Peter und so weiter - Alexandre Lecoultre - E-Book

Peter und so weiter E-Book

Alexandre Lecoultre

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Beschreibung

Peter spaziert durchs Dorf, sitzt im Café Du Nord, fährt mit dem Zug übers Land. Gelegentlich arbeitet er im Dorfladen oder hilft im Café, um sich das Nötigste zu kaufen. Die Dinge und die Menschen beobachtet er vom Rand aus; und ist dennoch mitten drin – denn alles ist ihm Zeit und Überlegung wert. Die Leute im Dorf - Gigi von der Gemeinde, Nina vom Café, Monsieur l’auteur, der bünzlige Bernhard – lassen ihn spüren, dass es so nicht weitergeht. Öppis muss passieren, quelque chose! Peter muss jemand werden. Und er braucht eine Frau: die mit dem Lächeln, das ihn anlächelt, und mit dem Blick, der ihn anschaut. Und so macht er sich auf die Suche und will "beobachten, wie es die anderen machen, aber was cheibs machen die nur?" Alexander Lecoultre findet für seinen schrägen Protagonisten Wörter und Sätze jenseits von sprachlichen Normen: Er wechselt zwischen Französisch, Deutsch und Mundart, streut Sätze Spanisch und Italienisch ein. Für diese eigenwillige Mehrsprachigkeit hat Ruth Gantert die passenden Entsprechungen gefunden, und so kreist auch ihre deutsche Übersetzung in poetischem Mäandern um Peters Suche nach Glück und nach dem Sinn des Lebens.

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Alexandre Lecoultre

Peter und so weiter

edition spoken script 49

1. Auflage, 2024

© Der gesunde Menschenversand, Luzern

© Alexandre Lecoultre

Alle Rechte vorbehalten

www.menschenversand.ch

eISBN: 978-3-03853-190-6

Originalausgaben:

Éditions L‘Âge d‘Homme, Lausanne (2020)

Éditions La Veilleuse, Lausanne (2023)

Übersetzung/Nachwort: Ruth Gantert

Lektorat: Daniel Rothenbühler

Herausgeber:innen: Matthias Burki, Ursina Greuel, Tamaris Mayer, Daniel Rothenbühler

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt

Herzlichen Dank für die Unterstützung: ch Stiftung für eidgenössische Zusammenarbeit, ProHelvetia, Kultur Stadt Bern, Swisslos Kultur Kanton Bern, Burgergemeinde Bern, Genossenschaft Buch2000, Bundesamt für Kultur (Verlagsförderung 2021 – 2024)

Für Ariane

SEIT EINIGER ZEIT will man, dass er jemand wird, aber der Peter weiss nicht wer. Man kann es ihm noch so erklären, da liegt ein Weg zwischen ihm und den Bewohnern des Dorfs, ein Weg aus vom Regen niedergedrückten Gräsern.

Peter brütet darüber, während er über die Brache spaziert. Das macht keine Gattung, sagen manche Nachbarn, da sollte man öppis, oui quelque chose draus machen. Umringt von Bäumen, Sträuchern und Gebüsch passiert immer öppis, oui quelque chose im Stillen. Heute Morgen ist die schwarze Katze zwischen den Pfützen durchgewischt und hat dann zitternd die Hinterbeine ausgestreckt, das, und zum Beispiel die Sonne, die da täglich badet, das mag der Peter. Im Moment stutzen die von der Gemeinde ein paar Bäume. Sie sägen die Äste auf Böcken, schnüren Holzbündel und stapeln sie hopplahopp und comme il faut. Die einzigen Wolken sind die, die aus ihren Mündern quellen. Das kleine, im März verlorene Sesamkorn wärmt sie nicht, der Kafi und die Büez bringen da mehr, bigoscht, die Zungen schnalzen, wenn die von der Gemeinde zufrieden sind, moll.

Am Ende des Tags singen ein paar Amseln im marineblauen Himmel und öppis, oui quelque chose steigt auf und schwebt über den Haufen aus Sägemehl und grauer Rinde. Was Peter und so weiter mit der Nase am ersten Stern erschnuppert, ob das der Frühling ist?

