PHOTOKOLLEGIUM 3 - Jost J Marchesi - E-Book

PHOTOKOLLEGIUM 3 E-Book

Jost J Marchesi

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Beschreibung

PHOTOKOLLEGIUM richtet sich an uszubildende in Foto- und Fachhochschulen sowie an engagierte Amateurfotografen. PHOTOKOLLEGIUM umfasst sechs Bände, welche sich mit der Theorie und den Praxisgrundlagen der Fotografie befassen. Der erste Band der Reihe erläutert die Basis der analogen Halogensilberfotografie und ist somit das einzige aktuelle Lehrbuch über diese Technik in deutscher Sprache. Band 2 ist der Optik in der Fotografie gewidmet und der dritte Band befasst sich mit Kamera-, Beleuchtungs- und Aufnahmetechnik. Die Grundlagen der elektronischen Bildaufzeichnung sind ursprünglich in einer separaten, dreibändigen Reihe erschienen, welche nun neu überarbeitet und aktualisiert als Bände 4 bis 6 in das neue PHOTOKOLLEGIUM integriert sind. Damit beschreibt und erklärt der Gesamtlehrgang aktuell auf rund 700 Seiten alle wesentlichen Grundlagen des Mediums Fotografie. Der vorliegende dritte Band behandelt die Technologie der Kamerasysteme, von der ursprünglichen Spiegelreflexkamera bis zu den modernsten spiegellosen Systemen sowie den Mittelformat- und Fachkameras, die Werkzeuge der professionellen Fotografen. Dazu gehören Grundlagenkenntnisse über die verschiedenen Verschlussarten bei analogen und digitalen Kameras, über die Funktion der Blende im Zusammenspiel mit der Verschlusszeit und über die Sucher- und Displaysysteme.

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Band 3

Kameratechnologie

Schärfe und Scharfeinstellung

Belichtung und Belichtungsmessung

Lichtquellen in der Fotografie

Beleuchtungstechnik

Aufnahmetechniken

Jost J. Marchesi

PHOTOKOLLEGIUM

Impressum

Herausgeber

Verlag Photographie

D-82205 Gilching

Layoutgestaltung

forma, ilka-Alexandra Marchesi

CH-8108 Dällikon

Lektorat

ilka-Alexandra Marchesi

Satz

Jost J. Marchesi

© Copyright 2011 by Verlag Photographie

D–82205 Gilching

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere

die der Reproduktion jeder Art.

Wo nichts anderes vermerkt, liegen

die Rechte der Abbildungen beim Autor.

1. Auflage 2011

gedruckte Ausgabe:

ISBN 978-3-933131-63-8

E-Book:

ISBN 978-3-943125-56-6

Vorwort

PHOTOKOLLEGIUM erscheint in sechs Bänden, welche sich mit der Theorie und den Praxisgrundlagen der Fotografie befassen. Der erste Band der Reihe erläutert die Basis der analogen Halogensilberfotografie und ist somit das einzige aktuelle Lehrbuch über diese Technik in deutscher Sprache. Band 2 ist der Optik in der Fotografie gewidmet und der dritte Band befasst sich mit Kamera-, Beleuchtungs- und Aufnahmetechnik.

Die Grundlagen der elektronischen Bildaufzeichnung sind ursprünglich in einer separaten, dreibändigen Reihe erschienen, welche nun neu überarbeitet und aktualisiert als Bände 4 bis 6 in das neue PHOTOKOLLEGIUM integriert sind. Damit beschreibt und erklärt der Gesamtlehrgang aktuell auf rund 700 Seiten alle wesentlichen Grundlagen des Mediums Fotografie.

PHOTOKOLLEGIUM richtet sich an Auszubildende in Foto- und Fachhochschulen sowie an engagierte Amateurfotografen.

Der vorliegende dritte Band behandelt die Technologie der Kamerasysteme, von der ursprünglichen Spiegelreflexkamera bis zu den modernsten spiegellosen Systemen sowie den Mittelformat- und Fachkameras, die Werkzeuge der professionellen Fotografen. Dazu gehören Grundlagenkenntnisse über die verschiedenen Verschlussarten bei analogen und digitalen Kameras, über die Funktion der Blende im Zusammenspiel mit der Verschlusszeit und über die Sucher- und Displaysysteme.

Ein eigenes Kapitel befasst sich mit der Thematik Schärfe und Scharfeinstellung, ein anderes mit Belichtung und Belichtungsbestimmungsmethoden.

Für das Fotografieren wird Licht benötigt. Licht ist gewissermassen das Rohmaterial der Fotografie. Band 3 nennt und erklärt deshalb die wichtigsten Lichtquellen von der Glühlampe bis zur Leuchtdiode und zeigt auf, welche Arten sich vorzugsweise in der Fotografie eignen. Besonderes Gewicht wird dabei auf das Elektronenblitzlicht gelegt und es wird aufgezeigt, was es mit Begriffen wie Blitzdauer, Blitzenergie und Blitzsynchronisation auf sich hat und wie diese Werte zu verstehen und zu beeinflussen sind.

Fotografen sprechen gern von «Licht machen», wenn sie sich über die Technik der Beleuchtung unterhalten. Damit sprechen sie den wohl kreativsten Vorgang in der Fotografie an. Der vorliegende Band zeigt anhand von praktischen Aufnahmebeispielen wie dies gemeint ist, welche Beleuchtungsgeräte und Lichtformer dazu eingesetzt werden und wie mit gekonnt gesetzten Reflexen einem Aufnahmegegenstand seine Dreidimensionalität im Abbild verliehen wird.

Im letzten Kapitel schließlich werden wichtige Aufnahmetechniken innerhalb der häufigen fotografischen Sachgebiete Architektur, Stilllife und Portrait beispielhaft erklärt. Besonders beim Portrait ist es mit der Aufnahme oft noch nicht gemacht, ebenso wichtig ist für das repräsentative Bildnis die geeignete Retusche.

Jost J. Marchesi

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 16

Kameratechnologie

Lektion 72

Macht die Kamera das Bild?

