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Mit diesem Buch möchte ich mich noch mehr mit der Thematik „Pilgern“ beschäftigen und sie verinnerlichen. Es war mir ein Anliegen, mich in dieses Thema ganz einzulassen und mich mit verschiedener Fachliteratur einzulesen, um dadurch mehr Hintergrundwissen zu bekommen. Ganz besonders spricht mich das „bewusste Gehen, Schritt für Schritt mit allen Sinnen“ an. Ich möchte mit diesem Buch meine Erfahrungen, sowohl als „Pilgernde“, als auch als Begleiterin des Pilgerns darlegen und so vielen Menschen das Pilgern schmackhaft machen. Ich will sie motivieren, sich ganz bewusst einmal eine Auszeit zu nehmen und einfach aufzubrechen, die Erfahrung des Aufbrechens, des Gehens, des Innehaltens und des Ankommens einmal auszuprobieren, um dann vielleicht verwandelt, in den Alltag zurückzukehren.
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Seitenzahl: 55
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Einleitung
Wie komme ich zu diesem Thema?
Was will ich damit erreichen?
Geschichte und Theorie des Pilgerns
Geschichte des Pilgerns allgemein
Unterschiede Pilgern in früheren Zeiten gegenüber heute
Unterschiede zwischen einem Wanderer oder Pilger
Spiritueller Hintergrund des Pilgerns
Aspekte des Pilgerns
Aufbruch
Gehen
Wegweiser
Herberge
Umkehr
Nachfolge Jesus Christus
Ankunft des Pilgers
Die Rückkehr in den Alltag
Wallfahren – Pilgern
Wallfahren
Pilgern
Wege, Orte und Symbole
Pilgerorte
Symbole des Pilgerns
Verschiedene Arten des Pilgerns
Allein unterwegs
In Gruppen unterwegs
Mit allen Sinnen
Hin – Sehen, Hinein – Sehen
Hören – auf Geräusche hören
Berührt sein
Was bedeutet Pilgerbegleiterin
Was braucht es dazu
Schlussfolgerungen
Fotoimpressionen Pilgern
Das Wallfahren und Pilgern kenne ich aus meiner Kindheit. Bei uns zu Hause war es üblich, im Frühjahr und im Herbst eine Wallfahrt zu machen. Meinen Eltern war es wichtig, der Muttergottes für ein gutes Jahr, für die gute Ernte, aber auch für Glück uns Segen in der Familie zu danken und zu bitten.
Meine vier Geschwister und ich waren noch sehr klein, als wir mit unseren Eltern zu Fuß von Bürserberg1, über den weit oben liegenden Ortsteil Tschengla nach Kühbruck2 ins Gamperdonatal gepilgert sind. Auf dem Weg haben wir gebetet und gesungen und am Ziel bei der Kapelle in Kühbruck eine stimmungsvolle Dankfeier im Familienkreis gefeiert. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie meine Eltern die Lieder zur Muttergottes, wie „Maria, breit den Mantel aus“, „Glorwürdige Königin“ oder „Maria zu lieben“ mit voller Inbrunst auswendig gesungen haben. Inzwischen können wir diese Lieder auch noch in der heutigen Zeit auswendig, so oft wurden sie von uns gesungen.
Nach der Dankesfeier wurde noch etwas gegessen und Tee getrunken. Dann ging es wieder den Berg hinauf und die ganze Strecke retour. Das war immer ein besonderer, aber auch sehr anstrengender Tag für uns. Nach ca. sieben Stunden Gehzeit waren wir dann alle so ziemlich geschafft. Und dennoch freuten wir uns schon das ganze Jahr über auf diesen besonderen Tag.
Ich denke, dass ich das „Pilgern“ im Blut habe. Seit etwa 15 Jahren pilgere ich mit Freundinnen oder auch mit meiner Familie mindestens vier- bis fünfmal von der Kapelle Stellfeder3 (oberhalb von Nenzing) auf dem Bibelweg zur Kapelle Kühbruck und wieder zurück. Es ist jedes Mal eine neue Erfahrung und es finden wertvolle Begegnungen statt. Einmal pilgern wir im Schweigen, dann wieder ein Stück des Weges singend, betend oder wir tauschen uns zu zweit zu einem bestimmten Thema aus. Zu Fuß unterwegs zu sein, hat mich immer schon fasziniert. Den Boden unter die Füße zunehmen, das bewusste Auftreten, das Abrollen und wieder loslassen, ist für mich immer wieder ein „Aha-Erlebnis“. Inzwischen kenne ich auch andere Pilgerstätten und Pilgerwege, die mir sehr vertraut geworden sind.
