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Martin Fischer

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Beschreibung

Unser Gott ist ein politischer Gott, seitdem er sich ein Volk erwählte, es aus der ägyptischen Knechtschaft führte, ihm seine Gebote gab, und seitdem er durch seine Propheten Missstände anprangerte und durch sie den Weg zu mehr Menschlichkeit und Gerechtigkeit einforderte.

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Martin Fischer

Politische Theologie

"Gott" will keine unpolitische Kirche

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Einleitung

1. Das skandalöse Verhalten der Kirche im Angriffskrieg Putins auf die Ukraine.

2. Ziele, Mechanismen, Zusammenhänge und Hintergründe der Politik.

3. Gott will keine unpolitische Kirche

4. Wie Theologen das Evangelium außer Kraft setzen.

5 Welches Ziel und wie verfolgen es politische Theologen.

6. Was will Gott, dass wir als wichtig verfolgen?

7. Die Mächtigen heute, aus politisch- theologischer Sicht.

8. Der ungeliebte Gott.

9. Die Ablehnung Gottes durch jene, die mehr möchten.

10. Wird unser Sündenverständnis unserem Gott gerecht?

11. Ist unser Gerechtigkeitssinn auf dem richtigen Stand?

12. Abhandlung theologische Gewaltbekämpfung

13. Wie die Kirche durch die Amputation des politischen Flügels verblutet.

14. Wie Gott die Mächtigen stürzte und wie er Veränderungen vorantreibt.

15. Gedanken zum Thema Gewalt.

16. Friede, Gewalt und falsche Führung

17. Die Ablehnung Gottes durch seine neue gesellschaftliche Ordnung.

18. Wie die Amtskirche das Reich Gottes sieht und seine Folgen.

19. Wie sich das Schweigen der Kirche in der Realität zeigt.

20. Fake News in der Kirche.

21.Die wichtigsten Evangelien zum Thema.

Impressum neobooks

Einleitung

Politische Theologie

Gott will keine unpolitische Kirche!

Einleitung

Das skandalöse Verhalten der Kirche im Angriffskrieg Putins auf die Ukraine.

Ziele, Mechanismen, Zusammenhänge und Hintergründe der Politik.

Gott will keine unpolitische Kirche.

Wie Theologen das Evangelium außer Kraft setzen.

Welches Ziel und wie verfolgen es politische Theologen.

Was will Gott, dass wir als wichtig verfolgen?

Die Mächtigen heute, aus politisch- theologischer Sicht.

Der ungeliebte Gott.

Die Ablehnung Gottes durch jene die mehr möchten.

Wird unser Sündenverständnis unserem Gott gerecht?

Ist unser Gerechtigkeitssinn auf dem richtigen Stand?

Abhandlung theologische Gewaltbekämpfung.

Wie die Kirche durch die Amputation des politischen Flügels verblutet.

Zusammenfassung / Vertiefung

Wie Gott die Mächtigen stürzte und wie er Veränderungen vorantreibt.

Gedanken zum Thema Gewalt.

Friede, Gewalt und falsche Führung.

Die Ablehnung Gottes durch seine neue gesellschaftliche Ordnung.

Wie die Amtskirche das Reich Gottes sieht und seine Folgen.

Wie sich das Schweigen der Kirche in der Realität zeigt.

Fake News in der Kirche.

Die wichtigsten Evangelien zum Thema.

Unser Gott ist ein politischer Gott, seitdem er sich ein Volk erwählte, es aus der ägyptischen Knechtschaft führte, ihm seine Gebote gab, und seitdem er durch seine Propheten Missstände anprangerte und durch sie den Weg zu mehr Menschlichkeit und Gerechtigkeit einforderte.

Wie politisch Gott ist und zu welchem Ziel er uns mit seiner Politik führen will, zeigt sich in Jesus Christus, seinem Sohn. Der mit seinen Weisungen und Geboten das Reich Gottes mitten unter uns erfahrbar werden lässt und Veränderungen in Gang bringt, so dass die Gefangenen in Freiheit versetzt werden und den Armen eine gute Nachricht zuteilwird.

Wie den Propheten, ging es auch Jesus immer um Leben und Gemeinschaft. Anhand von Themen, die unsere Realität bestimmen, wird geschildert wie seine Politik uns diesem, seinem Reich näherbringt. Es werden die Schwerpunkte aufgezeigt, die dieser politische Jesus setzte und wer dem besonders entgegensteht.

