Porträtzeichnen ganz einfach. Die Kunst ausdrucksstarker Gesichter - Antje Linker-Wenzel - E-Book

Porträtzeichnen ganz einfach. Die Kunst ausdrucksstarker Gesichter E-Book

Antje Linker-Wenzel

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Beschreibung

Es lebe der Ausdruck! Porträts zeichnen mit Spaß und Experimentierfreude Ein fesselnder Blick, eine tiefgründige Miene, ein markantes Profil – Gesichter zu zeichnen ist eine besondere Herausforderung. Antje Linker-Wenzel zeigt Ihnen, wie Sie mit Freude am Malen und minimalen Grundlagen lebendige Porträts erschaffen, ohne sich mit fotorealistischen Proportionen und Details aufzuhalten. Sie legt den Fokus stattdessen auf das Einfangen von Ausdruck und Persönlichkeit. In diesem Zeichenbuch verrät die Künstlerin Tipps und Tricks für schnelle Erfolgserlebnisse. Antje Linker-Wenzel stellt verschiedenste Zeichentechniken vor und lässt Raum für Kreativität und Fantasie. So macht Zeichnen üben Spaß! - Experimentierfreude vor Technik: Lebendige Porträts malen lernen ohne Frust - Nachschlagewerk und Inspirationsquelle in einem: Gesichter zeichnen für Anfänger - Mit kompakten Anleitungen, wertvollen Profitipps und vielen anregenden Bildern - Schritt für Schritt zum fertigen Porträt: Wie Sie Ohren, Nasen und Augen zeichnen und mit Kleidung, Posen und Hintergründen spannende Akzente setzen - Feder-Zeichnung, Kugelschreiber-Porträt oder abstrakte Collage? Experimentieren Sie mit Zeichentechniken und Materialien Lebendig statt langweilig: Finden Sie Ihren persönlichen Porträt-Stil! Dieser Zeichenkurs bietet keine fertigen Rezepte und Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Nachmalen. Statt langatmiger Anatomiestudien kommen Sie direkt ins Zeichnen: Lustige Aufwärmübungen sorgen für den richtigen Schwung, verschiedene Strategien für den Anfang nehmen die Angst vor dem weißen Blatt. In kompakten Erklärungen lernen Sie die wichtigsten Grundprinzipien und entwickeln daraus Ihre eigenen Regeln. Ob Sie von Fotos abmalen oder Porträts aus der Fantasie erschaffen, klassisch mit Kohle zeichnen oder mit Kreide, Tusche oder Wachsmalern spielen – im Vordergrund steht immer der Spaß am Ausprobieren. Ein Kreativbuch für alle, die einzigartige Porträts zeichnen wollen!

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Antje Linker-Wenzel

PORTRÄTZEICHNEN GANZ EINFACH

Die Kunst ausdrucksstarker Gesichter

Antje Linker-Wenzel

PORTRÄT ZEICHNEN

ganz einfach

Die Kunstausdrucksstarker Gesichter

INHALT

1ANNA VON KLEVE

2WARUM DIESES BUCH?

3NEHMEN SIE DAS MATERIAL, DAS SIE HABEN!

4GUTE PORTRÄTS – SCHLECHTE PORTRÄTS

5GANZ WICHTIG: AUFWÄRMEN

Tante Lotte mit dem Stock

Klecksgesichter

Radiergesichter

Auf dem Kopf zeichnen

Mit der »anderen« Hand

Blindzeichnen

Drahtbiege-Gesichter

Gesichter erfinden

6QUICK WINS

7HINGUCKEN

8FOTO ODER MODELL

9KONTRASTE, KONTRASTE!

Vier Start-Varianten

Mit der Außenkontur starten

Mit den Augen beginnen

Mit dem Kopfumriss beginnen

... oder ganz anders

10PUNKT, PUNKT, KOMMA, STRICH

Augen

Nase

Mund

Ohren

Spezialfall Profil

Licht und Schatten

Zähne – bitte nicht

... oder doch?

