Perspektivenwechsel. Fokus Zukunft - Christoph Zollinger - E-Book

Perspektivenwechsel. Fokus Zukunft E-Book

Christoph Zollinger

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Beschreibung

Persönlicher Perspektivenwechsel ist eine faszinierende und spannende Erfahrung. Ab und zu den eigenen Standpunkt zu wechseln, drei Schritte zurück oder zur Seite zu treten, etwas neu sehen zu wollen, ist das Abenteuer der Stunde - Türöffner zur erfolgreichen Bewältigung der persönlichen und gesellschaftlichen Zukunft. Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kunst im 21. Jahrhundert: Texte und Bilder von Christoph Zollinger.

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Jeder Mensch mit einer neuen Ideeist so lange ein Spinner,bis sich die Idee durchgesetzt hat.

Mark Twain

Christoph Zollinger

Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kunst im 21. Jahrhundert

PERSPEKTIVEN WECHSEL.

FOKUS ZUKUNFT

Zeitberichte und Geschichtsbilder

Ein Plädoyer für Perspektivenwechsel

Conzett Verlag Zürich

Die Angaben in diesem Buch wurden nach bestem

Wissen und Gewissen zusammengestellt und entsprechen

dem Stand von Herbst 2016. Verlag und Autor

übernehmen jedoch keine Gewähr für deren Richtigkeit.

Alle Rechte vorbehalten, einschliesslich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks und der elektronischen Wiedergabe.

© 2017 Conzett Verlag, Zürich

Bilder Christoph Zollinger

Lektorat Ursula Kohler, Zürich

Gestaltung und Satz Claudia Neuenschwander, Atelier werkk. Zürich

ISBN eBook 978-3-0376-0044-3

www.conzettverlag.ch

www.glaskugel-gesellschaft.ch

eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheimwww.brocom.de

INHALT

Vorwort

Texte und Bilder

TEIL 1: SCHREIBEN UND MALEN

Vorgeschichte

Das Neue, das Unbekannte

Die Zukunft zeichnet sich ab

Geschriebenes und Gemaltes

Spiegel der Schweiz, Spiegel der Welt

Politisches Manifest

Transparente Welt

Jean Gebser, seiner Zeit voraus

Aperspektivisch, Vorläufer des Perspektivenwechsels

Das Klima der neuen Mutation

Nicht die Fassade der Dinge

Veränderungsprozesse im Zeitenwandel

Kunst in der Geschichte, Geschichte der Kunst

Die lautlose Sprache des Bildes

Revolution des Darstellungssystems

Gedanklicher Ausflug: Der epochale Neubeginn

Die geheime Struktur des Bildes

The Artist’s Reality

«Ich suche nicht, ich finde»

«Glimps» in die neue, unbekannte Welt

Das Neue, das Offene

Werkschau «Bilder und Sätze»

«Transparenz auf Leinwand»

Utopien sind Träume

Schlechter Ruf der Utopien

Ein Plädoyer für Utopisten

Gebsers schöne Utopie

Meine persönlichen Utopien

TEIL 2: KOMMENTARE 100 × durchschaut!

Nr. 200 vom 8. Juli 2016 – Nr. 101 vom 2. November 2013 (Kommentare zum Zeitgeschehen, eine Auswahl)

TEIL 3: REFORMEN

Fussnoten

Wer sollte meine Bücher lesen?

Was ist gemeint mit durchschaut!?

Wie sprechen meine Bilder?

Wo verstecken sich Wortbilder und Farbbotschaften?

Perspektivenwechsel

Persönliche Illusionen

Ein neues Schulfach

Manifestationen des Neuen

Reformen bringen die Schweiz voran

Die faszinierende Entdeckung

Anhang

Zitatnachweis

Christoph Zollinger im Malatelier

 

VORWORT

TEXTE UND BILDER

FOKUS

Schweizer Demokratie

Mündiges Publikum

Eigenverantwortung, Ehrlichkeit, Ethik

Garanten für Freiheit

Transparente Bilder – sehen wir sie?

Glaubwürdige Botschaften – hören wir sie?

Ehrliche Betroffenheit – verstehen wir sie?

Aktive Verantwortung – kennen wir sie?

