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Testosteron ist das wichtigste männliche Geschlechtshormon. Ein normaler Testosteronspiegel ist unabdingbar für die männliche Gesundheit ist. Er sorgt für Leistungsfähigkeit, Konzentration und ein erfülltes Sexualleben. Informativ und gut verständlich zeigt Dr. Peter Niemann, warum Testosteron für den Mann essenziell ist und wie es natürlich gesteigert werden kann.
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Seitenzahl: 203
Veröffentlichungsjahr: 2022
Buch
Testosteron ist das wichtigste männliche Geschlechtshormon. Ein normaler Testosteronspiegel ist unabdingbar für die männliche Gesundheit. Ein ausgeglichener Testosteronhaushalt sorgt für Leistungsfähigkeit, Konzentration und ein erfülltes Sexualleben. Informativ und gut verständlich zeigt Dr. Peter Niemann, warum Testosteron für den Mann essenziell ist und wie es natürlich gesteigert werden kann.
Autor
Dr. Peter Niemann ist in den USA und Deutschland aufgewachsen. Nach dem Studium der Humanmedizin arbeitet er heute als Facharzt für Innere Medizin, Geriatrie und Integrativmedizin. Seit 2009 lebt und arbeitet Dr. Peter Niemann in den USA.
Dr. Peter Niemann
Powerhormon Testosteron
Warum es für den Mann so wichtig ist und wie es natürlich gesteigert werden kann
Für mehr Gesundheit, Fitness und Ausdauer
Alle Ratschläge in diesem Buch wurden vom Autor und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.Wir haben uns bemüht, alle Rechteinhaber ausfindig zu machen, verlagsüblich zu nennen und zu honorieren. Sollte uns dies im Einzelfall aufgrund der schlechten Quellenlage bedauerlicherweise einmal nicht möglich gewesen sein, werden wir begründete Ansprüche selbstverständlich erfüllen.Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
Originalausgabe August 2022
Copyright © 2022: Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlag: Uno Werbeagentur, München
Umschlagmotiv: FinePic®, München
Redaktion: Eckard Schuster
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
GS ∙ IH
ISBN 978-3-641-28184-7V001www.goldmann-verlag.de
Einleitung
Teil 1
Kapitel 1: Die Entdeckung von Testosteron
1.1 Was ist Testosteron?
1.2: Die Herstellung von Testosteron in unserem Körper
1.3: Wie Testosteron verstoffwechselt wird
1.4: Der Testosteronspiegel im Tagesverlauf
1.5: Die körperliche Regelung des Testosterons und seine Messung
1.6: Was ist ein normaler Testosteronwert?
Kapitel 2: Die wichtige Funktion des Testosterons
2.1: Testosteron – ein lebenswerteres Leben mit weniger Depressionen
2. 2. Testosteron – weniger Schmerzen und schmerzresistenter
2.3: Immer ruhig bleiben – Stressresistenz
2.4: Positivere Selbsteinschätzung durch Testosteron
2.5: Testosteron – bei Frauen beliebter
2.6: Intensivere Sexualität, weniger sexuelle Störungen
2.7: Besseres Gedächtnis, höhere Denkleistung
2.8: Stärkere Knochen und Muskeln
2.9: Verbesserung von Stoffwechselstörungen
Kapitel 3: War die COVID-19-Pandemie auch eine Pandemie des niedrigen Testosterons?
Kapitel 4: Midlife-Crisis: Hilfe, das Testosteron ist zu niedrig!
