Playing with Fire - Jennifer Probst - E-Book
SONDERANGEBOT

Playing with Fire E-Book

Jennifer Probst

0,0
9,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sie streiten sich. Sie brauchen sich. Und tief drinnen lodert die Glut. Alexa ist auf der Suche nach Mr. Perfect: Ein Familienmensch muss er sein – und 150000 Dollar besitzen. Nur so kann sie das Haus ihrer Eltern retten. Als ihr der attraktive Nick einen Hochzeitsdeal vorschlägt, ist sie empört. Der Kerl ist alles, was sie nie wollte: schlau, aber herablassend und sehr von sich selbst überzeugt. Doch eins hat Nick im Überfluss – Geld. Und er braucht dringend eine Frau, um sein Erbe antreten zu können. Die beiden schließen einen Vertrag mit strengen Regeln: kein Sex, keine Gefühle. Aber je länger die Scheinehe dauert, desto größer wird die Anziehung ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 362

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Jennifer Probst

Playing with Fire – Verbotene Gefühle

Roman

Aus dem Englischen von Ulrike Thiesmeyer

Rowohlt Digitalbuch

Inhaltsübersicht

WidmungProlog1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. KapitelEpilogDanksagung
[zur Inhaltsübersicht]

Für Mom.

Du hast meine ersten Liebesromane inklusive aller Bettszenen gelesen, die ich noch altmodisch mit der Schreibmaschine getippt habe. Du hast mir Mut gemacht, an meinen Träumen festzuhalten, und hast mein Schreiben nie als Hobby abgetan. Du hast mich unterstützt, Tag für Tag, Jahr für Jahr, durch dick und dünn. Dein Beispiel hat mich dazu angespornt, ein besserer Mensch zu werden. Ich bin stolz, deine Tochter zu sein.

Dieses Buch widme ich dir, liebe Mom.

[zur Inhaltsübersicht]

Prolog

Dreizehn Jahre zuvor …

«… achtundneunzig, neunundneunzig, hundert! Ich komme!»

Alexa nahm die Hände von den Augen und wirbelte herum. Im Wald herrschte eine fast gespenstische Stille, doch sie spürte, dass ihre Freundinnen nicht weit sein konnten, und spurtete los. Dürres Gestrüpp und Stöckchen knackten unter ihren Turnschuhen, während sie zwischen den hohen Kiefern hindurchflitzte. Da meinte sie, ein gedämpftes Kichern zu hören.

Sie wandte sich in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, doch die Akustik hier im Wald war trügerisch, und so überraschte sie nur ein Eichhörnchen mit einer großen Nuss in den Pfoten, das nach einer Schrecksekunde die Flucht ergriff. Sie drang tiefer in den wohltuend kühlen Schatten vor und prüfte rasch Maggies Lieblingsversteck, fand dort jedoch bloß einen Haufen Laub. Alexa verlangsamte ihren Schritt und war drauf und dran, wieder umzukehren, als sie eine Stimme hörte.

«Zum Versteckspielen bist du doch eigentlich zu alt, oder?»

Alexa schnellte herum, erblickte den älteren Bruder ihrer besten Freundin und funkelte ihn erbost an. «Es macht nun mal Spaß.» Sie musterte ihn herablassend. Früher waren sie und er gute Freunde gewesen, bis er eines Tages aus heiterem Himmel entschied, dass sie nicht wert war, sich länger mit ihr abzugeben. Seitdem behandelte er sie wie Luft, kam nicht mehr zu Besuch, um mit ihr Schokoladenkekse zu essen und zu quatschen oder ihr versaute Witze zu erzählen. Jetzt interessierte er sich offensichtlich nur noch für die älteren Mädchen, dumme Gänse, die schon einen Busen hatten. Und wenn schon! Sie hatte nicht vor, ihm nachzulaufen wie ein kleines Kind. «Aber das verstehst du nicht. Du willst ja nie etwas mit uns unternehmen. Was machst du hier im Wald, so ganz allein?»

Er kam auf sie zu. Nick Ryan war sechzehn Jahre alt und ging ihr gewaltig auf die Nerven. Ständig machte er sich über sie lustig und meinte wohl, er dürfte Gott spielen, bloß weil er zwei Jahre älter war als sie.

Er war groß und muskulös. Sein lockiges Haar, das ihm über Ohren und Stirn fiel, war nicht einfach nur blond, sondern schillerte von Honigbraun bis hin zu Gold. Wie meine Kellogg’s Cornflakes, dachte Alexa. Eine Kombination aus Reis, Weizen und Mais. Sein schmales und kantiges Gesicht kontrastierte mit seiner wie im Trotz vorgeschobenen Unterlippe, die sie immer wieder faszinierte. Aus seinen hellbraunen Augen blitzte ein wacher Verstand, aber ebenso ein Anflug von Schmerz. Und Schmerz war auch Alexa nicht fremd. Es war die einzige Gemeinsamkeit, an die sie irgendwie anknüpfen konnte.

Nick Ryan war der Sohn schwerreicher Eltern, ein Einzelgänger, der überhaupt keine Freunde zu haben schien. Alexa rätselte oft, wie seine Schwester Maggie dagegen so umgänglich und gesellig sein konnte.

«Nimm dich besser in Acht hier im Wald, Kleine. Du könntest dich verlaufen.»

«Ich kenne mich hier besser aus als du.»

Er zuckte wegwerfend die Achseln. «Kann schon sein. An dir ist sowieso ein Junge verloren gegangen.»

Zorn flammte in ihr auf. Sie ballte die Hände zu Fäusten und schleuderte unwillig ihren Pferdeschwanz zurück. «Und an dir ist ein Mädchen verloren gegangen. Weiß doch jeder, dass du dir nicht gern die Hände schmutzig machst, Schönling.»

Volltreffer. Darüber schien er sich tatsächlich zu ärgern. «Du solltest besser lernen, dich wie ein richtiges Mädchen zu benehmen.»

«Wie denn?»

«Du solltest dich mal schminken. Dich hübsch machen. Jungs küssen.»

Für Schnickschnack wie Lipgloss hätte sie ihr knapp bemessenes Taschengeld niemals ausgegeben. Es war schwer genug, sich ab und zu etwas Neues zu leisten, an Schminke oder Parfüm war gar nicht zu denken. Alexa gab ein würgendes Geräusch von sich. «Ist ja eklig.»

«Du hast bestimmt noch nie jemanden geküsst.»

Sein spöttischer Unterton entging ihr nicht. Die meisten ihrer Freundinnen, auch Maggie, hatten mit vierzehn ihren ersten Kuss schon hinter sich, aber Alexa drehte sich bei der Vorstellung der Magen um. Was sie Nick gegenüber niemals eingestanden hätte. «Doch, hab ich.»

«Wen denn?»

«Geht dich nichts an. So, ich verschwinde jetzt.»

«Beweis es mir.»

Alexa erstarrte. Ein Vogel schrie laut in der Stille. Ihr war klar, dies war ein Wendepunkt. Sie reckte ihr Kinn vor. «Was soll ich dir beweisen?»

«Zeig mir, dass du küssen kannst.»

