Grünes, blühendes Land - Martin Fischer - E-Book

Grünes, blühendes Land E-Book

Martin Fischer

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Beschreibung

Ein mittelloser Jungbauer des Südens, ist an jeder Strategie interessiert, die ihm und seinen Weggefährten hilft positive Veränderungen herbei zu führen. Besonders von Freunden christlicher Basisgemeinden lernt er viel über die Strategie des Lebens. Wegen wirtschaftlicher und politischer Ungerechtigkeit kommt es zu einem Aufstand. Trotz dramatischer Ereignisse geben sie ihr Ziel nicht auf, die Bedingungen für ein grünes, blühendes Land zu schaffen. Wo sie in Freiheit, Würde und Geschwisterlichkeit die Früchte ihrer Arbeit genießen können. Getragen von ihrer greifbaren Hoffnung, die sie voll erfüllt, werden sie zur Stimme der Menschlichkeit.

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Seitenzahl: 164

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Martin Fischer

Grünes, blühendes Land

Über das Leben für ein höheres Ziel.

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Grünes, blühendes Land.

1 Ein Problem kann nur lösen, wer die Ursache kennt!

2 Allein kommt man nicht weiter, Weggefährten braucht der Mensch.

3 Strategie: Was sollte man wissen, um gegen einen Missstand vorzugehen?

4 Was ist die Ursache hinter der Ursache?

5 Es gilt, alle Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen.

6 Wer kann helfen, Probleme zu lösen, aber alles ohne Gewalt?

7 Nicht immer erhält man Hilfe, wo man sie am meisten erwartet.

8 Ziel und Strategie des Herrn.

9 Vom eigenen Staat verraten und verkauft.

10 Wie den Mächtigen entgegentreten?

11 Wie zu seiner Kirche stehen?

12 Eine Kirche, zwei Strömungen, zwei Strategien.

13 Flagge zeigen, der Veränderung Ausdruck geben.

14 Der Abschied.

15 Was ist das für eine Liebe, die schweigt?

16 Sie legen uns Steine in den Weg!

17 Einsam reich oder gemeinsam auf der Seite der Guten?

18 Alles kommt einmal ans Licht.

Impressum neobooks

Grünes, blühendes Land.

Über das Leben für ein höheres Ziel

1 Ein Problem kann nur lösen, wer die Ursache kennt!

2 Allein kommt man nicht weiter, Weggefährten braucht der Mensch.

3 Strategie; Was sollte man wissen,

um gegen einen Missstand vorzugehen?

4 Was ist die Ursache

hinter der Ursache?

5 Es gilt, alle Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen.

6 Wer kann helfen, Probleme zu lösen,

aber alles ohne Gewalt?

7 Nicht immer erhält man Hilfe,

wo man sie am meisten erwartet.

8 Ziel und Strategie des Herrn.

9 Vom eigenen Staat verraten und verkauft.

10 Wie den Mächtigen entgegentreten?

11 Wie zu seiner Kirche stehen?

12 Eine Kirche, zwei Strömungen,

zwei Strategien.

13 Flagg zeigen, der Veränderung Ausdruck geben.

14 Der Abschied.

15 Was ist das für eine Liebe, die schweigt?

16 Sie legen uns Steine in den Weg!

17 Einsam reich oder

gemeinsam auf der Seite der Guten?

18 Alles kommt einmal ans Licht.

1 Ein Problem kann nur lösen, wer die Ursache kennt!

Ein junger mittelloser Bauer hatte seine Felder überaus fleißig bestellt und gehegt. Als er ernten wollte, musste er enttäuscht feststellen, dass wieder einmal der Großteil der Ernte vernichtet, weggefressen oder verkümmert war.

Wie konnte das sein?

Er, der doch alles tat, was getan werden musste und noch etliches mehr.

Und wieder reichte die Ernte nicht, um davon einigermaßen gut leben zu können.

Was diesen eifrigen Bauern von vielen anderen unterschied, war ein Gedanke, der in ihm aufkeimte.

Man erzählt, dass vor Jahrzehnten seine Vorväter in gleicher Weise die Felder bestellten und immer eine gesegnete Ernte einfuhren. Ohne größere Sorgen, in Freude und Harmonie, konnten sie ihr Leben führen. Weil dem so war, konnte er nicht glauben, es läge an ihm selbst, an seiner Person, am Glück oder an der Art und Weise, wie er die Felder bestellte.