Teil 2
Kapitel 5: Über 50 natürliche Wege, um Testosteron zu erhöhen
Tipp 1: Verlieren Sie Gewicht
Tipp 2: Treiben Sie Sport
Tipp 3: Schlafen Sie ausreichend
Tipp 4: Meiden Sie Stress
Tipp 5: Meiden Sie Plastikbehälter
Tipp 6: Bauen Sie einen Wasserfilter ein oder filtrieren Sie Ihr Wasser
Tipp 7: Essen Sie Bioprodukte
Tipp 8: Betreiben Sie regelmäßige Zahnpflege
Tipp 9: Gehen Sie mit Ihrem Arzt Ihre Medikamentenliste durch
Tipp 10: Lassen Sie Ihre Hoden auf Varikozelen untersuchen
Tipp 11: Lassen Sie sich auf bestimmte Krankheiten untersuchen
Tipp 12: Arbeiten Sie nicht zu viel
Tipp 13: Tragen Sie Ihr Mobiltelefon nicht zu nah an Ihren Hoden
Tipp 14: Schauen Sie nicht zu viel fern
Tipp 15: Meiden Sie Lärm
Tipp 16: Essen Sie Honig
Tipp 17: Essen Sie gelegentlich eine Süßkartoffel
Tipp 18: Reduzieren Sie Ihren Zuckerkonsum
Tipp 19: Vermeiden Sie fettfreies Essen (wenn Sie normalgewichtig sind)
Tipp 20: Trinken Sie Kaffee
Tipp 21: Essen Sie mehr Zwiebeln
Tipp 22: Probieren Sie Ingwer
Tipp 23: Meiden Sie bestimmte Nahrungsmittel
Tipp 24: Fasten Sie nur unter bestimmten Bedingungen
Tipps 25–36: Nahrungsergänzungsmittel
Tipp 25: Probieren Sie Zink
Tipp 26: Nehmen Sie Magnesium ein
Tipp 27: Nehmen Sie Bor ein
Tipp 28: Überprüfen und erhöhen Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel
Tipp 29: Versuchen Sie D-Asparaginsäure
Tipp 30: Nehmen Sie Ashwagandha ein
Tipp 31: Erwägen Sie Mucuna
Tipp 32: Setzen Sie Bockshornklee ein
Tipp 33: Versuchen Sie Pinienrindenextrakt mit Arginin
Tipp 34: Erwägen Sie Maca
Tipp 35: Probieren Sie Tongkat Ali
Tipp 36: Probieren Sie Tribulis terrestris
Tipps 37–53: Rauschmittel und ihre Wirkungen
Tipp 37: Trinken Sie (nur) gelegentlich Alkohol
Tipp 38: Konsumieren Sie nur wenig oder kein Cannabis
Tipp 39: Rauchen Sie ein paar Zigaretten
Tipp 40: Lieber zu kalt als zu warm – gehen Sie hinaus in die Kälte
Tipp 41: Seien Sie vorsichtig beim Fahrradfahren
Tipp 42: Suchen Sie sich eine Kampfsportart aus
Tipp 43: Gewinnen Sie beim Sport, beim Videospiel oder an der Börse
Tipp 44: Werden Sie Anhänger einer Mannschaft oder einer Partei, die oft gewinnt
Tipp 45: Fahren Sie einen Sportwagen, oder gönnen Sie sich Markenartikel
Tipp 46: Werden Sie Chef
Tipp 47: Meiden Sie große Höhen(wanderungen)
Tipp 48: Tragen Sie lockere Unterwäsche und Hosen
Tipp 49: Nehmen Sie eine Auszeit von Ihren Kindern
Tipp 50: Drehen Sie die Musik aus
Tipp 51: Machen Sie Extremsport
Tipp 52: Meiden Sie bestimmte Cremes, auch Sonnenschutzcremes
Tipp 53: Seien Sie sexuell aktiv
Kapitel 6: Therapiemöglichkeiten mit Testosteron
Testosterontabletten
Hauttherapie
Injektionstherapie
Schluss
Quellenverzeichnis
Sachregister
Wir leben in sich schnell wandelnden Zeiten. Während noch vor wenigen Jahren fast alle Menschen regelmäßig – und analog – zur Arbeit pendelten oder gesellschaftliches Miteinander nur im direkten Kontakt geschehen konnte, sind heute Homeoffice, Homeschooling oder Videotelefonate und -konferenzen eine Selbstverständlichkeit geworden. Auch die moderne Medizin hat sich rasant entwickelt und viele neue und großartige Erkenntnisse in den letzten Jahren und Jahrzehnten zutage gefördert.
