Perry Rhodan 193: Panik im Sonnensystem - Kurt Brand - E-Book

Perry Rhodan 193: Panik im Sonnensystem E-Book

Kurt Brand

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Beschreibung

Die Totgesagten erscheinen - und die Terroristen des Schwarzen Sterns schlagen zu Monatelang waren Perry Rhodan, Atlan und Reginald Bull, die drei mächtigsten Männer der Galaxis, in den Tiefen des Alls verschollen. Weder die Plophoser, deren Gefangene sie waren, noch die Rebellen von Badun ließen ihnen die Möglichkeit, an ein Hyperkomgerät zu gelangen. Und als die Bigheads die Verschollenen nach erfüllter Dienstleistung entließen, führte sie das automatische Raumschiff nicht zur Erde, wie erhofft, sondern zur Station der "lebenden Toten". In dieser Station jedoch, mitten im Todeskreis der Gammastrahlung, konnte Atlan unter Einsatz seines Lebens Geräte aktivieren, die eine unüberhörbare Botschaft aussendeten. Mausbiberkreuzer TRAMP, das einzige Solare Raumschiff in Reichweite der Sendeimpulse, nahm Kontakt mit den Verschollenen auf. Doch um Perry Rhodan und seine Gefährten zu retten - dazu war der Einsatz eines Schlachtkreuzers notwendig, kommandiert von einem Mann ohne Nerven, von einem Mann, der alles zu riskieren bereit war. Durch die Kriegslist eines Akonen verzögerte sich Perry Rhodans Heimkehr, und erst Julian Tifflor, der mit einem großen Flottenaufgebot erschien, konnte die verzweifelte Lage im Simban-Sektor zugunsten der Terraner beeinflussen. Wie aber sieht es im Solsystem selbst aus? Daß die Situation prekär ist, weiß Perry Rhodan längst, und er und seine Gefährten machen sich schleunigst bereit zum Rückflug nach Terra. Sie wissen aber noch nichts von den Machenschaften der Terrorgruppe Schwarzer Stern und von der PANIK IM SONNENSYSTEM...

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Nr. 193

Panik im Sonnensystem

Die Totgesagten erscheinen – und die Terroristen des Schwarzen Sterns schlagen zu ...

von KURT BRAND

Monatelang waren Perry Rhodan, Atlan und Reginald Bull, die drei mächtigsten Männer der Galaxis, in den Tiefen des Alls verschollen.

Weder die Plophoser, deren Gefangene sie waren, noch die Rebellen von Badun ließen ihnen die Möglichkeit, an ein Hyperkomgerät zu gelangen. Und als die Bigheads die Verschollenen nach erfüllter Dienstleistung entließen, führte sie das automatische Raumschiff nicht zur Erde, wie erhofft, sondern zur Station der »lebenden Toten«.

In dieser Station jedoch, mitten im Todeskreis der Gammastrahlung, konnte Atlan unter Einsatz seines Lebens Geräte aktivieren, die eine unüberhörbare Botschaft aussendeten.

Mausbiberkreuzer TRAMP, das einzige Solare Raumschiff in Reichweite der Sendeimpulse, nahm Kontakt mit den Verschollenen auf. Doch um Perry Rhodan und seine Gefährten zu retten – dazu war der Einsatz eines Schlachtkreuzers notwendig, kommandiert von einem Mann ohne Nerven, von einem Mann, der alles zu riskieren bereit war.

Durch die Kriegslist eines Akonen verzögerte sich Perry Rhodans Heimkehr, und erst Julian Tifflor, der mit einem großen Flottenaufgebot erschien, konnte die verzweifelte Lage im Simban-Sektor zugunsten der Terraner beeinflussen.

Wie aber sieht es im Solsystem selbst aus?

Dass die Situation prekär ist, weiß Perry Rhodan längst, und er und seine Gefährten machen sich schleunigst bereit zum Rückflug nach Terra.

Die Hauptpersonen des Romans

Henner Dutchman – Ein Mann, der bei seinen Kameraden und Vorgesetzten nicht beliebt ist.

Allan D. Mercant – Solarmarschall und Chef der Galaktischen Abwehr.

Homer G. Adams – Der Chef der GCC bereitet den finanziellen Ruin ganzer Sternenreiche vor.

Froser Metscho – Erster Konsul von Plophos.

Enzo Gilles – Präsident des Parlaments von Terrania.

