Please don't leave me - Lora Flynn - E-Book

Please don't leave me E-Book

Lora Flynn

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Beschreibung

Man sagt, dass man nur eine Minute braucht, um eine besondere Person zu bemerken. Eine Stunde, um sie einzuschätzen. Einen Tag, um sie wertzuschätzen. Aber man braucht ein ganzes Leben, um sie wieder zu vergessen. Genau so ergeht es der achtzehnjährigen Drea. In ihrem Englischlehrer Logan Black glaubte sie ihre große Liebe gefunden zu haben. Doch die Beziehung der beiden hat kein schönes Ende genommen. Zu gefährlich ist ihre Liebe, zu groß ist die Kluft zwischen den beiden, zu groß die Geister ihrer beider Vergangenheit. Werden Logan und Drea wieder einen Weg zueinander finden? Werden die beiden ihr berüchtigtes Happy End doch noch finden oder wird ihre Liebe an all den Hindernissen, die sich ihnen in den Weg stellen, scheitern?

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LORA FLYNN

PLEASE DON’T LEAVE MEROMANBand 2

PLEASE DON’T LEAVE ME

VORWORT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

DANKSAGUNG

ÜBER DIE AUTORIN

Überarbeitet 2021

Deutsche Erstausgabe 10/2019

Copyright © 2019 by Lora Flynn,

c/o Bianca Kronsteiner, impressumservice.net,

Robert-Preußler-Straße 13 / TOP 15020 Salzburg,

AT – Österreich

Druck und Bindung: epubli – ein Service der neopubli, GmbH, Berlin

Umschlaggestaltung: Copyright © by Lora Flynn

[email protected]

Für meine Familie.

VORWORT

„Erinnere dich an die Vergangenheit nur in soweit, als dass du dich ihrer erfreust.“

- Jane Austen, Stolz und Vorurteil

Kapitel 1

Seufzend starrte ich aus dem Fenster des Klassenzimmers und beobachtete die dicken Schneeflocken, die sanft und lautlos vom Himmel rieselten. Sie verwandelten die Landschaft in ein sagenhaftes Paradies aus Weiß. Ein sehr schöner Anblick. Die tristen grauen Wolken am Himmel schienen nicht gerade auf ein baldiges Ende des Schneesturms hinzudeuten, dennoch war es wunderschön, die Natur in den Farben des Winters erstrahlen zu sehen, obgleich ich den Winter nicht sehr mochte. Es war kalt, nass und bei starkem Schneefall hatte man Probleme, um mit dem Auto von A nach B zu kommen.

Die Scheiben waren von der Kälte draußen schon völlig beschlagen. Für Ende November war es bereits verdammt kalt und die Tatsache, dass die Heizungen im ganzen Gebäude ausgefallen waren, trug nicht gerade zu einem angenehmen Schultag bei. Alle Schüler saßen eingewickelt in ihre dicken Winterjacken und Schals da. Jedem sah man die Kälte und die Unlust am Unterricht an. Keiner konnte sich wirklich konzentrieren.

»Vielleicht bekommen wir ja schneefrei«, flüsterte Poppy vom Platz nebenan und kicherte leise. Ich wandte mich ihr zu und brachte nur ein schwaches Lächeln zustande. Ihre Wangen und selbst ihre Nase waren von der Kälte schon ganz rot. Während Poppy seit einigen Wochen förmlich strahlte vor Glück, glich ich mehr einer Depression auf zwei Beinen.

Poppys Vermutung nach litt ich an dem allseits bekannten Winterblues. Ich dagegen tippte eher auf die Erkrankung in Form eines gebrochenen Herzens. Seit Wochen hörte ich das ein und selbe Lied hoch und runter. MIKA, Happy Ending. Wie passend. Ich seufzte und wieder einmal wanderten meine Gedanken zu ihm, zu dem Mann, der mir geholfen hatte eine schlimme Zeit durchzustehen. Er war für mich da gewesen. Er war der Einzige, dem ich mich geöffnet hatte. Langsam aber sicher hatte er sich einen Weg in mein Herz gebahnt, nur um es mir kurz darauf wieder zu brechen. Es genügte einzig und allein an seinen Namen zu denken und mein Magen krampfte zusammen, mein Herz fühlte sich an, als würde es aus meiner Brust gerissen werden und eine tiefe Trauer erfüllte mich.

Es waren mittlerweile zwei Monate vergangen, seit Logan und ich uns gestritten und unsere Beziehung, wenn man es überhaupt als solche bezeichnen konnte, endete. Unglaublich, wenn ich darüber nachdachte, wie schnell ich mich in ihn verliebt hatte.

Logan hatte es geschafft mein Herz im Sturm zu erobern, nur um es daraufhin wieder wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen. Es grenzte beinahe schon an einen Rekord. Seit unserem Streit hatten wir kein Wort mehr miteinander gewechselt. Im Unterricht litt ich Höllenqualen und auch wenn es sich wie ein schier unmögliches Unterfangen anhörte, ich hatte Logan seit genau zwei Monaten nicht ein einziges Mal mehr in die Augen gesehen. Weder im Unterricht noch wenn wir uns irgendwo begegneten. Gar nicht. Das Traurige aber war, dass ich noch immer jedes einzelne Detail seines Gesichtes vor Augen hatte, als hätte es sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt. Seine eisblauen Augen, sein glühender Blick, besonders die Grübchen, die sich zeigten, wenn er einmal lächelte, was viel zu selten vorkam.

Ein Seufzen entrann sich meinen Lippen. Mein Herz sehnte sich nach ihm, jede Faser meines Körpers schrie nach seiner Nähe, nach seinen Berührungen. Ich vermisste ihn. Ich vermisste ihn so sehr, dass es mich innerlich beinahe schon zu zerreißen drohte.

Ich erschrak, als sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter legte. Ich sah auf, direkt in Poppys warme braune Augen. Sie schauten mitfühlend auf mich herab.

»Drea, er hat nicht verdient, dass du auch nur noch einen einzigen Gedanken an ihn verschwendest«, sie strich behutsam über meine Schulter. Krampfhaft versuchte ich die Tränen zu unterdrücken, dir mir bei ihren Worten in die Augen stiegen. Ich brachte ein schwaches Nicken zustande und wandte mich sofort wieder den Schneeflocken hinter dem Fenster zu. Mir graute es vor der nächsten Stunde. Englisch. Bei ihm.

Mein Magen krampfte sich zusammen, wenn ich daran dachte, ihm so nahe zu sein und gleichzeitig auch wieder so weit entfernt. Seine Anwesenheit zu spüren, ihn jedoch nicht berühren zu können. Seine Stimme zu hören, ohne ihn ansehen zu können. Es war die reinste Folter. Eine Qual für mein Herz und meine Seele.

Im nächsten Moment ertönte der Gong. Ich nahm einen tiefen Atemzug und versuchte das letzte bisschen Kraft in mir zu sammeln, das mir noch geblieben war. Auch wenn ich innerlich verzweifelte und am liebsten geweint und geschrien hätte, so versuchte ich nach außen hin doch souverän und unbekümmert zu wirken. Wenngleich mir das nicht so recht gelingen wollte. Das Leben ging weiter, aber ich lebte nicht wirklich. Ich fühlte mich viel mehr wie eine Maschine, eine Maschine, die irgendwie funktionieren musste.

Ich stopfte meine Sachen in die Tasche und trat gemeinsam mit Poppy den Weg zum Englischsaal an. Da Timmy einen anderen Kurs besuchte, verabschiedete er sich von uns. Auch er hatte bemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmte, doch man musste mir wohl ansehen, dass ich schlicht und ergreifend nicht darüber sprechen wollte. Also beließ er es dabei. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass er zurzeit mit seinen eigenen Problemen beschäftigt war.

Vor zwei Monaten hatte er mir gestanden, in Poppy verliebt zu sein. Doch anstatt ihr seine Gefühle zu offenbaren, hatte er sich in Schweigen gehüllt. Und nun war Poppy anderweitig vergeben. Sie und mein Bruder Lukas waren mittlerweile ein Paar. Das war auch der Grund für ihre überschwängliche Laune in der letzten Zeit. Man bekam Poppy gar nicht mehr von ihrem hohen Ross herunter. Sie hatte dauerhaft dieses Hundert-Watt-Grinsen im Gesicht. Es war sogar so schlimm, dass sie selbst in der Schule irgendwelche Melodien vor sich hin pfiff und fröhlich von einer Stunde in die nächste tänzelte. Und das hatte wirklich etwas zu heißen, denn Poppy hasste Schule über alles.

Ich persönlich freute mich zwar für ihr Glück, andererseits war es allerdings nur wieder ein weiteres Indiz dafür, dass das Schicksal es nicht gut mit mir meinte. Jeder um mich herum fand sein Glück, während mir ein Rückschlag nach dem anderen widerfuhr.

Ich nahm einen tiefen Atemzug und folgte Poppy zum Englischsaal. Seit zwei Monaten war es das gleiche Spiel. Ich setzte einen Fuß vor den anderen. Einen vor den anderen. Immer weiter. Immer weiter. Ich konzentrierte mich ganz auf meine Füße, versuchte meinen sich beschleunigten Herzschlag zu beruhigen, der immer wilder pochte, je näher wir dem Saal kamen. Bis wir schließlich ankamen.