Der Mensch ist aber im Grunde genommen noch immer das gleiche Wesen geblieben, trotz all dieser Veränderungen. Unsere Grundstruktur, die Biologie des Körpers, ähnelt noch immer jener unsere Vorfahren, die vor vielen zig Jahrtausenden den Schritt raus aus den Wäldern in die Steppen Afrikas wagten. Das ist ein Problem, denn wir müssen uns bewusst machen, dass nicht alle Veränderungen in unserer Umwelt positiv auf uns wirken und wir deshalb oft eine Dissonanz zwischen unserem Körper und unserer Umwelt erleben. Gerade in den letzten Jahrzehnten hat sich unsere Umwelt so massiv verändert, dass viele von uns diese Dissonanz spüren.
Die Midlife-Crisis wurde beispielsweise erst in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts beschrieben, viele Wissenschaftler betrachten sie als Folge der Moderne und Industrialisierung.1 Auch die Zahl der psychischen Erkrankungen nimmt seit Jahren unentwegt zu und hat gerade im Jahr 2020 einen Rekordstand in vielen Ländern erreicht, wobei auch die COVID-19-Pandemie eine Rolle spielte.2 Schlafstörungen sind auf dem Vormarsch, und immer mehr Menschen leiden an chronischem Stress und/oder Burn-out. All das deutet darauf hin, dass unsere moderne Gesellschaft uns zwar zum Teil fantastische Möglichkeiten der Selbstverwirklichung bietet, wir aber uns im eigentlichen Sinne des Wortes nicht mehr wohl in unserer Haut fühlen.
Testosteron beziehungsweise sein Mangel spielt hierbei gerade bei vielen Männern eine sehr wichtige Rolle. So beobachtet man, dass Männer mit dem Älterwerden öfters depressiv werden. Sie neigen auch eher zur Fettleibigkeit, klagen vermehrt über nachlassende Kraft und Energie, haben häufiger chronische Schmerzen oder leiden unter sexuellen Störungen. Hierbei spielt ein Mangel an Testosteron bei vielen Männern eine maßgebliche Rolle. Selbst während der COVID-19-Pandemie waren gerade jene Männer, die einen niedrigen Testosteronspiegel hatten, häufiger von einem schwereren Krankheitsverlauf betroffen und wiesen eine höhere Sterblichkeit auf als solche mit normalem Testosteronspiegel.3
Aber auch jüngere Männer sind immer häufiger von nachlassendem Testosteron betroffen. Spätestens seit den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts wird beobachtet, dass junge Männer immer niedrigere Testosteronwerte aufweisen im Vergleich zu gleichaltrigen Generationen vor ihnen.4 Überspitzt kann man sagen, dass ein 20- oder 30-jähriger Mann heutzutage nicht mehr – hormonell – im gleichen Maße Mann ist wie die gleichaltrigen Vertreter seiner Vater- oder Großvatergeneration vor ihm.
Mit anderen Worten: Das Thema niedriges Testosteron, fachlich als Hypogonadismus bezeichnet, ist durchaus ein sehr wichtiges. Es erhält aber nicht die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, die es verdient. Das soll mit diesem Buch geändert werden: Es soll Männern helfen, gesünder zu leben, aber auch ihre Männlichkeit wiederzuentdecken.
Denn was viele Männer zwar spüren, aber nicht unbedingt wissen: Ihr Testosteron nimmt oftmals schon ab dem 30. Lebensjahr kontinuierlich ab. Testosteron, dieses für Männer so wichtige Hormon, hilft ihnen, sich dynamisch und selbstbewusst zu fühlen, es ist für den Muskelauf- und den Fettabbau verantwortlich, reguliert die Sexualität, verbessert die Lebenszufriedenheit und Denkleistung, hilft bestimmte Krankheiten abzuwehren und noch vieles mehr. Wenn es aber fehlt, fühlen sich viele Männer unwohl, und manche verfallen sogar in eine regelrechte Depression. Dabei sind, je nach Untersuchung, bis zu einem Drittel aller Männer über 45, aber auch immer mehr jüngere Männer, mittlerweile vom Phänomen eines zu niedrigen Testosteronwerts betroffen.5
Wenn Männer (und ihr Umfeld, meist die Partnerin oder Ehefrau) sich für das Thema Testosteron interessieren, ist der Wert oft schon mehrere Jahrzehnte lang abgesunken. Es ist zwar nie zu spät, diese Entwicklung rückgängig zu machen, aber man hat dann doch jede Menge Lebenslust, -kraft und -zeit verschwendet. Wenn ich diese Männer dann in der Praxis oder im Krankenhaus erlebe, bedauere ich all diese Jahre, die sie unerkannt gelitten haben.