UMBRUCHSZEITEN

Schreiben und Malen, als verwandte Disziplinen

In Sätzen formuliert, auf Gemälden ausgedrückt

Persönliche Gedanken, ans Publikum gerichtet

Oft kristallklar, gelegentlich geheimnisvoll

Geschriebenes und Gemaltes, Spiegelbilder der Gegenwart

Einer verwirrlichen Zeit der Umbrüche

Wo Konservative mit Progressiven kollidieren

Liberalismus gegen Etatismus antritt

Epochaler Wandel

Neue Lösungen prägen die Zukunft

Alte Modelle verlieren die Bodenhaftung

Kooperation statt Kampf

WERTE WANDEL

Konservative Kräfte

Am Althergebrachten verhaftet, vergangenheitsfixiert

Einst gestaltend, später erhaltend

Das Rad der Zeit anhaltend oder gar rückwärtsdrehend

Progressive Geister

Neugierig und erfinderisch, zukunftsgerichtet

Emanzipiert und Unruhe stiftend, mit der Zeit gehend

Globalisierung, Gleichzeitigkeit integrierend

Liberalismus

Freie Entfaltung, Autonomie des Individuums fordernd

Staatliche Eingriffe auf ein Minimum beschränkend

In die Krise geratene Weltanschauung

Etatismus

Dem Staat eine überragende Bedeutung einräumend

Im wirtschaftlichen und sozialen Leben

Anonyme Macht anstelle individueller Kreativität

FORDERGESELLSCHAFT

Gesellschaftsbilder, weltweit aus den Fugen geratend

Terror und Migration, Demokratien gefährdend

Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, auseinanderdriftend

Forderungen, Eigenleistungen ersetzend

Bürgerinnen und Bürger: fordernd

Von der Politik: mehr als von sich selbst

Von der Wirtschaft: mehr Verantwortung

Von der Wissenschaft: mehr Unabhängigkeit

Politikerinnen und Politiker: fordernd

Von der Gesellschaft: Gemeinschaftssinn

Von der Wirtschaft: politisches Engagement

Von der EU: Verständnis

Wirtschaftskreise: fordernd

Von der Gesellschaft: Unrealistisches

Von der Politik: Unbezahlbares

Von der Schweizerischen Nationalbank: Unmögliches

Fordern: hoch im Kurs, aber ablenkend

Von persönlichem Kapitulieren

Von politischem Stillstand

Von wirtschaftlichem Nachholbedarf

FRAGEZEICHEN

Zukunft der Schweiz

Stagnation oder Reform?

Verharrend oder aufbrechend?

Verlierend oder gewinnend?

Whistleblower: Dieb oder Held?

Steueroasen: Sumpf oder Eisbergspitze?

Briefkastenfirmen: Tarnung oder Diskretion?

Finanzbranche: Schattenwelt oder Wertschöpfung?

Ratsam, zwei Schritte zurückzutreten?

Nachzudenken?

Um zu verstehen und zu entwirren?

Zu handeln, statt zu schweigen?

Nachzudenken: Bürgerpflicht

Zu verstehen: Herausforderung

Zu entwirren: Qualifikation

Zu handeln: Engagement

QUALITÄTSZEICHEN

Kompromissbereit statt stur

Kooperativ statt kategorisch

Herausfordernd statt alternativlos

Demokratisch statt diktatorisch

Durchschaut!

Mythen: instrumentalisiert statt verstanden

Macht: Privilegien erhaltend oder Kompetenz erneuernd

Menschen: Populisten oder Partner

NAHRUNGS-MITTEL

Texte: subversiv

Bilder: gefährlich

Quellen des Wissens

Zeugen der Zeit

Kolumnen: Neuland beschreibend

Gemälde: Zeitgeist repräsentierend

Geschichtsbilder, Leitbilder, Kommunikationsmittel:

Ausdruck in Worten oder Farben

Bücher als Nahrung

Kommentare auf Newsportals oder Papier

Gedanken

Werte statt Boulevard

Alte Bilder: stupendes Handwerk, Brillanz der Technik

Abbildung, Nachahmung der Natur

Abstrakte Malerei: Schönheit der Farben

Weder Form noch Abbild

Produkte des Absenders: ehrliche Botschaften

Farbige Eindrücke

Gewinn des Empfängers: Bilder im Kopf

Gehirnkreationen seiner persönlichen Welt

GEDANKENWELT

Ganzheitlich denken:

Altmodisch oder avantgardistisch?

Unerwünscht oder notwendig?

Relikt oder Errungenschaft?

Schreiben und Malen: kommunizieren

In Sätzen gemalt, auf Gemälden ausgesagt

Persönliche Gedanken, oft unklar, gelegentlich entlarvend

An Freunde gerichtet, kritische und zustimmende

Geschriebenes und Gemaltes: Zeitbilder

Dieser Epoche der digitalen Revolution

Einer herausfordernden Phase des Umlernens

Für konservative und progressive Weltvorstellungen

PERSPEKTIVENWECHSEL

Was ist Transparenz?