Basiswerkzeug der Fotografie

Fachkamera

Lektion 73

Sucherkameras

Lektion 74

Spiegelreflexkameras

Kleinbild-Spiegelreflexkameras

Wechselobjektivkameras mit teildurchlässigem Spiegel

Lektion 75

Filmführung, Bildsensor, Bildprozessor

Lektion 76

Belichtungszeit und Verschluss

Lektion 77

Blende

Lektion 78

Suchersysteme

Displaytechnik

Kapitel 17

Schärfe und Scharfeinstellung

Lektion 79

Schärfe und Unschärfe

Lektion 80

Scharfeinstellung

Lektion 81

Autofokussysteme

Phasendetektion

Kapitel 18

Belichtung und Belichtungsmessung

Lektion 82

Belichtungsprodukt

Belichtungsmesser

Messmethoden

Normalmotiv

Lektion 83

TTL-Messung

Blitzbelichtungsmessung

Lektion 84

Reziprozitätsfehler

Lektion 85

Zonensystem

Kapitel 19

Lichtquellen in der Fotografie

Lektion 86

Glühlampen

Entladungslampen

Leuchtstoffröhren

Lektion 87

LED Leuchtdiode

Lektion 88

Blitzlicht

Kapitel 20

Beleuchtungstechnik

Lektion 89

Natürliche Beleuchtung

Lektion 90

Künstliche Beleuchtung

Direkte Beleuchtung

Lektion 91

Indirekte und diffuse Beleuchtung

Lektion 92

Klassischer Beleuchtungsaufbau

Lektion 93

Reflexsteuerung

Materialgerechte Beleuchtung

Verläufe, Aufheller, Lichtschlucker

Klassische Beleuchtungsextreme

Lektion 94

Nahaufnahmen

Reproduktion

Kapitel 21

Aufnahmetechniken

Lektion 95

Elektronenblitz on location

Lektion 96

Mischlichtsituationen

Lektion 97

Architekturfotografie

Lektion 98

Stilllife-Fotografie

Lektion 99

Portraitfotografie

Licht und Lichtführung

Lektion 100

Portraitretusche vor der Aufnahme

Digitale Pflichtretusche

16 Kameratechnologie

Macht die Kamera das Bild?

Bilder und Visionen entstehen im Kopf. Die Kamera ist lediglich eines der notwendigen Werkzeuge, um Bildideen festzuhalten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Eine Schuhschachtel mit einem sehr kleinen Loch als Objektiv, einem schwarzen Klebband als Verschluss und einem Stück herkömmlichen Fotopapiers genügen, um eine fotografische Aufnahme zu erstellen. Die Rede ist von der einfachsten Kamera überhaupt – der Lochkamera oder Camera obscura. Näheres dazu finden Sie in Band 2, ab Seite 7. Trotz der Einfachheit eines solchen Systems können echte Kunstwerke entstehen. Ich bin der Meinung, alle, die sich leidenschaftlich mit Fotografie beschäftigen, sollten einmal ernsthaft mit einer Lochkamera gearbeitet haben. Erst dann verstehen sie, dass gute Bilder nicht von Maschinen mit Namen wie Canon, Leitz oder Nikon gemacht werden, sondern – wie eingangs erwähnt – letztlich im Kopf der kreativen Fotografinnen und Fotografen entstehen!

Basiswerkzeug der Fotografie

Dass die moderne Kamera nur die logische Folge einer langen Entwicklungsgeschichte darstellt und nicht zwangsläufig etwas mit der Kreativität der Abbildung zu tun hat, beweisen hervorragende fotografische Kunstwerke der Frühzeit. Die modernen Möglichkeiten und Handhabungsvereinfachungen haben denn auch am fotografischen Abbildungsprinzip, nämlich der mehr oder weniger subjektiven zweidimensionalen Abstraktion einer mehrheitlich dreidimensionalen Wirklichkeit, im Grunde nichts verändert.

Die Kamera ist somit nicht Urheber der Abbildung, vielmehr (nur) ein Werkzeug dazu. Ein Instrument, mit dem man Bilder macht, nützt wenig – selbst wenn man seine Handhabung beherrscht oder das Gerät entsprechende Automationen zur Verfügung stellt – solange man die Kontrollmechanismen zur bewussten Bildführung nicht kennt. Bilder entstehen im Kopf. Die Kamera ist nur das Hilfsmittel zu deren Umsetzung. Dabei ist es belanglos, ob das Medium zur Speicherung des Bildes ein fotochemisch arbeitender Film war oder ein digitaler, bilderzeugender Sensor ist.

Natürlich gleichen Fotografen mit der Zeit die eigene Wahrnehmungsweise den Möglichkeiten des Werkzeuges an. So wird der Eindruck einer schnellen Bewegung intuitiv anders dargestellt, wenn eine Kamera besonders kurze Belichtungszeiten zur Verfügung stellt. Oder der Sportfotograf wird spätestens dann sein Kamerasystem gegen ein solches mit rascherem Autofokus tauschen, wenn er sonst gegenüber seinen Kollegen nicht mehr konkurrenzfähig ist. Und ganz selbstverständlich ist die Sehweise eines Sportfotografen mit seiner schnellen Kleinbild-Systemkamera zwangsläufig eine andere als diejenige einer Stilllife-Fotografin mit verstellbarer (und langsamerer) Studiokamera.

Die ursprüngliche Kamera der Vorzeit verlangte nach großformatigen Platten, mit denen allein brauchbare Resultate zu erzielen waren. Sehr lange Zeit war man der Ansicht, Negativformate unter 18 × 24 cm könnten professionellen Ansprüchen nicht genügen. Verbreitet waren im 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert sogenannte Reisekamerasmit Negativformaten bis 30 × 24 cm. Um dem Namen gerecht zu werden, handelte es sich um klappbare Holzkameras mit einem ausziehbaren Laufboden, überdimensionierten Nistkästen nicht unähnlich (darum wohl auch der oft gehörte Satz: «Schön lächeln bitte, da kommt das Vögelchen heraus…»).