Ihr Magen krampfte sich zusammen, ihr Herz begann zu rasen, und sie bekam feuchte Hände. Sie verzog angewidert das Gesicht. «Dich soll ich küssen?»

«Wusste ich’s doch.»

«Warum sollte ich dich küssen? Ich hasse dich!»

«Schon gut, vergiss es. Ich wollte bloß mal sehen, ob du ein richtiges Mädchen bist. Jetzt weiß ich’s.»

Seine Worte trafen sie bis ins Mark. Langgehegte Selbstzweifel und Unsicherheit stiegen in ihr auf. Warum war sie nicht wie Maggie? Warum interessierte sie sich mehr fürs Zeichnen und Malen, für Bücher und Tiere als für Jungs? Vielleicht hatte Nick ja recht, und etwas stimmte nicht mit ihr. Vielleicht …

Schon wandte er sich um und machte Anstalten zu gehen.

«Warte!»

Er blieb mit dem Rücken zu ihr stehen, als würde er über ihre Bitte nachdenken. Dann drehte er sich langsam zu ihr um. «Was ist?»

Unter größter Selbstüberwindung legte sie die paar Schritte zwischen ihnen zurück und blieb vor ihm stehen. Ihre Knie zitterten. Sie fühlte sich seltsam flau, fast, als müsste sie sich übergeben. «Ich weiß, wie Küssen geht. Und ich … ich werde es dir zeigen.»

«Prima. Also, nur zu.» Er stand aufreizend lässig da, als wäre das alles für ihn ganz normal und langweilte ihn bereits.

Sie beugte sich vor, während sie in Gedanken all ihr Wissen aus Spielfilmen zusammenraffte. Ich werde das nicht vermasseln. Lippen entspannen. Tief durchatmen. Den Kopf etwas schräg halten, damit wir nicht mit den Nasen zusammenstoßen. O Gott, und wenn ich mich jetzt so dämlich anstelle, dass ich ihm das Kinn blutig schlage? Nein, gar nicht dran denken. Küssen ist kinderleicht. Keine große Sache. Keine große Sache. Keine große Sache …

Leicht und warm spürte sie seinen Atem auf ihrem Mund. Sie reckte ihm den Kopf entgegen und hielt inne. Dann berührten sich ihre Lippen.

Sie merkte es kaum, und doch stürmte zugleich eine Fülle von Empfindungen auf sie ein: die Berührung seiner Finger an ihren Schultern. Der sanfte Druck seines Mundes. Der erdige Geruch des Waldes und der reizvolle Hauch von Rasierwasser.

In diesen wenigen Sekunden hatte er ihr ein kostbares Geschenk gemacht. Ihr ging das Herz auf, und ein eigenartiges Hochgefühl durchströmte sie. Ihr erster richtiger Kuss. Wie lange hatte ihr vor dieser Erfahrung gegraut, hatte sie befürchtet, dass Jungen und Küssen ihr zuwider sein könnten und mit ihr womöglich etwas nicht stimmte? Jetzt aber wusste sie, dass sie ein ganz normales junges Mädchen war.

Er zog sich behutsam zurück, und sie schlug die Augen auf. Schweigend blickten sie einander an. Gefühle durchpeitschten sie, als würde sie im Abenteuerpark die Wildwasserbahn hinuntersausen und sich halb verschreckt, halb aufgeregt an dem ausgehöhlten Baumstamm festklammern, in dem sie saß. Sie hielt den Atem an und wartete.

Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht. Er betrachtete sie, als sähe er sie zum ersten Mal. Einen kurzen, wunderbaren Moment lang erblickte sie etwas Neues tief in seinen goldbraunen Augen – einen Anflug von Verletzlichkeit, den er sich noch nie hatte anmerken lassen. Seine Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln.

Sie lächelte zurück. Fühlte sich sicher. Wusste, dass er sich von nun an nicht mehr über sie lustig machen oder sie links liegen lassen würde. Alles hatte sich verändert. Was sie so lange vor sich selbst verleugnet hatte, purzelte ihr auf einmal ohne jeden Gedanken an die Konsequenzen über die Lippen.

«Eines Tages werde ich dich heiraten.»

Sie war sich seiner Antwort sicher, so sehr vertraute sie auf ihre Freundschaft und auf ihren Kuss. So sehr vertraute sie ihm. Alexa wartete darauf, dass sein angedeutetes Lächeln breiter würde, wartete auf seine Zustimmung, wartete darauf, dass ihre Beziehung nach diesem einen, perfekten Kuss endlich eine andere Richtung nahm.

Doch plötzlich rauschte eine Art Rollladen vor seinem Gesicht herunter. Es war, als wäre der Junge, den sie gerade geküsst hatte, mit einem Mal verschwunden.

Dann lachte Nick.

Sie blinzelte, wurde aus seiner Reaktion nicht schlau. Als sie ihm wieder in die Augen sah, machte sich in ihrer Brust eine scheußliche Kälte breit.

«Heiraten? Der war gut, Al. Wenn ich heirate, dann eine richtige Frau. Kein Baby.» Er schüttelte den Kopf und grinste, als wäre die Vorstellung einfach nur saukomisch. Als hätte er vor, sich darüber noch tagelang mit seinen Kumpels schiefzulachen. Und mit seinen richtigen Freundinnen.

Sie starrte ihn fassungslos an und brachte kein Wort heraus. Ausnahmsweise hatte es ihr einmal die Sprache verschlagen.

Er gluckste anerkennend. «Aber du hast Potenzial, keine Frage. Mit etwas Übung könnte das noch richtig was werden, mit dem Küssen, meine ich. Bis dann, Kleine.» Damit marschierte er davon.

Ein Kichern drang durch die Stille. Mit einer schrecklichen Vorahnung drehte sie sich um und entdeckte eine ihrer Freundinnen, die in einem Gebüsch in der Nähe kauerte. O nein. Jetzt würden es alle erfahren.

In jenem Augenblick traf sie ihre erste bewusste Entscheidung: Nie wieder würde sie sich von Nick oder sonst einem Jungen derartig demütigen lassen. Die einzige Liebe, auf die Verlass war, auf die es ankam, war die Liebe ihrer Familie und ihrer Freundinnen. Jungen, diese Lektion hatte sie jetzt gelernt, konnte man nicht vertrauen. Und sie war klug genug, diese Erfahrung kein weiteres Mal zu wiederholen.

Fluchtartig wandte sie sich um und rannte davon, ohne sich um das Versteckspiel zu scheren, und rätselte, was das für ein dumpfer Schmerz in ihrer Brust war.

Sie war noch zu jung, um zu verstehen, was es mit diesem Schmerz auf sich hatte. Erst Jahre später sollte sie erkennen, was der Grund dafür war.

Nick hatte ihr soeben das Herz gebrochen.

[zur Inhaltsübersicht]

1

Sie brauchte einen Mann.

Vorzugsweise einen, der 150000 Dollar übrig hatte.

Alexandria Maria McKenzie starrte in das kleine improvisierte Lagerfeuer auf dem Boden ihres Wohnzimmers und fragte sich, ob sie wohl endgültig den Verstand verloren hatte. Auf dem Blatt Papier in ihrer Hand standen all die Eigenschaften, über die der Mann ihrer Träume verfügen sollte. Treue. Intelligenz. Humor. Einen stark entwickelten Familiensinn und Tierliebe. Ein solides Einkommen.