Öffentlich statt geheim

Schlüssel zur Moderne

Kreative Zerstörung

Plädoyer für Perspektivenwechsel

Bild 1, 140 x 120cm

Bild 2, 140 x 112cm

Bild 3, 200 x 160 cm

Bild 4, 140 x 120cm

TEIL 1SCHREIBEN UND MALEN

VORGESCHICHTE

Bild 5, 150 x 100cm

DAS NEUE, DAS UNBEKANNTE

Damals, am 1. Januar 1961, eröffnete sich mir eine neue Welt. Auf der Fahrt im Taxi – dessen Driver so ganz anders redete, als ich es eben noch in England in der Sprachschule gelernt hatte – vom Airport nach Downtown San Francisco durchfuhren wir ganze Strassenzüge, die übersät waren mit Papierschnitzeln, Konfetti, Zeitungsfetzen. Unglaublich, war meine erste Reaktion. So was von Sauerei! Und das sollte die vielgerühmte Stadt am Golden Gate sein?

Schon am nächsten, meinem ersten Arbeitstag als Commercial Trainee änderte sich mein Urteil schlagartig. Man klärte den Newcomer from Switzerland lachend auf: Am letzten Tag des Jahres, vor dem obligaten, lärmigen Büro-Apéro, wurden, einer langjährigen Tradition folgend, die Inhalte sämtlicher Papierkörbe und Doc Shredders zum Fenster hinausgekippt. Damit war das alte Jahr Vergangenheit.

Ich kapierte: Oft täuscht der erste Eindruck gewaltig. Ich war gespannt, welche weiteren Überraschungen mich in dieser unbekannten Welt noch erwarteten.

Das Unbekannte holte mich in der nächsten Nacht ein. Ein respektables Erdbeben mit sichtbaren Zerstörungen erschütterte die Stadt, stundenlang heulten die Sirenen von Feuerwehr, Ambulanz und Polizei. Während sich die lokale Bevölkerung längst an solche Beben gewöhnt hatte, bewirkte die weltweite Resonanz in den Medien zuhause in der Schweiz einen gehörigen Schrecken, wovon ich allerdings damals nichts ahnte.

In der Folge begegnete ich weiteren Überraschungen und lernte rasch. Im klimatisierten Grossraumbüro hatten Männer Veston und Krawatte immer angezogen, nichts mit helvetischen Tenue-Erleichterungen! Nach Arbeitsschluss ging es quasi in corpore in die nahegelegenen Bars. Have a drink, Chris! So kam ich zu neuen Gewohnheiten und neuem Namen. Quality Control hiess bei Del Monte, täglich Ananas oder Pfirsiche aus der Büchse zu degustieren («und abends von Party zu Party spazieren», wie ein Spassvogel später dichtete).

Zwei Dinge blieben mir aus dem Berufsumfeld vor allem in Erinnerung. Einen starken Eindruck machten die riesigen Shoppingcenters auf mich, damals in der Schweiz noch weitgehend unbekannt. Die Aussendienstmitarbeiter türmten auf den Promo-Flächen Hunderte von Kartons mit eben jenen Pfirsichen oder Ananas auf. Gigantische Del Monte-Berge! Die hiessen Mass Displays und richteten sich an Käuferschichten mit überdimensionierten Shopping Carts und ebensolchen Pick-Up’s (Vorläufer der SUV).

Besuchten wir dagegen in der Chinatown die winzigen, kaum 25 m2 grossen Kleinstläden, hiess es hier «Open 24 hours» – ein Mitglied der chinesischen Besitzerfamilie schlief nachts hinter einem Vorhang, auch mitten in der Nacht bereit, Kundschaft zu bedienen. Nebenbei erwähnte mein Sales Manager, dass diese Chinesen in der Regel Besitzer aller Gebäude des ganzen Strassenzugs – von einer Querstrasse zur nächsten – wären, fleissige Leute eben.

Das Neue, das Unbekannte entpuppte sich als hochspannend. Grossflächen und kleine Convenience Stores würden über kurz oder lang die Schweiz und Europa erreichen, denn alle Trends aus den USA – ohne qualitative Würdigung – fanden und finden gerade in der Schweiz sofort Nachahmer. Auch die Chinesen sind längst bei uns angekommen.

DIE ZUKUNFT ZEICHNET SICH AB

Damals wuchs in mir die folgende Überzeugung: Wer dorthin schaut, wo das Neue auftaucht, wer die Zukunft quasi antizipiert, kann profitieren. Und umgekehrt: Wer sich nach der Vergangenheit ausrichtet, verliert à la longue.

In meinem Business, der Food-Branche, konzentrierte ich mich zurück in der Schweiz fortan auf das Kommende: Neue Konzepte entwickeln war spannend und lohnend gleichzeitig. Ich hatte die Zukunft in die Gegenwart geholt. Die neuen Konzepte waren äusserst erfolgreich, entgegen den Unkenrufen Ewiggestriger.

In der lokalen Politik an meinem Wohnort und im Bezirk trat ich an mit der vergleichbaren Devise: Warum nicht jetzt, schon heute, ohne Zeitdruck Neues realisieren, was zukünftig vorteilhaft sein würde.

Später, ab 2002, schrieb ich Sachbücher, die sich mit den Zukunftstrends in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik befassen. Auf diese Utopien komme ich weiter hinten zu sprechen.