Ebenso, was im Laufe der Geschichte dazu führte, diesen politischen Gott nicht zu sehen und zu verstehen. Im Ganzen wird ein Bewusstsein aufgezeigt, dass das Heil eines jeden Menschen wesentlich von seinem Streben nach Menschlichkeit, wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Gerechtigkeit abhängig ist.

Dass die Veränderung der Realität Konflikte mit sich bringt, ist Teil der Politik von Jesu, denn eine Theologie des Guten ist nicht möglich, wenn man sich dem Bösen nicht entgegenstellt.

1. Das skandalöse Verhalten der Kirche im Angriffskrieg Putins auf die Ukraine.

Das Verhalten der Kirche im Angriffskrieg Putins auf die Ukraine ist ein Skandal, der den Kindesmissbrauch und deren Vertuschung durch Geistliche übersteigt.

Leider sehen die wenigsten diesen Skandal unserer Zeit.

Fragen wir uns einmal, um das Ganze besser zu verstehen, wofür unsere Kardinäle, Bischöfe und Priester vom Staat bezahlt werden und wofür sie selbst vorgeben zu stehen.

Sie geben vor, die christlichen Werte, wofür unsere Kultur und Land stehen, zu lehren und sich dafür in der Gesellschaft stark zu machen.

Mit dem Angriffskrieg Putins auf die Ukraine zeigt sich, dass die Oberhirten, einschließlich des Papstes, die christlichen Werte verraten und deren Vergewaltigung durch Putin und seine Freunde schweigend hinnehmen.

Sind ihnen Friede, unpolitische Neutralität und das Vermeiden von Konflikten heiliger und erstrebenswerter als die Werte ihres Herrn zu vertreten und bewusst zu machen?

Fassen wir einmal die Ereignisse zusammen, an denen sich zeigt, dass die Oberhirten der großen Kirchen erneut die christlichen Werte ihrer Institution opfern:

Der russische Präsident Putin ist verantwortlich für den Krieg in der Ukraine. Er befiehlt mit seiner Gewalt zu morden, zu terrorisieren und zu zerstören, was Leid und Elend über Tausende bringt.

Mit unzähligen Lügen und Verdrehungen der Wahrheit rechtfertigten er und seine Unterstützer dieses Verbrechen an der Menschheit. Mit Lügen manipuliert er seine Bürger, dieses Morden mitzutragen und zu unterstützen.

Jeden, der ihn oder seine Politik, besonders diesen Krieg kritisiert, lässt er terrorisieren, verfolgen, inhaftieren oder ermorden, wie er es bereits vorher mit seinen Gegnern tat.

Putin bedient sich auch des Evangeliums und der Kirche, um sein Tun als von Gott gebilligt verkaufen zu können.

Es sei auch erwähnt, dass er wichtige Ressourcen in diesem Krieg vernichtet, die im eigenen Land fehlen, womit bei der eigenen Bevölkerung Not, Leid und Missstände beseitigt oder gelindert werden könnten.

Nun muss man hinzufügen, dass Gewalt, Lügen und die Vernachlässigung der sozial Schwachen nicht nur in Russland, sondern auch in unserem Land immer wieder ein Problem ist.

Denken wir an die zunehmende Gewalt gegen Hilfskräfte, fremdenfeindliche Übergriffe, Kapitalverbrechen und Kindesmissbrauch.

Besonders in den sozialen Medien, ebenso in Politik und Wirtschaft sehen wir, wie andere durch Lügen, Halbwahrheiten, durch die Verdrehung oder Unterschlagung der Wahrheit geschädigt werden.

Die Unterlassung von Hilfeleistung bei einem Unfall ist in unserem Staat ein Straftatbestand. In der christlichen Religion ist es ähnlich. Hier ist der Auftrag gegeben, wie der barmherzige Samariter, dem zu helfen der unter die Räuber fiel, um das Heil zu erlangen.

Analysieren wir nun die Realität und wie die christlichen Hirten die vorgegeben Werte eines Gott des Lebens und der Gemeinschaft übergehen und verwerfen.

Putin ist der Hauptverantwortliche für den Krieg, für den Tod und das Leid in der Ukraine und bei seinen eignen Soldaten und Bürgern.

Es kommt hinzu, dass der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill, wie Putin selbst, den Krieg theologisch rechtfertigt und zudem den russischen Soldaten, die starben oder sterben werden, den vollkommenen Sündenablass verspricht.

