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Dieses Journal enthält die Verschriftlichung der Workshops und Vorträge der 25. GBP-Fachtagung in Schloss Buchenau bei Eiterfeld vom 16.-20.10.2024. Diesmal gabe es zwei Jubiläen: 30 Jahre GBP e.V. und die 25. GBP-Fachtagung Namhafte Referent*innen berichten über spezalisierte Anwendungsgebiete der Körperpsychotherapie oder die teilweise von ihnen selbst entwickelten Methoden, die sie inzwischen bei ihrer Arbeit ergänzend einsetzen. Mit Beiträgen von: Hanna Maier und Christine Clouth: Ein Blick in die biodynamische Zukunft Menno de Lange: Der Körper - der Ort, an dem man sein sollte Achim Korte: Energieheilung im Dienste unserer verkörperten Spiritualität Sonja Marten: Von geborgenen orten, heilsamen Räumen, pulsierenden Strömen und Embodiment in schwierigen Zeiten Sabine Schmidt: Wenn der Körper Nein sagt - Vaginismus verstehen und heilen Christine Clouth: "Biodynamik" meets ROMPC® Ulrike Brandl: Polyvagaltheorie und Biodynamik Grazyna Bzik: Rhythmus - Heilsame Kraft des Lebens Thomas Haudel: Satzergänzungslaufkreis (SelK) - eine biodynamische Methode zur Ressourcenaktivierung Lisa Kroner: Die heilsame Kraft des therapeutischen Humors Sabine Kluth: Atmen ist von zweierlei Kraft Siggi Bach: Das Netzwerk von Affekt, mentaler Identität und systemischen Gesetzen Heidrun Claußen: Die Geschichte der GBP e.V. Ulrike Lienert: Überblick über alle Vorstände der GBP e.V.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Vorwort
Hanna Maier und Christine Clouth
Ein Blick in die biodynamische Zukunft
Menno de Lange
Der Körper - der Ort, an dem man sein sollte
Achim Korte
Energieheilung im Dienste unserer verkörperten Spiritualität
Sonja Marten
Von geborgenen Orten, heilsamen Räumen, pulsierenden Strömen und Embodiment in schwierigen Zeiten
Sabine Schmidt
Wenn der Körper Nein sagt - Vaginismus verstehen und heilen
Christine Clouth
"Biodynamik" meets ROMPC®
Ulrike Brandl
Polyvagaltheorie und Biodynamik
Grazyna Bzik
Rhythmus - Heilsame Kraft des Lebens
Lisa Kroner
Die heilsame Kraft des therapeutischen Humors
Thomas Haudel
Der Satzergänzungslaufkreis (SelK)
Sabine Kluth
Atmen ist von zweierlei Kraft
Siggi Bach
Das Netzwerk von Affekt, mentaler Identität und systemischen Gesetzen
Heidrun Claußen
Die Geschichte der GBP e.V.
Ulrike Lienert
Überblick über alle Vorstände der GBP e.V.
Die Autor*innen
Improtheater - Fotoimpressionen
Fotoimpressionen der Tagung
Bisher erschienene Journale
Abendstimmung Schloss Buchenau
Plenum beim Vortrag von Heidrun Claußen Bildrechte: GBP e.V.
Liebe Leserinnen und Leser,
mit dieser Tagung durften wir zwei Jubiläen feiern: Die GBP wurde vor dreißig Jahren gegründet und es war die fünfundzwanzigste von uns organisierte Fachtagung. Aus diesem Grund war das Tagungsformat etwas anders angelegt als sonst üblich. Insbesondere hatten wir unsere Vereinsmitglieder aufgerufen, sich mit einem Beitrag zu beteiligen, und es gab außer den dreistündigen Workshops auch eineinhalbstündige Workshops.
Die Fülle und Weiterentwicklungen in der Biodynamik wurden in den vielfältigen Workshops eindrücklich verdeutlicht.
In den Vorworkshops von Achim Korte und Menno de Lange konnten wir uns von energetischem Stress befreien und in die persönliche und spirituelle Entfaltung gehen. Das Bewusstsein der Liebe und des Lichts konnten wir in verschiedenen Facetten erleben.
In die Haupttagung wurden wir von Christine Clouth und Hanna Maier mit der Frage eingeleitet: „Was wollen wir von der Biodynamik bewahren und wo können wir neue Forschungen mit unserem Wissen verbinden?“ Es waren gut achtzig Teilnehmende anwesend.
Beim Improvisationstheater am Freitagabend durften wir neue Erfahrungen machen. Der spontane Ausdruck und unsere Präsenz sind in unserer therapeutischen Arbeit elementar. Dies lässt sich prima im Improtheater erfahren. Ohne Plan und ganz spontan konnten nachdenkliche, spaßige und berührende Szenen entstehen.
In den folgenden Workshops der nächsten Tage gab es einiges zu erleben. Bei Sabine Schmidt haben wir viel über Vaginismus erfahren und konnten ein tieferes Verständnis für dieses Thema entwickeln.
Sonja Martens führte uns in heilsame Räume und schärfte unser Bewusstsein für geborgene Orte.
Ulrike Brandl machte die noch relativ neue Polyvagaltheorie von Steven Porges und die Nähe zur Biodynamik erlebbar. Für manches, was Gerda Boyesen noch nicht in Worte fassen konnte, gibt die Polyvagaltheorie nun einen theoretischen Hintergrund.