Im Café du Nord hat Bernhard seine Sonnenbrille auf den Schädel gerückt, ein Bein über der Metallschiene angewinkelt, die sich unter dem Tresen entlangzieht, das Füdli nach hinten gereckt mit dem Geldbeutel, der ihm die Backe ausbeult. Er beugt sich etwas vor, stösst mit dem Ellbogen die Beige der Gratisblätter weg, die ihrerseits den Gipfeliberg fortschiebt, und schliesslich fällt ein trockenes Gipfeli auf den Boden. Nina wird ausrufen, so viel steht fest. Bernhard trinkt sein Glas mit Gianluigi, der nie Nein sagen kann. Peter ist fasziniert von der Breite seiner Finger, die zeugen del lavoro manuale, sagt Gianluigi, wenn er erklärt, wie er die Fischernetze flickte oder die Stühle mit nichts und wieder nichts stopfte, con poco o nulla, mit Schnur und Schweiss. Die Serviertochter Nina hat diesen kleinen Bauch, der einen zum Lächeln bringt, und die Kunden sagen sich, dass sie fröhlich ist, denn sie serviert die Cappuccinos und denkt dabei an den Erlinet oder die Sielinette. Sie geht im Raum umher, fast wie sie am Quartierfest tanzt, und slalomt mit den Knien zwischen den Tischbeinen. Die Kunden wechseln ein paar Worte. Weder ein Monolog noch ein Dialog, sondern etwas anderes, sagt sich der Peter. Am Ende der Bar sitzt Monsieur l’auteur, dem Peterli aus den Naslöchern spriesst. Sein Kafi ruht kalt vor ihm, er ist vertieft und zählt nicht mehr die, die er trinkt, von denen, die er stehen lässt, ab. Manchmal fängt er an zu reden, manchmal hört man ihm zu, manchmal nicht. Nina tritt auf das Gipfeli und ruft aus, dem Bernhard in die Ohren. Der so, ich habe doch gar nichts gemacht, habe das Gipfeli auf dem Tresen gar nicht bemerkt, und es ist eh zu trocken.

Oft grinst der Bernhard und ruft, wann fängst du das richtige Leben an? Peter versteht nicht, wovon er spricht. Er hat nicht gewusst, dass es ein falsches gibt. Auch hintersinnt sich der Peter seit dem Gespräch mit der Frau am Telefon, Mischa heisst sie, die hat ihm gesagt, man müsse warten, aber er weiss nicht, auf was. Er trinkt jetzt Heida, weil Bernhard ihm beigebracht hat, dass das ein einheimischer Wein ist, den die Welschen Païen nennen, und so macht er es dem Bernhard nach und trinkt gegen elf Uhr einen Dezi. Er trinkt seinen Einer und leiert leise die Laute heida païen heida païen heida païen, ja ja, und so weiter, meint Bernhard hinter seiner Zeitung.

Peter liebt die Kleinanzeigen, denn da gibt es fahrtüchtige Motorräder, arbeitswillige junge Männer für alle möglichen Tätigkeiten, spazierfreudige Schäferhunde, reparaturbedürftige Rasenmäher, zügelbereite Betten, die warten nur darauf, dass etwas sie erlöst.

Bernhard sagt, wenn du arbeiten würdest, könntest du ändlich öpper werden, könntest dir auch was Nettes leisten, und nicht nur öppis, wenn du weisst, was ich meine, gäll. Mit dem Schnägg, den er einmal auf dem Trottoir gefunden hat, an einem Dienstag oder vielleicht Mittwoch, hat er die Mischa angerufen, deren Nummer in den Kleinanzeigen stand, unter vorhersagebegabte Wahrsagerin.

Ja, allo, hier spricht der Peter, der will wissen, wann er das richtige Leben anfängt. Die Mischa fand die Frage extrem schwierig. Sie sagte so ungefähr, es gäbe kein allgemeines Muster, das Schicksal jedes Einzelnen hinge von komplexen Konstellationen ab, das koste zwäi Frankä füfzg pro Minute, da brauche es ein regelmässiges Update. Im Moment heisst es warten. Beobachten Sie schon mal die anderen um Sie herum, was die machen, seien Sie offen für Veränderungen und hüten Sie stets Ihre Zunge, bevor Sie sprechen.

Die gehütete Zunge verknotet sich. Nina sagt noch dazu, er gebrauche die dritte Person, aber Peter antwortet, er brauche alle Personen. Peter, wann zahlst du ändlich deinen Heida mit deinem eigenen, mit richtiger Büez verdienten Stutz und nicht nur mit dem Abwasch im Café du Nord zum gratis Saufen? Wenn du mich fragst, gäll, mach es wie ich, Wecker auf sechs, auch wenn er nervt, Glattrasur, Arbeitskluft, ab ins Auto, stempeln, Kaficreme und hopp. Aber. Kein Aber, keine Ausflüchte, fertig.