Und dann plötzlich setzte mein Herz für einen kurzen Augenblick aus. Ich spürte seine Anwesenheit, spürte seine Nähe, seine Wärme, konnte ihn in Gedanken sehen, obwohl ich gar nicht aufblickte. Jeder einzelne meiner Muskeln spannte sich an, während meine Finger krampfhaft die Bücher in meiner Hand umklammerten.

Ich hielt den Atem an und trat durch die offene Tür hinter Poppy in den Saal ein. Im Augenwinkel erkannte ich das Schimmern seines goldenen Haares, ich roch sogar seinen Duft und obgleich ich es zu vermeiden versuchte, sog ich ihn tief durch die Nase ein. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter und ging mit gesenktem Kopf am Lehrerpult vorbei, direkt zum Mittelgang, von wo aus ich nach hinten auf meinen Platz trottete.

Für einen kurzen Moment glaubte ich seinen Blick in meinem Rücken zu spüren. Ein warmes Prickeln kitzelte in meinem Nacken und ich musste gegen den Drang ankämpfen, mich umzudrehen, um ihn anzusehen. Ich wusste ein einziger Blick in seine Augen und ich wäre verloren gewesen. Der Kummer hätte mich übermannt und das letzte bisschen Kraft, das sich noch in meinem Innern befand, würde zerstört.

Langsam legte sich der Lärmpegel. Die Gespräche der Schüler stellten sich allmählich ein und die Aufmerksamkeit aller richtete sich auf Logan.

»Guten Morgen. Ich hoffe ihr hattet ein schönes Wochenende«, der Klang seiner Stimme überrollte mich wie eine Flutwelle. Obwohl ich sie beinahe täglich zu hören bekam, blieb der Stich in meinem Innern, den sie verursachte, immer gleich. Krampfhaft versuchte ich mich irgendwie abzulenken, um nur nicht dem melodischen Klang seiner Stimme zu folgen. Allerdings gelang mir das nicht so, wie ich es mir vorstellte. Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich seinen Worten zu lauschen begann. Logan hatte einfach dieses Talent, Menschen mit Worten zu fesseln.

»Und da Weihnachten immer näher rückt, habe ich mir überlegt, um den Zusammenhalt unseres Kurs noch etwas zu stärken, zu wichteln.«

Sofort horchte ich auf. Wichteln? Ernsthaft? Ich konnte mir gerade noch im letzten Moment ein Stöhnen verkneifen. Poppy dagegen ließ ihrem Missfallen über diesen Vorschlag freien Lauf.

»Schöne Scheiße!« Wie immer war ihr Mundwerk schneller als ihre Gedanken. Alle Köpfe flogen zu uns herum.

»Miss Whitehill, Sie scheinen nicht sehr angetan von dieser Idee?«, ertönte Logans Stimme aus Richtung des Pultes. Ich musste nicht hinsehen, um zu wissen, wie sich seine Brauen zu einem schmalen Strich zusammenzogen und sich ein genervter Ausdruck über sein Gesicht legte.

Poppy dagegen ließ sich wie immer von nichts aus der Ruhe bringen. Völlig entspannt lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück.

»Mr Black«, begann sie lachend zu sprechen.

»Wir sind nicht mehr in der fünften Klasse. Ich bitte Sie, das ist Schwachsinn.«

»Na wenn das so ist, dann stimmen wir doch ab. Wer das Wichteln befürwortet, hebt bitte die Hand«, entgegnete Logan siegessicher. Ich ließ meinen Blick über die Schüler wandern und wäre am liebsten in meinem Stuhl zusammengesunken. Mehr als die Hälfte meldete sich. Ich war absolut kein Fan von diesem Wichteln. Wenn man Pech hatte, zog man den Namen eines Mitschülers aus dem Lostopf, mit dem man so gut wie gar nichts am Hut hatte. Und ausgerechnet dieser Person musste man dann auch noch ein Weihnachtsgeschenk machen.

»Was Idioten«, murmelte Poppy kopfschüttelnd neben mir und ich konnte ihr nur beipflichten.

»Sehr gut, die Mehrheit ist dafür«, stellte Logan fest. Am Rande sah ich, wie er um das Lehrerpult herum ging und eine kleine Schachtel aus seiner Schublade hervorholte.

»Schreibt bitte alle euren Name auf einen kleinen Zettel und werft ihn in diese Box. Anschließend gehe ich herum und jeder darf einen Namen ziehen.«

Poppy neben mir gab leise Würgegeräusche von sich und zum ersten Mal an diesem Tag konnte ich mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Gerade als ich meinen Namen auf ein kleines Stück Papier schreiben wollte, ergriff jemand das Wort.

»Aber Mr Black. Ich finde, Sie sollten, wenn wir schon wichteln, unbedingt mitmachen!«, Madison Lively. Erste Reihe. Dies war der Moment, in dem das kleine Lächeln auf meinen Lippen sogleich wieder erstarb. Logan sollte mitwichteln? Unter gar keinen Umständen! Was, wenn ich seinen Namen zog und ihm etwas schenken musste? Das wäre mein Untergang.

»Ich denke nicht Madison, dass …«, setzte er zum Reden an, doch einige der Schüler unterbrachen ihn und stimmten Madisons Vorschlag völlig begeistert zu.

In diesem Augenblick hätte ich alles dafür gegeben, um Logans Reaktion zu sehen, hätte ihm am liebsten in die Augen gesehen, um herauszufinden, was er gerade dachte. Wieder spürte ich dieses Kribbeln im Bauch und war mir absolut sicher, dass er gerade zu mir sah. Doch ich blickte nicht auf. Ich konnte es nicht.

»Na gut. Wenn das euer aller Wunsch ist, dann möchte ich natürlich kein Spielverderber sein.« Logan lachte leise und ging zurück zum Pult und begann seinen Namen aufzuschreiben und in den Lostopf zu werfen.

Nein. Nicht der Wunsch aller.

Gott, was sollte ich nur tun, wenn ich seinen Namen tatsächlich zog? Mein Magen krampfte sich zusammen. Das Schlimme daran war nicht einmal, dass Logan tatsächlich mitspielte, viel mehr die Tatsache, dass falls ich wirklich so viel Pech hatte und seinen Namen zog, ich kein Geschenk für ihn kaufen konnte. Denn es handelte sich hierbei um Logan. Der Mann, in den ich unsterblich verliebt war. Ich würde ihm nicht einfach irgendetwas schenken können. Ich kannte mich, ich würde mich von meinen Gefühlen leiten lassen und das würde kein gutes Ende nehmen. Himmel, dann würde ich doch tausend Mal lieber Madison ziehen wollen.

Poppy stupste mich an und riss mich damit aus meinen Gedanken. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass Logan direkt vor unserem Tisch stand, um unsere Zettel einzusammeln. Seine Nähe überrumpelte mich und für einen kurzen Moment war mein Kopf wie leergefegt.

So viele Emotionen überrollten mich. Sehnsucht. Trauer. Wut und Enttäuschung.

Anstatt mein Papier einfach in den Lostopf zu werfen, schob ich ihn über den Tisch zu Logan rüber. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Seine unmittelbare Nähe war zu viel für mich. Logan nahm den Zettel entgegen und ging weiter. Poppy tätschelte mir unter dem Tisch aufmunternd das Bein.

»Du bist stark, Drea. Du schaffst das«, flüsterte sie so leise, dass nur ich es hören konnte. Ihre Anwesenheit und ihre Fürsorge spendeten mir auf gewisse Art und Weise etwas Trost. Ich war so unendlich dankbar dafür, Poppy an meiner Seite zu haben.

Als Logan zum zweiten Mal umher ging, um jeden einen Namen ziehen zu lassen, wurde ich immer nervöser. Meine Hände begannen zu zittern und ich war kaum imstande mich auf etwas zu konzentrieren. Poppy schien das zu bemerken, denn als Logan an unserem Tisch angekommen war, fischte sie gleich zwei Zettel aus dem Kästchen. Eines gab sie mir, das andere behielt sie.

»Danke« flüsterte ich ihr leise zu. Poppy grinste mich nur breit an und machte sich dann an ihrem gezogenen Los zu schaffen. Mein Herz begann unterdessen immer schneller zu schlagen, während ich den Zettel auseinanderfaltete.

Noah

Ein Stein fiel mir vom Herzen. Ich hatte Dannys besten Freund gezogen. Kein Logan. Entspannt lehnte ich mich zurück und atmete tief ein. Sogleich zuckte ich jedoch wieder zusammen, als Poppy neben mir plötzlich laut zu lachen begann. Sie prustete drauf los und hielt sich vor Lachen den Bauch.

»Was hast du denn?«, verwirrt sah ich Poppy an, die kaum noch an sich halten konnte.

»Miss Whitehill, dürften wir anderen auch erfahren, was denn so lustig ist?«, erklang Logans missmutige Stimme. Poppy schüttelte lediglich den Kopf und wischte sich die Tränen von den Wangen.

»Ist das Ihr Ernst? Ich will neu ziehen. Für diese Person gebe ich garantiert keinen einzigen Cent aus.«

Wieder musste Poppy anfangen zu lachen. Ich warf einen Blick auf den Namen, den sie gezogen hatte und fand die Erklärung für ihr Verhalten.