Es wird haarig

Älter, jünger

11KLEIDUNG UND ACCESSOIRES...

Brillen

Schmuck

12ÄHNLICHKEIT

13BILDGESTALTUNG

Unser Modell

Der Bildausschnitt

Der Hintergrund

Einfarbig

Strukturen

Bezug zum Porträt und fiktiver Raum

Zufall

Akzente setzen

Wohin mit den Händen?

Wann höre ich auf?

14BILDBETRACHTUNGEN

15NOCH MEHR ZEICHENSPASS

Abstrakte Porträts

Collagen

Verzerrte Perspektive

Porträts aus der Imagination

Hat das ein Kind gezeichnet?

Unterwegs

16HILFE, ES WIRD NIX!

17PORTRÄTS TO GO

18MEIN MATERIAL

Fineliner

Tusche, Tinte, Feder, Füller

Aquarellfarben

Deckfarben

Pinsel

Buntstifte und Wachsmaler

Grafit und Kohle

Kugelschreiber

Fixierspray und Haarspray

Weißer Gelstift, Deckweiß

Papier

Skizzenbuch

Brauche ich das alles?

19GUTES GELINGEN

21BILDQUELLEN

22BEZUGSQUELLEN

ÜBER DIE AUTORIN

HERZLICHEN DANK

IMPRESSUM

1 ANNA VON KLEVE

Als der englische König Heinrich VIII. 1539 wieder mal auf Brautschau war, schickte er seinen Hofmaler Hans Holbein an den Niederrhein, um von zwei in Frage kommenden Kandidatinnen Porträts anzufertigen. Es handelte sich um die Schwestern Anna und Amalia von Kleve. Heinrich wollte die Katze nicht im Sack kaufen und die Fotografie gab es noch nicht. (Heute würde er sich vielleicht auf Tinder umschauen.) Die Wahl des Königs fiel auf Grund optischer Prioritäten auf Anna, die daraufhin – ausgestattet mit einer Mitgift von 100.000 Gulden – nach England bestellt wurde.

Doch groß war die Enttäuschung. Weder sprach Anna englisch, noch war sie in irgendeiner Form interessant. Und so gut wie auf dem Gemälde sah sie schon gar nicht aus. Das schöne Geld, einfach in den Wind geschossen! Hans Holbein als langjähriger Maler der königlichen Familie war gefeuert.*

Abgesehen davon, dass die Situation für Anna sicherlich unangenehm und Hans Holbeins Jobverlust bitter war, gefällt mir diese Geschichte wahnsinnig gut, denn sie bringt auf den Punkt, um was es mir beim Porträtzeichnen geht:

Ausdruck ist alles, Ähnlichkeit wird überschätzt.

Vielleicht hat Holbein in Anna von Kleve etwas gesehen, dass Heinrich VIII. verborgen blieb? Oder wollte er seinen Chef hinters Licht führen? In jedem Fall besaß er die Gabe, mit seinem Porträt zu verzaubern. Er legte seine persönliche Sicht in sein Bild. Darin sehe ich Aufgabe und Unvermeidbarkeit zugleich. Ob wir wollen oder nicht – es scheint auch etwas von unserer eigenen Persönlichkeit durch in unserem Werk. Bildausschnitt, Pose, Komposition, Farbwahl, Größe – all das beeinflusst der Künstler, die Künstlerin. Ein anderer Maler hätte ein völlig anderes Werk geschaffen.

* (Für alle, die sich jetzt Sorgen um Annas Kopf machen, schließlich hat Heinrich VIII. einen Ruf, wie er mit ungeliebten Ehefrauen umging: Der König heiratete Anna zwar zähneknirschend, annullierte die Ehe aber schleunigst. Anna blieb bis zu ihrem Lebensende in England, ausgestattet mit Geld und diversen Wohnsitzen. Sie überlebte Heinrich und alle seine Frauen.)