Dass dieses menschenverachtende Verbrechen für Putin und all seine Verbündeten und Unterstützer, insofern sie sich nicht ändern und davon nicht ablassen, extrem negative Folgen haben wird, machen die kirchlichen Hirten nicht bewusst, indem sie jede Kritik an Putin und seinen Anhängern unterlassen, als ob dies kein religiöses Problem wäre.

In der Öffentlichkeit ergibt dies den Anschein, als ob der Gott des Neuen Testamentes Gewalttätern wie Putin und seinen Unterstützern teilnahmslos und unparteiisch gegenüberstände, als ob der Glaube und die Gewalt in der Welt nichts miteinander zu tun hätten, als ob man Gewalttäter und zugleich Christ sein könnte.

Unsere kirchlichen Würdenträger teilen die Ansicht des Patriarchen nicht, jedoch seine Unterstützung von Krieg und Gewalt rügen oder verurteilen sie nicht. Man wolle, so aus Kirchenkreisen, den Dialog mit ihm aufrechterhalten.

Jedenfalls würde dieser Jesus aus Nazareth, dem der Klerus vorgibt zu folgen, ein derartig passives, ignorantes und zweispuriges Verhalten nicht akzeptieren.

Jesus kriminalisierte öffentlich die religiöse wie politische Führung seiner Zeit als Schlangenbrut, um das Verbrechen ihrer Taten aufzuzeigen und für dessen Unterbindung zu sensibilisieren. Er warnte sie massiv mit „Wehe euch!“, die ihr Witwen und Waisen um ihre Häuser bringt, dem Volk schwere Lasten auferlegt, während ihr, wie die schlechten Knechte euere Mitknechte schlagt und mit Trinkern Gelage feiert, die Gerechtigkeit außer Acht lasst und das Recht der Armen beugt.

Es muss zur Sprache gebracht werden, dass jene die ihre Völker unterdrücken und ihre Macht über die Menschen missbrauchen, nicht dienen, sondern Wölfe sind, die die Lämmer reißen.

Um ein Bewusstsein des Unrechts zu schaffen, wie es die Propheten schon immer taten, konfrontierte Jesus die Mächtigen mit ihrem Unrecht, auch wenn man ihn deswegen der Aufwiegelung des Volkes anklagte.

Er verurteilte jegliche Gewalt auf das schärfste, besonders die der Aggressoren, indem er unmissverständlich klarstellte: „Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein!“ und „Jeder der zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen!“

Dieser Jesus des Neuen Testamentes würde den russisch-orthodoxen Patriarchen öffentlich als Wolf im Schafspelz entlarven und an den Pranger stellen.

Einst trieb dieser Jesus die Geldwechsler und Händler empört aus dem Tempel, da diese das Haus des Herrn zu einer Räuberhöhle machten. Putin, Kyrill und seine Verbündeten machen die Kirche zu einer Mördergrube. Der gute Hirte würde sich diesen Wölfen entgegenstellen und nicht schweigen, sondern ihnen ihr Verderben ankündigen, falls sie sich nicht ändern.

Er würde sich auf die Seite derer stellen, die dieser Herrschaft gewaltlos entgegentreten und er würde ihnen sagen: „Freut euch schon jetzt, ihr, die ihr nach Gerechtigkeit und Frieden hungert, ihr werdet einmal gigantische Freude erfahren!“

Unser Papst, die Kardinäle und Bischöfe jedoch unterlassen alles, um Putin und seine Kriegstreiber und Lügner nicht bloßzustellen, auf dass weder deren Glaubwürdigkeit noch deren Ansehen geschmälert wird.

Dieser Jesus ging einen anderen Weg, er zog klare Linien und machte das Böse bewusst. Wie sonst sollte ein Geist des Lebens sich ausbreiten, wenn Negatives nicht aufgezeigt, sondern geduldet wird?

Unser „Ja“ sei ein „Ja“ und unser „Nein“ sei ein „Nein“, alles andere stammt vom Teufel. Schon wegen der Lügen und der Verdrehung der Wahrheit, hätte Jesus das Volk aufgewiegelt, sich von diesen Herren abzuwenden, um dem Bösen den Nährboden zu entziehen und dass viele den Weg zum Heil nicht verlieren.