Klappbare Reisekamera aus Mahagoniholz im Format 18 × 24 cm

Die Ur-Sinar von 1945 stellt den Prototypen der modernen, allseitig schwenkbaren Fachkamera dar. Die Bildstandarte ist für Filmformate von 9 × 12 cm bis 20 × 25 cm auswechselbar.

In den 1980er Jahren patentierte Sinar eine neuartige, asymmetrische Schwenktechnologie, welche präzisere Schärfeausgleiche auch über doppelt geneigte Ebenen ermöglichte (Sinar p).

Fachkamera

Um 1945 regte sich im schweizerischen Schaffhausen ein konstruktiv begabter Berufsfotograf darüber auf, dass professionelle Fotografen immer noch mit «hölzernen Nistkästen» fotografierten, während Fotoamateure bereits mit relativ hoch entwickelten metallenen Kameragehäusen im kleineren Format ihrer Leidenschaft nachgingen. Carl Koch – so hieß besagter Fotograf – konstruierte sich eine metallene System-Fachkamera auf dem Prinzip der optischen Bank für das Aufnahmeformat 4 × 5 inch. Der Prototyp der modernen System-Fachkamera war geboren und begann unter dem Markennamen Sinar weltweit bekannt zu werden. Nach wie vor ist die Weiterentwicklung dieser Art Kamera das beste was sich der Stilllife-Fotograf wünschen kann, auch wenn in der Zwischenzeit der Planfilm dem kleineren digitalen Kameraback gewichen ist. Durch Wechseln der hinteren Bildstandarte kann die gleiche Kamera für Bildformate von 9 × 12 cm bis 20 × 25 cm eingesetzt werden. Fachkameras mit digitalen Rückteilen benötigen zur Aufnahme oft einen angeschlossenen Computer auf dem die Bildeinstellung über eine Live-View-Funktion vorgenommen wird. Allerdings setzen sich Kamerabacks durch, die sich sowohl an Fachkameras als auch an mobilen Kamerasystemen anschließen lassen. Solche Backs haben eine eigene Stromversorgung und eigene Speichermedien, wodurch der (zusätzliche) Einsatz auf mobilen Kameras ohne Computer möglich ist.

Sinar p3Die logische Weiterentwicklung der allseits beweglichen Fachkamera im reduzierten Format für die Verwendung mit einem digitalen Kameraback, ermöglicht sämtliche Einstellungen wie Schärfeausgleich und Perspektivkorrektur.

Der Schweizer Fotograf Hans-Rudolf Stadtmann hatte die Idee, seine digitale Spiegelreflexkamera an die bestehende Sinar p zu adaptieren, um für die (digitale) Stilllife-Fotografie die enormen Verstellmöglichkeiten der bestehenden analogen Fachkamera zu nutzen. Das entstandene CNS System mit Kamerahalter und Balgenanschluss wird von FOBA hergestellt (www.foba.com).

Canon EOS 1 mittels FOBA CNS System an eine Sinar p adaptiert.

Auf einer ähnlichen Überlegung basiert die Sinar p-slr, an die mittels Schnellspannadapter Spiegelreflexkameras von Canon und Nikon angesetzt werden können. Die Kamera wird mit einer Positionier- und Zentrierhilfe für die Digitalkamera geliefert.

Die Sinar p-slr kann mit angedockten digitalen Spiegelreflexkameras verwendet werden.

Sucherkameras

In den Jahren 1913 bis 1924 entwickelte Oskar Barnack bei Leitz die erste Kleinbild-Sucherkamera. Sie kann als Urtyp der kleinformatigen Sucherkamera angesehen werden und ermöglichte dank ihrer vorher nie gekannten Dynamik den Grundstein zum modernen Fotojournalismus.

Ur-Leica von Oscar Barnack

Kameras ohne Mattscheiben- oder Spiegelreflexeinrichtung – sogenannte Sucherkameras – benötigen zur Bildkontrolle einen optischen Sucher. Es handelt sich dabei um eine mehr oder weniger komplizierte Visiereinrichtung mit welcher außerhalb des Aufnahmeobjektivs das Motiv anvisiert wird. Da solche Sucher nicht mit der Aufnahmeachse des Objektivs übereinstimmen, entsteht gegenüber dem vom Objektiv erfassten Bild eine mehr oder weniger starke Differenz, die sogenannte Parallaxe.

Leuchtrahmen-Messsucherkameras

Hochentwickelte Sucherkameras sind mit einem Leuchtrahmensucher – oft ein sogenannter Messsucher, mit dem neben dem Bildausschnitt auch die Scharfeinstellung vorgenommen werden kann – ausgerüstet. Hauptbestandteil eines solchen Suchers ist ein teildurchlässiger Hohlspiegel, vor dem sich genau in dessen Brennebene eine dunkle Rahmenplatte mit einer rechteckigen Öffnung befindet. Auf der Rahmenplatte ist ein heller Rand, der «Leuchtrahmen» aufgebracht. Das Auge des Betrachters liegt doppelt soweit entfernt im Krümmungsmittelpunkt des Hohlspiegels. Da sich die Rahmenplatte im Brennpunkt des Hohlspiegels befindet, liegt das Spiegelbild unendlich weit weg. Das Auge sieht durch den teildurchlässigen Hohlspiegel das weit entfernte Objekt und das Spiegelbild des Leuchtrahmens gleichzeitig scharf.

Leica M9, die vermutlich professionellste digitale Leuchtrahmen-Messsucherkamera mit 24 × 36 mm CCD-Sensor (18 Megapixel). Zur Verfügung stehen die Leica M-Objektive von 16 bis 135 mm Brennweite.

Die horizontale und vertikale Differenz zwischen Sucher und Objektiv wird entsprechend der jeweiligen Entfernungseinstellung selbsttätig ausgeglichen, sodass sich der Leuchtrahmen des Sucher automatisch mit dem vom Objektiv erfassten Motivausschnitt deckt.