Genau hier soll dieses Buch ansetzen. Ich will wichtige Aspekte der mittlerweile sehr umfangreichen Forschung zum Thema Testosteron vorstellen. Aber es sollen nicht nur all die Zusammenhänge von Testosteron mit Krankheiten, Lebensfreude und Gesundheit aufgezeigt werden, sondern auch mehr als 50 konkrete Ratschläge präsentiert werden, mit deren Befolgung Männlichkeit zurückgewonnen werden kann, unabhängig vom Alter. Mit Absicht wird eine breite Palette an Empfehlungen vorgestellt, damit für jedermann etwas dabei ist. Natürlich kann man auch auf Testosteronpräparate zurückgreifen, doch es wird seit Jahren kontrovers gestritten, ob diese sich nicht nachteilig auf das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko auswirken.6 Deshalb werden sie diesbezüglich auch vonseiten der Ärzte nicht mehr ganz so freizügig verschrieben.7 Die hier im Buch präsentierten Ratschläge sind daher echte Alternativen, weil es sich um natürliche Testosteron-Booster handelt.
An wen richtet sich dieses Buch? Es ist nicht nur für Männer gedacht, die ihre Männlichkeit wiederherstellen oder verbessern wollen, sondern auch für all jene Frauen, die diese Männer im Leben begleiten, ob als Partnerin, Mutter, Tochter, Schwester oder Freundin. Es richtet sich also an all jene Menschen, die ein Interesse daran haben, dass ein Mann eine erfüllte Sexualität hat und sich eines zufriedenen, vitalen und dynamischen Lebens erfreut.
Dieses Buch kann natürlich keinen Arzt oder Apotheker ersetzen, und so möchte ich betonen, dass jeder meiner Ratschläge idealerweise mit einem Arzt und/oder Apotheker Ihrer Wahl und Ihres Vertrauens besprochen werden sollte. Wir sind alle derart verschieden, dass es nie eine Standardlösung für alle geben kann.
Beim Verfassen eines solchen Buches müssen viele Entscheidungen gefällt werden, wie beispielsweise die Bewertung der sehr umfangreichen wissenschaftlichen Studienlage zum Thema Testosteron. Eine weitere besteht darin, wie man mit den zahlreichen englischen Begriffen umgehen soll. Heutzutage wird in der Wissenschaft überwiegend auf Englisch publiziert, doch empfinde ich mit Anglizismen gespickte Texte als holprig. Deshalb habe ich viele Begriffe aus dem Englischen übersetzt und mit Absicht mich lieber für deutsche Wörter entschieden – das dient der Lesbarkeit des Textes.
Darüber hinaus weiß ich, dass es Wissenschaftlerinnen genauso gibt wie Wissenschaftler und dass weibliche Ärzte mittlerweile gegenüber männlichen in der Überzahl sind. Dennoch habe ich, erneut die Lesbarkeit des Buches im Auge, mich dafür entschieden, die männlichen Bezeichnungen zu wählen. Damit möchte ich niemanden vor den Kopf stoßen und bitte deshalb die geneigte Leserin oder den geneigten Leser, sich einfach die weiblichen Bezeichnungen mitzudenken. Weiterhin ist mir bewusst, dass die Sexualität breit gefächert ist, und wenn gelegentlich die traditionelle Mann-Frau-Konstellation in diesem Buch angedeutet wird, so dürfen sich die Leserin und der Leser trotzdem sicher sein, dass ich um die Vielfalt des Lebens und auch der Sexualität weiß und dieses in meinen Formulierungen stets mitgedacht und mitgemeint habe, auch wenn es nicht ausdrücklich so ausgesprochen wird.