Besonders krass zeigt sich die Vergewaltigung der Wahrheit, als Putin zum Jahrestag der Annexion der Krim in einem vollen Stadion vor tausenden von Anhängern eine Bibelstelle aus dem Johannesevangelium zitierte: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde gibt!“

In seiner Auslegung und Verbindung zum Krieg, erklärte er den Kampf der russischen Soldaten als einen ehrenhaften, gottgefälligen Dienst am Herrn.

Mit der bewussten, totalen Verfälschung dieser Aussage, durch das Herausreißen aus dem Gesamtzusammenhang, vergewaltigte er nicht nur das Evangelium, er manipulierte auf religiöser Ebene seine Bürger.

Nicht einer der Oberhirten, die ansonsten bekennen, die Heilige Schrift sei ihnen heilig, ergriff zu dieser schlimmsten Vergewaltigung des Evangeliums seit der Inquisition (Hexenverfolgung) und Conquista (Eroberung) das Wort, um dagegen zu protestieren oder diese Verdrehung zu berichtigen.

Der gute Hirte Jesus stellte sich den Wölfen, er ging den verlorenen Schafen nach, er ergriff Partei für die Unterdrückten. Er würde wie die Witwe den gottlosen Richter bedrängen, bis dieser ihr zu ihrem Recht verhilft.

Wie viele sitzen unschuldig in Russland in Gefängnissen ein, weil sie gegen den Krieg demonstrierten, keine Gewalt anwandten, sondern lediglich verlangten, diesen Wahnsinn zu stoppen!

Wo ist einer der Oberhirten, der ihnen bekundet, dass die, die ein gutes Herz haben, den Segen des Himmels erhalten werden, um sie aufzubauen und ihnen in ihrer Not beizustehen?

Wenn nun wieder, wie schon einmal beim Kindesmissbrauch, nicht Gewaltlosigkeit, Wahrheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit von unseren Kardinälen und Bischöfen hochgehalten werden, wofür sollten sie dann weiterhin von unserem Staat bezahlt werden?

Doch nicht, dass sie mit warmen Worten über alle Missstände ein „Alles Gut“ anstimmen, anstatt das auf den Tisch zu bringen, was Leben und Gemeinschaft zerstört! Es wäre ihr Auftrag: Die Leute vor dem Sauerteig, dem falschen Gedankengut der Pharisäer zu warnen!

2. Ziele, Mechanismen, Zusammenhänge und Hintergründe der Politik.

Würden Sie sagen, unsere konservativen Kirchenhirten seien politisch? Ist unser Papst, die Kardinäle, Bischöfe, Priester und Theologen politisch neutral oder verfolgen sie ein politisches Ziel und wenn ja, welches?

Sind sie politisch in Anbetracht des Angriffskriegs Putins auf die Ukraine, wenn sie zwar den Krieg als ein Verbrechen bezeichnen, dem Aggressor jedoch die Schwere seiner Schuld nicht aufzeigen? Kann man politisch sein, wenn man versucht immer und überall neutral zu sein, um weder Partei für den einen noch für den anderen zu ergreifen?

Ist die konservative Kirchenführung politisch, wenn sie schweigt zu Ausbeutung und Bereicherung in unserer Welt? Wenn man sieht, wie auf dem Weltmarkt wie auch auf dem lokalen Arbeitsmarkt das Überangebot von Arbeitern und Produkten ausgenutzt wird, um Löhne und Preise auf einen elenden Hungerlohn zu drücken?

Denken wir an die Näherinnen, Pflücker, Kaffeebauern usw.! Schauen wir bei uns in Europa auf die Kurierfahrer und Leiharbeiter!

Sind die konservativen Geistlichen politisch, wenn sie schweigen zur Bereicherung?

Wenn die Herren der Wirtschaft über alle Verhältnisse, selbst in Krisenzeiten, abkassieren, was der Markt hergibt? Wenn sich die Oligarchen, die Chefs der Konzerne, Banken und Unternehmen, die Spekulanten und Investoren mit Bonuszahlungen überhäufen, ihren Gewinn maximieren, während den einfachen Arbeitern die Butter vom Brot genommen wird?

Sind diese Kirchenhirten politisch, die schweigen, wo nur noch der Profit zählt und wo Gelder in Rüstung, Weltraumfahrt, oder Megasportevents investiert werden, während die Mehrheit der Weltbevölkerung nicht einmal einfachste Grundbedürfnisse stillen kann?