Bernhard gibt sich plötzlich wie einer, dem der Kittel brennt, und steckt den Schlüsselbund, auf den Peter gestarrt hat, ein. Weil er sich auf diese unnötigen Dinge versteift, sagt Bernhard, statt sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, tja der Schlüsselbund, der hat neben dem Schlüssel zum Mitsu und zur Wohnung einen gelbbraunen Anhänger vom Dorffussballclub und eine Mini-Taschenlampe, weil man kann nie vorsichtig genug sein. Mitten in diesen Gedanken ist der Bernhard, der am Tresen zu kleben schien wie eine Schnecke am Boden, auf dem Parkplatz zwischen den Autos verschwunden.

Nina sagt, Peter komm das Geschirr spülen und ein wenig reden. Beim Bernhard, weisst du, muss man die Ohren manchmal auf Durchzug schalten. Also ich sage, etwas mit den Händen machen, chrampfe, okay, aber es braucht auch jemanden an deiner Seite fürs Zusammensein und den Fun, sonst lohnt es sich nicht. Der Peter taucht und hört der Nina zu, er taucht das Besteck in den Zitronenschaum mit den zu kleinen rosa Handschuhen, und er fühlt sich ein wenig wie die Handschuhe im Wortschaum vom Bernhard und der Nina, zu eng und zu heiss, ohne etwas zu sehen. Nina spricht weiter, aber den Peter haben Spültrieb und Geschirrgeist gepackt, und die Formen in der Hand machen, dass man errät, wer der Kaficreme-Löffel ist und wer der Suppenlöffel. Manchmal tanzt jemand aus der Reihe, ein verlorenes Rüeblistück zum Beispiel, und dann ist es schwieriger zu erraten, wer das ist. Hallo, hörst du mir zu, Peter? Du brauchst eine Frau, mit der du jeden Tag etwas zu lachen hast, verstehst du, und die dich auch mit beiden Füssen auf die Erde stellt. Und wie findet man die unter den Frauen im Dorf? Peter, wer sucht, muss sie erkennen können, denn es gibt nur eine, die Richtige ist die mit dem Blick, der ihn anblickt und dem Lächeln, das ihn anlächelt.

Diese Geschichte wandert mit Peter durch die morgendlichen Strassen des Dorfs von Z. Arbeiten, hopp, dabei weiss niemand, was der Bernhard eigentlich macht, c’est vrai ça, was passiert nach dem Hopp? Und wie wäre Die mit dem Blick der ihn anblickt und dem Lächeln das ihn anlächelt, von der die Nina spricht, zu erkennen? Man muss beobachten, wie es die anderen machen, aber was cheibs machen die nur?

Bueno, da gibt es das Paar der Petits-bras. Sie sind in fernen Zeiten aus einem Delta gekommen, das die Form einer Hand hat und grösser ist als das Dorf. Auch ihr Lebensmittelgeschäft ist die Mündung eines Flusses. Es ist voller Konservenbüchsen, die sich in den Gestellen stapeln, zwischen grossen Dreieck-Käsen und zu süssen Keksen.

Peter, der Pedro oder manchmal Pedrito genannt wird, hilft den Petits-bras, die Lieferungen abzuladen, ins Depot zu verfrachten und dann in die Gestelle einzuräumen. Du könntest ein guter Gemischtwarenhändler sein, Pedro. Er weiss nicht so recht, er möchte es nur richtig machen, so wie die Petits-bras es wollen, was nicht immer so ist, wie er es will, denn er soll nicht nach Grösse oder Farbe ordnen, sondern nach dem Inhalt der Büchsen, was schwierig ist, wenn man nicht hineinsieht. Pedro braucht Zeit, aber zum Glück geben die Petits-bras ihm genug davon, lassen sie laufen. Manchmal sagen sie sich, dass sie strenger sein sollten, um ihm zu zeigen, dass das Leben kein Schleck ist, dann schnauzen sie ihn grundlos an, im falschen Moment. Ay Pedrito, entschuldigen sie sich danach. Für seine Hilfe ab und zu und die Gesellschaft darf er gratis im Geschäft einkaufen, aber nicht übertreiben, gell, nur das Nötigste. Und so hast du auch etwas zu tun, sagt man ihm, und trödelst nicht tagelang im Dorf mit einer Blume unter der Nase oder starrst Luftschlösser ins Blaue.