Madison

Nun konnte auch ich ein Grinsen nicht mehr unterdrücken. Poppy hatte ausgerechnet ihre größte Erzfeindin gezogen. Welch eine Ironie des Schicksals.

»Es ist mir völlig egal, ob sie mit Ihrem Los zufrieden sind oder nicht. Wir werden nicht noch einmal neu ziehen, ob es Ihnen passt oder nicht«, an Logans Tonfall erkannte man, dass er die Nase so langsam gestrichen voll hatte von Poppys Nörgeleien. Poppy dagegen schien Logans Missfallen kaum wahrzunehmen.

»Das Einzige was ich dieser Kuh schenken werde, ist eine Packung Kondome«, murmelte Poppy leise vor sich hin. Doch es schien Logan nicht entgangen sein.

»Raus.« Wie ein Donnerschlag dröhnte Logans Stimme schneidend durch den Raum.

»Ernsthaft, Mr Black? Was ist mit freier Meinungsäußerung?«, schnaubte Poppy und gestikulierte wild mit den Händen.

»Ich werde nicht mit Ihnen diskutieren, Penelope. Entweder verlassen Sie den Klassenraum oder Sie können sich beim Direktor melden«, Logans Stimme war kalt und erstickte jeglichen Widerspruch im Keim.

Aber Poppy? Sie war die Einzige, die es wagte, den Lehrern über den Mund zu fahren.

»Ich hoffe Sie ziehen ebenfalls die Person, der sie am wenigsten etwas schenken wollen, Mr Black. Ich denke Sie wissen genau, wen ich meine!«, keifte sie zurück, während sie sich von ihrem Stuhl erhob.

»Raus, sofort!«, schrie Logan mit schneidender Stimme. Sein Zorn war kaum zu überhören.

Augenblicklich überkam mich eine innere Anspannung. Natürlich war mir die versteckte Botschaft hinter Poppys Stichelei nicht entgangen und ich hegte nicht den geringsten Zweifel daran, dass Logan ebenfalls verstand, worauf Poppy hinauswollte.

Unsere Mitschüler tuschelten leise und warfen sich irritierte Blicke zu. Lediglich Danny hatte Poppys Wink mit dem Zaunpfahl wahrgenommen. Er drehte sich auf seinem Platz in der ersten Reihe um und richtete seine Augen auf mich. Er warf mir einen mitfühlenden Blick zu. Am liebsten hätte ich mich übergeben. Wie konnte Poppy es nur wagen aus ihrem Ärger heraus solch einen Spruch vor der ganzen Klasse zum Besten zu geben? Das war unverantwortlich.

Als die Tür hinter Poppy mit einem lauten Knall ins Schloss fiel, herrschte für ein paar Sekunden Stillschweigen. Niemand traute sich auch nur den geringsten Laut von sich zu geben. Wieder einmal kämpfte ich gegen den Drang an, nach vorn zu Logan zu blicken, zu versuchen seine Gedanken zu lesen. Doch ich wagte es nicht.

Stattdessen verbrachte ich den Rest der Stunde damit, verkrampft auf meinem Platz zu sitzen und mit klopfendem Herzen die Sekunden zu zählen, bis es wohl endlich klingeln mochte. Insbesondere jetzt, da Poppy nicht bei mir war, fühlte ich mich so unendlich verloren. Sie war meine einzige Stütze gewesen.

Mit jeder Faser meines Körpers spürte ich Logans Anwesenheit. Jedes Mal wenn er meinem Platz näherkam, beschleunigte sich mein Puls. Es war wie ein Fluch. Ich konnte mich auf nichts anderes mehr konzentrieren.

Als es endlich zur nächsten Stunde klingelte, fiel eine Last von mir ab. Endlich war ich erlöst. Hastig sprang ich von meinem Stuhl auf, verstaute meine Bücher in Rekordgeschwindigkeit in meinem Rucksack und drängelte mich in Richtung Tür. Meine Augen richtete ich stur auf den Boden, Hauptsache ich kam nicht in Versuchung ihn anzusehen. Ich wollte nur noch hier raus. Weg von Logan.

Ich hatte fast die Tür erreicht, als ich mit jemandem zusammenstieß.

»Hey kannst du nicht aufpassen?« Die Person vor mir drehte sich herum und ich starrte in Madisons verärgertes Gesicht.

»Na, wen haben wir denn da? Unsere Heulsuse wieder«, abfällig hob sie eine ihrer perfekt gezupften Brauen. Seit ich wieder mit Danny befreundet war, hatte Madison es auf mich abgesehen. Ständig versuchte sie mich zu provozieren oder zu beleidigen.

»Lass mich einfach in Ruhe«, murmelte ich und wollte an ihr vorbei. Allerdings stellte sie sich mir in den Weg, wobei sie ihre Arme provokativ vor der Brust verschränkte.

»Wie wäre es mit einer Entschuldigung?«

»Geh mir aus dem Weg«, presste ich knirschend hervor und versuchte meinen Unmut zu zügeln. Ich hatte absolut keine Nerven, mich jetzt auch noch mit Madison herumzuschlagen. Ich wollte einfach nur aus diesem gottverdammten Klassenzimmer raus.

»Du hast wohl keine Augen im Kopf und denkst, du könntest die Menschen um dich herum behandeln wie du willst, aber ich sag dir jetzt mal etwas, Dupree, du…«, noch ehe sie ihren Satz beenden konnte, drang direkt hinter mir eine vertraute Stimme an mein Ohr.

»Madison, es reicht jetzt. Lassen Sie Drea durch«, kraftvoll und melodisch umschmeichelte sie mein Gehör. Er stand unmittelbar hinter mir, ich konnte seine Wärme beinahe schon spüren. Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag und ich fühlte einen Stich in der Magengegend. Eine schmerzhafte Sehnsucht überkam mein Inneres und schnürte mir die Luft zum Atmen ab. Ich musste weg von Logan. Sofort.

Betreten sah Madison zu Boden und trat einen Schritt zur Seite. Im Bruchteil einer Sekunde stürmte ich ohne einen Blick zurückzuwerfen, aus dem Klassenraum. Auf direktem Weg eilte ich zu den Toiletten. Und wieder einmal hatte Logan es geschafft, mich mit seiner bloßen Anwesenheit zum Weinen zu bringen.

Kapitel 2

Der restliche Tag verlief ereignislos. Ständig begegnete ich Logan auf den Schulfluren. Entweder wollte mir das Schicksal tatsächlich eins auswischen oder aber seine Anwesenheit fiel mir nur deshalb so sehr auf, weil ich unterbewusst Ausschau nach ihm hielt. Gedanklich versuchte ich mir zu verbieten an seine eisblauen Augen und das wunderschöne Lächeln zu denken, was allerdings einem schier unmöglichen Unterfangen gleichkam.

Als der Schultag endlich ein Ende fand, schlenderte ich gedankenverloren mit Poppy über den Parkplatz. Sie schnatterte ununterbrochen über Lukas und erzählte mir Dinge, die ich über meinen eigenen Bruder lieber nicht wissen wollte. Also schaltete ich meine Ohren irgendwann auf Durchzug und hing meinen eigenen Grübeleien nach.

»Was sagst du dazu?«, am Rande vernahm ich Poppys Stimme, während sie mich erwartungsvoll ansah. Offenbar hatte sie mir eine Frage gestellt.

»Tut mir leid, was hast du gesagt?«, ertappt zog ich meine Brauen hoch und presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Poppy dagegen rollte nur genervt mit den Augen.

»Du hast mir wieder nicht zugehört oder?«

»Sorry«, erwiderte ich schuldbewusst. »Weißt du, es gibt Dinge über meinen Bruder, die ich lieber nicht wissen möchte.«

»Ich weiß, Drea«, Poppy seufzte resigniert.

»Trotzdem brauche ich deinen Rat! Ich meine, Lukas und ich sind noch nicht über diese Grenze hinaus, wenn du weißt was ich meine«, sie wackelte verschwörerisch mit den Brauen. »Aber diesen Freitag ist es so weit, das fühle ich! Und es soll perfekt werden! Also brauche ich eben ein paar Tipps von dir. Du bist seine Schwester, du musst mir sagen worauf er bei Frauen steht! Dessous, Vorspiel, Sexstellungen oder vielleicht …«

»Gott Poppy!«, empört blieb ich stehen und rümpfte angewidert die Nase. »Hör auf damit! Woher soll ich das bitte wissen? Ich bin zwar seine Schwester, aber ich spioniere ganz sicher nicht sein Sexleben aus. Igitt.«

Allein der Gedanken daran, mir meinen Bruder bei gewissen Dingen vorzustellen, bereitete mir Unbehagen.

»Ach komm schon, Drea, das ein oder andere weißt du bestimmt, denk nach!«, drängte sie quengelnd und sah mich mit ihrem berühmten Hundeblick an, dem man nichts ausschlagen konnte. Doch es schüttelte mich, allein schon auf diese Art und Weise über Lukas nachzudenken.

»Poppy, es gibt auch für mich Grenzen. Und genau hier ziehe ich meine. Punkt.«

»Ach Drea, bitte! Verrat mir nur eine kleine Kleinigkeit.«

Gequält schloss ich die Augen und seufzte laut.