Ist jemand neutral, wenn er schweigt zu den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verantwortlichen, die das System und dessen Strukturen der ungerechten und unmenschlichen Verhältnisse der Mehrklassengesellschaft begründen, verteidigen und festigen?

Die konservativen Kirchenhirten haben es sich selbst zur Pflicht gemacht, unpolitisch, neutral und loyal zu Regierungen zu stehen, um im Gegenzug, problemlos ihre Vorstellung von Kirche in der Gesellschaft verbreiten und leben zu können.

Ein kluger Mensch sagte einmal: „Es gibt keine politische Neutralität, wer schweigt stimmt der herrschenden Oberschicht zu!“

Dieser Grundsatz stimmt zweifelsfrei, es gibt keine politische Neutralität. Auch Schweigen oder Wegsehen ist eine politische Handlung.

Die Aussage, dass die konservativen Kirchenhirten unpolitisch sind, bezeichnet mehr die Tatsache, dass diese Herren, der Politik die Jesus vorgab und einforderte, weder Beachtung schenken noch versuchen, sie zu verwirklichen.

Dass viele dies weder sehen noch verstehen, liegt meist daran, dass sie sich nicht damit auseinandersetzen, was unter Politik zu verstehen ist und worauf sie abzielt.

Ebensowenig sind sich viele nicht bewusst, dass man äußerst politisch sein kann, ohne parteipolitisch in Aktion zu treten. Vor allem aber machen sie sich kein Bild davon, was eine Gesellschaft eint oder spaltet, welche Grundlagen darüber bestimmen ob Frieden und Gerechtigkeit herrschen.

Die politischen Hauptakteure in jedem Land der Erde sind die Regierenden und die wirtschaftlich Mächtigen. Als Politik sind ihre Handlungen und Entscheidungen zu verstehen, mit denen sie das Zusammenleben und die Bedingungen des Lebens in ihrem eigenen wie in anderen Ländern bestimmen.

In der Regel ist ihnen durch die gegebenen Verhältnisse oder durch gewisse Fähigkeiten, manchmal auch mit Hilfe des Zufalls, die Macht gegeben, darüber zu entscheiden oder Handlungen anzuordnen.

Ihre Macht begründet sich auf politischer und finanzieller Macht.

Die Herrschenden haben in generell ein Ziel: Eine Mehrklassengesellschaft, in der sie ganz oben stehen, damit ihre Macht, ihr Wohlstand, ihre Sicherheit und ihr Ansehen groß und unantastbar sind. Aus diesem Grund ist ihre Politik im Sinne der gesellschaftlichen Elite, um im Gegenzug deren Unterstützung und Freundschaft zu haben. Bei absoluten Herrschern kann auch Größenwahn oder sagen wir Geltungsbedarf ihre Politik bestimmen.

Eine Mehrklassengesellschaft hat die Struktur einer Pyramide. Oben, an ihrer Spitze, konzentrieren sich die Macht und der Wohlstand in den Händen weniger. Während ganz unten die Mehrheit die Last für die Macht und den Wohlstand der Oberen tragen und ertragen muss. Ihr Leben ist bestimmt von Ausbeutung, Ausgrenzung, Armut, Leid und Versklavung durch die finanzielle Abhängigkeit.

Betrachten wir unsere Mehrklassengesellschaft genauer, so sehen wir, dass die Schere zwischen Armen und Reichen immer weiter auseinander geht.

Die Dynamik, der Lebenssinn oder nennen wir es das Lebensziel, welche von der Politik und der Wirtschaft, besonders über die Medien und die gesellschaftlichen Events den Bürgern eingeredet werden, entfachen in der Gesellschaft ein Streben nach oben: nach Macht, Wohlstand, Ansehen und Bequemlichkeit.

Mit all ihren negativen Folgen wie Armut, Elend, Hunger, Tod, Gewalt, Kriminalität, Alkohol und Drogenproblemen, Ängsten usw.

Die materielle Ebene ist die entscheidende Achse: Ob jemand unten oder oben steht, ob er nach Leben hungert oder satt ist, ob er an der Gemeinschaft teilnehmen kann oder abseitsstehen muss, ob er anderen dienen muss oder ob er über andere Macht hat und sie ihm zu Diensten sind.