Selbst wenn das Wetter anders wäre, müsste es doch einen Weg geben, von seiner Ernte leben zu können!

Er glaubte plötzlich - und dieser Gedanke trieb ihn fortan um, dass es andere Gründe für seine Missernten geben musste.

Dazu muss er sich die Arbeit machen, alles Bisherige in Frage zu stellen.

Ein Gerichtsmediziner kann aus den Spuren an einer Leiche lesen: Wann, wo und wie wurde auf jemanden Gewalt ausgeübt und was führte letztendlich zum Tod.

Wenn er herausfände, was die Ursache sei, könnte er Gegenmaßnahmen ergreifen, die zu einer guten und zufriedenstellenden Ernte führten.

Er war überzeugt, wenn man die Zusammenhänge versteht, kann man eine Strategie entwickeln, um dem Negativen entgegen zu wirken oder Verbesserungen auf den Weg zu bringen.

Er ging auf seine Felder, um genauer zu erkunden, welche Schäden sich dort zeigten: Was verdorrte oder verfaulte; welche Pflanzen zerfressen oder niedergetrampelt waren; Wo manches nicht aufblühte oder schon im Keim erstickte.

Kam es von Schädlingen, Krankheiten oder von mutwilliger Zerstörung? Ist es Zufall oder steckt ein System dahinter?

Nun hieß es für ihn, zu lernen, wie man die Missernte analysiert. Wer hinterlässt welche Spuren der Zerstörung? Was führt zu einem Mangel, dass seine Pflanzen verhungerten oder verdursteten?

Selten findet sich eine Ursache oder eine Wurzel allein. Gab es Faktoren, die zusammenspielten?

Bald merkte er, wie dringend er auf Hilfe angewiesen war. Die Aufgabe wuchs, je mehr er darüber nachdachte und erforschte.

Würde er herausfinden mit welchen Schädlingen oder Ursachen er es zu tun hat, was würde ihm das helfen?

Wie gelänge er weiter zu dem Wissen um diese wirksam bekämpfen oder ausschalten zu können?

Es sah die Nötigkeit die Parasiten, Pilze und was auch immer zu studieren. Wie ticken sie, was brauchen oder wollen sie, wo sind sie empfindlich und angreifbar, was ist ihre Lebensgrundlage? Davon lasse sich ableiten mit welchen Mitteln und Werkzeugen es sinnvoll ist, gegen diese Verursacher von Missernten vorzugehen.

Wobei er wissen und berücksichtigen müsse was seine Pflanzen brauchen oder schwächt. Was den Boden aus dem sie das Leben ziehen, dient, stört oder schädigt.

Wolle er doch nicht mit der Bekämpfung der Schädlinge zugleich seine Gesundheit und Lebensgrundlage gefährden.

Schnell merkte er welcher Mammutaufgabe er sich gegenüber sah. Als ob es seine Pflicht oder Lebensaufgabe wäre sie zu lösen, wurde er ihr nicht überdrüssig, sondern sie reizte seinen Kampfgeist immer mehr.

Bals erschöpften sich seine bescheidenen Quellen, aus denen er schöpfte. Er kam nicht mehr weiter in seiner Spurenzuordnung und Detektivarbeit, um Puzzle für Puzzle an einander zu fügen.

Was die Entwicklung einer Strategie unmöglich machte, mit der gegen die Zerstörung seiner Pflanzen angehen könnte.

Nun, er war kein Biologe, er hatte weder Landwirtschaft noch Gartenbau studiert. Er hatte auch weder das Geld noch die Zeit, mit Experimenten der Sache langwierig auf den Grund zu gehen.

Aber er wusste, mit vielen Fragen bekommt man viele Antworten und viele Quellen bilden einen großen Fluss.

Es lag auf der Hand, er müsste sich an andere wenden, die sich ebenfalls mit dieser Materie befassen. Die schon durch Beobachtungen, Studien oder Versuche etwas dazu beitragen konnten Licht ins Dunkel zu bringen.

Mit ihnen müsse er sich zusammentun, seine Beobachtungen mit ihren abgleichen und deren Erkenntnisse aufnehmen.

Er wie diese sehen was hinter den Kulissen geschieht. Ursache und Wirkung, wie hängt das zusammen? Er wollte verstehen was sein Leben, um Würde, Freiheit und Wohlergehen bringt.