»Na schön! Wenn du dann endlich Ruhe gibst«, ich warf ihr einen bösen Blick zu. »Lass mich kurz nachdenken«, in Gedanken ging ich Szenarien durch, in denen Lukas sich mit seinen Freunden unterhalten hatte. Da fiel mir plötzlich etwas ein. David war einmal zu Besuch gewesen und die beiden hatten sich über ihre Eroberungen unterhalten, als ich plötzlich in die Küche geplatzt war.

»Er hat mal erwähnt, dass er es mag, wenn Frauen den ersten Schritt machen und ich zitiere, die Zügel in die Hand nehmen.«

Ich hatte nichts dagegen, dass mein Bruder wie jeder andere Mensch ein Sexualleben führte. Allerdings wollte ich darüber nicht bis ins kleinste Detail informiert sein.

»Du bist die Beste!« Poppy grinste breit wie ein Honigkuchenpferd und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

»Ja und wegen dir bekomme ich Kopfschmerzen«, klagte ich. Poppy dagegen lachte lediglich laut auf und verabschiedete sich mit einer Umarmung von mir.

»Wir sehen uns!«, sie hatte sich bereits einige Meter von mir entfernt, als ich meine Hände an den Mund hielt und ihr noch einmal etwas hinterherrief.

»Brauche ich Ohrstöpsel am Freitag?«

»Besser wär’s!«, sie drehte sich lauthals lachend um und hüpfte hopsend auf ihr Auto zu. Dieses Mädchen war verrückt, durch und durch verrückt. Kopfschüttelnd wandte ich mich ab und lief zu meinem eigenen Wagen.

Dad, Lukas und ich hatten ihn erst letzte Woche gekauft, da ich mich aufgrund eines Unfalls von meinem geliebten Ford hatte verabschieden müssen.

Nun war ich allerdings stolze Besitzerin eines schmucken, kleinen Audis. Bei der Auswahl allerdings hatte ich nicht viel Mitspracherecht gehabt. Nachdem die beiden in eine hitzige Diskussion verfallen waren, in der Mercedes und Audi miteinander konkurrierten, einigten sie sich schlussendlich auf meinen jetzigen Wagen. Ich selbst hätte mich schon mit einem kleinen, kompakten Gebrauchtwagen zufriedengegeben, aber sobald es um Autos ging, kannten mein Dad und Lukas kein Halten mehr.

An meinem Wagen angekommen, schleuderte ich meine Schultasche auf den Beifahrersitz und ließ mich in das weiche Leder sinken. Ich lehnte den Kopf zurück und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Es war alles zu viel gewesen, ER war zu viel gewesen, alles an ihm war zu viel für mein wundes Herz. Jedes Mal wenn mir seine Augen in den Sinn kamen, erinnerte ich mich daran wie liebevoll sie mich einst angeblickt hatten. Wenn ich an seine Lippen dachte, konnte ich sogar noch fühlen, wie sie die meine berührten. Seine sanften Hände, deren Berührungen eine Spur von Gänsehaut auf meinem Körper hinterließen.

Ich kämpfte gegen die Tränen an. Durchhalten, ich musste durchhalten. Weiter machen, irgendwie weiter machen. Irgendwann würde es besser werden. Hoffentlich.

Mit einem tiefen Seufzer startete ich den Motor und fuhr los.

Als ich zuhause ankam, stand Lukas‘ Auto bereits in der Auffahrt. Seit dem Vorfall zwischen Adam, Logan und mir war unser Verhältnis trotz der Aussprache recht angespannt. Dies lag größtenteils daran, dass Lukas meine Entscheidung nicht guthieß, Dad vorerst bezüglich der jüngsten Ereignisse im Ungewissen zu lassen. Hinzu kam die Tatsache, dass ich mich nach wie vor, was Logan betraf, in Schweigen hüllte. Doch ich konnte nicht anders. Allein schon über ihn zu reden, setzte mir enorm zu und ich wusste nicht, ob Lukas die Verbindung, die zwischen mir und Logan bestand, jemals verstehen würde.

Mit einem lauten Knall schloss ich die Fahrertür meines Wagens und trottete die Auffahrt hinauf zur Haustür. Ich ließ die Tür ins Schloss fallen und streifte zuerst meine Sneaker ab, die völlig durchnässt vom Schnee waren. Ich musste mir dringlichst ein paar warme Boots zulegen. Die Kälte fraß sich nämlich durch meine Schuhe mit dem Resultat völlig verfrorener Zehen.

Ich hörte ein Fluchen und folgte dem Geräusch zur Küche. Was ich sah, überraschte mich. Lukas stand vorm Herd und klapperte mit den Töpfen. Er wirkte ziemlich hilflos und völlig fehl am Platz, wie ein Elefant im Porzellanladen.

»Luke, was machst du da?«, amüsiert hob ich die Brauen und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Er warf mir einen gestressten Blick über die Schulter zu.

»Hey«, grüßte er und versuchte gleichzeitig die kochende, rote Flüssigkeit im Kochtopf vor sich nicht aus den Augen zu lassen. »Ich habe früher Schluss gemacht auf der Arbeit und dachte ich mache mich hier in der Küche mal nützlich.« Genau in diesem Moment blubberte es aus dem Topf und einige Spritzer der Tomatensoße landeten direkt auf Lukas‘ weißem Hemd.

»Verdammt«, fluchte er, während er den Topf eilig von der Herdplatte nahm. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen und trat näher. Was das Kochen anbelangte, hatte Lukas zwei linke Hände.

»Geh dich umziehen, ich kümmere mich um das Essen.«

Zehn Minuten später saßen Luke und ich zusammen am Tisch und nahmen schweigend unser Abendessen zu uns. Dad machte wie immer Überstunden in der Firma. Mia war nach dem Kindergarten wieder mit zu ihrer Freundin Lucy und aß dort zu Abend.

Allerdings musste ich sie nach dem Essen abholen, da Dad noch in der Firma zu tun hatte und Lukas mit seinen Jungs verabredet war. Insgeheim fragte ich mich, ob Logan auch mit von der Partie sein würde, oder ob zwischen ihm und Lukas seit des Vorfalls mit Adam noch immer Funkstille herrschte.

Ich hatte in Erfahrung bringen können, dass Logan sich wohl ebenfalls weigerte, mit seinen Freunden über besagten Vorfall zu sprechen. Aus diesem Grund schien Luke sich wohl von Logan zu distanzieren. All diese Informationen hatte ich von Poppy, die es natürlich aus erster Hand wusste, da sie schließlich mit meinem Bruder ausging. Ich selbst wagte es nicht einmal, Logans Name in Lukes Gegenwart auszusprechen.

Allerdings konnte ich meinen Bruder auf gewisse Art und Weise verstehen. Er tappte nach wie vor im Dunkeln und es machte ihn sicherlich wahnsinnig, nicht zu wissen, was sich zwischen seiner kleinen Schwester und einem seiner Freunde abspielte - oder besser gesagt abgespielt hatte. Doch mit ihm darüber zu reden, kam für mich nicht in Frage. Wer versicherte mir, dass Luke nicht vor Wut explodieren würde? Allerdings war ich mir sicher, dass Lukas eine leise Ahnung hatte. Schließlich war er nicht gerade auf den Kopf gefallen und Logans Verhalten, als er Adam geschlagen hatte, war mehr als aussagekräftig.

»Diesen Samstag solltest du vielleicht bei Poppy verbringen«, sprach Luke und legte mit einer bedeutungsvollen Geste sein Besteck beiseite.

»Adam und Tante Carolyn kommen zum Abendessen. Ich gehe nicht davon aus, dass du dabei sein möchtest«, er hob den Blick und sah mir direkt in die Augen.

Mein Magen rebellierte, als ich an Adam dachte. Sofort schwand mein Appetit auf das Essen vor mir und ich legte ebenfalls mein Besteck weg.

»Okay. Danke«, erwiderte ich leise und senkte den Blick auf meinen Teller, während die Erinnerungen an den Vorfall vor zwei Monaten auf mein inneres Auge einprasselten.

Ich hörte Lukas laut seufzen.

»Drea, so kann das nicht weitergehen. Adam wohnt zwar nicht mehr bei uns und hat die Schule gewechselt, aber du wirst ihm nicht für immer aus dem Weg gehen können. Nicht wenn du nicht endlich darüber redest. Mit Dad. Mit Tante Carolyn. Sie verdienen es, die Wahrheit zu erfahren«, er legte eine kurze, bedeutungsvolle Pause ein, ehe er in einem energischeren Ton weitersprach. »Und für mich ist das auch nicht leicht, weißt du? Was denkst du wie ich mich fühle? Jedes Mal, wenn ich diesem… «, seine Gesichtszüge verdunkelten sich, »diesem Mistkerl in die Augen schauen muss und Dad und Tante Carolyn vorspiele, dass alles in bester Ordnung sei?«

»Ich weiß«, brachte ich lediglich hervor und ließ den Kopf sinken.

»Es ist bald Weihnachtszeit. Denkst du nicht, dass Dad die beiden über Weihnachten zu uns einlädt? Wie stellst du dir das alles vor, Drea?«, ungläubig schüttelte er den Kopf.

