10,99 €
Auf sonnige Inseln, in verwunschene Bergdörfer, zu Schlössern und Heiligtümern – Sizilien hat mehr zu bieten als nur unendlich lange Sandstrände. Die herbe Schönheit der Insel findet sich im Landesinneren, wo die himmelblauen Lagunen dem Hochgebirge weichen. Mit dem POLYGLOTT on tour Sizilien lässt sich der Herzschlag der italienischen Insel erspüren. Die Autorin Daniela Schetar führt in 17 ausgeklügelten Touren durch die Vielseitigkeit der Insel und lässt Sie Typisches, Besonderes und Eigenheiten entdecken. Schnuppern Sie mediterranes Lebensgefühl und lernen Sie die italienische Insel hautnah kennen. Wandern Sie durch herrliche Naturparks und Reservate, durch Weinreben und karge Schafsweiden und hinauf zum Ätna, fahren Sie mit dem Tretboot auf die Insel Mozia und erkunden Sie dort die punischen Ruinen, bewundern Sie das lokale traditionelle Kunsthandwerk und probieren Sie sich durch die sizilianischen Kreationen der Küche. Sicher können Sie sich dem Flair Siziliens bald nicht mehr entziehen. Dank individueller Tipps können Sie ausprobieren und eintauchen, mitten hinein ins Leben auf der Mittelmeerinsel. Auf einen Blick: TYPISCH-Kapitel mit "Eine Reise wert", "50 Dinge" und "Was steckt dahinter" Faltkarte für die perfekte Orientierung vor Ort E-Book mit Verlinkungen zu Standorten der Adressen POLYGLOTT im Web unter www.polyglott.de oder bei Facebook
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 202
© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019
© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019
Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.
Redaktionsleitung: Grit Müller
Verlagsredaktion: Anne Kathrin Scheiter
Autoren: Daniela Schetar und Friedrich Köthe
Redaktion: Karen Dengler, Werkstatt München
Bildredaktion: Ruth Steinhorst
Layoutkonzept/Titeldesign: fpm factor product münchen
Kartografie: Theiss Heidolph und Kunth Verlag GmbH & Co. KG
eBook-Herstellung: Anna Bäumner, Martina Koralewska
ISBN 978-3-8464-0670-0
SYMBOLE ALLGEMEIN
L
Erstklassig: Besondere Tipps der Autoren
C
Seitenblick: Spannende Anekdoten zum Reiseziel
1
Top-Highlights und
0
Highlights der Destination
1
Die POLYGLOTT-Touren
6
Stationen einer Tour
1
Hinweis auf 50 Dinge
Hotel DZ
Restaurant
€
bis 70 EUR
bis 25 EUR
€€
70 bis 120 EUR
25 bis 45 EUR
€€€
über 120 EUR
über 45 EUR
Zeichenerklärung der Karten
Autobahn Schnellstraßebeschriebene Region (Seite=Kapitelanfang)Hauptstraße sonstige Straßen FußgängerzoneSehenswürdigkeitenEisenbahn StaatsgrenzeTourenvorschlagLandesgrenze NationalparkgrenzeDie wichtigsten Sehenswürdigkeiten
In der Inselmetropole gibt es einzigartige Denkmäler barocker Baukunst.
Islamische und normannische Architektur treffen sich in vollendeter Harmonie.
Die Inselgruppe vor Trapani ist ein Paradies für Taucher und Schnorchler.
Hervorragend erhaltene Tempel zeugen von der Baukunst griechischer Siedler.
Spätantike römische Mosaikkunst kann man in einer kaiserlichen Villa bestaunen.
Hier treibt der sizilianische Barock seine skurrilsten Blüten.
Der archäologische Park zeigt die Überreste des einst so mächtigen Neapolis.
Über 5000 Menschen wurden in den Grabhöhlen beigesetzt.
Der »Berg der Berge« ist Europas mächtigster aktiver Vulkan.
Von einem der schönsten Theater der Antike blickt man auf den Ätna.
Wanderwege führen durch karge Felslandschaften und archaische Bergdörfer.