Zuerst wandte er sich an die Leute des öffentlichen Lebens. Er sprach bei dem Herrn des Landwirtschaftsamtes vor und berichtete detailliert von den Schäden seiner Missernte. Sie konnten oder wollten ihm nicht helfen.

Sein Problem zu lösen hätte sie Geld und Zeit gekostet. Zudem zahlte er für sie zu wenig Steuern. Gesellschaftlich war er einfach zu unbedeutend. Das einzige was man ihm sagte, dass der Grund für seine Missernte seine geringe Bildung wäre.

Er müsse mehr von modernem Ackerbau lesen, lernen und studieren. Dann würde er das nötige Wissen erlangen, um bessere Ernten zu erhalten. Seine Rückständigkeit sei der Grund für seine Misere. Er solle, wie andere in bessere Maschinen, Dünger und Pestizide investieren. Dazu aber bräuchte er ein Landwirtschaftsstudium, nur so könne er seinem Schicksal entfliehen.

Selbst einem Geistlichen und einem Schamanen erzählte er von seiner Plage. Der eine riet ihm wohlwollend, er solle mehr auf Gott vertrauen und ansonsten sein Schicksal annehmen und tragen. Es sei nicht richtig, das Bisherige zu verändern. Die Dinge zu verändern, sei nicht seine Aufgabe. Alles habe seine Ordnung, wie es ist. Vielmehr habe er mehr darauf zu vertrauen, dass sich alles durch den Schöpfer zum Guten ändern wird.

Der Schamane meinte, er sei vor Gott in Ungnade gefallen und müsse sich innerlich erst reinigen.

Nur gut, dass unser kluger Bauer diesen Aussagen keinen Glauben schenkte, konnte doch eine Missernte nicht im Sinne des Schöpfers sein, der doch ein Gott des Lebens sein wollte und nicht des Todes und des Leids.

Der Bürgermeister eröffnete ihm eine Alternative. Er könne als Knecht auf seinem eigenen Grund fremde Früchte für seine zahlungskräftigen Freunde anbauen. Ein Mindestlohn sei in der Regel sicher, zumindest meistens. Oder er könnte sich in der Stadt als Träger verdingen.

Zwar ein schwerer Beruf, aber man sei unabhängig von den Launen der Natur, von Schädlingen oder Fressfeinden, wenn auch dort andere Gefahren lauern.

Er merkte, nichts wäre besser als den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen. Er lebte nicht vom Brot allein. Er lebt von diesem neuen Horizont, von diesem Glauben sein Schicksal zum Guten verändern zu können.

Er war begeistert vom Gedanken, mit anderen Menschen Lösungen zu finden, die ihr einfaches Leben reichlich verbessern. Dieser neue Geist allein macht es ihm enorm leichter, seine jetzigen Entbehrungen, Rückschläge und die entgegengebrachten Widerstände zu ertragen und hinzunehmen.

Doch wie sollte es nun weiter gehen?

Er wusste, er müsse sich mit Bauern treffen, die wie er das gleiche Problem haben.

Durch Glück hörte er von einer Vereinigung, die sich mehr und mehr in seinem Land in kleinen Gruppen zusammentun.

Es freute ihn, zu sehen, dass er nicht alleine war, dass er einer unter vielen ist, obwohl er nun zu den wenigen gehört, die einen Aufbruch wagen, die gemeinsam weltweit diesen neuen Weg beschreiten.

2 Allein kommt man nicht weiter, Weggefährten braucht der Mensch.

Er schloss sich der Vereinigung an. Gemeinsam arbeiten sie an dem, was auch sein Problem war. Regelmäßig versammelten sie sich unter der Bezeichnung

„Grünes, blühendes Land.“

Überwiegend waren es einfache Bauern wie er. Er war erstaunt, neben Gärtner und Umweltschützer auch Lehrer, Ärzte, einen Priester, einen Schamanen, Politiker der regierenden Opposition, Menschenrechtler und Journalisten zu finden. Selbst Hausfrauen, Händler, Tagelöhner, Pflücker und Handwerker waren hier vertreten.

Sie, die keine Bauern waren, fühlten sich ihnen, den kleinen, einfachen Bauern sehr verbunden. Sie waren besorgt um ihr Wohlergehen und um das des ganzen Volkes. Ebenso sahen sie ihre eigene Existenz eng verbunden mit der Misere der schlechten Ernten in ihrem Land.