Professionelle Sucherkameras – wie zum Beispiel die M-Serie von Leica (M wie Messsucher) – können mit unterschiedlichen Objektivbrennweiten bestückt werden. Durch automatische Einspiegelung von jeweils zwei Leuchtrahmen gleichzeitig (35/135 mm, 28/90 mm, 50/75 mm) beim Einriegeln eines Objektivs erkennt man die Bildbegrenzung für die betreffende Brennweite im Sucher. Mit Hilfe eines Bildfeldwählers wird zudem jedes beliebige der Rahmenpaare eingespiegelt.

Kompaktkameras

Mehr oder weniger automatisierte Sucherkameras in handlicher Größe bezeichnet man üblicherweise als Kompaktkameras. Dieser Kameratyp hat meistens ein Vario-Objektiv eingebaut, das beim Einschalten der Kamera teleskopartig ausfährt. Die ersten analogen Kompaktkameras verwendeten das Kleinbild-und später das kleinere APS-Filmformat. Die Einführung der digitalen Fotografie ermöglichte eine weitere Miniaturisierung.

Nikon Coolpix P7000: Leistungsstarke Kompaktkamera mit dem Funktionsumfang einer Spiegelreflexkamera. CCD-Bildsensor mit 10,1 Megapixel, NIKKOR-Weitwinkelvario-Objektiv mit 7,1-fach-Zoom, 7,5 cm (3 Zoll) großer LCD-Monitor, RAW-Dateiformat und umfangreiche manuelle Steuerungsoptionen.Je nach Einteilungsart wird eine Kompaktkamera dieser Qualitätsklasse bereits als Bridgekamera bezeichnet.

Displaykameras

Ursprünglich wiesen alle diese Kompaktkameras einen optischen Durchsichtssucher und einen kleinen Kontrollmonitor auf der Rückseite auf. Der optische Sucher ist bei den Hosentaschenkameras in der Zwischenzeit bei den meisten Modellen aufgegeben worden, zu Gunsten einer Live-View-Funktion auf einem deutlich größeren LCD-Monitor (der nahezu die gesamte Kamerarückseite ausfüllt). Das Verschwinden des Durchsichtssucher hat zur Folge, dass die Körperhaltung beim Fotografieren gänzlich anders anmutet als noch vor wenigen Jahren. Allerdings gestaltet sich die Ausschnittbestimmung im prallem Sonnenlicht problematisch, wenn man allein auf den Kamerabildschirm angewiesen ist.

Das Sucherbild wird bei diesen Kameras direkt vom Bildsensor 30 bis 60 mal pro Sekunde zum Monitor geführt und ermöglicht so ein echtes Vorschaubild mit korrektem Ausschnitt und ohne Parallaxenfehler. Dazu arbeitet der Sensor ununterbrochen, was zu einer erhöhten Erwärmung und dadurch zu größerem Bildrauschen führt.

Im Gegensatz zu den früheren analogen Kompaktkameras benötigen die digitalen Kleinkameras keinen aufwendigen mechanischen Kameraverschluss zur Steuerung der Belichtungszeit. Anders als bei einer Spiegelreflex- oder Messsucherkamera ist der einfache mechanische Verschluss einer digitalen Kompaktkamera fast immer geöffnet. Die eigentliche Belichtungszeit (Anfang und Ende der Belichtung) wird direkt im Bildsensor gesteuert. Man bezeichnet dies als «elektronischen Verschluss». Notwendig ist dazu eine CCD-Technologie, bei der ein Teil der Sensorfläche für einen zweiten Ladungsspeicher geopfert wird. Dieser Sensortyp wird als Interline-Transfer-CCD bezeichnet (im Gegensatz zum Full-Frame-Transfer-CCD, bei dem nahezu die gesamte Fläche zur Elektronengewinnung für das Bild verwendet wird).

Das Livebild im großen Monitor wird 30 bis 60 mal pro Sekunde direkt vom Bildsensor versorgt.

Digitale Kompaktkamera (Displaykamera) Canon PowerShot S95

Vor der Belichtung werden die Ladungsspeicher wie üblich geleert. Danach sorgt das einfallende Licht dafür, dass in jedem Sensorpixel gerade soviele Elektronen gesammelt werden, wie es der Beleuchtungsstärke in der Aufnahmeszene an dieser Stelle entspricht. Auf den Steuerimpuls am Ende der Belichtungszeit überträgt der Sensor die bis zu diesem Zeitpunkt gesammelten Ladungen schlagartig in den zweiten Ladungsspeicher. Aus diesem werden die Elektronen zeilenweise ausgelesen und an den Bildprozessor übergeben, während der Sensor selbst bereits wieder Licht in Elektronen umwandelt – was für die weitere Darstellung des Sucher-Displaybildes notwendig ist. Die hier erklärte Methode ist nicht nur mit CCD-Sensoren, sondern in ähnlicher Form auch mit den heute meistens eingesetzten CMOS-Sensoren möglich.

Weil der Sensor aber auch dann noch dem Licht ausgesetzt ist, wenn der elektronische Verschluss bereits geschlossen ist, können sich leicht überfließende elektrische Ladungen ergeben (Blooming und Smearing). Aus diesem Grund haben bessere und teurere Kameras zusätzlich einen mechanischen Verschluss, der sich während der Übertragung der Ladungen am Ende der elektronischen Belichtungszeit vorübergehend schließt. Nach der Übertragung öffnet sich der mechanische Verschluss erneut, damit sofort wieder ein Livebild im Display angezeigt werden kann.

Bridgekameras

Bridgekameras sehen auf den ersten Blick ähnlich aus wie Spiegelreflexkameras, besitzen jedoch bei den digitalen Varianten heute keine Spiegelmechanik mehr. Dadurch vereinigen sie wichtige Eigenschaften von Spiegelreflex- und Kompaktkameras ohne die aufwendige Mechanik für den Spiegel.

Die Bezeichnung «Bridgekamera» prägte erstmals vermutlich Yashica bei der Markteinführung der Halbformatkamera Yashica Samurai 1988. Andere Hersteller folgten dieser Typenbezeichnung wobei nie so ganz klar war, welche Kriterien eine Kamera zur Bridgekamera machen. Schließlich existierten bereits vor über fünfzig Jahren Kleinbild-Spiegelreflexkameras mit fest eingebauten, nicht auswechselbaren Objektiven, bei denen aus diesem Grund anstelle der Gehäuse-Schlitzverschlüsse Zentralverschlüsse eingebaut waren (zum Beispiel die Nikkorex 35 oder die Kodak Retina Reflex mit drei auswechselbaren Objektivvorsätzen). Gemäß neuerer Definition wären jene Kameras daher Bridgekameras.