Ich spüre immer wieder eine große Sehnsucht, mich als Pilgerin auf den Weg zu machen. Das bewusste Gehen in der Natur mit allen Sinnen, mit einem bestimmten Anliegen, ist mir wichtig und wertvoll geworden. Meine Begeisterung, meine Erfahrungen und Eindrücke in einer Gruppe, oder ganz alleine für mich zu pilgern, gebe ich gerne an interessierte Personen weiter.
So kommt es, dass ich mich gerade mit diesem Thema befasst habe. Jedes Mal, wenn ich pilgernd unterwegs bin, Schritt für Schritt bewusst gehe, spüre ich, wie mich das innerlich und äußerlich beruhigt. Ich merke, wie in mir Energie aufkommt, ich mich frei fühle, dadurch Distanz von alltäglichen Gewohnheiten und Verpflichtungen bekomme und mich dadurch immer mehr selbst spüren kann.
Im bewussten Wahrnehmen der Umgebung, im Loslassen, im Wandern mich zu wandeln, im Hier und Jetzt zu sein, achtsam mit meinem Körper umzugehen, auf ihn zu hören und so ganz bei mir zu sein. Diese Erfahrungen lassen mich immer wieder neu aufbrechen, um dadurch Kraft und Neuorientierung zu finden, um schlussendlich mich selbst zu finden.
Die Sehnsucht nach Innehalten, Empfindungen bewusst wahrzunehmen, sich eine Auszeit zu nehmen, neue Lebensmöglichkeiten zu entdecken, sich neu zu orientieren, loszulassen und ganz bei sich zu sein, haben viele Menschen in sich. Dem nachzugehen, diese Möglichkeiten ernst zu nehmen, braucht viel Mut und ist eine ständige Herausforderung für jeden Einzelnen. Einfach aufzustehen, Altes zurück zu lassen und aufzubrechen ist der Anfang aller Veränderung und Verwandlung.
Mit diesem Buch möchte ich mich noch mehr mit der Thematik „Pilgern“ beschäftigen und sie verinnerlichen. Es war mir ein Anliegen, mich in dieses Thema ganz einzulassen und mich mit verschiedener Fachliteratur einzulesen, um dadurch mehr Hintergrundwissen zu bekommen. Ganz besonders spricht mich das „bewusste Gehen, Schritt für Schritt mit allen Sinnen“ an.
Ich möchte mit diesem Buch meine Erfahrungen, sowohl als „Pilgernde“, als auch als Begleiterin des Pilgerns darlegen und so vielen Menschen das Pilgern schmackhaft machen. Ich will sie motivieren, sich ganz bewusst einmal eine Auszeit zu nehmen und einfach aufzubrechen, die Erfahrung des Aufbrechens, des Gehens, des Innehaltens und des Ankommens einmal auszuprobieren, um dann vielleicht verwandelt, in den Alltag zurückzukehren.
So geht es im ersten Teil meiner Arbeit um die Geschichte und die Theorie des Pilgerns. Im Weiteren beschreibe ich verschiedene Aspekte des Pilgerns, den Unterschied zwischen Wallfahren und Pilgern, Wege, Orte und Symbole des Pilgerns. Dann zeige ich verschiedene Arten des Pilgerns auf und am Schluss kommt die Bedeutung einer Pilgerbegleiterin.
1 Bürserberg: Ein malerisches Bergdorf am Eingang eines der schönsten Hochtäler des Rätikons, dem Brandnertal. Die Gemeinde liegt auf einer Seehöhe von 870 m.
2 Kühbruck: Wallfahrtskirchlein im Gamperdonatal und der Muttergottes geweiht. Steht auf einer niedrigen Erhebung der Talsohle. Jedes Jahr findet eine Wallfahrt von Nenzing nach Kühbruck statt.
3 Stellfeder: Steht eine kleine Kapelle. Der Name Stellfeder lässt sich zurückführen auf ein romanisches Kastell aus dem 3. Jhdt. nach Chr., das erst in den Jahren 1940/41 bei umfangreichen Ausgrabungen entdeckt wurde.
Anselm Grün, Benediktinerpater und Autor zahlreicher Bücher, lebt in der Abtei Münsterschwarzach bei Würzburg. Er beschreibt in seinem Buch „Die Weisheit des Pilgerns“ einige Aspekte des Pilgerns.
„Der Pilger, der Vieles sieht, relativiert das Wissen. Es kommt nicht auf das Wissen an, sondern darauf, das Sein überhaupt zu verstehen, in die Geheimnisse des Seins einzutauchen.“4