Wie die materiellen Güter oder Finanzen fließen, entscheidet nicht nur über Leben und Tod, über Wohlergehen oder Entbehrung, sondern zugleich über Harmonie und Frieden, über Verzweiflung, Ängste bis hin zu Empörung, Hass, Feindseligkeit und Gewalt.

Ob Kapitalismus, Kommunismus, Maoismus, Diktatur, Monarchie oder Sozialismus: Sie alle halten fest an einer Mehrklassengesellschaft.

Um die Politik Jesu richtig zu verstehen, muss man sehen, das Jesus kein politisches System ersetzen oder stürzen will.

Aber wo ungerechte Strukturen Leben und Gemeinschaft verhindern, will er, dass die Strukturen innerhalb des vorherrschenden politischen Systems menschlicher und gerechter werden.

Sein politisches Vermächtnis entwickelt sich in jedem politischen System, sie bildet eine Gesellschaft in der „Gesellschaft“, die nach ihren eigenen Geboten, menschlicher und gerechter, im vorhandenen System, ihren eigenen Weg geht. Sie versucht nicht das vorhandene System zu stürzen, nimmt aber Einfluss, um es menschlicher zu machen und vor allem um Ungerechtigkeit zu beseitigen.

Jesus verglich das Reich Gottes mit einem kleinen Samenkorn, das letztendlich alles andere in den Schatten stellt. Sein Reich, seine Politik und seine Vorgaben für eine neue Gesellschaft zeigen eine Alternative auf zum vorherrschenden politischen System und seiner Mehrklassengesellschaft.

Wenn es im Magnifikat heißt: „Gott stürzt die Mächtigen vom Thron“ so heißt das nicht, dass das politische System gestürzt werden soll.

Wohl aber werden jene, die ungerechte Strukturen aufrechterhalten, bekämpft, so wie Jesus sich mit den Schriftgelehrten und Pharisäern anlegte. Am Ende ihres Lebens oder beim Weltgericht werden sie das wichtigste verlieren, ihr Leben und ihr Heil.

Politisch ist jeder, der Einfluss nimmt auf das Zusammenleben einer Gemeinschaft.

Besonders mit seinem neuen Gebot: „Liebt einander!“ macht Jesus eine wegweisende politische Vorgabe. Er stellt sich gegen eine Mehrklassengesellschaft und stellt die sozial Schwächsten als politisches Ziel in den Mittelpunkt.

Sein Reich, das Reich Gottes, basiert auf Freiwilligkeit. Dieses Bewusstsein für ein Handeln nach unten in der Gesellschaftspyramide wird in den vier Evangelien vertieft und detaillierter in seinem Ausmaß beschrieben.

Besonders das Evangelium vom „Herrschen und vom Dienen“ zeigt genauer diese neue gesellschaftliche Ausrichtung: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es anders sein: Wer bei euch groß sein möchte, soll der Diener aller sein.“

Mit dieser Belehrung seiner Jünger löst Jesus eine Spaltung in der Welt aus, die unweigerlich zu politischen Konflikten führt, wobei dies noch das kleinste Problem ist.

In vielen Ländern der Erde sehen wir, dass viele Machthaber es nicht dulden, wenn ihre Politik und Lebensstil als ungerecht beschrieben wird. Damit ihre Macht nicht geschmälert wird, ihr Ansehens nicht befleckt wird, werden Kritiker verfolgt, inhaftiert oder ermordet.

Mit dem Aufkeimen der Befreiungstheologie in Lateinamerika, wo die Macht und der Wohlstand auf gezielter Unterdrückung, Armut und Elend der breiten Masse gründete, wurde eine politische Theologie wie diese, selbst in der Kirche, zum Politikum.

Eine Kirche, die die Rechte der Ärmsten vertrat und die sozialen Verhältnisse anprangerte, war nicht nur eine Gefahr für die Herrschenden.

Die Führenden in Rom sahen auch ihren Status Quo, ihre Vormachtstellung in diesen Ländern gefährdet. Ohne zu hinterfragen, ob die Lehre der Befreiungstheologen dem Evangelium gerecht wird, wurden diese Theologen gegängelt, ausgetauscht, zermürbt oder mit Lehrverboten belegt.

Nach wie vor sehen sie jedes theologische Engagement für die Schwachen als eine zu bekämpfende politische Ideologie, die den „wahren Glauben“ unterwandert. Ihre theologischen Ansichten beruhen auf Tradition, Verallgemeinerungen, Wunschdenken, Kirchengeschichte und ihrer Weltanschauung.