Die meisten ihrer Zutaten kokelten bereits vor sich hin: ein Haar von einem männlichen Angehörigen – ihr Bruder war deswegen noch immer sauer. Ein Gemisch aus duftenden Kräutern, vermutlich, damit ihr Zukünftiger auch zärtlich sein würde. Und das kleine Stöckchen für … nun, darüber wollte sie lieber nicht nachdenken.

Sie atmete ein letztes Mal tief durch, dann warf sie die Liste in den silbernen Eimer und beobachtete, wie das Papier in Flammen aufging. Es kam ihr selbst idiotisch vor, dass sie auf einen solchen Liebeszauber zurückgriff. Aber sie hatte kaum etwas zu verlieren. Und als Inhaberin eines originellen Buchladens in einer angesagten kleinen Universitätsstadt in Upstate New York, beruhigte sie sich, durfte sie sich eine gewisse Exzentrik durchaus erlauben. Also konnte sie auch ein Gebet an Gaia schicken, die große, gütige Erdmutter, damit sie ihr den perfekten Mann sandte.

Während die Flammen emporloderten, streckte Alexa die Hand nach dem kleinen Feuerlöscher neben sich aus. Der aufsteigende Qualm erinnerte sie an die verkohlte Pizzakruste in ihrem Tischbackofen. Mit gerümpfter Nase sprühte sie das Löschmittel in den Eimer. Anschließend stand sie auf, um sich zur Feier des Tages ein Glas Rotwein einzuschenken.

Ihre Mutter würde Tara verkaufen müssen.

Das Haus ihrer Familie.

Alexa schnappte sich eine Flasche Cabernet Sauvignon, entkorkte sie und sann dabei über ihr Dilemma nach. Der Buchladen war hoffnungslos mit Hypotheken belastet. Das Café, um das sie ihn demnächst erweitern wollte, würde sorgfältiger Planung bedürfen, und sie hatte selbst keinen Cent übrig. Ein kurzer Blick durch ihre kleine Altbauwohnung genügte, um festzustellen, dass sie nichts besaß, was sie hätte verkaufen können. Nicht mal bei eBay.

Mit ihren siebenundzwanzig Jahren hätte sie wahrscheinlich in einer eleganten Eigentumswohnung mit Schränken voller edler Designermode hausen und jedes Wochenende mit einem anderen Verehrer ausgehen sollen. Stattdessen kümmerte sie sich ehrenamtlich um herrenlose Hunde im örtlichen Tierheim und gönnte sich höchstens mal einen schicken neuen Schal oder ein Tuch, um ihre Garderobe etwas aufzupeppen. Sie liebte es, draußen in der Sonne herumzustromern, und glaubte daran, dass man im Leben stets offen für Neues sein und immer seinem Herzen folgen sollte. Lauter positive Eigenschaften, von denen jedoch leider keine dazu geeignet war, das Haus ihrer Mutter zu retten.

Sie trank einen Schluck von dem rubinroten Wein und gestand sich ein, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft waren. Niemand in der Familie hatte genug Geld, und wenn ihrer Mutter diesmal der Steuerbescheid ins Haus flatterte, würde es kein glückliches Ende geben. Alexa war keine Scarlett O’Hara. Und sie glaubte auch nicht ernsthaft daran, dass ihr letzter, verzweifelter Versuch, mit Hilfe eines Liebeszaubers den idealen Mann anzulocken, von Erfolg gekrönt sein würde.

Da schellte es an der Tür.

Ihr klappte der Mund auf. Du lieber Himmel, war er das schon? Panisch musterte sie ihre alte Jogginghose und das T-Shirt mit den abgeschnittenen Ärmeln. Ob sie es wohl schaffen würde, sich noch rasch umzuziehen? Sie sprang auf, um etwas aus ihrem Schrank zu suchen, aber da läutete es erneut. Also ging sie zur Tür, atmete tief durch und öffnete.

«Mensch, wird aber auch Zeit, dass du aufmachst.»

Die Hoffnung verpuffte im Nu. Alexa starrte ihre beste Freundin Maggie Ryan an und machte ein finsteres Gesicht. «Du hättest eigentlich ein Mann sein sollen.»

Maggie schnaubte nur und kam herein. Ihre frischlackierten Fingernägel leuchteten kirschrot, während sie leichthin mit einer Hand abwinkte und sich aufs Sofa plumpsen ließ. «Ja, ja, träum weiter. Den Typen bei deinem letzten Date hast du vergrault, ich werde mich also hüten, mich noch mal als Kupplerin zu betätigen. Was ist denn hier passiert?»

«Was soll das heißen, ich habe ihn vergrault? Ich dachte, er wollte über mich herfallen.»

Maggie zog eine Augenbraue hoch. «Er hat sich bloß vorgebeugt, um dir einen Abschiedskuss zu geben. Als du daraufhin zurückgestolpert und auf deinen vier Buchstaben gelandet bist, kam er sich vor wie der letzte Idiot. Nach einem Date küsst man sich normalerweise, Al. Das gehört dazu.»

Alexa kippte die Aschereste in eine Tüte und hob den Eimer vom Boden auf. «Er hatte so viel Knoblauch gegessen, dass ich ihn nicht in meiner Nähe haben wollte.»

Maggie nahm das Weinglas und genehmigte sich einen tüchtigen Schluck, bevor sie ihre langen, in schwarzes Leder gehüllten Beine ausstreckte und ihre hochhackigen Stiefel an die Kante des ramponierten Couchtisches hakte. «Hilf mir auf die Sprünge. Warum hattest du seit etwa zehn Jahren keinen Sex?»

«Weil ich eine Hexe bin.»

«Weil du im Zölibat lebst.»

«Okay, du hast gewonnen», gab Alexa sich lachend geschlagen. «Was verschafft mir an einem Samstagabend die Ehre deines Besuchs? Gut siehst du aus.»

«Danke. Ich bin um elf mit jemandem verabredet, wir gehen was trinken. Magst du mitkommen?»

«Zu deinem Date?»

Maggie verzog das Gesicht und stürzte den restlichen Wein herunter. «Mit dir kann man besser quatschen. Der Typ ist ein Langweiler.»

«Wieso gehst du dann mit ihm aus?»

«Weil er gut aussieht.»

Resigniert ließ Alexa sich neben ihr auf die Couch fallen. «Ach, könnte ich bloß so sein wie du, Maggie. Warum habe ich nur derart viele Macken?»

«Warum habe ich keine?», fragte Maggie mit einem selbstironischen Lächeln und deutete dann auf den Eimer. «Also, was hat es nun mit dem Feuer auf sich?»

«Ich habe einen Liebeszauber durchgeführt», gab Alexa seufzend zu. «Um, äh … einen Mann zu bekommen.»

Ihre Freundin warf den Kopf zurück und lachte schallend. «Ach so. Und was hat der Eimer damit zu tun?»