Julian Tifflor – Der Schwarze Stern will Perry Rhodans Stellvertreter ermorden.

Perry Rhodan, Atlan und Reginald Bull

1.

Henner Dutchman war bei seinen Kameraden und Vorgesetzten nicht beliebt. Aber niemand war sich klar darüber, warum man ihn nicht mochte. Der einzige, der es ihnen hätte sagen können, war Henner Dutchman selbst; er jedoch schwieg.

Er war von einer Einheit der Flotte zur anderen versetzt worden. Kein Vorgesetzter konnte etwas mit ihm anfangen. In Dutchmans Personalakte war immer wieder der Satz zu lesen: Eignet sich nicht für die Einheit.

Vor drei Monaten war er nach Pluto versetzt worden. So lange war er bis jetzt bei keinem Verband geblieben. Aber seine Zeit war morgen hier zu Ende. Gestern hatte ihn die Versetzungsorder erreicht. Ohne die geringste Gemütsbewegung zu zeigen, hatte er sie zur Kenntnis genommen.

Schlimmer als auf Pluto konnte es auf dem Saturn auch nicht sein. Seine Personalakte war um eine Folie dicker geworden. Darauf stand unter anderem wiederum: Eignet sich nicht für die Einheit.

Henner Dutchman machte im Saal unter der flachgewölbten Kuppel zum letzten Mal Dienst. Als Spezialist für inpotronische Schaltungen hatte er dafür zu sorgen, dass deren technische Anlagen im Kuppelsaal alle einwandfrei arbeiteten.

Sie arbeiteten immer einwandfrei! Wenn auf der Station ein Mann völlig überflüssig war, dann hieß er Henner Dutchman! Aber man sah ihm nie an, dass er sich langweilte. Er war immer in Bewegung, mal hier, mal da, und er interessierte sich für alles. Er versuchte sich in jedes Gespräch zu mischen. Man ließ ihn deutlich merken, dass man seine Anwesenheit nicht schätzte. Er entfernte sich dann, um sich zur nächsten Gruppe zu stellen. Doch da erging es ihm genauso. Es mochte ihn eben niemand.

Dutchman, 28 Jahre alt und über 1,80 Meter groß, durchquerte den Saal und blickte zur Decke. Die flache Kuppel war transparent. Das kalte Glitzern ferner Sonnen war deutlich zu sehen. Aber er beschäftigte sich in seinen Gedanken ebensowenig damit wie mit seiner erneuten Versetzung.

Er dachte an die Bedeutung dieser Zentrale, die 28 Stockwerke tief in den vereisten Boden Plutos reichte. Von den 50.000 ferngesteuerten und im Raum schwebenden Giganttransmitterstationen war fast die Hälfte mit dieser Kommandostelle verbunden; der Rest wurde vom Saturn und Jupiter aus versorgt.

Die Versorgung bestand darin, dass jeder einzelne Giganttransmitter über Transmitterstrahl 1000 Gigatonnen schwere Bomben erhalten konnte, um sie mittels Transformkanonen auf als feindlich erkannte Ziele im Raum abzuschießen.

Im Imperium war bekannt, dass diese automatisch arbeitenden Einheiten, von denen einige hundert sogar noch die Plutobahn kreuzten, hochwertige Peilerstationen waren, aber auch Abwehrforts mit größter Kampfstärke.

Und Henner Dutchman dachte daran, dass es in der Galaxis kein Sonnensystem gab, das so geschützt war wie das Solare.

Er blieb neben der Ortung für den Raumsektor 3-Grün stehen.

Nebenan lief der Datengeber. Er schlüsselte Impulse von bestimmten Giganttransmittern in Zahlenwerte und Wörter auf.

Über die Bildscheibe für 3-Grün zog ein glitzernder Punkt; dieser Punkt war eins von den vielen Hunderten Raumschiffen, die zur Zeit, im Solaren System ein- und ausflogen.

»Der letzte Großmogul fliegt ein!«, hörte Henner Dutchman sagen.

Es klang nicht gut; die Bezeichnung Großmogul war in diesem Zusammenhang fast schon ein Schimpfwort.