Mein oberstes Ziel ist die Vermittlung jenes Wissens, wie wir Menschen ein gesundes und glückliches Leben führen können. Für viele Männer bedeutet das, ihr Testosteron zu erhöhen beziehungsweise zu normalisieren. Ich freue mich, dass Sie mich auf dieser Reise hin zu mehr Gesundheit begleiten. Dieser Wunsch, möglichst viele Menschen gesund und glücklich zu sehen, ist mein Antrieb als Arzt und Autor. Und dafür müssen Männer auch Männer sein.
Ihr Dr. med. Peter Niemann
Der menschliche Körper ist voller chemischer Stoffe, die alle auf ihre Art und Weise wichtige Funktionen ausüben. Wir nehmen dieses komplexe Wechselspiel nur in den seltensten Fällen wahr, wobei schon kleine Fehlfunktionen große Konsequenzen haben und beispielsweise Beschwerden und Krankheiten bedingen können. Diese chemischen Stoffe kommen zwar in den unterschiedlichsten Formen und Größen vor, sind aber mit dem bloßen Auge nicht erkennbar, bedürfen also hochauflösender Elektronenmikroskope oder chemischer Analyseverfahren, um überhaupt erkennbar zu sein. Deshalb wurden sie vor allem im 20. und 21. Jahrhundert entdeckt, wobei es selbst heute noch ständig Neuentdeckungen in der menschlichen Biochemie gibt.
Das Molekül Testosteron stellt hier keine Ausnahme dar. Es wurde erstmals im Jahr 1935 von den Chemikern Adolf Butenandt, Károly Gyula und Leopold Ružička synthetisiert. Butenandt und Ružička erhielten hierfür 1939 den Nobelpreis für Chemie. Allerdings hatte man schon im 18. Jahrhundert festgestellt, dass kastrierte Hähne einen Teil ihrer Männlichkeit zurückerlangten, wenn sie Hoden anderer Hähne implantiert bekamen. Im 19. Jahrhundert tauchten zunehmend Berichte auf, wonach von Hoden gewonnene Flüssigkeit bei älteren Männern zu einer Zunahme der Stärke, des Wohlbefindens und sogar der sexuellen Potenz führte.8 Mit anderen Worten: Die Wissenschaft hatte sich schon seit Jahrhunderten mit Testosteron beschäftigt, auch wenn es erst mit seiner erstmaligen künstlichen Herstellung 1935 die Bühne der modernen Medizin betrat. Doch seither ist es kaum wegzudenken von der Gesundheit von Männern (und zum Teil auch Frauen). Doch was ist überhaupt Testosteron?
Testosteron ist ein Hormon. Der deutsche Begriff hierfür, »Botenstoff«, beschreibt seine Wirkung auf sehr eindrückliche Art und Weise: Es wirkt wie ein Bote auf die verschiedensten Körperteile und Organe, auch wenn sie weit von der Produktionsstätte entfernt liegen. Es gibt im menschlichen Körper viele Botenstoffe wie beispielsweise Östrogen, Progesteron, Kortisol, Adrenalin oder eben Testosteron.
Wie der Name schon sagt, wird Testosteron beim Menschen vor allem im Hoden (lateinisch: testis) gebildet. Das ist auch der Grund, wieso es in deutlich höherer Konzentration beim Mann vorkommt, etwa zehnfach höher als bei einer gleichaltrigen Frau – ein Mann hat Hoden, sie nicht. Dennoch stellen auch Frauen und Kinder Testosteron her, aber eben nicht in den hohen und für Männer typischen Konzentrationen.
Etwa 95 Prozent der Testosterongesamtproduktion beim Mann findet in den Hoden statt, daneben wird es auch in den Nebennieren gebildet. Von hier kommt das Testosteron bei Frauen und Kindern, wobei kleine Mengen auch in den Ovarien, also den Eierstöcken, produziert werden.
Wir Menschen erreichen unsere maximale körperliche Leistung Anfang bis Mitte zwanzig, und Gleiches gilt auch für die Testosteronproduktion: Ihr Maximum liegt in der frühen Erwachsenenzeit. In der Regel erreicht man(n) also im Alter zwischen 20 und 30 Jahren den höchsten Wert des Testosteronspiegels. Ab dreißig geht es körperlich – langsam – bergab, das Testosteron nimmt pro Jahr um etwa ein bis zwei Prozent ab.