Gegen ein Uhr nachmittags drehen die Petits-bras das Schild um, das an der Tür hängt, vuelvo ahora. Pedro setzt sich gerne vor den Laden und wartet auf ihre Rückkehr. Vor der geschlossenen Tür und dem rätselhaften Schild beobachtet er die Passanten. Und alles andere dazu.

Die Petits-bras haben den grossen Plan, an einen Ort zu gehen, der gesund macht. Sie sparen, um die Reise mit ihrer Tochter Ana zu machen. Die sitzt den ganzen Tag in sowas wie Schweigen und dreht die Augen zur Decke. Sie haben Pedro schon vorgeschlagen, sich in ihrer Abwesenheit um den Laden zu kümmern, aber er tut so, als habe er nicht verstanden, denn es ist schliesslich schon genug, abzuladen, zu verfrachten und einzuordnen, wie die Petis-bras es wollen, ohne auch noch die Kasse und andere Sachen machen zu müssen. Wenn er keine Zeit für das Schild und das Sitzen auf dem weissen Plastikstuhl mehr hat, dann sicher nicht.

So sparen die Petits-bras weiter, um den Laden schliessen zu können für die Zeit der Reise, die Ana gesund machen wird. Das Abreisedatum rückt näher, man muss Hoffnung in die Zukunft setzen, sagen sie immer wieder. Und sie zeigen, wie sie sparen, mit mathematischen Rechnungen auf dem Käsepapier, so lang ist die Liste mit dem Betrag für Bus, Übernachtung, Essen, Kerzen und Spenden.

Grüezi, das ist der Telefonbeantworter von der Mischa, Sie können nach dem Piepston eine Nachricht hinterlassen. Bitte geben Sie Namen, Geburtsdatum, Geburtsstunde und Geburtsort an, danke, zwäi Frankä sibäzg. Gopferdammi Madame Mischa, der Peter weiss schon, dass es noch keinen Monat her ist, aber vor dem Anruf gab es nichts zu warten, und jetzt plötzlich sagen Sie warten, aber auf was eigentlich? Peter, Geburtsdatum unbekannt, Geburtsstunde unbekannt, Geburtsort unbekannt.

Peter hängt auf. Was will diese Mischa nur mit all den Angaben, warum stellt sie keine Fragen über Züge, Wolken oder die Gewohnheiten der Kunden im Café du Nord? Und wer sagt denn, dass sie zurückrufen wird, und auf welche Nummer bitte sehr?

Bei der Tramhaltestelle der Linie 3, Köllikerstrasse, sitzen zwei dicke Frauen auf einer Bank für vier Personen. Sie tragen blaue Jeans und graue Blusen, sie gleichen dem Automaten. Der steht daneben und ist kaputt. Zwischen ihre runden Beine klemmen sie Poschtitaschen, damit diese nicht nass werden. Gleich kommt ein Gutsch, sagt die Erste, ein rechter Gutsch, antwortet die Zweite.

Die Einwohner des Dorfs von Z. beklagen sich gerne über das Wetter, es bitzeli zu sehr dies oder nicht genug das, dabei hoffen sie optimistisch, dass es besser wird und fürchten, es bleibe so lala wie es bisher war. So verbinden sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wundersam im Wandel der Jahreszeiten. Peter denkt, dass die beiden Frauen, dick oder nicht dick, in Kleidern welcher Farbe auch immer, auf der Bank des Gegentrams auch vom Wetter sprechen.

Peter hat Mühe mit Lesen, lieber als die Zeitung zu entziffern, informiert er sich deshalb über Hochs und Tiefs, indem er den Frauen bei der Tramhaltestelle beim Reden zuhört. Bei unsicherer Lage, was häufig vorkommt, wandert er verschiedene Haltestellen, sogar verschiedene Linien ab, um zu vergleichen und die Entwicklung im Tagesverlauf auszumachen.

Peter und so weiter mag diese Gespräche, die Leute geben mehr von sich preis, als wenn sie über Politik sprechen. Die Wolken oder die Sonne werden zum Spiegel der banalsten Hoffnungen oder Unglücke, die wie der Blitz in irgendeine Hütte des Dorfs einschlagen. Man denkt plötzlich an seine Geranien auf dem Balkon, die verhagelt werden können, an den Pascal, der ohne Hut von der Baustelle zurückkehren muss, an die Tochter auf der Schulreise, ums Himmels willen, wenn es nur nicht im August schneit wie letztes Jahr beim Alpabzug, zum Glück war das Gondeli noch in Betrieb, sonst ist ja kaum auszudenken, was hätte passieren können, wenn, und so weiter.