Alexa spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Mit dieser Aktion würde Maggie sie aufziehen bis ans Ende aller Tage, das wusste sie. «Ich habe ein Feuer zu Ehren Gaias entzündet, der Erdmutter», flüsterte sie.

«O mein Gott.»

«Lass mich erklären. Ich bin verzweifelt. Mr. Right ist mir noch immer nicht über den Weg gelaufen, und außerdem gibt es noch ein weiteres kleines Problem, das ich dringend lösen muss. Also habe ich alle meine Wünsche und Bedürfnisse auf einer Liste zusammengefasst.»

«Was für eine Liste?»

«Eine Kundin hat mir erzählt, sie hätte mir dieses Buch über Liebeszauber abgekauft. Und als sie eine Liste mit all den Eigenschaften erstellt hat, die sie sich bei einem Mann wünscht, ist genau dieser Mann aufgetaucht.»

Jetzt schien Maggies Interesse geweckt. «Ein Mann mit allen Eigenschaften, die sie sich gewünscht hat?»

«Ja. Die Liste muss aber ganz genau sein. Wenn sie zu allgemein gehalten ist, gerät das Universum angeblich in Verwirrung und schickt dann gar nichts. Führt man aber den Zauber genau nach Vorschrift durch, taucht der richtige Mann wenig später auf.»

Maggies grüne Augen funkelten. «Her damit, dieses Buch will ich mir ansehen.»

Wie tröstlich es doch war, eine Freundin zu haben, die ebenfalls Single und auf Männersuche war. Alexa warf ihr das kleine, in Leinen gebundene Büchlein zu und kam sich schon etwas weniger dumm vor.

«Hmmm. Jetzt zeig mir deine Liste.»

«Die habe ich doch verbrannt», erklärte Alexa mit einem Blick auf den Eimer.

«Du hast noch eine Abschrift unter deinem Bett liegen, jede Wette. Schon gut, ich hol sie selbst.» Ihre Freundin erhob sich und stöckelte zu dem kanariengelben Futon hinüber, wo sie die Hand unter die Kissen schob und nach kurzem Herumtasten fündig wurde. Sie hielt die Liste zwischen ihren knallroten Fingernägeln triumphierend in die Höhe und leckte sich voller Vorfreude über die Lippen, als würde sie sich gleich in einen Liebesroman vertiefen, der heiße Unterhaltung versprach.

Beschämt sank Alexa auf den Teppichboden und ließ den Kopf hängen. Möge die Demütigung beginnen.

«Nummer eins», las Maggie vor. «Er soll Anhänger der Mets sein.»

Alexa machte sich auf das zu erwartende Donnerwetter gefasst.

«Baseball?», kreischte Maggie, während sie die Liste in der Luft herumschwenkte, vermutlich der dramatischen Wirkung zuliebe. «Verdammt, wie kannst du nur Baseball zu deiner Priorität Nummer eins machen? Die Mets haben es doch seit Jahren nicht mehr in die World Series geschafft! In New York gibt es erwiesenermaßen viel mehr Fans der Yankees als der Mets, also scheidet fast die gesamte männliche Bevölkerung aus.»

Alexa knirschte mit den Zähnen. Warum musste sie sich wegen ihrer Lieblings-Baseballmannschaft eigentlich ständig dumm anmachen lassen? «Die Mets haben aber Herz und Charakter, und ich brauche einen Mann, der für den ewigen Verlierer Partei ergreift. Ein Yankees-Fan kommt für mich nicht in Frage, mit so einem würde ich niemals ins Bett gehen.»

«Du bist ein hoffnungsloser Fall. Ich geb’s auf», sagte Maggie. «Nummer zwei: liebt Bücher, Kunst und Gedichte.» Sie hielt inne, um kurz darüber nachzudenken, und zuckte dann mit den Schultern. «Geht in Ordnung. Drei: lebt aus Überzeugung monogam. Ein sehr wichtiger Punkt. Nummer vier: wünscht sich Kinder.» Sie blickte auf. «Wie viele?»

Alexa lächelte bei dem Gedanken. «Ich hätte am liebsten drei. Aber zwei würden mir auch genügen. Meinst du, ich hätte die Zahl angeben sollen?»

«Nein, darauf wird Gaia schon von selbst kommen.» Maggie fuhr fort. «Nummer fünf: kann mühelos mit einer Frau kommunizieren. Guter Punkt. Ich habe es auch satt, Bücher über Venus und Mars zu lesen. Die ganze Reihe habe ich inzwischen durch und werde immer noch nicht schlau aus den Kerlen. Nummer sechs: ist tierlieb.» Sie stöhnte auf. «Das ist ja mindestens so schlimm wie das mit den Mets!»

Alexa hob den Kopf, um sie anzusehen. «Falls er Hunde hasst, wie soll ich dann weiter im Tierheim aushelfen? Schlimmer noch, was, wenn er Jäger ist? Jederzeit könnte mich ein über dem Kamin angebrachter toter Hirsch anstarren.»

«Warum musst du bloß immer so übertreiben?», fragte Maggie nur und wandte sich wieder der Liste zu. «Nummer sieben: hat Prinzipien und ist immer ehrlich. Hätte meiner Meinung nach auf der Liste an die erste Stelle gehört, aber was weiß ich schon, ich bin ja kein Mets-Fan. Nummer acht: ist ein guter Liebhaber. Das wäre auf meiner Liste gleich Punkt zwei. Immerhin, ich bin stolz, dass es bei dir überhaupt auftaucht. Vielleicht bist du ja doch kein so hoffnungsloser Fall.»

Alexa schluckte schwer. Das Schlimmste stand noch bevor, und ihr war jetzt schon mulmig zumute. «Lies weiter.»

«Nummer neun: hat einen ausgeprägten Familiensinn. Ja, das leuchtet mir ein – du und deine Familie, ihr erinnert mich immer an Die Waltons. Okay, Nummer zehn …»

Die Uhr tickte. Alexa beobachtete, wie Maggie die letzte Bedingung ein zweites Mal überflog.

«Alexa, Nummer zehn verstehe ich nicht, glaube ich.»

Alexa seufzte. «Doch. Das hast du schon genau richtig verstanden.»

Maggie las den letzten Wunsch vor. «Muss über einhundertfünfzigtausend Dollar verfügen, sofort abrufbereit und in bar.» Sie hob den Blick. «Ich brauche mehr Infos.»

Alexa reckte trotzig ihr Kinn. «Ich brauche einen Mann, den ich aufrichtig lieben kann und der außerdem mindestens hundertfünfzigtausend Dollar besitzt. Und zwar möglichst bald.»

Maggie schüttelte den Kopf, als wäre sie gerade nach einem Tauchgang wieder an die Wasseroberfläche gekommen. «Wofür?»

«Um Tara zu retten.»

Maggie blinzelte. «Tara?»

«Ja, das Haus meiner Mutter. Du weißt schon, wie in dem Film Vom Winde verweht? Meine Mutter hat doch immer im Scherz gesagt, sie bräuchte mehr Baumwolle, um die Rechnungen zu bezahlen, erinnerst du dich? Ich habe dir noch gar nicht erzählt, wie schlimm sie inzwischen in der Patsche sitzen, Maggs. Mom will das Haus verkaufen, und das kann ich nicht zulassen. Sie haben kein Geld und können nirgendwo anders hin. Ich werde alles tun, um ihnen zu helfen, sogar heiraten. Genau wie Scarlett.»