Die Schönheit des Archipels vor Siziliens Nordküste hat viele Facetten.
mehr entdecken, schöner reisen
Perfekte Planung > Parallel > aufschlagen
TOUREN
REGION
DAUER
TOUR1
Antike Tempel im Westen
Palermo & der Westen
1 Tag
TOUR2
Auf den Spuren der Paten
Palermo & der Westen
1 Tag
TOUR3
Ägadische Inseln
Palermo & der Westen
mind. 2 Tage
TOUR4
Das Barock-Dreieck
Zwischen Agrigento und Siracusa
mind. 2 Tage
TOUR5
Kaps und Strände
Zwischen Agrigento und Siracusa
1 Tag
TOUR6
Sizilianisches Burgenland
Zwischen Agrigento und Siracusa
1–2 Tage
TOUR7
Einmal um den Ätna
Catania und der Nordosten
1 Tag
TOUR8
Städte des Ostens
Catania und der Nordosten
2 Tage
TOUR9
Siziliens Nordküste
Catania und der Nordosten
1 Tag
TOUR0
Bergtour auf den Stromboli
Liparische Inseln
5–6 Std.
TOUR!
Ans Ende der Welt
Liparische Inseln
7 Tage
TOUR@
Antike, Vulkan & Strände im Osten
Extra-Tour
1 Woche
TOUR#
In Westsizilien auf den Spuren von Griechen, Mauren & Normannen
Extra-Tour
7–10 Tage
© Getty Images/Scotto, Federico
Der Kalkfelsen (griechisch Kephale), der Cefalù überragt, war Namensgeber der Küstenstadt
Wo sonst spiegeln sich 3400 m Hochgebirge im Badewasser des Mittelmeers, wo sonst gedeiht rubinroter Wein in der Nähe karger Schafsweiden und wo sonst reihen sich griechische Säulen neben betörend verspieltem Barock?
© Köthe, Friedrich
DANIELA SCHETAR & FRIEDRICH KÖTHE
Hier wird entdeckt, probiert, gestaunt, Urlaubserinnerungen werden gesammelt und Fettnäpfe clever umgangen. Diese Tipps machen Lust auf mehr und lassen Sie die ganz typischen Seiten erleben. Viel Spaß dabei!
1Unter dem Vulkan Wanderungen auf den Ätna zählen mit zu den eindrucksvollsten Erlebnissen auf Sizilien, doch eine kompetente Führung ist dabei unerlässlich! Im Norden kümmert sich Guide Etna Nord Online-Karte(Linguaglossa, www.guidetnanord.com), an der Südflanke Guide Alpine Etna Sud Online-Karte(Nicolosi, www.etnaguide.com) um die Wanderer (ab 80 €).
2Schwimmend ins Vergnügen Beim kleinsten Hafen Italiens zu baden ist nicht nur rekordverdächtig, es ist auch ein sauberes Vergnügen. Selbst in der Hochsaison legen die Schiffe in Ginostra > selten an, das Wasser ist klar, Einheimische und Urlauber extrem entspannt.
© Stock.adobe.com/lapas77
© Getty Images/afinocchiaro
Der Cocordia-Tempel im Valle dei Templi in Agrigento ist der besterhaltene dorische Tempel Italiens
© Shutterstock/Zerloch, K. Roy
Der heutige Badeort Giardini Naxos an der Ostküste, hier vom antiken Theater von Taormina aus gesehen, war die erste griechische Siedlung auf Sizilien
Die sanfte, stille Schönheit des Zingaro-Nationalparks am Golf von Castellammare und die chaotisch lärmende Inselkapitale Palermo sind die beiden Antipoden im Westen Siziliens.
Quirliges, hektisches Leben, überbordende Märkte, eindrucksvolle Normannenarchitektur und schicke Einkaufsstraßen zeichnen Palermo aus. Am Golf von Castellammare, nur wenige Kilometer westlich, finden sich noch verträumte Hafenstädtchen und die geschützte Natur des Zingaro, die zum Wandern einlädt.
Die Westküste mit Trapani als Mittelpunkt ist deutlich nach Nordafrika gewandt, herb und bodenständig. Mit den Tempelbauten von Selinunt und Segesta besitzt die Region zwei der imposantesten Hinterlassenschaften der griechischen Antike.
Siziliens Süden zwischen Agrigento und Siracusa breitet mit herrlichen griechischen und römischen Tempeln, Theatern und Villen ein Kaleidoskop seines alten Kulturerbes vor dem Besucher aus. Ähnlich vielfältig und von teils bizarrer Anziehungskraft sind die barocken Stadtzentren von Noto, Modica und Ragusa. Weite und flach abfallende Strände säumen die Küste, vor allem Italiener machen hier Urlaub. Wer gern wandert, findet in den tiefen Schluchten Ispica und Pantalica eine reizvolle Herausforderung.
