. Eine gewaltige Registraturmaschine hielt Ordnung unter den vielen hundert Millionen Unterlagen, die streng nach Sachgebieten und Alter geordnet waren.

Mister Manders blickte auf, als sein jüngster Depotleiter eintrat. Er schwenkte erregt eine Folie.

»Mister Manders, kennen Sie einen Tyll Leyden? Dieser Leyden ist noch schlimmer als alle Hornschrecken zusammen ...«

Von den Hornschrecken hätte der Depotleiter besser nicht gesprochen. Manders' Laune war seit den Frühnachrichten ausgesprochen schlecht; der Depotleiter erkannte dies an der Antwort, die er bekam.

»Oh, Verzeihung ...«, stammelte er und trat dicht vor Manders' Schreibtisch, um die Folie vorzulegen. »... wenn ich den Vergleich benutzt habe, aber Mister Manders, er drängte sich mir einfach auf. Seit einem halben Jahr ist der Astronom und Physiker Tyll Leyden in Arkon-alt zum Schreckgespenst geworden. Dieser Mann fordert die unmöglichsten Sternenkarten an. Karten, die es gar nicht gibt!«

»Nicht gibt?«, echote Manders. »Wer ist dieser Leyden?«

Der junge Mann mit den hellen Augen zuckte die Schultern. »Wir kennen nur seinen Namen und wissen, dass er auf Impos lebt.«

»Wo ist Impos? Zum Kuckuck, junger Mann, glauben Sie, ich hätte nichts anderes zu tun, als mir die Namen neuentdeckter Planeten zu merken?« Seine schlechte Laune kam vollends zum Durchbruch.

»Impos ist kein Planet, Mister Manders«, beeilte sich der junge Mann zu sagen. »Impos ist ein Mond mit erdähnlichem Charakter.«

»Meinetwegen eine Gummiwelt«, unterbrach Manders in abfälligem Ton. »Also, welche Karten haben wir nicht? Was reden Sie da für einen Unsinn?«

Von dieser unfreundlichen Seite hatte der Depotleiter seinen Chef noch nie erlebt. »Mister Manders, bitte, sehen Sie sich die Folie an.«

Das tat Manders auch.

»Was? Die Registraturmaschine hat gleich dreimal rot gegeben? Dreimal ...?«

»Ja, Mister Manders. Physiker Tyll Leyden hat Karten angefordert, die es nicht gibt ...«

Manders winkte ab und studierte jetzt erst sorgfältig die Schlüsselzeichen auf der Folie. Sein Staunen wurde immer größer. Nach seiner Ansicht musste dieser Leyden einen Spleen haben.

Was bezweckte er mit ur-uralten Sternenkarten?

Manders sah seinen Depotleiter etwas freundlicher als bisher an. »Dieser Leyden scheint es darauf abgesehen zu haben, uns hier zu beschäftigen. Man sollte den Herrn Wissenschaftler darüber unterrichten, dass es vor fünfzigtausend Jahren noch kein arkonidisches Imperium gegeben hat! Waren zu jener Zeit schon die Akonen da?«

Der junge Mann sagte eifrig: »Mister Manders, auch die Abteilung Blaues System verfügt über keine Sternenkarten aus diesem Zeitabschnitt! Und wie eigenartig Leydens Anforderungen sind! Schon seit Monaten verlangt er immer andere, engbegrenzte Sternenkarten. Im Augenblick liegt eine Order über sechshundertzehn verschiedene Karten vor.«

»Mehr nicht?« Das klang nicht gut. Manders erhob sich hinter seinem Schreibtisch. »Zeigen Sie mir die Anforderung dieses Leyden!«

Eine halbe Stunde später setzte sich Manders mit der Zentrale der Astronomischen Abteilung in Verbindung. Hier war der Name Tyll Leyden sehr bekannt. In gutem Ruf stand der Mann nicht. Erregt teilte Manders mit, was er eben festgestellt hatte.

Papierkrieg, Anordnungen, Dienstwege und ähnliches mehr gab es in Terranias Verwaltungen wie überall anderswo auch. Auch hier gab es Menschen, die sich stur an die Vorschriften hielten und keine eigene Entscheidung mit einem gewissen Risiko tragen wollten.

Manders gehörte zu diesem Typ. Sein Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung gehörte ebenfalls zu den Kleinigkeitskrämern.