Maggie stöhnte. Sie griff nach ihrer Handtasche, kramte ihr Handy heraus und tippte darauf herum.

«Was hast du vor?» Bei dem Gedanken, dass ihre beste Freundin sie nicht verstehen könnte, stieg Panik in Alexa auf. Schließlich war es das erste Mal, dass sie bei der Lösung eines Problems auf männliche Hilfe setzte. Oh, wie tief war sie gesunken!

«Mein Date absagen. Dieses Thema braucht meine ganze Aufmerksamkeit. Danach rufe ich meine Therapeutin an. Sie ist sehr gut, diskret, und sie behandelt notfalls auch um Mitternacht.»

Alexa lachte. «Du bist wirklich eine tolle Freundin, Maggie.»

«Ja, wem sagst du das.»

***

Nicholas Ryan war kurz davor, ein Vermögen zu erben.

Aber dazu benötigte er eine Frau.

Nick war ein Mann mit Prinzipien. Hatte er sich einmal ein Ziel gesteckt, scheute er keine Mühen und arbeitete so lange, bis er es erreichte. Er legte großen Wert auf Selbstbeherrschung, behielt in Konfliktsituationen stets einen kühlen Kopf. Und er war Architekt mit Leib und Seele. Liebte nichts mehr auf der Welt, als Gebäude zu erschaffen, Häuser, die nicht nur solide, sondern auch ästhetisch ansprechend waren. Klare Linien, die zusammen ein harmonisches Ganzes ergaben. Ziegelsteine, Beton und Glas, die für die Stabilität standen, nach der sich die Menschen im Alltag sehnten. Der kurze Augenblick des Staunens, wenn jemand die fertige Schöpfung zum ersten Mal in Augenschein nahm. All das hatte für Nick einen hohen Stellenwert.

Ewige Liebe, Ehe, Familie: Daran glaubte er nicht. Diese Dinge ergaben für ihn keinen Sinn, und er hatte entschieden, diesen überholten Konventionen in seinem Leben keinen Platz einzuräumen.

Aber bedauerlicherweise hatte Onkel Earl die Spielregeln geändert.

Nick krampfte sich der Magen zusammen. Gleichzeitig hätte er beinahe gelacht, denn er mochte schwarzen Humor. Er erhob sich von seinem Ledersessel und legte nacheinander das dunkelblaue Sakko, die dezent gestreifte Seidenkrawatte und sein schneeweißes Hemd ab. Mit einer raschen Handbewegung löste er den Gürtel, um sich anschließend eine graue Jogginghose sowie ein dazu passendes T-Shirt überzustreifen. Nachdem er zum Schluss noch in seine Nike-Laufschuhe geschlüpft war, begab er sich ins Allerheiligste seines Büros, das mit Modellen, Skizzen, inspirierenden Fotos, einem Laufband, diversen Hanteln und einer gutbestückten Minibar ausgestattet war. Per Fernbedienung schaltete er den MP3-Player an. Sogleich erfüllten die Klänge von La Traviata den Raum und pusteten ihm den Kopf frei.

Er schaltete das Laufband an und bemühte sich, nicht ans Rauchen zu denken. Auch nach fünf Jahren hatte er in Stresssituationen noch das unstillbare Bedürfnis nach einer Zigarette. Um gegen diese ärgerliche Schwäche anzugehen, trieb er bei solchen Gelegenheiten stattdessen Sport. Laufen beruhigte ihn, zumal in dieser perfekt kontrollierten Umgebung. Hier gab es keine lauten Stimmen und kein sengendes Sonnenlicht, die seine Konzentration störten, keine Kiesel oder Steine, die im Weg lagen. Er stellte das Tempo ein und begann mit dem stetigen Laufrhythmus, der ihn zu einer Lösung führen würde.

Die Absicht seines Onkels leuchtete ihm zwar ein, das schon. Aber das Gefühl, verraten worden zu sein, belastete ihn trotzdem. Einer der wenigen Angehörigen, die er aufrichtig liebte, hatte ihn letzten Endes auch nur als Schachfigur benutzt.

Nick schüttelte den Kopf. Er hätte es wissen müssen. In den letzten Monaten seines Lebens hatte Onkel Earl ihm regelmäßig Vorträge darüber gehalten, wie wichtig es war, eine Familie zu haben, und Nick dafür getadelt, dass er ihm nicht eifriger beipflichtete. Warum das seinen Onkel überraschte, war Nick allerdings schleierhaft. Seine eigene Familie war schließlich eine wandelnde Werbung für Geburtenkontrolle.

Im Lauf seiner wechselnden Beziehungen war Nick eines klar geworden. Alle Frauen wollten nur das Eine, heiraten nämlich, und mit der Heirat fing das Elend an. Dauernder Streit darüber, was man fühlt. Hinzu kam die Belastung durch Kinder, die ebenfalls Aufmerksamkeit forderten. Man sehnte sich zunehmend nach Freiräumen, bis es dann endete wie bei allen Beziehungen, auch ohne Trauschein: in einer Trennung. Mit den Kindern als unschuldigen Leidtragenden.

Nein, danke.

Er trabte die Steigung hinauf und regulierte entsprechend das Tempo, während sich die Gedanken in seinem Kopf überschlugen. Bis zum bitteren Ende hatte Onkel Earl stur daran festgehalten, dass eine Frau seinem Neffen das Leben retten würde. Dann war er an einem Herzinfarkt gestorben. Als die Anwälte schließlich in Aktion traten wie ein Schwarm Geier, dachte Nick eigentlich, dass es keine rechtlichen Komplikationen geben würde. Seine Schwester Maggie hatte bereits klargestellt, dass sie mit der Firma nichts zu tun haben wollte. Onkel Earl hatte sonst keine lebenden Angehörigen. Zum ersten Mal wähnte Nick sich im Glück. Endlich würde er etwas besitzen, das einzig und allein ihm gehörte.

Bis die Anwälte das Testament verlasen.

Da wurde ihm klar, dass er hereingelegt worden war.

Er würde die Aktienmehrheit von Dreamscape erben. Wenn er heiratete. Die Ehe musste ein Jahr halten. Ein Ehevertrag war erlaubt. Sollte Nick den Wünschen seines Onkels nicht Folge leisten, würde ihm ein Anteil von nur einundfünfzig Prozent zufallen. Die restlichen Aktien würden unter den Vorstandsmitgliedern aufgeteilt, und Nick würde sich mit der Rolle eines Frühstücksdirektors begnügen müssen. Statt Gebäude zu entwerfen und zu verwirklichen, müsste er sich mit Meetings und Unternehmensklimbim herumschlagen – genau das, was er sich in seinem Leben nicht wünschte.

Und das hatte Onkel Earl sehr wohl gewusst.

Also musste Nick jetzt eine Frau finden.