Mit der TaKeTiNa-Rhythmusarbeit durften wir bei Grazina Bzik eine Heilmethode zur Behandlung von u.a. Trauma, Burnout und Depressionen erfahren.
Einen anderen Ansatz zur Traumatherapie, bei der eine Entkoppelung über das limbische System erfolgt, stellte uns Christine Clouth vor.
Siggi Bach zeigte uns einige funktionelle Übungen, um den Muskeltonus von strukturschwachen Klienten zu stärken. Ebenso verdeutlichte er die Wichtigkeit der Beziehung zwischen Klienten und Therapeuten und brachte uns wieder die Theorien von Gerda Boysen näher. Siggis Nähe zu Gerda und ihrer Arbeit machte die Biodynamik in ihrer Ursprünglichkeit wieder sehr erlebbar und spürbar.
Uns allen ist die Bedeutung des Atmens auf unser Körpererleben bewusst. Mit der Einatem- und Ausatemtypenlehre nach Erik Wilk erhielten wir durch Sabine Kluth ein neues Verständnis davon.
Der heilsame Humor durfte bei aller Ernsthaftigkeit nicht fehlen: Lisa Kroner gab eine Einführung und sorgte für eine Anstrengung der Lachmuskeln.
Auch Sätze konnten neu entdeckt werden: Mit dem Satzergänzungslaufkreis (SelK) brachte uns Thomas Haudel seine Ressourcenaktivierung näher.
Anlässlich des Jubiläums brachte uns Heidrun Claußen am Samstagabend die Vereinsgeschichte wieder in Erinnerung. Diese Zusammenfassung finden Sie in diesem Journal sowie eine Auflistung aller bisherigen Vorstandsmitglieder, die den Verein am Leben erhalten und immer wieder die tollen Fachtagungen organisiert haben.
Wir durften zusammen eine sehr informative und gelungene Tagungszeit verbringen. Es kann nur ein Teil dessen, was wir in den Workshops erleben durften, in den Texten hier wiedergegeben werden.
Es lohnt sich also, bei der nächsten Tagung persönlich dabei zu sein!!
Ulrike Lienert
2. Vorsitzende der GBP e.V.
Bildrecht: GBP e.V.
„Nichts ist so beständig wie der Wandel.
Alle Dinge sind im ewigen Fluss, im Werden,
ihr Beharren ist nur Schein.“ (Heraklit)
Beginn und Einleitung
Hanna Maier: Ich freue mich sehr, euch hier zum Eröffnungsvortrag begrüßen zu dürfen. Es war mir eine Ehre, als ich das Angebot erhielt, hier zu beginnen.
Die Entscheidung, die Tagungseröffnung gemeinsam mit Christine zu machen, fand ich sehr reizvoll, wenngleich es auch zeitaufwändig war. Aber der fachliche Austausch war sehr spannend und lehrreich, und wir hatten Spaß.
Dazu kommt, dass wir uns gut verstehen, und so war es eine Win-Win-Situation für uns beide.
Es ist aufregend, diesen Vortrag im Zwiegespräch zu halten.
Deshalb halten wir gleich mal einen Daumen, was ihr auch machen könnt. Das Selbstvertrauen wird gestärkt, es bringt uns in unsere Mitte und es hilft auch, das Gedankenkarussell abzustellen. Mir gefällt es, dass ich das überall und zu jeder Zeit durchführen kann. Es ist eine Selbsthilfemethode aus dem Jin Shin Jyutsu, die ich gerne in der Praxis anwende und gut mit meiner biodynamischen Arbeit verbinden kann.
Christine, während du deinen Daumen hältst, kannst du gerne weitersprechen.
Christine Clouth: Herzlichen Dank, liebe Hanna. Das Daumenhalten ist eine gute Idee. Für mich ist es ebenso eine Ehre, hier mit dir den Eröffnungsvortrag zu halten und die gemeinsamen Gespräche haben auch mir sehr viel Freude gemacht.
Wir stehen heute an einem Punkt, an dem wir uns gemeinsam fragen sollten: Was wollen wir bewahren und wo möchten wir uns bewegen in Bezug auf die Biodynamische Körperpsychotherapie/ Psychologie.
Unsere Methode hat eine lange Tradition, die wir sehr wertschätzen. Die biodynamische Arbeit legt den Fokus auf den natürlichen Fluss der Lebensenergie und auf die Selbstregulation des Körpers. Dieses Fundament, das auf Achtsamkeit, Respekt und dem tiefen Vertrauen in den Körper basiert, ist unser größtes Gut und sollte bewahrt werden: ebenso die Grundannahme, dass wir ein „verkörpertes Selbst“ sind, dass der Körper verdrängte Emotionen beinhaltet und der Mensch als Ganzes ganz speziell durch verschiedenste Massagetechniken und Übungen angesprochen werden kann – ganz im Sinne von „Über den Körper die Seele heilen“!
Wir begleiten in unseren Praxen Menschen, die mit den verschiedensten Anliegen und Problemen zu uns kommen. Dazu gehören z.B. psychosomatische Probleme und Depressionen, denen teilweise auch tiefergehende Traumatisierungen zugrunde liegen können.