»Mister Manders«, sagte er im Brustton der Überzeugung, »ich danke Ihnen für Ihren Anruf. Tyll Leyden verfügt nur über eine kleine Anforderungsgenehmigung, die er wahrscheinlich von seinem Explorerkommandanten erhalten hat. Sie ist immer nur auf drei Monate befristet. Diese drei Monate sind längst vorbei. Von uns erhält Leyden keine Unterstützung mehr, geschweige hochqualifizierte Astronomen. Ich möchte Ihnen raten, den Fall ebenso zu behandeln!«

»Wie?« Manders staunte. »Leyden hat auch Astronomen angefordert?«

»Zum dritten Mal. Er hat auf einem erdähnlichen Mond mit Namen Impos ein Planetarium entdeckt. Na, schön, dieses Planetarium mag einige Überraschungen bereithalten. Aber dann kann man doch nicht als nüchterner Wissenschaftler diese Sensationsberichte nach Terrania senden und im gleichen Atemzug unsere besten Durchmusterer anfordern ...«

»Eine Frage«, warf Manders hastig ein, »was ist ein Durchmusterer?«

Sein Gesprächspartner erklärte ihm lang und breit, dass ein Durchmustererexperte sich nur damit beschäftige, vergleichende Aufnahmen von einzelnen Galaxien ständig zu überprüfen, um Veränderungen darin aufzuspüren.

Manders hatte in den letzten fünf Minuten kein einziges Mal an die Schreckwürmer gedacht, die auf mehr als zweihundert Planeten ihr alles vernichtendes Unwesen trieben. Nach der Erklärung, was ein Durchmusterer zu tun hatte, waren ihm Bedenken gekommen, Tyll Leydens Anforderungen einfach abzulehnen. »Lieber Kollege, ich möchte den Fall nicht selbst entscheiden. Was halten Sie davon, Leydens Anträge über Dienstweg eins laufen zu lassen? Damit sind wir doch jeder Verantwortung enthoben!«

»Dienstweg eins?«, wiederholte der andere in der Zentrale für Astronomie. Sein Gesicht drückte Missbilligung aus. »Rhodan damit belästigen? Na, ich weiß nicht ...«

»Der wird die Anforderungsanträge bestimmt nicht zu Gesicht bekommen. Wahrscheinlich bleiben sie in den Unterabteilungen hängen, erhalten dort den Vermerk Nicht genehmigt! und wir sind die Geschichte los!«

Dieses Argument überzeugte den anderen. »Einverstanden, Mister Manders. Ich lasse meinen Fall über Dienstweg eins laufen!«

»Ich auch ...«

Obwohl beide glaubten, sämtliche Verfügungen, Vorschriften und Anordnungen zu kennen, ahnten sie nicht, dass ein Akt, der über Dienstweg eins lief, ohne Verzögerung Perry Rhodan vorgelegt wurde.

Noch am gleichen Tag lagen die Anforderungen von Astronom und Physiker Tyll Leyden auf Rhodans Schreibtisch. Er nahm gerade einen Akt in die Hand, als sich die Auswertungsstelle des riesigen inpotronischen Gehirns auf Luna meldete. Rhodan überflog die erste Anforderungsfolie, während er konzentriert der Durchsage vom Mond lauschte.

Tyll Leyden, dachte er einmal kurz, ist das nicht der Mann, der tief in der Galaxis ein uraltes, völlig intaktes Planetarium in einem achttausend Meter hohen Berg entdeckt hat?

Perry Rhodan zeichnete die Folie ab. Seine Aufmerksamkeit galt der inpotronischen Durchsage. Nathan, wie das Riesengehirn auf dem Erdmond genannt wurde, äußerte den Verdacht, dass neben den 276 bewohnten Planeten, die vom Raupenfraß überfallen worden waren, noch viele weitere tausend Wellen zur Stunde ihrem organischen Untergang entgegensähen, nur sei von diesen weiteren Katastrophen noch nichts bekannt.

Perry Rhodan zeichnete auch den zweiten Anforderungsakt ab. Damit wurden drei Durchmusterer nach Impos abgestellt, um in dem Planetarium auf dem Planetenmond Impos Tyll Leyden bei seinen Untersuchungsarbeiten Hilfe zu leisten.

Rhodan, der sich allein in seinem Arbeitszimmer aufhielt, schüttelte den Kopf. Nathans Behauptung war absurd! Die Inpotronik wollte den Schreckwürmern Intelligenz zuschreiben!

Rhodan beugte sich vor und sah auf den Verteilerschlüssel. Über dreitausend Wissenschaftler in Terrania hörten gleich ihm die Durchgabe des Gehirns. Aber diese dreitausend Wissenschaftler waren nur ein kleiner Bruchteil der Experten, die auf die rätselhafte, und vor allen Dingen lebensbedrohende Raupenplage angesetzt worden waren.

Rhodans Gesicht drückte unmissverständlich Unzufriedenheit aus. Die Posbis waren einmal ein kaum zu lösendes Problem gewesen, aber dieses Problem konnte mit den Raupen oder den Ungeheuern nicht verglichen werden.

Ruckartig bewegte Rhodan den Kopf. Er blickte auf den Lautsprecher, aus dem die Stimme der Inpotronik klang.