Er drückte auf eine Taste und verringerte die Steigung, verlangsamte sein Lauftempo und brachte seine Atmung unter Kontrolle. Im Kopf ging er mit nüchterner Präzision die Möglichkeiten durch. Schließlich stieg er vom Laufband, nahm eine kalte Flasche Evian aus der Minibar und kehrte zu seinem Bürosessel zurück. Er trank einen Schluck der klaren, eiskalten Flüssigkeit und stellte die Flasche auf seinem Schreibtisch ab. Wartete einige Minuten, während er seine Gedanken ordnete. Nahm dann den goldenen Kugelschreiber vom Tisch und rollte ihn kurz zwischen den Fingern.

Dann brachte er die Worte zu Papier, von denen jedes einzelne sein Sargnagel war.

Eine Ehefrau finden.

Nick hatte sich entschlossen, keine weitere Zeit mit sinnlosem Gejammer darüber zu vertun, wie ungerecht das Testament seines Onkels doch war. Stattdessen würde er eine Liste mit all den Eigenschaften erstellen, die seine Ehefrau aufweisen musste, und dann in Ruhe überlegen, ob ihm dafür geeignete Kandidatinnen einfielen.

Spontan tauchte Gabriella vor seinem inneren Auge auf, aber diesen Gedanken verwarf er umgehend. Das atemberaubende Topmodel, mit dem er derzeit liiert war, eignete sich zwar perfekt für gesellschaftliche Anlässe und großartigen Sex, aber nicht als Ehefrau. Gabriella war eine kluge Gesprächspartnerin, und er war gern mit ihr zusammen. Aber in letzter Zeit hatte er das dumpfe Gefühl, dass sie drauf und dran war, sich ernsthaft in ihn zu verlieben. Sie hatte sogar schon Kinder erwähnt, und damit war die Sache für ihn eigentlich gestorben. Egal, wie rigoros er die Spielregeln für eine Ehe festlegte, sobald Gefühle ins Spiel kamen, wäre alles ruiniert. Waren sie erst einmal verheiratet, würde Gabriella anstrengend werden, besitzergreifend, eifersüchtig – wie jede Ehefrau. Und wenn sie sich erst betrogen fühlte, würde sie ihn bluten lassen. Dann könnte kein Ehevertrag der Welt ihrer Habgier Grenzen setzen.

Er trank noch einen Schluck Wasser und fuhr mit dem Daumen versonnen um den Rand des Flaschenhalses, während er seinen Gedanken nachhing. Irgendwo hatte er mal gelesen, dass sich eine Wunschfrau herbeizaubern ließ, indem man eine Liste mit all den Eigenschaften zusammenstellte, die man an ihr bewunderte. Nick runzelte die Stirn. Diese Theorie sollte irgendwie mit dem Universum zusammenhängen. Dass man vom Kosmos das zurückbekam, was man selbst in ihn einbrachte. Irgendein esoterischer Quark, an den er nicht glaubte.

Aber heute war er verzweifelt.

Entschlossen zückte er den Kugelschreiber und brachte methodisch seine Liste zu Papier.

Eine Frau, die mich nicht liebt.

Eine Frau, die mich sexuell nicht interessiert.

Eine Frau ohne größeren Familienanhang.

Eine Frau, die keine Haustiere hat.

Eine Frau, die sich keine Kinder wünscht.

Eine Frau, die berufstätig und finanziell unabhängig ist.

Eine Frau, die diese Ehe als reine Geschäftsbeziehung auffasst.

Eine Frau, die ihre Gefühle im Griff hat und nicht übermäßig impulsiv ist.

Eine Frau, der ich vertrauen kann.

Nick las die Liste noch einmal aufmerksam durch. Einige der aufgeführten Eigenschaften wiesen ihn als unverbesserlichen Optimisten aus, schon klar. Doch falls an dieser Theorie mit dem Universum etwas dran war, konnte er ebenso gut alles aufschreiben, was er sich wünschte. Er benötigte eine Frau, die diese Ehe aus rein geschäftlichen Überlegungen einging. Eine, die zum Beispiel auf eine satte finanzielle Abfindung spekulierte. Er war gewillt, der Kandidatin noch etliche Nebenleistungen zu bieten, legte aber Wert darauf, dass die Ehe nur auf dem Papier existierte. Die Gleichung war denkbar einfach: kein Sex, ergo keine Eifersucht. Eine Frau, die Herrin ihrer Gefühle war, ergo keine Liebe.

Keine Liebe, keine Unordnung und damit die perfekte Ehe.

Er ließ nacheinander alle seine Verflossenen Revue passieren, jede rein Bekannte aus seinem Freundeskreis, jede Geschäftspartnerin, mit der er je beruflich essen gegangen war.

Keine einzige kam für sein Vorhaben in Betracht.

Leise Verärgerung stieg in ihm auf. Er war ein dreißigjähriger Mann, gutaussehend, intelligent und finanziell abgesichert. Und er kannte keine einzige halbwegs vernünftige Frau, die für eine Heirat in Frage kam.

Er hatte noch eine Woche Zeit, um eine Ehefrau zu finden.

Plötzlich klingelte sein Handy. Nick meldete sich. «Ryan.»

«Hi, Nick, ich bin’s, Maggie.» Kurzes Schweigen. «Und, hast du schon eine Frau gefunden?»

Er lachte kurz auf. Seine Schwester war so ziemlich die Einzige auf der Welt, die ihn regelmäßig zum Lachen brachte. Sogar, wenn der Witz mitunter auf seine Kosten ging. «Ich arbeite gerade dran.»

«Ich glaube, ich habe sie gefunden.»

Er spürte, wie er Herzklopfen bekam. «Wer ist es?»

Wieder kurzes Schweigen. «Du müsstest ihre Bedingungen erfüllen, aber ich denke nicht, dass das ein Problem sein wird. Sei einfach aufgeschlossen. Das ist nicht deine Stärke, ich weiß. Aber du kannst ihr vertrauen.»

Mechanisch hakte er den letzten Punkt auf seiner Liste ab. In seinen Ohren summte es, als wollte ihn irgendetwas vor den nächsten Worten seiner Schwester warnen. «Wer ist es, Maggs?»

Wieder herrschte kurz Stille in der Leitung. «Alexa.»

Schwindel erfasste ihn. Der Raum begann, sich um ihn herum zu drehen, alles verschwamm vor seinen Augen, als er den Namen hörte, der ihm von früher so wohlvertraut war. Ein einziger Gedanke schrillte in seinem Kopf, blinkte grell wie ein Mantra aus Neonbuchstaben:

Niemals.

[zur Inhaltsübersicht]

2

Nick sah sich ein letztes Mal um und lächelte zufrieden. Sein Besprechungszimmer bildete einen angemessen geschäftsmäßigen Rahmen, und der frische Blumenstrauß, den seine Sekretärin auf dem Tisch platziert hatte, sorgte für eine persönliche Note. Der dicke weinrote Teppichboden, die Möbel aus mattschimmerndem Kirschholz und die butterweichen Ledersessel vermittelten eine gediegene Eleganz. Die Verträge waren akkurat auf dem Tisch ausgelegt, und auf einem edlen Silbertablett gleich daneben standen Tee, Kaffee und Gebäck bereit. Förmlich, zugleich aber auch freundlich – genau so würde es auch in ihrer Ehe zugehen.