Ich wusste, dass Luke ebenfalls unter dieser Situation litt und ein schlechtes Gewissen beschlich mich. Doch Lukas‘ Drängen stieß bei mir auf taube Ohren. Ich fühlte mich dadurch nur in die Enge getrieben.

»Luke, ich weiß, aber ich …«, noch ehe ich meine Worte aussprechen konnte, beendete Lukas meinen Satz.

»Aber du kannst es nicht, das sagst du immer wieder. Genauso wenig wie du mir sagen willst, was zwischen dir und Logan war.«

Als ich Logans Name vernahm, zuckte ich unwillkürlich zusammen. Erneut stieß er einen Seufzer aus und fuhr sich ratlos mit beiden Händen über sein Gesicht. »Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht vertraust. Aber lange mache ich das nicht mehr mit, Drea«, mit diesen Worten ließ er mich alleine am Tisch zurück.

Noch eine ganze Weile blieb ich sitzen und starrte vor mich hin, während meine Gedanken sich überschlugen. Ich verstand meinen Bruder. Ihn belastete die ganze Sache genauso. Er liebte mich, musste zusehen wie ich litt. Tag für Tag.

Er musste sich unglaublich machtlos fühlen, da er nicht die geringste Ahnung hatte, wie er mir helfen konnte. Und als wäre das nicht schon genug, musste er vor Dad und Tante Carolyn gute Miene zum bösen Spiel machen.

All das war eine Bürde, die ich meinem Bruder auferlegt hatte und die ich ihm ganz einfach wieder nehmen konnte. Es lag an mir, ihm das Leben wieder etwas leichter zu machen. Doch ich schaffte es nicht, da ich zu viel Angst und Scham empfand.

Ich fühlte mich mies.

Nachdem ich noch eine halbe Ewigkeit in der Küche gesessen und nachgedacht hatte, fiel mir siedend heiß ein, dass ich Mia noch bei ihrer Freundin Lucy abholen musste. Schnell sprang ich auf, schlüpfte in meine Sneaker, schnappte mir meine Autoschlüssel und hechtete die Haustür raus zu meinem Auto. Beinahe wäre ich sogar in dem Schnee ausgerutscht, fand aber im letzten Moment mein Gleichgewicht wieder. Heute war definitiv nicht mein Tag.

Ich verband mein Handy mit dem Autoradio und wollte bereits wieder meine Liebeskummer Lieder abspielen, als mein Blick auf eine Playlist fiel, die ich mir vor einigen Wochen erstellt hatte. Nach kurzem Zögern tippte ich sie an und die sanften Klänge von The Weeknd, Logans Lieblingsinterpret, erfüllten mein Auto. Das Lied hieß Same Old Song. Ich wusste nicht weshalb, doch die Melodie dieses Liedes hatte eine beruhigende Wirkung auf mich und zum ersten Mal konnte ich mich an diesem Tag etwas entspannen.

Es dauerte nicht lange, bis ich auch schon meinen Zielort erreicht hatte. Ich stoppte den Wagen und stellte den Motor ab. Die Montgomerys, Lucys Eltern, hatten sich wie jedes Jahr mal wieder selbst übertroffen und alle Geschütze im Hinblick auf die Weihnachtsdekoration, aufgefahren.

Das komplette Dach war mit Lichterketten geschmückt. Sogar an der Veranda waren bunte Girlanden drapiert und machten jeglichem Sternenhimmel Konkurrenz. Im Vorgarten zierte ein Schlitten mit blinkenden Rentieren und einem Weihnachtsmann.

Es sah wirklich schön aus, doch für meinen Geschmack war dies schon etwas zu viel des Guten. Genau wie Mom, sie hatte wirklich ein Händchen und einen liebevollen Blick für Details gehabt. Doch wenn es um die Weihnachtsdekoration ging, neigte sie dazu, zu dick aufzutragen und schoss Jahr für Jahr übers Ziel hinaus.

Unvermittelt begann ich mich zu fragen, wer bei uns zuhause dieses Jahr dekorieren würde. Für gewöhnlich fiel auch dies in den Aufgabenbereich meiner Mom. Traurigkeit stieg in mir auf, übermannte mich und dabei wurde mir schmerzlich bewusst, wie sehr sie mir doch fehlte, gerade jetzt um diese Zeit. Es war ihr die liebste Zeit des Jahres gewesen. Weihnachten. Das Fest der Liebe.

Mein Magen verkrampfte sich. Schnell schob ich diese traurigen Gedanken beiseite und steuerte auf die Veranda zu. Als ich die Stufen betrat, ging auch schon die Haustür auf und Mrs Montgomery erschien, gemeinsam mit Lucy und Mia im Schlepptau.

»Mia, Liebes, komm und zieh bitte deine Mütze auf, sonst erkältest du dich noch bei diesen Temperaturen«, Mrs Montgomery zog Mia ihre rosafarbene Bommelmütze über den Kopf, ehe sie zu mir aufsah und mich mit einem warmen Lächeln begrüßte.

»Hallo, Drea. Wie schön dich mal wieder zu sehen. Wie geht es dir, meine Liebe?«, als ich an der Haustür zum Stehen kam, zog sie mich auch schon in eine herzliche Umarmung.

»Hallo, Mrs Montgomery«, grüßte ich sie meinerseits zurück. Irina Montgomery war eine unglaublich nette und herzensgute Frau, die in der letzten Zeit schon öfter auf Mia aufgepasst hatte, als es uns lieb war. Ich kannte sie auch schon ziemlich lange. Nicht nur, weil Mia mit ihrer Tochter Lucy zusammen den Kindergarten besuchte, nein, sie war auch die Mutter von Dannys bestem Freund Noah, für den ich noch ein Wichtelgeschenk besorgen musste.

So gern ich Mrs Montgomery allerdings auch mochte, sie war eine furchtbare Quasselstrippe, die sobald sie den Mund öffnete, nicht mehr zu bremsen war. Und so stand ich bestimmt eine gute halbe Stunde in der Kälte und lauschte ihrem neusten Klatsch und Tratsch. Auch Mia verlor so langsam die Geduld und warf mir immer wieder genervte Grimassen zu.

Als ich mich schlussendlich von Mrs Montgomery losmachen konnte und Mia und ich endlich im Auto saßen stießen wir gleichzeitig ein erleichtertes Seufzen aus.

»Ich dachte schon, die hört nie mehr auf zu reden«, erklang Mias Stimme genervt von der Rückbank.

»Da hast du wohl recht«, stimmte ich ihr zu.

»Wie war es bei Lucy?«, erkundigte ich mich. Mia berichtete mir aufgeregt von ihrer Schlittenfahrt, die sie heute Mittag unternommen hatten und von Lucys neuem Puppenhaus. Wieder einmal wünschte ich mir, nochmal so jung und unbedarft zu sein, wie meine kleine Schwester.

»Dreaaaa?«, erklang es plötzlich hinter mir. Bereits an Mias Tonfall erkannte ich, dass sie entweder etwas ausgefressen hatte oder irgendwelche bestimmten Absichten verfolgte. Misstrauisch drehte ich mich um und sah sie erwartungsvoll an.

»Können wir unterwegs nicht noch eine heiße Schokolade mitnehmen? Ich hätte sooo gerne eine! Am besten mit Marshmallows. Bitte!«, ihre flehenden braunen Rehaugen wirkten noch größer, als sie es ohnehin schon waren und ihre Unterlippe hatte sie zu einem Schmollmund verzogen. Bereits mit ihren gerade mal vier Jahren hatte sie den Dreh bereits raus, wie man andere um den Finger wickelte. Ich staunte nicht schlecht.

Ganz in der Nähe befand sich ein Starbucks, das ich gelegentlich mit Mia besuchte. Allem Anschein nach hatte sie es sich gemerkt. Nach einem weiteren Blick in ihr schmollendes Gesichts, lenkte ich mit einem ergebenen Seufzen ein.

»Na schön. Du hast mich überredet«, gab ich klein bei und startete den Motor.

Da es furchtbar kalt war, schaltete ich rasch die Heizung im Auto an. Draußen war es bereits stockdunkel, doch überall zogen die verschiedenen bunten Weihnachtslichter an uns vorbei. Sei es die geschmückten Bäume oder die Geschäfte, die ihre Schaufenster mit blinkenden Neonlichtern dekoriert hatten.

Wenngleich ich diese Jahreszeit nicht besonders ausstehen konnte, so mochte ich dennoch die romantische und gemütliche Stimmung, die mit ihr einherging. Es gab nichts Schöneres, als an einem kalten Wintertag mit einer heißen Schokolade Zuhause am Kamin zu sitzen und ein gutes Buch zu lesen, während draußen ein Schneesturm herrschte.

Aus der Ferne erkannte ich schon die grünen Neonschilder von Starbucks. Glücklicherweise fand ich auch direkt vor dem Café einen Parkplatz.

Wäre ich nicht so in meine Tagträumereien vertieft gewesen, hätte ich den schwarzen Mercedes, der zwei Parkplätze neben mir stand wohl bemerkt. Doch ich achtete nicht darauf und so lief ich nichtsahnend mit Mia an der Hand auf den Eingang des Cafés zu.

Kurz vor der Tür blieb Mia plötzlich stehen und sah hinauf, in den dunklen Abendhimmel.