Seit 1965 male ich in der Freizeit. Dieses Hobby wurde mit der Zeit, je länger, je mehr, zum Begleiter meiner Arbeit als Ökonom, Autor und Publizist. Ein separates Kapitel beschreibt diese Entwicklung zweier Parallelwelten, in denen sich Wort und Bild in den Aussagen und in Reaktionen Dritter decken (oder nicht). Dieser spannende Diskurs bildet die tragfähige Brücke zwischen Denken und Handeln, zwischen Sehen, Hören und Lesen.

Nicht verwunderlich, bin ich davon überzeugt, dass die Verhinderer in unserem Land, die Ewiggestrigen, jene, die versuchen, das Rad der Zeit zurückzudrehen, die Spalter der Nation, die unentwegt «wahre» Geschichten erzählen und dabei das Volk gegen die Regierung («die da oben») aufwiegeln, der Schweiz langfristig schaden. Diese Spaltung in zwei helvetische Kleinwelten müsste nicht sein. Nicht der Röstigraben ist unser Problem, sondern der Ideologiegraben – die gedankliche Ausrichtung auf zwei so gegensätzliche Pole.

Ebenso dezidiert kämpfe ich gegen Gewerkschaften, Sozialisten, Staatsgläubige, die Geld vom Staat für alle versprechen und ihrerseits marxistisch angehauchte Geschichten erzählen. Wofür ich denn stehe, fragen Sie jetzt? Für eine pragmatisch denkende und handelnde Bevölkerungsschicht, die realisiert hat, dass das Links-rechts-Schema in den Abfalleimer der Geschichte gehört. Der aufgeklärte Mensch tickt anders.

«Ich gedenke, in der Zukunft zu leben», meinte einst Albert Einstein. Ich schrieb mir das hinter die Ohren. Die Zukunft beginnt morgen.

GESCHRIEBENES UND GEMALTES

Schreiben und Malen sind gleichermassen ehrliche, spannende und verräterische Tätigkeiten. Sie entlarven Gedanken und Überzeugungen des «Produzenten».

Mehr zu meiner Schreiberei findet sich im Abschnitt «Meine persönlichen Utopien». Hier nur so viel: Als Publizist habe ich während rund 35 Jahren Kolumnen veröffentlicht. Oft waren die Reaktionen heftig. Als Autor habe ich seit dem Jahr 2002 Sachbücher verfasst, die sich mit Gegenwart und Zukunft auseinandersetzen. Das Echo hätte grösser sein können. Alles zusammen ergibt dennoch – in meiner irrelevanten Reflexion – ein schweizerisches Zeitdokument der Jahrhundertwende. Jedenfalls scheint mir das Verhältnis von Lektüreaufwand und Erkenntnisertrag akzeptabel.

50 Jahre lang malte ich ab und zu, im eigenen Atelier. Vor allem grossflächige Bilder haben es mir angetan. Mein Vorbild in all diesen Jahren war Mark Rothko (1903 – 1970), der Pionier des Abstract Expressionism Movement jener Jahre in New York. Eine kleine Auswahl, 46 meiner Bilder, wird in diesem Buch gezeigt, wenn auch – durch deren Verkleinerung – die Aussagekraft im Vergleich zu den weit grösseren Originalen stark eingeschränkt bleibt. Meine Homepage www.glaskugel-gesellschaft.ch erleichtert die Übersicht.

Erstmals formen also Geschriebenes und Gemaltes quasi eine Gesamtschau in diesem Buch. Der Begriff «Transparenz» als Schlüssel zur Moderne, als prägende Forderung der aufgeklärten Gesellschaft des 21. Jahrhunderts, durchzieht meine Texte und beeinflusst meine Bilder. Transparenz (Durchsichtigkeit) ist mit der Digitalisierung und BIG DATA zum Entscheidungsfaktor mutiert; Intransparenz als Charakteristikum und Machtfaktor hat sich überlebt.

SPIEGEL DER SCHWEIZ, SPIEGEL DER WELT

Ob wir gegenwärtig in einer eigentlichen Zeitenwende leben, die einen «Epochalen Neubeginn» auslösen könnte, ist nicht beweisbar. Die Verwerfungen dieser Umbruchszeit sind jedoch allgegenwärtig, in der Schweiz, in der EU, überall auf der Welt. Schon mal sind die alten, verlässlichen, räumlichen und zeitlichen Koordinaten zusammengebrochen. Globalisierung und Gleichzeitigkeit. Die Distanzen sind pulverisiert, der Rhythmus der Zeit beschleunigt.

Vergleichbares passierte auch vor rund 2500 Jahren, so meine These. Als die alten Griechen «die Götter vom Himmel holten» und damit eine neue Zeitepoche einläuteten. Und gleichzeitig mit ihrer Meeresflotte eine erste Stufe der Globalisierung schufen.