Etwas flau war ihm schon bei dem Gedanken zumute, Alexandria Maria McKenzie nach all der Zeit wiederzusehen, aber das beachtete er nicht weiter. Was wohl aus ihr geworden war? Aus den Erzählungen seiner Schwester hatte er den Eindruck gewonnen, dass sie ebenso leichtsinnig wie impulsiv war. Anfangs hatte er sich gegen Maggies Vorschlag heftig gesträubt – Alexa entsprach so gar nicht seinen Vorstellungen. In seiner Erinnerung war sie eine freche, eigenwillige Göre mit wippendem Pferdeschwanz; heute allerdings, so viel wusste er, führte sie eine recht gut gehende kleine Buchhandlung. Für ihn war sie eigentlich immer noch Maggies Spielkameradin, denn er hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen.

Aber die Zeit drängte. Er musste handeln.

Sie kannten sich von früher, und er hatte das Gefühl, dass er Alexa trauen konnte. Die ideale Ehefrau war sie vielleicht nicht, aber sie brauchte Geld. Und zwar dringend. Aus welchem Grund, hatte Maggie nicht verraten, doch Alexa schien einigermaßen verzweifelt. Finanznöte konnte er als Motiv für eine Eheschließung ohne weiteres akzeptieren – damit war die Lage klar umrissen. Ohne lästige Zwischentöne. Ohne die Gefahr irgendwelcher Intimitäten. Ein nüchterner Geschäftsabschluss zwischen alten Freunden. Damit konnte Nick hervorragend leben.

Gerade wollte er die Hand nach der Gegensprechanlage ausstrecken, um seine Sekretärin zu rufen, doch im selben Moment schwang geräuschlos die massive Tür auf und schloss sich wieder mit einem dezenten Klick.

Er drehte sich um.

Tiefblaue Augen blickten ihn freimütig und mit einer Offenheit an, dass ihm spontan der Gedanke kam, diese Frau sei vermutlich eine miserable Pokerspielerin. Aufrichtig bis zur Schmerzgrenze und nicht der Typ, der bluffte. Ihren Blick erkannte er mühelos wieder, die Farbe ihrer Augen jedoch hatte sich im Lauf der Zeit zu einer verwirrenden Mischung aus Aquamarin und Saphirblau verändert. Vor sein inneres Auge drängten sich Bilder vom Blau der Karibik, in deren Tiefen unbekannte Mysterien schlummerten. Der blaue Himmelsschirm aus Frank Sinatras Summer Wind, so endlos weit gespannt, dass weder Anfang noch Ende zu ermessen waren.

Gesteigert wurde die Wirkung ihrer Augen durch das pechschwarze Haar, das ihr in Korkenzieherlocken über die Schultern fiel und ihr Gesicht wie eine wilde, unbezähmbare Mähne umrahmte. Hohe Wangenknochen und ein Mund mit sinnlich vollen Lippen. Früher hatte er sie oft mit todernster Miene gefragt, ob sie etwa eine Biene gestochen hätte, um dann in wieherndes Gelächter auszubrechen. Heute fiel ihm dieser Witz mächtig auf die Füße. An einem Mund wie diesem entfachten sich männliche Phantasien – die mit Bienen allerdings nichts zu tun hatten. Eher mit Honig. Am besten mit warmem, klebrigem Honig, den man auf diese üppigen Lippen träufelte …

Verflucht.

Er riss sich zusammen und ließ seinen Blick weiter an ihr hinabwandern. Wie hatte er sie damals damit aufgezogen, als er herausfand, dass sie früher als die meisten anderen Mädchen einen BH tragen musste! Es war ihr unendlich peinlich, dass er ihr auf die Schliche gekommen war, und dieses Wissen hatte er rücksichtslos benutzt, um ihr weh zu tun. Heute wäre es ihm nicht mehr eingefallen, sich über sie lustig zu machen. Ihr üppiger Busen passte hervorragend zu ihren wohlgeformten Hüften. Sie war groß – fast ebenso groß wie er – und hatte sich in ein fließendes, bodenlanges feuerrotes Trägerkleid gehüllt, dessen tiefer Ausschnitt ihr Dekolleté wirkungsvoll zur Geltung brachte. Dazu trug sie Riemchensandaletten aus glänzend rotem Lackleder, aus denen scharlachrot lackierte Fußnägel herauslugten. Sie verharrte an der Tür, als wollte sie ihm Gelegenheit geben, sie zunächst in aller Ruhe zu betrachten, ehe sie etwas sagte.

Nick war bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihre Erscheinung ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Keine Frage, Alexandria Maria McKenzie hatte sich gut gemacht. Fast ein bisschen zu gut für seinen Geschmack. Aber das brauchte sie ja nicht zu erfahren.

Also setzte er dasselbe unverbindliche Lächeln auf wie für all seine Geschäftskontakte. «Hallo, Alexa. Lange nicht gesehen.»

Sie erwiderte sein Lächeln, aber ihre Augen lächelten nicht mit. Offenkundig nervös, trat sie von einem Fuß auf den anderen und ballte die Hände zu Fäusten. «Hallo, Nick. Wie geht’s?»

«Gut, danke. Bitte, nimm doch Platz. Was darf ich dir anbieten: Kaffee? Tee?»

«Kaffee, bitte.»

«Milch? Zucker?»

«Milch. Danke.» Sie ließ sich anmutig auf dem weichgepolsterten Sessel nieder, drehte sich etwas vom Schreibtisch weg und schlug die Beine übereinander. Dabei rutschte der fließende rote Stoff ein wenig hoch und gewährte ihm einen Blick auf ihre straffen, wohlgeformten Waden.

Rasch konzentrierte er sich wieder auf seine Rolle als Gastgeber. «Was hättest du gern: ein Millefeuille oder ein Apfelbaignet? Die sind aus der Konditorei gleich gegenüber.»

«Nein, danke. Kaffee reicht mir.»

«Ganz sicher?»

«Ja. Sonst würde ich nämlich garantiert mehr als ein Stück essen. Ich habe gelernt, mich nicht in Versuchung zu bringen.»

Das Wort «Versuchung» kam mit dunkler, rauchiger Stimme über ihre Lippen, und sie liebkoste nicht nur seine Ohren. Vollkommen verwirrt schenkte er ihr Kaffee ein und setzte sich dann auf seinen Sessel ihr gegenüber.

Eine Weile saßen sie da und sahen sich schweigend an. Dann zupfte sie an dem dünnen Armband aus Gold herum, das sie am Handgelenk trug. «Tut mir leid, das mit deinem Onkel Earl.»

«Danke. Hat Maggie dir schon die genaueren Einzelheiten erzählt?»

«Ja. Klingt verrückt, die ganze Sache.»

«Allerdings. Onkel Earl hat mir immer gepredigt, dass nichts über eine Familie geht. Irgendwie ist er wohl zu der Überzeugung gelangt, dass ich niemals heiraten würde. Also hat er anscheinend beschlossen, mich zu meinem Glück zu zwingen.»

«Hältst du nichts vom Heiraten?»