»Die Flotte hat ja Gott sei Dank auch noch ein Wörtchen mitzureden!«, sagte der zweite Mann an der Ortung 3-Grün. »Bande!«

Henner Dutchman wusste wiederum, wer nun gemeint war. Die Nachrichten, die stündlich von der Erde einliefen, sprachen offen von unüberbrückbaren Gegensätzen zwischen den 802 Staatschefs und Administratoren, die zum Teil mit sehr großen Delegationen nach Terrania gekommen waren, um das terranische Sternenreich unter sich aufzuteilen.

Selbst dem Einfältigsten musste es in den letzten Tagen auffallen, dass in den Nachrichten der Name Julian Tifflor fehlte.

Er wurde auch nicht in den vielen offiziellen Erklärungen erwähnt, die jeder Administrator oder Staatschef eines von Terranern besiedelten Planeten glaubte abgeben zu müssen. Dass Tifflor mit einem riesigen Verband schwerster Einheiten in den Raum gestartet war, hatte man ihm sogar schon als Flucht ausgelegt.

»In den nächsten Tagen und Wochen erleben wir alle eine Tragödie«, sagte der gedrungene Mann an der 3-Grün-Ortung zu seinem Kameraden. »Wenn man darüber nachdenkt, könnte man heulen. Da verschwindet ein Mensch, der Perry Rhodan heißt, man erklärt ihn für tot, und im gleichen Moment bricht ein gewaltiges Sternenreich, das er allein geschaffen hat, auseinander. Männer, auf die wir Terraner vertrauten, zeigen sich jetzt als Leichenfledderer. Jeder will der Mächtigste werden; keiner denkt an das Imperium, und solche Kreaturen sind Administratoren oder Staatschefs terranischer Welten!«

»Vergiss die Flotte nicht!«, warf der andere ein.

Der gedrungene Mann brauste auf. »Dann gibt's Krieg! Wenn die Flotte ...«

Der Nachrichtengeber hatte sich mit leisem Summen gemeldet. Das Summen klang so eigenartig, und sein Ton war so aufrüttelnd, dass im gesamten Kuppelsaal jedes Gespräch verstummte.

Über den Nachrichtengeber war die Zentralstelle auf Pluto mit dem Hauptquartier der Flotte verbunden. Es war so gut wie ausgeschlossen, dass Mitteilungen oder Befehle, die auf diesem Weg verbreitet wurden, abgehört werden konnten.

»Verschlüsselt! An Oberst Mc'Zie gerichtet!«

Über Interkom wurde der Oberst benachrichtigt. Kurz darauf betrat er den Kuppelsaal. Er schob die Folie mit der verschlüsselten Mitteilung in den Dechiffrierer, nahm Einstellungen daran vor, die nur ihm bekannt waren und wartete nun auf den Klartext.

Von allen Seiten blickte man ihn erwartungsvoll an, als er den Text jetzt las. Einer der Männer, die ihm am nächsten waren, hieß Henner Dutchman.

Oberst Mc'Zie blickte sich im Kreis um, erkannte Dutchman und winkte ihn heran. »Lesen Sie die Nachricht, und Sie wissen dann, was Sie zu tun haben.«

Henner Dutchman las:

Hauptquartier der Flotte an Oberst Mc'Zie.

Alle Raumer der Administratoren und Staatschefs haben Startverbot. Das Verbot bezieht sich auch auf alle Begleitschiffe. Stellen Sie die von Pluto aus versorgten Giganttransmitter so ein, dass es keinem der oben erwähnten Schiffe gelingen kann, das Solare System zu verlassen.

Das Hauptquartier handelt im Auftrag der Galaktischen Abwehr.

Wortlos gab Dutchman den Klartext an seinen Obersten zurück. Der legte ihn in den Auflöser, einem kleinen Zusatzgerät am Dechiffrierer.

Dutchman ging unterdessen zur Inpotronik. Er schob an einer Stelle die Verkleidung zur Seite, zog mit sicherem Griff einen Schaltsatz heraus, blickte dabei in das Innere hinein und erstarrte.

Aber seine Bestürzung dauerte nicht lange. Das Schaltstück, das er gerade entnommen hatte, kam wieder an seinen alten Platz. Die Verkleidung glitt in ihre ursprüngliche Lage zurück, und Dutchman suchte Oberst Mc'Zie auf.