2 WARUM DIESES BUCH?

Vor einigen Jahren packte mich aus heiterem Himmel die Idee, Porträts zu zeichnen. Ich hatte mich lange mit verschiedenen anderen Themen und Techniken beschäftigt – Stillleben, Landschaften, Abstraktion in Bleistift, Acryl, Öl, Buntstift ... Warum nicht auch Porträts? Ganz wichtig war mir dabei vor allem die Ähnlichkeit. Hallo, sonst ist es ja wohl kein richtiges Porträt?!

Ich fing mit einem Selbstporträt nach meinem Spiegelbild an, mit Bleistift. Schön großes Format, ich glaube es war DIN A3. Mit dem Fokus auf die Ähnlichkeit und der unhandlichen Papiergröße wurde es zu einer frustrierenden Geschichte. Ich verkrampfte immer mehr und heraus kam irgendeine fade aussehende Frau mit ernstem Blick.

Es war ein langer Weg, bis ich Spaß am Porträtieren fand und glücklich mit meinen Bildern war. (Beides ist wichtig, kann aber auch unabhängig voneinander laufen.) Ich habe mich von anderen Künstler:innen inspirieren lassen, Kurse besucht, experimentiert und vor allem häufig und viel gezeichnet. Und mit dem Tun kamen die Erfolgserlebnisse. Mittlerweile unterrichte ich Porträtzeichnen.

Was mir leider während meiner Suche nach Tipps und Techniken selten begegnete, waren Bücher zu dem Thema, die mich ansprachen. Sie waren meist anatomisch korrekt – ja, aber irgendwie steif. Ich jedoch suchte nach dem lockeren, expressiven Ausdruck, der gleichzeitig die Persönlichkeit der porträtierten Person wiedergibt. Perfektion und Fotorealismus langweilten mich – ich wollte lebendige Porträts. Und ich merke in meinen Kursen, das begeistert auch meine Kursteilnehmenden.

Deshalb dieses Buch, (beinahe) ohne klassischdidaktische Anleitungen. Es ist für alle, die einfach loslegen wollen und denen das Wissen reicht, dass Augen, Nase und Mund untereinander im Gesicht sitzen und die Ohren seitlich angebracht sind. Ich liefere keine fertigen Rezepte und 1:1 Anleitungen, sondern möchte Sie zum Experimentieren anregen. Dabei geht es um Fragen wie: Wo fange ich an? Wie werden meine Zeichnungen locker? Wie erziele ich Ähnlichkeit? Sie können das Buch von vorn nach hinten lesen und die Übungen dazu machen. Oder Sie verwenden es als Nachschlagwerk, Inspirationsquelle und Bildband.

Picken Sie sich gern heraus, was für Sie nützlich ist. Verarbeiten Sie verschiedene Medien wie zum Beispiel Aquarell, Buntstift und Tusche in einem Bild. Ist Ihnen nicht danach, nehmen Sie etwas anderes. Gönnen Sie sich alle Freiheiten, denn hier gibt es keine Rezepte, nur Anregungen. Dieses Buch ist für alle, die glauben, nicht zeichnen zu können.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei!

Einige Porträts sind mit Nummern versehen. Sie beziehen sich auf das Bildquellenverzeichnis.

Sie haben nur einen Kugelschreiber? Kein Problem ...

3 NEHMEN SIE DAS MATERIAL, DAS SIE HABEN!

Natürlich macht es Spaß, sich eine breite Palette an neuen Stiften, Farben und Pinseln zuzulegen. Aber bevor Sie das tun, werfen Sie erst mal einen Blick in Ihre Schubladen (oder die Ihrer Kinder). Irgendwas findet sich immer. Für den Anfang reichen Bleistift, Radiergummi, farbige Stifte, ein schwarzer Filzstift und ein Tuschkasten plus Pinsel, einfaches Kopierpapier und ein Block mit stärkerem Papier ab 120 g/qm. Porträtieren lässt sich mit einfachen Mitteln, man braucht keine teure Ausrüstung. Spaß bringt es auch, ein bisschen zu experimentieren. Vielleicht mit Tusche, Wachsmalern, Aquarellfarben, Kohle ...