»Sieh nur, Drea, es schneit wieder!«, rief Mia aufgeregt und hüpfte begeistert auf und ab. Ich tat es ihr gleich und hob das Gesicht gen Himmel, der einen wunderschönen, violetten Farbton aufwies.

Ein wirklich schöner Anblick.

Dicke Schneeflocken rieselten herab und verfingen sich in meinem Haar und meinen Wimpern. Ich blinzelte ein paar Mal, bis sich meine Sicht wieder klärte.

Im nächsten Augenblick hörte ich, wie sich die Eingangstür zu dem Café öffnete und ich vernahm zwei lachende Stimmen. Zwei mir durchaus bekannte Stimmen.

Ich löste meinen Blick vom Himmel und sah in ein paar eisblaue Augen.

Kapitel 3

Vor mir stand niemand Geringeres, als Logan Black und seine Schwester Joanna Black. Mein Herzschlag setzte für ein paar Sekunden aus.

Und dann geschah es. Unaufhaltsam. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich blickte Logan Black nach zwei Monaten Herzschmerz zum ersten Mal wieder ins Gesicht. Auch Logan entdeckte mich, ging noch zwei weitere Schritte und blieb dann wie angewurzelt stehen. Er erwiderte meinen Blick.

Zum ersten Mal seit Wochen schauten wir uns in die Augen.

Es schien als würde die Zeit stillstehen. Ich nahm nichts anderes mehr wahr, als ihn. Weder seine Schwester, noch Mia, noch die Weihnachtsmusik, die entfernt an meine Ohren drang.

Ich sah nur Logan.

Die blinkenden Lichterketten des Schaufensters beleuchteten seine makellose Haut und färbten sein goldenes, zerzaustes Haar, das ihm in alle Richtungen stand, in ein buntes Meer aus blau, rot und grün.

Schneeflocken verfingen sich in seinen Strähnen.

Er trug einen grauen Rollkragenpullover und schwarze Jeans. Das Ganze wurde abgerundet durch einen dunklen Mantel, der sich lässig um seinen Körper schmiegte. Doch seine gesamte Körperhaltung schien angespannt und auf seinem Gesicht lag ein undurchdringlicher Ausdruck.

Die glühenden eisblauen Augen hatte er zusammengekniffen und seine Lippen waren leicht geöffnet.

Doch so attraktiv Logan Black auch war, er sah alles andere als gut aus. Unter seinen Augen, die ich so sehr mochte, zeichneten sich tiefe, dunkle Ringe ab, die Wangen wirkten eingefallen.

Auf seinem Kinn und den perfekt geschwungenen Wangen lag der dunkle Schatten eines Bartes, der schon weit über seinen gewöhnlichen Drei-Tage-Bart hinausgewachsen waren. Er musste sich schon länger nicht mehr rasiert haben.

Man sah Logan sofort an, dass es ihm zurzeit nicht besonders gut ging. Doch woran lag das? An seiner Vergangenheit? War in den zwei Monaten, seit denen wir nicht mehr miteinander sprachen, etwas vorgefallen? Oder lag es womöglich an mir? An unserem Streit? Vermisste er mich vielleicht?

Meine Gedanken überschlugen sich wieder einmal und sofort versuchte ich, sie zu bremsen. Erinnerungen an unseren Streit vor zwei Monaten in seinem Klassenzimmer kamen in mir hoch.

»Drea, du bist erst achtzehn«, er schnaubte verächtlich. »Du weißt doch noch gar nicht, was Liebe ist.«

»Was willst du damit sagen?« Ich kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und sah ihn mit einem argwöhnischen Blick an.

»Der Tod deiner Mutter und diese Sache mit deinem Cousin. Du hast eine Menge durchmachen müssen. Nur weil ich nett zu dir war, denkst du jetzt, dass du in mich verliebt bist…«

Logan hatte unmissverständlich klar gemacht, dass er mich nicht wollte, dass zwischen uns nicht mehr sein durfte, als bei einem üblichen Lehrer-Schüler-Verhältnis. Er hatte mich mit seinen Worten zutiefst verletzt. Wahre Liebe überstand alles, so schwer die Steine auch sein mochten, die sich ihr in den Weg legten. Logans und meine Situation zeigte mir daher lediglich, dass ich ihm nicht genügend bedeutete. Es war ihm nicht wichtig genug gewesen, um das was zwischen uns war zu kämpfen.

Obwohl ich es schon die ganze Zeit gewusst hatte, schmerzte diese Erkenntnis in diesem Moment zutiefst. Es schmerzte, ihm gegenüberstehen und ihm nun in die Augen schauen zu müssen.

Erinnerungen drangen an die Oberfläche. Bilder von Logan und mir. Bilder von Logan, wie er lächelte und seine Grübchen dabei zum Vorschein kamen. Bilder, wie wir gemeinsam in seiner Wohnung saßen und Pizza aßen. Bilder an unseren ersten Kuss auf seinem Balkon, in unserem Rücken die Skyline von Seattle.

All diese Erinnerungen rasten in Sekundenschnelle durch meinen Kopf. Es war zu viel auf einmal und ich hatte das Gefühl, als würde ich die Kontrolle über meinen Körper und über meine Gedanken vollkommen verlieren. Mein Herz begann wie verrückt zu pochen und mein Puls schoss in die Höhe. Ich spürte wie meine Hände sich verkrampften, die Finger zu zittern begannen.

»Hallo Drea!«, hörte ich Joanna sagen. Nur mit Mühe konnte ich meinen Blick von Logan losreißen und ihn auf seine Schwester richten. Sie kam näher und riss mich in eine herzliche Umarmung.

Als sie sich von mir löste, fiel ihr Blick schließlich auf Mia, die sich etwas näher an mich gedrückt hatte und die beiden aus schüchternen Augen musterte.

In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich ihre Hand, die noch immer mit meiner verschlungen war, wohl fast zerdrückte. Sofort beschlich mich ein schlechtes Gewissen und ich lockerte meinen verkrampften Griff um ihre zarten Finger.

»Ist das deine Schwester?«, fragte Joanna und schenkte Mia ein strahlendes Lächeln. Zur Antwort nickte Mia und ergriff die ihr von Joanna dargebotene Hand.

»Hallo Kleine, ich bin Joanna, das ist mein Bruder Logan«, sie deutete auf ihren Bruder.

»Und wer bist du?«

»Mia«, erwiderte sie scheu. Ihr Blick wanderte zu Logan und ihre Wangen begannen sich leicht rosa zu färben. Wow, Logan schien wohl nicht nur auf mich eine gewisse Wirkung zu haben. Diese Schwäche für ihn lag wohl in der Familie. Meine Augen wanderten wieder zu ihm.

Er schenkte Mia ebenfalls ein Lächeln. Doch es war keins, das seine Augen erreichte. Er wirkte traurig. Traurig und gebrochen, als wüsste er nicht mehr richtig wie man lächelte. Sein Blick richtete sich wieder auf mich. Ein verzweifelter Ausdruck lag dieses Mal in seinen Augen und ich wurde das Gefühl nicht los, das er etwas sagen wollte. Aber es kam kein Ton über seine Lippen.

Sekunden vergingen, in denen wir uns einfach nur anstarrten. Je länger ich jedoch in seine vertrauten blauen Augen blickte, desto tiefer riss die Wunde in meinem Innern auf, die ich seit Wochen mit Mühe und Not zu verschließen versuchte.

Im Augenwinkel erkannte ich, dass Joannas Blick unsicher zwischen Logan und mir hin und her wanderte.

Mein Herz begann zu schmerzen. Es tat weh, ihn zu sehen. Es tat sogar so weh, dass ich es kaum noch aushielt. Unwillkürlich wurde mein Kopf nur noch von einem einzigen Gedanken beherrscht.

Ich musste hier weg.

Ich räusperte mich und schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. Dann endlich schaffte ich es und riss meinen Blick von Logan los. Ich zwang mich dazu, Joanna noch ein letztes freundliches Lächeln zu schenken, ehe ich die erlösenden Worte aussprach.

»Wir müssen weiter, schönen Abend euch noch«, mit diesen Worten und ohne einen weiteren Blick schlängelte ich mich mit Mia an der Hand an Joanna und Logan vorbei, bis hin zum Eingang des Cafés.

Mit einem lauten Quietschen öffnete ich die Tür und trat ein. Sofort schlug mir der aromatische Duft von Kaffee, Zimt und Gebäck in die Nase. Der Boden war übersät von matschigen Schuhabdrücken, welche die Leute von draußen mit hereintrugen.

Im Vergleich zu der eisigen Kälte draußen, war es hier im Café mollig warm. Trotz dieser Tatsache fröstelte ich noch immer. Innerlich.

Mein Herz klopfte nach wie vor in einem beunruhigenden Tempo in meiner Brust und meine Knie fühlten sich so weich wie Butter an. Warum meine Beine unter mir nicht einfach nachgaben, war mir ein Rätsel. Die Begegnung mit Logan wühlte mich völlig auf. Ich war total durcheinander. Alles drehte sich.