Nun ist uns bewusst, dass wir mit der Biodynamik vor allem bei frühen Störungen unsere Methode sehr heilsam anwenden können. Hierfür braucht es jedoch noch mehr Anerkennung in Therapeutenkreisen. Darüber hinaus fehlt uns ggf. bei der ein oder anderen Symptomatik von Traumapatient*innen sowohl das Hintergrundwissen als auch die Methodik, die wir bei dieser Klientel gewinnbringend und traumalösend einsetzen können – v.a. bei Patient*innen, für die Berührung in Reizüberflutung oder dissoziative Zustände führt.
Ich habe das am eigenen Körper erlebt bei meiner ersten Therapie, in der ich nicht verstehen konnte, weshalb bei mir die Massagen nicht so wirkten wie bei anderen Menschen. Später erst wurde mir klar, dass ich lange in einem dissoziierten Zustand während der Massagen war. Leider hatte das meine damalige Therapeutin nicht wahrnehmen können bzw. haben ihre Interventionen nichts daran ändern können. Hier gibt es meiner Meinung nach Aspekte und Methoden aus anderen Therapierichtungen, die wir gut als Ergänzung zu den wunderbaren Methoden der Biodynamik nutzen können.
Grundlagen der Biodynamischen Körperpsychotherapie/Psychologie
Um uns nochmals konkret bewusst zu machen, welche Grundannahmen und Methoden die Biodynamische Körperpsychotherapie/Psychologie ausmachen, haben wir euch wichtige Elemente der Biodynamischen Essenz zusammengetragen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern wollten euch am Ende des Vortrages gerne die Gelegenheit geben, im gemeinsamen Austausch weitere Grundlagen und Methoden zu sammeln. (Leider war dies aus zeitlichen Gründen nach dem Vortrag nicht möglich. Die Einladung, hier weiter im Austausch zu sein, wollen wir jedoch aufrechterhalten und wir hoffen, dass hierzu bei einer der nächsten Tagungen Zeit und Raum sein wird.)
1. Massagen
Wir starten mit den Massagen.
Hanna, du bist eine Verfechterin des Deep Drainings, erzähl uns doch gerne von den wichtigen Aspekten.
Deep Draining
Hanna Maier: Deep Draining (nachfolgend DD genannt) ist eine von Gerda Boyesen entwickelte Massagetherapie, die das Ziel hat, die neurotische Haltung und das eingeschränkte Atemmuster aufzulösen. Insbesondere durch die Auflösung der Schreckreflexmuster auf körperlicher Ebene kommt es zu Haltungsveränderung und zur Wiederherstellung des natürlichen, spontanen Atemmusters. Damit geht eine ebenso tiefgreifende psychische Haltungsveränderung einher. Gerda sprach deshalb von der Psychoanalyse auf der Körperebene.
Bei dieser Therapie können heftige emotionale Prozesse ablaufen, wobei grundlegende psychische Traumata bewusst und aufgelöst werden.
DD steht daher in enger Verbindung zur biodynamischen Vegetotherapie. Es können heftige vegetative Reaktionen auftreten, die den Gesundungsprozess auf vegetativer Ebene begleiten.
Die Therapeutin arbeitet im DD auf verschiedenen körperlichen Ebenen: Von der Knochenhaut bis zur Aura, um die Blockierungen der Lebensenergie auf jeder dieser Ebenen aufzulösen. Dadurch wird auch der Abbau von abgelagerten Stresshormonen und Giftstoffen in den Körperflüssigkeiten und im Bindegewebe bewirkt, und der Körper wird in dieser Hinsicht gereinigt. Im DD verbinden sich damit psychische, physische und energetische Behandlungen.
Daher ist DD auch gut für solche Klient*innen geeignet, die in einer verbalen Therapie schon viel emotionales Material durchgearbeitet haben, deren Neurose aber noch im Körper steckt und dort noch aufgelöst und verdaut werden sollte.
Wir unterscheiden das provozierende und modifizierende DD.
Ich arbeite viel mit dem modifizierenden DD, massiere dabei vorwiegend auf der Muskelebene. Dies kann bei fast allen Klient*innen angewandt werden.
Meine Erfahrungen:
Ich habe erst mit der DD-Ausbildung die Biodynamik verstanden.
Es wird immer der ganze Körper massiert, es geht um eine tiefe und präzise Berührung.
Spezialitäten erfolgen immer innerhalb der Ganzkörper-massage, z.B. Hals-Nacken, Knie, Hypotonie, Emptying.
Weniger sprechen, mehr geschehen lassen, ist wichtig.
Gerda sagte oft: „Ich denke nicht so kompliziert wie ihr, einfach machen ist angesagt.“
Leichtigkeit: Wohlgefühl kann ohne Erkenntnisse entstehen, das Bewusstsein öffnet sich.
Fast alle Klient*innen bei mir wollen auch nach anfänglicher Skepsis massiert werden.
Das Körpergefühl verbessert sich, mehr Erdung und ein besserer Stand entsteht. Ich erinnere mich, dass ich manchmal nach einer DD-Massage stampfend aus der Praxis gegangen bin.
Massage (modifiziert) ist sehr wirksam zur Stressregulation, ohne Prozess, und hilft, die Praxis zu füllen.
Die Massage erfolgt ohne Kraft, strengt nicht an, reguliert auch mich. Seit vielen Jahren habe ich Arthrose in beiden Daumengrundgelenken und habe dabei keine Schmerzen. Wichtig dabei ist natürlich die richtige Stellung aller Gelenke des massierenden Armes.
Klient*innen äußern nach Pausen, Sehnsucht nach meinen Händen zu haben.