Das Konstruktionsprinzip der Kleinbild-Spiegelreflexkamera mit fest eingebautem Vario-Objektiv wurde anfänglich auch für die digitalen Bridgekameras übernommen. Erste Beispiele um die Jahrtausendwende herum waren Olympus Camedia oder später Pentax El-2000.

Mit der Zeit ersetzte dann der elektronischen Sucher den Spiegelreflexsucher, wodurch die relativ schwerfällige und langsame Spiegelmechanik überflüssig war. Der elektronische Sucher zeigt im Sucherokular wie bei einer Spiegelreflexkamera präzis den gleichen Bildausschnitt, den das Objektiv erfasst. Im Gegensatz zum ebenfalls vorhandenen Displaybild an der Kamerarückwand ist das Bild im elektronischen Sucherokular auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut einsehbar. Dagegen genügt die Auflösung und Rauschfreiheit des Bildes im Sucher bei den meisten Kameras nicht, um bei schlechten Lichtverhältnissen eine manuelle Scharfeinstellung vorzunehmen. Okular- und Displaybild stammen direkt vom Aufnahmesensor (Live-View-Funktion).

Mit diesem Wissen versuchen wir nun den modernen Typ der digitalen Bridgekamera zu definieren und gegenüber den Kompaktkameras abzugrenzen. Eine digitale Bridgekamera vereint die Vorteile einer Kompaktkamera mit denjenigen einer Spiegelreflexkamera. Sie ist jedoch nicht auf Kompaktheit getrimmt und besitzt in der Regel ein fest eingebautes Vario-Objektiv mit einem sehr großen Brennweitenbereich. Die verwendeten Sensoren sind meistens sehr klein, wodurch preisgünstige, lichtstarke Vario-Objektive mit geringem Bildwinkel im Einsatz sind. Vermehrt kommen aber auch Systeme auf der Basis von Bridgekameras auf den Markt, bei denen das Objektiv auswechselbar ist.

Panasonic Lumix DMC.G2: Typische moderne Bridgekamera mit dreh- und schwenkbarem LCD-Monitor und auswechselbaren Objektiven.

Die im Vergleich zur Kompaktkamera größere Bauweise ermöglicht die feinfühlige manuelle Brennweitenverstellung an griffigen Einstellringen und bei einigen Modellen sogar eine manuelle Schärfeeinstellung. Verglichen mit der Spiegelreflexkamera ist die Bridgekamera leichter und preisgünstiger, besitzt jedoch oft ähnliche Belichtungsprogramme und manuelle Einstellmöglichkeiten. Wegen der Live-View-Funktion ist die Verzögerung zwischen dem Druck auf den Auslöser und dem effektiven Beginn der Belichtung ebenso lang wie bei Kompaktkameras und bei den wenigsten Modellen zu vergleichen mit der hohen Aktivierungsgeschwindigkeit moderner (professioneller) Spiegelreflexkameras. Dafür sind sie fast geräuschlos und bei der Auslösung erschütterungsfrei.

Wie bei den Kompaktkameras sind die meisten Bridgekameras in der Lage auch Videos aufzunehmen. Die ausgereifteren unter ihnen sogar HD-Videos, nicht nur im Motion-JPEG-Format, sondern auch im AVCHD-Lite-Format, was einer fast halbierten Datenmenge entspricht. Eine intelligente Auflösungstechnologie erlaubt es sogar, während der laufenden Videoaufnahme Fotos zu belichten.

Bridgekamera Canon PowerShot SX30 IS mit vollständig ausgefahrenem Vario-Objektiv.Der (auf 35-mm-Kameras umgerechnete) Brennweitenbereich reicht von 24 bis 840 mm!

Spiegelreflexkameras

Die ideale Suchereinrichtung zeigt genau den gleichen Ausschnitt, wie ihn das Aufnahmeobjektiv sieht. Dadurch sind Kamerakonstruktionen möglich, welche beliebige Objektive einsetzen und die auch im Makroaufnahmebereich keinen Parallaxenfehler aufweisen. Grundsätzlich ist dies mit Hilfe eines Umlenkspiegels und der Darstellung auf einer Mattscheibe möglich. Kameras mit dieser Einrichtung werden als Spiegelreflexkameras (SR-Kameras) bezeichnet. Man unterscheidet zwischen zweiäugigen Spiegelreflexkameras (TLR, Twin Lens Reflex) und einäugigen Spiegelreflexkameras (SLR, Single Lens Reflex).

Prinzip der zweiäugigen Spiegelreflexkamera

Zweiäugige Spiegelreflexkamera

Bei der zweiäugigen Spiegelreflexkamera sind Aufnahme- und Sucherteil mit je einem Objektiv gleicher Brennweite ausgestattet (Zwillingsobjektiv). Das Sucherobjektiv wirft über einen feststehenden Spiegel das Bild auf die oben horizontal stehende Mattscheibe. Bei der Scharfstellung wird die gesamte Frontplatte mit beiden Objektiven gleichzeitig bewegt. Die Parallaxe (Nichtübereinstimmung zwischen Sucher- und Aufnahmebild) ist im normalen Einstellbereich durch mechanische Masken unterhalb der Mattscheibe ausgeglichen. Das Mattscheibenbild ist aufrechtstehend, jedoch seitenverkehrt. Um das Mattscheibenbild gut beurteilen zu können, besitzt die Kamera einen aufklappbaren Lichtschacht, in dem sich eine einschwenkbare Lupe befindet. Die Vorderseite des Schachts lässt sich bei Bedarf einklappen, sodass der Lichtschacht zum Sportsucher avanciert.