Zu viel Material kann überfordern, dagegen führt Verknappung oft zu kreativen Schüben. Einkaufen gehen können Sie immer noch. Vielleicht möchten Sie später ins DIN A5-Format wechseln oder lieber großformatig zeichnen. Vielleicht mögen Sie keine Buntstifte, dafür Tusche und Kugelschreiber. Alles reine Geschmackssache und Geschmack kann sich verändern. Dann probieren Sie eben eine neue Technik aus – das macht Ihre Bilder abwechslungsreich und erweitert Ihre Fähigkeiten.

Mehr zu meinem Lieblingsmaterial finden Sie im Kapitel »Mein Material«, wo ich auch gleich ein paar Grundtechniken demonstriere.

4 GUTE PORTRÄTS – SCHLECHTE PORTRÄTS

Wer beurteilt eigentlich, ob ein Porträt gut ist? Ich hoffe doch, das sind Sie! Huch, sagen Sie jetzt vielleicht, das kann ich doch gar nicht. Oder: Meine Porträts sehen immer doof aus. Na, na, na!

Sicherlich haben Sie in Ihrem Leben schon unzählige Porträts gesehen. Sie umgeben uns fast automatisch, zum Beispiel in Zeitschriften, Zeitungen, in der Werbung und in der Kunst, in den sozialen Medien und in unserer Fotosammlung (Stichwort Selfie!). Sie sind fotografiert, gezeichnet, gemalt, collagiert. Unbewusst und spontan entscheiden wir, welche uns gefallen und welche nicht. Manchmal mögen wir die aufwendig inszenierten genauso wie wir an Schnappschüssen hängen können, die vielleicht nicht hundertprozentig perfekt sind, mit denen wir aber schöne Erinnerungen verbinden. Alles hat seine Berechtigung. Manchmal ändert sich sogar unser Geschmack.

Und deshalb hier schon die erste Empfehlung, wenn Sie mit dem Porträtzeichnen beginnen: Seien Sie geduldig und würdigen Sie Ihre ersten Schritte. Haben Sie Ihre Zeichnungen lieb und bewerten Sie sie nicht zu krass, vor allem, wenn Sie es noch nie vorher versucht haben. Die Binsenweisheit »Jeder: hat mal klein angefangen« ist richtig. Die ersten zaghaften Versuche der von uns bewunderten Künstler:innen findet man eher nicht in den Museen dieser Welt.

Entspannen Sie sich also. Sie müssen Ihre Zeichnungen niemandem zeigen. Zeichnen Sie nicht für ein Publikum, sondern für sich, weil Sie Freude daran haben. Akzeptieren Sie, dass nicht gleich alles gelingt und man nicht gleich jede neue Technik beherrschen kann. Bei jedem anderen Handwerk können wir das doch auch. Und Zeichnen ist nichts anderes als im wahrsten Sinne ein Handwerk.

Machen Sie sich bewusst, Sie schaffen etwas Einzigartiges. In einer Welt voller Fotos bekommen Zeichnungen eine ganz andere Wertigkeit. So, wie Sie eine Person darstellen, können nur Sie es. Ihr Bild trägt Ihre Handschrift, gibt Ihre Persönlichkeit wieder. Sie bilden nicht bloß ab, Sie interpretieren. Und Sie entscheiden, wie Ihr Bild aussieht.

Aber was ist denn nun mit der Ähnlichkeit?! Das kann dauern, kommt aber ganz sicher – wenn Sie dranbleiben! Vielleicht tröstet Sie, dass der Brockhaus in seiner Definition eines Porträts die Ähnlichkeit gar nicht erwähnt. Ha! Er spricht einfach von einem Bildnis, einer künstlerisch umgesetzten Darstellung eines Menschen (in der Ausgabe von 1992, 19. Auflage). Und das sind Ihre Porträtzeichnungen doch allemal.

Klecksgesichter

5 GANZ WICHTIG: AUFWÄRMEN