Der schneebedeckte Ätna ist eine schwer berechenbare Landmarke des nordöstlichen Siziliens rund um das lebenslustige Catania. Wenn er gerade Ruhe hält, laden seine fruchtbaren Hänge und die karge Mondlandschaft der Gipfelregion zu Wanderungen ein. Das mondäne Taormina mit seinen schönen Stränden und den schicken Läden, Hotels und Restaurants ist eine reizvolle Abwechslung zum Naturprogramm, und auch der Fischerort Cefalù hat neben seinen urbanen und kulturellen Attraktionen vor allem eines zu bieten: herrliche Badestrände.
Ein ganz besonderes Flair umgibt die sieben Eilande der Äolischen oder Liparischen Inseln: Lipari, die größte, besitzt mit der gleichnamigen Hauptstadt des Archipels beinahe so etwas wie städtisches Leben – aber klein, überschaubar und nie hektisch. Auf Vulcano erwarten heilende Schlammbäder den Besucher, auf Salina Wanderwege und einsame Buchten, Panarea ist nahezu wüstenhaft, auf Alicudi und Filicudi fühlen sich Einsamkeitsfanatiker wohl. Ohne den aktiven und im halbstündigen Rhythmus spuckenden Vulkan Stromboli auf der gleichnamigen Insel gesehen und bestiegen zu haben, sollte kein Reisender dieses Inselreich verlassen – ein unvergessliches Erlebnis!
Ein mediterranes Klima mit milden Wintern und langen, heißen Sommern, in denen kühlende Winde ein wenig Erfrischung bringen, prägt die Küsten Siziliens.
Die kühlsten Monate sind der Januar und Februar mit durchschnittlichen Luft- und Wassertemperaturen um die 14 °C und häufigen Regenfällen. Anschließend explodiert die an Pflanzenarten reichste Insel des mediterranen Raums in einem Blütenmeer: Auf das Gold der Mimosenbäume folgen das strahlende Sonnengelb des Ginsters und dann das Rosaweiß der Zitronen- und Orangen-, Mandel- und Kirschbäume.
Mit der roten Pracht des wilden Oleanders erreicht ab Mitte Mai auch das Wasser langsam mehr als kühle 17–18 °C, denn das Mittelmeer erholt sich nur gemächlich von der winterlichen Kälte. Dafür speichert es die Wärme bis zum Winter. Noch im November und oft sogar im Dezember weist es vor Siziliens Küsten 20 °C und mehr auf.
Ganz anders sehen die klimatischen Bedingungen dagegen im Inselinneren aus: Da die Berge teilweise über 2000 m hoch sind, der Ätna sogar knapp 3400 m Höhe erreicht, kommt es in den Wintermonaten häufig zu ergiebigen Schneefällen. In den Sommermonaten bleibt es in den Gebirgsregionen dann angenehm kühl, die fruchtbaren Ebenen Westsiziliens hingegen stöhnen unter der Hitze, die hier seltener als an der Küste ein Windhauch erträglicher macht.
So ist für viele der Herbst die beste Reisezeit, denn angesichts der angenehmen Temperaturen kann man dann viele Urlaubsaktivitäten wie Besichtigungen, Wassersport und Wandern kombinieren. Auch Streifzüge durch die antiken Stätten, deren Ruinen im Sommer nur wenig Schatten bieten, machen ohne die glühende Hitze und den Touristenrummel der Hauptsaison viel mehr Spaß.
Fast unerträglich ist das Klima im August, zum einen, weil der Wüstenwind Schirokko häufig drei Tage und länger mit 40 °C über die Insel weht, zum anderen wegen der einheimischen Urlaubermassen, die Sizilien in den Sommermonaten überrollen.
Wer auf die Schulferien angewiesen ist, sollte entweder möglichst früh im Juli oder nach Ferragosto, dem Wochenende nach dem 15. August reisen. Denn zwischen Anfang Juli und Ferragosto machen auch die Italiener traditionell Urlaub.