Rolleiflex aus der Gründerzeit

Rolleiflex 2,8 GX als aktualisierte Neuauflage aus den 1990er Jahren

Das Aufnahmeobjektiv ist mit einem Zentralverschluss ausgerüstet. Das Sucherobjektiv ist aus Kostengründen einfacher konstruiert, jedoch lichtstärker als das Aufnahmeobjektiv, um ein möglichst helles Mattscheibenbild zu garantieren.

Den Prototypen der zweiäugigen Spiegelreflexkamera – der zum Synonym für diesen Kameratyp wurde – entwickelte Reinhold Heidecke. Er brachte die Kamera 1928 unter dem Namen Rolleiflex auf den Markt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die zweiäugige Spiegelreflexkamera im 120er Rollfilmformat 6 × 6 cm unter den Fotoreportern ein vielgesehenes Arbeitsinstrument. Eine Zeitlang gab es eine Rolleiflex-Variante im Aufnahmeformat 4 × 4 cm, welche den kleineren 127er Rollfilm verwendete. Neben der Rolleiflex war vor allem auch die Yashica Mat 124 und die Mamiya C (mit auswechselbarer Doppelobjektivplatte) verbreitet.

Die zweiäugige Rolleiflex gab es zur Zeit, als der Autor seine Fotografenlehre absolvierte, in zwei optischen Ausführungen. Die teurere Variante besaß als Aufnahmeobjektiv ein Planar 1:2,8/80 mm, die preisgünstigere ein Tessar 1:3,5/75 mm. Die reichen Lehrlinge nannten die Planar-Variante ihr Eigen, die armen «nur» die Kamera mit dem Tessar, das lediglich in der Bildmitte ab Blende 11 wirklich professionelle Ergebnisse lieferte.

Zweiäugige Spiegelreflexkameras haben heute in der praktischen Fotografie keine Bedeutung mehr. Dagegen sind sie natürlich bei Nostalgikern und Sammlern sehr beliebt.

Einäugige Spiegelreflexkamera im Mittelformat

Die logische Weiterentwicklung der zweiäugigen Spiegelreflexkamera ist die einäugige Kamera, die ohne zweites Sucherobjektiv auskommt. Die Kamera ist mit einem Schwenkspiegel ausgerüstet. Während des Einstellvorgangs gelangt das Licht durch das Aufnahmeobjektiv über den Spiegel zur Mattscheibe. Unmittelbar vor der Aufnahme klappt der Spiegel hoch und gibt den Weg zum Film oder Sensor frei.

Da man im Sucher genau das sieht, was auf den Film oder Sensor gelangt, ist der Parallaxenausgleich in jedem Fall, bei jedem Objektiv und jedem Abbildungsmaßstab gewährleistet. In der Ausführung mit Lichtschacht ist das Mattscheibenbild aufrechtstehend, aber seitenverkehrt. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, ein Dachkanten-Pentaprisma aufzusetzen, sodass das Sucherbild – wie bei der nachstehend beschriebenen Kleinbild-Spiegelreflexkamera – aufrechtstehend und seitenrichtig erscheint.

Einäugige Spiegelreflexkamera im Mittelformat

Auch bei der einäugigen Spiegelreflexkamera blickt man auf eine lange Entstehungsgeschichte zurück. Nach einer ausgedehnten Reihe historischer Spiegelreflexkameras, welche bereits im vorletzten Jahrhundert verschiedentlich eingesetzt wurden, konstruierte nach dem zweiten Weltkrieg Victor Hasselblad die wegweisende moderne Variante im Mittelformat mit auswechselbarer Filmkassette.

Das Grundprinzip der robusten schwedischen Kamera – von der ein Exemplar, das einem Astronauten entglitt, als Satellit um die Erde kreist und ein weiteres Stück bei der Mondlandung auf dem Trabanten vergessen wurde – besteht aus einem starren Kameragehäuse mit Schwenkspiegel und Mattscheibe, an das Wechselobjektive und Wechselkassetten für unterschiedliche Rollfilmformate angesetzt werden.

Es gibt bzw. gab Modelltypen mit einem im Gehäuse integrierten Schlitzverschluss, andere sind nur mit einem Hilfsverschluss ausgerüstet und verwenden die in den Objektiven eingebauten Zentralverschlüsse. Die Objektive werden meistens von Carl Zeiss hergestellt.

Neben Hasselbad fertigen oder fertigten weitere Hersteller wie Mamiya, Pentax und Rollei hochwertige einäugige Spiegelreflexkameras im Mittelformat

Wird anstelle der Filmkassette ein digitales Kameraback angesetzt, macht die Kamera den Entwicklungssprung von der analogen Kamera zum digitalen Präzisionswerkzeug. Die modernen Varianten dieses Kameratyps sind jedoch von ihrer Konstruktionsart her vollständig digital und nicht mehr ohne weiteres für die analoge Fotografie verwendbar.

Hasselblad 503CW mit digitalem CFV II Back 16 Megapixel, Sensorgröße 36,7 × 36,7mm

Volldigitale Hasselblad H4D-31 31 Megapixel, Sensorgröße 33,1 × 44,2 mm

Kleinbild-Spiegelreflexkameras

Kleinbild-Spiegelreflexkameras sind in der Regel mit einem Dachkanten-Pentaprisma ausgerüstet. Diese Prismenvariante hebt die Seitenverkehrtheit des Mattscheibenbildes auf und liefert durch ein Okular ein aufrechtstehendes und seitenrichtiges Sucherbild. Das Dachkanten-Pentaprisma wird so genannt, weil es an seiner Oberseite (entsprechend der Fläche 2 eines normalen Pentaprismas) eine dachförmige Abschrägung aufweist. Die Dachkante wirkt dabei wie ein Winkelspiegel, in dem sich das seitenverkehrte Mattscheibenbild gleichbleibend spiegelt, bevor es an der Vorderkante des Prismas bei der Reflexion wieder gedreht wird.

Hasselblad 500 C/M mit Schachtsucher und Rollfilmkassette

Pentaprisma

Dachkanten-Pentaprisma

Prinzip der Kleinbild-Spiegelreflexkamera

Das Dachkanten-Pentaprisma hebt im Gegensatz zum normalen Pentaprisma die Seitenverkehrtheit des Mattscheibenbildes auf.