Ein Fallbeispiel
Eine Klientin, die seit über 10 Jahren in meine Praxis kommt, hatte ich um eine kurze Stellungnahme gebeten:
Aussagen von Christine F.:
„Halt dich gerade“ war die stete Aufforderung meines Vaters, die mich in meiner Jugend begleitete, weil ich mich recht gebeugt und mit eingezogenem Kopf durch die Welt bewegte. Zudem war ich ein Mensch, dem es nie leichtgefallen war, über Probleme zu reden, weil ich mich sprachlich nur mühsam ausdrücken konnte und mir in Gesprächen oft die richtigen Worte fehlten.
In der Therapie nach Gerda Boyesen mit ihren Massagen war es nicht nötig, Probleme auszusprechen. Stattdessen fing mein Körper durch die gezielten Berührungen an, zu reagieren und zu sprechen. Er gab die Geheimnisse preis, die zu meiner krummen Körperhaltung geführt hatten und die mich schon lange niederdrückten. Im Laufe der Jahre lösten sich viele tief liegende Verspannungen, die von alten Erlebnissen verursacht worden waren. Sie kamen allmählich an die Oberfläche, konnten endlich ausgesprochen und aufgearbeitet werden.
Das führte dazu, dass ich mittlerweile aufrecht durchs Leben gehe und für mich einstehe. Eine Therapie, die nur über Sprache und Analyse arbeitet, hätte bei mir nicht weitergeholfen, weil ich mich verweigert hätte. Dank der Boyesen- Therapie sprach mein Körper für mich.
Bei der Massage, in der meine Muskeln oder Muskelansätze im ganzen Körper nicht mit Kraft geknetet, sondern erst mit den Händen etwas erkundet und berührt werden, bevor sie dann genau und präzise gezogen und gestreift werden, lassen sich in meinem Körper meist schnell die Stellen aufspüren, die in mir verspannt sind. Wenn der richtige Punkt gefunden wurde, tut sogar der durch den Druck verursachte Schmerz gut, denn die Massage geht in die Tiefe und löst diesen Schmerz auf. Während der Massage verfolge ich oft die Bewegungen der Hände und spüre selbst, welche Bereiche mehr von dieser gezielten Berührung benötigen und sich regelrecht danach sehnen. (Mein Darm gibt meist umgehend laute Rückmeldung, dass es genau die richtigen Stellen sind.) Genug bekommt mein Körper eigentlich nie von diesen Berührungen.
Diese Klientin hatte über viele Jahre heftigste Migräne, durch die Biodynamik ist sie schon viele Jahre davon befreit. Sie wollte immer am Hals eine sehr tiefe Berührung. Von Gerda habe ich eine spezielle Hals-Nacken-Massage gelernt. Dabei wird der Musculus sternocleidomastoideus mit den Fingern ergriffen und massiert. Das entspricht dem Verlauf des Nervus Vagus und lässt ein Wohlgefühl entstehen.
Bei der Vitametik, eine mir unbekannte Methode, werden Druckimpulse auf den N. Vagus gegeben, um Spannungszustände zu löschen und Schmerzzustände zu vermindern. Es zeigt wie wirkungsvoll die Behandlung des N. Vagus ist.
Christine Clouth: Danke dir, liebe Hanna für die detaillierte Ausführung. Die weiteren Massagen wollen wir nicht alle besprechen, sondern hier nur eine Zusammenstellung der verschiedensten Massagetechniken auflisten:
Membran-Massage
Emptying
Exit-Massage
Aura-Massage
Bindegewebsmassage
Energieverteilungsmassage
Hügel-Täler-Massage am Kopf
Schmerzmassage (Glätten)
Biorelease-Massagen
Lifting/Stretching
2. Körperübungen
Hanna Maier: Neben den Massagen verwenden wir die verschiedensten Übungen, wie z.B.
Jelly Fish
Bioenergetische Stressübungen (war eine Vorliebe von
Gerda Boyesen
)
Biorelease Monolog und Dialog
Augenübung, nach Gefühl Augen öffnen und schließen
verwurzeltes Sprechen
3. Vegetotherapie
Christine Clouth: Die Vegetotherapie als Behandlungsmethode ist allen Biodynamiker*innen wohl bekannt, weshalb wir hier auf eine nähere Ausführung verzichten. Wichtig ist, dass bei dieser Methode der unabgeschlossene Vasomotorische Zyklus zum Abschluss kommt, der in einer oder mehreren vorangegangenen Situationen (meist in der Kindheit) nicht in Gänze ablaufen konnte.
Darüber hinaus wollen wir hier auch noch auf die von Ebba Boyesen entwickelte Arbeit mit Geburtstraumata, das „Birth-Release“ hinweisen. Diese wird meist im Gruppensetting durchgeführt und führt zurück zu den Anfängen des Seins rund um die Zeit der Geburt. Dies ist eine von mehreren von Ebba speziell entwickelten Settings.
Theoretische Grundannahmen
Nun kommen wir zu den theoretischen Grundannahmen und Besonderheiten im biodynamischen Verständnis:
Vasomotorischer Kreislauf
Psychoperistaltik
Primär- und Sekundärpersönlichkeit
Die Grundannahme, dass freies energetisches Strömen zu innerem Gleichgewicht führt
Eingeweide- und Bindegewebepanzer, zusätzlich zu dem bereits seit Reich bekannten Muskelpanzer
Die Annahme, dass wir Menschen spirituelle Wesen sind und dies ein Teil unseres Selbstverständnisses ausmacht
Auch diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Konkrete Inhalte zu den Grundlagen sind auf der Website der GBP e.V. unter folgendem Link zu finden: www.gbpev.de/was-istbiodynamik
Was ist uns wichtig?