Die Sommermonate sind allerdings auch die Zeit der großen Festivals: Der mittelalterliche Palio dei Normanni in Piazza Armerina, die mit Prozessionen und Feuerwerk begangene Festa della Vara in Messina als Höhepunkt der Feierlichkeiten zu Maria Himmelfahrt oder das Theater- und Konzertfestival von Taormina im August sind nur einige der spannenden und farbenfrohen Veranstaltungen, zu denen sich um Ferragosto große Segelwettbewerbe an den Küsten gesellen. Einen weiteren Höhepunkt stellt die Settimana Santa, die Karwoche, mit spektakulären Umzügen und Prozessionen dar, zum Beispiel den »Misteri« in Trapani.
Ab Salerno ist die Autobahn Richtung Süden mautfrei. Auf Sizilien selbst wird auf den Autobahnen Catania–Palermo und Palermo–Mazara del Vallo bzw. Trapani keine Mautgebühr verlangt, alle anderen Abschnitte sind hingegen mautpflichtig. Die Tempolimits liegen im Ortsgebiet bei 50 km/h, auf Landstraßen bei 90 km/h, auf Schnellstraßen bei 110 km/h, auf Autobahnen bei 130 km/h (bei Regen 110 km/h). Raser werden hart bestraft. Empfindlich sind auch die Bußgelder bei Verstößen gegen Halte- und Parkverbote. An gelb markierten Bordsteinen und Flächen dürfen Fahrzeuge nicht abgestellt werden (blaue sind kostenpflichtig, weiße frei). Die Promillegrenze liegt bei 0,5. Außerhalb geschlossener Ortschaften muss man auch tagsüber mit Abblendlicht fahren. Telefonieren ist nur mit Freisprecheinrichtung erlaubt. Neben Warndreieck und Verbandskasten muss eine Warnweste (im Autoinnenraum) mitgeführt werden, deren Tragen bei einem Unfall oder einer Panne Pflicht ist. Pannenhilfe gibt es beim Automobile Club d’Italia (ACI) italienweit unter Tel. 80 31 16. Unter der EU-weit einheitlichen Notrufnummer 112 erreichen Sie auch in Italien Polizei und Unfallrettung.
Von Genua, Livorno, Civitavecchia (bei Rom) sowie Neapel laufen Schiffe nach Palermo aus. Von Neapel kann man auch nach Catania und auf die Äolischen Inseln übersetzen. Rund um die Uhr bedienen Fähren die Route ab Villa San Giovanni (Kalabrien) und Reggio di Calabria nach Messina. Alle Infos unter www.traghettilines.it.
Die Liniengesellschaften Alitalia (www.alitalia.com) und Lufthansa (www.lufthansa.com) fliegen Sizilien an, Lufthansa z.T. direkt, Alitalia über Mailand oder Rom. Direkt verbinden auch diverse Charterfluggesellschaften viele Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit Catania, Palermo und Trapani (nach Holland, Belgien, Deutschland und Tschechien). Den ehemaligen Militärflughafen von Comiso im Süden der Insel fliegt neben Thomas Cook und Air Malta v.a. Ryanair (www.ryanair.com) an.
Schnellzüge gibt es ab Rom nach Palermo (12 Std.) und Catania (11 Std.). Von Venedig, Mailand, Genua und Rom verkehren direkte Schlaf- und Liegewagen nach Palermo, Catania, Siracusa und Agrigento. Verbindungen und Preise auf den Internetseiten von www.bahn.de, www.oebb.at, www.sbb.ch bzw. www.trenitalia.com.
© Schetar, Daniela
Florinda Saieva setzt ein Zeichen gegen Hoffnungslosigkeit und verändert eine Stadt
Favara, nur 8 km vom berühmten »Tal der Tempel« entfernt, ist eine dieser typischen Trabantenstädte von Agrigento: Wohnblocks aus den 1960er-Jahren, triste, müllgesäumte Straßen, chaotischer Verkehr und eine hohe Arbeitslosigkeit. Und mittendrin die zierliche Florinda Saieva mit einem Traum.
Die Anwältin und Mutter zweier Töchter sah Potenzial in dieser vom Verfall gezeichneten Kleinstadt. Sie kaufte mit ihrem Ehemann, dem Notar Andrea Bartoli, ein abbruchreifes Altstadthaus, dann ein zweites und drittes und gründete eine Art Kunstzone im Herzen Favaras, den »Farm Cultural Park«. Die Stadt, die jahrelang dem gesuchten Mafiaboss Gerlandino Messina Unterschlupf bot, zeigte sich anfangs sehr skeptisch gegenüber der Initiative.