Moderne Spiegelreflexkameras sind hochtechnisierte Präzisionswerkzeuge, wie diese «Röntgenaufnahme» vermuten lässt.

Vollsystemkameras ermöglichen das Auswechseln der Suchersysteme. In der Praxis beschränkt sich dies jedoch meistens auf die Art der Mattscheibe unter dem Prisma (zum Beispiel mit oder ohne Quadratur und unterschiedliche Einstellhilfen).

Die Spiegelreflexkamera hat sich von dem ursprünglich rein mechanisch funktionierenden Präzisionssystem zu einem technisierten und computerisierten Hochleistungsgerät entwickelt. Einige wenige große Marken buhlen dabei um die Gunst des Anwenders und sind bemüht, die Systemtreue durch eine vernünftige Aufwärtskompatibilität zu belohnen.

Praktisch alle Kameratypen sind so schnell, dass es möglich wird, Serienaufnahmen mit mehreren Bildern pro Sekunde zu realisieren. Die moderne Kleinbildkamera ist durchwegs mit einem Gehäuse-Schlitzverschluss (siehe Seite 20) ausgerüstet, deren Vorhänge äußerst rasch ablaufen und mit denen daher relativ kurze Grenzsynchronzeiten beim Arbeiten mit Elektronenblitz möglich werden. Allgemein sind mit den modernen Verschlüssen sehr kurze Expositionszeiten möglich; die Sekunde ist bei vielen Vertretern Standard, einzelne Kameras lassen auch noch kürzere Verschlusszeiten (bis Sekunde) zu.

Gestaltete sich früher die Automatik bezüglich Scharfeinstellung und Belichtungssteuerung für den Benutzer oft etwas undurchsichtig und fühlte man sich manchmal von der Elektronik überfordert, so hat sich dies heute grundlegend geändert. Intelligente Automatik mit der Möglichkeit, auf Wunsch sehr individuell einzugreifen, haben diese Kamerasysteme professionalisiert ohne dabei die weniger routinierten Anwender zu überfordern. Unterschiede bestehen in der Philosophie der Bedienungselemente. Einige Hersteller bieten dazu ein einziges Einstellelement mit einem Kontrollzentrum in Displayform an, andere ziehen Kombinationen mit herkömmlichen Einstellelementen vor. Unterschiede bestehen auch bei den Stellmotoren, welche die Objektive bei der automatischen Scharfeinstellung in die richtige Position bringen. Bei einigen Kameras ist dieser Stellmotor im Kameragehäuse untergebracht. Derselbe Motor fokussiert dabei alle eingesetzten Wechselobjektive. Die Objektivdaten werden von einem im Objektiv eingebauten ROM geliefert.

Canon dagegen vertritt eine andere Philosophie. Bei diesem Hersteller befinden sich die Stellmotoren direkt in den Objektiven. Die Verwendung von Ultraschallmotoren – die Canon bei einigen Objektiven wählt – ermöglicht so eine äußerst rasche Scharfeinstellung.

Die digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR) sind meistens von einem bestehenden Kamerasystem abgeleitet und daher ähnlich zu bedienen wie die früheren Analogkameras. Vorteilhafterweise können die bestehenden Objektive und das gesamte Systemzubehör weitgehend weiterverwendet werden, obwohl die ganz neuen Objektive bezüglich Auflösung den höheren Anforderungen der Digitalfotografie angepasst sind. Besitzer einer analogen Kleinbild-Spiegelreflexkamera konnten daher bei der Umstellung zur Digitalfotografie zuerst einmal nur das neue Kamerabody anschaffen, um ohne großen kamerabezogenen Lernaufwand und ohne Zusatzkosten für neue Objektive digital fotografieren zu können.

Die eingebauten Bildsensoren weisen typische Größen von ½ bis ¾ oder 1 und 1 Zoll auf. Der Brennweitenvergleich zum Kleinbildformat liegt daher bei Faktor 1,6 bis 1,3. Verwendet werden neben CCD-vermehrt auch CMOS-APS-Sensoren und vereinzelt CMOS-Vollfarbsensoren. Nur wenige professionelle Kameras benutzen einen Full Frame Sensor im Format von 24 × 36 mm.

Die Preise für digitale Spiegelreflex-Systemkameras liegen zwischen fünfhundert bis zehntausend Euro, Tendenz eher sinkend. Die großen Preisunterschiede sind vor allem durch die Sensorgröße, die Anzahl Pixel und die maximal erreichbaren Bildfolgezeiten begründet.

Im Gegensatz zu den billigeren Kompaktkameras ist bei professionellen Kameras eine möglichst geringe Auslöseverzögerung ein Thema, das bei Anschaffungsüberlegungen nicht vernachlässigt werden darf.

Die zur Zeit bekannten digitalen SLR-Kameras setzen Sensoren mit 10 bis 25 Megapixel ein, wodurch Bilddatensätze von 30 bis 75 MB erreicht werden. Je nach Verwendungszweck sind dabei nicht in jedem Fall Kameras mit größeren Bilddatenmengen geeignet. Für Sportfotografen sind oft Kameras mit geringeren Datenmengen besser, wenn dafür die Bildfolgezeiten kürzer ausfallen. Umgekehrt spielt die Schnelligkeit für Stilllife-Fotografen eine untergeordnete Rolle; hier werden größere Datensätze bevorzugt.

Auf der Kamerabody-Rückseite ist ein Farbdisplay vorhanden, auf dem das erfasste Bild mit möglichst vielen Informationen (insbesondere mit sensitometrischen Angaben wie ein Histogramm, lokale Überbelichtungshinweise usw.) unmittelbar nach der Aufnahme ersichtlich und überprüfbar sein sollte. Neue Spiegelreflexkameras haben bereits auch ein Live-Sucherbild im Monitor integriert (Live View, siehe Seite 26).