Damals wie heute sind neue Konzepte, neue Lösungen, neue Kooperationen, neue Bündnisse entstanden, um mit der Zeit in die Zukunft zu gleiten.

Daran arbeite ich. Mein Fokus richtet sich nach vorn, auf das Zukünftige. Über Jahrzehnte versuchte ich, in Texten Bilder zu malen, auf Leinwänden Geschichten zu erzählen. Erst im Nachhinein habe ich immer deutlicher die Parallelen beider Welten realisiert. Das Durchscheinende zu malen, das Hintergründige zu beschreiben reflektiert mein grosses Interesse und eine starke Affinität für das Neue, sich am Horizont Abzeichnende.

POLITISCHES MANIFEST

Wir stehen meiner Meinung nach tatsächlich mitten in einem epochalen Wandel. Zur Bewältigung dieser Jahrhundert-Herausforderung hilft ein Perspektivenwechsel. Bisherige Standpunkte sind zu relativieren.

Treiber des Wandels

Die Globalisierung umfasst Zeit und Raum.

Mit der Gleichzeitigkeit des Internets (World Wide Web) einher geht die Überwindung der Distanzen – einerseits mental (E-Mail, WhatsApp), andererseits physisch (Flugverkehr). Die Wortschöpfung «Global Village» fasst diesen beispiellos beschleunigten Wandel bildlich zusammen. Die Weiterentwicklung der Computer-Technologie befeuert die Digitalisierung. Als Beispiele seien genannt: die Schwarmintelligenz (eine Folge des Cloud-Computing), das Internet der Dinge («intelligente» Gegenstände mit eingebauter Computerleistung) und die Automatisierung (Roboter, Drohnen). Kein Stein bleibt auf dem andern.

Auswirkungen auf die Zivilgesellschaft und deren Reaktionen

Der Schock des Wandels verunsichert die Zivilgesellschaft. Bisher Gültiges und Vertrautes löst sich auf. Eine diffuse Zukunftsangst macht sich breit. Befürchteter Verlust von Sicherheit, Autorität, Selbstbestimmung oder Kontrolle ruft nach verlässlichen Vorbildern zur Krisenbewältigung. Der «Glaube» an Retter- und Führerfiguren, die Lösungsvorschläge versprechen, nimmt zu. Diese charismatischen Rhetoriker sind «Wölfe im Schafspelz» – sie sind Ideologen, davon überzeugt, die Wirklichkeit richtig zu interpretieren, die einzige Wahrheit zu kennen und den Patriotismus wiederbeleben zu müssen.

Politische Illusionen

Diese neuen Autoritären drängen ins Rampenlicht – sie werden auch als Rechtspopulisten oder konservative Nationalisten bezeichnet. Ihre Rezepte sind so einfach wie illusionär. Sie stellen die Gewaltentrennung in Frage, wettern gegen den Rechtsstaat und verteufeln fremde Richter. Sie versprechen Sicherheit, eine gerechtere Ordnung, nationale Souveränität. Sie geisseln die politischen Eliten, «die da oben», die sie für alle Probleme haftbar machen. Nicht die Problemlösung steht zuoberst in ihrer politischen Agenda, sondern die permanente mediale Bewirtschaftung des Problems, um sich die Gunst der Massen zu sichern.

Wirtschaftliche Fehlentwicklungen des Kapitalismus

Die Globalisierung verleiht den grossen Wirtschaftskonzernen enormen Machtgewinn, da sie die neuen Errungenschaften zu ihrem Vorteil ausnutzen. Die Schattenwelt der Grossbanken drängt – obwohl sie die weltweite Finanzkrise 2008 auslöste – ans Tageslicht und diktiert die Agenden der Zentralbanken und Regierungen. Während die exorbitanten Bezüge der Top-Repräsentanten dieser Auswüchse des Kapitalismus explodieren, stagnieren die Einkommen der Mehrheit der Arbeitnehmenden. Die Arroganz der Mächtigen hinterlässt steigende Ungleichheit, brodelnde Frustration. Es ist die Geburtsstunde des Wutbürgers.

Mediale Begleitung

Auffallen um jeden Preis, Fokus auf Sensationen und Katastrophen: Dies sind Folgen des Profitvorrangs vor medialer Verantwortung. (Es gibt Ausnahmen.) Das so vermittelte Weltbild und -geschehen ist negativ geprägt und widerspiegelt der Welten Lauf als Ganzes selektiv und verzerrt. Die Aufmerksamkeit des Publikums wird zu ausschliesslich auf Negativtrends gelenkt, die allgemeine Verunsicherung noch verstärkend. Politischer Machtmissbrauch und Meinungsmanipulation in Medien durch superreiche Sponsoren sind weitere unappetitliche Erscheinungen in Richtung Plutokratie, d. h. eine Herrschaftsform, in der Vermögen Voraussetzung zur Herrschaft ist.