Besonders tat es ihm der Gemeinschaftsgeist an, der dort lebt. Es verband und trug sie eine gemeinsame Zukunft in einer gesunden Natur, einem sorglosen Leben in Würde und einem Wohlstand, der keinen ausschließt. Mit einer überwältigenden Bereitschaft „Berge zu versetzen“.

Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt. Schnell merkte er, dass es einige gab, die eigentlich fehl am Platz waren, was aber dem Hauptanliegen und der damit verbundenen Arbeit wenig entgegenstand.

Sehr interessant war es für ihn, als man ein Treffen einberief, um über die vertrockneten Blätter ihrer Nutzpflanzen zu sprechen.

Wie er beschrieben viele den festgestellten Schaden und die gemachten Beobachtungen.

Die Blätter würden sich von klein auf nicht richtig entwickeln. Sie wurden nicht so groß, wie sie sein sollten, obwohl der Regen zur Zeit der Aussaat und danach reichlich war. Selbst in der Hauptzeit des Wachstums waren Regen und Sonnenschein optimal.

Dennoch fingen die Blätter an, schwächer und dünner zu werden. An der Unterseite begannen kleine weiße Pilze zu wachsen. Mit der Zeit fingen Raupen an, die geschwächten Blätter anzufressen, bis die Pflanzen keine Kraft mehr hatten, akzeptable Früchte zu bilden oder zu entwickeln.

Oft herrschte erst einmal belastendes Schweigen. Zu sehr war man selbst berührt oder betroffen von dieser Zerstörung, der man scheinbar ohnmächtig gegenüberstand.

Ein Studierter, sehr gebildeter Biologe, ergriff das Wort.

Von ihm erwarteten viele eine hilfreiche Aussage zur Bewältigung ihres Problems.

„Die Blätter“, so sprach er, „besonders um sie müssen wir uns kümmern. Sie sind wie das Dach über uns. Unter ihrem Schutz bildet sich das Leben. Besonders um sie müssen wir uns sorgen und alle Zuwendung muss ihnen gelten. Wir müssen den Staub von ihrer Oberfläche waschen, damit sie die Sonnenstrahlen besser aufnehmen und sich entfalten können. Dann sind die Blätter gesünder und die Pilze können sie nicht schädigen. Ebenso müsse man öfter die Erde lockern und noch besser düngen, auf dass die Pflanzen leichter an Wasser und Nährstoffe für ihre Blätter gelangen.“

„Unsinn!“, widersprach einer, und die Diskussion nahm an Fahrt auf. Ein Kleingärtner war erbost.

„Was können wir noch mehr tun? Wir lockern und bewässern von in der Frühe bis zum späten Abend.

„Was wir haben, stecken wir in Dünger und plagen uns mühselig, diesen wurzelnah und schonend an unsere Pflanzen zu bringen.

Mehr geht nicht mehr, an dem kann es nicht liegen.

Früher steckte man einen Halm in die Erde und er wuchs. Das kann das Problem nicht sein!“

Es meldete sich ein Tagelöhner, der schon auf vielen fremden Feldern arbeitete. Er wisse nicht, ob das, was er beobachtete, eine Rolle spielt und mit den verdorrten Blättern zusammenhängt.

Einmal musste er eine Pflanze ausgraben. Weil er dort einen Baum für einen bekannten Großgrundbesitzer pflanzen sollte. Ganz unten, unter dem Wurzelstock, so tief wie sonst keiner gräbt, fand er kleine Ameisen. Kleine schwarzrote Ameisen, wie er sie noch nie gesehen hatte. Die kleinen untersten Wurzeln der Pflanze waren nicht braun. Sie waren fleckig weiß, wie angeknabbert.

Über diese Beobachtung waren plötzlich alle erstaunt, weil diese Erkenntnis dem Ganzen eine neue Richtung gab, als wenn ein Regenbogen am Horizont erscheint, der einen ersehnten Sonnenschein erhoffen lässt.

Wenn dem so wäre, das allein schon war ein heilender Gedanke, dann würde die Schuld nicht an ihnen selbst liegen. Nicht an ihrer Art, die Felder zu bestellen, nicht an Nachlässigkeit oder fehlender Bildung.