In diesem Prozess der Entwicklung sollten wir uns immer wieder fragen: Was ist uns als Therapeuten wichtig? Wie erleben wir die Methode in unserer Praxis? Liebe Hanna, an was erinnerst du dich, wenn du an die Biodynamik denkst, an deine persönlichen Erlebnisse und auch an deine Erfahrungen als Therapeutin?
Hanna Maier: Die Leichtigkeit von Gerda hat mich immer angesprochen; es war für mich sehr wohltuend und ein Gegenpol zu meiner tragischen Kindheit. Der erste Kontakt war ein Artikel von Gerda und dann das Einführungsseminar. Auch heute spricht sie noch in mir: „Sitzt du vergnügt, tiefer, präziser, mehr genau. Ich denke nicht so kompliziert wie ihr“ , ist für meine Seele Balsam.
„Ihr sitzt zu viel auf den Stühlen, einfach sagen… hinlegen…“
In meiner Assistenzzeit mit Gerda sagte sie häufig zu mir, „du bist so eine Schöne“ . Das habe ich gar nicht gerne gehört. Ich wollte so gerne eine Gute sein. Am letzten Wochenende kam beim Abschluss-Feedback heraus, dass sie das auch so meinte. Sie war sehr betroffen, dass ich das nicht so verstanden hatte.
Die Ausbildungsgruppe gab mir großen Halt und einen Platz, an dem ich alles einbringen konnte, was gerade schwierig war; ich wurde gehört, gesehen und durfte sein. Und es gab andere körperliche Berührungen, die ich so nicht kannte. Ich habe Familienfeste ausfallen lassen und ging lieber zum Ausbildungs-Wochenende.
Darüber hinaus gibt es berührende Momente, wenn Klient*innen sich öffnen, ihre Gefühle zeigen können, ein erstes Weinen oder ärgerlich werden und die Therapie mit der Aussage beenden: Ich habe wichtige Erfahrungen hier machen dürfen, jetzt komme ich ohne dich klar.
Christine, was erinnerst du?
Christine Clouth: Ich habe vor allem noch in Erinnerung, dass ich einfach so sein durfte, wie ich bin, auch wenn mir oft die Worte gefehlt hatten, um mein inneres Erleben zu beschreiben, und die Erinnerung an den Halt, den ich körperlich spüren konnte, dass ich über den Körper Zugang zu meinen Gefühlen finden konnte und dass mir darüber hinaus niemand meine Gefühle abgesprochen hat.
Im therapeutischen Kontext erlebe ich immer wieder erstaunt, welche Erinnerungen an die Oberfläche gelangen bei bestimmten Berührungen, und wie sich durch das wohlwollende Begleiten immer mehr innere Ruhe bei den Klient*innen einstellt mit dem Gefühl, genauso, wie sie sind, richtig zu sein, sich aber dennoch weiterentwickeln dürfen, auch dass es eine sogenannte „Körperweisheit“ gibt und einen heilsamen Raum braucht, den es zu halten gilt.
Nun fragen wir uns: Wie können wir unsere guten Erfahrungen als Klient*innen und Therapeut*innen nutzen, um die Biodynamik weiter in die Welt zu tragen?
Hanna Maier: Immer wieder bekomme ich die Rückmeldung von Klient*innen: „Es tut gut, dich zu sehen. Du bist authentisch.“ Das ist für mich das größte Lob. Viele bleiben länger als anfangs gedacht, weil sie die Massagen nicht missen möchten. Die meisten sind privat krankenversichert. Wenn Klient*innen gerne hier sind und gute Erfahrungen machen, empfehlen sie auch weiter.
Ich bin davon überzeugt, dass meine stetige persönliche Entwicklung als Individuum und als Therapeutin sehr wichtig ist. Meine Persönlichkeit gebe ich nicht an der Therapieraumtür ab. Mein „So-Sein“ ist immer dabei.
Häufig höre ich auch im Privaten: „Bleib so wie du bist.“ Meine Antwort ist: „Ich weiß deine Aussage zu schätzen, es ist als Anerkennung gemeint. Ich habe aber den Anspruch, mich stetig zu entwickeln und somit zu verändern.“
Christine Clouth: Ich versuche zu vermitteln, dass auch ich nicht immer der Mensch war, der ich heute bin, sondern dass der Weg, den ich gegangen bin, zu mir geführt hat und immer weiter geht und es manchmal wirklich Geduld mit sich braucht.
Hanna Maier: Die Qualität der Beziehung zu unseren Klient*innen, die Präsenz, das Vertrauen in den Körper und die achtsame Berührung sind zentrale Elemente unserer Arbeit. Es ist entscheidend, dass wir diese Werte in unserer Praxis lebendig halten und zugleich offen für Neues bleiben.
Einbeziehung neuerer Forschung in die Biodynamik
Christine Clouth: Wir erleben eine spannende Zeit, in der wissenschaftliche Studien immer mehr die Wirksamkeit körperbasierter und integrativer Therapien bestätigen. Neuere Forschungen, insbesondere aus der Neurobiologie, Trauma-Forschung und Embodiment-Theorie, bieten uns wertvolle Anknüpfungspunkte, um unsere Arbeit zu vertiefen. Wir sollten diese Erkenntnisse aktiv einbeziehen.