Gefährliche Zukunftsaussichten

Übersteigerter Nationalismus, Auslöser von Kämpfen, Kriegen und Katastrophen, nimmt zu. Das Gedächtnis an die Schrecken der Weltkriege des letzten Jahrhunderts verblasst. Der Ruf nach Befestigung nationaler Grenzen ist Ausdruck kollektiver Verantwortungslosigkeit. Der permanente politische Kampf statt Kooperationsbereitschaft innerhalb von Regierungen schürt gegenseitige Missverständnisse. Er ist gleichzeitig Nährboden für Extremismus aller Art und gefährlicher Vorbote einer naiven Vorstellung von nationaler Problemlösungskompetenz in Zeiten der Globalisierung.

Positive Gegentrends

Die Schuld an den Verwerfungen der Gegenwart einseitig «den anderen» zuzuschreiben, ist durchschaute Propaganda. Jede Nation hat theoretisch die Möglichkeit, rechtzeitig Reformen im eigenen Land anzupacken, um die Situation ihrer Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. Hoffnungsträger sind die Jungen: engagierte junge Leute, die vom passiven, billigen Erdulden eines Tages zu aktivem, engagiertem Handeln umsteigen. Die Gestaltung der Zukunft liegt in den Händen dieser Jugend. Sie kann die grassierende Zukunftsangst in beruhigende Vertrauensbildung umwandeln.

Dataismus statt Kapitalismus statt Feudalismus

Unter dem Begriff «Feudalismus» verstehen wir jene Wirtschafts- und Gesellschaftsform, die auf dem Lehnsrecht aufbaut. Alle Herrschaftsfunktionen wurden von der über Grundbesitz verfügenden aristokratischen Oberschicht ausgeübt. Kapitalismus folgte darauf, basierend auf der Idee des Privateigentums und der Macht der Produktionsmittel, heute infrage gestellt durch Neoliberalismus und Monopolbildung. Jetzt zeichnet sich ab, dass Globalisierung, Internet, BIG DATA einen erneuten Wandel antreiben; Konsequenz und Folge der neuen «Spielregeln»: weltweiter Wissenszuwachs, Share Economy (teilen statt besitzen), Vernetzung durch Cloud-Computing – wir erleben die Geburtsstunde des Dataismus.

Perspektivenwechsel

Hilfreich bei allem ist es zu überlegen: Könnte es sein, dass ich diese Entwicklung zu wenig beachtet habe? Dass das Zukünftige Bisheriges in den Hintergrund drängt? Oder bezogen auf den gelebten Alltag: dass der andere (teilweise) recht hat mit seinen Argumenten? Sehe ich ein Problem möglicherweise zu einseitig? Können wir uns schrittweise annähern, auf Forderungen oder Macht verzichten, den Kompromiss suchen?

Ein oder zwei Schritte zurücktreten, um eine umstrittene Sache von einem anderen Standpunkt aus anzusehen? Dem Frieden, dem Fortschritt, der Freiheit zuliebe? Für diese Entscheidung brauchen wir nicht auf Eingebungen von aussen oder selbsternannte Einflüsterer zu warten. Genügt vielleicht ein persönlicher Perspektivenwechsel?

TRANSPARENTE WELT

Bild 6, 150 x 120 cm

JEAN GEBSER, SEINER ZEIT VORAUS

Wenn Ihnen der Name Jean Gebser (1905 – 1973) nichts sagt, geht es Ihnen wie mir, damals vor bald 50 Jahren, und zweifellos der grossen Mehrheit Ihrer Mitmenschen. Auch ich bin völlig zufällig auf Gebser aufmerksam geworden. Der deutsch-schweizerische Kulturphilosoph und Schriftsteller lebte und wirkte ab 1939 in Bern, wo er von 1947 bis 1953 an seinem Hauptwerk «Ursprung und Gegenwart» arbeitete. Zu seinem Freundeskreis gehörte u. a. der Historiker Jean Rudolf von Salis.

Gebser entwickelte das Strukturmodell seiner Bewusstseinsgeschichte des Menschen über viele hundert Seiten. Sorgfältig und ausführlich vertiefte er sich für sein «Konzept» des neuen, nächsten Zeitalters in die Vergangenheit, um darauf aufbauend seine spannende These der aperspektivischen Welt – seiner Zukunftsutopie – zu entwickeln. Der Duden definiert aperspektivisch, Gebsers Wortschöpfung, mit «ohne Begrenzung auf den gegenwärtigen Standpunkt des Betrachters». Mit geradezu visionärem Durchblick lässt er vor dem geistigen Auge der Leserschaft die Manifestationen des anbrechenden integralen (wie er es nennt) Weltverständnisses entstehen, aufbauend auf den durchlaufenen Strukturen, beginnend bei der archaischen.