Aber schon hier kann ich Sie beruhigen: Das ist keine unabwendbare Entwicklung, und die Mehrzahl der Männer im höheren Alter hat noch normale Testosteronwerte. Vor allem aber gibt es inzwischen viele Anti-Aging-Maßnahmen, mit denen das Älterwerden nicht nur verlangsamt, sondern zum Teil gestoppt oder sogar rückgängig gemacht werden kann, was auch beim Testosteron gilt. Mit zum Teil sehr einfachen Veränderungen können Sie Ihr Testosteron problemlos in kurzer Zeit erhöhen – und können also Ihre eigene Männlichkeit steuern sowie aktives Anti-Aging betreiben.
Sollte bei Ihnen (oder einem Mann, den Sie kennen) diese Entwicklung trotzdem schon eingesetzt haben, so ist es wichtig, eine solche Abnahme des Testosteronspiegels in ihrem Kontext zu setzen: Wenn der Maximalwert mit 30 Lebensjahren erreicht ist und der Testosteronspiegel dann um 1,5 Prozent jährlich abnimmt, dann bedeutet das, dass bei einem 60-jährigen Mann nur noch die Hälfte des ursprünglichen Wertes vorhanden ist. Das ist zwar noch immer zehnmal so viel wie bei einer (gleichaltrigen) Frau und etwa 20-fach höher als bei einem achtjährigen Jungen, trotzdem wird der 60-jährige Mann den Unterschied natürlich spüren. Erklärt das vielleicht, warum Sie oder jemand, den Sie gut kennen, sich in letzter Zeit immer so müde und kraftlos fühlt? Wieso die Muskelmasse und die sexuelle Lust abnehmen?
Wie Sie sich denken können, erklärt diese hormonelle Differenz viele der körperlichen und auch psychischen Unterschiede zwischen einem jüngeren, 30-jährigen und einem gar nicht einmal so alten, 60-jährigen Mann. Noch tragischer ist das, weil heutzutage immer häufiger gerade auch Männer mit 20 oder 30 Jahren unter einem niedrigen Testosteronspiegel leiden. Dass sie dann lieber daheim vor dem Fernseher sitzen wollen oder über vielfältige Beschwerden klagen, könnte genau vom Fehlen dieses männlichen Botenstoffes herrühren.
Dabei ist die eigentliche Menge des Hormons, die fehlt, gar nicht einmal besonders groß, oft nur ein oder zwei Milligramm. Denn der Körper eines durchschnittlichen 30-jährigen Mannes stellt etwa 6 Milligramm Testosteron pro Tag her, also sechs Tausendstel eines Gramms. Sie sehen: So potent ist Testosteron! Sie können hier sicherlich schon erahnen, welche körperlichen und psychischen Veränderungen sich abspielen, wenn bei einem Mann nur kleinste Erhöhungen dieses Botenstoffs eintreten.
Doch bevor auf einzelne Wirkungen des Testosterons eingegangen wird, sollen zunächst seine biochemische Herstellung, seine Verstoffwechslung, seine tageszeitlichen Schwankungen wie auch die laborchemische Bestimmung dargestellt werden – und die Frage beantwortet werden, welche Werte als abnormal anzusehen sind. Dabei geht es zum Teil ausführlich ins Detail, und ich habe Verständnis, wenn mancher Leser die folgenden Unterkapitel eher kursorisch streift.
Testosteron wird, wie schon oben erwähnt, in unterschiedlichen Organen hergestellt. Vor allem die testikuläre Produktion macht den Großteil aus, weshalb man in früheren Zeiten bei Jungen oder Männern manchmal die Hoden entfernte. Diese Art der Kastration wurde hierbei nicht nur als Strafe für Sexualstraftaten durchgeführt, sondern auch bei vorpubertären Jungen, weil man wusste, dass die Entfernung der Hoden zu einer starken Verringerung vieler männlicher Eigenschaften führte. Die so »behandelten« Männer wurden als umgänglicher und domestizierter angesehen und hatten meist weder sexuelles Verlangen noch sexuelle Potenz. Ihre Stimme war hoch, sie hatten nur spärlichen Bart- und Körperhaarwuchs, waren nicht besonders muskulös und neigten zur Fettleibigkeit. Im Osmanischen Reich setzte man sie vor allem als Haushaltshilfen und Betreuer für die Harems der Herrscher ein, in China in diversen Verwaltungs- und Politikbereichen im kaiserlichen Palast. Zwar wird diese Praxis noch immer in einigen (nicht westlichen) Ländern praktiziert, aber wenn heutzutage eine Reduktion des Testosterons, wie etwa bei manchen Krebsarten, erreicht werden soll, dann nutzt man lieber Medikamente, betreibt also statt einer anatomischen eine medikamentöse Kastration.