Biodynamische Massage – eine „andere Erklärung“, weshalb sie so wirksam ist…
Neuere Forschungen (Prof. Hakan Olausson und sein Team an der Universität Göteborg) haben ergeben, dass Berührungen über spezielle Fasern der taktilen Nerven (C-taktile- oder CT-Nerven, die Reize langsamer übermitteln als andere Nervenbahnen) ins Gehirn geleitet werden und dort wichtige Botschaften sowohl für unser Wohlbefinden als auch für unser Abwehrverhalten liefern – je nach Art und Weise der Berührung. Es werden Gehirnareale des cerebralen Cortex angeregt, die für emotionale Reaktionen verantwortlich sind. Und wie wir Biodynamiker*innen wissen, nicht nur dort, sondern auch im Darm.
Prof. Beate Ditzen der Uni Heidelberg fand in einer Studie heraus, die Anfang 2020 gestartet wurde, dass sich Stresshormone durch Berührung deutlich beeinflussen lassen. Berührungsmangel lässt den Cortisolspiegel steigen und löst Stress aus. Besonders sanftes langsames Streichen bewirkt dagegen Entspannung und erzeugt Wohlbefinden. Der Cortisolspiegel sinkt, der Oxytocin-Spiegel steigt, Endorphine werden ausgeschüttet.
Darüber hinaus haben Forscher erkannt, dass unser Bindegewebe, die Faszien, die unsere Organe und den gesamten Körper überziehen, nicht nur zum Halteapparat gehören. Sie enthalten viele Nervenbahnen und melden zum Gehirn, ob wir uns entspannen können oder angespannt bleiben müssen. Dies nennt man Interozeption (siehe Forschungen von Dr. Robert Schleip).
Körperpsychotherapeut*innen wissen, dass länger anhaltende oder immer wiederkehrende Anspannungszustände zu dauerhaft angespannten Muskeln führen, aber auch unsere Faszien verkürzen sich und die Struktur dieser verändert sich. Dies findet in der Biodynamischen Massage bereits lange schon Berücksichtigung. Durch Berührungen oder Dehnen, aber auch Bewegungen, lassen sich die „verklebten“ Fasern der Faszien beeinflussen und sie finden wieder in ihre gute und richtige Ordnung zurück.
Wie wir aus unseren Erfahrungen wissen, ist es jedoch bei sogenannten Muskelpanzerungen, in denen auch entsprechende Ladungen stecken, nicht einfach damit getan, einmal eine wohltuende Massage zu erhalten. Hierzu braucht es „die richtige Berührung“ und wohlwollende Begleitung oft über einen längeren Zeitraum hinweg.
Neben den Theorien, die wir bereits aus unserer Ausbildung kennen, finde ich es wichtig, die Ergebnisse der modernen Forschung für die Akzeptanz der Biodynamischen Massage zu nutzen. Denn: Auch diese liefern Erklärungen, weshalb die achtsame, bewusste Massage, die wir gelernt haben, tiefgreifend wirkt.
In früheren Zeiten gab es viele Mess- und Darstellungsmethoden noch nicht, die moderne Forscher heute nutzen, um genau die Mechanismen in uns Menschen auch wissenschaftlich begründen zu können, wenn wir Stress ausgesetzt sind oder aber auch was uns hilft, wieder in die Entspannung zu kommen, und in welcher Weise der Körper für die seelische Befindlichkeit eine Rolle spielt. Dass dieser eine wichtige Rolle spielt, haben sowohl Boyesens sowie andere Körperpsychotherapeuten auch ohne diese Beweise erkannt und in ihrer Arbeit mit Menschen erfahren. Die heutige Gesellschaft möchte jedoch wissenschaftliche Beweise, um Therapiemethoden anzuerkennen, auch wenn wir und unsere Klient*innen dies eigentlich nicht bräuchten.
Der Vagus spielt immer mit – Polyvagaltheorie mit einbeziehen
Wie der Name Vegeto-Therapie schon sagt, spielt das vegetative Nervensystem (und nach neuerem Wissen vor allem der vordere Anteil des Nervus Vagus) eine große Rolle dabei, wie wir uns fühlen, und dass dieses eine wichtige Rolle in der psychotherapeutischen Körperarbeit spielt.
Die Biodynamiker*innen hier im Saal haben zur Genüge in der Ausbildung kennen- und sicher auch schätzen gelernt, wenn die vegetativen/libidinösen Strömungen ins Fließen kommen.
Auch hierfür wurde durch die Erkenntnisse von Stephen Porges über die Polyvagaltheorie vieles wissenschaftlich erklärbar gemacht, was wir bereits kennen und nutzen, sowohl in unseren Theorien des „Vasomotorischen Kreislaufs“ als auch, wenn wir – wie Gerda es immer wieder nannte – „vergnügt sitzen“, was auch im Sinne von Co-Regulation der Nervensysteme verstanden werden kann, oder z.B. auch bei allen beruhigenden Massagetechniken, die wir anwenden.
Darüber hinaus können wir Methoden aus anderen Therapierichtungen in die Biodynamik mit einbeziehen, um das Behandlungsspektrum zu erweitern und v.a. auch verbal gute Angebote machen zu können.
Hanna, ich lade dich ein, eine Methode, die du in deine therapeutische Arbeit mit einbeziehst, kurz vorzustellen.