»Ein Ort des Austauschs, der Hoffnung und der Kunst« sei das Projekt, erläuterte Florinda vor dem Café dieses Kultur-Biotops, in das sie regelmäßig junge Künstler einlädt: Sie wohnen umsonst und steuern dafür ein Werk bei. So kam der Park auch an Arbeiten des inzwischen renommierten sizilianischen Street Artist Vlady. Kunstvolle Graffiti schmückt die Mauern der alten Steinhäuser, Blumentöpfe setzen Farbtupfer, ein Bed & Breakfast hat sich angesiedelt und eine kleine Trattoria mit Slow-Food-Anspruch und sizilianischem Temperament. Florindas eigentlicher Stolz aber gilt den Kursen, in denen sie Kindern mit Mitteln der Kunst neue Perspektiven aufzeigt gegen die Hoffnungslosigkeit ihrer Umgebung. Sizilien, sagt sie, ist weit mehr als Mafia. Und das beweise der Farm Cultural Park jeden Tag aufs Neue.
Architektonisches Vorbild für den »Park« war die Altstadt von Marrakesch, berichtet Florinda. Sie und ihr Mann wollten das von den meisten seiner Bewohner verlassene historische Zentrum Favaras in eine Art arabische Kasbah verwandeln, ein Netz von Gassen, Durchgängen, Innenhöfen, in dessen Schutz städtisches Leben wieder aufblühen sollte. Die weiß getünchten Hauswände um die sieben miteinander verbundenen Innenhöfe setzten sich wie ein Ausrufezeichen vom tristen Grau der umliegenden Häuser ab.
Kräutergärten haben die Bewohner angelegt und Ruheoasen unter schattigen Baumkronen – und ja, es gibt wieder Bewohner in diesem Areal, junge Leute zum Beispiel, die das Projekt unterstützen, aber auch einige Alte, die einfach in ihren Häusern wohnen blieben und sich nun am wiedererwachten Leben um sich herum erfreuen.
Favara, weit abseits der Touristenströme, hat durch diese Initiative gewonnen: Besucher streifen durch das Areal, dessen Mittelpunkt ein kleines, von Florinda klug kuratiertes Museum zeitgenössischer Kunst bildet. Sie besichtigen diese und andere Galerien, essen in der Trattoria zu Mittag, kaufen im Museumsshop ein und genießen diese besondere Atmosphäre des Aufbruchs, die das gesamte Areal prägt.
Nur hundert Meter entfernt hat ein Museum eröffnet, dessen Name »Marzipan« Programm ist. Es beschäftigt sich mit Geschichte, Sorten und Verarbeitung von Mandeln. Noch vor fünf Jahren hätte eine solche Ausstellung in Favara keinen einzigen Besucher gehabt.
Es ist, als würde die unter dem schweren Mantel der Mafia erdrückte Insel wieder anfangen zu atmen. Ähnliche Initiativen bildeten sich auch in Siracusa oder Palermo und schaffen Räume für neue kreative Ideen. Florinda aber ist noch lange nicht zufrieden. Ihr neuer Traum: eine große Kunstschule für Kinder.
Farm Cultural Park
Online-Karte
Cortile Bentivegna | Sette Cortili
92026 Favara
Agrigento
Tel. 092 23 45 34
www.farmculturalpark.com
25. Juni–15. Sept. Di–Fr 10–24, Sa, So 10 bis 2, sonst Di–Fr 10–22, Sa, So 10–24 Uhr
Marzipan – Museo della Mandorla Siciliana
Online-Karte
Via Vittorio Emanuele, 96/100
92026 Favara | Agrigento
Tel. 0922 1806753
www.facebook.com/marzipansicilia
Mo–Fr 9.30–13, 15–18.30 Uhr
Bei Mietwagen sollte man die kleinstmögliche Kategorie wählen. Spätestens in den engen Straßen des ersten Bergstädtchens wird man für ein wendiges Auto dankbar sein. Denken Sie auch an den Benzinverbrauch angesichts der hohen Kraftstoffpreise. Das Portal www.billiger-mietwagen.de listet die Angebote der großen Fahrzeugvermieter und vergleicht sie übersichtlich.
Züge verbinden hauptsächlich die Städte Palermo, Messina, Catania und Siracusa. Andere Ziele, vor allem im Landesinneren und im Süden, erreicht man besser per Bus. Diese sind generell schneller, aber auch teurer als die Bahn. In Sizilien operieren hauptsächlich vier Busgesellschaften, deren Fahrpläne im Internet abrufbar sind: Interbus mit den Firmen Segesta, Sicilbus und Etna Trasporti (www.interbus.it), AST (www.aziendasicilianatrasporti.it) und SAIS Autolinee (www.saisautolinee.it).