»Fertig, Dutchman?«

Henner Dutchman flüsterte: »Sir, ich kann die Giganttransmitter nicht auf ihre Spezialaufgabe einstellen. Der Schaltblock dafür fehlt!«

Mc'Zie, ein etwas dicker, jovial wirkender Mann, ließ sich nichts anmerken. »Danke!«, sagte er. »Sie können aber jetzt schon Ihren Dienst beenden. Ich wünsche Ihnen bei Ihrer neuen Einheit viel Glück.«

»Ich kann Glück in jeder Menge gebrauchen«, erwiderte Dutchman so laut, dass jeder im Kuppelsaal es hören musste.

Einige grinsten leicht. Niemand bedauerte, dass sie nun nichts mehr mit diesem unsympathischen Mann zu tun haben würden. Alle sahen ihn gern den Kuppelsaal verlassen.

Aber niemand beobachtete Henner Dutchman, als dieser auf die Transmitterstation zuging, die ihn zu seiner neuen Einheit nach dem Saturn befördern sollte. Er legte auch Wert darauf, nicht beobachtet zu werden, denn anstatt die Gegenstation auf dem Saturn einzustellen, wählte er einen bestimmten Transmitter auf der Erde. Dann trat er hinein und verschwand. Die Einstellung an der linken Seite sprang auf Null zurück.

*

Der Chef der General-Cosmic-Company, Homer G. Adams, war keine imponierende Erscheinung. Er war klein und ein wenig zu breit in den Schultern. Sein Rücken war krumm. Sein strähniges, verwaschenes Blondhaar war nicht glatt gekämmt.

Aber wer sah das, wenn er zum ersten Mal vor Homer G. Adams stand?

Von ihm ging der Ruf aus, dass alles zu Gold würde, was er einmal mit seinen Händen berührt hatte.

Der Wirtschaftsminister des Imperiums war einer der wenigen Männer, die selten ins Rampenlicht traten, und viele Terraner konnten nicht einmal sagen, ob er alt oder jung war.

Solarmarschall Mercant, Chef der Galaktischen Abwehr, hielt sich bei Adams auf.

Der Wirtschaftsminister lächelte kalt, als Allan D. Mercant seinen Lagebericht beendet hatte. Jetzt beugte er sich vor und sagte ruhig: »Es ist hin und wieder gut, wenn auch ein Wirtschaftsminister Politik macht. Mercant, ich gebe Ihnen den guten Rat, halten Sie die säbelrasselnden Offiziere der Flotte zurück. Damit können Sie immer noch argumentieren. Stören Sie so wenig wie möglich die Geheimverhandlungen unserer Administratoren. Wir erhalten doch nie wieder solch eine gute Gelegenheit, um Weizen von Spreu zu scheiden. Und jene Herren, die glauben, das Imperium unter sich aufteilen zu können, werde ich zu einer kleinen Unterredung einladen. Mercant, ich garantiere Ihnen, dass diese Staatschefs und Administratoren vom Grauen gepackt werden. Sie werden keine Angst vor mir bekommen, sondern Angst vor ihrer eigenen Dummheit. Ich sehe der Entwicklung ruhiger denn je entgegen. Seitdem wir endlich auch die Arkoniden nicht mehr mit Milliarden und aber Milliarden unterstützen müssen, verfügt der Staatshaushalt über Mittel wie noch nie ...«

Ungeduldig wehrte Mercant ab. »Es geht hier doch nicht ums Geld. Es geht um die Ruhe im Solaren Imperium, um den Bestand des von uns Menschen erbauten Sternenreiches. Was kann sich daraus entwickeln, wenn über Nacht auf dreihundert von 802 Planeten Unruhen entstehen und diese Welten ihr Ausscheiden aus dem Verband des Solaren Imperiums erklären?«

»Ich habe mit vierhundert gerechnet!«, warf Homer G. Adams kalt ein.

»So?« Im gleichen Moment hatte der Abwehrchef begriffen, dass Adams über einen starken Trumpf verfügen musste. »Mit welchen vierhundert Planeten, Adams?«

»Sie wollen Namen hören, Mercant? Namen kann ich Ihnen keine nennen. Hören Sie, mein Lieber, ich habe vor etwa neunzig Jahren angefangen, bei Abschluss eines jeden neuen Handelsvertrages Sicherungen einzubauen. Die einzige Sicherung, die auf allen bewohnten und kulturtragenden Sternen nie ihren Wert verliert, ist das Geld!

Eine Flotte kann meutern! Was nützen dann die teuren Schiffe?

