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Die attraktive Podologin Vera hat ihr Leben im Griff. Nach der Trennung von ihrem Mann lebt die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern auf einem Kotten im Norden. Ihr Leben scheint geordnet, bis der attraktive Rechtsanwalt Gernot Flenger in ihr Idyll tritt. Der anscheinend völlig konträre Mann will das Dorf ihrer Heimat mit Zwang verändern. Vera kämpft aber dagegen an.
Zusätzlich muss sie ihre Familie ordnen, die ihr einige Probleme bereitet.
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Veröffentlichungsjahr: 2016
Der Wind strich sanft um das Gehöft, in dessen Haupthaus sich Vera einen selbst gebrühten Kaffee gönnte. Es war ein normaler Morgen. Alles war wie immer. Sarah spielte an ihrem Handy und Daniel kritzelte ein paar hektische Ergänzungen in sein Schulbuch. Für die alleinerziehende Vera bedeutete es viel, dass der Kaffee nicht aus den Zonen stammte, in denen die Kaffeebauern für Hungerlöhne arbeiten. Sie nahm den erhöhten Preis in Kauf und hatte doch ein gutes Gefühl dabei einen „fairen“ Kaffee zu trinken.
Vera ist eine hochgewachsene attraktive Frau in den Dreißigern. Ihr blondes langes Haar ist meist zu einem Pferdeschwanz gebunden. Seit der Trennung von ihrem Mann ist sie mit sich zufriedener als früher. Der alte Kotten, den sie bei der Trennung übernommen hatte, passte sehr gut in ihr Leben. Sie mochte die naturverbundene Landschaft direkt hinter den Deichen. Das mit einem Strohdach versehende Bauernhaus in altem Stil war für sie Heimat und Wohlfühlraum.
Vera hatte aus der Ehe die beiden Kinder. Sie nahm das Sorgerecht als selbstverständliche Verpflichtung. Mit den beiden war es nicht immer leicht. Sarah war mitten in der Pubertät. Manchmal fragte sich Vera, ob sie in diesem Alter auch so schwierig war. Sarah war so anders als sie. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass Sarah ihr eigen Fleisch und Blut ist, sie hätte es manchmal nicht geglaubt.
Daniel ist drei Jahre jünger als Sarah. Der Junge ist lebendig und agil. Seine lockigen Haare bilden einen interessanten Kontrapunkt zu seinen etwas zu großen Zähnen. So wie viele Jungen in diesem Alter einfach zu große Zähne haben. Er ist aber wieder ein ganz anderer Schlag als Sarah.
An diesem Morgen war der Ablauf in der Familie wie immer. Vera bereitete sich schon innerlich auf die Arbeit vor. Ihre kleine Praxis in dem Dorf lief blendend. Sie braucht das Gefühl unabhängig zu sein. Deshalb ist die podologische Praxis genau das, was sie sich immer gewünscht hat. Sie hat es nie bereut, diese Praxis in ihrem Heimatort eröffnet zu haben. Zwar hätte sie auch ihr damaliges Psychologiestudium für eine Karriere in der Stadt nutzen können, aber es war ihr nicht so wichtig.
Vera ist Podologin mit Herz. Sie sieht ihre Praxis mehr als Lebenshilfe. Sie weiß, dass viele Kundinnen nur zu ihr kommen, um reden zu können. Den Alltag etwas zu vergessen. Ihre Praxis ist insofern mehr, als eine Pflege für geplagte Füße.
„Nun nimm doch mal das Handy weg“, sagte Vera zu Sarah.
„Moment noch“, sagte Sarah flapsig und genervt.
Daniel goutierte das gleichgültig.
„Du wirst schon sehen, dass dir das Ding im Leben nicht viel nutzt“, ergänzte Vera schulmeisternd.
„Jaja“, antwortete Sarah und legte das Handy widerwillig zur Seite.
„Wann hast du deine Klassenarbeit, Daniel?“, fragte Vera in Richtung Daniel. Normalerweise war sie sehr gut über die Abläufe ihres Sohnes informiert, aber heute war sie sich nicht hundertprozentig sicher.
„Deswegen muss ich das hier noch eben machen“, sagte Daniel und kritzelte weiter in seinem Heft herum.
Sarah verließ den Tisch wortlos und kaute hektisch an einem Semmel herum. Sie sah wieder aus, als wollte sie zu einem Maskenball. Vera mocht es nicht, dass Sarah sich so kleidete.
„Du brauchst heute nicht wieder Blickfang sein“, rief Vera Sarah hinterher, die schon im Bad verschwunden war. Vermutlich würde sie sich nun wieder mit Haarspray und Parfüm eindecken.
Daniel hatte seine hektischen Arbeiten nun beendet und trank Orangensaft.
„Ich muss jetzt“, sagte er und striff sich die Jacke über.
„Vergiss den Kladdenordner nicht“, sagte Vera zu ihm, der das schon fast nicht mehr zu hören schien.