Hanna Maier: Wir machen gemeinsam eine kurze Übung aus dem Jin Shin Jyutsu:
„Alles ist im Atem und in den Fingern.
Wir sitzen aufrecht, entspannt mit geradem Rücken.
Wir legen die Hände über Kreuz in die Achselhöhlen, die Daumen zeigen damit nach oben. Es ist wie eine große Umarmung.
Bei der Inspiration lassen wir gereinigte Luft in ganzer Fülle einströmen.
Bei der Exspiration geben wir alles hinaus, was gerade nicht wichtig ist.
Wir lassen es Strömen.“
Jin Shin Jyutsu ist eine traditionelle japanische Heilkunst für den Erhalt der Lebensenergie.
Durch das Auflegen der Hände auf bestimmte Punkte des Körpers, den sogenannten Sicherheits-Energieschlössern, setzt das heilende Strömen ein. Es sorgt für Harmonie und unterstützt das innere Gleichgewicht.
Beim Jin Shin Jyutsu handelt es sich um eine Selbsthilfemethode, die im Alltag auf einfache Weise anzuwenden ist.
Strömen fördert:
Die körperliche Gesundheit
Die seelische Gesundheit
Die spirituelle und geistige Harmonie
Reaktionen auf das Geströmt werden:
Wenn Verspannungen und Verhärtungen wieder belebt werden, können sich auch eingelagerte Gefühle und Emotionen lösen und auf dem Weg nach draußen noch einmal durch unser Bewusstsein fließen. Wir bekommen noch einmal die Gelegenheit, diese Gefühle anzuschauen, evtl. Widerstände zu spüren und uns von ihnen zu verabschieden.
Diese Erklärung von Waltraud Riegger-Krause entspricht unserer biodynamischen Auffassung.
Christine Clouth: Dies ist eine von vielen Methoden, die wir gut in die Biodynamische Arbeit mit einbeziehen können.
Ich will euch hier weitere Methoden nennen:
Energetische Heilmethoden, z.B. Inner Wise
Spirituelle Heilmethoden
Traumatherapie-Methoden, z.B. ROMPC®
Somatic Experiencing
Co-Regulation
Polyvagaltheorie und angewandte Therapie
TaKeTiNa® - Rhythmusarbeit
Atemtherapie, Terlusollogie
Systemische Therapie
TRE®
Gesprächsführungsmethoden
u.v.m.
Hanna, du wolltest uns kurz zur Terlusollogie berichten.
Terlusollogie
Ich möchte die Methode nur kurz umreißen.
Die Erkenntnisse von Erich Wilk, geb. 1915, wurden von Christian Hagena Ende des letzten Jahrhunderts unter dem Namen Terlusollogie zusammengefasst.
Drei für die Terlusollogie grundlegende Entdeckungen von Erich Wilk sind:
Der bipolare Einfluss von Sonne und Mond auf unseren Organismus.
Zwei unterschiedliche Atemtypen, die im Moment der Geburt durch die dominierende Energie von Sonne oder Mond geprägt werden.
Die Berechnung der dominierenden Energie zum Zeitpunkt der Geburt.
Die in der Geburtsstunde dominante Energie bestimmt den Atemtyp.
Bei Überwiegen der Mondenergie spricht man vom Mondtyp und lunaren Atemtyp. Er hat eine aktive Einatmung und passive Ausatmung.
Ich nenne es auch gerne so: „Der Lunare hat seine Stärke in der Einatmung und hebt die Sprudelkiste in der Einatmung hoch.“
Bei Überwiegen der Sonnenenergie spricht man vom Sonnentyp und solaren Atemtyp. Er hat eine aktive Ausatmung und eine passive Einatmung. Er hat also seine Stärke in der Ausatmung und hebt die Kiste in der Ausatmung.
Ich habe mich schon vor über 30 Jahren gewundert, wenn es bei Übungen hieß: „Die Einatmungsluft in den Körper strömen lassen.“ Ich habe das schon immer im Ausatmen gemacht, weil ich der solare Atemtyp bin.
Wenn man übt: Lang ausatmen, kurze Pause und Atem strömt passiv ein.
Die Atmung beider Typen ist gegensätzlich.
Der Körper wird außerdem in Dehnungs- und Verengungszonen eingeteilt: Solar Dehnung: Becken, Gesicht, Hals und Nacken. Der Rest des Körpers ist Verengung. Beim Lunaren ist es umgekehrt. Die typengerechte Körperhaltung orientiert sich daran.
Atmungsabhängige Lebensführung und typengerechtes Verhalten ist wichtig. Atemabhängige Lebensführung bedeutet, dass der uns von der Natur vorgegebene Atemtyp das Verhalten in vielen Lebensbereichen bestimmt. Das dem jeweiligen Atemtyp entsprechende Verhalten wird typengerechtes Verhalten genannt. Regelmäßige oder langfristige Abweichungen führen grundsätzlich zu Leistungsabfall und Krankheit.
Das, was wir unser ganzes Leben lang rund um die Uhr tun, ist Liegen, Sitzen, Stehen oder Gehen. In Abhängigkeit vom Atemtyp gibt es zwischen dem sogenannten „Einatmer“ (lunar) und „Ausatmer“ (solar) wichtige Unterschiede in den Verhaltensweisen.