„Ja“, meinte ein weiterer, und sprach aus, was fast alle jetzt dachten. „

„Kann es sein, dass die Ameisen die Pflanze an den Wurzeln schädigen und somit schwächen. Dass sie nicht genügend Wasser und nötige Nährstoffe aufnehmen, um die Blätter damit versorgen zu können, was es Pilzen, Raupen und Käfer einfacher macht, sie restlos zu vernichten?

Dass die schwelgenden Blätter nicht das Hauptproblem sind, sondern die Folge dessen, was die Schmarotzer von Ameisen verursachten?!“

Es war eine ungeheuerliche Entdeckung in ihren Augen. Bis zum nächsten Treffen machte man sich gemeinsam daran, zu prüfen, nachzuforschen und Beweise zu sammeln, ob dies auch wirklich einer der wesentlichen Gründe für ihre Missernten sei.

3 Strategie: Was sollte man wissen, um gegen einen Missstand vorzugehen?

Als sich unser Kleinbauer von diesem Treffen auf den Heimweg machte, kehrte er in einer kleinen Taverne ein. Wo sich normalerweise keiner aus gehobenen Kreisen einfand, saß dort an einem Tisch der berühmteste und älteste Fünfsternegeneral des Landes.

Er war in Begleitung eines jungen Mannes, der die Offizierslaufbahn einschlug. Er war ihm unterstellt und beide mussten wegen einer Autopanne notgedrungen hier auf Hilfe warten.

Die Taverne bestand nur aus drei eng aneinander gestellten Tischen und Stühlen. Und es war normal, mitzuhören, was einer dem anderen erzählte, selbst wenn man nicht am selben Tisch saß.

Der General war überall im Land als glorreicher Offizier geachtet, berühmt und bekannt. Selbst bei den Feinden, die ihm den ehrenhaften Beinamen gaben:

„Der große Stratege“.

Durch die Übermacht seiner Feinde konnte er niemals einen Krieg gewinnen. Aber oft und lange spielte er mit dem Gegner Katz und Maus. Mittels ungewöhnlich einfacher Kriegslist, kluger Taktiken, den gekonnten Bewegungen seiner Streitkräfte und der beispiellos genialen Heranziehung nichtmilitärischer Mittel.

Die Stärke der Gegner schien manchmal am Boden zu liegen, wenn er einfachste Ideen nutzte, mit denen er ihnen das Wasser abgrub.

Jede legale Möglichkeit zog er heran und nichts ließ er unversucht.

Mit fundierten Argumenten und moralischen Appellen mittels Flugblätter oder Radioansprachen an die feindlichen Soldaten, weichte er deren Kampfgeist und Gehorsam auf und schwächte sie entscheidend.

Er wusste im richtigen Moment, auch auf internationalem Parkett, alle erdenklichen Stärken seines Landes auszuspielen.

Dank seiner Fähigkeit, sein Volk zu einen, Verbündete zu finden und seine Gegner zu täuschen und seiner brillanten Diplomatie, konnte er meist die Opfer für sein Volk stark mildern.

Seine Gestalt war von Gebrechlichkeit gezeichnet. Aber geistig war er, wie aus seiner flotten Wortwahl und Redekunst hervorging, als würde er immer noch im besten Saft seines Lebens stehen.

Zwischen dem General und dem Offiziersanwärter bestand ein freundliches und vertrautes Verhältnis. Sie duzten sich und sprachen ganz entspannt über ihre Familien und was sie zuhause alles an Arbeiten erledigten.

Als sich dieses Thema langsam dem Ende zuneigte, nutzte der Offiziersanwärter die Gelegenheit, eine für ihn extrem wichtige Frage zu stellen. Etwas, das ihm auf dem Herzen brannte, weil er von der Größe dieses Generals angetan war.

Er war von seinem Können begeistert. Von dieser Kunst, wollte er mehr erfahren. Alles wollte er darüber wissen, darin eingeführt werden und in sich aufsaugen, um von dieser Genialität inspiriert und befähigt zu sein.

„Mein General“ fügte er mit freundlicher Stimme an, “Darf ich dich fragen, was einen guten Strategen ausmacht und wie man lernen kann, gute Strategien zu entwickeln?“

„Natürlich kann man das erlernen“, fing dieser zu erzählen an, mit einem Leuchten in seinen Augen. Es war sein Element.