In den Hoden sind es die Leydig-Zellen, in denen die Herstellung von Testosteron stattfindet. Sie sind benannt nach dem bayerischen Anatom Franz von Leydig (1821–1908), der sie 1850 entdeckt und ihre Funktionsweise detailliert beschrieben hat.
Es gibt zwei Hauptstoffwechselwege, wie dieses Hormon hergestellt werden kann. Als Ausgangsstoff dient stets das Cholesterin, eine Substanz, die chemisch betrachtet ein Sterin beziehungsweise Sterol ist, weshalb Testosteron manchmal auch als »Steroid« bezeichnet wird. Cholesterin findet sich vor allem in Eiern, Butter und diversen Fleischprodukten, kommt aber letztlich in geringen Mengen in fast jedem Lebensmittel vor. Es ist heutzutage selten geworden, an Cholesterinmangel zu leiden, wobei das bei ausschließlich vegan sich ernährenden Männern durchaus auftreten kann. Übrigens soll man nicht im Umkehrschluss denken, dass eine fleischzentrierte Ernährung zu einer Erhöhung des männlichen Hormons führt. Das stimmt so nicht, Sportler etwa essen meist dann viel Fleisch, wenn sie mit den Eiweißen des verzehrten Fleisches ihre Muskelmasse aufbauen wollen.
Aus diesem Cholesterin entsteht also das Testosteron in mehreren Schritten. Diese Prozesse laufen in verschiedenen Teilen einer Zelle ab, am Anfang in den Mitochondrien, den Kraftwerken unserer Zelle, in späteren Schritten dann direkt in der Zelle selbst.
Das erste Zwischenprodukt ist Pregnenolon. Es folgen dann die Zwischenprodukte Progesteron und Androstendion, bevor man schlussendlich Testosteron erhält. Neben diesem Herstellungsweg, den man auch als Delta-4-Weg bezeichnet, gibt es den Delta-5-Weg, bei dem aus Pregnenolon die Zwischenprodukte 17α-Hydroxypregnenolon, Dehydroepiandrosteron (DHEA), Androstendion und schließlich Testosteron hergestellt werden.
All das ist erwähnenswert, weil sich gerade in der Sportszene die Einnahme einer (oder aller) dieser oben genannten Stoffe verbreitet hat. Es gibt eine mittlerweile unüberschaubar große Palette an Produkten, die einen (oder eben alle) dieser Stoffe vermarkten und hierbei eine testosteronerhöhende Wirkung anpreisen. Gerade DHEA (Dehydroepiandrosteron) und Androstendion erfreuen sich großer Beliebtheit und werden als Testosteron-Booster beworben.
Doch ich rate zur Vorsicht. Es gibt nur in seltenen Fällen einen Anlass, sie einzunehmen, und statt den männlichen Hormonhaushalt zu beeinflussen, vergeuden Sie entweder hiermit Ihr Geld (weil die Präparate oft ziemlich kostspielig sind), oder es treten Nebenwirkungen auf. Sollten Sie dennoch eine solche Einnahme erwägen, würde ich dringend zu einem ärztlichen Gespräch raten und eine laborchemische Bestimmung einer oder all dieser gerade aufgezählten Hormonwerte empfehlen.