Die Vermutung, dass zwischen den Milliarden Hornschrecken und den Ungeheuern eine Verbindung besteht, kann trotz der dürftigen Werte, die zur Verfügung gestellt wurden, nicht von der Hand gewiesen werden.

Rhodan hatte eine klare Definition erwartet; die Inpotronik aber schwieg sich aus!

Lächerlich, dachte der Administrator verärgert; lächerlich, die Raupenplage mit diesen großen, energiespeienden Springwürmern in Verbindung zu bringen. In diesem Augenblick verließ er sich lieber auf die Untersuchungsresultate seiner Forscher als auf die Auswertung durch Nathan.

Nach kurzer Pause gab die Inpotronik die nächste Auswertung bekannt:

Mit großer Wahrscheinlichkeit sind die Schreckwürmer durch fremde Intelligenzen auf die einzelnen Planeten geschafft worden. Eine Erklärung, warum die Ungeheuer ausgesetzt worden sind, kann nicht gegeben werden.

Man könnte verzweifeln, dachte Rhodan, als er auf dem Schirm das von Nathan abgestrahlte Schlusssignal sah. Unwillkürlich erinnerte er sich des Schreckwurms auf dem Planeten Hirosha, von dem schließlich nichts anderes übriggeblieben war als das Skelett mit dem gewaltigen Schädel.

Zweihundertsechsundsiebzig bewohnte Planeten wurden im Augenblick in größter Eile evakuiert. Besonders scharfe Kontrollmaßnahmen hatten zu verhindern, dass auch nur eine einzige Hornschrecke sich an Bord eines Schiffes schleichen konnte. Wie diese schleimabsondernden Raupen mit jedem Material fertig wurden, hatte Rhodan am eigenen Leib erfahren.

Rhodan beschäftigte sich mit dem übrigen Material, das ihm zur Kenntnisnahme vorgelegt worden war. An Tyll Leyden, den Astronomen und Physiker auf dem erst vor einem halben Jahr tief im stellaren Raum entdeckten Mondsystem eines Riesenplaneten, dachte er nicht mehr.

Die Explorerflotte war alarmiert, die Schiffe der USO hatten geheime Sonderaufträge durchzuführen. Vertrauliche Berichte waren an Händlersippen und Überschwere abgegangen, deren loyale Mitarbeit unzweifelhaft war. Der zuverlässigste Bundesgenosse der Galaxis, der vor gar nicht langer Zeit ihr größter und gefährlichster Feind gewesen war – die Posbis –, kreuzte mit seinen gigantischen Fragmentraumern zwischen den Sternen der Randzone und hielt auf den Planeten nach der violetten Drohung, den allesfressenden Hornschrecken, Ausschau.

In den Tresoren des Imperiums ruhten einige hundert Alarmpläne, jeder auf einen besonderen Fall zugeschnitten. Für diese Katastrophe jedoch hatte es keinen Alarmplan gegeben. Von heute auf morgen musste improvisiert werden.

Atlan hatte wieder einmal uneingeschränkt die terranische Rasse bewundert, die sich in wenigen Tagen auf die neue, vollkommen undurchsichtige Situation eingestellt hatte.

Freiwillige wurden gesucht.

Jede andere Regierung hatte großartige Aufrufe erlassen. Die Regierung des Imperiums hatte darauf verzichtet. Sie griff zum Mittel der gesteuerten Flüsterpropaganda. Nur innerhalb der staatlichen Organisationen wurde bekannt, dass Freiwillige für einen Katastrophenfall gesucht würden. Die Freiwilligen staunten, wie schnell sie nach Terra gebracht wurden, um dort, hermetisch abgesperrt von der Außenwelt, auf ihren Einsatz zu warten und zu erfahren, wohin es gehen würde.

Bei Rhodan lief eine neue Meldung ein. Sie kam von Elton, einem der von Hornschrecken überfallenen Planeten.

Achtundsiebzig Raumer hatten auf Elton nicht mehr starten können. Trotz schärfster Kontrollen war es diesen unangreifbaren Raupen gelungen, auf jene Schiffe zu kommen, sich dort rasend schnell zu vermehren und gleichzeitig ihr alles vernichtendes Auflösungswerk zu beginnen. Die Nachricht schloss mit dem nur sekundär beruhigenden Satz ab: Trotzdem konnte die gesamte Bevölkerung ohne Verluste evakuiert werden.

Rhodan blickte nicht auf, als ein Roboter eintrat, den Aktenstoß von seinem Schreibtisch nahm und damit verschwand. Sein Denken konzentrierte sich auf die plötzlich an vielen Stellen aufgetauchten Raupen, die buchstäblich alles auffraßen und nicht einmal vor Gestein oder härtesten Legierungen haltmachten.