„Man müsse nur lernen, möglichst viele Elemente des Lebens in sich aufzunehmen, zu berücksichtigen und bei Bedarf zu verbinden.“

Der General erkannte durch einen sichtbar, interessierten Blick unseres Bauern und seiner konzentriert zuhörenden Kopfhaltung, dass auch ihn dieses Thema mächtig interessierte.

Einfach und offen sprach er ihn darauf an. „Ja, sehr!“ erwiderte unser neugieriger Bauer angetan. Und schon war er vom General selbst eingeladen, sich an seinen Tisch zu setzen.

Der General genoss es, sein Wissen mit Wissenshungrigen teilen zu können.

„Das Feld der Strategie ist unendlich groß. Es ist eigentlich unerschöpflich“, fing er an, mit Begeisterung zu erzählen.

„Aber fangen wir an mit der einfachsten Form von Strategie, und was man darüber wissen muss. Vielleicht kennt ihr das Spiel Schach? Es ist ein Strategiespiel und kommt dem, wie ein General handelt, sehr nahe.

Man muss mit Strategie versuchen, seinen Gegner außer Gefecht zu setzen. Strategie besteht bei diesem Spiel, wie auch beim Militär darin, wie man die eigenen vorhandenen Soldaten, Mittel und Möglichkeiten am geschicktesten einsetzt.

Doch dies wäre zu oberflächlich gesprochen. Um eine gute Strategie entwickeln zu können, um ein exzellenter Stratege zu werden, muss man lernen, zu wissen, was man für Soldaten hat. Was haben sie für Fähigkeiten und wie kann ich diese Fähigkeiten miteinander verbinden, um gemeinsam den größten Nutzen, den vielfachen Nutzen zu erzielen.

Beim Schach habe ich Bauern, Läufer, Springer, Türme und die Dame. Jeder hat andere Fähigkeiten, um sich gegenseitig zu schützen aber auch um dem Kontrahenten gefährlich zu werden. Beim Militär ist es ähnlich. Luftwaffe, Marine, Panzereinheiten und Fußvolk sind nur gemeinsam stark, um sich zu schützen und um den Feind zu besiegen.

Jedoch, nur zu wissen, was ich habe, welches Werkzeug ich wo, wie und wann und vor allem zusammen am besten nutzen kann, bringt uns gar nichts.

Dies fängt erst an, wenn ich meinen Gegner kenne. Wenn ich weiß, was er anstrebt und wie er es erlangen will.

Meist gilt es, erst zu erkunden, worauf seine Stärke baut. Wie kann er was in das Spiel einbringen? Wo liegen seine Schwächen oder wo könnte er mich überraschen?

Wie denkt oder fühlt er, und was ist ihm wichtig?

Was ist klug für uns und was wollen wir erreichen?

Bauen wir erst eine gute Verteidigung auf oder setzen wir unseren Gegner sofort ständig ein wenig unter Druck, um ihn zu nötigen, nach unseren Vorgaben zu handeln?

Stören wir ihn dauernd, um ihn aus seinem Konzept zu bringen?

Ist man seinem Feind waffenmässig unterlegen, sollte man ihm mit Diplomatie, indirekter Gewalt oder sozialen Widerstand begegnen.

Sicher habt ihr schon von psychologischer Kriegsführung gehört.

Als Beispiel: Hinter den Waffen stehen Menschen wie du und ich, mit Gefühlen und Werten, mit Argumenten oder Drohungen, mit Vernunft oder über die Gefühle von Menschlichkeit und Gerechtigkeit kann man den Gegner bewegen, seine Ziele oder wie er sie ausführt, zu überdenken.

Dem anderen einen Handel vorzuschlagen, damit keiner verliert oder beide gewinnen, ist immer eine gute Alternative, insofern ein Kompromiss tragbar ist oder man ihn als kleineres Übel schlucken kann.

Aber selbst dieser diplomatische Weg macht nur Sinn, wenn man mit einer Macht im Rücken verhandeln kann.

Nichts ist stärker als die Macht des Volkes.

Mahatma Gandhi oder Martin Luther King nutzten hervorragend diese Macht, geeint durch ihren Sinn für Menschlichkeit und Gerechtigkeit. Sie nutzten genial Streiks, Blockaden oder Boykotts, um die Schreckensherrschaft ihrer Unterdrücker zu überwinden oder zu mindern: Mit unaussprechlichem Erfolg!