Digitale Kameras verbrauchen verhältnismäßig viel Energie. Für die Stromversorgung sollten auswechselbare Lithium-Ion-Akkus modernster Technologie im Einsatz sein, die sich rasch wieder aufladen lassen und die keinen leistungsvermindernden Memory-Effekt (wie die früher üblichen NiCd-Akkus) aufweisen. Für professionelle Kameras gibt es zusätzliche Akkupacks (Battery Grip), die wie die früheren Motoren an den Kameraunterboden geschraubt sind und meistens zwei (intelligente) Akkus aufnehmen. Solche Packs können notfallmäßig auch mit normalen Primärbatterien bestückt werden, wenn einmal keine geladenen Akkus zur Verfügung stehen. Mit den Zusatzakkus bestückt wird die Kamera auch schwerer, was die meisten Fotografen bevorzugen, weil eine schwere Kamera bedeutend ruhiger gehalten wird.

Akkupack (Battery Grip) für die Canon EOS 5D Mark II

Immer mehr Spiegelreflexkameras können auch als HD-Filmkameras verwendet werden. Vor allem bei Full Frame Sensoren ist die erreichbare Filmqualität extrem hoch. Ob allerdings eine Fotokamera von ihrer Bauform her die ideale Filmkamera sein kann, sei dahingestellt. Allerdings stellt die Zubehörindustrie ausgezeichnete Instrumente zur Verfügung, welche die eigentliche Fotokamera in eine professionell einsetzbare Filmkamera mit sogar nachziehbarer Entfernungseinstellung umwandelt.

Zacuto (zacuto.com) stellt speziell für DSLR-Kameras ein Schulterstativ her, mit dem man während der Videoaufnahme sehr komfortabel die Schärfeeinstellung nachführen kann. Ein sehr großes und aufwendig gearbeitetes Streulicht-Kompendium macht die gesamte Apparatur zu einer imposanten Erscheinung. Hinter der Kamera ist zur besseren Kontrolle des Videobildes eine elektronische Sucherlupe angebracht. Gewichtige Schwebestative ermöglichen eine ruhige Kamerafahrt.

Wechselobjektivkameras mit teildurchlässigem Spiegel

Spiegelreflexkameras wurden ursprünglich so gebaut, dass der Spiegelreflexsucher genau denjenigen Ausschnitt zeigt, den das Objektiv erfasst. Somit sind diese Kameras praktisch ohne Einschränkung geeignet für den Einsatz von Wechselobjektiven aller Art, aber auch für die Arbeit im Aufnahmenahbereich mit Balgengerät oder Vorsatzlinsen.

Unmittelbar nach dem Auslösebefehl muss der Spiegel nach oben klappen und dem Licht den Weg zum Verschluss freigeben. Erst wenn die Belichtung auf Film oder Sensor mit Hilfe des Verschlusses erfolgt ist, darf der Spiegel wieder seine ursprüngliche Stellung einnehmen. Während der Belichtung ist daher das Sucherbild im Okular verschwunden und der Autofokus fällt für diese Zeit aus. Spiegelreflexkameras können zwar bei bewegten Motiven den prädikativen Autofokus (siehe Seite 34) nutzen, allerdings kann die Kamera nur vor der Aufnahme und nicht während der Dunkelphase nachfokussieren.

Bei hochwertigen Spiegelreflexkameras muss der Klappmechanismus (Beschleunigung und Abbremsen) wegen der Erschütterungsgefahr sehr aufwendig und dadurch teuer gebaut sein. Die Canon EOS-1D Mark IV oder die Nikon D3s können immerhin bei höchster Bildrate den Spiegel zehn mal pro Sekunde heben und senken. Auch das helle Sucherbild wird nicht zuletzt durch erhebliche Größe und massives Gewicht des Dachkanten-Pentaprismas erkauft.

SLT, Single Lens Translucent

Kurz vor der Photokina 2010 überraschte Sony mit der Vorankündigung eines Kamerasystems mit Wechselobjektiven mit einem feststehenden, nicht klappbaren Spiegel. Die beiden Kameras Alpha 33 und Alpha 55 sehen aus wie Spiegelreflexkameras und können wie solche das gesamte Wechselobjektivsystem des Herstellers mit (Minolta-)A-Bajonett nutzen. Der Spiegel übernimmt bei diesen SLT-Kameras jedoch lediglich diejenigen Aufgaben, zu denen bei herkömmlichen Spiegelreflexkameras der kleine Hilfsspiegel hinter einem teildurchlässigen Bereich des Hauptspiegels dient. Dieser zweigt nämlich einen (geringen) Teil des erfassten Lichts zu den Sensoren für die Entfernungseinstellung (und teilweise auch für die Belichtungsmessung) ab.

SLT-Kamera Sony Alpha 55 mit feststehendem, teildurchlässigen Spiegel

Bei den SLT-Kameras dient der ganze (feststehende) teildurchlässige Spiegel für die Abzweigung der geringen Menge Licht, die dem Phasenvergleichs-Autofokussystem zugeführt wird. Die Hauptmenge geht durch den Spiegel weiter zu Verschluss und Sensor. Damit möglichst viel Licht auf den Sensor geleitet wird, kann das Sucherbild nicht wie bei Spiegelreflexkameras in einem optischen Pentaprisma dargestellt werden. Der Sucher ist daher – wie bei einer Bridgekamera – elektronisch, wobei zusätzlich ein identisches Livebild auf dem rückseitigen, kippbaren Bildschirm angezeigt wird.

Da der klassische Kippmechanismus wegfällt, kann der Spiegel kleiner gehalten werden und ermöglicht ohne Zusatzaufwand schnelle Bildfolgezeiten bis zu zehn Bildern pro Sekunde (bei der Alpha 55). Weil das Licht für das schnelle Autofokussystem immer abgezweigt wird, kann das Bild auch bei ultraschnellen Serienbildaufnahmen kontinuierlich nachgeschärft werden.

Canon Pellix

Ganz so neu wie es bei der Sony-Ankündigung den Anschein machte, ist die Idee der Spiegelreflexkamera mit feststehendem, teildurchlässigen Spiegel nicht. Canon brachte das Prinzip mit optischem Prismensucher bereits 1965 erstmals auf den Markt.

Canon Pellix aus dem Jahr 1965

Filmführung, Bildsensor, Bildprozessor