Auf zweihundertsechsundsiebzig Planeten – bis vor Tagen noch ein Hort der Ruhe und Ordnung – wimmelte es plötzlich von diesem Getier.

Nathan war mehrfach befragt worden. Nathan sollte beantworten, auf welchem Weg die Hornschrecken auf die einzelnen Welten gekommen waren. Nathan hatte seinerzeit jedoch mit aller Deutlichkeit gesagt: Die Frage ist nicht zu beantworten!

Man hatte die Ortungen der vielen Stationen im Raum kontrolliert, außerdem die Raumüberwachungsstellen auf den bewohnten Planeten. Mit aller Gewalt wollte man durch diese Kontrollen das in Erfahrung bringen, was die Inpotronik auf dem Mond nicht in der Lage war, auszusagen. Aber je intensiver diese Kontrollen durchgeführt wurden, um so klarer stellte sich heraus, dass in den letzten Jahren auch nicht ein einziges Raumschiff unbemerkt durch die Maschen der Raumkontrollen geschlüpft war.

Wissenschaftler hatten von den verseuchten Planeten die unmöglichsten Theorien über die Entstehung der Raupenplage nach Terra gefunkt. Nathan, dem sie zur Begutachtung vorgelegt worden waren, hatte immer wieder erklärt: Theorie unlogisch.

Rhodan wunderte sich nicht über die Beurteilung der Mondinpotronik. Zu wenig war über die Hornschrecken und Schreckwürmer bekannt. Und was man über sie in Erfahrung gebracht hatte, war mit biologischen Prozessen nicht zu erklären.

Rhodan schüttelte den Kopf. »Unheimlich«, flüsterte er.

Woher kam nur diese Teufelsbrut, und woher kamen die ungeheuerlichen Schreckwürmer?

»Wir müssen es bald herausfinden ... bald, sonst sind aus rund dreihundert kahlgefressenen Planeten Zehntausende geworden. Wir müssen uns beeilen!« Und Rhodan nickte zu seinen Worten. Es kam selten vor, dass er Selbstgespräche führte. Als er sich erhob, um den Arbeitsraum zu verlassen, dachte er an die Laurins, die Unsichtbaren aus der Milchstraße Andromeda.

Hatten sie diese Gefahr heimlich auf den Planeten abgesetzt?

Rhodan war noch nicht an der Tür, als er diesen Gedanken energisch verwarf. Er erinnerte sich der Kontrollen aller Raumüberwachungsstationen. Sie hätten das Eindringen der Laurinschiffe unbedingt bemerkt. Noch früher aber die Posbis, die Todfeinde der Unsichtbaren.

*

Zum großen Verband der Fragmentraumer, den das Zentralplasma von der Hundertsonnenwelt der USO unterstellt hatte, gehörte auch die BOX-394. Atlan, Chef der USO, hatte die BOX-Einheiten in einem weitgezogenen Randgebiet der Galaxis eingesetzt und allen Posbischiffen den Befehl gegeben, sämtliche Planetensysteme in diesem Bezirk im Hinblick auf die Raupenplage und Schreckwürmer zu kontrollieren.

Ohne Kommentar waren die Schiffe gestartet. Weder die Plasmakommandanten der einzelnen Raumer, noch die Hundertsonnenwelt, die von diesem Einsatz unterrichtet worden war, wie es der Vertrag vorschrieb, hatten zu dem gefährlichen Erkundungsvorstoß eine Symbolspruch-Bemerkung gemacht.

Über das Kommandoschiff BOX-300 erhielt das Hauptquartier der USO in unregelmäßigen Abständen Hyperfunksprüche, in denen kurz mitgeteilt wurde, welche Systeme kontrolliert worden waren. Von Hornschrecken oder den gigantischen Schreckwürmern war darin nicht die Rede.

BOX-394, ein Würfel von Zwei Kilometern Kantenlänge war 18.432 Lichtjahre von M 13, dem Kugelsternhaufen Herkules, entfernt. Hier standen die einzelnen Sonnen weit auseinander, und die BOX-394 musste jedes Mal in den Hyperraum gehen, um die Distanzen zwischen den Sternen ohne große Zeitverschwendung zurückzulegen.

Wie in jenen vergangenen Zeiten, als die gigantischen Würfel noch die größte Gefahr für die Milchstraße bedeutet hatten, wurde auch heute noch jedes Posbischiff von sechs Plasmagehirnen kommandiert. In der Zentrale befanden sich sechs gewaltige Behälter, in denen der Biostoff aufbewahrt wurde, der mittels hypertoyktischer Verzahnung mit der inpotronischen Steueranlage verbunden war.

Aus dem Hyperraum kommend, schoss der Würfel auf eine blaue Sonne zu, die verloren im Raum zu stehen schien. In der BOX liefen die Robotortungen. Die Werte wurden an die Kommandanten und die Inpotronik durchgeben.