Zu viel Sport ist unsizilianisch – aber für die vielen Touristen hat man sich in jüngerer Zeit einiges einfallen lassen, von Beachvolleyball bis Wracktauchen. Groß ist das Angebot für Segler und Surfer.
In vielen Orten gibt es Reitschulen und Tennisplätze. Engagierte Hoteliers veranstalten Jachtausflüge oder bieten geführte Wanderungen und Mountainbiketouren an.
Sizilien besitzt herrliche Segelreviere. Jachtcharter und Ausbildung für den Nautischen Führerschein mit Kursen bietet z.B. Sailing Sicily in Palermo an. Surfer finden die windsichersten Gebiete ganz im Süden Siziliens zwischen Punta Secca und Portopalo. Im Norden bietet z.B. der Strand beim Camping Marinello Oliveri in Tindari beste Bedingungen und dazu auch Surfkurse der Scuola Windsurf. Taucher werden im Resort Profondo Blu auf der Insel Ustica nördlich von Sizilien rundum versorgt. Eine schöne Idee ist die Exkursion mit dem Boot, auf der man traditionelle Fischfangmethoden kennenlernt. In Capo d’Orlando/San Gregorio geht es an der Küste entlang zum Angeln mit anschließendem Bad. Am Ende verspeisen die Teilnehmer den eigenen Fang (www.vitamarinae.com).
Sailing Sicily
Online-Karte
Via Francesco Crispi
Stazione Marittima (Molo V. Veneto)
Palermo | Tel. 091 58 06 79
www.sailingsicily.com
Scuola Windsurf
Online-Karte
Via del Sole 17 | Oliveri
Tel. 32 97 43 35 69
www.actionwind.it
Profondo Blu Ustica
Online-Karte
Ustica | Tel. 09 18 44 96 09
www.ustica-diving.it
© laif/hemis.fr/Guiziou, Franck
Im Zingaro-Naturpark eröffnen sich Wanderern großartige Küstenpanoramen
Sizilien ist ein Wanderparadies. In den großen Naturparks Ätna, Nebrodi und Madonie gibt es markierte Wanderwege, ebenso im Naturschutzgebiet Riserva dello Zingaro sowie auf den Ägadischen und Liparischen Inseln. Geführte Wanderungen organisieren u.a. die örtlichen Sektionen der Alpenvereine (www.cai.it, www.clubalpinosiciliano.it). Tourenvorschläge listet www.ferien-sizilien.de, auf www.gpsies.com lassen sich GPS-Tracks zahlreicher Wanderungen herunterladen.
Einige Hotels haben sich dem Fahrradtourismus verschrieben, darunter das Hotel Kalura in Cefalù (www.hotelkalura.com) und die Villa Schuler in Taormina (www.villaschuler.com). Auf Radtouren in Sizilien hat sich die Agentur Friends on Bikes spezialisiert (www.radsportferien-sizilien.de).
Der Il Picciolo Golf Club ist eine 18-Loch-Anlage bei Castiglione di Sicilia am Fuße des Ätna, etwa 30 Autominuten von Taormina (www.ilpicciologolf.com). Zwei 18-Loch-Plätze bietet das luxuriöse Donnafugata Golf Resort bei Ragusa (www.donnafugatagolfresort.com). Weitere 18-Loch-Plätze sind Le Saie (www.lesaiegolfclub.it) bei Siracusa und Verdura bei Sciacca (www.roccofortehotels.com).
© stock.adobe.com/bombyle
Bad im Schwefelschlamm von Vulcano
Ballermann-Atmosphäre dürfen Sie auf Sizilien nicht erwarten – die Italiener selbst mögen es eher schick-lässig an der spiaggia. Sizilien bietet Strände für alle Wünsche: noble Liegestühle in Taormina, verschwiegene Buchten auf den Liparischen Inseln, Strände der Provinz-Gigolos und Familien an der Nordküste.
Der moderne Wellnesstrend hat auf der Insel bisher wenig Resonanz gefunden, obwohl Sizilien bereits den alten Griechen und Römern als Kurort bekannt war. Sie badeten etwa in den Quellen von Sciacca > oder im schwefelgesättigten Meerschlamm von Vulcano >.