Wenn dieses »männliche«– viele Wissenschaftler nennen es so, auch wenn es bei Frauen und Kindern ebenfalls vorkommt – Hormon dann hergestellt und vom betreffenden Organ (vor allem den Hoden, in geringerem Maße auch den Nebennierenrinden und Eierstöcken bei den Frauen) ausgeschüttet worden ist, gelangt es in die Blutbahn und damit ins Blut. Dort bindet es sich zu 97–99 Prozent an vor allem zwei Proteine beziehungsweise Eiweiße: das sexualhormonbindende Globulin (SHBG) und das Albumin. Hierbei verteilt es sich, grob gesprochen, zur Hälfte auf das Albumin und zur anderen Hälfte auf das SHBG, wobei das von den jeweiligen Konzentrationen der einzelnen Stoffe abhängt.
Die anderen 1–3 Prozent des Testosterons sind ungebunden im Blut und werden als freies Testosteron bezeichnet. Das ist dann das eigentlich wirksame Hormon, wobei der Wert sehr eng mit dem an das Albumin oder SHBG gebundenen Testosteron korreliert. Man kann labormedizinisch zwar das freie Testosteron messen, aber weil das technisch aufwendig ist und deutlichen und tageszeitlichen Schwankungen unterliegt, wird viel häufiger das Gesamttestosteron gemessen und dann der freie Teil anhand der Albumin- und sexualhormonbindenden Globulinkonzentrationen berechnet.
Es gibt im Körper keine nennenswerte Speicherstelle für das Testosteron, weshalb es andauernd und neu gebildet werden muss. Diese Notwendigkeit zur kontinuierlichen Herstellung – wie bei der Industrie mit der »Just-in-time«-Produktion – erklärt hierbei nicht nur die weiter unten aufgezeigten Tagesschwankungen, sondern auch, wieso schon kleine Veränderungen im Alltag, der Ernährung oder sonstigen Faktoren des Lebens so deutliche Effekte in oft nur wenigen Tagen und Wochen zeitigen können.
Dieses andauernd neu hergestellte Testosteron steht dann im Blut zur Verfügung, wo es sich an Rezeptoren bindet, also Proteinstrukturen an der Wand einer jeden Zelle, um in der entsprechenden Zelle seine Wirkung zu entfalten. Beim Knochen führt das zur Anregung von knochenbildenden Zellen, beim Muskel zu Aufbau und Verstärkung von Muskelfasern und im Gehirn zu eher »männlichen« Eigenschaften wie größere Schmerztoleranz oder verminderte Depressions- und Stressgefühle. Darauf wird später noch eingegangen. Denn zunächst soll dargelegt werden, wie dieser Botenstoff weiter verstoffwechselt wird.
Das in unserem Körper hergestellte Testosteron wird über drei Hauptwege angewendet beziehungsweise abgebaut. Während zwei davon als normal anzusehen sind, ist es der dritte nicht, auch wenn er heutzutage im Rahmen der zunehmenden Übergewichtigkeit von Männern häufiger vorkommt. Alle drei verdienen es, vorgestellt zu werden, gerade wenn man verstehen will, wieso manche Männer einen niedrigeren Testosteronwert haben als andere.
Die erste Methode, wie Testosteron im Körper seine Anwendung findet und damit auch verstoffwechselt wird, ist die Bindung des Testosterons an den Rezeptor einer Zelle, den Testosteronrezeptor. Es wirkt hierbei wie ein Schlüssel in einem Schloss, wobei es zwar keine Tür öffnet, dafür aber eine Kaskade von Stoffwechselprozessen in der Zelle anstößt. Das kann dann, je nach Zelle und Organ, zum Aufbau von Muskelmasse, dem Abbau von Körperfett oder auch dem Absinken von Zucker- und Fettwerten im Blut führen.9 Am Ende dieser Kaskade wird dann das Testosteron in der Zelle abgebaut und steht dem Körper nicht mehr zur Verfügung.
Der zweite Stoffwechselweg führt zur Umwandlung des Testosterons in einen anderen Botenstoff, das 5α-Dihydrotestosteron, manchmal auch verkürzt als Dihydrotestosteron bezeichnet. Beide Wirkstoffe ähneln sich in ihrer Funktion, wobei das Dihydrotestosteron als potenter gilt. Die Umwandlung geschieht in vielen Organen, und dabei ist das Enzym 5α-Reduktase beteiligt.10