Er zuckte die Achseln. «Die Ehe ist unnötig. So etwas wie wahre, ewige Liebe gibt es nur im Märchen. Der edle Ritter, der seine Liebste ein Leben lang auf Händen trägt, ist genauso ein Hirngespinst wie die lebenslange Monogamie.»

«Du hältst nichts davon, dich dauerhaft an eine Person zu binden?», fragte sie verblüfft.

«Solche Bindungen halten sowieso nie lange. Klar, anfangs meinen es alle ernst, wenn sie sich Liebe und Treue schwören. Aber mit der Zeit bleibt das Gute mehr und mehr auf der Strecke, und übrig bleiben nur noch Ärger und Verdruss. Oder kennst du irgendwen, der glücklich verheiratet ist?»

Sie öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder. «Außer meinen Eltern?», sagte sie schließlich. «Eigentlich nicht. Was aber noch lange nicht heißt, dass es keine glücklichen Ehepaare gibt.»

«Mag sein.» Er klang nicht so, als würde er ihr tatsächlich zustimmen.

«Anscheinend gibt es eine Menge Themen, bei denen wir nicht einer Meinung sind», sagte sie, rückte auf dem Sessel herum und schlug die Beine erneut übereinander. «Am besten vereinbaren wir zunächst eine Probezeit, um zu sehen, ob wir überhaupt miteinander klarkommen.»

«Dazu haben wir keine Zeit. Die Hochzeit muss bis Ende nächster Woche stattfinden. Ob wir klarkommen oder nicht, spielt keine Rolle. Schließlich handelt es sich um eine reine Geschäftsbeziehung.»

Sie verengte die Augen. «Alles klar. Immer noch derselbe überhebliche Schnösel wie früher, als du mich wegen meiner Oberweite gehänselt hast. Manche Dinge ändern sich nie.»

Er senkte den Blick auf ihr Dekolleté. «Da könntest du recht haben. Manche Dinge ändern sich wirklich nie. Andere werden immer größer.»

Bei dem kleinen Seitenhieb stockte ihr hörbar der Atem, aber zu seiner Überraschung lächelte sie. «Und andere bleiben immer gleich mickrig», stellte sie mit einem demonstrativen Blick auf seinen Schritt fest.

Beinahe hätte Nick sich an seinem Kaffee verschluckt, schaffte es aber gerade noch, die Tasse ruhig und gesittet abzustellen. Er merkte, wie ihm bei der Erinnerung an einen bestimmten Tag vor vielen Jahren im Freibad siedend heiß wurde.

Damals hatte er Alexa mal wieder gnadenlos mit Sticheleien wegen ihrer körperlichen Entwicklung zugesetzt, als Maggie sich von hinten an ihn heranschlich und ihm die Badehose herunterriss. Bloßgestellt im wahrsten Sinne des Wortes, war er steifbeinig davonstolziert und hatte so getan, als hätte ihm der Vorfall rein gar nichts ausgemacht. Tatsächlich gehörte er bis heute zu seinen peinlichsten Erlebnissen.

Er deutete auf die Unterlagen vor ihr auf dem Tisch. «Du brauchst eine bestimmte Geldsumme, hat Maggie erzählt. Ich habe die Ziffer erst mal offengelassen, bis wir uns einig geworden sind.»

Ein seltsamer Ausdruck huschte über ihr Gesicht: Erst spannten sich ihre Züge kurz an, dann war Alexa wieder so gelassen wie zuvor. «Ist das der Vertrag?»

Er nickte. «Du wirst ihn sicher mit deinem Anwalt durchgehen wollen, schon klar.»

«Nein, nicht nötig. Ein Freund von mir ist Jurist. Ich habe ihm bei der Vorbereitung auf sein Examen geholfen, da habe ich genug gelernt. Darf ich mal sehen?»

Er schob ihr das Dokument über den polierten Tisch zu. Aus ihrer Handtasche fischte sie eine zierliche Lesebrille mit schwarzem Gestell, setzte sie auf und vertiefte sich in den Vertrag. Die Zeit nutzte er, sie zu betrachten. Es irritierte ihn, wie anziehend er sie fand. Dabei war Alexa gar nicht sein Typ. Sie hatte eine viel zu weibliche Figur, war zu direkt, zu … echt. Musste er etwa mit irgendwelchen Gefühlsausbrüchen rechnen, wenn etwas mal nicht nach ihren Vorstellungen lief? Gabby regte sich zwar auch hin und wieder auf, verlor aber nie wirklich die Beherrschung. Alexa jagte ihm eine Heidenangst ein. Pflegeleicht war sie nicht, das spürte er. Sie sprach aus, was sie dachte, trug offen und ungeschminkt ihre Gefühle zur Schau. Das bedeutete Gefahr, Chaos und Unordnung – das Letzte also, was er sich für eine Ehe wünschte. Und dennoch …

Er vertraute ihr. Weil aus ihren tiefblauen Augen eine gewisse Zuverlässigkeit und Fairness sprach. Auf ihr Wort konnte er sich verlassen. Nach einem Jahr, da war er sich sicher, würde sie klaglos davonziehen, ohne sich noch einmal umzusehen oder noch mehr Geld zu fordern. Damit war die Sache für ihn entschieden.

Ein kirschrot lackierter Fingernagel klopfte auf den Blattrand. Sie blickte auf, und Nick erschrak ein wenig. Ihre eben noch so gesunde Gesichtsfarbe war wie weggewischt, sie war kreidebleich.

«Du hast eine Liste mit Anforderungen?», fragte sie entrüstet, als hätte er mit seiner nüchternen Aufstellung von Plus- und Minuspunkten ein Kapitalverbrechen verübt.

Er räusperte sich. «Nur ein paar Eigenschaften, die ich mir von meiner Ehefrau wünsche.»

Sie öffnete den Mund, bekam aber zunächst kein Wort heraus. Es sah aus, als müsste sie sich förmlich zum Sprechen zwingen. «Dir schwebt so eine Art Zwischending aus Gastgeberin, Waisenkind und Roboter vor, habe ich recht?»

Er atmete tief durch. «Das ist maßlos übertrieben. Bloß weil ich eine Frau heiraten möchte, die ebenso charmant wie geschäftstüchtig ist, bin ich noch lange kein Ungeheuer.»

«Du willst eine Maschine wie in Die Frauen von Stepford, bloß ohne Sex. Hast du seit deinem vierzehnten Lebensjahr wirklich nichts dazugelernt, was Frauen betrifft?»

«O doch, sogar mehr, als mir lieb ist. Deswegen zwingt Onkel Earl mich ja überhaupt in eine Institution, in der Frauen von vornherein begünstigt werden.»

Sie schnappte empört nach Luft. «Männer haben reichlich Vorteile durch die Ehe!»

«Zum Beispiel?»

«Regelmäßigen Sex. Kameradschaft.»

«Nach einem halben Jahr geht es mit den Kopfschmerzen los, und man langweilt sich gegenseitig zu Tode.»

«Jemand, mit dem man alt werden kann.»

«Männer haben Angst vor dem Älterwerden. Deshalb suchen sie sich ja irgendwann eine Jüngere.»