So stehen die konservativen Kirchenhirten zu den Mächtigen und deren Machenschaften oder schweigen zumindest dazu, da ihre Privilegien ansonsten gefährdet wären. Zum Wohle der Kirche fühlen sie sich verpflichtet, diesen Zustand zu erhalten und mitzutragen.

Ob Theologie oder menschliches Denken, alles was den Mächtigen widerspricht, ist gefährlich und wird als politische Untergrabung gesehen. Beispiel: Putin. Seine Macht beruht unter anderem auf der Unterstützung durch die russisch-orthodoxe Kirche.

Selbst die katholische und evangelische Kirche prangern Putin für seinen Angriffskrieg in der Ukraine nicht an. Im Westen kritisieren sie seinen Krieg lediglich als ein Verbrechen.

Ihm selbst gegenüber treten sie nur als Vermittler auf, die beitragen wollen, den Konflikt zu lösen oder wie Bittsteller man möge das Leid, das dadurch verursacht wird beenden.

Dies nennt man kirchliche Diplomatie und erweckt den Eindruck, die Kirchen wären unpolitisch und würden für niemanden Partei ergreifen und dennoch gegen das Leid vorgehen. Ihre scheinbare politische Neutralität zeigt, dass sie sich aus politischen Gründen Putin unterwerfen, zwar mit einer gewissen Ablehnung, aber sie tun es und schweigen. Das nennt man „Bauern opfern“, um eigene Interessen zu wahren.

Die Kirchen verweigern sich somit der Politik, die Jesus vertrat. Er akzeptierte keine Diplomatie, wodurch Verbrechen und Ungerechtigkeit geduldet werden.

Wenn Journalisten, Umweltschützer und Oppositionelle Skandale aufdecken, werden sie von den Mächtigen zu politischen Feinden erklärt.

Mit dem Aufzeigen von Verbrechen, von Zerstörung oder Verschwendung wiegeln sie angeblich das Volk auf. Selbst Gewerkschaftler sind in manchen Ländern Staatsfeinde, da sie mit ihren Forderungen nach gerechteren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen die nationale Sicherheit und den sozialen Frieden, sprich die Machtgrundlage der Mächtigen ins Wanken bringen.

Jesus machte Missstände der Oberschicht nicht nur bekannt, er lernte das Volk an, selbst zu sehen, wo Unmenschlichkeit und Ungerechtigkeit herrschen und dagegen vorzugehen. Anhand der Folgen soll man erkennen, was wo getan werden muss: Von Dornen erntet man keine Feigen.

Fasst man die Texte zusammen, in denen er das Volk lehrte, treten zwei Tendenzen deutlich hervor: Er lehrte die Leute alles was Leben und Gemeinschaft fördert und warnte sie vor dem, was Leben und Gemeinschaft zerstört.

Seine Pädagogik, seine Methode, ein Bewusstsein für Leben und Gemeinschaft in der Bevölkerung zu wecken und Verantwortliche zu bewegen, Missstände zu beseitigen, beschränkt sich nicht darauf, diese Missstände bekannt zu machen.

Mit dem Beispiel von der Verantwortung für seinen Bruder Mt 18,15 oder der Tempelsteuer Mt 17,24 fordert er seine Jünger auf, sich von denen massiv abzugrenzen, die der Gemeinschaft entgegen leben.

(Tempelsteuer. Von wem verlangen die Könige Steuern, von den Fremden oder von den eigenen Söhnen.)

Die Politik Jesus bestand in der öffentlichen Konfrontation der Verantwortlichen, wenn sie nicht wie bei der Belehrung der geschwisterlichen Zurechtweisung Mt 18,15, zuerst unter vier Augen, von ihrem Vergehen gegen die Menschlichkeit und Gerechtigkeit ablassen.

Ansonsten drohte der Ausschluss aus der Gemeinschaft.

Jesus stellte die Verursacher von Armut und Leid nicht nur öffentlich an den Pranger, er konfrontierte sie nicht nur mit ihren Vergehen, er ging noch einen Schritt weiter, wie die Weherufe gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer, sprich den Regierenden und wirtschaftlich Mächtigen, zeigen.

Er warnte sie massiv, beziehungsweise sprach er ihnen das Heil ab und drohte ihnen mit ihrem Verderben, sollten sie sich nicht wandeln.