«Ursprung und Gegenwart» gehört zu den ebenso eigenwilligen wie bedeutenden Versuchen, das 20. Jahrhundert vor dem Hintergrund der gesamten Menschheitsgeschichte zu sehen und zu deuten. Für Gebser ist die Veränderung des Verhältnisses zur Zeit, die sich mit der einsetzenden Renaissance vollzog, der entscheidende Angelpunkt für die Probleme und Leiden der Neuzeit. Dieses veränderte Zeitbewusstsein wird durch die Entdeckung der Perspektive ausgedrückt; sie löst das unperspektivische, mythische Zeitalter ab und leitet die Epoche der perspektivisch-fortschrittlichen Wissenschaft ein. «Dadurch verliert der mehr und mehr diesseitsbezogene Mensch an Weltvertrauen und begibt sich in die individuelle Isolation. Gebsers Werk ist ein geistesund kulturkritischer Dialog mit der Welt, in der wir leben mit ihren Traditionen, Erwartungen und Verstiegenheiten. Die Fülle der Ausblicke und Belege prägt ihm überdies den Stempel eines erstrangigen Kompendiums europäischen Denkens auf.»

Diese Einführung aus der Neuauflage 2015 spricht vom 20. Jahrhundert als Bezugsrahmen. Ich möchte das etwas weiträumiger definieren: Viele der gefundenen oder antizipierten Beschriebe sind auch stupende Voraussagen dessen, was sich im 21. Jahrhundert abspielt.

Gebser selbst schrieb 1973: «Das neue Bewusstsein des Menschen, für welches die junge Generation besonders hellhörig ist, und welches von der Veränderung des menschlichen Verhältnisses zur Zeit ausgeht, ist das Generalthema meiner Arbeit.» Diese «junge Generation» ist mittlerweile im Pensionsalter …

APERSPEKTIVISCH, VORLÄUFER DES PERSPEKTIVENWECHSELS

Wer Neues beschreibt, neue Tendenzen entwickelt oder bahnbrechende Innovationen kommentiert, muss dafür notgedrungen neue Wörter «erfinden» oder bestehende in einen neuen Zusammenhang stellen. Aperspektivisch ist ein solches. «In der perspektivischen Weltvorstellung wurde alles mit räumlichen Massen gemessen. Für den perspektivisch denkenden Menschen hat die Zeit keinen Qualitätscharakter.» Diese mentale Struktur (der Vergangenheit) hat die Zeit zu einer analytischen Massbeziehung pervertiert, sie materialisiert und das extrem dualistische Denken heraufbeschworen, das in der Welt nur zwei gegensätzliche und unversöhnliche Komponenten anerkannte, befand Gebser.

Und er ergänzte sogleich: «Wer der aperspektivischen Welt den Vorwurf macht – und dies wird ausgiebig geschehen –, dass sie unvorstellbar, unbegreiflich, unfasslich, unbeweisbar und nicht räumlichend zu Denkendes sei, der scheitert nur an der Begrenztheit der eigenen, an das Erfassen und das Sehen gefesselten Weltvorstellung.»

Die Bewusstwerdung der Zeitfreiheit ist eine weitere, wichtige Begriffsauslegung Gebsers. «Der Einbruch der Zeit in unser Bewusstsein, dieses Ereignis ist das grosse und einzigartige Thema unserer Weltstunde. Ein neuer Ton, eine neue Form, eine neue Sicht wird dann dort wahrnehmbar werden, wo wir heute nur Schrei und Dissonanz zu hören glauben. […] Unsere Aufgabe ist es, die Zeit aus ihrer rationalen Vergewaltigung zu befreien. Diese Problemstellung klingt einfach, die Aufgabe aber ist von kaum vorstellbarer Schwierigkeit. Es ist von grundlegender Wichtigkeit, genauestens zwischen irrational und arational zu unterscheiden.»

Während wir mit dem Begriff «irrational» (mit dem Verstand nicht fassbar, dem logischen Denken nicht zugänglich) als Gegensatz zu «rational» (vernünftig, aus der Vernunft stammend, von der Vernunft bestimmt) bestens vertraut sind, ist «arational» im Duden bis heute nicht erwähnt. Wer sich allerdings die Mühe nimmt, den Begriff zu googlen, erhält 11 700 000 Ereignisse. Somit benutzt Gebser dieses Wort, das im englisch-amerikanischen Alltag längst populär ist, um uns zu sagen: Nicht alles, was nicht rational ist, muss irrational sein. Mit arational ist gemeint: nicht kausal gerichtet, auch nicht polar entgegengesetzt, sondern akausal (ohne ursächlichen Zusammenhang), ganzheitlich wahrend.