Mit dem Giardino di Costanza bei Mazara del Vallo > leuchten fünf Sterne am Himmel der sizilianischen Hotellerie – selbstredend ist das Spa entsprechend, in dem bevorzugt einheimische Erzeugnisse verwendet werden.
S SPANNENDE AKTIVITÄTEN
Kitesurfen, wo einst die Phönizier ihre Handelsschiffe beluden: Siziliens bester Kite-Spot ist die Stagnone-Lagune zwischen Marsala und der Insel Mozia (Infos unter: www.surfsicilia.com).
Bei den kleinen Inseln um Sizilien wartet auf Taucher eine herrliche Unterwasserwelt, beispielsweise an der Punta Milazzese auf Panarea. >
Grünes Salina: Etwa 2 Std. dauert die Wanderung von der Wallfahrtskirche Madonna del Terzito auf den 962 m hohen Monte Fossa delle Felci durch Wald und über Wiesen. Nur das letzte Stück ist steinig. >
Reine Hotelgettos finden sich glücklicherweise selten. Lediglich ein touristisches Ballungszentrum wie das Städtchen Giardini Naxos bei Taormina besitzt in seinem Ortsteil Recanati ein Hotelviertel, doch selbst dieses wird wohltuend durch Cafés, Eisdielen und Boutiquen aufgelockert.
Ausgesprochene Luxusherbergen konzentrieren sich ebenfalls auf Städte mit langer Tourismustradition wie Taormina, Siracusa oder Mondello bei Palermo. Generell kann man überall, in allen Preisklassen und ohne langfristige Vorbestellung in Hotels, Pensionen, Privatzimmern, Ferienklubs oder auf Campingplätzen übernachten – es sei denn, der Reisetermin fällt in die Hauptsaison um Ostern oder in die Zeit der Sommerferien von Anfang Juli bis etwa Mitte August.
Die einschlägigen Websites für Hotelbuchungen bieten auch auf Sizilien selbst in den kleinsten Ortschaften eine Unterkunft.
In den Sommerferien (Juli und August) explodieren die Übernachtungspreise und man bezahlt nicht selten doppelt so viel wie in den Monaten davor und danach.
Noch recht unverfälscht erlebt man Sizilien in den Agriturismo-Landgasthäusern. Leicht findet man Kontakt zur Bevölkerung, auf den Tisch kommen leckere, rustikale Gerichte mit Produkten aus eigenem Anbau und man logiert in ruhigen Lagen etwas abseits vom Trubel an der Küste mitten in der ursprünglichen Kultur des Landesinneren. Ein weiterer Pluspunkt sind die moderaten Preise selbst während der Hauptsaisonzeiten. Ausführliche Beschreibungen und Fotos von Landgasthöfen in allen Regionen Siziliens mit Option zur Online-Buchung findet man unter www.agriturismo-sicilia.it.
S CHARMANT ÜBERNACHTEN
Giardino di Costanza: Prachtoase inmitten grüner Einsamkeit bei Mazara del Vallo. >
Im Hotel Alla Giudecca wohnt man in restaurierten Altstadthäusern im ehemaligen jüdischen Viertel von Siracusa. >
Der Landgasthof Giardino Donna Lavia aus dem 14. Jh. verwöhnt seine Gäste mit schönen Zimmern, schmackhafter regionaler Küche aus Bio-Produkten sowie einer herrlichen Wanderumgebung. >
Wohnen, wie die Einheimischen es seit Jahrhunderten tun: Die Case Vacanze Ginostra verteilen sich über die Flanke des Stromboli. >
Charme und vornehme Schlichtheit sind die Charakteristika des Hotels Signum in Malfa auf der Liparischen Insel Salina. >
© Schapowalow/Bartuccio, Antonino
Ostersonntagsprozession zu Ehren von Santa Maria della Pietà in der Barockstadt Scicli im Val di Noto
Fläche: 25.708 km² und damit größte Insel des Mittelmeers
Topografie: 24 % Ebenen, 58 % Hügelland, 18 % Gebirge
Bevölkerung: ca. 5 Mio. Einw.; mehr als ein Drittel lebt in den Städten Palermo, Catania, Messina, Siracusa und Trapani.
Arbeitslosenquote: ca. 21 %
Beschäftigungsstruktur: Landwirtschaft 15 %, Industrie 20 %, Handel und Dienstleistungen 65 %
Hauptstadt: