Porter - Geheimnisvolle Leidenschaft - Jennifer Dellerman - E-Book

Porter - Geheimnisvolle Leidenschaft E-Book

Jennifer Dellerman

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Beschreibung

Ein ruhiges Versteck - mehr wollte sie nicht ...

Als Schriftstellerin liebt Rachel Laversse es, ihre Figuren mit Schicksalsschlägen zu beuteln. Doch als die Leoparden-Gestaltwandlerin selbst das Ziel eines geheimnisvollen Stalkers wird, muss sie sich auf dem Anwesen der Familie Felix in Florida verstecken.

Porter Felix ist sofort fasziniert von ihr. Rachel hat eigentlich anderes im Sinn, doch wenn dieser Jaguar sich etwas in den Kopf setzt, ist Widerstand zwecklos. Wie weit wird er gehen, um sie zu seiner Gefährtin zu machen? Und was wird er tun, wenn ihr Stalker sie findet?

Alle Romane der Dynasty of Jaguars: Rome - Verführerische Fährte / Santos - Unstillbares Verlangen / Porter - Geheimnisvolle Leidenschaft / Del - Ungezähmtes Begehren

Jedes eBook enthält eine abgeschlossene, prickelnde Geschichte! EBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

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Inhalt

CoverÜber dieses BuchÜber die AutorinTitelImpressum12345678910111213141516171819202122Leseprobe – Del – Ungezähmtes Begehren

Die Serie

Die Familie Felix besitzt seit Generationen ein riesiges, tropisches Anwesen in Florida. Was keiner wissen darf: Es handelt bei der Familie um Jaguar-Gestaltwandler! In jedem Roman steht einer der Söhne im Mittelpunkt. Dynasty of Jaguars – prickelnde und spannende Romantik mit übernatürlichem Touch!

Alle Romane der Dynasty of Jaguars:

Rome – Verführerische Fährte

Santos – Unstillbares Verlangen

Porter – Geheimnisvolle Leidenschaft

Del – Ungezähmtes Begehren

Jedes eBook enthält eine abgeschlossene, prickelnde Geschichte.

Über diese Folge

Als Schriftstellerin liebt Rachel Laversse es, ihre Figuren mit Schicksalsschlägen zu beuteln. Doch als die Leoparden-Gestaltwandlerin selbst das Ziel eines geheimnisvollen Stalkers wird, muss sie sich auf dem Anwesen der Familie Felix in Florida verstecken.

Porter Felix ist sofort fasziniert von ihr. Rachel hat eigentlich anderes im Sinn, doch wenn dieser Jaguar sich etwas in den Kopf setzt, ist Widerstand zwecklos. Wie weit wird er gehen, um sie zu seiner Gefährtin zu machen? Und was wird er tun, wenn ihr Stalker sie findet?

Über die Autorin

Jennifer Dellerman hat bereits viele Bücher veröffentlicht. Am liebsten schreibt sie erotische und spannende Romane mit paranormalem Einschlag. Jennifer Dellerman lebt in den USA.

Jennifer Dellerman

Aus dem amerikanischen Englisch von Charlene Stein

beHEARTBEAT

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Die englischsprachige Originalausgabe erschien unter dem Titel »Haze of Heat« bei Ravenous Romance®

© 2013 by Jennifer Dellerman

Koordination und Bearbeitung der deutschen Ausgabe: usb bücherbüro, Friedberg (Bay.)

Übertragung ins Deutsche: Charlene Stein

Projektmanagement: Lukas Weidenbach

Covergestaltung: © Guter Punkt, München | www.guter-punkt.de unter Verwendung von istockphoto/Geber86 und thinkstock/Matt_Gibson

Datenkonvertierung E-Book:

hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7325-2807-3

Dieses eBook enthält eine Leseprobe des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes »Del – Ungezähmtes Begehren« von Jennifer Dellerman.

Die englischsprachige Originalausgabe erschien unter dem Titel »Rumble of Passion« bei Ravenous Romance®

© 2014 by Jennifer Dellerman

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Koordination und Bearbeitung der deutschen Ausgabe: usb bücherbüro, Friedberg (Bay.)

Übertragung ins Deutsche: Charlene Stein

Projektmanagement: Lukas Weidenbach

Covergestaltung: © Guter Punkt, München | www.guter-punkt.de unter Verwendung von istockphoto/MRBIG_PHOTOGRAPHY

Datenkonvertierung E-Book:

hanseatenSatz-bremen, Bremen

www.be-ebooks.de

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Nach einem Kilometer Fahrt sah Rachel Laversse immer noch nichts als die von der Sonne beschienene Landstraße, die auf beiden Seiten von einem endlosen Meer aus Wiesen und Bäumen gesäumt war. Sie fuhr rechts ran und hielt an. Nirgendwo war ein anderes Fahrzeug zu sehen. Stirnrunzelnd nahm sie die Wegbeschreibung vom Beifahrersitz, holte die Brille aus ihrer Handtasche und studierte den Plan. Ein paarmal schaute sie prüfend in die Landschaft. Eigentlich müsste sie ihr Ziel schon erreicht haben.

Mit einem Seufzer legte sie die Brille und das Papier wieder auf den Beifahrersitz und rieb sich die müden Augen. Zu viele schlaflose Nächte und die zehnstündige Fahrt – das alles hatte sie mehr als ermüdet. Sie war allmählich erschöpft.

Rachel schlüpfte in ihre hübschen Sandalen, sah sich noch einmal gründlich um, schaltete den Motor aus und öffnete die Autotür.

Als Erstes spürte sie die Feuchtigkeit. Ihre Sinne wurden von dieser Feuchtigkeit und von einer sanften Brise betört, die den salzigen Geschmack des Ozeans mit sich trug. Was für eine angenehme Abwechslung zu der extremen Sommerfeuchtigkeit in North Carolina, wo sie wahrscheinlich trotz der leichten hellbraunen Baumwollhose und des dünnen grünen Tops schon kräftig schwitzen würde.

Sie zog den Schlüssel ab, schloss die Autotür und machte ein paar Dehnübungen, um ihre Muskeln zu lockern. Als sie sich gegen das warme Auto lehnte, fielen ihr die Augen zu. Das war gut, so konnte sie sich ein bisschen ausruhen und gleichzeitig die frischen Düfte und beruhigenden Geräusche der Umgebung besser wahrnehmen. Sie war zwar weitsichtig und brauchte zum Lesen und Schreiben eine Brille, aber ihr Geruch, ihre Nachtsicht und ihr Gehör waren besser als bei den meisten Leuten.

Besser als bei normalen Menschen allemal.

Durch eine seltsame Laune der Natur hatte sie ihre Andersartigkeit von ihrem Großvater mütterlicherseits geerbt. Er war ein Leoparden-Wandler, hatte eine Frau geheiratet, die nicht seine wahre Gefährtin war, und mit ihr vier Kinder gezeugt. Drei von diesen Nachkommen, Rachels Mutter und zwei Onkel, waren hundertprozentig menschlich. Ihre Tante Bethany dagegen war eine Wandlerin.

Als Gestaltwandlerinnen verfügten Bethany und Rachel über geschärfte Sinne, eine außergewöhnliche Schnelligkeit und große Stärke. Darüber hinaus heilten bei ihnen Wunden rascher. Aber sie konnten keine Leopardengestalt annehmen so wie die Männer. Keine Krallen, keine Reißzähne, kein Fell. Und nicht auf vier Beinen stehen. Die Verwandlung vom Menschen zum Tier war eine gewaltige körperliche Transformation, auch wenn sie blitzschnell erfolgte. Mutter Natur hatte es bei den Weibchen dieser Spezies so eingerichtet, dass die Jungen die besten Überlebenschancen hatten.

Doch diese bemerkenswerte genetische Veranlagung hatte einen Haken, nämlich die Tatsache, dass Rachel eine Brille brauchte. Das hatte ihr liebenswerter, faszinierender Vater ihr vererbt. Von ihrer Mutter hatte sie das kantige Gesicht, die lockigen blonden Haare – die sie im Moment hochgesteckt trug –, die leuchtenden smaragdgrünen Augen, die sehr ansehnlichen Brüste und den äußerst kleinen Hintern.

Beim Gedanken an ihre Eltern seufzte Rachel erneut auf, richtete den Blick zum Himmel und atmete tief ein. Dann noch einmal. Die Erkenntnis, dass sie ihr Ziel fast erreicht hatte, hätte sie eigentlich beruhigen müssen. Nur noch ein paar Meter, dann war die Ziellinie erreicht. Stattdessen fühlte sie Beklommenheit – ihr war ganz mulmig zumute.

Was, wenn Melinda Felix ablehnend auf ihre Bitte reagierte? Ja, die Besitzerin des Gästehauses, zu der Rachel unterwegs war, war erstaunt und begeistert gewesen, als sie sich bei ihr gemeldet hatte, schließlich waren Rachels Mutter und Tante Bethany alte Freundinnen von ihr. Aber Rachel wollte nicht unter Vortäuschung falscher Tatsachen in dem Gästehaus bleiben. Sie musste Melinda reinen Wein einschenken, bevor sie auch nur ein einziges Gepäckstück aus dem Kofferraum holte. Falls Melinda sich weigerte, würde Rachel gleich wieder in ihr Auto steigen und nach Texas weiterfahren.

Bei diesem deprimierenden Gedanken ließ sie die Schultern hängen. Trotzdem würde sie tun, was notwendig war, um abzutauchen und in Sicherheit zu sein. Zumindest vorübergehend. Hoffentlich höchstens eine Woche lang oder zwei. Nur bis die Polizei den Stalker endlich aufgespürt hatte.

In Absprache mit den Beamten, die ihren Fall bearbeiteten, wollte Rachel sich eine Auszeit fernab von ihrem Zuhause nehmen, vor allem nach dem letzten Zwischenfall. Es war schwierig, aber notwendig gewesen, ihren Eltern zu verschweigen, wohin sie fuhr. Niemand wusste, woher der Kerl, der sie belästigte, seine Informationen über ihren Aufenthaltsort bekam. Deshalb war es unvermeidlich, absolutes Stillschweigen zu wahren.

Und dieser »Urlaub« war der letzte Ausweg.

Oder der vorletzte? Vom Leopardenrudel ihres Großvaters war sie abgewiesen worden, es sei denn, sie schloss sich dem Rudel an, indem sie sich mit dem Sohn des Alphas paarte. Das kam für sie überhaupt nicht infrage. Rachel hatte absolut keine Lust, sich an einen kaum zwanzig Jahre alten Jungen zu binden, einen Jungen also, der fast zehn Jahre jünger war als sie. Im Gegensatz zu seinem Vater, Rand Henson, war der Junge offenbar ihrer Meinung gewesen, denn er hatte ihr eine Liste mit drei Wandler-Rudeln zugesteckt, bei denen sie möglicherweise Unterschlupf finden konnte, ohne gleich ihr ganzes Leben verändern zu müssen.

Das war wirklich eine angenehme Überraschung gewesen. Mit Rachels Genen konnten sie und ein männlicher Gestaltwandler Söhne zu Welt bringen, die ebenfalls ihre Gestalt verändern konnten. Das war für alleinstehende Männchen reizvoll.

Nicht aber für den jungen Brody. Offenkundig war Rachels Geruch falsch gewesen. Mit anderen Worten: Sie war nicht Brodys wahre Gefährtin. Die Männer erkannten ihre Gefährtin an ihrem unwiderstehlichen Duft, der in ihnen den Drang weckte, sie zu berühren und zu schmecken. Das war eine ganz natürliche Reaktion, weil alle Gestaltwandler sinnliche und auf Berührung fixierte Wesen waren. Nach dem ersten körperlichen Kontakt war dann der Paarungsdrang geweckt, die sogenannte Paarungshitze: eine intensive Phase der körperlichen und chemischen Anziehung, die die beiden Individuen für das ganze Leben aneinander band. Allerdings ließ dieses Phänomen die Frage außer Acht, ob die beiden Gefährten auch emotionale Verbindung zueinander aufnehmen konnten. Es ging nur um körperliche Bedürfnisse und chemische Reaktionen, nicht etwa um logische Erwägungen oder gar Herzenswünsche.

Rachel konnte Gott nur dafür danken, dass Brody nicht ihr Gefährte war. Ja, sie hätte ihm Junge schenken können, aber die Paarungshitze wäre lange nicht so stark gewesen wie zwischen echten Gefährten. In etwa so, wie wenn Menschen nur aus Bequemlichkeit heirateten. Aber die Verbindung mit einem echten Gefährten, der einem nichts bedeutete, war natürlich viel schlimmer, weil man jedes Mal, wenn die Paarungshitze aufflammte, Sklave der eigenen körperlichen Bedürfnisse wurde. Und das hieß für sie, sie hätte einen Mann an ihrer Seite, der nicht mehr war als ein warmer Körper.

Beides kam für sie nicht infrage.

Als sie jetzt am späten Nachmittag in der Sonne stand, vernahm sie ein schnelles, dumpfes Schlagen. Sie wandte ihren müden Blick in die Richtung, aus der das Geräusch kam, und sah einen Fleck in der Ferne auftauchen. Der Fleck wurde größer, bis zu erkennen war, dass es sich um ein dunkelbraunes Pferd handelte. Das Schlagen der Hufe wurde immer lauter, während das Tier mit einer verblüffenden Anmut und Schönheit über die Wiese galoppierte. Seine Geschwindigkeit ließ ihr das Herz stocken.

Das einzige Mal, als sie einem Pferd nahe gekommen war, hatte ihr das Tier panische Angst eingejagt, deshalb hatte sie es nie mehr versucht. Selbst als sie jetzt sah, dass sich der Reiter über den Hals des Pferdes beugte und allem Anschein nach fest im Sattel saß, konnte das ihre Beklommenheit nicht mindern.

Die dunklen Haare des Mannes glänzten ebenso wie das Fell des Tieres in der Sonne. Dann fiel ihr Blick auf sein Gesicht, und auf einmal war jede Angst wie verflogen. Genau genommen dachte sie gar nichts mehr. Überhaupt nichts. Ihr Gehirn war vollkommen ausgeschaltet. Dafür lief ihr ganz eindeutig das Wasser im Mund zusammen.

Der dunkelhaarige Mann richtete sich auf und zügelte das große Pferd. Als wäre der Umgang mit dem großen Tier die einfachste Sache der Welt, neigte er den Kopf in ihre Richtung und warf ihr das freundlichste Lächeln zu, das sie je gesehen hatte.

Sie schloss die Augen. Er war einfach umwerfend. Und kam ihr irgendwie vertraut vor. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, wo sie ihn schon einmal gesehen haben könnte, denn wenn sie diesen Mann je vergessen sollte, musste sie sich unbedingt den Kopf untersuchen lassen.

Strahlend weiße Zähne blitzten zwischen seinen vollen Lippen auf. Wobei die untere Lippe ein bisschen voller war als die obere. Dieser Mund, an dessen Seiten sich jetzt schwache Grübchen abzeichneten, bildete einen Kontrast zu dem markanten Kinn, den Wangen und der breiten Stirn. Der Kopf wurde von einer dichten, dunklen, nicht ganz bis zu den Schultern reichenden Mähne gekrönt. Die wilden Strähnen, die entweder durch den Ritt oder dank eines fantastischen Friseurs attraktiv zerzaust wirkten, waren ein paar Nuancen heller als die dunkelbraunen Augen. Und sein Blick war warm und herzlich und nur ein klein wenig unanständig, als er von ihren blonden Haaren hinab bis zu ihren hellrosa Zehennägeln und wieder zurück wanderte.

Seine langen Beine waren mit Jeans bekleidet, seine Muskeln zeichneten sich unter dem abgetragenen Stoff ab, weil er sich durch das Anspannen der Oberschenkel im Sattel hielt. Hellbraune alte Cowboystiefel steckten in den Steigbügeln. Ein kurzärmeliges dunkelblaues T-Shirt spannte sich über breiten Schultern. Er trug Handschuhe, und als er die Hand hob, um den Hals des schnaubenden Pferdes zu tätscheln, spannten sich die Muskeln und Sehnen an seinen starken Unterarmen, die die Farbe von dunklem Honig hatten.

Und dann waren da noch die Bartstoppeln, die sein Kinn und seine Wangen bedeckten. Genau genommen sah er aus wie ein Pirat – oder wie ein Cowboy, wenn man die Stiefel und das Pferd in Betracht zog.

Oder wie Joe Manganiello.

Das alles weckte ihr Interesse und führte dazu, dass eine Art elektrisches Surren durch ihre Adern jagte.

Rachel erkannte trotz der Entfernung, dass sich seine Nasenflügel blähten und er das Kinn ein ganz klein wenig senkte, als er sie musterte. Das war typisch für einen Gestaltwandler. Es veranlasste sie, selbst gründlich zu schnuppern. Neben dem feinen moschusartigen Duft, der ihre Art kennzeichnete – der Grundton wies die Spezies als Jaguar aus –, betörte ein Hauch von Ambra ihre Sinne. Das war ein Duft, zu dem sie sich schon immer hingezogen gefühlt hatte.

Dann trafen sich ihre Blicke. Und das freche Schimmern in seinen Augen verstärkte sich zu männlicher Bewunderung und sexuellem Interesse. Die unergründlichen braunen Augen wirkten auf einmal, als wären sie aus dunkler Schokolade. »Ja, hallo, Darling.«

Seine Stimme war ein langsames, sinnliches Streicheln, das über ihre Haut glitt und ihren Körper sogleich reagieren ließ. Ja, dieser Mann war eine Augenweide, aber ihre spontane körperliche Reaktion war immerhin so stark, dass sie aus ihrem hypnotisierten Zustand gerissen wurde. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und kniff sich selbst in den Oberarm.

Ja. Jetzt war sie wach.

»Hallo.« Eine freundliche, neutrale Antwort. Der Mann war zwar ein Exemplar des männlichen Geschlechts, das einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ, aber sie kannte ihn nicht. Hinzu kam der zwanghafte und völlig irre Drang, sich ihm an den Hals zu werfen, deshalb ließ sie lieber Vorsicht walten.

Sein Lächeln wurde breiter. »Hast du dich verfahren oder willst du nach Olivia’s Orchards? Ich für meinen Teil hoffe auf Letzteres.«

Als er seine mit heiserer Stimme ausgesprochene Feststellung mit einem Zwinkern begleitete, kniff sie die Augen zusammen. Na, fantastisch. Dieser Charmeur hatte es auf sie abgesehen. Wahrscheinlich war er darüber hinaus ein Player. Und er war es zweifellos gewöhnt, dass Frauen sich ihm in hormoneller Verzückung zu Füßen warfen. Sie vermutete, dass er etwa ihr Alter hatte. Jede Menge Zeit, zu üben und seine Persönlichkeit zur Reife zu bringen.

Eine echte Persönlichkeit. Sie hatte keine Falschheit oder böse Absicht gerochen. Bei Lügen war immer ein Hauch von Verfall wahrzunehmen, und das machte es einem Gestaltwandler nahezu unmöglich, einen anderen anzulügen.

Aber das bedeutete eben auch, dass sie sich vor dem Mann auf dem unruhigen Pferd fürchten musste. Es handelte sich um einen umwerfenden, charmanten Jaguar-Wandler. Eine Kombination, die ihre weiblichen Körperregionen wollüstig erzittern ließ. Sie musste sich vor ihm in Acht nehmen. Denn wie sollte eine Frau ihm widerstehen? Nur indem sie wachsam und reserviert blieb. »Warum?«

Wieder musterte er sie langsam und eingehend. »Damit wir uns besser kennenlernen können.«

Rachel mochte ja nicht besonders weltgewandt sein, aber sie wusste, wann ein Mann sich für sie interessierte. Und wie dieser hier sie näher kennenlernen wollte, war sonnenklar. Sein Duft verstärkte sich, bis die Ambra-Note sie mit unbeherrschter Freude erfüllte. Sie zwickte sich erneut in den Arm, damit sie wieder zu sich kam, bevor sie auf ihn zugehen und ihre Nase an seine Haut drücken konnte. Zumal die in der Sonne glänzende Schweißschicht seine makellose Männlichkeit besonders hervorhob.

Wieder ein Zwicken. Hallo? Makellose Männlichkeit? Sie musste erschöpfter sein, als sie gedacht hatte. »Ziemlich anmaßend, oder? Vielleicht treffe ich mich ja mit jemandem für einen intimen Ausflug.«

Das freche Grinsen verschwand, und das sexuelle Begehren in seinen Augen verwandelte sich in so etwas wie Wut. Energie knisterte in der Luft, als brodelte von einem Augenblick zum anderen in unmittelbarer Nähe ein Gewitter. Geballte, nur mit Mühe zurückgehaltene Kraft. Die winzigen Härchen auf ihren Armen stellten sich auf, als machte sie sich fluchtbereit. Sie keuchte erschrocken auf.

Dieser Mann war kein Beta-Wandler. Hinter seinem Charme und seinem ungezwungenen Flirten verbarg sich ein dominanter Alpha mit mehr angeborener Kraft, als sie der Chef des Greenleaf-Rudels in North Carolina besaß. Und das, obwohl er noch ziemlich jung war. Rachel wusste nicht, ob sie erleichtert oder zu Tode erschrocken sein sollte, falls dieser Mann zum Felix-Rudel gehörte.

Wieder blähten sich seine Nasenflügel. »Ich rieche keinen Mann an dir.«

Diese besitzergreifende Feststellung machte sie wütend. Sie würde sich auf keinen Fall erneut auf eine Situation einlassen, in der sie für ein wenig Hilfeleistung ihren Körper aufs Spiel setzen musste. Was war nur aus der guten alten Ritterlichkeit geworden? Wo waren all die Cowboys hin? Wer rettete heute noch ein Mädchen in Not?

»Das liegt daran, dass ich mich mit einer Frau treffe.«

Die Wirkung ihrer Feststellung war köstlich. Beinahe wäre er aus dem Sattel gefallen. Ein böses Kichern stieg in ihr auf, aber es gelang ihr, dieses gerade noch zu unterdrücken. Mit Müh und Not.

»Mit einer Frau.« Seine Hände umklammerten die Zügel fester, das Pferd tänzelte nervös. »Ich weiß nicht, ob ich verzückt oder enttäuscht bin.«

Jetzt sah er mit seiner steifen Haltung und dem angespannten Kiefer wirklich wie eine unglückliche Miezekatze aus.

Eine Affäre kam für Rachel im Augenblick absolut nicht in Betracht. Obwohl ihre innere Raubkatze vor gierigem Verlangen die Krallen ausfuhr, überlegte sie, ob sie mit dieser List weitermachen sollte. Aber das konnte sie leider nicht. Schließlich brauchte sie nicht nur die Hilfe von Melinda und ihrem Rudel, darüber hinaus waren ihr Lügen ein Gräuel.

Außerdem würde er die Lüge früher oder später riechen. Warum sollte sie sich also die Mühe machen? »Ja. Mit Melinda Felix.«

Seine Schultermuskeln spannten sich an. »Mit Mom?«

Rachels Miene ähnelte wahrscheinlich der des Cowboys von eben. Mom?

Obwohl Rachel ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, die so etwas wie »Oh, Mist« verrieten, verzog der Mann den Mund zu einem verlegenen Grinsen. »Vermutlich habe ich das verdient.«

Egal, mit wem er verwandt war, es war einfach nicht richtig, sich so auf nichtsahnende Frauen zu stürzen. Es geschah ihm recht, dass sie ihn aufs Glatteis geführt hatte. Sie schob ihr schlechtes Gewissen beiseite. »Ja, das hast du.«

»Ich würde gern noch mal von vorn anfangen.«

Das amüsierte Schimmern in seinen Augen verhieß nichts Gutes, aber da sie jetzt wusste, wer seine Mutter war, stimmte sie einem Neustart gerne zu. »Bitte.«

Mit einer fließenden Muskelbewegung und der Körperbeherrschung, die seine wilden Brüder kennzeichnete, schwang er ein Bein über das Pferd und landete elegant auf dem Gras. Er führte das Pferd über die Straße und zog sich einen Handschuh aus. »Hallo. Ich bin Porter Felix, und das ist Montoya.«

Rachel spähte kurz zu dem schnaubenden Tier hinüber, bevor sie den Blick hob und ohne nachzudenken Porters ausgestreckte Hand ergriff. Die Energie, die sie bei diesem kurzen Kontakt spürte, schoss durch ihren ganzen Körper.

Oh, Mist. »Rachel Laversse.« Sie versuchte, ihre Hand zurückzuziehen, aber er hielt sie zurück.

»Es ist mir eine Freude, dich kennenzulernen, Rachel Laversse.« Er hob ihre Hand an den Mund und presste die Lippen auf ihre Fingerknöchel. Sofort wurde ein innerer Schalter umgelegt, als wäre jedes Molekül in ihrem Körper zum Bewusstsein erwacht.

Das sieht gar nicht gut aus, Rach. Andererseits könnte es auch sein, dass das hier zu gut war, um Wirklichkeit zu sein.

In diesem Augenblick machte Montoya einen Schritt zur Seite, und das Geräusch der Hufe unterbrach die Verheißungen von sinnlichen Freuden und Seidenlaken, die von Porters gierigem Blick abzulesen waren.

Du lieber Himmel! Unfähig, einen Schritt zurück zu machen, weil ihr Hintern bereits gegen die Autotür drückte, tat sie in Gedanken einen gewaltigen Sprung nach hinten und riss mit einem festen Ruck ihre Hand los. Dabei wandte sie das Gesicht ab und sah das Pferd an, das auf seinem Zaumzeug herumbiss. »Ich dachte, die meisten Tiere können unsereins nicht leiden.«

»Unsereins?«

Rachel warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Wollte er sie testen? »Gestaltwandler.«

Er verzog seine ausdrucklose Miene zu einem Grinsen. Dann zuckte er entschuldigend mit den Schultern. »Ich wollte nur sichergehen.«

Montoya neigte sich Porters Berührung entgegen, als er über den glänzenden Hals des Pferdes rieb. »Es geht nicht in erster Linie darum, was wir sind, sondern welche Absichten wir haben. Montoya und seine Stallnachbarn betrachten mich als ihren Versorger und Beschützer, nicht als Raubtier. Deshalb reagieren sie auf mich entsprechend. Egal, welche Gestalt ich annehme.«

Puh! Rachel erinnerte sich an ihre einzige katastrophale Begegnung mit einem solchen Tier und zog die Stirn in Falten. »Was könnte ein Pferd veranlassen, über ein Kind verärgert zu sein, das überhaupt keine Absichten hat?«

Er zog die Augenbraue hoch. »Ich nehme an, das Kind warst du?«

Sie nickte.

»Es könnten viele Gründe gewesen sein. Das falsche Pferd. Schlecht gelaunt. Ein aufziehendes Gewitter. Alles Mögliche. Montoya ist extrem empfindsam, und er reagiert auf deine Anwesenheit überhaupt nicht negativ.«

Das Pferd gab ein seltsames Geräusch von sich und reckte den Kopf in die Höhe. Rachel wich so weit zurück, wie sie nur konnte. »Das hier ist nicht negativ?«

Porter lachte kehlig, und das tiefe Geräusch wirkte auf ihre Sinne, als würde er sie streicheln. »Nicht dir gegenüber. Er ist jung und voller Energie, deshalb braucht er viel Bewegung.« Das Tier stieß mit dem Kopf gegen Porters Schulter, als wollte es ihn genau daran erinnern.

Rachel griff den Hinweis auf. »Na ja, dann solltest du weiterreiten.«

Er sah ihr in die Augen. »Stattest du Mom nur einen Besuch ab oder bleibst du bei uns?«

Wie bitte? »Was heißt uns?«

»Olivia’s Orchards? Das Gästehaus?«

Wohnte er etwa dort? Wenn sie unter einem Dach mit einem gut aussehenden, charmanten Mann lebte, zu dem sie sich dermaßen hingezogen fühlte, konnte das Schwierigkeiten heraufbeschwören. »Na ja, das hängt von Melinda ab.«

»Das klingt, als würde eine Geschichte dahinterstecken.« Doch anstatt sie zu bedrängen, schob Porter den Fuß in den Steigbügel und schwang das Bein über den Sattel, sehr zur Freude von Montoya, der bei der Aussicht, gleich wie der Blitz loszurennen, glücklich tänzelte. »Und ich liebe gute Geschichten. Du bleibst bestimmt. Mom wird darauf bestehen. Komm zum Pferdestall, wenn du bereit bist. Dann bringe ich dir das Reiten bei.«

Rachel ließ den Blick von dem ungeduldig tänzelnden Pferd zu Porter schweifen. »Das glaube ich eher nicht. Aber vielen Dank für das Angebot.«

»Nicht auf Montoya. Der ist für die meisten Leute zu feurig. Ich würde dich auf Daisy setzen. Sie ist eine ältere Dame. Freundlich. Erfahren. Durch nichts aus der Ruhe zu bringen.«

Der Drang, Ja zu sagen, war überraschend. Aber weil Rachel wusste, dass er mehr mit ihrem Wunsch zu tun hatte, Porter wiederzusehen, als tatsächlich reiten zu lernen, kam sie sich oberflächlich vor. »Ich bin mir sicher, dass du viel zu tun hast.«

Ein freches Grinsen umspielte seine Lippen. »Ich habe nie zu viel zu tun, um eine schöne Frau zu unterhalten. Außerdem ist das Reiten eine der Aktivitäten, die wir in The Orchards anbieten. Aber ich werde dich nicht dazu drängen.« Er zwinkerte. »Vielleicht überreden. Und in jedem Fall locken, aber bestimmt nicht zwingen.«

Rachel hätte um viel gewettet, dass Porter eine Frau nur selten zu irgendetwas überreden musste. »Ich überlege es mir.«

»Gut. Und, Rachel?«

Sie wollte gerade in ihr Auto einsteigen, hielt aber kurz inne. »Ja?«

»Willkommen in Olivia’s Orchards.«

Noch immer verwirrt über ihre Reaktion auf die Berührung von Porter Felix, fuhr Rachel in die Richtung weiter, aus der er gekommen war, und konnte schon bald ein weitläufiges Anwesen ausmachen. Durch das dichte Blätterdach warf sie einen kurzen Blick auf ein großes Haus, bevor die Straße eine Biegung nach links machte. Ein geschnitztes braun-grünes Schild kündigte an, dass es sich tatsächlich um Olivia’s Orchards handelte. Eine kurze Einfahrt führte zu einem Parkplatz an der langen Seite des Hauses, Rachel fuhr auf einen der Stellplätze.

Mit ehrfürchtig aufgerissenen Augen betrachtete sie das Haus. Die Fotos des Anwesens auf der Internetseite waren wohl nur dazu gedacht, die Neugier zu wecken. Die schiere Größe und Schönheit des Hauses verschlugen ihr den Atem.

Zu beiden Seiten der breiten Eingangstür hatte man Blumentöpfe aufgestellt, aus denen eine wilde Mischung bunter Blüten quoll. Auch aus der dichten, gepflegten Hecke, die von der überdachten Veranda bis zur Hausecke reichte, wuchsen unzählige winzige weiße Blüten. Das Haus hatte zwei obere Stockwerke. Umlaufende Balkone zierten sowohl das erste als auch das zweite Obergeschoss. Allerdings war der Balkon der ersten Etage unterteilt, was Rachel vermuten ließ, dass sich dort die Gästezimmer befinden mussten. Weiter oben, wohl auf der Höhe des Dachgeschosses, erspähte sie eine kurze metallene Galerie. Das Gebäude war aus Backsteinen errichtet und hellbraun gestrichen. Die Fensterläden und Balkongeländer waren dunkelgrün. Sonnenlicht und Schatten huschten über die Fassade und ließen die unebene Struktur lebendig erscheinen, vor allem an den abgerundeten Ecken des Hauses.

Rachel neigte den Kopf und fragte sich, ob diese runden Ecken eine Funktion hatten oder lediglich der Schönheit dienten. Wie auch immer, sie hatte das seltsame Gefühl, als würde das ganze Haus mit einladender Herzlichkeit auf sie herunterstrahlen, als wäre es sich ihrer Anwesenheit sehr bewusst und hieße sie auf seine ganz eigene Art und Weise willkommen.

Rachel schüttelte über ihre Fantasie den Kopf, schob ihre Brille in die Brusttasche des Shirts, griff nach ihrer Tasche und stieg nun zum zweiten Mal aus dem Auto. Und wieder atmete sie die Meeresluft ein, die hier noch salziger war. Sie wandte den Blick dem Meer zu, schaute über die niedrigen Hecken am Ende des Parkplatzes und über den sanft abfallenden Rasen hinweg zur Cort’s Bay hinunter, einer Privatbucht, die sich ein paar hundert Meter weiter im Süden erstreckte. Auf der Website von Olivia’s Orchards hatte Rachel gelesen, dass die Bucht nach dem ursprünglichen Besitzer, Cort Fylin, benannt und früher als Anlaufhafen genutzt worden war. Das Anwesen war lange Zeit eine Paprikaplantage gewesen. Außerdem hieß es, dass Fylin der Vorfahr der Familie Felix gewesen sei.

Als wäre die Familie Felix nicht schon faszinierend genug, war Fylin der berüchtigte französische Forscher und spätere Pirat Claude Morgan gewesen. Morgan war in den Florida Keys gekreuzt, hatte Handelsschiffe aus Frankreich und Kuba geplündert und auch jedes andere Schiff angegriffen, das das Pech hatte, ihm in den Weg zu kommen.

Man ging davon aus, dass Morgan sich irgendwann während des englisch-spanischen Kriegs mit einem Berg Gold und einer jungen Braut von edler Geburt aus dem Stamm der Calusa niedergelassen hatte. Zwar war die genaue Stelle seines Wohnsitzes unbekannt, doch in historischen Dokumenten wurde der ursprüngliche Besitzer des Anwesens hier als ein buckliger Kerl beschrieben, als älterer Franzose mit zotteligen tiefschwarzen Haaren und Augen, die sich von Braun in ein unheimliches Grünlich-Gelb verfärben konnten. Und diese Beschreibung traf auch auf den ehemaligen Piraten zu.

Das alles ergab eine fabelhafte und fantastische Geschichte, und Rachel liebte gute Geschichten. Sie konnte sich problemlos in anderen Welten und längst vergangenen Zeiten verlieren, sich auf die Drehungen und Wendungen, die Angst und Furcht, die Freuden und Nöte im Leben anderer Menschen einlassen.

Es war ein Segen, dass sie nicht nur schreiben, sondern davon auch leben konnte. Denn sie liebte diese Beschäftigung. Aber es war etwas ganz anderes, wenn sie eine »Geschichte« selbst durchlebte. So sehr es ihr gefiel, zu lesen oder zu schreiben, wie sich zwei Menschen ineinander verliebten oder wie eine Heldin die Oberhand über einen bösen Schurken gewann: Wenn es um ihr eigenes, sehr düsteres Problem ging, wusste sie nicht mehr weiter und war verloren.

Nicht ganz verloren, dachte Rachel, während sie den Parkplatz überquerte und beiläufig den Zaun und das breite Metalltor am anderen Ende des gepflasterten Bereichs registrierte. Ein schwarz-weißes Schild warnte, dass das Gelände hinter dem offenen Tor nur von Angestellten betreten werden durfte.

Wahrscheinlich beginnt hier die eigentliche Obstplantage. Rachel verkniff es sich, einen Blick zu riskieren, stieg die drei flachen Stufen zur Veranda hinauf und starrte auf die große, massive zweiflüglige Holztür.

Sie atmete tief ein, straffte die Schultern und hob die Hand, um an die Tür zu klopfen. »Ich brauche nun einmal Hilfe.«

Bevor ihre Knöchel auf das Holz trafen, ging einer der Türflügel leise auf und gab den Blick auf die schön polierten Holzdielen frei. Direkt vor ihr lag ein Flur, der sich zu einer Diele weitete, in der man den Fuß einer Treppe sehen konnte. Ein paar Meter zu ihrer Rechten war ein offener Bogen, der in ein Zimmer führte. Auf der linken Seite versperrte eine geschlossene Tür ihr die Sicht.

Sie wartete ein paar Augenblicke, dass die Person, die die Tür geöffnet hatte, erscheinen würde. Aber niemand tauchte auf. Verwirrt schob Rachel den Kopf nach vorn, als sie auf einmal eine Frauenstimme hörte.

»Komm her, du kleine Hexe!«

Rachel fuhr erschrocken zusammen und stolperte ein paar Schritte zurück. Ein helles Babylachen war zu hören, bevor nach wenigen Sekunden eine schlanke junge Frau in der Tür erschien. Schnell warf Rachel einen prüfenden Blick auf die Frau und deren rote Haare, die auf ihrem Kopf zu einem unordentlichen Knoten zusammengebunden waren. Ein bunter, leichter Rock fiel ihr bis auf die vorne geschlossenen Sandalen. Ein blaues T-Shirt mit U-Boot-Ausschnitt vervollständigte das legere Erscheinungsbild. Das Gesicht der Frau war nicht zu sehen, weil sie am Hals eines kichernden Babys schnüffelte, dessen flaumiges Haar beinahe die gleiche Farbe hatte wie das der Mutter. Das Kind war mit grünen Shorts und einem weißen Oberteil bekleidet, das mit einer netten grünen Raupe in einem braunen Hut verziert war.

Die Frau blickte auf, und Rachel wäre beinahe die Kinnlade heruntergefallen. Es waren aber nicht das strahlende Lächeln auf den vollen und prallen Lippen oder die Sommersprossen auf dem ungeschminkten jugendlichen Gesicht, die ihr die Sprache verschlugen. Es waren die lachenden Augen mit ihrem klaren und eigenartig veilchenblauen Farbton.

»Tut mir leid. Maddie hält sich für Speed Racer beziehungsweise für den Duracell-Hasen. Wie auch immer, sie hält mich ständig auf Trab.«

Rachel unterdrückte den Wunsch, die nächsten tausend Jahre in die faszinierenden Augen dieser zierlichen Frau zu starren, und schaute das kleine Mädchen an, das seine dunkelblauen Augen inzwischen auf Rachel geheftet hatte. »Die ist ja süß! Und sie läuft schon?«

Die Frau stieß einen tiefen Seufzer aus. »Nein, aber nur, weil sie stur ist. Sie weiß, dass sie schneller vorankommt, wenn sie krabbelt, als wenn sie läuft, deshalb versucht sie es gar nicht mehr. Das ist frustrierend, weil die Knieschoner immer abrutschen und sie sich die Knie aufschürft.« Die Frau drückte einen Kuss auf eines der nackten und geröteten Knie, während das andere noch immer von dem eben erwähnten Knieschützer bedeckt war.

»Ach«, antwortete Rachel nur, ein wenig unsicher, weil sie noch immer direkt vor der Tür stand.

Mit einem Mal schüttelte die Frau den Kopf und kicherte. »Tut mir leid. Ich quassele hier herum, und du fragst dich wahrscheinlich, wer zum Teufel ich denn bin. Ich bin Katie. Das ist meine Tochter Maddie, und du musst Rachel sein. Melinda hat mir gesagt, dass du heute kommst.« Sie trat von der Tür zurück und machte mit ihrem freien Arm eine einladende Geste. »Komm rein und sei in The Orchards willkommen.«

Rachel betrat dankbar das Foyer mit dem Empfangstisch, der sich zu ihrer Linken befand. Sie blieb stehen, um sich den Raum anzusehen, während Katie die Eingangstür schloss.

Durch ein großes Fenster fiel natürliches Licht herein, was eine Beleuchtung durch die Deckenspots im Moment unnötig machte. Vor dem Fenster standen ein bequem aussehendes backsteinrotes Ledersofa, ein passender Sessel und ein hölzerner Couchtisch mit Glasoberfläche. Vor der daran angrenzenden Wand mit einer geschlossenen Tür erstreckte sich eine glänzende Mahagonitheke, die nur von einem Computerbildschirm, ein paar Notizblöcken, einem zylinderförmigen Kugelschreiberhalter und einem dieser Drehgestelle mit Informationsbroschüren verschandelt wurde.

Zu ihrer Rechten, gegenüber dem Empfangsbereich, führte der Bogendurchgang, den sie bereits erspäht hatte, in ein riesiges, aber gemütlich wirkendes Wohnzimmer. Es wurde von einem schönen, altertümlich anmutenden offenen Kamin dominiert. Der Eingangstür direkt gegenüber befand sich der kurze Flur, und als Rachel den Hals ein wenig reckte, konnte sie die unterste Stufe und das dunkle Geländer einer ausladenden Treppe erkennen.

Katie steuerte auf die Theke zu, und Maddie schien sich auf dem Arm ihrer Mutter vorläufig wohlzufühlen. »Dann wollen wir dich mal einchecken. Du musst erschöpft sein. Melinda hat gesagt, dass du die ganze Strecke von North Carolina hierher fahren wolltest?«

»Ja. Von Asheville.« Rachel blickte Katie an, die mit ihrer Arbeit am Computer innehielt. »Ich muss zuerst mit Melinda sprechen, bevor ich einchecke. Das heißt, falls sie da ist.«

»Musst du deine Reservierung verlängern? Nach zwei Monaten, in denen wir sehr ausgebucht waren, herrscht im Moment zum Glück etwas Ruhe, deshalb wird das bestimmt kein Problem sein.«

»Nein, darum geht es nicht. Aber es ist gut, das zu wissen.« Rachel richtete den Blick auf Maddie, die in ihrer Babysprache zufrieden vor sich hin brabbelte und jemandem hinter Rachels Schulter zuwinkte.

Rachel drehte sich automatisch um, sah aber nichts.

Sie runzelte die Stirn, sowohl wegen des leeren Raums als auch, weil sie auf einmal das Gefühl hatte, sie hätte gar nicht hierherkommen sollen. Sie hatte nicht eine Sekunde in Erwägung gezogen, dass hier ein Kind wohnen könnte. Und das war angesichts der Tatsache, dass The Orchards in erster Linie ein Gästehaus und schließlich gerade Hochsommer war, im Nachhinein betrachtet schrecklich dumm von ihr gewesen.

»Maddie winkt nur dem Geist von Cort Fylin zu. Beachte sie gar nicht.«

Rachel blieb der Mund offen stehen. »Seinem Geist?« Auf der Website war nichts von einem Geist zu lesen gewesen! Ein katzenhaftes Fauchen hallte in ihrem Kopf wider, weil ihr Leopard vorsichtshalber in Lauerstellung ging. Das war ein sehr unangenehmes Gefühl. Rachel schnüffelte und wandte sich wieder Katie zu. Abgesehen von einem schwachen, angenehmen Zitrusduft konnte Rachel nichts Ungewöhnliches wahrnehmen.

Andererseits, wie roch ein Geist?

»Na ja, wir wissen nicht mit Sicherheit, ob es Cort ist oder nicht und ob es überhaupt einen Geist gibt.« Rachel sah, dass Katie die Augen verdrehte. »Aber angeblich hat es etwa eine Woche, nachdem sein Porträt auf dem Dachboden gefunden und dann im Salon über den Kamin an die Wand gehängt wurde, angefangen, dass unheimliche Dinge passiert sind.«

Argwöhnisch kniff Rachel die Augen zusammen. »Was meinst du mit unheimlich?« Etwa, dass Türen sich von allein öffneten?

Katie machte eine abschätzige Handbewegung, so als ob das alles keine Rolle spielte, und ihre Hüften wiegten sich, weil sie Maddie unbewusst schaukelte, so wie Mütter es nun einmal tun. »Verstellte Möbel, verlegte Gegenstände. Zum Beispiel stand eine alte Schnupftabakdose jahrelang auf dem Kaminsims im Wohnzimmer. Eines Tages war sie verschwunden und ist auf dem Kaminsims im Salon direkt unter Corts Porträt wieder aufgetaucht.«

Als Katie Rachels zusammengezogene Augenbrauen bemerkte, warf sie ihr ein schwaches Lächeln zu. »Klingt nebensächlich, ich weiß. Was mich aber noch immer entsetzt, ist, wenn sich Türen von allein öffnen.« Sie zuckte mit den Schultern und nahm Maddies Hand, bevor das Baby den Ausschnitt von Katies Shirt hinunterziehen und den Blick auf ihren BH freigeben konnte. »Und dann war da natürlich der Zwischenfall im Pferdestall.« Katie presste die Lippen zusammen. »Aber darüber sollte ich gar nicht reden.«

»Unbedingt«, sagte Rachel und forderte Katie mit einer Geste auf, weiterzusprechen. »Nur raus damit.«

Katie zögerte, und die faszinierenden Augen blickten in Richtung Flur, als wollte sie sich vergewissern, dass niemand kommen würde. Sie senkte die Stimme. »Na ja. Einmal sind sämtliche Türen im Stall und in der Scheune aufgegangen, und die Pferde sind freigelassen worden, sodass sie im Gehege herumgelaufen sind. Porter war fuchsteufelswild. Er dachte, irgendjemand würde sich an seinen Pferden zu schaffen machen. Aber seltsamerweise hat sich das Ganze als Segen erwiesen. Denn als er hineingegangen ist, um nachzusehen, hat er eine junge Korallenotter in der Box entdeckt, in der er das Heu gelagert wurde. Er ist sich nicht sicher, ob sie von dem Ort kam, an dem er das Heu kauft. Aber jetzt lagert er das ganze Heu in einem anderen Gebäude, nur um auf Nummer sicher zu gehen.«

Rachel hatte während Katies Schilderung die Augenbrauen immer höher gezogen, bis sie beinahe bis zu ihrem Haaransatz reichten. »Okay.« Sie sprach das Wort langgezogen aus, ihre Entscheidung, hierherzukommen und um Zuflucht zu bitten, kam ihr inzwischen ganz unmöglich vor. Ja, sie wusste, dass es Gestaltwandler gab, aber Geister? Es konnte ja sein, dass die Leute hier einfach den Verstand verloren hatten.

Doch als sie überlegte, ob sie sich zu ihrem Auto hinausschleichen und in Richtung Texas verduften sollte, knurrte ihr inneres Raubtier ablehnend. Nein. Porter. Das Tier schnurrte den Namen, rieb sein Fell an Rachels Innerem, und heulte stumm mit offenem Maul.

Auf einmal rief jemand ihren Namen, Rachel fuhr herum und erblickte Melinda zum ersten Mal nach zwanzig Jahren wieder.

»Rachel. Schau einer an.« Melinda durchquerte das Foyer und umfasste Rachels Hände mit ihren beiden. Dichtes kastanienbraunes Haar, in dem keine einzige graue Strähne zu erkennen war, fiel ihr über den Rücken. Hinzu kamen die klaren haselnussbraunen Augen, die freundlich strahlten. Ihr Gesicht war makellos und ließ lediglich zukünftige Falten erahnen. Melinda musste auf die sechzig zugehen, doch sie sah beinahe noch genauso aus wie damals, als Rachel sie bei Bethanys Hochzeit vor über zwanzig Jahren zum letzten Mal gesehen hatte.

»So erwachsen und so schön. Ich freue mich sehr, dass du uns besuchen kommst. Wie geht es deiner Mutter und deiner Tante Bethany?«

Obwohl sie damals noch jung gewesen war, frischte der Anblick von Melinda ihr Gedächtnis auf, und sie erinnerte sich an einen gut aussehenden Mann, der mit einer schüchternen Achtjährigen getanzt hatte.

Kein Wunder, dass ihr Porter vertraut vorgekommen war. Er war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.

Rachel, die eine beruhigende Mischung aus Orangenblüten und Geißblatt wahrnahm, erwiderte Melindas Lächeln mit ehrlicher Zuneigung. »Es geht ihnen gut. Sie sind beide in ihren Praxen sehr beschäftigt, aber das gefällt ihnen. Meistens jedenfalls.«

Rachels Tante Bethany, ihre Mutter Jill und Melinda hatten sich an der Duke University kennengelernt. Aber weil Bethany und Melinda zwei Jahre älter waren als Jill, hatten sie sich nähergestanden. Bethany hatte sich entschieden, Ärztin für Allgemeinmedizin zu werden, während Melinda und Jill sich der Krankenpflege zugewandt hatten. Am Ende waren alle drei im gleichen Krankenhaus gelandet und hatten mehrere Jahre zusammengearbeitet, bis Melinda nach Florida gezogen war, nachdem ihr Mann von seinem Vater gebeten wurde, The Orchards zu übernehmen.

Bethany und Jill führten inzwischen ihre eigene Privatpraxis, in der Patienten mit allen möglichen Beschwerden behandelt wurden. Melinda dagegen leitete zusammen mit ihrem Mann Andreas die riesige Obstplantage, in der nicht nur Orangen und Oliven, sondern auch Avocados angebaut wurden. Darüber hinaus führten sie im Haus ihrer Vorfahren ein gut gehendes Gästehaus.

Das Haus war wirklich atemberaubend. Rachel überlegte, dass sie es nicht mit anderen würde teilen wollen. »Du musst mit allem, was hier läuft, auch sehr beschäftigt sein.«

Melinda lachte. »Beschäftigt, ja. Und ob es mir gefällt? Ja, fast immer.« Sie hakte sich bei Rachel unter. »Bezieh doch erst mal dein Zimmer. Dann gebe ich dir eine Führung. Du hast eine Suite gebucht, nicht wahr?«

Rachel blieb stehen, und ihr Zögern ließ Melinda die Augenbrauen fragend hochziehen. »Eigentlich muss ich zuerst etwas mit dir besprechen. Das heißt, bevor ich einchecke.« Es war eine geflüsterte Bitte, dadurch aber nicht weniger dringlich.

»Also gut. Wir können uns in meinem Büro unterhalten. Katie, meine Liebe?«, wandte Melinda sich an die junge Mutter. »Gehst du in die Küche und hilfst Annie ein bisschen? Als ich gegangen bin, hat sie etwas von versteckten Lasagne-Schüsseln gemurmelt und bissige Bemerkungen über unseren Vorfahr fallen lassen.«

Katie seufzte und schüttelte den Kopf. »Corts Geist schlägt wieder zu.« Mit einem verschwörerischen Zwinkern in Richtung Rachel kam Katie hinter der Theke hervor.

Als sie an ihnen vorbeiging, hüpfte Maddie auf ihrer Hüfte, reckte den Kopf und spitzte die Lippen. Melinda kicherte und gab dem kleinen Mädchen einen Kuss. »Na, du Süße. Geh und schau, was Großmama Annie in der Küche macht.«

Maddie klatschte in die Hände, und Mutter und Tochter steuerten auf einen Bereich des Hauses zu, der Rachel noch unbekannt war.

»Hier entlang.« Melinda ging hinter die Theke und drückte ihren Daumen auf ein kleines Display neben der Tür, dann hörte Rachel ein leises Klicken. Die High-Tech-Verriegelung erstaunte Rachel, doch als sie das Büro betrat, wurde aus ihrer leichten Verwirrung ein wahrer Schock.

Zwei Fenster, die mit jenem im Rezeptionsbereich eine Dreiergruppe bildeten, ließen genügend Licht herein, um den Raum zu beleuchten, sodass es auch hier unnötig war, die Deckenstrahler einzuschalten. An der Wand vor ihr, der Tür gegenüber, stand ein ramponierter Schreibtisch aus Metall. Darauf stand ein Computerbildschirm, daneben lag ein kleiner Stapel Schnellhefter. Den Schreibtisch flankierten mehrere Aktenschränke mit vier Schubladen und ein tiefes Bücherregal, das mit undurchsichtigen Behältnissen gefüllt war. Davor standen zwei bequem wirkende, allerdings ziemlich abgewetzte Ledersessel. Drei Klapptische waren unter den beiden Fenstern aufgestellt. Auf einem lagen ordentliche Stapel Papier, Umschläge und Briefmarken, während auf dem anderen zwei offene Schachteln standen.

Nichts Besonderes in einem Büro und auch nicht der Grund für Rachels verdutzte Miene. Der Grund dafür befand sich auf der rechten Seite des Raums.

Ein langer weißer Tisch bedeckte die ganze Rückwand des Zimmers, und auf der glatten Oberfläche standen zahlreiche computerartige Metallboxen. Ihr leises, anhaltendes Brummen sagte Rachel, dass sie eingeschaltet waren. Einige der Boxen hatten Reihen blinkender grüner und roter Lichter. An anderen leuchteten nur ein grünes oder zwei rote Lichter.

Über dem Tisch hing ein Dutzend großer Flachbildschirme, die Rachels Aufmerksamkeit zuerst erregt hatten. Die Bildschirme direkt vor ihr waren in vier Teile unterteilt, und jeder Abschnitt zeigte mit absoluter Deutlichkeit Außenbereiche des Anwesens.

Melinda blieb stumm und beobachtete Rachel, die zögernd an dem Tisch entlangging und auf die vielen Bildschirme und die verschiedenen Szenen, die sie zeigten, starrte. Verwundert drehte Rachel sich schließlich um und sah Melinda an. Sie brachte nichts anderes heraus als: »Wow!«

Melindas Lippen zuckten. »Das war nicht gerade meine erste Reaktion, als Andreas und die Jungs darauf bestanden, die Sicherheitsanlage hier zu installieren, aber ich gewöhne mich allmählich daran.« Während sie auf Rachel zuging, deutete sie nacheinander auf jeden Bildschirm. »Diese Bildschirme zeigen die Aufnahmen der am Rand des Geländes aufgestellten Kameras. Diese hier befinden sich im Naturschutzgebiet. Diese beiden zeigen die Obstplantage, den Hofladen und das Stallgebäude. Und die letzten beiden sind für das Grundstück unmittelbar vor dem Haus, einschließlich der Eingangstüren.«

Rachel wiegte sich auf ihren Absätzen nach hinten. »Das nenne ich mal eine Sicherheitsanlage.«

Melinda stieß ein Lachen aus, das sowohl Belustigung als auch Verzweiflung bedeuten konnte. »Das ist nur der optische Teil. Diese da«, sie berührte eine der Boxen, an der nur ein paar wenige Lichter blinkten, »machen Aufzeichnungen der verschiedenen Daumenabdruckscanner auf dem Gelände. Wann sie genutzt werden und von wem. Diese hier ist für den Zaun um den Wald und zeichnet auf, ob er aufgeschnitten wurde und wo.« Sie schritt die Reihe weiter ab und deutete auf jede Box, während sie sprach. »Diese hier ist ebenfalls mit dem Zaun um den Wald verbunden, allerdings geht es dabei ums Gewicht. Wird irgendwo entlang des Zauns ein Druck von mehr als fünf Kilo ausgeübt, werden wir gewarnt.«

Rachel neigte den Kopf. »Ihr wisst also, wenn jemand versucht, über den Zaun zu klettern?«

»Genau.« Melinda nickte und erklärte den Grund dieser besonderen Sicherheitsmaßnahmen. »Wir hatten ein paar Probleme mit Wilderern und Hausbesetzern. Und dann haben selbst ernannte Schatzsucher angefangen, dort herumzuschnüffeln. Die Lage ist im Dezember eskaliert, als mein ältester Sohn, Santos, und seine Frau Ria einen unterirdischen Hohlraum entdeckt haben. Langer Rede kurzer Sinn, ein Mitglied des Personals ist im Gefängnis gelandet, und meine Männer haben beschlossen, die Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken.«

Rachel ließ den Blick von Melinda wieder auf die Bildschirme schweifen. »Das Einzige, was fehlt, sind bewaffnete Wachposten«, murmelte sie verwundert.

»Das liegt nur daran, dass sie unnötig sind. Komm, setz dich da drüben hin und erzähl mir, was dich beunruhigt.«