Christine Clouth: Nachdem wir uns mit den Grundlagen der Biodynamik, den möglichen Erklärungsmodellen aus der neueren Forschung sowie den Therapiemethoden, die wir ggf. in unser Repertoire mit aufnehmen könnten, befasst haben, wollen wir uns nun einer nicht weniger wichtigen Frage zuwenden:
Wie füllen wir unsere Praxen?
Ein praktisches Thema, das uns alle betrifft.
In einer Zeit, in der viele Therapieansätze um Aufmerksamkeit konkurrieren, ist es wichtig, dass wir die Einzigartigkeit der Biodynamischen Körperpsychotherapie klar kommunizieren. Kooperationen mit anderen therapeutischen Richtungen, gezielte Öffentlichkeitsarbeit und die Einbindung von Forschungsergebnissen können uns dabei helfen, mehr Menschen zu erreichen, um sie von der Wirksamkeit unserer Methode zu überzeugen.
Und so stellt sich auch die Frage:
Wie können wir die Biodynamik in die Zukunft tragen?
Wir müssen uns sichtbar machen!
Es braucht Veröffentlichungen!
Werbung ist wichtig!
Aussagekräftige Studien durchführen
Nutzen der bereits vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Einbeziehen in unsere Erklärungsmodelle
Vernetzungen nutzen
Wie finden wir Anerkennung in der Öffentlichkeit, bei Ärzten, Psychologen?
Es braucht fundierte Ausbildungen, die u.a. gutes Grundlagenwissen vermitteln, damit die angehenden Therapeut*innen sicher in der therapeutischen Arbeit werden.
Supervision für Anfänger und Fortgeschrittene sollte angeboten werden.
Austausch in Intervisionsgruppen nutzen
Fortbildungen von Schulen und ggf. GBP e.V. anbieten
Qualitätssicherung anregen und Zertifizierungen wie z.B. durch das CPD-Punkte-Programm der EABP oder das GBP-Modell.
Christine Clouth: Lasst uns diese Tagung nutzen, um gemeinsam zu reflektieren, wie wir die Biodynamische Körperpsychotherapie in die Zukunft tragen können – ohne ihre Wurzeln zu verlieren, aber mit dem Mut, neue Wege zu gehen. Es ist ein kontinuierlicher Balanceakt zwischen Bewahren und Bewegen, der uns als Therapeut*innen fordert und zugleich inspiriert.
Hanna Maier: Lasst es uns gemeinsam wagen!
Wir haben fünf Finger an jeder Hand, abschließend möchte ich euch die Bedeutung des Haltens jedes einzelnen Fingers (aus dem Jin Shin Jyutsu) der Vollständigkeit halber mitgeben:
Daumen: harmonisiert die Sorgen, gegen Gedankenkarussell. Der Mensch der in seiner Mitte ruht, Selbstvertrauen
Zeigefinger: gegen die Angst.
Im Gleichgewicht sein mit dem Lebensplan, Mut.
Mittelfinger: bei Wut, Ärger.
Im kosmischen Rhythmus sein, kreative Schaffenskraft.
Ringfinger: bei Trauer, Kummer.
Loslassen für den Neubeginn, gesunder Menschenverstand.
Kleiner Finger: Bemühungen, Verstellung. Perfekte Lebenskraft, Freude.
Abschließende Gedanken
Geplant war eine Diskussion am Ende des Vortrages. Leider gab es nur die Gelegenheit für wenige Teilnehmende zu sprechen. Hierzu gehörte auch Ebba Boyesen, die als Ehrengast auf dieser Tagung geladen war. Sie wies darauf hin, dass sie und ihre Schwester Mona Lisa einen großen Teil der Biodynamischen Methodik weiterentwickelt haben. Unseren Ansatz, hier weitere Methoden einzubeziehen, konnte sie nicht ganz nachvollziehen, wir hoffen, dass wir hierzu noch in einen weiteren fruchtbaren Austausch gehen können.
Menno de Lange hatte uns noch darauf hingewiesen, dass es bei der Biodynamik nicht nur um eine Methode, sondern um eine innere Haltung und Lebenseinstellung geht, was wir natürlich beide als völlig zutreffend bekundet haben.
Uns war sehr bewusst, dass wir durch unsere Ausführungen auch polarisieren. Unser Vortrag sollte keine fertigen Lösungen präsentieren, sondern ist vielmehr dafür gedacht, Impulse und Anregungen zu geben, um gemeinsam in den Austausch zu kommen und ggf. Lösungen zu erarbeiten, damit die Biodynamik einen festen Platz als zukunftsfähige und anerkannte Methode im Therapiefeld erhält bzw. als solche noch mehr bestätigt wird.
Wir bedankten uns für die Aufmerksamkeit und wünschten allen Teilnehmenden erkenntnisreiche Workshops auf der Tagung, in denen Biodynamiker*innen ihre persönlichen Verknüpfungen der Biodynamik mit anderen Therapiemethoden vorgestellt hatten.
Teilnehmer*innen beim Eröffnungsvortrag Bildrechte im Artikel: GBP e.V.
Ein Vortrag für den Biodynamischen Verein in Frankreich 2019
„Der Körper ist das Ufer im Ozean des Seins.“ (Sufi-Sprichwort)
Meine wichtigste Einladung an mich selbst ist, mit der Präsenz in und um meinen Körper verbunden zu bleiben. Deshalb ist das Erste, womit ich mich befasse, in meinem Körper in meiner Gegenwart zu sein und unmittelbar danach Teil dieses Raums zu sein, in dem alle eure Körper ihre eigene Präsenz haben.