Ich nahm einen tiefen Atemzug, um mich zu sammeln. Ich durfte jetzt nicht schwach werden und mich gehen lassen, immerhin war ich hier mit meiner kleinen Schwester! Ich musste stark bleiben und weitermachen. Für sie. Also setzte ich ein Lächeln auf und marschierte mit Mia zur Theke. Da es bereits relativ spät war, war die Auswahl an Süßspeisen in der Glasvitrine recht spärlich. Allerdings war mir aufgrund des Aufeinandertreffens mit Logan ohnehin der Appetit vergangen.

»Hallo, willkommen bei Starbucks, was darf´s denn sein?«, fragte die Bedienung hinter der Theke. Eine junge Frau mit blondem Zopf und einer Hornbrille auf der Nase. Auf ihrem Schild an der Brust stand der Name Katy.

»Hallo, ich hätte gerne zweimal eine große heiße Schokolade mit Marshmallows«, daraufhin sah ich meine kleine Schwester fragend an.

»Möchtest du auch noch etwas essen?«

Mia schüttelte verneinend den Kopf und ich drehte mich wieder zu der Bedienung.

»Das war’s dann«, entgegnete ich und nannte ihr noch unsere Namen. Katy bediente die Kasse, tippte ein paar Mal darauf herum und nannte mir dann den Preis. Ich zückte mein Portemonnaie und war gerade im Begriff das Geld herauszufischen, als plötzlich jemand neben mir ein paar Dollarscheine auf den Tresen legte. Meine Augen richteten sich auf den in schwarz gekleideten Arm und wanderten hinauf. Noch ehe ich ein Gesicht vor Augen hatte, erkannte ich die Person.

»Stimmt so«, hörte ich Logan sagen, während ich auch schon in seine eisblauen Augen blickte. Im ersten Moment war ich völlig erstarrt und in meinem Bauch schlugen die Schmetterlinge Purzelbäume. Dann richtete ich meinen Blick wieder auf die Theke, auf der Logans Dollarnoten lagen. Ich war selbst überrascht über die Worte, die mir daraufhin über die Lippen kamen.

»Ich brauche deine Almosen nicht«, um meiner Aussage Nachdruck zu verleihen, warf ich mein eigenes Geld auf die Theke und schob Logans Geld zu ihm zurück. Die Bedienung blickte unsicher zwischen Logan und mir hin und her. Dann schien sie nach meinem Geld greifen zu wollen, doch Logan machte ihr einen Strich durch die Rechnung.

»Nein, ich bestehe darauf«, der Klang seiner Stimme war harsch und ließ keinen Widerspruch zu. Es war derselbe Tonfall, den er auch in der Schule nutzte, wenn Poppy mal wieder etwas ausgefressen hatte. Logan schob sein Geld wieder über den Tresen und meines zurück zu mir. Katy wirkte eingeschüchtert und warf mir einen entschuldigenden Blick zu, als sie Logans Scheine nahm und kassierte.

In mir brodelte es. Was fiel ihm ein? Sollte das eine Art Entschuldigung dafür sein, dass er mir so weh getan hatte? Was sollte dieses Theater überhaupt? Schließlich hatte er unsere Beziehung beendet. Er wollte Abstand zu mir. Was also bezweckte er mit dieser Aktion?

Ich warf einen Blick auf Mia, die zwischen uns stand und mit großen, fragenden Augen zwischen Logan und mir hin und her schaute. Doch in diesem Moment war ich viel zu aufgebracht, um mich vorbildlich, so wie es sich in Gegenwart einer Vierjährigen gehörte, zu verhalten.

»Was soll das, Logan?«, brachte ich verärgert hervor, während ich mich ihm noch immer nicht zuwandte. Stattdessen hielt ich meinen Blick stoisch auf einen rosafarbenen Cupcake in der Glasvitrine gerichtet.

Ich wollte und konnte ihn in diesem Moment nicht ansehen, denn ich wusste, sobald ich nochmals in diese wundervollen Augen sah, würde meine Wut verpuffen und sich in Luft auflösen.

»Es ist schön dich zu sehen, Drea«, sagte er leise, fast schon flüsternd. Zischend sog ich die Luft ein und kämpfte gegen den inneren Drang an, in seine Augen zu schauen. Obgleich mein Herz bei diesen Worten einen Sprung machte und mein Bauch zu kribbeln begann, waren die Wunden, die er mir zugefügt hatte, zu tief und zu frisch.

»Du siehst mich jeden Tag in der Schule«, entgegnete ich trocken, während ich die Bedienung dabei beobachtete, wie sie unsere Getränke zubereitete.

»Drea…«, und da war es wieder. Die Art und Weise wie er meinen Namen aussprach, mit seiner dunklen, rauchigen Stimme und diesem traurigen, wehmütigen Klang.

Weshalb hatte er so viel Macht über mich? Bei dem kläglichen Versuch, mich und mein hüpfendes Herz zu beruhigen, schloss ich die Augen für einen kurzen Moment. Als ich sie wieder öffnete, war unsere Bestellung fertig und Katy stellte gerade die namentlich beschrifteten Becher auf die Theke. Dann sah sie mich mit einen mitleidigen Ausdruck in den Augen an, ehe sie Logan einen Bei-der-hast-du-es-aber-ordentlich-verkackt Blick zuwarf. Wäre ich nicht so verdammt nervös, hätte mir Katys Reaktion auf unsere Konversation wohl ein Schmunzeln entlockt. Stattdessen griff ich mit zitternden Händen nach den beiden Bechern.

»Es tut mir leid, ich wollte dich niemals verletzen, Drea«, versuchte Logan es erneut und trat ein Stückchen näher an mich heran. Ich spürte die Aufrichtigkeit seiner Worte, hörte Verzweiflung in seiner Stimme, hörte Hoffnungslosigkeit raus. Doch es änderte nichts an der Tatsache, was zwischen uns passiert war und dass ich ihm nichts bedeutete.

Die Becher fest umklammert drehte ich mich nun doch zu ihm um und blickte ihm tief in die Augen.

»Das hast du aber«, mit diesen Worten lief ich an ihm vorbei und ließ ihn stehen. Mia folgte mir eilig und gemeinsam verließen wir das Café, traten hinaus in die Kälte, die sich nun auch in meinem Herz ausbreitete. Eine Träne kullerte mir über die Wange. Ich ignorierte sie. Stattdessen reichte ich Mia ihren Becher und fischte die Autoschlüssel aus meiner Tasche.

Ich öffnete meiner kleinen Schwester die Tür und sie krabbelte mit dem Becher in der Hand auf die Rückbank, ehe ich ihr beim Anschnallen half. Dann ging ich um das Auto herum und setzte mich hinters Steuer. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass mir weitere Tränen über die Wangen liefen. Energisch wischte ich sie mir aus dem Gesicht. Mein Herz fühlte sich an, als hätte es sich in Eis verwandelt und wäre dann erneut in tausend Stücke zersprungen.

»Bist du in den Mann verliebt?«, hörte ich Mia plötzlich fragen. Gott, wie konnte ich mich vor meiner vierjährigen Schwester nur so gehen lassen? Nochmals wischte ich mit dem Ärmel meiner Jacke die salzigen Tränen weg. Dann setzte ich ein Lächeln auf, räusperte mich und drehte mich zu ihr um. »Wieso fragst du mich das, kleine Motte?«

»Naja«, sie zuckte mit den Schultern. »Einfach so.«

Mia sah mich aus ihren braunen Augen aufmerksam an. In diesem Moment wirkte sie viel zu intelligent für ihre vier Jahre. »Also? Liebst du ihn?«

In Gedanken war ich bei Logan. Erinnerte mich wieder an sein Lächeln, an seine Berührungen, seine Art mich aufzumuntern.

»Ja«, antwortete ich ehrlich. »Irgendwie schon.«

»Warum weinst du dann?«, fragte Mia verwundert.

»Weil er mich nicht genauso sehr mag, wie ich ihn.« Eine tiefe Traurigkeit ergriff Besitz von mir und wieder musste ich die Tränen vor meiner kleinen Schwester verbergen. Für eine Weile herrschte Stille im Auto. Dann begann Mia wieder zu reden.

»Ich glaube, er liebt dich sogar noch mehr.«

Ungeachtet der Tatsache, dass dieser Satz von meiner vierjährigen Schwester kam, die im Grunde noch gar nicht richtig wusste, wie man Liebe definierte, schoss mein Puls augenblicklich in die Höhe. Verwirrt drehte ich mich wieder zu ihr um und hob fragend die Brauen.

»Wie kommst du denn darauf?«

Wieder zuckte Mia mit den Schultern und ihr Blick schweifte zum Fenster hinaus.

»Weil er dich so angeschaut hat.«

Für einen kurzen Moment fehlten mir die Worte und ich gab mich der Illusion hin, dass Mia vielleicht recht haben könnte, dass ein Mädchen von süßen vier Jahren unterscheiden konnte, was Liebe war und was nicht.

Mein Herz raste. Wie sehr wünschte ich mir, dass es so wäre? Wie sehr wünschte ich, dass Logan meine Gefühle erwiderte? Dass er um mich kämpfte oder es zumindest versuchte? Doch er tat es nicht. Ich durfte nicht so naiv sein und Mias Worten Glauben schenken. Denn Mia hatte Unrecht. Falsche Hoffnungen waren nämlich genau das, was einem Menschen das Genick brach.