Geld kann nicht meutern, aber Geld kann so schnell von einem Planeten zum anderen fließen, dass über Nacht eine Welt bankrott ist. Und jetzt sehen Sie mich entgeistert an! Warum?«

»Weil ich Ihnen jedes Wort glaube, Adams. Aber vierhundert Welten finanziell ruinieren ...«

»Stopp, mein Lieber«, warf Adams leicht erregt ein, »wenn es soweit ist, dann sind auch wir pleite – dann haben wir eine Inflation von galaktischem Format, und mich verflucht man dann noch tausend Jahre später! Nein, dieses Denkmal möchte ich mir doch nicht setzen. Aber meines Erachtens genügt es, dreißig oder vierzig Welten, die gegen uns aufsässig sein sollten, ganz legal über Nacht bettelarm zu machen. Das ist doch humaner als der humanste Einsatz schwerer Kampfraumerverbände ...«

»Ja, wie denn, Adams?«, rief Mercant aus, der ein Genie auf dem Gebiet der Abwehr war, aber von wirtschaftlichen und finanztechnischen Manipulationen keine Ahnung hatte.

»Ich will es Ihnen erklären, Mercant. Geld will ruhig bewegt werden, will ruhig, gelassen rollen. Geld fließt von Stern zu Stern im gleichmäßigen Tempo. Aber plötzlich verstopfe ich alle Abflüsse bis auf einen, weil ich über diesen Kanal eine Schuld zu begleichen habe, die kurzfristig gekündigt worden ist. Mein abfließendes Geld geht nur noch in eine Richtung. Die anderen aber, die nun von meinem Geld nichts mehr bekommen, haben mit dem Eingang gerechnet, um Verpflichtungen zu erfüllen. Und in diesem Moment, in dem sie nichts flüssig haben, trifft auch sie eine kurzfristige Kündigung.

Was meinen Sie, was auf diesen vier oder fünf Welten an den Börsen los ist? Und wenn die General-Cosmic-Company Aktienpakete von diesen Welten durch Strohmänner auf den Markt wirft?

Mercant, von diesem Schreibtisch aus kann ich bestimmen, auf welcher Welt morgen die wildeste Inflation herrscht und welcher Planet davon verschont bleiben soll. Es war meine Pflicht gegenüber dem Imperium, diese Vorkehrungen zu treffen. Ob ich von diesen Mitteln Gebrauch machen werde, zeigt sich über kurz oder lang. Wenn ich mich auf meine Vorahnungen verlassen kann, dann wird es nicht besonders schlimm werden.«

»Ein schwacher Trost, Adams. Kriegerische wie finanztechnische Handlungen, die Unglück über die Menschen bringen, sind mir ein Gräuel.«

»Sie haben recht, Mercant, aber wollen Sie denn zusehen, wie einige machtlüsterne Burschen ein Staatsgebilde zerstören, das Milliarden Menschen Frieden und Wohlstand sichert? Warum lassen Sie diese Bande nicht festnehmen?«

»Sie stehen unter dem Schutz der Immunität, Adams!«

Der grinste plötzlich. »Besteht das Startverbot für die Raumschiffe der Administratoren schon lange, Mercant?«

»Seit einer Stunde.«

»Dann sind alle 802 in Terrania versammelt?«

Zu einer Antwort kam es nicht mehr. Der Interkom unterbrach das Gespräch. Die Bildscheibe blieb dunkel. Aus dem Lautsprecher erklang eine Kennziffer, die Mercant aufhorchen ließ. »Sir, ich habe gerade einen 3-3-Bericht gehört. 3-3 scheint gegeben zu sein!«

Homer G. Adams konnte mit diesen Zahlengruppen nichts anfangen, aber Mercant sagten sie viel. Er war aufgesprungen. »Ich muss sofort zurück!«

»Moment«, widersprach Adams, »was heißt 3-3?«

»3-3 heißt, Gefahr für unsere fünfzigtausend Giganttransmitter, die zum Schutz des Solaren Systems zwischen unseren Planeten schweben. Was los ist, weiß ich nicht.«

»Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt, an dem sich 802 Sternverwalter auf der Erde befinden, ist unser Schutzsystem bedroht? Eigenartig, Mercant!«

»Deshalb möchte ich an Ort und Stelle Einzelheiten erfahren. Ich komme später noch einmal vorbei, Adams.«

Er eilte hinaus. Adams schien ihn im gleichen Moment vergessen zu haben. In mancher Beziehung war dieser Mann altmodisch. Er zog es vor, auf einem gewöhnlichen Block mit Bleistift seine Notizen zu machen.