Dieser aperspektivischen Welt (der Zukunft) ordnet Gebser also die integrale Struktur zu im Unterschied zur mentalen Struktur (der Vergangenheit). Nun ist integral natürlich keine neue Wortschöpfung. Doch im Zusammenhang seiner Weltsicht oder Philosophie ist der Begriff vergleichbar mit dem Modell einer holistischen Welterklärung, einer Ganzheitslehre also, basierend auf der Vorstellung, dass gesellschaftliche, wirtschaftliche, physikalische, politische, geistige Systeme etc. und ihre Eigenschaften als Ganzes und nicht als Zusammensetzung ihrer Teile zu betrachten sind.

Und schliesslich: diaphan, das Diaphane, Gebsers Methode des Durchsichtigmachens (in Ergänzung zum Messen), die Erscheinungsform des Geistigen. «Es handelt sich um ein Durchsichtigmachen des in der Welt und hinter und vor ihr Verborgenen», um ein Durchsichtigmachen unseres Ursprungs, unserer ganzen menschlichen Vergangenheit und der Gegenwart, die auch die Zukunft schon enthält, präzisiert Gebser. Ich verwende dafür die Begriffe transparent oder Transparenz.

Nun ordnet Gebser schliesslich der aperspektivischen Zeit die Vierdimensionalität als Gegebenheit zu. In diesem Zusammenhang vielleicht überraschend, aber logisch. «Als Realität, als Weltkonstituante brach die Zeit eigentlich erst mit der Formulierung des vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuums durch Einstein, also zu Beginn unseres Jahrhunderts [20. Jahrhundert], in unser Bewusstsein ein.»

Ein weiteres hervorstechendes Merkmal der ausgehenden perspektivischen, mentalen Epoche ist für Gebser die Zeitangst. Zeit gewinnen, keine Zeit haben – unser Alltagsvokabular.

Zusammenfassend denkt Gebser, Raum haben wir zwar, aber keine Zeit, obwohl die Welt weiter wurde, wurde sie enger (nämlich scheuklappenmässig verengt). «Diese Situation brachte mit den Jahrhunderten, in denen sie sich allmählich herausbildete, jenes Stigma unserer Zeitepoche mit sich, das ausser den aufgezählten das verderblichste ist: die heute allgemein herrschende Intoleranz und der aus ihr resultierende Fanatismus.» Für das Bemühen um die Zeit, das Realisieren der qualitativen Werte dieser Auseinandersetzung hat Gebser das Wort Temporik kreiert.

DAS KLIMA DER NEUEN MUTATION

«Mutationen sind immer dann aufgetreten, wenn die herrschende Bewusstseinsstruktur zur Weltbewältigung nicht mehr ausreichte. So war es auch bei der letzten historisch überblickbaren Mutation, jener, die um 500 v. Chr. aus dem Mythischen ins Mentale führte.» An der Bruchstelle zu einer erneuten Mutation in unserer Gegenwart, so Gebser, werden die Merkmale der defizienten, zu überwindenden respektive integrierenden «Fehlentwicklungen» der mentalen Struktur sichtbar.

«Das Verhaftetsein an den Nationalismus. Das nationalistische Denken ist ein Prototyp des dreidimensionalen Denkens. Der Mensch als Kind einer Nation fasst nämlich Art und Wesen der eigenen Nation als ideale Konstante auf; das aber ist statisches Konzept und damit eine dreidimensionale, perspektivische, fixierte Vorstellung.» Dies ist eine der brandaktuellen Formulierungen, die auch 60 Jahre nach Niederschrift ihre Brisanz nicht verloren haben.

Bei jeder Mutation (nach archaischer, magischer, mythischer, mentaler und integraler Struktur unterschieden) hatte sich der Mensch nach Gebser neuen Aufgaben zuzuwenden. «Er hatte dies zu tun, weil blosses Beharren zum Verfall führt. Aber seiner Natur gemäss verharrte er zuerst einmal, um sich gewissermassen des erworbenen Besitzes und Vermögens zu erfreuen. Damit setzt die Defizienz, der Verfall ein. Wer verharrt, verfällt.»

«Schliesslich überbietet sich die Technik darin, mit jedem neuen Jahre den Raum immer mehr durch die Meisterung der Zeit zusammenschrumpfen zu lassen, indem sie grosse Entfernungen, sei es zeitlich durch Überschallflugzeuge zusammenrückt, sei es diese Entfernungen sogar auf einen angenäherten zeitlichen Nullpunkt reduziert […].» Diese Konklusion Gebsers scheint mir geradezu visionär: Globalisierung und Gleichzeitigkeit, die beiden Hauptcharakteristika des digitalen Zeitalters zu Beginn des 21. Jahrhunderts, kein Mensch ahnte diese Umbrüche, Gebser formulierte in seinen Worten, was die weltweiten «Fortschritts-Treiber» ausmachen würden. Sozusagen sein Gedankengebäude.