Post-Truth-Management - Ludger Heidbrink - E-Book

Post-Truth-Management E-Book

Ludger Heidbrink

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Beschreibung

Ludger Heidbrink und Alexander Lorch beobachten, dass in Zeiten der geradezu überbordenden Rede von der Unternehmensverantwortung und verantwortlicher Führung die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit immer größer wird. Dies führt zu einer tiefen Vertrauenskrise in der Wirtschaft, die bei genauerer Betrachtung eine Verantwortungskrise ist: Alle reden von Verantwortung, aber keiner ist verantwortlich, wenn es darauf ankommt. Die Autoren suchen in Ihrem Beitrag aus dem Kursbuch Nr. 189 "Lauter Lügen" nach Erklärungen, warum Führungskräfte immer wieder gegen das Prinzip der Verantwortung verstoßen und damit ihre Vertrauenswürdigkeit verspielen.

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Seitenzahl: 21

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Lauter Lügen

 

Inhalt

Ludger Heidbrink, Alexander Lorch | Post-Truth-Management. Die postfaktische Verantwortungslosigkeit in Unternehmen

Anhang

Die Autoren

Impressum

Ludger Heidbrink, Alexander LorchPost-Truth-ManagementDie postfaktische Verantwortungslosigkeit in Unternehmen

Als im September 2015 die Manipulation der Schadstoffsoftware für Diesel-Pkw bei VW publik wurde, trat Martin Winterkorn, der damalige Vorstandsvorsitzende, vor die Kameras und sagte: »Als Vorstandsvorsitzender übernehme ich die Verantwortung für die bekannt gewordenen Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren und habe daher den Aufsichtsrat gebeten, mit mir eine Vereinbarung zur Beendigung meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns zu treffen. Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin.«1 Auch wenn die Ermittlungen nochlaufen, dürfte zumindest eine Duldung der Abgasmanipulation durch Winterkorn wahrscheinlich sein.2 Umso bemerkenswerter ist es, dass der CEO von VW zwar die »Verantwortung« für den Dieselskandal übernimmt, gleichzeitig aber jegliches »Fehlverhalten« von sich weist.

Alle reden von Verantwortung, aber keiner ist verantwortlich

Die Beschäftigung mit Verantwortung ist in der Wirtschaft inzwischen ein weitverbreitetes Phänomen. Immer mehr Firmen besitzen Abteilungen für Corporate Social Responsibility (CSR), schicken ihre Manager zu Kursen über Responsible Leadership und propagieren auf ihren Webseiten unternehmerisches Wohlverhalten in Gestalt von Corporate-Governance-Kodizes. Die Headlines der Nachhaltigkeitsreports und PR-Claims deutscher Konzerne in den letzten Jahren reichen von »Verantwortung kennt keine Grenzen« (VW 2013) über »Wir leben Verantwortung« (Telekom 2014) bis zu »Wir sind verantwortlich« (MAN 2014).

Das offizielle Bekenntnis zur Verantwortung wird jedoch konterkariert durch zahlreiche Unternehmensskandale und Fehltritte von Führungskräften. Die Deutsche Bank musste für die Manipulation des Libor-Zinssatzes allein in den USA 2,5 Milliarden Dollar zahlen und jüngst in einem gerichtlichen Vergleich insgesamt 7,2 Milliarden Dollar Zivilbuße und Entschädigungsrücklagen für den Verkauf hypothekengedeckter Wertpapiere zwischen 2005 und 2007 bereitstellen.3 Die 2006 bekannt gewordene Korruptionsaffäre hat Siemens bis heute rund 2,5 Milliarden Euro gekostet, die nur zu einem geringen Teil durch Rückforderungen an die Vorstände und Aufsichtsräte ausgeglichen werden konnten. Komplizierte Rechtslagen und Vergütungssysteme machen es schwierig, angemessene Entschädigungen von verantwortlichen Managern und Führungskräften einzufordern.4

Natürlich handelt es sich bei diesen Skandalen um Einzelfälle, die aber angesichts des anhaltenden Reputationsverlustes, den Manager und Unternehmen in der öffentlichen Wahrnehmung erleiden, umso schwerer wiegen. Ähnlich wie die Politik steckt die Wirtschaft in einer tiefen Vertrauenskrise, die bei genauerer Betrachtung eine Verantwortungskrise ist: Alle reden von Verantwortung, aber keiner ist verantwortlich, wenn es darauf ankommt. Zwischen der ausufernden CSR-Rhetorik, der Rede von Sustainable Management und Shared Value und der kruden Realität des Unternehmensalltags herrscht eine frappierende Diskre