Peterli, mein Kleiner, nun hör mal zu. Unsere Hände und Finger suchen, verflechten sich bisweilen, lassen dabei tausend Wildvögel fliegen. Werden wir wieder zu Kindern, die sich Schneeballschlachten liefern, schauen wir, wie sich in weiter Ferne Himmel und See in der Nacht vermengen. Dann tauschen wir Geheimnisse unter dem Schnee oder in den Bäumen, diesen sicheren Gräbern. Wir werden durch die Landschaften gehen, die du in schlaflosen Nächten hervorgebracht hast, wir werden unsere eigene Sprache sprechen, uns auf den nackten Boden legen, wir werden der Wildbach, der feuchte Strauch, der heisse Föhn sein, das Blut, das pulsiert und hinausströmen will.

Monsieur l’auteur, wem sagen Sie das? Peterli, weisst du, die Worte richten sich nicht immer an jemand Bestimmten. Monsieur, der Peter könnte das nicht sagen, ohne den Schnee, die Hände und all das erlebt zu haben. Peterli, sagen wir mal, ich war inspiriert zu diesen Versen. Monsieur, Monsieur? Entschuldige, Peterli, ich war in Gedanken. Monsieur, Sie scheinen häufig woanders zu sein, nicht wirklich hier, aber Peter hat das Glück, Ihren Geschichten zuzuhören. Peterli, ich möchte lieben, ich möchte leben, ich möchte sein wie du. Monsieur, niemand will sein wie der Peter.

Monsieur l’auteur senkt den Kopf und stösst mit den Fussspitzen einige Kiesel der Terrasse des Café du Nord herum. Zerstreut versucht er ohne grosse Überzeugung, ein Gesicht zu skizzieren. Er bedauert jetzt, dass seine Mokassins mit weissem Staub bedeckt sind und zieht es vor, die Linien auf dem Boden schlecht und recht zu überdecken, damit man nicht merkt, was er mit Füssen greifen wollte. Die Kiesel knirschen unter der Sohle. Er tut dies, ohne viel nachzudenken.

Vor ihm ein paar angefeuchtete, beschriebene Pappuntersätze. Manchmal hebt Monsieur l’auteur einen von ihnen auf, liest Peter drei Verse vor und zerreisst ihn dann in zwei Halbmonde. Wie bei den Zeichnungen auf dem Boden kritzelt er, streicht aus, radiert. Er sagt aaba, das taugt keinen Deut. Peter versteht Monsieur l’auteur nicht immer, der ist ein echter Herr mit echten Geschichten, denn er spricht mit Fug und Deut. Er scheint zu basteln, wenn er dichtet.

Die beiden Freunde werden zu Stummen. Über ihnen, in der Himmelsblase, krakeln Mauersegler unsichtbare Schlingen und zerhacken die Stille. Jedes Jahr bringt der Frühling diese Vorüberziehenden, die im Fliegen schlafen und aus voller Kehle singen beim Mückenfressen in der Dämmerung.

Gianluigi seinerseits rühmt sich seit Jahrhunderten guter Gesundheit und niemand kennt sein Alter so richtig. Man weiss nur, dass er in N. geboren ist, dessen Namen auszusprechen er sich statthaft weigert. Er sei scheint’s mit fünfzehn Jahren von Zuhause weggegangen um zu arbeiten und habe alle Berufe der Welt ausgeübt, fliegender Waagemeister, Zeitungs- und dann Puppenverkäufer, Strohflechter, Besenbinder oder Altkleiderhändler, Scherenschleifer, Hilfsbarbier, einige Jahre lang Fischer, und wer weiss, was noch und in welchem Loch. Jetzt arbeitet er auf der Gemeinde des Dorfs von Z.

Seit sie sich kennen, sind sie füreinander Gigi von der Gemeinde und Pietro Santo Felice. Gigi sagt, ich habe dich schon vor deiner Geburt gekannt und Pietro lacht schallend, das ist nicht möglich. Klar doch, klar doch, ich war’s, der dich am frühen Morgen in der Brache fand, als ich Bäume stutzen ging. Gigi unterhält viel Rätselhaftes in seinen Geschichten.

Er und Pietro machen zusammen die Abendspaziernade am Seequai. Sie kommen bis zu den Musikern. Die lungern in