»Keine Sorge, dein Geheimnis ist bei mir sicher.«, ertönte ihre kindliche Stimme von der Rückbank. Wieder einmal drehte ich mich verdutzt zu ihr um.

»Ich werde niemandem erzählen, in wen du verliebt bist«, Mia grinste breit und nahm einen Schluck von dem dunklen Gebräu. So langsam machte mir meine kleine Schwester tatsächlich Angst. Als würde sie ahnen, dass niemand von Logan und mir wissen durfte.

»Danke«, entgegnete ich lediglich und nippte ebenfalls an meiner heißen Schokolade. Als ich mich umdrehte, um meinen Becher in den Getränkehalter zu stellen, sah ich gerade noch, wie Logans Mercedes davonfuhr.

Eine Sehnsucht packte mich. Seltsam, wie schnell man sich doch an einen Mensch gewöhnte und wie sehr dieser einem dann fehlte, wenn man ihn verlor.

Mias Gähnen holte mich aus meinen Gedanken zurück ins Hier und Jetzt. Ein Blick auf die Uhr bestätigte meine Vermutung, es war schon recht spät. Die Zeit verging wie im Flug. Seufzend startete ich den Motor.

Zuhause angekommen kuschelten Mia und ich uns gemeinsam aufs Sofa. Wir schauten noch etwas TV, während wir unsere heiße Schokolade austranken und schließlich einschliefen. Dad weckte uns, indem er das Licht im Wohnzimmer einschaltete. Ich blinzelte ein paar Mal gegen die grelle Helligkeit an und rieb mir verschlafen über die Augen. Der Fernseher lief noch.

»Hallo meine beiden Prinzessinnen«, flüsterte Dad. Er lehnte im Türrahmen und beobachtete uns mit einem liebevollen Lächeln im Gesicht. Seine braunen Augen lagen in tiefen Furchen und wirkten wie immer müde und erschöpft. Man sah ihm an, dass die Arbeit ihm zu schaffen machte. Ich meinte auch zu erkennen, dass er an Gewicht verloren hatte.

»Hey«, murmelte ich zurück. Sofort legte Dad seinen Finger vor die Lippen und deutete mit einem Nicken auf Mia. Mein Blick wanderte zu ihr und erst jetzt erkannte ich, dass sie nach wie vor tief und fest im Land der Träume schlummerte. Dad kam leise näher.

»Geh nach oben und leg dich schlafen. Ich bringe unsere kleine Motte ins Bett«, wisperte Dad und nahm Mia vorsichtig auf den Arm. Sofort kuschelte sie sich an seine Brust und gab verschlafene Laute von sich. Dad mit Mia auf dem Arm zu sehen, erwärmte augenblicklich mein Herz. Es war ein Bild, das ich mir für immer im Gedächtnis behalten wollte.

Dad zwinkerte mir zu und flüsterte ein lautloses Gute Nacht, ehe er mit Mia durch die Tür verschwunden war. Ich warf die Wolldecke beiseite und griff nach meinem Handy, um nach der Uhrzeit zu schauen. Als ich auf den Bildschirm blickte, zeigte mir mein Telefon eine neue Nachricht an. Doch nicht nur irgendeine Nachricht.

Sie war von Logan.

Sofort begann mein Herz im Brustkorb zu hämmern und meine Hände begannen zu schwitzen.

In Lichtgeschwindigkeit entsicherte ich die Tastensperre und öffnete die SMS.

Drea,

es tut mir unfassbar leid.

Ich wollte dich niemals verletzen.

Du hast jemand Besseren verdient,

jemand der dich aufrichtig liebt und

der dich so behandelt, wie du es

auch verdient hast. Ich hoffe

du verzeihst mir irgendwann.

Logan

Wieder liefen mir stumme Tränen über die Wangen. Logan empfand nicht auf dieselbe Weise, wie ich. Mia hatte Unrecht.

Kapitel 4

Es war Donnerstagmorgen und schulfrei. Gelangweilt saß ich an unserem Küchentresen und beobachtete Timmy und Poppy, während sie wie die Verrückten Kürbisse aushöhlten. Poppy hatte wieder einmal eine ihrer glorreichen Wetten ins Leben gerufen - wer zuerst den Kürbis bearbeitet hatte, bekam zehn Dollar. Und wie jedes Jahr trafen wir drei uns zu Thanksgiving, um für unsere Familien Kürbiskuchen zuzubereiten. Es war beinahe schon eine Tradition. Eine Tradition, der nun auch Ruby beiwohnte.

»Ich bin mir nicht sicher, ob man mit den Kürbissen nachher noch etwas anfangen kann«, sprach Ruby den Gedanken aus, der mir ebenfalls durch den Kopf geisterte. Ich warf ihr einen zustimmenden Blick zu. Ruby und ich hatten uns vor zwei Monaten auf Timmys Geburtstag kennengelernt. Sie lebte noch nicht sehr lange in Seattle und besuchte auch erst seit kurzem die Garfield High. Timmy hatte sie gleich unter seine Fittiche genommen und so war sie in unserem Freundeskreis gelandet.

Wie immer trug Ruby ihre langen blonden Haare zu zwei französischen Zöpfen geflochten. Ich schätzte, das war wohl ihr Markenzeichen. Sie sah unter ihren falschen Wimpern auf und ihre grünen Augen, blitzten amüsiert, als sie Poppys Blick auffing.

»Das habe ich gehört Ruby. Pass auf was du sagst, sonst kannst du dich von deinen schönen blonden Zöpfen verabschieden«, knurrte Poppy unter Anstrengung und warf immer wieder gehetzte Blicke auf Timmys Kürbis, um zu sehen wie weit er bereits war.

»Das klingt interessant«, Timmy grinste. »Aber wenn ihr euch schon prügelt, dann bitte im Bikini.«

Poppy verdrehte die Augen.

»Wir wissen alle, dass du eher auf alte Männer in knappen Badehöschen stehst. Du brauchst uns nichts vorzumachen.«

»Hör auf zu quatschen und konzentrier dich auf deinen Kürbis, Whitehill. Du liegst weit zurück«, keine Minute später warf Timmy auch schon siegessicher die Hände in die Luft.

»Erster.«

Poppy ließ von ihrem Tun ab und warf einen kritischen Blick auf Timmys Kürbis. Beleidigt donnerte sie ihren Schaber auf den Tisch.

»Das ist total unfair! Du hast die größeren Hände und mehr Kraft als ich.«

»Ich bin eben ein echter Mann«, entgegnete Timmy grinsend und zeigte Poppy seinen angespannten Bizeps. Poppy ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und hob lediglich eine Braue.

»Timmy, du bist alles, aber ein Mann bist du nicht.«

Ruby begann laut zu lachen und Timmys Gesicht verfinsterte sich.

»Na warte, das bekommst du zurück«, er machte einen Hechtsprung auf Poppy zu. Sie erkannte sein Vorhaben und ergriff die Flucht.

»Du bist viel zu langsam, Timothy Moreau.«

Im nächsten Moment war Poppy schon durch die Tür verschwunden und sprintete durchs Haus. Timmy folgte ihr dicht auf den Fersen.

Kopfschüttelnd über die beiden ging ich um den Tresen herum und begann Poppys angefangenen Kürbis fertig auszuhöhlen. Ruby kam mir zur Hilfe.

»Also«, begann Ruby zu sprechen. »Wie lange ist Timmy schon in Poppy verliebt?«

Ich hielt mitten in der Bewegung inne.

»Was? Wie kommst du denn darauf?«, entgeistert sah ich von dem Kürbis auf und direkt in Rubys scharfsinnige Augen. Woher wusste sie von Timmys Gefühlen? Ich war mir unschlüssig, was ich Ruby antworten sollte.

»Ach komm schon«, sie hob eine Braue und fegte sich einen Krümel von ihrer Latzhose. »Das sieht doch jeder Blinde oder willst du mir etwa weismachen, du wüsstest es nicht?«

Seufzend gab ich nach.

»Doch, aber auch erst seit ein paar Wochen.«

»Wie? Du bist schon Ewigkeiten mit den beiden befreundet und hast es nicht gemerkt?«, erstaunt sah Ruby mich an. Ich verzog das Gesicht und zuckte mit den Schultern.

»Ich dachte erst Timmy wäre schwul«, kopfschüttelnd hob ich die Brauen. Ruby neben mir brach in schallendes Gelächter aus.

»Okay, offenbar hast du kein gutes Händchen in Liebesdingen«, immer noch lachend machte sie sich wieder an die Arbeit. Oh, wenn Ruby nur wüsste, wie schlecht mein Händchen in Liebesdingen wirklich war. Seufzend widmete ich mich wieder dem Kürbis. Eine Sekunde später bemerkte ich, dass Poppy zurück in die Küche kam.

»Na, hast du Timmy gezeigt wo der Hammer hängt oder…?«, ich verstummte, als ich aufblickte und Poppys aschfahles Gesicht bemerkte.

»Poppy? Ist alles in Ordnung bei dir?«, fragte ich besorgt und legte den Kürbisschaber beiseite. Poppy wirkte, als hätte sie einen Geist gesehen. Ihre braunen Augen waren vor Schrecken weit geöffnet und sahen ins Leere.

»Poppy?«, auch Ruby startete einen Versuch. Langsam hob Poppy den Kopf und sah uns endlich an.