Er nahm ihn zur Hand, griff nach dem Stift und begann in eigenartiger Reihenfolge Aktenzeichen niederzuschreiben. Homer G. Adams, der über ein fotografisches Gedächtnis verfügte und nie etwas vergaß, das er einmal gelesen hatte, führte jetzt Registernummern auf, unter denen eine große Anzahl von Handels- und Finanz vertragen zu finden war.

Er lächelte grimmig und dachte dabei an einige Administratoren, die zur Zeit ihren gesamten Einfluss ausspielten, um das Solare Imperium zu zertrümmern. Adams verfügte über das Mittel, jeden dieser Pläne unmöglich zu machen.

Seine Waffe hieß: Geld!

Mit einigen hundert privaten Banken, die auf vielen der 802 von Terranern bewohnten Planeten ihre Niederlassungen hatten, war er in der Lage, von heute auf morgen die Inflation zu entfesseln. Dass diese Privatbanken tatsächlich Eigentum der General-Cosmic-Company waren, hatte verschleiert werden können.

Untereinander hatten sie sich nach einem raffiniert ausgearbeiteten Plan Darlehen gegeben und die verfügbaren Summen an die planetarischen Administrationen als Kredite weitergereicht. Dieses Hin und Her von Geldgeben und Geldnehmen war schließlich so kompliziert geworden, dass nur ein Mann mit Adams Fähigkeiten noch in der Lage war, einen Überblick zu behalten.

Er hatte ihn keine Minute lang verloren.

Jetzt kam der Tag heran, an dem er die Sicherungen, die eingebaut worden waren, um den Bestand des Imperiums zu gewährleisten, wirksam werden lassen musste.

Privatbanken, die laut gültiger Verträge gegebene Kredite kurzfristig zu kündigen vermochten, waren in ihrer Handlungsweise viel beweglicher als planetarische Verwaltungen und gingen auch mit allen ihnen zur Verfügung stehenden gesetzlichen Mitteln gegen ihre Schuldner vor.

Auf Homer Adams Notizblock wanderten Milliarden und aber Milliarden Solar von einer Bank zur anderen, von einem Stern zum anderen. Die einzelnen Banken konnten nicht übersehen und ahnen, was mit dem kurzfristigen Rückruf vieler Kredite ausgelöst wurde.

Durch Kündigung von 73 Kreditverträgen bei 34 Banken wurden zum Schluss auf vier Planeten 1,79 Billionen Solar abgezogen. Weitere 2,56 Billionen Solar flossen von 19 anderen Welten zur Erde zurück. Diese Summen jedoch waren nicht so groß, die planetarischen Zentralbanken zu erschüttern. Verheerende Währungsfolgen dagegen hatte auf den ersten vier Planeten der kurzfristige Abruf von 1,79 Billionen Solar. Hinzu kam auch noch, dass zwischen Monitor und Algiss das Handelsabkommen gekündigt wurde.

»Ich bekomme euch auch ohne Krieg und Flottenaufgebote wieder in die Reihen imperiumstreuer Planeten!«, sagte Homer G. Adams grimmig.

Er manipulierte mit Aktienpaketen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt auf den Börsen der vier Planeten zum Verkauf angeboten wurden.

Insgesamt machten sie nach augenblicklichem Kurs rund 3,05 Billionen Solar aus. Diese Aktienpakete genügten, auf den Börsen der vier Planeten einen Run auszulösen.

Die Kurse aller anderen Aktien würden ins Bodenlose fallen, wenn bekannt wurde – und dafür würde Homer G. Adams sorgen –, dass private Banken ihrer Administration kurzfristig große Kredite gekündigt hatten!

Homer G. Adams, das Wirtschaftsgenie des Solaren Imperiums, hatte auf seinem Gebiet eine Organisation aufgebaut, die sich in allen Punkten mit der schlagkräftigen Galaktischen Abwehr messen konnte.

Aber zum ersten Mal wurde von Homer G. Adams der Faktor Geld als Waffe benutzt!

*

Henner Dutchman, der offiziell nach dem Saturn versetzt worden war, erhob sich, als er den eintretenden Mercant erkannte.